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TochterAlice
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Köln

Bewertungen

Insgesamt 1401 Bewertungen
Bewertung vom 16.10.2022
Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1
Sten, Viveca

Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1


ausgezeichnet

Wer nicht abwarten kann und einfach erfahren möchte, ob es sich lohnt, Hanna Ahlander, die als absoluter Pechvogel in die mit diesem Band startende Serie eingeführt wird, kennenzulernen, dem kann ich sagen: Unbedingt!

Denn Hanna selbst ist eine überaus vielschichtige Person, die wesentlich mehr ist, als sie zu sein scheint. Das erkennt man schon im Laufe dieses ihres ersten Falles, aber ich bin sicher, dass auch in den nächsten Bänden noch einige Überraschungen, was ihre Person angeht, auf uns Leser*innen zukommen.

Gleich zu Beginn wird Hanna nämlich von ihrem bisherigen Chef in Stockholm gefeuert und der Grund ist ein unglaublicher: sie nämlich ist drauf und dran, einen Kollegen am Totschlag oder gar Mord an seiner Frau zu überführen, ihr Vorgesetzter möchte dies - man will es ja nicht glauben - vertuschen.

Richtig rausschmeißen kann er sie nicht, aber sie soll bloß nicht wagen, noch mal am Arbeitsplatz aufzutauchen. Und dann wartet der nächste Schlag auf sie: auch zu Hause wird sie rausgeschmissen, ihr Freund hat nämlich eine Neue! Und ihm gehört die Wohnung, so dass sie sich mal schön verdünnisieren soll!

Gut, dass es die große Schwester Lydia gibt, die immer eine Lösung in petto hat. Die führt Hanna nach Are, einen beliebten schwedischen Wintersportort in die Luxusherberge von Lydias Familie.

Und zu einem Vermisstenfall - es geht um die Abiturientin Amanda, 18 Jahre alt, die nach einer Feier nicht nach Hause kommt und nirgendwo aufzufinden ist.

Viveca Sten schreibt wie gewohnt so fesselnd und mitreißend, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte und die gut 500 Seiten in zwei Tagen durch hatte. Ich habe mich durch den Fall gefressen, muss ich sagen. Denn nicht nur der Stil der Autorin vermag zu begeistern, nein, mehr noch ist es der Inhalt. Diesmal führt er uns inmitten des größten Luxus zu den Bedürftigsten der schwedischen Gesellschaft.

Auch wenn es sehr gut ausgedacht ist - nein, gerade deswegen hätte es gerade so passieren können! Sten hält geschickt die Balance zwischen Zufällen und wahren Ereignissen bzw. den Entwickungen der letzten Jahre.

Zudem hat die Auflösung mich ganz schön überrascht. So machen Krimis Spaß. Andererseits - wenn alle so toll schreiben würden wie Viveca Sten, dann wüsste man ja gar nicht wie gut man es hat als lesender Mensch! Ein Hoch auf diese wundervolle Autorin, auf dass sie uns bald den nächsten Band zukommen lasse!

Bewertung vom 13.10.2022
Die Forscherin. Prinzessin Therese und der Ruf des Amazonas
Innig, Katharina

Die Forscherin. Prinzessin Therese und der Ruf des Amazonas


ausgezeichnet

Therese von Bayern steht ihren Mann

Verzeihung, in Tagen des Genderns natürlich ihre Frau - zu einer Zeit und in einer Gegend, die sehr erstaunen lässt. Denn in Katharina Innigs auf realen Ereignissen basierenden Roman erfahren wir, dass sie bereits im Jahr 1888 eine Forschungsreise nach Brasilien geleitet hat - mit sich selbst als einziger teilnehmender Forscherin. Möglicherweise würde man sie heute als Biologin bezeichnen, Botanik und Zoologie begeisterten sie gleichermaßen. Doch sie war so viel mehr, konnte sie sich doch in mehr als einem Dutzend Sprachen verständigen und kannte sich auch in Geographie und Literatur bestens aus.

Die Autorin folgt dem kleinen Forschungsteam, das dem, was heute darunter verstanden wird, in keinster Weise ähnelt, sondern nach höfischen Vorstellungen zusammengestellt ist, bis nach Manaus und in die Tiefen des Regenwaldes.

Ebenso kenntnisreich wie warmherzig beschreibt sie Begegnungen, Entdeckungen und Zusammenstöße, verzichtet auch nicht auf humorvolle Einschübe an passender Stelle.

Die Handlung findet auf zwei Ebenen statt - neben der Reise begegnen wir Therese im Jahr 1924, kurz vor ihrem Tod in ihrem Haus am Bodensee, in das sie sich seit Ausbruch des Ersten Weltkriegs zurückgezogen hatte und von ihrer einstigen Gesellschaftsdame auf der Reise nach Brasilien besucht wird. Schwer erkrankt lässt sie sichl bei der Ordnung ihres Nachlasses helfen und schwelgt mit dem Besuch in gemeinsamen Erinnerungen. Doch auch zur Gegenwart hat sie ihre - natürlich keineswegs konventionelle - eigene Ansicht, mit der sie nicht hinter dem Berg hält.

Kurzum: dies ist ein anspruchsvoller historischer Roman, wie er faszinierender nicht sein könnte, jedenfalls aus meiner Sicht. Sollte die Autorin noch über zeitliche Ressourcen verfügen, empfehle ich ihr, eine Schreibwerkstatt für dieses Genre zu begründen, das noch mehr als ausbaufähig ist.

Bewertung vom 06.10.2022
Leah und der Stern von Betlehem
Bateson-Hill, Margaret

Leah und der Stern von Betlehem


ausgezeichnet

Ein bezauberndes Kinderbuch nicht zur Weihnachtszeit

Und nicht nur für Kinder, denn auch ich bin von der bildstarken Lektüre seit Tagen wie verzaubert. Ja, hier dient die biblische Weihnachtsgeschichte als Grundlage, bzw. verschiebt sich die Perspektive: erzählt wird aus der Sicht eines Kindes, nämlich aus der von Leah, der Tochter des Herbergswirtes, der Maria und Josef seinen Stall zur Verfügung stellt.

So ist es für Kinder sicher noch besser nachzuvollziehen, beispielsweise wenn Maria zu Leah spricht und sie bittet, das Jesuskind mal kurz zu übernehmen. Wer würde das nicht gerne tun? Ein schönes Buch, das die Familie sicher einige Jahre begleiten wird!

Bewertung vom 06.10.2022
Lukusch
Heisenberg, Benjamin

Lukusch


gut

.Elegant gestrickert Roman, aber irgendwie nicht mein Fall bzw. nicht mein Thema.

Denn ich nahm bei der Bestellung des Romans an, dass das hauptsächliche Thema die Beherbergung von ukrainischen Kindern aus der Nähe von Tschernobil ist, bzw. es sich insgesamt um dieses Thema dreht.

Das ist nicht der Fall, es geht um die Entdeckung eines Schachtalents und das jahrzehntelange Spiel mit den Identitäten. Stil und Darlegung der Handlungsstränge sind aus meiner Sicht für ein Debüt fast atemberaubend gut - wenn, ja wenn man auf das Thema anspringt, bei dem es auch um die spätere Begegnung mit alten Weggenossen geht.

Nicht meins, aber viele werden es lieben, da bin ich mir ganz sicher!

Bewertung vom 03.10.2022
Lincoln Highway
Towles, Amor

Lincoln Highway


sehr gut

Eine Art neuartiger Western mit Hindernissen
Denn Emmett will sich nach seiner Entlassung aus der Jugendhaftanstalt Salinas nur noch seinen Bruder Billy schnappen - und dann nichts wie auf in den Westen, in ein neues Leben. Ein wenig Geld dafür hat er vom verstorbenen Vater geerbt. Natürlich gibt eine holde Maid, nämlich Sally, die sich um den deutlich jüngeren Billy gekümmert hat - und ihre eigene Zukunft ganz klar mit der vom Emmett verbunden sieht. Was dieser jedoch in seiner gegenwärtigen Lebenssituation nicht an sich heranlassen kann.

Das Auto ist gepackt, da tauchen zwei "Freunde" aus Salinas auf - eigentlich nur einer, finde ich. Nämlich Woolly, Sohn einer reichen Familie, dessen sich leider Duchess bemächtigt hat. Duchess, der es immer schwer hatte im Leben und nun - so stellt sich allmählich heraus - soll ihm der Wohlstand anderer Menschen im Leben weiterhelfen. Nämlich der von Woolly, der geerbt hat. Woolly ist nicht der Hellste (scheint es) und so hat ihm Duchess verklickert, dass er sein Erbe mit ihm und Emmett teilen sollte. Den braucht er nämlich, weil der ein Auto hat und lenkt ihn nicht ganz ohne Druck erstmal in die andere Richtung, nach New York, wo Woolly herkommt. Bald hat Emmett weder Geld noch Auto, nur noch seinen kleinen Bruder.

Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich mit Billy, der sich als bezaubernder kleiner Philosoph und Forscher erweist, auf dunklen Wegen auf die Spur von Duchess zu begeben.

Ich glaube, ich war während der Lektüre vielfach zu wütend - zu wütend auf Duchess - um alle Nuancen der Handlung im Detail genießen zu können.

Wie auch immer, das Ende hat mich dann ausgesöhnt, denn es brachte Gerechtigkeit ganz in meinem Sinne.

Ein Roman, der vor allem durch starke, klar gezeichnete Figuren und einen gewissermaßen warmherzigen - mir manchmal zu positiven - Stil punktet. Amor Towles ist zweifellos ein Autor, der Duftmarken zu setzen vermag sowohl in der amerikanischen als auch in der internationalen Literatur, allein schon durch seine Begabung, eine Atmosphäre der besonderen Art zu entwickeln. Eine, die nur zu diesem Roman und zu sonst überhaupt nichts passt. Allerdings habe ich so eine Ahnung, dass dies nicht mein liebster Roman des Autors (es war mein erster) sein wird.

Bewertung vom 02.10.2022
Tohrus Japan
Nakamura, Tohru

Tohrus Japan


gut

Nicht mein Japan
Und auch sonst nicht ganz das, was ich erhofft bzw. erwartet hatte. Der berühmte Sternekoch lässt natürlich all seine Wurzeln und auch sonst so einiges aus dem mehr als reichhaltigen Erfahrungsschatz hier einfließen, aber trotz der mir bekannten Leseprobe hatte ich doch einiges mehr erwartet: natürlich nur aus meiner eigenen Sicht und damit meine ich vor allem: Nachkochbare Rezepte mit nicht zu teuren Zutaten.

Das Erstere ist auf jeden Fall gewährleistet: ich traue mir so manches zu. Das wird zwar natürlich keine Sterneküche, aber mit Sicherheit lecker. Ich muss gestehen, die ein oder andere Abwandlung gestehe ich mir grundsätzlich zu. Aber: die Zutaten! Sie machen eigentlich eine Abwandlung unumgänglich, zumindest für mich, sonst würde mein Geldbeutel explodieren!

Durchaus Rezepte der schickeren Art und zwar für deutlich ambitioniertere Hobbyköche als mich! Solche, die Kochen als Kunst sehen und das ist bei mir definitiv nicht der Fall!

Bewertung vom 26.09.2022
Kochen am offenen Herzen
Strohe, Max

Kochen am offenen Herzen


gut

Einer wie keiner
Denn Max Strohe hat ein entsprechendes Vorbild: Und zwar seinen Vater, den (Klein-)Stadneurotiker - als nicht mehr und nicht weniger verdient dieser bezeichnet zu werden. Und der Autor folgt ihm geradewegs in diese eigenwilligen Fussstapfen. Wenn auch auf seine ganz besondere, individuelle Art.

Beruflich wirft er sich den ein oder anderen Stein selbst in den Weg, was er selbst nicht macht, das erledigen andere für ihn. Was sich dann manchmal bzw. immer öfter auch auf andere Lebensbereiche ausdehnt.

Insbesondere auf Genuss der unterschiedlichsten Art und Weise. Dabei kristallisieren sich schnell zwei zentrale Bereiche heraus: Drogen unterschiedlicher Art ... und Frauen. In dieser Zeit waren sie gewissenmaßen auch eine Droge für Max Strohe.

Ehrlich und schonungslos breitet er seine Geschichte vor seinen Leserinnen und Lesern aus - mir ist er oftmals zu offen. Denn es wird oft ungemütlich, unästhetisch und manchmal sogar ganz abscheulich.

Jedenfalls erfährt man wenig darüber, wie aus ihm der Sternekoch wurde, der er heute ist. Was gewissermaßen auch für ihn spricht, denn er gibt definitiv nicht an oder versucht sich, von seiner besten Seite zu zeigen.

Nein, in diesem Fall spricht es ganz klar gegen mich als Lesende, die nicht bereit ist, sich das alles so reinzuziehen. Habe ich zwar gemacht, aber es war mir über weite Strecken alles andere als ein Vergnügen.

Ich kann es also wirklich nur denen empfehlen, die bereit sind, den Autor bis in die tiefsten Niederungen seines Lebens zu begleiten.

Bewertung vom 24.09.2022
Wo die Winterrose blüht
Dobson, Melanie

Wo die Winterrose blüht


sehr gut

Grace befindet sich in den letzten Monaten - aber das wissen nur wir, sie natürlich noch nicht - des Zweiten Weltkriegs in Südfrankreich, um jüdischen Kinder bei der Flucht zu helfen. Für die Quäkerin aus dem beschaulichen Oregon, die gleichwohl schon so einiges erlebt hat, ist es eine große Umstellung, die sie mithilfe ihres starken Glaubens meistert.

Nach dem Krieg findet sie sich mit Roland, den sie in Frankreich kennen- und liebengelernt hat und drei "übriggebliebenen" jüdischen Kindern als Familie in Oregon wieder, wo sie Haus und Grundbesitz ihrer Großeltern geerbt hat.

Roland ist um die halbe Welt gereist, um sie wiederzufinden und nun, in Zeiten des Friedens sind sie bereit, hier eine Existenz aufzubauen. Doch es zeigt sich, dass es manchmal in Friedenszeiten schwieriger ist, als im Krieg, ausgeglichen zu leben - zunächst ist es Graces Mutter Ruby, eine überkandidelte Hollywood-Diva, die sie nicht in Ruhe lassen will und dann machen auch noch einige Kinder Schwierigkeiten.

Ein schönes Buch, in dem ich gerade die sehr authentisch geschilderten Situationen in Kriegs- und Nachkriegszeiten genoss. Das Ende insgesamt - also inklusive der dorthin führenden Entwicklungen - war mir dann aber doch deutlich zu dramatisch.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.09.2022
Unsre verschwundenen Herzen
Ng, Celeste

Unsre verschwundenen Herzen


ausgezeichnet

Ein Roman darüber, wie es zu Ausgrenzung kommen kann.

Nein! Eigentlich ist es ein Roman über Ausgrenzung, wie sie bereits auf der Welt geschehen ist, geschieht und weiter geschehen wird, wenn sich nichts ändert.

Hier zeichnet Autorin Celeste Ng die Vereinigten Staaten von Amerika als Land, in dem vor allem Menschen asiatischer Herkunft ausgegrenzt werden und zwar auf die brutalste denkbare Art und Weise: durch eine vermeintliche "Unterstützung".

Ihnen werden ihre Kinder weggenommen, damit sie in ein besseres, ein leichteres Leben überführt werden können. So wird es ihnen übermittelt. Und es folgt die Aktion, sie folgt unabdinglich, egal, ob die Familien dem zustimmen (was sie natürlich nie tun) oder nicht. Die Kinder sind weg, man weiß nicht, wohin sie gebracht werden.

Gleichzeitig erfolgt eine Entfernung des asiatischen Einflusses aus den verschiedenen Bereichen der Öffentlichkeit - über mehrere Jahre hinweg.

Bei Noah, von seiner Mutter Bird genannt, läuft es anders. Da verlässt die Mutter, asiatischer Abstammung ist, die Familie. Er hat in seinem 12jährigen Leben bereits drei Jahre ohne sie gelebt - bis ihm der Gedanke kommt, seine Mutter zu suchen. Und endlich zu erfahren, warum sein Vater nicht mehr über sie spricht; sie waren doch einst eine glückliche Familie.

Ein heftiger Roman, den die Autorin unter dem Eindruck der gesellschaftlichen und politischen Veränderungen zu schreiben begann, wie sie in den USA ab Herbst 2016 mit aller Macht einsetzten. Und natürlich auch vorher bereits spürbar waren.

Celeste Ng zeichnet ein fremdes Bild. Und zugleich ein sehr vertrautes - auch mir, die ich seit meiner Geburt als Nichtdeutsche in Deutschland lebe. Ja, seit einigen Jahren ticken die Uhren anders, auch hier. Manches wird gestoppt, aber hält das auf Dauer?

Ein Roman, der aufgrund seiner von mir empfundenen teilweisen Nähe zu bestimmten Aspekten der Realität sehr gruslig war. Aber auch zeigt, dass Zusammenhalt etwas bewirken kann, auch in Zeiten, in denen es gar keine Möglichkeiten zu geben scheint. Was wird es für ein Ende nehmen?

Im Buch bleibt so einiges offen, eine aus meiner Sicht ausgesprochen passende Wahl. Ich empfehle dieses Buch kritischen Menschen, aber auch solchen mit Diskussionsbedarf - ich finde, es eignet sich ganz hervorragend für Lesekreise und Ähnliches.

Bewertung vom 20.09.2022
Windows 11 für Senioren
Baumeister, Inge;Schmid, Anja

Windows 11 für Senioren


ausgezeichnet

Hier wird Windows 11 so vereinfacht dargestellt, dass Computer Muffel - es müssen nicht unbedingt Senioren sein, wie hier im Titel aufgeführt - keine Ausrede mehr haben, sich vor dem modernen Zeuch zu drücken!

Und wenn sie merken, wie einfach und schnell damit vieles geht, wollen sie es auch gar nicht mehr missen. So ging es jedenfalls meiner Tante - sie brummelt zwar der Form halber noch ein bisschen, aber wenn ich sie besuche, ist das Teil immer an! Oft in vorliegendem Programm, aber natürlich auch im Internet. Aber da wäre sie über die Tür des Windows 11 gar nicht erst hingekommen!