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TheSilencer
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 355 Bewertungen
Bewertung vom 09.09.2009
Amokspiel
Fitzek, Sebastian

Amokspiel


ausgezeichnet

Bei Fitzek ist es irgendwie wie mit Fast-Food: man weiß, man bekommt nicht die Krönung der Schöpfung und wird nie wirklich satt, aber es macht schlichtweg Spaß. Und nächste Woche wiederholt man es.

Und bei den Amok-Wochen bei McFitzek geht's auch im HappyMeal gleich richtig zur Sache:

Ein Psychopath besetzt einen Berliner Radio-Sender, spielt Cash Call und wer sich am anderen Ende mit der falschen Parole meldet, schickt eine Geisel in den Tod. Seine Forderung: seine Verlobte soll ins Studio gebracht werden. Blöd nur, daß die seit acht Monaten tot ist.
Blöd ist auch, daß die Psychologin, die als Vermittlerin eingesetzt wird, sich den Tag etwas anders vorgestellt hat: für ihren Suizid hatte sie alles parat, als das Telefon kingelte.

Nach dem Kammerspiel "Die Therapie" macht sich Fitzek nun an einen Action-Thriller heran, verkauft ihn aber als Psycho-Thriller. Soll er.
Die Wendungen und Überraschungen machen das, was sie sollen: Spaß.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.09.2009
Resturlaub
Jaud, Tommy

Resturlaub


sehr gut

Peter Greulich ist in der Mittelmäßigkeit seines Lebens angekommen: mehr oder minder erfolgreich im Beruf, eine treue Freundin mit dem Wunsch nach Kind und Heirat an seiner Seite und die Eltern, die den Weg zum glücklichen Eigenheim ebnen.

Aber will Peter das? Auf dem Weg zum elften Ballermann-Urlaub setzt Peter alles auf eine Karte und bricht aus seinem Leben aus - und landet direkt im Chaos. Zwischen einer unerreichbaren Sprachlehrerin, einer nutella-fressenden Katze namens Taxi, dem Abspann von Ice Age 2 und einem Auftritt als Hirsch in mitten der südländischen Rush Hour Argentiniens.

Wer "Vollidiot" gelesen hat, kann sich vorstellen, wie Jaud diesen Weg mit absurder Situationskomik zu pflastern weiß. An das Erstlingswerk kommt das Zweitbuch zwar nicht dran, schon weil es mehr im Leben steht, aber lesenswert und saukomisch ist es dennoch.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.09.2009
Milchgeld / Kommissar Kluftinger Bd.1
Klüpfel, Volker; Kobr, Michael

Milchgeld / Kommissar Kluftinger Bd.1


gut

In Altusried geht alles seinen Weg.
Kommissar Kluftingers Ermittlungsarbeiten beschränken sich auf Eierdiebe und Nachbarschaftsstreitigkeiten.
Bis es eine Leiche gibt: ein Lebensmittel-Chemiker ist ermordet worden.

Kommissar Kluftinger beginnt mit seinem Polizei-Team zu ermitteln.

Gut. Alle Charaktere werden mit liebevollen Eigenschaften umschrieben.
Das umschriebene Privatleben mit Loriot-Anleihen und die Ansichten des konservativen Kommisars waren für mich aber allemal spannender und unterhaltsamer als der Fall an sich.

Wenn mich irgendwann das Interesse übermannt, wie es in Kluftingers Privatleben weitergeht, lese ich die weiteren Teile vielleicht.

Denn leider kommt der Roman über das "Rosenheim-Cop"-Niveau nicht hinaus.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.09.2009
Rabenschwarz / Preußen Krimi Bd.3
Wolf, Tom

Rabenschwarz / Preußen Krimi Bd.3


gut

In meiner Euphorie für historische Krimis - angestachelt durch die "Die Päpstin" - fiel mir als Urlaubslektüre dieser Roman in die Hände.
Der dritte von mehreren Teilen.

Im Jahre 1766 werden in Potsdam unter seltsamen Umständen zwei Leichen gefunden. Eine Wasserleiche, die nicht im Wasser starb und ein Erhängter, der ertrank.

Friedrich II., entnervt von seinen baulichen Veränderungen seiner Heimat, bittet wiederholt seinen zweiten Küchenmeister Honoré Langustier um die Ermittlungen, der, in guter alter Tradition von einer Frau Christie oder einem Herrn Doyle, die Spur aufnimmt.

Hut ab vor dem Autoren. Er vermag nicht nur thematisch in diese Zeit abzutauchen; er schafft das auch grammatikalisch wie rechtschreib-technisch.

Leider hemmt mir dies den Lesefluß. Und das geht garnicht.

Für alle anderen, die Agatha Christie oder Sir Arthur Conan Doyle durchhaben: einfach mal versuchen, chronologisch beginnend mit "Königsblau - Mord nach jeder Fasson" (2001).

Bewertung vom 09.09.2009
Operation Elite / Scarecrow Bd.3
Reilly, Matthew

Operation Elite / Scarecrow Bd.3


weniger gut

Wer meint, James Bond wäre der ultimative Supermann ohne überfähige Kräfte, sollte mal Shane "Scarecrow" Schofield kennenlernen.

Dieses Buch ist gute 510 Seiten stark. Und es knallt auf jeder Seite.
Okay, das klingt vielleicht nicht schlecht. Bis Seite 100 ist das auch spannend. Aber wenn sich Schofield auch zum dritten Mal aus der aussichtslosesten Situation retten kann und das 400 Seiten so weiter geht, wird's einfach langweilig.

Ach ja, 'ne Story gibt es auch noch. Ist aber nur ein fadenscheiniger Grund, eine Action-Szene mit der nächste zu verbinden.
Eine Gruppe der mächtigsten Finanziers der Welt haben eine Todesliste aufgestellt. Wen wundert's, daß Schofield mit draufsteht? Kopfgeldjäger beginnen ihre Jagd. Immer wieder dem Sensemann entkommend, macht sich Schofield auf die Suche nach dem Grund dieser Liste.

Wen es auch nicht stört, daß jede Aktion in Comic-Sprache begleitet wird (Zitat: "Wopp-wopp-wopp-wopp", "Bläm!", oder "Schuum!"), der kann sich das ja antun.

Weniger wäre mehr gewesen.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.09.2009
Der Richter und sein Henker
Dürrenmatt, Friedrich

Der Richter und sein Henker


gut

Oh ja, ich habe es getan. Ich habe mir einen modernen Klassiker angetan.

Da lese ich also. Eine kleine Geschichte um einen Polizistenmord in den 50igern.
Kommissär (!) Bärlach ermittelt und ist seinem Vorgesetzten und seinem Kollegen schon längst eine Naselänge voraus.
Die Stimmung stimmt. Wie ein schwarz-weiß Kammerspiel um 1 Uhr in 3Sat aus jener Zeit.

Mir bleibt allerdings der Rhythmus des Erzählens ein wenig auf der Strecke.
Möglich, daß diese Geschichte in Etappen geschrieben wurde, erschien sie doch anfänglich als Mehrteiler in einer Zeitung. Das hemmt ein wenig.

Ein netter Zeitvertreib, aber kein Grund huldigend auf die Knie zu fallen. Da gibt es (für mich) bessere und fesselndere Stories jenseits der sog. gehobenen Literatur.

2 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.09.2009
In der Stunde des Todes
Billingham, Mark

In der Stunde des Todes


ausgezeichnet

Nach dem Tod seines Vaters ist Detective Inspector Tom Thorne beruflich wie privat ausgebrannt. Schwere Vorwürfe bezüglich des Unfalles, bei dem sein Vater ums Leben kam, setzen ihm zu, denn bis heute ist er sich nicht sicher, ob Jim Thorne den Brand durch seine Alzheimer-Erkrankung selbst verursachte oder ob dies ein warnender Anschlag der türkischen Mafia war, gegen die der Inspector in seinem vorherigen Fall ermittelte.

Abgeschoben in ein Archiv, weil ihm die normale Polizeiarbeit niemand mehr zutraut, erfährt er von brutalen Morden an Obdachlosen.
Thorne überzeugt seine Vorgesetzten, daß nur ein Undercover-Ermittler Nähe zu den Obdachlosen finden und so das Schweigen der eingeschworenen Gemeinschaft brechen kann.

Thorne bekommt den Job - mehr als Almosen für seinen seelischen Zustand.
Er ermittelt. Und versinkt immer tiefer in der vermeintlich freien Welt eines Wohnungslosen. Denn was hält ihn schon in "seiner" Welt?

Grau und schmierig kommt er daher, der fünfte Band um Tom Thorne. Meine Begeisterung ist weiterhin ungebrochen. Billingham weiß auch diesmal, wie man Stimmung macht.
Ich geh' dann mal duschen.

Bewertung vom 09.09.2009
Der Patient / Dr. Frederick Starks Bd.1
Katzenbach, John

Der Patient / Dr. Frederick Starks Bd.1


sehr gut

Es gibt so Bücher, zu deren Kauf man genötigt wird, weil sie einem auf jedem, aber wirklich jedem Verkaufstresen angrinsen.

"Der Patient" und "Die Anstalt" sind solche Bücher.
In jedem Buchladen gibt es mindestens eine Ecke, in dem einen diese Bücher von Katzenbach anstieren und "Kaufmich, kaufmich" wispern.
Ich habe mich von dieser Verkaufsstrategie zumindest von einem breitschlagen lassen.

Dr. Frederick Starks, der sich selbst gerne Ricky nennt, ist alles andere als ein Lebemensch: als Psychiater macht er seinen Job - mehr oder minder engagiert - und lebt dann das zurückgezogene, triste, geordnete Leben eines verwitweten Spießers und ist sich selbst genug.

Das ändert sich schlagartig, als er an seinem 53. Geburtstag einen Brief in seinem Wartezimmer findet. In diesem setzt ihm ein Unbekannter eine 15tägige Frist, herauszubekommen, wer der Verfasser des Briefes ist. Gelingt ihm das nicht, hat er zwei Alternativen: entweder Ricky begeht Selbstmord oder seine Familie wird nach und nach umgebracht. Um dem ganzen Nachdruck zu verleihen, verliert ein Patient von Ricky sein Leben.

Der Briefeschreiber hat an alles gedacht. Womit das Leben von Dr. Starks im Chaos mündet.

Das Geniale an diesem Thriller ist, daß man mit der Unfähigkeit des Anti-Helden mitleidet. Ein Normalo wird der Brutalität eines Irren ausgesetzt. Und über allem droht die Frage: was, wenn der Anonyme gar nicht so irre ist?

Von dem kleinen Hänger in der Mitte abgesehen, scheinen die knappen 670 wie im Fluge zu vergehen.

Ein klasse Psycho-Thriller, der mit einigen Wendungen aufwartet. Sehr gut.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.09.2009
Der Pakt
Kerr, Philip

Der Pakt


gut

1943. Auf beiden Seiten der Fronten ist eines klar: das Deutsche Reich kann den Krieg nicht mehr gewinnen.
Während die Nazi-Größen um Hitler ungeachtet dessen Möglichkeiten des Endsieges ausloten, SS-Offiziere den Sturz Hitlers planen, streben Churchill, Stalin und Roosevelt einen Friedensplan untereinander an, um dem Dritten Reich den Todesstoß zu versetzen – ein Versuch, der in den eigenen Reihen nicht immer Zuspruch findet.

Philip Kerr ist ein brillanter Erzähler. Vom "Wittgenstein-Programm" mal abgesehen, das in Philosophie ersäuft. Die spielt hier auch eine Rolle, wird aber nicht ganz so ernst genommen.
Mir fiel es besonders schwer, bei den zahlreichen Charakteren durchzublicken. Authentische Personen treffen auf fiktive – das ist verdammt unterhaltsam, aber nicht in der Vielzahl.

Nach dem verwirrenden ersten Viertel bleibt eine Abhandlung geheimdienstlicher Spionagearbeit, deren Unverfrorenheit lediglich im Gegenschlag übertroffen wird.
Dialoglastig, spannend, mit Hängern und mit einer Schlußpointe, die man eigentlich erwartet – zumindest, wenn man den Buchrücken gelesen hat.

Nicht sein bester Roman, aber auch keine Zeitverschwendung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.