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Bewertungen
Insgesamt 612 BewertungenBewertung vom 04.01.2017 | ||
Am Anfang ist der Protagonist nur „der Junge“, der „junge Mann“ und wird erst später zum Icherzähler des Romans. Matthias Familie bricht auseinander, nachdem sein jüngerer Bruder Carsten nach einer schweren Krankheit geistig behindert bleibt. Carsten kommt in ein Heim, die Mutter der Jungen stirbt früh, der Vater verlässt die Familie. Matthias trägt lange und unnötig an der Last der Vorstellung, er habe Schuld an einer Kopfverletzung des Bruders und dessen Behinderung sei Folge dieser Verletzung. Bei einem Besuch des Bruders im Heim beobachtet Matthias mit pubertärem Interesse dessen Betreuerinnen, die kaum älter sind als er selbst. Zwischen den Angehörigen und den Betreuerinnen entsteht ein sonderbares Kräftemessen um das Wohl des Patienten. Man gewinnt den Eindruck, die Betreuerinnen hätten Carsten in Besitz genommen und würden seine lästigen Angehörigen abwehren. Als Matthias bereits Student in Berlin ist, kreuzt sein Weg den Weg Martas, die seinerzeit Carsten betreut hatte und nun Mitglied der RAF ist. Mathias lebt als Adoptivkind bei seinem Onkel, einem Professor der Neurologie, der zur Zeit des Hungerstreiks der RAF-Häftlinge eine Expertenkommission zur Zwangsernährung leitet. Sein Fund von altem Filmmaterial auf dem Dachboden konfrontiert Mattias mit der Tatsache, dass sein Onkel an den Menschenversuchen Josef Mengeles beteiligt gewesen sein muss. Matthias war für Marta und ihre Mittäter offenbar nur Mittel zum Zweck, um Kontakt mit dem Onkel herzustellen. Im dritten Teil des Buches ist Matthias selbst Professor und lebt inzwischen in Hamburg. 1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 04.01.2017 | ||
Rebecca Winter hat ihre Wohnung in New York City vermietet und ist selbst in eine vernachlässigte, sehr einfache Jagdhütte auf dem Land gezogen. Der Kontrast zum Großstadtleben könnte nicht größer sein. Während für kleinere häusliche Katastrophen in der Stadt der Hausmeister zuständig war, muss Rebecca sich gleich nach ihrer Ankunft um einen Waschbären kümmern, der sich unter dem Dach des maroden Häuschens niedergelassen hat. Als typische Städterin hat Rebecca die im Elternhaus vorgelebte Abneigung gegen herumfliegende Pollen und Insekten übernommen. Wenn sie hier auf dem Land zurechtkommen will, muss sie sich einer Lebensweise anpassen, die auf Selbstversorgung und gegenseitige Hilfe setzt. Weshalb sollte man Brennholz für den Kamin kaufen, wenn ein Nachbar es im Tausch gegen einen anderen Gefallen bis vor die Tür bringt? |
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Bewertung vom 04.01.2017 | ||
Marina kommt selbst in die Notaufnahme und behauptet, sie sei die Treppe heruntergefallen. Dr. Gianni Lenti kennt die Ausreden misshandelter Frauen und er erkennt die Patientin wieder. Er veranlasst, dass eine Sozialarbeiterin sich um die junge Frau kümmert, doch die ist jung und unerfahren. Wie meist in solchen Fällen ist der misshandelnde Ehemann überzeugt davon, seine Frau zu lieben und das Opfer ist überzeugt, geliebt zu werden. --- In einer anderen Kurzgeschichte hatte sich ein Ehepaar lange vergeblich ein Kind gewünscht und umsorgt die langersehnte Tochter Venezia wie eine Prinzessin. Der Vater gibt seinen Beruf auf, um sich nur noch der Model-Karriere seiner Achtjährigen zu widmen. Vater und Tochter paktieren gegen die Mutter, die sich ein normaleres Leben für ihre Tochter gewünscht hätte. Das Verschwinden des kleinen Mädchens wirft wie in einer Kriminalgeschichte die Frage auf, wer ein Motiv oder eine Gelegenheit für eine Gewalttat gehabt hätte. Die Suche nach der Tochter wird für ihren Vater zur fixen Idee, er verwahrlost zur tragischen Figur. --- Eine Gruppenvergewaltigung durch Jugendliche steht im Mittelpunkt einer Geschichte, die Schuldzuweisungen an das Opfer thematisiert, Rationalisierung einzelner Täter, sie hätten ja nicht aktiv gehandelt, sondern der Gewalttat nur zugesehen, bis schließlich die 'anständigen' Jungen von der Öffentlichkeit freigesprochen von jeder Schuld werden und der Bürgermeister sich empören kann, die Presseberichte würden dem Ansehen des Ortes schaden. --- Weitere Motive Dacia Marainis sind ein heimlicher Schwangerschaftsabbruch bei einem Vergewaltigungsopfer, der Missbrauch von Kindern durch den Stiefvater, der paranoide Kontrollzwang eines extrem eifersüchtigen Mannes in einer Zweierbeziehung und der vergebliche Versuch eines alleinerziehenden Vaters, seine Tochter vor einem Partner zu bewahren, dem er misstraut. In der Summe geht es um Co-Abhängigkeit und Komplizenschaft zwischen Opfer und Gewalttäter. |
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Bewertung vom 04.01.2017 | ||
Der große Kosmos-Naturführer Tiere und Pflanzen Der große Kosmos-Natürführer „Tiere und Pflanzen" ist eine preiswerte Sonderausgabe als Hardcover vom broschierten Tierführer (448 Seiten, ISBN 978-3440139189) und vom Pflanzenführer (448 Seiten, ISBN 978-3440139196). 1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 04.01.2017 | ||
Als Susanne Aernecke geboren wurde, war die Beziehung ihrer Eltern schon wieder zu Ende. Ihre Mutter konnte sich mit dem Leben einer Kapitänsfrau nicht abfinden und in der norddeutschen Heimat ihres erheblich älteren Mannes nicht Fuß fassen. Sie beschloss, dass es für ihre Tochter besser sein würde, ihren Vater erst gar nicht kennenzulernen. Mit 19 sucht die vaterlos aufgewachsene Tochter Kontakt zu ihrem Vater und begleitet ihn auf einer Reise nach Brasilien. Die Begegnung mit ihrem Vater konfrontiert die Autorin mit einer Reihe von Halbgeschwistern, Nichten und Neffen. Die Familienverhältnisse mit Kindern aus mehreren Ehen sind für den Leser ohne Hilfe eines Merkzettels erst allmählich zu durchschauen. Anhand der sichtbaren Familienähnlichkeit auf den Familienfotos im Buch wird nachvollziehbar, wie das Wissen über die eigene Abstammung uns auch mit Charakterzügen und verwandten Verhaltensmustern der eigenen Sippe versöhnen kann. |
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Bewertung vom 04.01.2017 | ||
Nach vierzig Tagen Polarnacht wird in Kautokeino in Lappland am 11. Januar zum ersten Mal für knapp 30 Minuten wieder Tag sein. In den knapp drei Wochen, in denen Klemet Nago und seine Kollegin Nina Nansen u. a. im Fall eines getöteten Rentierzüchters ermitteln, wird sich die Tagesdauer bis auf fünf Stunden verlängert haben. Beide arbeiten für die Rentierpolizei, eine Dienststelle, die länderübergreifend Konflikte um die Rentierhaltung samischer Züchter regeln soll. Der erfahrene Polizist Nago ist zwar Nachfahre von Sami, hat aber den Kontakt zur Kultur seines Volkes verloren, seit man ihn als Kind ins Internat schickte und seit sein Großvater die Zucht aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben musste. Nago zur Seite gestellt wird eine Berufsanfängerin, die aus Oslo stammt, und von der hier im Norden zunächst kaum jemand etwas hält. Ninas Unbedarftheit wirkte auf mich anfangs viel zu breit ausgewalzt; denn es liegt nahe, dass ein erfahrener Polizist sich mit einer jungen Kollegin erst zusammenraufen muss. Der Diebstahl einer samischen Trommel aus dem Haus eines Galeristen versetzt den Ort in Aufruhr. In wenigen Tagen wird in Norwegen eine UN-Konferenz stattfinden, zu der das Land sich in möglichst günstigem Licht zeigen will. Konflikte mit einer nationalen Minderheit sind deshalb denkbar unerwünscht; die Ermittler stehen entsprechend unter Druck. |
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Bewertung vom 04.01.2017 | ||
Sebastian Stichnote waren der väterliche Gerberbetrieb in München und sein Heimatland zu eng geworden. Ein Onkel, der als Baumharzjäger nach Sansibar zieht und schließlich nach Kolumbien auswandert, weckt Sebastians Abenteuerlust. So treffen wir den lernbegierigen jungen Mann zu Beginn des Ersten Weltkriegs im Hafen von Durazzo (Durres)/Albanien als Marinefunker im Rang eines Obermaates an Bord der SMS Breslau. In der Unterkunft von Karl Dönitz lernt Stichnote 'Das Große Spiel' kennen, ein Strategiespiel aus Clausewitz Zeiten, das zur Schulung des Offiziersnachwuchses diente. Stichnote zeigt sich als überraschend eigenständig taktierender Spieler und wird Dönitz begehrter Spielpartner. Aus dem Nachspielen von Gefechtssituationen entsteht während der Handlung in Durazzo das heutige Spiel 'Risiko', bei dem auf dem Weg zur Weltherrschaft vorgegebene Aufträge zu erfüllen sind. Welche Verbindung zwischen Spiel und Wirklichkeit entstehen könnte, wer dieses Spiel leitet und wer es gewinnen wird, sind die spannenden Fragen, die sich Leser oder Zuhörer von nun an stellen. |
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Bewertung vom 04.01.2017 | ||
Der Tag, als wir begannen, die Wahrheit zu sagen Normandy Pale ist Schülerin einer kanadischen Highschool mit Schwerpunkt Kunst in Nanaimo/Vancouver Island. Ihren auffälligen Vornamen erhielt sie von ihrem Vater, der Dioramen berühmter Kriegsschauplätze bastelt. "Norm"s ältere Schwester Keira wurde als Zeichnerin von Graphic Novels bekannt, in denen ihre Familienmitglieder als Figuren vorkommen. Normandy muss damit leben, dass ihr Abbild als Comic-Figur landesweit bekannt ist. Für ein Essayprojekt in der 11. Klasse soll Norms Arbeitsgruppe mehreren Personen eine persönliche Frage stellen zu einem Thema, über das bisher niemand zu sprechen wagte. Das Essay wird von einer Dozentin für kreatives Schreiben betreut, mit der Normandy in den Fußnoten ihres Textes kommuniziert. Die zahlreichen Fußnoten und Referenzen zu Autoren und ihren Werken bremsen die Handlung stark aus und die Icherzählerin führt ihren Lesern damit wiederholt vor Augen, dass der Text fiktiv ist und seine Figuren Normandys Geschöpfe sind. Die Autorin schreibt demnach nicht für mich; ich werde zur Versuchsperson ihres schriftstellerischen Lernprozesses. |
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Bewertung vom 04.01.2017 | ||
Eileen, die Tochter irischer Einwanderer in New York, war schon als Kind unbedingt entschlossen, die ärmlichen Verhältnisse zu verlassen, in denen sie aufwuchs. Als sie sich mit 13 Jahren bei ihrem Job im Waschsalon fragte, ob sie je genug verdienen könnte, um aus der Armut herauszukommen, symbolisierten die Häuser der Wohlhabenden für sie stets Sicherheit. Eileen steigt auf zur Pflegedienstleiterin und arbeitet in verschiedenen Krankenhäusern, sie heiratet Ed Leary und wird in einem Alter Mutter, in dem andere Paare die Hoffnung auf ein Kind längst aufgegeben haben. Von Ed erwartet Eileen, dass er sie und den Sohn Connell mit seinem Erfolg nach oben tragen wird. Glück und Erfolg liegen für Eileen nicht im Sein oder im Können, sondern im Haben. Glück ist nicht, wenn Ed im Einklang mit sich und seiner Lehrtätigkeit lebt, sondern Glück wäre, wenn er Eileens Ziele verfolgen würde. Um die Frage, ob Ed mit dem Erreichten zufrieden ist oder im Universitätsbetrieb weiter aufsteigen möchte, kommt es zu ersten Unstimmigkeiten zwischen den beiden. Bereits vor seinem 50. Geburtstag zeigt Ed verstörende Anzeichen einer Persönlichkeitsveränderung, die eine schwere Krankheit vermuten lassen. Die ersten Symptome sprechen eine deutliche Sprache, die Eileen trotz ihrer Berufserfahrung in der Krankenpflege nicht wahrhaben will. Diesen Ereignissen vorausgehend, ist das Stadtviertel der Learys in Washington Heights gekippt; die vertrauten Nachbarn sind weggezogen, Geschäfte und Restaurants haben die Besitzer gewechselt. Eileen ist der Meinung, dass sie sich eine Adresse in diesem Viertel in ihrem Beruf nicht mehr leisten kann. Sie ist einerseits unbedingt entschlossen, einige hunderttausend Dollar für Connells Studium zurückzulegen, obwohl noch unklar ist, ob eine angesehene, kostspielige Universität überhaupt sein Ziel ist. Keiner der Ehepartner hat für den Fall der Berufsunfähigkeit vorgesorgt. Ed hat in seinem Alter erst Anspruch auf eine minimale Rente, Eileen hat noch keinen Rentenanspruch. Das Kippen des Wohnviertels könnte für beide eine Wertminderung ihres Hauses und damit ihrer Altersvorsoge bedeuten. Eileen argumentiert aber nicht mit der Entwicklung der Immobilienpreise; sie hat sich in den Kopf gesetzt, nun endlich ein Haus mit sieben Zimmern in einem angesehenen Viertel besitzen zu wollen. Sparen für ein Studium, Hauskauf, ein weiterer Weg zur Arbeit, Eds sich abzeichnende Krankheit – Eileen müsste dringend auf den Boden der Realität zurückfinden. Da Eileens Eltern beide Trinker waren, habe ich eine Weile damit gerechnet, dass sie in ihrer kompromisslosen Maßlosigkeit eine weitere Patientin in der Familie sein würde. |
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Bewertung vom 04.01.2017 | ||
Die Hunde Chester und Sadie lieben die Nacht. Es ist eine magische Zeit, in der sie sich entspannen können. Die Tiere merken zuerst, dass sich in Dublin etwas verändert hat. Der schwarze Hund der Depression hat sich eingeschlichen und dringt bis in die Häuser ein. Die Stadt Dublin kann nicht mehr lachen. Die Veränderungen sind zunächst kaum spürbar. Gloria und Ray Kelly teilen sich ein Zimmer, seitdem ihr Onkel Ben zu ihnen gezogen ist. Die Kinder hören das Gemurmel der Erwachsenen, wenn sie im Bett sind. Die sanfte Geräuschkulisse schließt die Kinder aus. Das Plaudern im Wohnzimmer kann umkippen in ernste Themen, die Kindern Angst machen. Ray war schon immer ängstlich, doch nun bekommt auch Gloria Angst. Die Kinder schleichen sich ins Wohnzimmer und wie im Spiel erfahren sie in kleinen Schritten, dass der jüngere Bruder ihrer Mutter Konkurs anmelden musste. Erklärt wird gerade so viel, wie die Kinder verarbeiten können. Indem sie sich abstrakte Begriffe aneignen, bewältigen sie die Veränderungen. |
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