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Sago

Bewertungen

Insgesamt 548 Bewertungen
Bewertung vom 27.06.2021
Wer zuletzt lügt
Flynn, Laurie Elizabeth

Wer zuletzt lügt


sehr gut

Warum müssen Untertitel eigenlich oft zu geschwätzig sein? Der Satz mit der toxischen Freundschaft, der sich bei manchen Online-Buchhandlungen findet, ist zum Glück nicht auf dem Buch abgedruckt. Warum so viel verraten? Einige Zeit lang fragt man sich nämlich, was es mit der Freundschaft der braven Fiona und der wilden Trixie auf sich hatte. Denn Trixie ist bereits im Meer verschwunden, ebenso wie Toby einige Zeit zuvor. Toby war ausgerechnet der große Bruder von Fionas Langzeit-Schwarm Beau. Beau und Fiona hätten durchaus ein Paar werden können, wäre Beau nicht nach Tobys Tod in Kummer und Alkohol versunken.
Aber war dieses Verschwinden gleich zweier Schüler wirklich zufällig? Und sind sie überhauptwirklich tot? Von Fiona als Ich-Erzählerin erfahren wir in Rückblenden häppchenweise, was früher geschah, während Fiona gemeinsam mit dem geheimnisvollen Jasper, Trixies Ex, auf Spurensuche geht. Wem kann Fiona wirklich trauen, und ist sie selbst überhaupt zuverlässig in dem, was sie berichtet?
Das Buch hat mich in einen Lesestrudel gesogen, was immer ein gutes Zeichen ist. Sehr gut hat mir gefallen, wie authentisch unsicher und ambivalent Fionas Charakter angelegt wurde. Auch die anderen Protagonisten wie Jasper und Beau werden faszinierend zwiespältig geschildert, was für mich rückblickend allerdings auch zu einigen Ungereimtheiten geführt hat. Trotzdem ein raffiniert angelegtes Highschool-Verwirrspiel, das mich auch als Erwachsene sehr gefesselt hat.

Bewertung vom 20.06.2021
Im Lichte der Quanten

Im Lichte der Quanten


gut

Dieses Buch wird sicher polarisieren. Das Ideengut basiert auf "Es werde Licht. Die Einheit von Geist und Materie in der Quantenphysik"´, des gleichen Autorenteams, das ich leider nicht gelesen habe.

In diesem Buch nun verbinden sich Essays von Fachleuten der Psychologie, Psychatrie, Pädagogik, Umweltwissenschaft, Physik und Biologie mit dem hehren Anspruch, Geist und Materie zusammenzubringen.

Was die Welt im Innersten zusammenhält, fragte sich schon Goethes Faust. Ob die auf der Interpretation der Quantenphysik beruhenden Antworten, die hier geliefert wird, zutreffen, kann nur jeder Leser selbst für sich entscheiden, denn wir bewegen uns in den Texten über die Empirik des heute schon Nachweisbaren hinaus.
Und so wird, so fürchte ich, dem strikt wissenschaftlich Orientierten das Buch zu esoterisch angehaucht sein, aber denjenigen, die glauben, dass es "mehr gibt zwischen Himmel und Erde, als unsere Schulweisheit sich träumen lässt", dagegen zu nüchtern.

Bewertung vom 17.06.2021
Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?
Green, John

Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?


gut

Selten war ich wohl bei einem Buch so zwiegespalten zwischen Hadern und Gefallen. Unerwarteterweise hat für mich dann das Hadern aber überwogen. Das hängt mit der Entstehungsgeschichte der Essays zusammen, die in diesem Buch versammelt wurden, welche ganz am Ende verraten wird. Ursprünglich waren es überwiegend einzelne Podcasts. Hätte ich die einzelnen Essays etwa gelegentlich in einer Zeitschrift oder mit einem wöchentlichen Newsletter gelesen, hätte ich wohl mehr Positives an den klugen Gedanken des Autors gefunden.
So aber wurde mir John Greens wirklich sehr origineller und persönlicher Blick irgendwann einfach zu viel. Seine Aufhänger, mit denen er nach meinem Empfinden oft sehr virtuos, immer wieder aber auch aprupt vom Speziellen zum Allgemeinen überleitet, sind so spezifisch am Erleben eines US-Amerikaners und an seiner eigenen Lebensgeschichte orientiert, dass sie mich nur gelegentlich fesseln konnten. Dabei sind meine eigenen Interessen eigentlich sehr breit gefächert. Vermutlich wäre es noch ein wenig anders gewesen, wenn ich seine Romane gelesen hätte und mir hier endlich die Frage beantwortet worden wäre, was für eine Art Mensch ein Lieblingsschriftsteller denn eigentlich ist. Ohne spezielles Interesse an John Green entstand bei mir aber verblüffenderweise irgendwann ein überbordend Nabelschau-artiger Eindruck, obwohl Green vermutlich eher bescheiden als selbstverliebt ist. Schade, denn seine Formulierungen sind gekonnt und haben oft auch einen feinen, selbstironischen Unterton.

Bewertung vom 13.06.2021
Ein Meer aus Licht und Farben
Lindström, Sylvia B.

Ein Meer aus Licht und Farben


ausgezeichnet

Die Eden Books zum Thema Sehnsuchtsorte verzaubern mich einfach immer wieder. Hier folgen wir der Autorin Sylvia B. Lindström, wie sie nach einer gescheiterten Beziehung mit ihrem kleinen Sohn Hauke zunächst probeweise von Deutschland nach Schweden auswandert.

Man kann Sylvia wohl eine Lebenskünstlerin nennen. Was sie an Abenteuerlust, Optimismus, Geschäftssinn und Tatkraft mitbringt, hat mir immer wieder einigen Respekt abgenötigt. Und Hauke ist ein Junge, der selbst in der Beschreibung einfach nur Spaß macht. Auch wenn die Autorin mit manchen Details zurückhält - es sind ja schließlich tatsächliche Menschen involviert - wird hier nichts weichgezeichnet. Heimweh und bürokratische Hemmnisse werden genauso interessant und anschaulich geschildert wie Land und Leute und die neue Liebe. Ein klein wenig habe ich mich wohl jetzt auch in Schweden verliebt. Als Tierfreundin und Pferdefreundin hat mir natürlich besonders gefallen, dass die Autorin selbst Pferdefrau ist. Dieses Thema nimmt jedoch keinen so breiten Raum ein, dass es einen Nicht-Pferdekenner stören würde.

Für mich hatte die faszinierende Lebensgeschichte tatsächlich keinerlei Längen. Auch dass hier das Erlebte selbst geschildert wird, was ja nicht bei allen Büchern dieser Reihe so ist, kam dem Buch sehr zugute.

Bewertung vom 11.06.2021
Die Erfindung von Alice im Wunderland
Hunt, Peter

Die Erfindung von Alice im Wunderland


sehr gut

Zwei Männer und drei Mädchen in einem Boot - so nahm die berühmte Geschichte um "Alice im Wunderland" einst ihren Anfang. Obwohl ich das Buch und seinen Nachfolger "Alice hinter den Spiegeln" seit meiner Kindheit kenne und schätze, war mir sein Ursprung doch bisher völlig unbekannt. Ich ahnte ebenso wenig, dass ein Mädchen namens Alice Liddell reales Vorbild war, noch das Lewis Carroll lediglich der Künstlername des Autors und Mathematikdozenten Charles Dodgson war. Während einer Bootspartie mit den Töchtern seines Dekans fand die Idee zu diesem für die damalige Zeit völlig neuartigen Kinderbuch ihren Ursprung.

Der Autor und Literaturprofessor Peter Hunt folgt von dort aus der Entstehung, Illustration und Veröffentlichung von "Alice". Mit den zahlreichen Hinweisen zu mir bisher verborgenen Anspielungen auf zeitgenössische Literatur, historische Vorbilder der Protagonisten aber auch auf mathematische Regeln, hat mir Hunt förmlich eine neue Tür in dieses Wunderland aufgestoßen.

Ausgestattet ist das großformatige Buch mit Fotos von früheren Illustrationen sowie des Autors und seiner Inspirationsquellen. Mir persönlichen hat besonderen Spaß gemacht, dass ich von heutiger Fantasy-Literatur einen Bogen zurückschlagen konnte zu "Alice". Dass Joanne K. Rowlings Vorbild des Schnatz aus Harry Potter anscheinend aus "Alice" stammt, ist mir erst jetzt aufgefallen, wodurch sich für mich ein Kries geschlossen hat.

Ein wahres Kunststück vollbringt Hunt bei der Auseinandersetzung mit der Frage, ob irgend etwas Unziemliches an der Faszination von Dodgson durch die junge Alice war. Dies bleibt letztendlich der Fantasie der Leser überlassen.

Bewertung vom 09.06.2021
Die Nacht der freien Pferde / Nordstern Bd.2
Müller, Karin

Die Nacht der freien Pferde / Nordstern Bd.2


ausgezeichnet

Menschen oder Hulduvolk - vor dieser dramatischen Wahl steht die junge Erla, nachdem am Ende des ersten Bandes sie selbst und ihre Islandstute Drifa in einen dramatischen Unfall verwickelt wurden. Nur durch die Mitnahme in die Welt der Huldu konnten beide ihren Verletzungen entgehen. Doch Erla sieht sich mit einigen Herausforderungen konfrontiert: Bekanntlich vergeht die Zeit in der Anderswelt viel schneller als bei den Menschen, so dass sie nicht nur die Hochzeit ihrer Mutter bereits verpasst hat. Und während sich Erla nach und nach erholt, kommt Drifa im wahrsten Sinne des Wortes immer noch nicht wieder in die Hufe... Und welches mysteriöse Wesen hat die beiden überhaupt angegriffen?

Nordstern ist das Prequel zur Nordlichtserie. Hatte ich im ersten Teil der neuen Reihe noch etwas Mühe, mich an die anderen Protagonisten zu gewöhnen, habe ich diesmal sehr mitgefiebert. Erlas Huldufreund Floki ist mir ans Herz gewachsen. Besonders hat mir gefallen, dass vieles aus Sicht der Huldu geschildert wurde und dass es im Vergleich zum ersten Band wesentlich mystischer wurde. Die Perspektivwechsel sind also ebenso gelungen wie die Schilderung der isländischen Atmosphäre, in die sich die Pferde wunderbar einfügen.Glücklicherweise ist die Autorin "Pferdefrau", was der Geschichte nur zugute kommt. Und natürlich endet der Band wieder mit einem Cliffhanger, der das Warten auf den nächsten Teil wirklich schwer macht. Aber Vorfreude ist ja bekantlich die schönste Freude!

Bewertung vom 06.06.2021
Tage mit Gatsby
Nicolas, Joséphine

Tage mit Gatsby


ausgezeichnet

Die Überschrift meiner Rezension ist nur eins der vielen Zitate, die ich mir zum Wiederfinden markiert habe. Selten hat mich ein Buch derartig sprachlich überzeugt.

Und auch der Inhalt blieb für mich durchweg faszinierend. Vor dem Hintergrund, dass eigentlich weder der berühmte Autor F. Scott Fitzgerald, noch seine lebenslustige Frau Zelda wirkliche Sympathieträger darstellen, ist dies eine besonders bemerkenswerte Leistung. Denn die Autorin versteht es herausragend, sowohl dem berühmten Paar genügend Strahlkraft als auch den Roaring Twenties atmosphärische Dichte zu verleihen, so dass ich förmlich an den Seiten geklebt habe.

Der Roman beschränkt sich zum großen Teil auf die Zeit, in der Scott am "Großen Gatsby" schrieb und die die Fitzgeralds in Europa verbrachten. Unzufrieden mit ihrer Mutterrolle, stürzt sich Zelda in Partys und eine leidenschaftliche Affäre. Dass Scott ihre eigene Schreibambitionen unterdrückt und stattdessen ihre Ideen ausschlachtet, macht die Beziehung der beiden nicht einfacher. Realität und Fiktion verschwimmen schließlich immer mehr...

Da die Entstehungsgeschichte des "Gatsby" so großen Raum einnimmt, rasen die letzen Jahre der Fitzgeralds notgedrungen dahin. Wie sehr das Buch mein Interesse gefessellt hat, zeigt, dass ich im Anschluss tatsächlich selbst noch einiges über die beiden und ihre Tochter recherchiert habe.
Ich werde weiter Ausschau noch Büchern von Joséphine Nicolas halten, in der Hoffnung auf weiteres Lesevergnügen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.06.2021
Partem. Wie die Liebe so kalt
Neeb, Stefanie

Partem. Wie die Liebe so kalt


ausgezeichnet

Per aspera ad astra - dieses hoffnungsvolle Sprichwort habe ich einst schon in meinem Lateinbuch geliebt. Hier ist es ausgerechnet der Wahlspruch einer ebenso mysteriösen wie mystischen Organisation namens Partem, die es sich zum Ziel gesetzt hat, den Menschen ihre Liebe zu nehmen. Hierzu bedient sie sich äußerst verführerischer junger Menschen, die die Fähigkeit zum Entleeren besitzen.

Xenia dagegen hat eine ganz andere Begabung. Für sie allerdings eher ein Fluch: Wann immer sie einen Menschen berührt, hört sie Klänge, die dessen Seelenleben widerspegeln. Kein Wunder, dass sie selbst ihre engsten Freunde Felix und Liva kaum an sich heranlässt. Doch dann zieht eines Tages der geheimnisvolle, attraktive Jael in ihre Nachbarschaft. Und als sie ihn zufällig berührt, gibt es nur wohltuende Stille. Zudem ist Jael quasi wie einem Teenagertraum entsprungen, ebenso wie seine WG-Gefährten, unter ihnen auch die schöne Chrystal. Bald steht Xenias ganze Schule wegen der Neuankömmlinge Kopf und ausgerechnet Felix verguckt sich in Chrystal. Gleichzeitig aber häufen sich seltsame Begebenheiten wie übertriebene Streitigkeiten, verschwundene, eigentlich fast wertlose Gegenstände und Erinnerungslücken. Was geht hier nicht mit rechten Dingen zu?

Eigentlich mag ich Fantasy viel mehr als Romantasy und das Konzept, unnahbarer Schöner, der ausgerechnet für die Hauptprotagonistin erstmals etwas empfindet, geht für mich schon lange nicht mehr auf. Bei diesem Buch aber kann ich sagen: Hier hat es für mich trotzdem einmal voll ins Schwarze getroffen. Vielleicht sind es die vielen düsteren, manchmal sogar grausamen Aspekte der Story, bei der noch einiges bis zum folgenden Teil im Dunkeln bleibt. Auch wenn die Autorin Jael und seine Mitbewohner sogar offen mit den Cullens aus Twilight vergleicht, fehlt ihnen überwiegend das Weichgespülte der Cullens. Auch das Neuartige der Story mit den Entleerern, die fast ein Kreuzung aus Succubi und Vampiren sein könnten, fasziniert mich noch immer. Die Figurenzeichnung hat mir ebenfalls gefallen. Von Beginn an haben für mich alle Konturen gewonnen, so dass ich nicht in Gefahr war, die Entleerer zu verwechseln. Auch das Ambivalente, fast Gebrochene wie bei Jael oder auch zum Teil bei Rafael fand ich gut gelungen. Ich hoffe, die Autorin wird sich künftig häufiger dem fantastischen Genre widmen!

Bewertung vom 01.06.2021
Mehr schaffen, ohne geschafft zu sein
Fischedick, Mathias

Mehr schaffen, ohne geschafft zu sein


sehr gut

Mit seiner Powerstrategie hat der Autor es sich zum Ziel gesetzt, gestressten Menschen zu mehr Energie zu verhelfen. Klarheit, Neugier und Kooperation sind die Elemente, aus denen sich das Erfolgskonzept zusammensetzt.

Zunächst gilt es aber, sich darüber klar zu werden, was im Alltag Energie raubt und was stattdessen Kraft zuführt.

Da ich darüber früher schon sehr viel nachgedacht habe, hat mir dieser Teil keine neuen Erkenntnisse vermittelt. Wer sich aber erstmals mit der Thematik auseinandersetzt, wird sicher einige Denkanstöße mitnehmen. Für meinen Geschmack war der Krafträuber "am Alten festhalten" leider zu kurz abgehandelt. Allein dafür könnte ich schon einen eigenen Ratgeber gebrauchen!

Hilfreicher für mich war dagegen die Fülle an kleinen Tools, die ich zum Teil aus Führungskräfteseminaren wiedererkannt habe (etwa der Kopfstand), die mir zum Teil aber auch neu waren, wie das hochinteressante Plussing. Durch die Auflistung am Schluss des Buches kann man die Tools auch jederzeit schnell wiederfinden und rekapitulieren. Auch die Idee des Energielogbuchs hat mir gut gefallen.

Fazit: Zwar hat sich mein Energieniveau noch nicht so gehoben, dass es einem Stadium der Verliebtheit gleicht, wie es der Autor zu Beginn so schön einprägsam in Aussicht hält. Dennoh habe ich ein paar sinnvolle Ratschläge auf dem Weg aus der Erschöpfungsspirale erhalten. Zudem war das Buch stets anschaulich und ohne Längen verfasst, so dass das Lesen wirklich Spaß gemacht hat.

Bewertung vom 30.05.2021
Der Junge, der das Universum verschlang
Dalton, Trent

Der Junge, der das Universum verschlang


sehr gut

Ich gebe es zu, das traumhafte Cover mit dem kuriosen Satz "Dein Ende ist ein toter blauer Zaunkönig" hat mich zu dem Buch hingezogen. Dennoch habe ich mich während der ersten Hälfte mit der im Drogenmilieu angesiedelten Geschichte und seinen Protagonisten reichlich schwer getan. Die Geschichte um die traumatisierten Jungen Eli und Gus, deren Stiefvater und Mutter mit Heroin dealen, deren Vater schwerer Alhoholiker istund deren Babysitter sogar ein verurteilter Mörder, ist schließlich drastisch, tut weh und hat die widerlichen Momente, die eine solche Kindheit zwangsläufig mit sich bringt. Gus flüchtet sich in Schweigen, Eli in eine durch seine Fantasie und Wortgewandtheit befeuerte Welt, in der für die Lesenden letztendlich offen bleibt, wieviel real ist. Kann Gus zum Beispiel tatsächlich in die Zukunft sehen?

Seltsamerweise erwachte für mich das Buch erst wirklich zum Leben, als ich im Klappentext las, dass der Autor hier seine eigene Kindheit verarbeitet. Die Frage, welche der Ereignisse über Morde, Bandenkriege und die Liebe zu einer acht Jahre älteren Journalisten wohl tatsächlich geschehen sind, hat mich immer mehr beschäftigt, und Eli gewann für mich als alter ego von Trent Dalton endlich Konturen.

Natürlich hat mir das Buch diese Frage nicht beantworten. Dafür hat der Roman auf den letzten 100 Seiten aber unheimlich Fahrt aufgenommen. Reihte sich vorher eher eine tragische Kindheitserinnerung an die nächste, war es für mich fesselnd, Elis Weg zu seinem Traumberuf als Journalist zu verfolgen, der letztendlich darauf beruht, dass er Rache sucht an einigen Kriminellen, die seiner Familie großen Schaden zugefügt haben.

Leider hat mir aber das letzte Fünkchen Begeisterung beim Leseerlebnis gefehlt, um den Roman so hymnisch zu loben, wie es der Klappentext tut. Vor allem hat mich gestört, dass hier manche Kriminelle doch recht romantisiert dargestellt werden. Natürlich sind die meisten Menschen nicht durch und durch schlecht. Die Mischung aus Feinsinnigkeit, Verlässlichkeit und Loyalität einerseits und Brutalität andererseits, wie sie hier manche Protagonisten an den Tag legen, hat mich aber nicht überzeugt. Außerdem hätte ich mir eine stärkere Ausarbeitung von Elis Fantasiewelt gewünscht, die sich letztendlich auf einige wenige redundante Elemente beschränkte. Trotzdem hat der Roman zumindest in der zweitwen Hälfte bei mir einen gewissen Lesesog erzeugt, den ich mir nicht völlig erklären kann.