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Bibliomarie

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Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 08.05.2020
Blutige Düne / Liv Lammers Bd.4 (eBook, ePUB)
Weiß, Sabine

Blutige Düne / Liv Lammers Bd.4 (eBook, ePUB)


gut

Liv Lammers hat ein gespaltenes Verhältnis zu Sylt. Sie liebt die Insel, auf der sie geboren und aufgewachsen ist, doch ein schlimmer Zwist mit der Familie führte zum endgültigen Bruch. Allerdings gehört Sylt zu ihrem Zuständigkeitsbereich als Kommissarin. Als nun in Tinnum, ausgerechnet in der Mörderkuhle ein Toter gefunden wird, an einen Baum gefesselt und mit schwarzem Nagellack „Schuldig“ auf seiner Brust geschrieben steht, kehrt sie zurück.

Der Tote gehörte zu einer Rockergang und war Geschäftsführer eine Tabledance-Bar. Alle Hinweise führen in ein Milieu, das man auf Sylt nicht erwartet hätte, aber Geld ist, ist auch das organisierte Verbrechen nicht weit. Illegales Glückspiel, Prostitution und Bandenkrieg machen eben auch vor einer Urlaubsidylle nicht halt. Als noch ein zweiter Überfall nach dem gleichen Muster geschieht, werden Livs Ermittlungen kompliziert, zumal sich eine SOKO für organisiertes Verbrechen vom LKA einmischt, besonders der Leiter agiert unsäglich arrogant und will Liv und ihr Team möglichst klein halten.

Außerdem eskaliert auch der Streit mit ihrem Vater, der seine Macht auch an Livs Tochter Sanna demonstrieren will.

Viele Baustellen, viele Handlungsstränge und viele Personen. Das ist eigentlich nicht schlecht und verspricht viel Spannung. Das garantieren die Bücher von Sabine Weiss immer, es ist schließlich schon der vierte Band mit Liv Lammers. Aber für mich war es nicht der Beste. Die Beschreibungen aus dem Rocker- und Prostititionsmilieu sind wohl sorgfältig recherchiert und zwangsläufig führt das auch zu harten Szenen, aber die Figurenzeichnung ist mir dieses Mal zu klischeehaft geraten. Da wird wirklich nichts ausgelassen. Der Familienzwist der Lammers zieht sich wie ein roter Faden durch alle Bücher und man erfährt in jedem Buch ein weiteres Detail, aber es ergeben sich keine Konsequenzen daraus.

So interessant ich diese Familienkonstellation finde und sie trägt auch zum Verständnis von Livs Charakter bei, so denke ich doch, dass es allmählich zu einer klaren Entscheidung kommen müsste. Aber auch dieses Mal endet dieser Handlungsstrang mit einem Cliffhänger, was mich trotz meiner kleinen Kritikpunkte schon dem nächsten Band entgegenfiebern lässt.

Sehr gelungen – wie in jedem Band – sind die Sylt Beschreibungen. Da kann die Autorin sofort die Insel lebendig werden lassen und Bilder in meinem Kopf hervorzaubern. Diese Atmosphäre schätze ich sehr.

Gegen Ende nimmt die Geschichte noch einmal ordentlich Tempo auf und die Auflösung ist gelungen, die ganzen Fäden, die zwischendurch arg zerfasert wirkten, werden schlüssig zusammengeführt. Kleine Hinweise waren schon früh eingestreut, deren Bedeutung aber erst im Laufe der Handlung sichtbar werden.

Bewertung vom 05.05.2020
Die Richterin und der Kreis der Toten / Mathilde de Boncourt Bd.3 (eBook, ePUB)
Fontaine, Liliane

Die Richterin und der Kreis der Toten / Mathilde de Boncourt Bd.3 (eBook, ePUB)


sehr gut

Liliane Fontaine ist der Geburtsname der Autorin Liliane Skalecki. Unter diesem Namen veröffentlicht sie Krimis, die sie im Süden Frankreichs ansiedelt.

Zweimal in kurzer Zeit fiel in Mathildes de Boncourts Umgebung der Name der ehemaligen Templerkomturei von Montauban-sur-Vidourle, inzwischen eine luxuriöse Seniorenresidenz und Zentrum kultureller Aktivitäten. Geleitet wird es von einer Gruppe engagierten Menschen, die sich die Lichttempler nennen und eine Art religiöse Gemeinschaft bilden. Im Ort wegen der Vielfalt ihrer gemeinnützigen Aktivitäten wohl angesehen, bei manchen Hinterbliebenen weniger, denn einige der verstorbenen alten Damen vermachten ihren ganzen Besitz der Gemeinschaft.
Als der bekannte Enthüllungsjournalist Luc Maille unweit des Anwesens tödlich verunglückt und der Unfall Zweifel der Spurensicherung weckt, ergeben erste Untersuchungen, dass Maille über die Sekte recherchierte. Wohl auch aus persönlichem Interesse, denn seine Tochter schloss sich dem charismatischen Jourdain Cabasse an und nur wenige Monate später nahm sie sich das Leben.

Der Autorin ist wieder ein stimmungsvoller Provence Krimi gelungen. Es ist der dritte Band um die Ermittlungsrichterin Mathilde de Boncourt und Comandant Rachid Bouraada. Mathilde ist eine attraktive, aber recht eigenwillige Frau, weder einem guten Wein, noch ihren Gauloise abgeneigt und Bouraada ist ihr ruhiger, besonnener Gegenpart. Man braucht wirklich keine Vorkenntnisse um in das Buch einzusteigen, kleine fortlaufende Handlungsstränge fließen in kurzen Rückblenden ein.

Der Krimiplot entwickelt sich eher gemächlich, aber nicht ohne Spannung. Die Autorin lenkt den Verdacht des Lesers in eine Richtung, nur ihn immer wieder mit einer Wendung zweifeln zu lassen. Da macht mir das Rätseln um Motiv und Täter richtig Spaß. Aber wichtiger sind noch die Figuren, denen Liliane Fontaine viel Aufmerksamkeit schenkt. Sie wirken dadurch sehr vertraut und vielschichtig. Natürlich spielt auch die Landschaft eine große Rolle, man spürt die herbstliche Luft der Provence, meint die Gerüche wahrzunehmen. Dieses Flair eines Landstrichs ist mir bei dieser Art Krimi auch immer wichtig.

Der Schreibstil ist flüssig und angenehm, es ist ein Krimi für Leser, die weniger den Thrill, als eher die Unterhaltung suchen. Ein Urlaubskrimi eben und damit genau das richtige für Zeit der Reiseeinschränkungen. So kann ich mich wenigstens per Buch in die Provence versetzen lassen.

Bewertung vom 05.05.2020
Das Museum der Welt
Kloeble, Christopher

Das Museum der Welt


ausgezeichnet

Das „Museum der Welt“ erzählt von der großen Indienreise der bayerischen Brüder Schlagintweit. 1854 bis 1857 dauerte die Forschungsexpedition, die größte ihrer Zeit übrigens, die die Brüder durch Indien und Nepal führte. Unterstützt wurden sie von Alexander von Humboldt, der die Reise nicht selbst durchführen konnte. Kritische Bemerkungen über die Kolonialmacht England verhinderten, dass er die notwendigen Genehmigungen und Unterstützung bekam.

In Bombay lebt im Waisenhaus des katholischen Priesters Vater Fuchs ein kleiner Junge, Bartholomäus, 12 Jahre alt – mindestens, wie er selbst immer betont. Denn als seinen Geburtstag wurde der Tag seiner Ankunft im Waisenhaus genommen. Der Junge ist klein von Wuchs und von schmächtiger Gestalt, aber umso gewitzter und naseweis. Durch Vater Fuchs lernte er hervorragend Deutsch, verstand auch den bayerischen Dialekt des Priesters und außerdem sprach er eine ganze Reihe von indischen Sprachen. So wird er auf Vermittlung seines väterlichen Freundes und Mentors zum Dolmetscher dieser Expedition.

Aber Bartholomäus hat ein ganz anderes Lebensziel, er will ein Museum der Welt erschaffen. Die ersten Gegenstände haben keine lange Lebensdauer, in einem Waisenhaus herrscht ein rauer Umgang und kein Kind gönnt einem anderen einen noch so kleinen Besitz. So entsteht das Museum in einer Kladde, in die Bartholomäus seine Funde, Erkenntnisse und Gedanken schreibt.

Und diese Kladde macht diesen wunderbaren, sprachmächtigen Roman aus. Die nummerierten Fundstücke sind die Kapitel des Buches.

Christopher Kloeble lässt den Leser an dieser Reise teilhaben, als würde er selbst an der Seite des Jungen reisen. Wir sehen alles aus seiner kindlichen Sicht. Dabei fand ich es besonders gelungen, dass der Autor das im Erzählton des Romans deutlich macht, aber nie in einen anbiedernd-kindlichen Ton erzählt. Ein Kontinent im Erwachen wird geschildert, noch ganz in den Fängen der Kolonialherren, der europäischen Geschäftsleute, der Firengi und der englischen Herren, den Vickis, wie sie Bartholomäus in Anspielung auf die ferne Herrscherin Victoria nennt.

Der geschichtliche Hintergrund und die Dokumentationen der Schlagintweits sind die Folie dieses Romans, der die Reise aus einem ganz anderen Blickwinkel schreibt. Das ist eine Abenteuergeschichte, eine spannende Reiseerzählung, ein sorgfältig recherchierter Bericht und nicht zuletzt auch die Geschichte eines Kindes, das zu sich und seinen Platz in der Gesellschaft findet. So ist auch die abschließende Entscheidung Bartholomäus für seinen weiteren Weg nur folgerichtig.

Man kann diesen Jungen im Lauf dieses wunderschönen Buches nur lieb gewinnen, selten konnte ich mich so in einen Protagonisten einfühlen.

Dieser Roman wird noch lange in meinem Kopf bleiben.

Bewertung vom 03.05.2020
Mitten im August / Capri-Krimi Bd.1
Ventura, Luca

Mitten im August / Capri-Krimi Bd.1


sehr gut

Mit „Mitten im August“ von Luca Ventura kommt ein neuer Krimischauplatz bei Diogenes dazu. Die malerische Insel Capri ist die Heimat von Polizist Rizzi. Ein bodenständiger und sympathischer Charakter, der sehr mit der Landschaft verbunden ist. In seiner Freizeit hilft er seinem Vater auf dem bäuerlichen Anwesen und versucht ihn vom naturnahen Anbau zu überzeugen.

Auch beruflich ist er herausgefordert. In einem Boot, das vor der Küste treibt, wird die von Stichwunden gezeichnete Leiche eines jungen Mannes gefunden. Es ist Jack Milani, Sohn eines Industriellen aus dem Norden, der sich als Straßenmusiker sein Geld verdiente. Jack spielte Hits von Cat Stevens und gab sich ganz als Lebenskünstler und Späthippie. Die junge Sofie, Studentin der Ozeanografie verliebt sich ihn und sie verbringen schöne Monate im Süden. Aber nun ist Jack tot und Sofie verschwunden. Sie ist ebenfalls tot oder ist sie vielleicht die Mörderin?

Zwar übernimmt die Mordkommission in Neapel als übergeordnete Behörde die Ermittlungen, aber Rizzi ist damit nicht zufrieden, zu oberflächlich laufen die Untersuchungen für seinen Geschmack und er lässt nicht locker.

Mit so einer malerischen Location ist bei einem Urlaubskrimi schon die halbe Miete drin und die Figur des Ermittlers Rizzi ist ebenfalls passend entworfen. Ein junger, ehrgeiziger Mann, der sich Gedanken um die Umwelt macht und auch sich auch beruflich nicht nur auf die einfachsten Lösungen verlässt. Ihm zur Seite steht Antonia Cirillo eine Frau, die nach privaten Problemen in den Süden strafversetzt wurde. Natürlich darf auch nicht der polternde und dümmliche Vorgesetzte nicht fehlen, der sich allein um die gute Presse und den Tourismus sorgt und ansonsten unsinnige Befehle erteilt. Hier rutscht die ansonsten ganz gut komponierte Geschichte ein wenig ins Klischeehafte ab.

Ökologie und Umweltgedanken spielen nicht nur bei Rizzis bäuerlichen Aktivitäten eine Rolle, auch über die Meeresverschmutzung macht sich der Autor Gedanken und lässt sie in die Handlung einfließen. Das ist ein aktueller und interessanter Ansatz.

Insgesamt passt der Krimi perfekt ins Genre der Bücher, die an malerischen Orten spielen und ein wenig Land und Leute als perfekten Hintergrund portraitieren, für mich selbst nenne ich sie „Urlaubskrimis“. Allerdings kann Luca Ventura – ich nehme an, es ist ein Pseudonym, das Authentizität vermitteln soll – keine neuen Akzente in diesem Genre setzen.

Aber spannende und entspannende Stunden bietet der schön gestaltete Krimi auf jeden Fall und ich könnte mir weitere Folgen durchaus vorstellen. Entwicklungspotential ist jedenfalls da.

Bewertung vom 30.04.2020
Inselaffäre / Ruth Keiser und Martin Ziegler Bd.3
Eichbaum, Anja

Inselaffäre / Ruth Keiser und Martin Ziegler Bd.3


sehr gut

Als sich Martin Ziegler nach einem Burn-Out nach Norderney versetzen ließ, hatte er etwas mehr Ruhe und weniger Mordfälle erhofft. Aber ausgerechnet an diesem Wochenende geht es hoch her: seine Freunde Frank und Daniela heiraten und ein Fotoshooting lockt unzählige junge Cosplayer auf die Insel. Als dann in einem Schrebergarten ein Toter gefunden wird, ist es endgültig vorbei mit den Wochenendplänen, aber wenigstens ist auch Ruth Keiser, Polizeipsychologin und frühere Kollegin von Ziegler ebenfalls als Hochzeitsgast auf der Insel.

Norderney ist eine Insel mit Gegensätzen. Von Partygängern und Cluburlaubern geliebt und besonders zur Saison überschwemmt, gibt es auch eine andere Seite. Die alteingesessenen Insulaner sehen das Treiben mit gemischten Gefühlen. Sie leben zwar von den Touristen, aber es fühlt sich oft nicht mehr wie „ihre“ Insel an und auch vor langer Zeit Zugezogene werden immer noch ein wenig beäugt. Da bleiben Konflikte nicht aus und werden oft über Jahre ausgetragen. Das spürt auch Martin Ziegler, auch wenn er die meiste Zeit gut mit seinem Team klar kommt.

Der Handlung ist auf ein Wochenende verdichtet und der Leser folgt chronologisch den Ereignissen aus den verschiedenen Handlungssträngen. Angefangen vom Junggesellinnenabschied der Braut, der arg aus dem Ruder läuft und für Turbulenzen sorgt, bis zu den Hoffnungen der jungen Melli, für die das Fotoshooting mit ihrem Mangakostüm ein Höhepunkt ihres wirklich schwierigen Teenagerleben sein soll.

Mir gefällt der trockene friesische Humor – ein Insulaner meldet den Leichenfund im Schrebergarten nach der obligatorischen Tasse Tee mit den Worten: „Also, ich bin sicher, dass da nichts mehr zu machen ist. Nur noch die Beine gucken oben raus.“

Es ist ein richtiger „Inselkrimi“ – das heißt, es gibt jede Menge Norderney Flair, mit viel Interessantem über die Insel, das so ganz nebenbei eingeflochten wird. Die Atmosphäre ist stimmig und macht richtig Lust, Norderney zu erkunden. Zur Zeit ist das ja nur mit einem Buch möglich, umso schöner, dass es hier so gut passt.
Die Handlung ist richtig spannend und mischt ernste Töne mit dem schon erwähnten Humor und das macht das Buch zu einem gelungenen Krimi, einschließlich einer überraschenden Auflösung.

Schon der Vorgängerband von Aja Eichbaum hat mich überzeugt und meine Erwartungen an das Buch wurden erfüllt. Vielleicht als kleine Anmerkung: von Ruth Keiser hätte ich gern mehr gelesen, nicht nur im Bezug auf Hochzeitsoutfits.

Mein Fazit: eine überaus gelungene Mischung aus Inselatmosphäre und spannendem Krimi, aus herbem Ostfriesen-Charme und quirliger Cosplayer-Stimmung.

Bewertung vom 30.04.2020
Die Patientin / Milla Nova ermittelt Bd.2
Brand, Christine

Die Patientin / Milla Nova ermittelt Bd.2


sehr gut

Der blinde Nathaniel rettete vor vier Jahren Carole Stein und ihrem neugeborenen Sohn das Leben, doch Carole liegt seitdem im Wachkoma. Monat für Monat besucht Nathaniel mit Silas die Mutter. Doch nun ist Carole verschwunden, die Auskünfte der Klinik sind diffus. Carole soll verstorben sein. Doch es gibt keine Dokumente, kein Grab – Nathaniel bittet die im bekannte Journalistin Milla Nova um Mithilfe.
Milla ist grade an einem spektakulären Fall und hat eigentlich keine Zeit für Nathaniel, doch sie lässt sich auf einige Nachforschungen ein.
Derweil wird am Ufer der Aare ein Selbstmörder gefunden, aber die Rechtsmedizin weist einen Mord nach und eine weitere unbekannte Tote wird angeschwemmt. Einige Spuren weisen auf die Pharmaindustrie und allmählich wächst auch in Milla ein ungeheurer Verdacht.
Das Buch ist eine direkte Fortsetzung von „Blind“ und ich war wirklich sehr gespannt darauf, da für mich die Geschichte von Carole Stein noch nicht zu Ende war. Auch dieses Mal spannt die Autorin einen fesselnden Bogen zwischen verschiedenen Handlungssträngen. Es ist eigentlich kein Ermittlerkrimi, obwohl auch die Polizeiarbeit mit einbezogen wird. Das Gespann Milla und der blinde Nathaniel, der seine Einschränkung nicht als Hindernis sieht und schon mal zu unüberlegtem Aktionismus neigt, ist schon besonders. Aus diesem Grund hätte ich mir Nathaniel, so wie im letzten Buch, mit einem größeren Anteil am Geschehen gewünscht. Da Milla mit dem ermittelnden Beamten Sandro Bandini liiert ist, bringt das immer auch einen Interessenskonflikt mit sich und eine weitere Sicht auf die Ereignisse. In diesem Band liegt der Schwerpunkt der Autorin mehr auf der Journalistin, sie bekommt mehr Raum und auch mehr Tiefe. Auch einige ganz persönliche und private Verwicklungen tragen dazu bei, dass Milla zur Hauptfigur wird.
Der Krimi entwickelte eine besondere Faszination auf mich, weil ich mir gut vorstellen konnte, dass es nah an der Realität bleibt. Man hat schon zu oft von Skandalen im Medizin-und Pharmabereich gelesen. Christine Brand schreibt sehr temporeich, die Story hat mich von Anfang in Bann gezogen – vielleicht auch deshalb, weil sie mit Nathaniel und Milla echte Sympathieträger als Protagonisten erdachte. Die Spannung bleibt bis Ende nervenaufreibend und ich mochte das Buch kaum aus der Hand legen. Ein klasse Krimi, den ich wirklich empfehlen mag.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.04.2020
Mord in Barcelona / Comissari Soler Bd.1
Esteban, Isabella

Mord in Barcelona / Comissari Soler Bd.1


sehr gut

„Mord in Barcelona“ ist der Auftakt zu einer neuen Krimireihe einer deutschen Autorin (Brigitte Pons) die dafür das passende Pseudonym Isabella Esteban wählte, wie es so schon eine Reihe Autoren für ihre in Urlaubsländern angesiedelten Romane machen.

Auf dem bekannten Friedhof Montjuic wird eine Tote gefunden, offenbar eine deutsche Touristin. Der ruhige Comissari Jaume Soler übernimmt den Fall, der sich schwierig gestaltet. Es gibt wenig Anhaltspunkte und tagelang war nicht einmal die Identität der Frau zu klären. In seinen Ermittlungen gibt es einen besonderen Störfaktor. Seine umtriebige Schwester Montse beginnt, aufgestachelt durch die neugierige Mutter, auf eigene Faust zu recherchieren. Dabei funkt sie ihrem Bruder gewaltig dazwischen, vor allem weil es ihr gelingt, Kontakt mit dem angereisten Sohn der Toten aufzunehmen, der sich schon sehr bald intensiviert. Zu intensiv, wie es scheint, da Montse von ihrem Bruder erfährt, dass auch der Sohn zum Kreis der Verdächtigen gehört.

Die Autorin braucht Zeit um ihre Protagonisten einzuführen und den Hintergrund zu entwerfen, inklusive diverser Familienprobleme. Das ist sicher im Hinblick auf die geplante Serie zu sehen, aber dadurch erschienen mir die ersten Kapitel etwas langatmig. Aber die Spannung steigt im Verlauf des Buches und rundet einen interessanten Plot ab, der bis in die jüngere spanische Geschichte zurück reicht.

Man merkt, dass die Autorin die Stadt kennt und liebt und Aktuelles miteinfließen lassen kann. So wird der mehrfach der überbordende Nationalstolz der Katalanen thematisiert. Solers Ehefrau kommt aus Madrid und spricht „hochspanisch“ was natürlich Mutter und Schwester nicht sonderlich gefällt. Auch die Lage der jungen spanischen Generation ist Thema, so arbeitet Montse bei der Straßenreinigung und lebt immer noch bei der Mutter, weil sie nach ihrem Ingenieurstudium einfach keine adäquate Stelle findet.

Natürlich kreuzen sich die Ermittlungen der Geschwister, was Solers Laune nicht grade hebt. Seine Schwester ist ja das genaue Gegenteil von ihm. Wo er besonnen und ruhig agiert, lässt sich Montse von ihrem Temperament leiten und ihre spontanen Aktionen sind ein rotes Tuch für ihn. Diese Szenen sind recht witzig.

Überhaupt ist der Krimi sehr unterhaltsam, lebendige und farbige Stadtbeschreibungen erzeugen viel Flair und wer Barcelona vielleicht schon mal bereiste, wird vieles wiedererkennen. Dennoch hatte ich das Gefühl, das beim Krimi noch Luft nach oben ist. Manche Figuren hätte ich mir noch besser charakterisiert gewünscht. Der Krimi ist angenehm zu lesen, die Sprache gefiel mir und auch das die Autorin mit kleinen Details viel Atmosphäre erzeugt, trägt zu Unterhaltung bei.

Ich bin gespannt auf eine Fortsetzung.

Bewertung vom 24.04.2020
Die Mitte ist ein guter Anfang
Bloom, Franka

Die Mitte ist ein guter Anfang


sehr gut

20 Jahre sind Eva und Arne schon ein Paar, haben eine gemeinsame Teenager-Tochter und eine formale Ehe war nie ein Thema zwischen ihnen. Doch dann überrascht Arne Eva mit einem Verlobungsring und einem Heiratsantrag. Aber damit ist Eva nicht glücklich, im Gegenteil, sie fühlt sich überrumpelt und weiß nicht, was sie von Arnes Argumenten halten soll. Besonders, weil er ihr im gleichen Atemzug mitteilt, dass er ein verlockendes Jobangebot hat, das ihn für mindestens 3 Jahre nach Kiew führt. Auslandskorrespondent zu werden, war und ist sein Lebenstraum.

Heirat und dann räumliche Trennung – das ist der erste Gedanke, der Eva durch den Kopf schießt. Sie stimmt zwar zu, aber je näher der Termin rückt, umso gerät ihre Gefühlswelt ins Trudeln. Im Freundeskreis sind Trennungen an Tagesordnung und auch in der langjährigen Ehe der Eltern kriselt es. Und was ist eigentlich mit ihrer Liebe passiert? Leben Arne und sie eigentlich noch zusammen oder nebeneinander her? Als dann noch ein Grund zur Eifersucht aufkommt, beginnt Eva auch ihre Wünsche und Sehnsüchte zu hinterfragen und will sie wirklich eine Fernbeziehung?

Mein erster Roman von Franka Bloom und gleich ein Volltreffer! Die Geschichte ist wunderbar leicht zu lesen und gibt doch immer wieder Stoff zum Nachdenken. Eva ist eine Protagonistin, die mir altersmäßig nahe steht und viele ihrer Gedanken könnten auch von mir sein. Die Autorin weiß ihre Geschichte mit Lebenserfahrung zu füllen und weil sie dabei auch die komischen und skurrilen Begebenheiten mit einbezieht, wird es manchmal auch urkomisch. Lachen und Weinen, Liebe und Eifersucht liegen manchmal eben nahe beieinander. Viele der Szenen schienen wie aus dem Leben gegriffen und mehr als einmal merkte ich, wie innerlich zustimmend nickte.

Vielleicht hätte ich nicht ganz so viel Details aus Brautmoden, Hochzeitsfrisur und Hochzeitsmessen gebraucht, allerdings sorgten diese Szenen auch für einige spontane Schmunzler bei mir.

Ich habe mich bestens unterhalten, weil neben Humor auch Warmherzigkeit und neben Witz auch Tiefgang zu spüren ist.

Eine schönes, empfehlenswertes Buch für Leserinnen im besten Alter.

Bewertung vom 20.04.2020
Sylt oder Sahne (eBook, ePUB)
Thesenfitz, Claudia

Sylt oder Sahne (eBook, ePUB)


weniger gut

„Sylt oder Sahne“ ist das zweite Buch der Autorin für mich. Nachdem ich „Mit James auf Sylt“ ganz unterhaltsam und witzig fand, war ich auf ihren neuen Roman gespannt.

Gleich vorweg, meine Erwartungen wurden leider nicht erfüllt.

Nele ist übergewichtige Frau, die schon die 50 überschritten hat. Glücklich ist sie nicht mit ihrer Figur, aber sie kann sie einfach nicht beherrschen. Alles was greifbar ist, schiebt sie sich in den Mund. Aber als auf einer Bahnreise ein Schaffner sie wegen ihres Bauchumfangs für schwanger hält, ist das Maß für sie voll. Dabei hätte sie sich doch auch freuen können, dass sie jung genug für eine Schwangerschaft aussieht!!

Eine Fastenkur auf Sylt, in der Seemöwe scheint ihr ein guter Beginn. Die jungen Besitzer verbrämen ihr Angebot mit allerlei Gesundheits- und Achtsamkeitsschnickschnack. Für den Preis eines luxuriösen Einzelzimmers teilt man sich den Raum mit zwei weiteren Frauen (Gemeinschaftsgefühl), das Gemüse und Obst für die Smoothies werden aus dem örtlichen Supermarkt aus dem Regal für „nicht mehr ganz frisch, aber noch gut“ zum halben Preis gefischt (Nachhaltigkeit) und die Helfer im Haus sind Asylbewerber (Menschenfreudlichkeit). Nele durchschaut das Geschäftsmodell recht schnell, aber den Witz, den man aus dieser Konstellation hätte machen können, habe ich vermisst. Oder meinte die Autorin das womöglich ernst?

Ich habe an diesem Roman sehr viel vermisst, Charme und Esprit und vor allem Witz, den man aus diesem Plot ziehen hätte können. Innerhalb einer Woche wird Nele vom Vielfraß zum Genußmenschen und die Heißhungerattacken spielen keine Rolle mehr und sie findet dann noch ganz zufällig eine Möglichkeit sich selbst zu verwirklichen.

Der Plot hat eine ganze Menge Potential, das ich überhaupt nicht ausgeschöpft sehe. Auch die Figuren wirkten nicht stimmig, die Wandlung, die Nele auf Sylt genommen hat, wirkt unecht und die ganze Geschichte nicht sehr rund.

Die Sylt-Schilderungen und die Landschaftsbeschreibungen reichen leider nicht für ein echtes Lesevergnügen.

Bewertung vom 20.04.2020
Dorf ist Mord
Mellina, Dori

Dorf ist Mord


sehr gut

Stella, die temperamentvolle Italienerin fühlt sich eigentlich sehr wohl in ihrer neuen deutschen Heimat. Sie ist gerne Krankenschwester und das Ansehen und die Bezahlung in ihrem Beruf ist in Deutschland einfach besser. Wenn nur das verflixte Heimweh nicht wäre! Was liegt da näher, als sich ein kleines Feriendomizil in Norditalien zu kaufen, das nur ein paar Autostunden von ihrer süddeutschen Arbeitsstelle entfernt ist. Natürlich gibt es in ihrer Preisklasse nur sehr renovierungsbedürfte Angebote, aber das schreckt sie nicht.
So ist sie nun in Pelati angekommen und genießt das Leben, die dicken Komplimente ihrer Landsleute, (so viel geschmeidiger als in Deutschland) und das Cafè, in dem so schon nach der ersten Bestellung zur Stammkundin wurde. Bekanntschaften hat sie schon eine Menge gemacht, natürlich an erster Stelle der fesche Maresciallo Michele Michelotte, der schon mal bei Strafzetteln ein Auge zudrückt und Marta, eine sympathische Frau aus dem Nachbardorf.
Doch eines Tages wird Martas Boot leer aufgefunden, sofort kommt die alte Sage der Seehexe im Dorf auf, die sich ein Opfer holte. Aber daran glaubt Stella nicht. Sie ist überzeugt, es war ein Verbrechen. Zusammen mit Michelotti und ihrer reichen Erfahrung in Kriminalfällen – sie ist eine eifrige Krimileserin – beginnt sie zu ermitteln.
Dieser Dorfkrimi hat Charme und eine liebenswerte Protagonistin. Ich bin nur zu gern ihren Ermittlungen gefolgt und wenn sie sich über die italienische Langsamkeit ärgert, weil sie inzwischen deutsche Effizienz schätzt, ärgert sich gleich darauf über uncharmante deutsche Männer und genießt die Aufmerksamkeit ihrer Landleute. Die Autorin kann auf diese Weise sehr witzig die üblichen Vorurteile einbauen und gleichzeitig entlarven. Ich habe mich wirklich an das Ufer eines oberitalienischen Sees versetzt gefühlt, die Atmosphäre ist einfach nur stimmig und sonnig. Der lockere Schreibstil der Autorin, der Wortwitz und das Temperament, das sie ihrer Hauptfigur mitgegeben hat, machen das Lesen zum reinen Vergnügen.
Es ist ein gelungener Sommerroman mit kriminalistischen Einschlägen und einer sehr überraschenden Auflösung.
Grade jetzt, wo wir alle in der Wohnung festsitzen und Reisepläne in weiter Ferne sind, war das Buch ein kleiner Lichtblick.