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seschat
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Bewertungen

Insgesamt 895 Bewertungen
Bewertung vom 06.10.2020
Helden / Mythos-Trilogie Bd.2
Fry, Stephen

Helden / Mythos-Trilogie Bd.2


ausgezeichnet

Stephen Fry macht die klassischen Sagen des Altertums wieder lesbar. Geistreich, modern und leicht verständlich verleiht er den griechischen Heldsagen rund um Herakles, Bellerophon oder Theseus ein neues Gewand. Und diese Neuadaption macht einfach nur Spaß, nicht nur Antikenfans werden begeistert sein. Mir hat besonders der feine englische Humor, den Fry an einigen Stellen mit einfließen ließ, gefallen. Genau wie in seinem ersten Mythenbuch trifft Fry auch in "Helden" einfach den richtigen Ton und zeigt, dass die griechischen Heldensagen bis heute nichts an Spannung eingebüßt haben. Es sind vor allem die menschlichen Schwächen der griechischen "Überhelden", welche die Lektüre interessant machen.

Bewertung vom 06.10.2020
Die infantile Gesellschaft - Wege aus der selbstverschuldeten Unreife
Kissler, Alexander

Die infantile Gesellschaft - Wege aus der selbstverschuldeten Unreife


ausgezeichnet

Dass unsere Gesellschaft immer infantiler wird, ist eine wahre Beobachtung. Der Journalist Alexander Kissler hat sein neuestes Buch dieser Thematik gewidmet, indem er sich verschiedene Phänomene der Gegenwart herausgegriffen hat, die zeigen, wie sich "Erwachsene" bewusst als kindisch inszenieren. So wird beispielsweise die Lebens-/Familienplanung zeitlich immer weiter nach hinten geschoben, die Rückkehr des Wolfes in Deutschland beklatscht, klimapolitisch aktive Kinder wie Greta Thunberg unkritisch hofiert oder die leichte Sprache von der Politik immer stärker propagiert.

Das eigene Tun wird bei den "infantilen Erwachsenen" zum immerwährenden Spiel. Kissler spricht in diesem Zusammenhang gar vom "homo ludus", der Verantwortung scheut und einzig die eigene Zerstreuung und Inszenierung im Blick hat. Als Beispiel nennt er die literarische Figur des Peter Pan. Auch Werke von Jean-Jacques Rousseau und Aldous Huxley werden hinzugezogen.

Nun ist das alles nichts Neues, aber durchaus bemerkenswert - ein wichtiger Weckruf sozusagen. Insgesamt empfand ich die einzelnen Kapitel des Öfteren als zu ausführlich und manches Mal auch als dröge. Aber um sich der aktuellen Lage bewusst zu werden, hat Kissler ein recht solides Werk abgeliefert, das sogar an der ein oder anderen Stelle mit humorigen Zwischentönen aufwartet.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.09.2020
Willst du Blumen, kauf dir welche
Berg, Ellen

Willst du Blumen, kauf dir welche


ausgezeichnet

INHALT

Die 34-jährige Buchhändlerin Lena Hagedorn hat die Suche nach Mr. Right längst aufgegeben und sich mit ihrem beschaulichen Leben arrangiert. Dementsprechend hat sie für die Datingtipps und den ultimativen Liebesalgorithmus des Erfolgsautoren Benjamin Floros nur ein müdes Lächeln übrig. Nach einer Lesung geht Lena mit ihm eine Wette ein, die ihr Leben komplett umkrempeln und um einige zwischenmenschliche Erfahrungen reicher machen wird. Ob Benjamin als ihr Coach das perfekte Match für die blitzgescheite wie romantisch veranlagte Lena finden wird?

MEINUNG

Dieser Ellen-Berg-Roman hat mir mal wieder ab der ersten Zeile gefallen. Das lag vor allem an der locker-flockig erzählten Geschichte und der sympathischen Hauptprotagonistin. Ich habe viel über Lenas Dates gelacht, die oftmals nur mit viel Alkohol zu ertragen waren. Dass die smarte Hauptprotagonistin dann außerhalb des Online-Datings ausgerechnet in Benjamin ihren Traumprinzen fand, den sie anfangs noch verachtete und verbal bekriegte, war mehr als unterhaltsam und natürlich romantisch. Er ist das passende Puzzlestück zu ihr und gewinnt sie durch seine Ehrlichkeit und hohe Belesenheit. Am liebsten liefern sich beide Wortduelle mit Zitaten aus bekannten Liebesromanen, sehr häufig kommt dabei Jane Austen vor. Und einmal mehr zeigt sich, Intelligenz macht sexy. Man(n) muss nur stark genug sein :-)

Lenas gerissene Tante Hilde und ihre exaltierte Freundin Michelle sind quirlige Nebenfiguren, die den Plot durch ihre offenherzigen wie lebensklugen Kommentare bereichern. Sie ermutigen Lena stets, wobei mir besonders Hildes Vorliebe für Gedichte von Heinz Erhardt gefallen hat.

Die Story las sich ungemein flüssig. Hierfür sorgte vor allem Ellen Bergs Sinn für Humor. Treffsicher schilderte sie die Irrungen und Wirrungen im Online-Datingdschungel.

FAZIT
Eine gelungene kurzweilige Lektüre voller Emotionen.

Bewertung vom 15.09.2020
Die Insel der wilden Träume
Braun, Susanne

Die Insel der wilden Träume


ausgezeichnet

Tierärztin Susanne Braun wollte sich bereits als Kind um Pferde auf Island kümmern. Nachdem sie lange in einer deutschen Klinik gearbeitet hat, kommt das Angebot, einem isländischen Freund in seiner Praxis zu unterstützen, mehr als überraschend. Doch Braun überlegt nicht lang, denn sie hat nur dieses eine Leben, und zieht nach Island. Auch wenn sie in Deutschland vieles zurücklässt - Familie, Freunde, Pferdehof - lebt sie sich auf der gastfreundlichen Insel schnell ein. Zwar ticken die Uhren hier etwas anders und die deutsche Gründlichkeit ist eher rar gesät, dafür trifft man auf naturverbundene wie lösungsorientierte Menschen.

Mir hat an Brauns Buch vor allem ihre Leidenschaft für Pferde und für Island gefallen. Hier auf der rauen Insel hat die Autorin zu sich selbst gefunden und lebt den eigenen Traum. Von der Inselbevölkerung wurde sie schnell aufgenommen und für ihre gute Arbeit als Tierärztin und Chiropraktikerin geschätzt. Darüber hinaus ist sie eine Macherin, die nicht beim kleinsten Problem aufgibt. Es ist bewundernswert, mit welcher Energie sie ihre Zielen und Träume im Leben verfolgt und in die Wirklichkeit umsetzt.

Braun erzählt ihre ganz persönliche Geschichte authentisch leicht, so dass man ihre Ausführungen gern liest. Zudem lässt sie, zu meiner Freude, eine Menge isländische Kultur bzw. Eigenart in ihren Text einfließen. So gewinnt der Leser ein wirklich realistisches Bild vom dortigen Inselleben und den damit verbundenen Herausforderungen.

FAZIT
Ein Buch voll mit ansteckender Lebensfreude, das zeigt, dass man sich seine Träume verwirklichen sollte. Noch dazu bekommt man auf Anhieb Fernweh und möchte stante pede nach Island fliegen.

Bewertung vom 05.09.2020
Ist das gesund oder kann das weg?
Gitter, Christine

Ist das gesund oder kann das weg?


ausgezeichnet

Ich kann den Nahrungsergänzungsmitteltrend nicht wirklich nachvollziehen und stehe der gesamten Thematik eher kritisch gegenüber.

Aus diesem Grund habe ich zum vorliegenden Buch gegriffen. Darin schildert die Apothekerin Christine Gitter die Vor- und Nachteile von sog. Supplements.

Im Endeffekt können die Ergänzungsmittel einen bei der Heilung unterstützen, reichen aber in ihrer Wirksamkeit mitnichten an ein richtiges Medikament heran. Auch macht es einen Unterschied - nicht nur in Sachen Beratung, ob man diese Mittelchen, wie z. B. Vitamin C, B12, Selen, Zink usw., in der Apotheke kauft oder anonym im Internet. Für den Produzenten sind die Herstellungskosten und -auflagen milder als bei klinisch getesteten Arzneimitteln. Nur so kann ich mir die am Markt herrschende Schwemme an Nahrungsergänzungsmitteln erklären. Und klar ist auch, dass der Glaube Berge versetzen kann, aber dafür reicht m. E. auch ein Placebo. Krebs- und Herzkreislauferkrankungen lassen sich damit nicht auslöschen bzw. hinlänglich behandeln.

Ich begrüße es, dass die Autorin die Wirksamkeit einzelner Supplements in ihrem Buch kritisch unter die Lupe nimmt und realistisch einschätzt. Für mich sind und bleiben diese "Mittelchen" Lifestyleprodukte, mit denen sich gut Geld verdienen lässt. Wer sich gesund ernährt und auf Bewegung achtet, der braucht keine zusätzlichen Tabletten etc.

Bewertung vom 31.08.2020
Madame Curie und die Kraft zu träumen / Ikonen ihrer Zeit Bd.1
Leonard, Susanna

Madame Curie und die Kraft zu träumen / Ikonen ihrer Zeit Bd.1


sehr gut

Die vorliegende Romanbiografie erzählt die spannende Lebensgeschichte der Naturwissenschaftlerin Marie Curie (1867-1934) nach. Zeitlebens hatte es die gebürtige Polin nicht leicht, als Frau in der männlich dominierten Wissenschaftswelt zu bestehen und anerkannt zu werden. Schon in jungen Jahren fiel Curie durch exzellente Schulleistungen auf. Doch der frühe Tod der Mutter und die desolate finanzielle Lage des Vaters ließen ein Studium in weite Ferne rücken. Doch Curie gab nicht auf, arbeitete als Hauslehrerin und verdiente sich so ihr naturwissenschaftliches Studium an der Pariser Sorbonne. Später lernte sie ihre große Liebe Pierre Curie kennen und forschte mit ihm gemeinsam über Radioaktivität. Beide brannten für ihre Wissenschaft und respektierten einander. Doch in der Öffentlichkeit wurde immer nur Pierre Curie genannt oder zum Vortrag gebeten. Ein Umstand, der vor allem Marie Curie nicht behagte. Ihre späteren Nobelpreise in Physik und Chemie und ihr Engagement an der Sorbonne zeigen, dass sie es dann doch geschafft hat.

Susanna Leonard hat eine wirklich spannende, weil emotional packende Geschichte geschrieben, in der Marie Curies steiniger Weg an die damalige wissenschaftliche Weltspitze sehr authentisch nachgezeichnet wird. Marie Curies Intelligenz und ihr Mut imponieren mir. Weniger konnte mich die zweite Zeitebene, in der sich die gealterte Protagonistin immerfort an die "alte Zeit" erinnert, überzeugen, weil sie so statisch bzw. künstlich geschaffen/gewollt wirkte. Hätte die Autorin Curies leben chronologisch erzählt, hätte mir die Story noch mehr gefallen. Nichtsdestotrotz habe ich viel Wissenswertes über die erste weibliche Nobelpreisträgerin erfahren. Fakten und belletristische Freiheit gehen hier eine wunderbare Melange ein.

FAZIT
Eine unterhaltsame wie packende Lektüre mit Mehrwert.

Bewertung vom 23.08.2020
Der halbe Russ / Daisy Dollinger ermittelt Bd.1
Peter, Isolde

Der halbe Russ / Daisy Dollinger ermittelt Bd.1


gut

Isolde Peters Erstling wartet mit unterhaltsamen Charakteren und viel bayerischem Lokalkolorit auf. Nur an Spannung hat's gefehlt. Die Handlung bzw. Tätersuche plätscherte so dahin.

Die Hauptfigur Daisy Dollinger ist eine sympathische Person. Als Sekretärin einer Münchener Staatsanwältin bekommt sie allerhand mit und mischt sich gern ein. Im Fall des getöteten Straßenmusikers Oleg Wodka agiert sie gar als verdeckte Ermittlerin und tarnt sich dafür als Akkordeonspielerin (s. Titelbild). Ihr Ehemann ist ein reicher Texaner, der sie vergöttert und ihr den drolligen Dackelwelpen Wastl schenkt.

In Daisys Familie und Freundeskreis gibt es eine Menge Originale bzw. unterhaltsame Eigenbrötler, so dass es personaltechnisch nie langweilig wird.

Die Krimikomponente bot wenig Überraschungen und gewann erst gegen Buchende an Fahrt. Davor schweifte mir die Autorin allzu häufig in Daisys Privatleben ab. Nun ist die Thematik der russischen Straßenmusiker, die als Spione agieren, nicht uninteressant und hat durchaus Potenzial. Doch bei der Umsetzung fühlte ich mich mehr als einmal an die Eberhofer-Krimis und damit an Cosy-Crime-Stoffe erinnert. D.h., anstatt Tempo und brenzliger Situationen gab es bayerischen Ratsch und zünftige Rituale zu bestaunen.

FAZIT
Ein solides Debüt mit unterhaltsamen Figuren und viel bayerischem Witz, leider aber auch mit ziemlich unaufgeregter Handlung.

Bewertung vom 22.08.2020
Sandner, Carolin

"Hauen Sie sich auf die Flöte und singen Sie!" Einblicke in den Alltag einer Logopädin


ausgezeichnet

Carolin Sandner (44) ist mit Leib und Seele Logopädin und hat als solche nach mehr als elftausend Therapien schon einiges erlebt. Im vorliegenden Buch hat sie einmal die eindrücklichsten Episoden niedergeschrieben.

Mich hat Sandners Buch nicht nur wegen des humorigen Titels angesprochen, sondern vor allem wegen des spannenden Inhalts. Denn was die Autorin täglich erlebt, kommt einem Film gleich. Ob lispelnde Kleinkinder, Autisten, Ausländer, krebskranke Erwachsene oder Schlaganfallpatienten, Sandners Patientenauswahl ist vielfältig und ihr Erfahrungsschatz dementsprechend groß. Als Leser fand ich es sehr interessant, ihr bei der Therapie über die Schulter schauen zu dürfen. Dabei merkt man, welch wichtige Arbeit gerade Logopäden tagtäglich leisten. Und nicht jeder Patient ist kooperativ und motiviert.

Neben den Fallbeispielen hat mir besonders gefallen, dass Sandner dann und wann auch beschreibt, wie ihre Ausbildung abgelaufen ist und welche verschiedenen beruflichen Stationen, zudringliche Chefs inklusive, sie bis heute durchlaufen musste. So hat sie bisher in Kliniken, Jugendeinrichtungen, diversen Praxen und selbstständig gearbeitet.

Während der Lektüre hat mir Sandners Fachwissen und ihr lockerer, geradezu heiterer Charakter am meisten imponiert. Fachbegriffe hat sie stets allgemeinverständlich erklärt. Ihr kurzweiliger wie bildhafter Erzählstil machten das Lesen leicht.

Insgesamt habe ich einiges über das Berufsfeld Logopädie erfahren und mich noch dazu sehr gut unterhalten gefühlt.

Bewertung vom 16.08.2020
Schlag den Duden!
Pietsch, Reinhard

Schlag den Duden!


ausgezeichnet

Bücher, die einen herausfordern, sind m. E. stets eine Lektüre wert. So verhält es sich auch mit dem neuesten Coup des Dudenverlags - dem Quizbuch "Schlag den Duden!".

Der Buchtitel erregt Aufmerksamkeit, weil dieser wahrscheinlich bewusst in Anlehnung an Stefan Raabs TV-Format "Schlag den Raab" ausgewählt wurde.

Auch das Design in den bekannten Dudenfarben hat einen hohen Wiedererkennungswert. Zudem gefällt mir die bunte und damit moderne Illustration der einzelnen Kapitel ungemein gut. Ich denke dadurch wird versucht auch die jüngere Leserschaft anzusprechen.

Der Buchinhalt hat mich sofort überzeugen können. Der klare Aufbau des Quizbuchs und das hohe Niveau der Fragen sprechen für sich. Ich habe die einzelnen Quizfragen mit Freude gelöst und fühlte mich im Nachhinein in meinem soliden Sprachwissen bestätigt. Die thematische Vielfalt ist ein großes Plus der kurzweiligen Lektüre.

So gibt es 12 unterschiedliche Fragenkategorien:

Rechtschreibung
Stil
Wörter in Bildern
Grammatik
Fremdwörter
Aussprache
Wortherkunft
Synonyme
Sprachliche Zweifelsfälle
Wortbedeutungen
Redewendungen
Zitate und Aussprüche
Ich bin restlos begeistert von Pietschs Fragenkatalog und seinem umfangreichen Lösungsteil. Daher habe ich das Buch bereits erfolgreich im Unterricht eingesetzt und meine Deutschschüler auf die Probe gestellt.

FAZIT
Wer nach einer kurzweiligen wie lehrreichen Lektüre sucht und noch dazu Quizspiele liebt, der sollte sofort zugreifen. Deutsch ist alles andere als langweilig. Sprachliebhaber werden mir beipflichten.