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Elchi130
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Essen

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Insgesamt 423 Bewertungen
Bewertung vom 19.06.2021
Emanio - Der Schöne und das Biest
Gozdek, Nicole

Emanio - Der Schöne und das Biest


ausgezeichnet

Zu Beginn war ich skeptisch...

Emanio führt als Sohn des Herzogs, in dessen Abwesenheit, die Amtsgeschäfte, um sich auf seine spätere Aufgabe vorzubereiten. Dabei versucht er, stets gütig und gerecht zu sein und sich um die Bewohner des Herzogtums zu kümmern. Doch der Ruf, den er hinter seinem Rücken hat, ist ein ganz anderer. Er gilt als Mädchen- und Frauenverführer und Schänder. Die Frauen lässt er nach einer Liebesnacht mit ihren Nöten und Problemen allein. Aus diesem Grunde verflucht ihn eines Tages eine Hexe. Fortan muss er sein Leben als Biest fristen. Wenn er die wahre Liebe bis zur Wintersonnenwende findet, wird der Fluch gebrochen. Ansonsten muss er den Rest seines Lebens als Biest verbringen…

Ich denke, fast jede Leserin wird schon einmal eine Version von „Die Schöne und das Biest“ gelesen oder verfilmt gesehen haben. Zu Beginn des Buches „Emanio – Der Schöne und das Biest“ von Nicole Gozdek hat mich verwirrt, dass Emanio so gut, ehrlich und edel wirkte. Das stimmte nicht mit meinen Erinnerungen an das Original-Märchen überein. Im Laufe der ersten Kapitel ist mir dann klar geworden, dass der Grund dafür ist, dass wir hier die Geschichte aus zwei Perspektiven erzählt bekommen. Zum einen aus der Sicht von Emanio, der durch den Fluch verwandelt wird, und zum anderen aus der Perspektive von Lerio, einem Gestaltwandler, der über den Fürstensohn wachen und auf ihn aufpassen soll.

Skeptisch war ich, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass die Liebesgeschichte mich überzeugen würde. Doch die Autorin erzählt diese mit so viel Gefühl und Wärme, dass auch ich mich im Laufe des Buches für die beiden Liebenden erwärmt habe und mir keine bessere Wahl vorstellen konnte.

Das Buch erzählt eine rundum gelungene Geschichte. Dabei gelingt es Nicole Gozdek dem Erzählten Tiefe zu verleihen. Die Figuren konnte ich mir lebhaft vorstellen – von den Haupt- bis zu den kleinsten Nebenfiguren. Genauso wie ich den Hof mit seinen vielen Zimmern, die Jagdgebiete, das Tierreservat und alles andere vor meinen Augen sehen konnte.

Das Buch ist an 2 – 3 Stellen zu ausführlich geraten. Insgesamt führte die Geschichte jedoch zu einer enormen Lesesucht bei mir und hat mich in das Herzogtum hineingesogen und mich erst wieder losgelassen, als ich am Ende des Buches angekommen war. Und auch das Ende ist für meinen Geschmack rundum gelungen. So erzählerisch dichte Geschichten möchte ich unbedingt öfter lesen.

Bewertung vom 14.06.2021
Bittersüßer Tod / Adria mortale Bd.1
Giovanni, Margherita

Bittersüßer Tod / Adria mortale Bd.1


ausgezeichnet

Klassischer Whodunit-Krimi

Der Lehrer eines kleinen italienischen Ortes wird tot aufgefunden. Verdächtige gibt es mehr als genug. Denn Kilian Rossi war weder bei den Einwohnern des Dorfes noch bei den wenigen Touristen sonderlich beliebt. Die Wirtin seiner Pension, Federica Pellegrini, und der von außen hinzugezogene Commissario Garibaldi haben mit der Aufklärung der Umstände, die zum Tode des Lehrers geführt haben, alle Hände voll zu tun.

„Adria Mortale“ ist genau so, wie ich Krimis mag. Die Autorin Margherita Giovanni stellt uns das spätere Opfer, den Lehrer Kilian Rossi, vor. Wir erleben ihn im Umgang mit den Touristen, seiner Pensionswirtin und vielen Personen, die in dem kleinen italienischen Ort leben. Dabei wird schnell klar, dass Herr Rossi sich nicht darum bemüht, mit seinen Mitmenschen gut auszukommen. Ich habe es sehr genossen, wie hier von der Autorin nach und nach jede Menge spätere Verdächtige aufgebaut werden.

Dazu liefert sie uns ein touristisch noch wenig erschlossenes Italien im Sommer 1958. Dabei kam bei mir sehr schnell ein Urlaubsgefühl auf. Sommer, Sonne, Meer, italienischer Wein und italienisches Essen. Da ist das Fernweh nicht weit. Leider führt die Autorin die Beschreibungen, die das typisch italienische Flair erzeugen, nach meiner Ansicht ein wenig zu ausführlich aus. Das ist jedoch auch schon der einzige Kritikpunkt, den ich habe.

Durch die vielen Verdächtigen war dieses Buch für mich ein heiteres Rätselraten. Jeder scheint ein Motiv zu haben, alle Lügen wie gedruckt und jeder verdächtigt jeden. Ich liebe die klassischen Whodunit-Krimis, in denen jede Menge Fährten gelegt und widerlegt werden. Es passiert ständig etwas Neues und wir erfahren nach und nach immer mehr Geheimnisse der Figuren.

Besonderen Spaß hat es mir gemacht, die Wirtin der Pension und den Commissario Garibaldi zu verfolgen. Sie ergänzen sich sehr gut und obwohl gerade der Commissario manchmal vom Übereifer der Wirtin, genervt ist, entsteht immer wieder der Eindruck, dass beide einander nicht abgeneigt sind.

Die Auflösung hat mir sehr gut gefallen. Zum Teil hatte ich sie mir schon genauso gedacht, was meiner Lesefreude jedoch keinen Abbruch getan hat. Im Gegenteil fand ich sie sehr stimmig. Auch die Verwicklungen und Verfolgungen gegen Ende waren gut inszeniert und sehr glaubhaft.

„Adria Mortale“ ist ein Krimi, der mich sehr gut unterhalten und mir viel Spaß bereitet hat. Gerne würde ich einen weiteren Fall mit den beiden Hauptfiguren lesen.

Bewertung vom 07.06.2021
Verflucht / Underworld Chronicles Bd.1
May, Jackie

Verflucht / Underworld Chronicles Bd.1


ausgezeichnet

Band 2 ist schon vorbestellt

Das Leben hat es bislang nicht gut mit Nora Jacobs gemeint. Doch zum Glück besitzt sie ein inneres Frühwarnsystem, dass sich meldet, wenn ihr Gefahr droht. Als sie eines Abends mit dem Bus auf dem Weg nach Hause ist, springt eben dieses an. Doch leider merkt sie zu spät, dass die Gefahr vom psychopathischen Sohn ihres Vermieters und seinem Freund Parker ausgeht. Um die beiden loszuwerden, schlägt sie vor, in den Nachtclub „Underworld“ zu gehen. Denn was die Menschen normalerweise nicht wissen, ist, dass sich in diesem Nachtclub die Wesen der Unterwelt vergnügen…

Ich habe mich riesig gefreut, dass ich endlich einmal wieder auf ein Buch gestoßen bin, indem Vampire, Werwölfe, Magier, Trolle, Succubi, Feen und noch viele andere Wesen eine Rolle spielen. Es gab eine Zeit, da habe ich sehr viele Bücher gelesen, die in dieser Welt spielten. Und genau an diese Bücher musste ich beim Buch „Underworld Chronicles – Verflucht“ von Jackie May auch immer wieder denken. Die Bücher von Lara Adrian, Larissa Ione, Alexandra Ivy, Nalini Singh habe ich geradezu verschlungen. Doch diese Bücher richteten sich an erwachsene Leserinnen und erotische Szenen waren ein fester Bestandteil der Geschichten. Die „Underworld Chronicles“ richten sich an junge Lesende ab 16 Jahren. Erotik wird angedeutet, thematisiert und tritt in Form von Symbolen, wie z. B. das Trinken von Blut, auf, wird jedoch nicht explizit beschrieben. Das hat mir sehr gut gefallen.

Nora tritt im Laufe des Buches in Kontakt mit den Wesen der Unterwelt und es wird immer deutlicher, dass sie kein normaler Mensch ist. Sie hilft dabei, eine Vermisste dieser Welt zu finden. Das ist sehr spannend erzählt und ich fand die eine oder andere Szene auch recht gruselig. Da der Humor jedoch nicht zu kurz kommt, lassen sich auch die Szenen, in denen die Nerven zum Zerreißen gespannt sind, gut lesen.

Während des Schmökerns hat mich am meisten interessiert, ob die Wesen der Unterwelt es mit Hilfe von Nora schaffen, die Vermissten zu finden und zu befreien. Immer neugieriger bin ich auch bei der Frage geworden, was an Nora so besonderes ist und warum sie besondere Fähigkeiten hat. Und natürlich frage ich mich, ist sie eine Mischung aus Unterweltwesen und Mensch? Wenn ja, welches? Dazu kommt der Punkt, der mir lange keine Ruhe gelassen hat. Wird es einem der männlichen Wesen gelingen, Noras Herz zu erobern? Wenn ja, wem?

Okay, ich gebe zu, ich stehe auf die Mischung des Buches. Verbotene, gefährliche Wesen, eine spannende Kriminalstory, eine außergewöhnliche Liebe, die in der Luft hängt oder Teil des Buches ist. Jackie May hat es geschafft, mich gut zu unterhalten und mich neugierig auf die weitere Geschichte zu machen. Deshalb habe ich umgehend, nachdem ich Teil 1 beendet hatte, den zweiten Band vorbestellt.

Bewertung vom 05.06.2021
Das Leben ist ein Fest
Berest, Claire

Das Leben ist ein Fest


sehr gut

Faszinierender Einblick in die Gefühlswelt von Frida Kahlo

Frida Kahlo ist noch eine Teenagerin, als sie bei einem Busunglück so stark verletzt wird, dass sie ein Leben lang unter den Nachwirkungen und Schmerzen leidet. Doch sie schafft es, entgegen aller Prophezeiungen der Ärzte, das Bett wieder zu verlassen und wieder zu laufen. Zur Verarbeitung ihres Traumas beginnt sie zu malen. Diese Bilder zeigt sie Diego Rivera und eine der großen Künstler-Liebesgeschichten des letzten Jahrhunderts nimmt ihren Lauf…

Sprach- und bildgewaltig schildert uns die Autorin Claire Berest in ihrem Roman „Das Leben ist ein Fest“ das Leben und Lieben der Künstlerin Frida Kahlo. Wir befinden uns in der Gefühls- und Gedankenwelt der großen mexikanischen Malerin. Und in dieser Innenwelt der Frida Kahlo bin ich immer wieder komplett versunken während des Lesens.

Einzelne Szenen sind so poetisch und doch eindringlich geschildert, dass sie starken Eindruck auf mich gemacht haben. Denn ich denke, es ist eine Kunst, Szenen so plastisch bzw. fassbar darzustellen, dass ich als Leserin die Bilder sehen, die Gefühle spüren, die Ereignisse empfinden kann. Als Beispiele möchte ich zu Beginn des Buches den Busunfall, bei dem Frida so schwer verletzt wurde, ebenso nennen, wie gegen Ende des Buches die erste Ausstellung von Fridas Werken in Mexiko. Das sind wirklich grandios geschriebene Szenen.

Gehadert habe ich mit den Zeitsprüngen während der ersten Hälfte des Buches. Diese haben meinen Lesefluss immer wieder unterbrochen und dadurch wurde mir ein tiefes Eintauchen in die jeweiligen Passagen erschwert. Im dritten Abschnitt war mir der ansonsten tolle Schreibstil teilweise zu künstlerisch und abstrakt. Dadurch fiel es mir schwerer, mich auf diesen Abschnitt einzulassen, denn er war für mich schlecht fassbar.

Inhaltlich habe ich festgestellt, dass mir die Personen Frida Kahlo und Diego Rivera, wie sie in dem Buch beschrieben werden, nicht sympathisch waren. Sie ist viel zu abhängig, geradezu besessen von diesem Mann, der ihr viel Leid beschert. Er wird immer wieder als grandioser Fabulierer und Lügner beschrieben, der eine magnetische Macht auf Frauen ausübt. Zusammen wirkten sie oft wie eine Inszenierung auf mich und nicht sehr authentisch. Doch ich muss die Personen nicht mögen, um ihre Kunst genießen und lieben zu können. Und große Künstler waren die beiden gewiss.

Bewertung vom 04.06.2021
Stunden des Aufbruchs / Berlin-Saga Bd.1
Konstantin, Nina

Stunden des Aufbruchs / Berlin-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Anders als erwartet, aber sehr spannend

Berlin 1951: Die 19-jährige Charlotte ist nach dem Krieg bei Onkel und Tante untergekommen. Als ihr Onkel sich sexuell an ihr vergehen will, schlägt sie ihn nieder und flieht. Zum Glück läuft sie dem amerikanischen Militärpolizisten Timothy DeWindt über den Weg, der sie bei sich aufnimmt. Als er mit den Ermittlungen an dem Mord eines amerikanischen Piloten nicht weiterkommt, nimmt Charlotte eine Arbeit im Nachtclub Midnight an, um für Timothy zu spionieren.

Das Berlin von 1951, das uns die Autorin Nina Konstantin in „Stunden des Aufbruchs“ präsentiert, ist ein hartes, dunkles Berlin. Die Menschen leiden unter den Nachwehen des 2. Weltkrieges. Sie versuchen sich aus Elend und Armut herauszuarbeiten. Die einen mit ehrlicher Arbeit, die anderen mit dem Schmuggeln aller möglichen Waren. Doch sie alle vereint der Traum von einem besseren, sorgenfreien Leben.

Aufgrund des Klappentextes habe ich mit einem fröhlichen, bunten Buch gerechnet. Doch das Buch fing schon sehr ernst an. Charlotte darf in der Fabrik die Schichten der Tante übernehmen, den erarbeiteten Lohn muss sie jedoch vollständig Zuhause abliefern. Und schließlich nähert sich ihr der Onkel immer gezielter unsittlich. Doch Charlotte ist stark und mutig, aber auch unerfahren und neugierig. Sie kämpft für ein selbstbestimmtes Leben. Dabei hilft ihr der US-Militärpolizist Timothy, der ein einsamer Wolf ist, jedoch das Herz am rechten Fleck hat.

Die Autorin beschreibt sehr schön, wie Charlotte, in dem Jahr, in dem der Roman spielt, von einem naiven, unbedarften Mädchen zu einer kreativen, selbstbewussten Frau heranwächst. Sowohl Charlotte als auch Vera, die Nachclubbesitzerin, wünschen sich ein selbstbestimmtes, freies Leben. Damit ecken sie aber bei den Männern um sie herum immer wieder an. Mussten die Frauen im Krieg zusehen, wie sie sich und die ihren am Leben halten, so sollen sie nun wieder in die zweite Reihe treten und den Männern die Führung überlassen.

Insgesamt macht die Mischung aus diesem Buch etwas Besonderes. Ein wenig Gangsteratmosphäre, ein wenig eine Reise in die Möglichkeiten der 50er Jahre, aber auch der Kampf der Frau für ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben. Mir hat sehr gefallen, dass Nina Konstantin die Zeit nicht einfach verklärt, sondern auch zeigt, welche Probleme zu bewältigen waren oder wie manch einer vom Schwarzmarkt profitierte und ganz nach oben kommen wollte.

Bewertung vom 04.06.2021
Flüsterwald - Der verschollene Professor (Staffel I, Band 2) (MP3-Download)
Suchanek, Andreas

Flüsterwald - Der verschollene Professor (Staffel I, Band 2) (MP3-Download)


sehr gut

Tolles zweites Abenteuer im Flüsterwald

Nach seinem ersten Abenteuer im Flüsterwald, muss Lukas einige Zeit warten, bis er sich erneut in den geheimen Raum über seinem Zimmer schleichen kann. Zu seinem Erstaunen warten seine Freunde Felicitas, Punchy und Rani schon sehnsüchtig darauf, dass er wieder mit ihnen in ihr Reich kommt. Zu seinem Verdruss will sich ihnen auch Ella, die Enkeltochter des vermissten Professors, anschließen. Sie will unbedingt im Flüsterwald nach ihrem Großvater suchen…

Bei „Flüsterwald – Der verschollene Professor“ handelt es sich um den zweiten Teil der Kinderbuchreihe „Flüsterwald“ von Andreas Suchanek. Wie auch schon bei Band 1 ist die Handschrift des Autors deutlich zu erkennen. Das Buch zeichnet sich durch viele originelle Ideen und eine rasante Handlung aus. Die fünf Freunde kommen bei ihrer Suche nach dem Professor nicht zur Ruhe, sondern stolpern von einem Abenteuer ins nächste. Im Gegensatz zu seinen Jugendbüchern, sind die Folgen der Handlungen jedoch weniger dramatisch, da sie an das Alter der Zielgruppe angepasst wurden.

Durch das hohe Erzähltempo ist das Buch sehr kurzweilig. Allerdings muss man sich aufgrund der stark verdichteten Handlung die gesamte Zeit gut konzentrieren, damit man nicht wichtige Details verpasst.

Besondere Konzentration ist bei dem Hörbuch notwendig. Ein Moment der Unachtsamkeit führt schnell dazu, dass man den Faden verliert. Ich musste mehr als einmal an den Anfang eines Tracks zurückspringen. Der Sprecher Timo Weisschnur erzählt die Geschichte sehr gut und souverän. Er passt hervorragend zu diesem spannenden Kinderhörbuch.

Bewertung vom 29.05.2021
Himmel oder Hölle? / deVries Bd.7
Vries, Mel Wallis de

Himmel oder Hölle? / deVries Bd.7


sehr gut

Hat mich gut unterhalten

Die 17-jährige Danielle fährt mit ihren Freundinnen Madelief, Loulou und Robin in den Winterurlaub. Hier lernt sie den 21-jährigen Dante kennen. Wie sie lebt er in Amsterdam und dort läuft sie ihm nach dem Urlaub wieder über den Weg. Wie magisch fühlt Dany sich zu ihm hingezogen. Doch kann sie ihm vertrauen?
Den Aufbau des Buches „Himmel oder Hölle?“ von Mel Wallis de Vries finde ich sehr gelungen. Eine Handlungsebene spielt am Tag 0, die zweite beginnt 17 Tage zuvor und steuert unaufhaltsam auf Tag 0 zu. Durch dieses Stilmittel weiß ich als Leserin mehr als die Buchfiguren. Doch auch ich weiß nicht alles, denn ich erfahre nicht, wem ich am Tag 0 begegne.

Die Autorin entwirft in ihrem Buch Figuren, die in mir Unbehagen auslösen. Da ist die Teenagerin Danielle. Sie ist sehr unsicher, behaftet mit vielen Komplexen, ohne Selbstwertgefühl bzw. Selbstbewusstsein. Zudem verfügt sie nicht über die unter heutigen Teenagerinnen angesagte Size-Zero-Figur. Ihre Unsicherheiten werden noch gefördert durch ihre Freundinnen Loulou und Robin. Beide sind pubertierende Zicken, die sich für besser als den Rest der Welt und für das Maß aller Dinge halten. Sie werten Dany regelmäßig ab, indem sie ihr Verhalten kritisieren, ihr klar machen, dass Jungs sich nicht für Mädchen wie Danielle interessieren und sich zudem immer wieder lustig über ihre Freundin machen. Lediglich Madelief, die Vierte im Bunde, ist anders. Sie ist gegenüber Dany eine richtige Freundin, unterstützt und verteidigt sie.

Doch auch die männlichen Hauptfiguren sind eher problematisch. Da ist Danys Exfreund Stan, der nicht loslassen kann und ihr ständig schreibt bzw. über den Weg läuft. Und Dante ist eine sehr sprunghafte, dominante, sich entziehende Person, die als große Liebe für ein junges, unsicheres Mädchen nicht sehr geeignet scheint.
„Himmel oder Hölle?“ ist ein Jugendkrimi. Und gerade dadurch, dass die Autorin uns so viele Figuren liefert, die mir als Leserin unsympathisch sind, kann ich sehr gut miträtseln, wer der Täter ist. Da das Buch mit Tag 0 beginnt, bin ich zudem sehr neugierig darauf, welche Ereignisse zu diesem Punkt führen. Die Geschichte habe ich teilweise als Sozialstudie und zum Teil als psychologischer Blick auf zwischenmenschliche Beziehungen empfunden. Das hat mich zum Nachdenken über die Denk- und Verhaltensmuster der Figuren angeregt. Wieso wehrt Dany sich nicht gegen ihre sie abwertenden Freundinnen? Warum setzt sie Stan nicht deutliche Grenzen? Und wie passt der dominante Dante in dieses Geschehen? Das hat mir gut gefallen.

Die Auflösung habe ich als überraschend und sehr spannend empfunden. Ich hatte beim Lesen des Showdowns eine Gänsehaut und fand die Situation sehr gruselig.

Leider bleibt jedoch auch manches nur angerissen und nicht ausreichend erklärt bzw. aufgelöst. Immer wieder hatte ich den Eindruck, dass die Autorin sich viele Gedanken gemacht, uns diese jedoch nicht mitgeteilt hat. Dadurch entstehen Lücken, die Fragen aufwerfen und mich mit einem Gefühl von Unzufriedenheit zurück lassen.
Insgesamt hat mich das Buch gut unterhalten. Ich habe es gerne gelesen. Allerdings bin ich nicht rundum zufrieden mit dem Buch.

Bewertung vom 20.05.2021
Tote ohne Namen / Alice Vega Bd.1
Luna, Louisa

Tote ohne Namen / Alice Vega Bd.1


sehr gut

Ich möchte mehr von Vega und Caplan

Die privaten Ermittler Alice Vega und Max Caplan unterstützen die Polizei von San Diego und das DEA, die amerikanische Drogenvollzugsbehörde, bei den Ermittlungen. Das Departement hat zwei tote, mexikanische Mädchen gefunden. Nichts deutet darauf hin, wer diese beiden Mädchen gewesen sind. Allerdings trägt eine von beiden einen Zettel bei sich, auf dem der Name Alice Vega steht. Wird es Vega und Caplan gelingen, das Rätsel um die beiden Toten zu lösen?

„Tote ohne Namen“ von Louisa Luna ist zwar auf Deutsch das erste Buch mit den beiden Ermittlern Vega und Caplan im amerikanischen Original ist es jedoch bereits der zweite Teil der Reihe. Das wird einem als Leserin des Buches auch schnell klar. Immer wieder wird Bezug auf einen alten Fall genommen, den die beiden privaten Ermittler zuvor gemeinsam gelöst haben. Auch habe ich eine Einführung der beiden Hauptfiguren vermisst. Über den Hintergrund von Max Caplan erfahren wir sogar zu Beginn etwas. Das Leben von Alice Vega bleibt jedoch komplett im Dunkeln. Auch im weiteren Verlauf des Buches erfahren wir nur wenig über die toughe, emotionslose, jedoch sehr intelligente Frau Vega. Die Beweggründe der weiblichen Hauptfigur sind für mich auch der einzige Punkt, bei dem ich mir mehr Informationen gewünscht hätte.

Louisa Luna hat bei ihren beiden Hauptcharakteren die genretypischen Geschlechterrollen getauscht. Max Caplan ist fürsorglich, alleinerziehender Vater einer fast erwachsenen Tochter, vorsichtig. Alice Vega ist unkonventionell, neigt zu Gewalt und zeigt selten Mitgefühl gegenüber den Personen, denen sie bei den Ermittlungen begegnet.

Die Atmosphäre des Buches hat mir sehr gut gefallen. Es ist eine harte, gnadenlose Welt, in die uns die Autorin in diesem Buch schickt. Überall lauert Gefahr, überall lauert der Tod. Die beiden Protagonisten stechen wiederholt in ein Wespennest und kommen geradeso mit dem Leben davon. Sehr gut gelungen ist auch, dass die Autorin sich auf das Wesentliche der Handlung konzentriert und diese nicht unnötig aufbläst. Dadurch gab es im Buch für mich keine Längen, was selten der Fall ist bei Krimis und Thrillern.

Wer mit dem Thema Kinderprostitution oder mit gewalttätigem Vorgehen von Privatdetektiven oder Polizisten Probleme hat, sollte dieses Buch nicht lesen. Mir hat es jedoch sehr gut gefallen. Ich mag diese Art Bücher. Es hat mich ein wenig an Autoren wie Elmore Leonard und Candice Fox erinnert. Zwar nicht so genial, aber was nicht ist, kann im weiteren Verlauf der Reihe ja noch werden. Zunächst wünsche ich mir nun erst einmal, dass der erste Teil übersetzt wird – und dann können gerne noch weitere Fälle von Vega und Cap folgen.

Bewertung vom 18.05.2021
Kissing in the Rain
Moran, Kelly

Kissing in the Rain


ausgezeichnet

Eine fast perfekte Liebesgeschichte

Camryn Covic verliert an einem Tag ihren Freund, ihren Job und ihre Wohnung. Da sie jedoch nicht ohne Freund auf der Hochzeit ihrer Schwester erscheinen kann, fragt sie Troy, den besten Freund ihres Bruders, ob er für die Zeit bis nach der Hochzeit ihren festen Freund spielt. Doch dieses Spiel löst in beiden Ungeahntes aus und schnell ist nichts mehr, wie es war…

Camryn Covic ist zu Beginn des Buches eine sehr beherrschte, analytische und stets ernste junge Frau, die überhaupt nicht zu der lauten, chaotischen Familie zu passen scheint, aus der sie stammt. Sie lebt in einer Welt aus strengen Regeln und Normen. Alles, was in ihrem Leben einen Platz findet, muss sie mit ihrer kühlen Logik erfassen können. Cam hat studiert, war im Job sehr diszipliniert und sie wählt die Männer danach aus, wie gut sie zu ihr passen – vom Intellekt, Aussehen und beruflichen Zielen.

Troy ist so ziemlich das Gegenteil von Cam. Er ist Handwerker. Wie eine Biene von Blüte zu Blüte, fliegt Troy von Frau zu Frau, ist sehr Spaß orientiert und genießt das Leben in vollen Zügen. Er kennt Camryn schon seit seiner Kindheit, seitdem er als Pflegekind in die Familie Covic gekommen war. Doch schnell stellt er fest, dass die Cam von heute nichts mehr mit der Cam seiner Erinnerung gemein hat. Daher beschließt er, die alte, fröhliche Camryn wieder hervorzulocken. Zu Beginn setzt er alles daran, um dieser ernsten, stets beherrschten Frau, ein Lächeln zu entlocken.

Troy ist eine tolle männliche Hauptfigur. Er ist sehr empathisch, stets fröhlich, macht sich viele Gedanken um die Menschen in seinem Umfeld und wünscht sich, einfach nur zu jemandem zu gehören. Er hat viele tolle Ideen, um die alte Camryn wieder zum Leben zu erwecken, um ihre Lebensfreude wieder zu entfachen. Leider denkt er jedoch immer wieder, dass er, der einfache Arbeiter, der überaus intelligenten Cam nichts zu bieten hat. Das ist zu Beginn noch ganz niedlich, doch irgendwann möchte man ihm nur noch in den Hintern treten, damit er einfach einmal alles auf eine Karte setzt.

Camryn dagegen war für mich als Leserin schon ein größeres Problem. War mir die Figur zu Beginn von „Kissing in the rain“ einfach fremd, so war ich begeistert von ihrer Entwicklung. Kelly Moran hat es wirklich sehr gut geschafft, aus der stets kontrollierten, ernsten Frau, nach und nach eine weichere, immer noch sehr intelligente, lebenslustige Person zu formen. Als Leserin konnte ich die Veränderungen regelrecht spüren und mich daran erfreuen. Doch die Komplexe, die die weibliche Hauptfigur Männern gegenüber hat, nervte mit der Zeit. Sehr gerne hätte ich auch Cam zwischendurch kräftig geschüttelt, weil sie sich so dämlich und nervig verhält. Und immer, wenn ich dachte, jetzt hat es doch endlich „Klick“ bei ihr gemacht, hat sie auch schon wieder den Rückwärtsgang eingelegt und scheiterte an sich selbst. Viel zu lange hatte ich das Gefühl, dass wir uns im Kreis drehen.

Der Schreibstil der Autorin ist romantisch, gefühlvoll, doch auch voller Humor. Sie entwirft auch in den Nebenfiguren Menschen, die einem ans Herz wachsen. Alles in allem ein schönes Buch.

Total begeistert bin ich von der Sprecherin des Hörbuchs, Christiane Marx. Sie hat die Geschichte nicht einfach gelesen, sie hat sie gelebt. Ihre Stimme passte super zum Alter und Umfeld der Figuren. Zudem hat sie sowohl die weiblichen, als auch die männlichen Personen glaubhaft interpretiert. Die Entwicklung der weiblichen Hauptfigur hat sie sehr überzeugend dargelegt. Wirkte Cam zu Beginn spröde, ernst, unnahbar durch die Darstellung von Christiane Marx, so wurde sie mit der Zeit lebendiger, leichter, liebenswerter und temperamentvoller. Ich bin mir nicht sicher, ob ich „Kissing in the rain“ als Buch genauso genossen hätte, wie das Hörbuch. Es hat eine Sogwirkung auf mich ausgeübt und ich musste der Hörbuchsprecherin einfach lauschen, wie sie mir die Geschichte erzählt und konnte erst stoppen, als ich das Ende des Romans e

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.05.2021
Du kannst kein Zufall sein
Bailey, James

Du kannst kein Zufall sein


weniger gut

Nicht mein Fall

Als Josh seiner Freundin Silvester einen Heiratsantrag macht und sie ablehnt, verliert er auf einen Schlag seine Freundin, seine Wohnung und seine Arbeit. Da er der Ansicht ist, in den letzten Jahren oft die falschen Entscheidungen getroffen zu haben, lässt er nun für das kommende Jahr eine Münze die Entscheidungen für ihn in seinem Leben treffen. Eines Tages trifft er die Frau seiner Träume. Doch im Trubel eines Marathons verliert er sie sofort wieder. Nun versucht er seine Traumfrau mit Hilfe der Münze und seiner Freunde wiederzufinden…

Leider konnte mich das Buch als Leserin überhaupt nicht erreichen. Josh ist pessimistisch, antriebslos und ein Loser. Wir begleiten ihn mit Hilfe seines inneren Monologes durch das Buch. Was wir dabei erfahren wirkt oft gewollt witzig. Doch gerade dadurch ist es überhaupt nicht lustig für mich. Die meisten Situationen, in denen wir Josh erleben, sind Fremdschämen pur.

Die wenigen Szenen, die in meinen Augen gelungen sind, haben mit der Frau seiner Träume oder der Suche nach dieser Frau zu tun. In diesen Momenten wirkt Josh, bis auf wenige Ausnahmen, nahezu normal auf mich.

Wiederholt habe ich überlegt, ob ich das Buch abbreche. Im Endeffekt habe ich mich bis zum Ende durchgequält. Daher kann ich für das Buch leider keine Leseempfehlung geben. Die Zeit kann man schöner mit einem besseren Buch verbringen.