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Sago

Bewertungen

Insgesamt 525 Bewertungen
Bewertung vom 11.04.2021
Die Stadt der Tränen / Minou Joubert Bd.2
Mosse, Kate

Die Stadt der Tränen / Minou Joubert Bd.2


sehr gut

Mit ihrer Hugenottensaga, die sich vom 16. bis ins 19. Jahrhundert erstrecken soll, hat sich Kate Mosse viel vorgenommen.

Im ersten Teil, "Die brennenden Kammern" lernten wir Minou Reydon-Joubert und ihren hugenottischen Mann Piet kennen und erlebten wie Minou zur Burgfüstin von Puivert wurde. Mittlerweile sind beide Eltern und hoffen auf Frieden durch die Heirat zwischen der katholischen Margarete von Valois und dem Hugenottenkönig Heinrich von Navarra. Zur Hochzeit reist die Familie Reydon nach Paris und gerät mitten in die Kämpfe, die als Bartholomäusnacht oder Pariser Bluthochzeit in die Geschichte einging. Und nach den Wirren dieser Nacht bleibt Tochter Martha wie vom Erdboden verschluckt...

Dieser zweite Band hat mir deutlich mehr Lesespaß bereitet als der erste Teil, da mich das Schicksal der Protaginisten diesmal weniger kalt ließ. Antagonist Vidal spielt auch diesmal wieder eine entscheidende Rolle. Mit seinem Sohn Louis hat Kate Mosse nun auch endlich eine Figur geschaffen, die sowohl gute als auch schlechte Züge in sich vereint und verzichtet an dieser Stelle endlich auf Schwarz-Weiß-Malerei. Leider wiederholt sie zum Teil ihr Strickmuster aus dem ersten Band, indem sie Krankheit und Wahnsinn als Erklärung für Bösartigkeit heranzieht. Da macht sie es sich meiner Meinung nach zu einfach.

Dennoch schafft die Frage, was aus Martha geworden ist, durchaus eine gewisse Spannung, wenn ich auch noch immer vom emotionalen Mitfiebern, wie ich es bei den Geschichten von Lieblingsautoren kenne, etwas entfernt war. Ich denke jedoch, dass Louis, dessen Charakter ich einfach überzeugender ausgearbeitet fand, im nächsten Teil eine größere Rolle spielen wird, und freue mich daher auf die Fortsetzung.

Genau meinen Geschmack getroffen hat der schöne Buchumschlag, den ich im Regal äußerst schmückend finde.

Bewertung vom 09.04.2021
Von jetzt auf Glück
Staudinger, Nicole

Von jetzt auf Glück


sehr gut

Dies war mein erstes Buch der Autorin, mit dem sie mir gleich sehr sympathisch geworden ist. Da ich bisher nichts über sie wusste, fand ich es erschütternd, von ihren mehrfachen Krebserkrankungen zu lesen und gleichzeitig bewundernswert, wie positiv sie dennoch - oder auch vielleicht genau deswegen - geblieben ist.

In vielen kleinen Anektdoten und Kapiteln führt die Autorin ihre Leserinnen durch ihr Leben und regt dazu an, überall das kleine Glück zu erkennen. Die Aufforderung, zu Beginn des Buches und am Ende jeweils für sich persönlich den Begriff Glück zu definieren, hat für mich selbst zu keinem unterschiedlichem Ergebnis geführt. Wie Frau Staudinger sind mir schwere Zeiten alles andere als fremd, so dass ich mir eigentlich sehr wohl bewusst bin, dass es schon ein unbeschreibliches Glück ist, wenn alle meine Lieben einschließlich meiner selbst nicht schwer erkrankt sind. Dass man im Alltag diese Weisheit immer wieder aus dem Blick verliert und sich von Nichtigkeiten trotzdem viel zu oft bedrücken lässt, steht auf einem anderen Blatt und ist sicher auch menschlich.

Insofern hat mir das Buch keine neuen Perspektiven eröffnet, mir aber ein sehr gutes Gefühl gegeben und einiges wieder ins Bewusstsein gerückt.

Männer sind ganz eindeutig nicht Zielgruppe des Buches. Aber auch Frauen, die wie ich kinderlos sind, werden sich zum Teil etwas weniger darin wiederfinden.

Bewertung vom 05.04.2021
Wenn Wahrsagen so einfach wäre / Akademie Fortuna Bd.1
Kempen, Sarah M.

Wenn Wahrsagen so einfach wäre / Akademie Fortuna Bd.1


ausgezeichnet

Schneiderbücher haben mich schon in meiner Kindheit bezaubert und einige tun das noch heute. Vor allem, wenn sie so phantasievoll und originell daherkommen wie dieses. Die Idee einer Zauberakademie mag nicht neu sein, aber die Autorin hat eine völlig eigenständige Welt erschaffen, die von der ersten bis zur letzten Seite Spaß macht.

Auf der Akademie Fortuna lernen die Sprößlinge mächtiger Wahrsagerclans den richtigen Umgang mit ihrer jeweiligen Kunst. Da gibt es Tarotkartenleser, Handleser, Traumdeuter und noch einiges mehr. Die junge Anniversary, die ausgerechnet "Sorry" genannt wird, gehört zur mächtigen Familie der Visionisten, die seit Generationen die Schulleitung stellen und zum Wahrsagen keinerlei Hilfsmittel brauchen. Aber Sorry scheint alles andere als so begabt zu sein wie ihre erfolgreiche ältere Schwester Merry. Ihre Visionen wirken unscheinbar und beschränken sich stets auf das Naheliegende. Wie soll Sorry damit bloß an der Akademie bestehen? Als bei ihrer Einführung auch noch der Nekromant Ben verlangt, in die Schule aufgenommen zu werden, scheint zudem Unheil seinen Lauf zu nehmen, denn Nekromanten sind in große Ungnade gefallen, seit sie vor langer Zeit versuchten, die Macht an sich zu reißen. Wem kann Sorry überhaupt trauen?

Sarah M. Kempen schafft nicht nur mitreißende Protagonisten, die von der Illustratorin ansprechend und plastisch in Szene gesetzt werden. Ihre Namenswahl strotzt auch geradezu vor Anspielungen und Wortmalereien (etwa die Lehrerin, die äußerst passend Madame Demain heißt oder die Schülerin Annomalie), so dass ich auch als Erwachsene voll auf meine Kosten kam. Zudem haben mir die einfallreichen Schilderungen der verschiedenen Wahrsagearten und Prophezeiungen ausnehmend gut gefallen.
Die erzählte Geschichte ist durchweg spannend und kommt zu einem gewissen Abschluss, macht aber durch einen überraschenden Twist am Schluss jetzt schon sehr große Lust auf den nächsten Band dieser unheimlich sympathischen Reihe.

Bewertung vom 04.04.2021
Hier im echten Leben
Pennypacker, Sara

Hier im echten Leben


ausgezeichnet

Ein "normales" Kind, das würden sich Wares Eltern so sehr wünschen. Einen sportbegeisterterten Jungen mit vielen Freunden. Aber Ware verfügt über eine reife, empathische Seele, spürt die Angst der anderen beinahe am eigenen Leib, sucht das Alleinsein und hängt äußerst tiefgründigen Gedanken nach. Als seine überarbeiteten Eltern ihn ins verhasste Sommercamp schicken, will Ware eigentlich nur einen Blick auf das Nachbargrundstück werfen. Dort erwartet ihn nicht nur eine Kirchenruine, die in Wares Phantasie eine hervorragende Burg abgeben würde, sondern auch das Mädchen Jolene, das aus zunächst unerfindlichen Gründen dort einen Papaya-Garten anlegt. Zunächst ist Jolene alles andere als begeistert über Wares Gesellschaft. Aber als das Grundstück versteigert werden soll, müssen die beiden Kinder, die bisher stets nur am Rand stehen wollten, lernen, neue Wege zu gehen, im Versuch, ihr kleines Paradies zu beschützen.

Sara Pennypacker hat mich mit ihrer Geschichte und ihren Protagonisten von der ersten bis zu letzten Seite eingefangen. Hier gibt es keine wilde Action, sondern ganz viele leise, schöne und manchmal fast poetische Momente, etwa wenn die Scherben des zerbrochenen Kirchenfensters funkeln wie "Juwelen, auf denen ein Fluch lag". Ganz nebenbei und ohne erhobenen Zeigefinger können Kinder lernen, dass es in Ordnung ist, anders zu sein und vielleicht sogar die Freude am Naturschutz entdecken. Mich als Erwachsene hat die Story wirklich berührt.

Bewertung vom 02.04.2021
Radikale Selbstfürsorge. Jetzt!
Gräfen, Svenja

Radikale Selbstfürsorge. Jetzt!


weniger gut

Wohl sehr selten ist es mir begegnet, dass der Titel eines Buches derart wenig zum Inhalt passt. Um Selbstfürsorge geht es hier gelegentlich immer mal wieder am Rande, doch kommt sie weder radikal noch feministisch daher.

Svenja Gräfen legt sehr viel Wert auf politischen Aktivismus und Kapitalismuskritik. Für mich persönlich hat sie damit das eigentliche Themá des Buches leider überfrachtet. Teilweise wirkten ihre Betrachtungen auf mich fast wie eine Art Selbstgespräch. Sie lässt sehr viel Persönliches einfließen, was oft hilfreich ist, wenn man sich als Leserin darin wiederfindet. Das war hier nicht der Fall. Wenn Frau Gräfen sich beispielsweise darüber beklagt, dass sie unter Druck gerät, sich auf Instagram zu allem Möglichen äußern zu sollen oder die dortigen Posts ihr bekannter Aktivistinnen zitiert, ist das für mich eine eher fremde, wenig anziehende Welt. Ich persönliche hätte mir viel mehr Selbstfürsorge und weniger Weltanschauung der Autorin gewünscht. Schade!

Bewertung vom 28.03.2021
Lassen Sie mich durch, ich muss zum Yoga
Bode, Sabine

Lassen Sie mich durch, ich muss zum Yoga


ausgezeichnet

Es geschieht mir leider selten, dass mich ein Buch lauthals herauslachen lässt. Hier hatte ich aber immer wieder das Vergnügen. Sabine Bode hat in meinen Lachmuskeln ein wahres Feuerwerk entzündet. Es ist fast ega,l worüber sie schreibt, ihr scharfer Blick für Alltagskomik und ihr überbordender Wortwitz machen einfach alles zu einem Highlight. Das Buch hat praktisch keine Atempausen, so dass man sich etwas Zeit nehmen und nicht durchhasten sollte, so schwer das auch fällt. Sonst lässt irgendwann die Aufmerksamkeit nach, und das wäre wirklich schade.

Trotz des Titels geht es hier nicht nur um Entspannungstechniken, sondern um Situationen, die fast jeder wiedererkennen kann: ob sonntäglicher Besuch im überfüllten Baumarkt, das Dasein im Homeoffice, die Urlaubsvorbereitung oder einschüchternde überteuerte Einrichtungsläden, deren Artikel über 50 Sorten Weiß verfügen und Kunden auf fast magische Weise zum Kauf unnützer Dinge verleiten - mir hat einfach jede einzigartig und selbstironisch geschilderte Begebenheit unvergleichlichen Spaß bereitet.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.03.2021
Verbotene Worte / Hush Bd.1
Farrow, Dylan

Verbotene Worte / Hush Bd.1


sehr gut

Nicht nur das wunderschöne, aufsehenerrregende Cover hat mich an diesem Buch angezogen. Auch die innovative Grundidee über eine Welt, in der Worte übergroße Macht haben und die Schriftsprache gar zu Verfolgung, Krankheit und Tod führt, fand ich äußerst reizvoll. Nur den geheimnisvollen, magiebegabten Barden ist es gestattet, lesen zu lernen.

Die junge Shae wächst in Aster auf. Doch ihre Mutter und sie werden von den meisten Dorfbewohnern fast wie Aussätzige behandelt, denn Shaes Bruder starb einst an der mysteriösen Krankheit des Blauen Todes, der alle jene befallen soll, die sich nicht an die strengen Gebote halten. Nur ihre Freunde Fiona und Mats scheinen zu ihr zu halten. Doch wem kann Shae wirklich trauen? Als ein Mord geschieht, der als Unglück vertuscht wird, beginnt Shae an allem zu zweifeln, sogar an ihren Freunden und an sich selbst. Nur von den Barden glaubt sie, sich die Wahrheit erhoffen zu können...

Die Autorin startet stark, hätte jedoch aus ihrem tollen Konzept noch viel mehr machen können. Manches hat sich mir gar nicht erschlossen, z.B. bezüglich des Blauen Todes. Ich hoffe hierzu um Aufklärung im nächsten Teil der Dilogie. Die Handlungen der Protagonisten erschienen mir manchmal sprunghaft und nicht immer nachvollziehbar. Als sich gegen Ende des Buches die Grenzen der Realität immer mehr verwischen, war dies zwar raffiniert angelegt, doch so weit getrieben, dass ich oft mindestens so verwirrt war wie Shae. Dennoch eine klare Leseempfehlung, da sich das Buch aus manchem Einerlei deutlich heraushebt.

Auf das autobiographisch gefärbte Nachwort hätte ich jedoch gut verzichten können. Wer wie ich die Schlagzeilen über die Jugend von Dylan Farrow kennt, ohne aber wissen zu können, welche Version der Wahrheit die richtige ist, wird vielleicht das Gefühl haben, dass das Buch damit einfach überfrachtet wird.

Bewertung vom 14.03.2021
Das Flüstern der Bienen
Segovia, Sofía

Das Flüstern der Bienen


sehr gut

In Linares, einem mexikanischen Dorf Anfang des 20. Jahrhunderts, nehmen die Großgrundbesitzer Francisco und Beatriz Morales aus Barmherzigkeit ein Findlingskind auf. Den kleinen Simonopio, wie sie ihn taufen, macht nicht nur ein deformiertes Gesicht besonders. Er wird komplett bedeckt von einem Bienenschwarm gefunden. Die Bienen verletzen ihn jedoch nicht, sondern scheinen ihn zu beschützen. Auch später weichen sie nicht dauerhaft von seiner Seite. Dass Simonopio außerdem über die Gabe der Voraussicht verfügt und mit seinen Bienen kommunizieren kann, ahnt niemand, denn aufgrund seiner Behinderung kann er nicht verständlich sprechen lernen.

So gelingt es Simonopio seine Paten, wie er seine Pflegeeltern bei sich nennt, und deren Kinder vor manchem Unheil zu bewahren. Es sind harte Zeiten, und Don Francisco kämpft nicht nur gegen eine Enteignung durch die Landreform, sondern muss seine Familie auch vor der tödlichen Spanischen Grippe in Sicherheit bringen. Nicht jeder Mensch meint es gut mit Simonopio und seiner Pflegefamilie. So habe ich schon bald geahnt, woher hier ein Unheil heraufziehen könnte, denn die Autorin geizt diesbezüglich nicht mit Andeutungen.

In streckenweise fast poetischen Worten knüpft Sofia Segovia einen farbenprächtigen Erzählteppich, indem die Natur fast beseelt zu sein scheint und die Grenzen der Realität gelegentlich unscharf werden. Die Geschichte hat mich dadurch in ihren Bann gezogen und dennoch nicht vollends zufrieden gestellt. So bleiben gerade Simonopio und sein Schicksal zu verschwommen, als existiere er nur in den Träumen anderer Menschen. Zudem scheinen Simonopio und die Morales fast märchenhaft gut zu sein, ihr Antagonist dagegen abgrundtief böse.

Bewertung vom 02.03.2021
Celestial City - Jahr 2 / Akademie der Engel Bd.2
Stone, Leia

Celestial City - Jahr 2 / Akademie der Engel Bd.2


sehr gut

Als der erste Band der Reihe „Celestial City“ erschien, war ich wirklich begeistert. Ich liebe Urban Fantasy mit Dämonen, da diese Fantasy-Figuren für mich noch nicht so verbraucht sind und viel Potenzial bergen. Die Geschichte um die junge Brielle, die in einer fast postapokalyptischen Welt aus der dämonenregierten Demon City ihren Weg an die Fallen Academy der Engel findet, hatte mich auch überzeugt. Zumal Brielle als sogenannte Celestial mit schwarzen Flügeln genug Spannung bot, wohin sie sich entwickeln würde, da sie sowohl von den Erzengeln als auch von Lucifer mit konfliktträchtigen Gaben bedacht zu sein schien.

Leider kann jedoch dieser zweite Teil nicht mit dem ersten mithalten. Schon von außen fällt auf, dass die Geschichte vergleichsweise schmal gehalten wurde. Sie kämpft sehr stark mit den typischen Schwächen eines Trilogie-Mittelteils, der zwangsläufig zum Ziel hat, das Finale hinauszuzögern. So massiv wie hier habe ich es aber bisher selten erlebt. Streckenweise hatte ich fast das Gefühl, einer Ideensammlung zu folgen, für die erst noch ein roter Faden gefunden werden muss, so als wäre alles aus Luftmaschen gehäkelt. Die Erzählung erfolgt zeitweise im Zeitraffer, indem Ich-Erzählerin Brielle Szenen, denen man gern ausführlich gefolgt wäre, quasi kurz für die Leserschaft zusammenfasst. Dass sich die Ereignisse rund um den Versuch, Brielles Mutter aus Demon City zu befreien, die Verwandlung ihres Bruders Mikey, eine Entführung usw. zusammenhanglos und manchmal auf wenigen Seiten zusammengefasst überschlagen, ist auch kein Trost.

Was ist hier nur passiert? Musste die Autorin innerhalb weniger Wochen etwas zusammenschustern? Auch ihre Protagonisten wissen diesmal weniger zu überzeugen als im vorangegangenen Teil, denn sie scheinen sich eher zurück zu entwickeln als zu reifen. Ich mag die Serie noch immer und werde ihr weiter folgen, da mich das Worldbuilding überzeugt hatte und das Buch deswegen trotz aller Kritikpunkte oft Spaß macht zu lesen. Ich hoffe jedoch, dass Celestial City wieder zur alten Form zurückfindet. Die vier Sterne der Bewertung gelten der Serie in ihrer Gesamtheit.