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Bella von www.bellaswonderworld.de
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Karlsruhe
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Ich bin 31 Jahre alt und mein größtes Hobby ist das Lesen. Ich verschlinge alle möglichen Titel querbeet durch die verschiedensten Genres. Meine Leseleidenschaft teile ich mit anderen Lesebegeisterten auf meinem Blog www.bellaswonderworld.de

Bewertungen

Insgesamt 1143 Bewertungen
Bewertung vom 08.01.2020
Natürliche Schönheit
Johansson, Nanna

Natürliche Schönheit


gut

Meine Meinung

Die schwedische Humoristin Nanna Johansson versammelt in ihrem Buch »Natürliche Schönheit« unterschiedliche künstlerische Werke, bei denen sie sich auf verschiedenen Wegen nicht nur dem Thema Schönheitswahnsinn annimmt, sondern auch ganz alltägliche Situationen mit viel Humor in Szene setzt.

In verschiedenen Panels und manchmal auch nur in einzelnen Zeichnungen nährt sich Nanna Johansson Themen wie der schnellen Vergänglichkeit von Modetrends und der Wahrnehmung von Schönheit an. Was ist eigentlich schön? Was macht Schönheit aus? In abstrusen und cartoonesken Zeichnungen werden Tipps und Kniffe aufgeboten, die man so oder so ähnlich in der gut geölten Maschinerie der Schönheitsindustrie und deren Werbeanzeigen zu lesen bekommen könnte, wäre da nicht der ironisch überbordende Ton von Johansson.

In diesem feinen Büchlein finden die Leser*innen neben kurzen Comic-Strips auch plakative Illustrationen wie zum Beispiel mögliche Magazincover, die in karrikativer Finesse und mit popkulturellen Einflüssen durch die unterschiedlichen Epochen leiten.

Nanna Johansson trifft mit ihren amüsanten Texten und Bildern den Nerv der Zeit und sorgt mit ihrer ganz speziellen satirischen Darstellungen für Schmunzler. Für die eigene Interpretation des Dargebotenen bleibt dabei jede Menge Freiraum. Doch auch wenn mich die meisten Geschichten und Zeichnungen zum nachdenken und lachen anregten, war auch einiges darunter, dass ich als zu flach empfand oder das einfach nicht meinem Humor entsprach. Im Ganzen betrachtet hätte ich mir, um die hier versammelten, losen Einzelteile einen Rahmen gewünscht, der dem Inhalt des Buches mehr Ausdruck und Kraft hätte verleihen können.

Fazit

Auf humorvolle, ironische und parodistische Weise setzt sich Johansson mit dem Schönheitswahnsinn und anderen alltäglichen Problemzonen auseinander.

Bewertung vom 08.01.2020
Das Geschenk
Fitzek, Sebastian

Das Geschenk


gut

Beschreibung

Ein Mädchen presst hilfesuchend einen beschriebenen Zettel von innen an das Autofenster. Als das Auto an Milan Berg vorbeifährt, wird er Zeuge der vermeintlichen Entführung, doch als Analphabet kann er nicht beurteilen, ob es sich tatsächlich um einen verzweifelten Hilferuf handelt oder doch nur der Scherz eines Teenagers ist. Der Gedanke an die ängstlich blickenden Augen des Mädchens lassen Milan nicht mehr los und so nimmt er mit seiner Freundin Andra die Suche nach dem Mädchen auf und gerät dabei in einen wahnsinnigen Roadtrip, der ihn Stück für Stück der Wahrheit über seine eigene Vergangenheit näher bringt.

Meine Meinung

Auch in diesem Herbst präsentiert uns der erfolgreichste deutsche Thrillerautor Sebastian Fitzek eine neue Geschichte. Das Buch ist passend zum Titel »Das Geschenk« in einer limitierten Sonderauflage mit einer speziellen Geschenkverpackung erhältlich oder schlicht als Hardcover mit Schutzumschlag, der ebenfalls den Eindruck einer Geschenkverpackung vermittelt.

Gleich zu Beginn werden die Leser*innen in ein brutales Folter-Szenario in einer Haftanstalt geworfen, in dem der Häftling Milan Berg schwer misshandelt wird. Nach dieser Einleitung wird ein zeitlicher Sprung in die Vergangenheit vollzogen, in der man Milans Geschichte Stück für Stück präsentiert bekommt. Durch diesen Kniff erzeugt Fitzek schon nach wenigen Kapiteln eine gewisse Grundspannung, schließlich möchte man wissen, wie es dazu kam, dass sich der Hauptprotagonist in diese missliche Lage wiederfindet.

Der Weg zu einer Antwort führt über zahlreiche Wendungen, denn kein Stein bleibt auf dem anderen und zum Ende ist nichts, wie es anfänglich den Anschein machte. Fitzek schickt seinen Protagonisten Milan Berg auf eine wilde Schnitzeljagd in die eigene Vergangenheit und nicht nur einmal scheinen dabei Wahrheit und Lüge ineinander zu verschwimmen.

Für mich war das Interessanteste an Fitzeks neuem Roman die Auswahl des Hauptprotagonisten Milan Berg, der wie über 6 Millionen andere Deutsche Mitbürger*innen nicht lesen und schreiben kann und sich zum Ausgleich dieses Handicaps (und um seine große Scham zu überspielen) mit viel Kreativität durchs Leben schummelt. Die Zeichnung dieses speziellen Charakters ist dem Autor hervorragend gelungen, denn man kann sich sehr gut in seine Lage hineinversetzten und spürt hautnah mit welchen Problemen und Ängsten er, ausgelöst durch seinen Analphabetismus, zu kämpfen hat.

Der fließende Schreibstil katapultiert einen direkt ins Geschehen und lässt die Seiten geradezu im Handumdrehen verfliegen. Allerdings muss ich sagen, dass mir der Handlungsplot der Geschichte und die einzelnen Stationen der Schnitzeljagd zu konstruiert wirkten und sich dadurch bei mir kein Gefühl des atemlosen Mitfieberns einstellen wollte. Auch die agierenden Protagonisten vermochten es nicht mein emotionales Zentrum anzusprechen, um damit für den nötigen Kick zu sorgen. Trotzdem muss ich sagen, dass es mir gut gefallen hat, die Ereignisse nicht nur aus Milans Perspektive zu erleben, sondern auch in die Gedankenwelt des Mädchens sowie der ihres Entführers einzutauchen.

Von einem guten Psychothriller erwarte ich dennoch, dass er mir unter die Haut kriecht und mich zum Schaudern bringt. Dies ist Sebastian Fitzek mit »Das Geschenk« nicht gelungen, denn trotz brutaler Gewalt und eines interessanten Hauptcharakters hat es diesem Thriller an Psycho-Schock-Momenten gefehlt.

Fazit

Unterhaltung und völlig unerwartete Plot-Twists garantiert. Für mich fehlte es dem Geschenk jedoch an Psycho-Spannung, die unter die Haut geht und an berührenden Emotionen.

Bewertung vom 08.01.2020
Die ganze Welt ist eine große Geschichte, und wir spielen darin mit
Roth, Charlotte

Die ganze Welt ist eine große Geschichte, und wir spielen darin mit


ausgezeichnet

In einer Anmerkung der Autorin Charlotte Roth erhält man vorab die Information, dass es sich bei ihrem neuen Buch »Die ganze Welt ist eine große Geschichte, und wir spielen darin mit« um einen Roman und keine Biographie im herkömmlichen Sinne handelt, denn in ihrer Erzählung wurden Ereignisse zusammengezogen, ausgeschmückt, verkürzt und zum Teil auch die historische Chronologie verändert. Nicht zuletzt trägt dieses Buch den Untertitel »Michael Ende – Roman eines Lebens«. So nährt sich die Schriftstellerin auf ganz besonders einfühlsame Weise dem Menschen Michael Ende, der so viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene durch seine phantasievollen Geschichten, von Jim Knopf über Momo und Bastian Balthasar Bux mit seiner bunten und vor Kreativität überbordenden Welt begeisterte.

Diese ganz besondere Roman-Biographie kommt gerade recht zu einem runden Jubiläum, denn am 12. November 2019 wäre Michael Ende 90 Jahre alt geworden. Die Geschichte von Charlotte Roth wurde von Michael Endes langjährigem Freund und Lektor Roman Hocke inhaltlich kuratiert.

Die Kindheit von Michael Ende, in der sich der Ursprung seiner Kreativität erkennen lässt, umsorgt von einem offenen und lebensfrohen Vater und einer vor Liebe überlaufenden Mutter, wird in lebendigen Farben gezeichnet, in der man sich als Leser*in besonders geborgen fühlt. Doch die Familienidylle in dieser kleinen Oase der Zuneigung währt nicht auf ewig und Michael muss mit ersten einschneidenden Erlebnissen der Kriegsauswirkungen und den Verlust seines ersten richtigen Freundes, des Dackels Mucki, überwinden. Auch im weiteren Verlauf wird deutlich, welch herausragenden Posten Freundschaft, Familie und Liebe in Michael Endes Leben einnahmen. Als „brotloser“ Künstler auf der Suche nach Erfüllung möchte sich Michael Ende keine Sorgen um finanziellen Probleme machen, sondern all seine Kraft und Muse in sein Schaffen stecken.

Der große Durchbruch gelingt Michael Ende schließlich mit der Veröffentlichung seines ersten Buches »Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer«. Mit seiner ersten Ehefrau, der Schauspielerin Ingeborg Hoffmann, zieht er nach Italien wo sein Leben und Wirken von guten Unterhaltungen und noch besserem Essen getragen wird. Charlotte Roth verknüpft alle Fäden von der magisch anmutenden Kindheit über Verlust, Trauer und der Angst vor Männern in Anzügen und stellt den Künstler und Schreiber Michael Ende mit verzaubernden Worten dar.

Charlotte Roth ist mit »Die ganze Welt ist eine große Geschichte, und wir spielen darin mit« ein poetischer, fast schon träumerischer Roman von der Feder gesprungen, der mir den Menschen hinter den kreativen Kinder- und Jugendbüchern näher gebracht hat. Roth präsentiert den Leser*innen eine betont gefühlvolle Lebensgeschichte mit all ihren Höhen und Tiefen und deckt dabei eine breit gefächerte Gefühlspalette ab. Besonders viel Eindruck kann die Autorin mit der fast schon greifbaren Atmosphäre schinden, denn man fühlt sich regelrecht an die Seite von Michael Ende versetzt, egal ob sich dieser in Deutschland zwischen Künstlern und Familie aufhält oder in Italien, wo man die Landluft um die Ohren wehen fühlt und den aromatischen Wein auf der Zunge schmecken kann.

Fazit

Dieser poetische Roman umgarnt einen von der ersten bis zur letzten Seite.

Bewertung vom 08.01.2020
Schwarzer Leopard, roter Wolf / Dark Star Bd.1
James, Marlon

Schwarzer Leopard, roter Wolf / Dark Star Bd.1


gut

Für einen recht holprigen Einstieg, der für mich fast dreihundert Seiten in Anspruch nahm, trifft es das Motto des Suchers auf den Punkt, und so dachte ich mir im Stillen »Fick die Götter«, wo hat Marlon James nur den roten Faden gelassen, der die Leser*innen durch seinen undurchdringlichen Dschungel aus Gestaltenwandlern, Dämonen, Vampiren, Hexen usw. leitet? Doch damit noch nicht genug, denn auch von Marlon James sprachlichem Stil hätte ich mir eher einen Erste-Klasse-Flug erwartet anstatt auf einer altersschwachen Kutsche ordentlich durchgerüttelt zu werden.

Der Weg des homosexuellen Hauptakteuers, der im ganzen Roman einfach nur mit den Namen Sucher angesprochen wird, ist von sexualisiertem Verhalten sowie einer odinären Fäkalsprache gepflastert und liefert mit Vergewaltigungen und der Auslebung gewalttätiger Triebe jede Menge harten Tobak, der zurecht das Label »Heyne Hardcore« trägt.

Die ganze Geschichte wird in sprunghaften Erzählungen aus der Perspektive des Suchers, der sich in der Gegenwart einer dritten Person, dem Inquisitor, befindet geschildert. Dies mag zwar die Wahl der einfachen und hakenden Sprache als Stilmittel erklären, aber sollte dies zutreffend sein, dann ist fraglich warum Marlon James dennoch immer wieder zwischendurch und auf den letzten zweihundert Seiten ein durchaus flüssigeren und angenehmeren Erzählstil durchblicken lässt.

Es gelang mir trotz der Erzählperspektive nicht, mich in den Hauptprotagonisten »Sucher« hineinzuversetzten und ich scheiterte daran, seine Beweggründe und sein Handeln nachzuvollziehen zu können.

Je weiter ich mich jedoch in den psychedelischen Erzählungen verstrickte, desto mehr nahmen mich die traditionellen Sagenwesen des afrikanischen Kontinents gefangen, auch wenn ich hier jede Menge extra nachschlagen musste, da Marlon James zahlreiche Bezeichnungen ohne nähere Erklärungen in den Raum wirft und mich dieses Nachschlagen immer wieder aus dem sich entfaltenden Zauberbann seiner Fantasiewelt herausgerissen hat.

Die ätherische Mixtur von Sagumas über Mingi Kinder, die aufgrund ihrer Fehlbildungen ihr Leben mit dem Tod bezahlen müssen oder als Verstoßene leben, und eine Vielzahl an obskuren Fabelwesen wie z. B. der Blut saugenden Asanbonsam mit seinem Bruder Sasabonsam, dem Blitzvogel Ipundulo sowie Aesi der Götterschlächter liefern einen wunderbaren Ansatz zu einem epischen Fantasiewerk, für mich fehlte es jedoch auch hier an einer erkennbaren Struktur.

»Niemand liebt niemanden.«

Diese drei Worte liefern einen Blick auf den Hauptprotagonisten der Geschichte, der nicht nur im Hinblick auf den entführten Jungen auf der Suche ist, sondern gleich auf mehreren Ebenen auf der Suche ist. Der Glaube seines Stammes macht ihn durch das nicht vollzogene Ritual der Beschneidung zu einem Mann, in dem auch noch eine Frau wohnt, und so wird er folglich nicht als kompletter Mann angesehen, wodurch er auch nicht nur auf der Suche nach seinem Platz in der Gesellschaft ist, sondern auch auf der Suche nach dem Weg zu sich selbst.

Dem Sucher werden diverse Weggefährten an die Seite gestellt, sodass sich das daraus resultierende kuriose Bildnis einer Superhelden-Action-Story mit den Urklängen des Romans vermischt. Mochte zu Beginn des Abenteuers noch die ein oder andere Länge für eine regelrechte Hassliebe gesorgt haben, so hat mich die aufkommende düstere Spannung auf den letzten zweihundert Seiten und die Gruppendynamik der skurillen Gefährten mit dem schweren Einstieg versöhnt.

Fazit

Marlon James zeichnet ein berauschendes Kaleidoskop seiner afrikanisch-exotischen Fantasywelt, die jedoch recht unausgegoren und mit einigen Längen daherkommt.

Bewertung vom 08.01.2020
Der Untergang der Könige / Drachengesänge Bd.1
Lyons, Jenn

Der Untergang der Könige / Drachengesänge Bd.1


ausgezeichnet

Jenn Lyons startet mit ihrem Roman »Der Untergang der Könige« ihre High Fantasy Reihe »Drachengesänge«. Passend dazu prangt auf dem Cover ein in silber glänzender Drachenkopf der durch Farbgebung, Schattierungen und leicht erhaben fast schon dreidimensional wirkt.

Im Mittelpunkt ihres modernen High-Fantasy-Epos steht der junge Kihrin, dessen Schicksal in den folgenden 860 Seiten gleich aus zwei Mündern erzählt wird. Kihrin selbst befindet sich in Gefangenschaft und wechselt sich beim Erzählen seiner Geschichte mit seinem Kerkermeister Klaue, einem gedankenlesenden und Menschen verspeisendes Gestaltenwandler-Ungeheuer, ab. Dieses besondere Stilmittel bringt viel Würze und Spannung in die Geschichte, sorgt jedoch auch dafür, dass man sich erst einmal in das Buch einlesen muss. Als kleines Hilfsmittel gibt es eine Karte sowie ein Glossar und einen Stammbaum. (Um mich nicht selbst zu spoilern habe ich allerdings zu Beginn nur die Karte genutzt und mir den Stammbaum erst zu einem fortgeschritteneren Zeitpunkt angesehen.)

Bei einem Fantasyroman in diesem Umfang und mit einer solch komplexen Welt aus Adelshäusern, Gilden, Göttern, verschiedenen Wesen wie Dämonen, Magieren und Drachen lohnt es sich auf jeden Fall, sich die entsprechende Zeit zu nehmen. Jenn Lyons belohnt ihre Leser*innen nämlich mit einer absolut mitreißenden und facettenreichen Geschichte, angereichert mit mächtigen Steinen und dem Schwert Urthaenriel, dass auch als der Untergang der Könige bekannt ist.

In Jenn Lyons Fantasy-Welt wird die Tatasache, dass der Tod etwas bindendes umd unumstößliches ist ins Gegenteil verkehrt, denn durch die Macht der Totengöttin Thaena ist es manchen Verstorbenen möglich wieder in das Reich der Lebenden zu treten. Mit diesem Kniff erzeugt die Autorin ein spannendes Spielfeld für ihre Gesellschaft, die sich ähnlich wie in »Der Herr der Ringe« und »Das Lied von Eis und Feuer« an einer mittelalterlichen Gesellschaftsstruktur ausrichtet. Durch Kihrins Lebensweg vom armen Dieb aus dem Eldendsviertel über den Erben des mächtigen Adelsgeschlechts der D’Mon bis hin zum gegaeschten Sklaven, lernt man die Unterschiede der Schichten hautnah kennen.

Die Machtposition in der High-Fantasy haben durch die mittelalterlichen Einflüsse meist Männer inne, dem setzt Jenn Lyons in ihrem Roman mit starken weiblichen Charakteren wie z. B. mit den Göttinen Taja, Thaena und Tya oder der Seehexe Tyentso einen Gegenpol. Sogar den männlichen Hauptprotagonisten Kihrin lässt sie die Tatasache in Frage stellen, dass die hohen Adelshäuser keine Frauen z. B. in Magie ausbilden.

Zu der Authentizität der Geschichte trägt das fein gezeichnete Verhältnis zwischen Gut und Böse bei, welches nicht in fadenscheinigem schwarz und weiß skizziert wird, sondern mit Nuancen in den verschiedensten Tönen auftrumpft.

»Der Untergang der Könige« wird zu einem großen Teil durch Machtkämpfe, politische Intrigen der Adelshäuser und actionreiche Kampfszenen mit Dämonen dominiert und dennoch schaffte es Jenn Lyons in den Dialogen zwischen den Protagonisten eine humorvolle Ader einzuflechten. Sei es in einem neckischen Ton zwischen Kihrin und Klaue oder in der Beziehung zwischen Kihrin und seinem vermeindlichen Bruder Galen D’Mon.

Die zusätzlichen Fußnoten, in denen der Chronist direkt den Leser anspricht und mit seinen Weisheiten und Meinungen auftrumpft, empfand ich zu Beginn eher als nervend. Je weiter die Geschichte voranschritt, desto mehr Freude hatte ich schließlich an seinen Bemerkungen und schlussendlich verleiht es dem Buch eine ganz eigene Note.

Fazit

Diese epische Fantsygeschichte ist genau das richtige für lange und kalte Winterabende.

Bewertung vom 08.01.2020
M.O.R.I.A.R.T.Y.
Duval, Fred;Pécau, Jean-Pierre

M.O.R.I.A.R.T.Y.


sehr gut

Meine Meinung

Der Splitter Verlag präsentiert mit »M.O.R.I.A.R.T.Y – Das mechanische Imperium« einen abgeschlossenen Comic über den bekannten Meisterdetektiv aus der Baker Street. Die Autoren Fred Duval und Jean-Pierre Pécau haben sich eine klassische Kriminalgeschichte mit Einflüssen aus dem Steampunk für das schlaue Genie in Tweed ausgedacht. Sie lassen als Menschen verkleidete Maschinen genauso auftreten wie Queen Victoria und vermengen das ganze mit den wissenschaftlichen Einflüssen von Doktory Jekylls Experiment, dass ihn zum Mister Hyde machte. Zusammen ergibt diese Mixtur eine actiongeladene Story mit viel britischem Charme.

Die explosivste Ingredienz des Comics ist Doktor Jekylls Rezeptur, die sich als besonders wertvoll herausstellt, denn damit ließe sich doch wunderbar eine Armee aus Monstern kreieren. Als Drahtzieher entpuppt sich schnell Sherlock Holmes Erzfeind Moriarty und so setzt unser tapferer Held alles daran dieses schreckliche Szenario zu verhindern. Bei diesem waghalsigen Unterfangen begibt sich Sherlock selbst in allergrößte Gefahr.

Stevan Subics Zeichnungen tragen ihren Teil zur düsteren Atmosphäre des Comic-Krimis bei und passen mit der gedeckten und zumeist düsteren Farbgebung hervorragend zum 19. Jahrhundert. Der temporeiche Handlungsablauf erfordert jedoch einiges an Konzentration ab und zwischen den verschiedenen Kämpfen und Szenenwechsel kann man schon einmal den roten Faden verlieren. Aus diesem Grund würde ich dieses Comic-Album nicht als Einsteigerlektüre empfehlen.

Fazit

In »M.O.R.I.A.R.T.Y« vereinen sich Einflüssen aus der klassischen Schauerliteratur mit historischen Persönlichkeiten und modernen Steampunk-Elementen zu einem düster-sherlockschen Leseabenteuer.

Bewertung vom 08.01.2020
Blutrausch - Er muss töten / Detective Robert Hunter Bd.9
Carter, Chris

Blutrausch - Er muss töten / Detective Robert Hunter Bd.9


sehr gut

Beschreibung

Robert Hunter und Carlos Garcia, die Sonderermittler der ultra violent, kurz „UV“, Einheit des Morddezernates des LAPD sind einem Serienkiller auf der Spur, der die ausgebildeten Profiler auf eine harte Probe stellt. Seine Morde sollen der Welt zeigen wie einzigartig natürliche Schönheit ist. Mit seiner Galerie der Toten möchte er vor den Augen der ganzen Welt eine ganz außergewöhnliche Sammlung zeigen.

Meine Meinung

Dieses Jahr war es mal wieder Zeit ein Buch von Chris Carter in die Hand zu nehmen und so habe ich mich in dem diesjährigen Sommerurlaub dem 9. Fall des Ermittler-Duos der UV Spezialeinheit des LAPD gewidmet. Den vorherigen Titel »Death Call. Er bringt den Tod« habe ich bereits 2017 gelesen, umso mehr habe ich mich nun auf einen weiteren hochkarätigen Thriller aus Cartes Feder gefreut.

Mit »Blutrausch. Er muss töten« ist Christ Carter ohne Frage wieder ein fesselnder und absolut spannender Thriller mit einem faszinierenden Serienkiller gelungen. Der Spannungsaufbau lässt die Seiten geradezu dahinfliegen und dennoch hatte ich immer mehr das Gefühl, dass Chris Carter dieses Mal nicht sein ganzes Können aufs Papier bringt.

Das Storytelling empfand ich bei diesem Fall von Robert Hunter und Carlos Garcia als das bisher Schwächste – ich hatte regelrecht das Gefühl in einem Criminal Minds Fall gelandet zu sein, der strikt nach Schema F abgespielt wird. Der Konkurrenzkampf der sich zwischen den Ermittlern des LAPD und des FBI bei ihrer Zusammenarbeit entspinnt hat zwar zusätzlich zum Unterhaltungswert beigetragen, mich persönlich hat es aber nach kurzer Zeit schon leicht mit den Augen rollen lassen und ziemlich schnell gelangweilt.

Im Ganzen betrachtet ist »Blutrausch. Er muss töten« abgesehen davon, dass der engl. Originaltitel »The Gallery of The Dead« viel besser zur Geschichte passt, ein solider Thriller, der garantiert nichts für schwache Nerven ist. Chris Carter spielt nicht nur mit jeder Menge Blut, sondern auch mit psychologischen Tricks und Kniffen die es in sich haben.

Fazit

Ein solider Thriller, bei dem Carter jedoch nicht sein ganzes Talent zeigt.

Bewertung vom 07.01.2020
Der Store
Hart, Rob

Der Store


gut

In seinem dystopischen Roman »Der Store« prangert Rob Hart die Auswüchse des Onlinehandels bis hin zu einer verschärften Situation des Aussterbens der Innenstädte an. An ihre Stelle drängt sich ein der weltweit größte Onlinehandels-Konzern Cloud, der sich durch eine harte Preis- und Klimapolitik eine regelrechte Monopolstellung errungen hat. Dieses Szenario fühlt sich im 21. Jahrhundert angekommen äußerst real an und erzeugt alleine schon durch diese Nähe eine gewisse Grundspannung die dazu verleitet den Atem anzuhalten.

Rob Hart gewährt uns gleich drei verschiedene Einblicke in seine Geschichte, zum einen folgen wir dem ehemaligen Unternehmer Paxton, dessen Firma durch den mächten Cloud-Konzern in die Knie gezwungen wurde und nun keine andere Lösung sieht als sich bei Cloud um einen Arbeitsplatz zu bewerben, und dann wäre da noch Zinnia, welche sich als Wirtschaftsspionin in das Unternehmen einschleicht. Unterbrochen werden diese zwei Erzählperspektiven immer wieder durch tagebuchartige Blogbeiträge des Cloud Gründers Gibson Wells.

Authentisch und erschreckend zugleich skizziert Rob Hart ein Zukunftsszenario von ausgestorbenen Städten und einem weltweit führenden Konzern für Onlinehandel, der zugleich als weltweit größter Arbeitgeber agiert und durch diese Monopolstellung in vielen Belangen den Ton angibt. Damit lenkt der Autor das Augenmerk auf die bereits heute bestehende Problematik des sterbenden Einzelhandels in vielen Innenstädten und spitzt dies zu einer Vision zu, deren Erfüllung sich keiner wünschen kann. Allerdings wird der Leser im Unklaren gelassen, welche Hintergründe das vollkommene Aussterben der Städte genau hatte. Es scheint sich alles an einem ominösen Massacker am Black Friday aufzuhängen, zu dem ebenfalls mehr Input wünschenswert wäre. Auch im Bezug auf die angeschnittene Wirtschaftsspionage hätte sich genügend Potenzial für mehr Spannung und Tiefgang geboten, doch diese Chance hat der Autor leider ungenutzt verstreichen lassen.

Stattdessen ist man genauso sehr im eintönigen Leben aus Arbeit und begrenzter Freizeitmöglichkeiten, die das Leben in einer überwachten MotherCloud mit sich bringt, gefangen, wie es die Hauptprotagonisten der Geschichte sind. Zinna rennt mit ihrem roten Poloshirt als Lagerarbeiterin von Regal zu Regal und hechelt einer kaum haltbaren Leistungsvorgabe hinterher und Paxton nimmt die Arbeit bei Cloud nur als Übergangslösung an, wird aufgrund seiner bisherigen Laufbahn mit einem blauen Poloshirt und den Aufgaben eines Sicherheitsmitarbeiters ausgestattet. Mit jedem Kapitel spürt man deutlicher wie sehr der Ort Paxton und Zinia an sich fesselt, auch wenn das Leben in der MotherCloud an harte Bedingungen geknüpft ist und man seine Freiheit vor der Sicherheitskontrolle abgegeben hat. Die glanzvollen Bilder und Werbespots über Familie und Glück haben nichts mit der Wahrheit gemein, trotzdem sind sie eine große Versuchung, aufgrund der noch trostloseren Aussicht abseits der Cloud, an Ort und Stelle zu verweilen.

Rob Hart legt mit seinem Roman »Der Store« eine Dystopie vor, deren Thematik sich stark an der Gegenwart orientiert und sich dadurch äußerst real anfühlt. Durch eine angenehme Kapitellänge, eine leichte Sprache und einen unterschwelligen Spannungsbogen lässt sich das Buch fast an einem Stück weglesen und regt zum Überdenken der eigenen Angewohnheiten an.