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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 14.02.2013
Die Verstummten / Carina Kyreleis Bd.2
Fey, Stephanie

Die Verstummten / Carina Kyreleis Bd.2


ausgezeichnet

Ihren zweiten Thriller erzählt Stephanie Fey in wechselnden Handlungssträngen, welche auf den ersten Blick erst einmal gar keine Gemeinsamkeiten aufweisen. Ein Kind wird entführt und man erlebt dessen Angst, Verzweiflung und Hilflosigkeit, welche die Autorin auf sehr beeindruckende, nachvollziehbare Weise beschreibt. In einem weiteren Erzählstrangstrang dreht die Autorin die Uhr zurück und beginnt diesen im Jahr 1991, der von einer fünfköpfigen Spezialtruppe des BND handelt.

Und dann gibt es natürlich noch die Hauptgeschichte rund um die Rechtsmedizinerin und Gesichtskonstrukteurin Carina Kyreleis. Dadurch, dass Carina von Anfang an in dem Fall involviert war, interessiert sie sich natürlich weiterhin dafür und stellt eigene Nachforschungen an, sehr zum Missfallen ihres Vaters Matte. Doch hierbei konzentriert sich Stephanie Fey nicht nur auf die reine Ermittlungsarbeit, sondern geht auch detailliert, äußerst unterhaltsam, gefühlvoll und warmherzig auf das Privatleben der jungen Frau ein, die auf der Suche nach ihrer eigenen Vergangenheit ist und durch das störrische Verhalten ihres Vaters hierbei einfach nicht weiterzukommen scheint.

Auch die Themen, welche der Thriller behandelt, sind vielfältig, interessant und zumeist hochaktuell. Die RAF spielt wieder eine Rolle, die bis heute unaufgeklärte Ermordung des damaligen Vorsitzenden der Treuhandanstalt Detlev Karsten Rohwedder erhält eine durchaus nachvollziehbare Lösung, aber auch das äußerst gefährliche Schütteln von Babys wie auch die Synästhesie finden Raum in diesem vielfältigen Thriller und werden von Stephanie Fey mit viel Hintergrundwissen vermittelt und vor allem sehr schlüssig in die Geschichte eingebaut.

Ihren Thriller erzählt die Autorin zu jederzeit äußerst fesselnd, spannend und temporeich. Die Story wirft lange Zeit mehr Fragen auf als sie Lösungen anbietet, anfangs rätselt man ständig, wie diese unterschiedlichen Handlungsstränge zusammenpassen sollen. Doch so nach und nach verknüpfen sich die losen Fäden logisch zu einem perfekten Ganzen und der Autorin gelingt es hervorragend, bis zum Ende der Geschichte die Neugier wie auch die Spannungskurve auf extrem hohen Niveau zu halten und viele Fragen erst auf den letzten Seiten zu beantworten.

Neben der komplexen Story sind ein weiteres Plus die Charaktere, welche die Autorin allesamt sehr authentisch beschreibt und nachvollziehbar handeln lässt. Sie dürfen Fehler und Macken haben und einige von ihnen sind auch nicht unbedingt das was sie auf den ersten Blick zu sein vorgeben. Im Fokus steht natürlich die Rechtsmedizinerin Carina Kyreleis, die eher ein etwas zurückhaltender Charakter ist, aber extrem neugierig und eigenwillig. Nach wie vor gibt es immer wieder die kleinen verbalen Kämpfchen mit ihrem eigensinnigen, störrischen Vater Matte Kyreleis, der seine Tochter am liebsten komplett aus den Ermittlungen heraushalten würde. Zudem erhält man auch einen recht guten Einblick in die Arbeit der Rechtsmedizin, der Gesichtsrekonstruktion wie auch in die Einbalsamierung von Leichen, was für Zartbesaitete möglicherweise etwas detailliert sein könnte, was ich jedoch in keiner Weise so empfunden habe.

Es ist zwar nicht unbedingt notwendig, dass man den 1. Band „Die Gesichtslosen“ der Elster-Reihe gelesen haben muss, um sich schnell im Privatleben von Carina zurechtzufinden. Es wäre jedoch ratsam, da man zum einen ansonsten einen hervorragenden Krimi verpasst und zum anderen baut auch die Ermittlungsarbeit etwas auf den Vorgängerband auf, sodass einem möglicherweise etwas Hintergrundwissen fehlen könnte, auch wenn die Autorin vieles erklärt.

Fazit: Hier stimmt einfach alles: Eine vielschichtige, interessante und absolut unvorhersehbare Story, die zudem fesselnd, einnehmend und unterhaltsam erzählt wird und mit authentisch agierenden Charakteren jederzeit überzeugt.

Bewertung vom 11.02.2013
Trügerische Ruhe
Gerritsen, Tess

Trügerische Ruhe


ausgezeichnet

Eine Kleinstadt im Ausnahmezustand

Vor rund 8 Monaten ist die Ärztin Dr. Claire Elliot mit ihrem 14-jährigen Sohn Noah von Baltimore in das kleine Städtchen Tranquility gezogen und hat hier eine Praxis eröffnet. Der Winter steht vor der Tür und immer öfter treten Gewalttaten von bisher absolut unauffälligen Jugendlichen auf. Ohne scheinbaren Grund beginnen sie mit heftigen Schlägereien, sind voller Zorn und Gewaltbereitschaft und es dauert auch nicht lange, als der erste Einwohner getötet wird. Claire vermutet hinter der Gewaltbereitschaft der Teenager eine Krankheit, ausgelöst durch Parasiten, doch davon will in der Kleinstadt niemand etwas hören, auch als Claire feststellt, dass bereits vor rund 50 Jahren eine ähnliche Gewaltwelle über Tranquility hereingebrochen war. Zusammen mit Polizeichef Lincoln Kelly forscht die Ärztin unbeirrt weiter und bald muss sie erkennen, dass die Zeit verdammt knapp wird …

Tranquility ist ein beschauliches Städtchen mit rund 900 Einwohnern. So richtig angekommen sind Claire und Noah auch nach 8 Monaten noch nicht. Die Praxis läuft schleppend, die Einwohner sind zwar freundlich, aber auch distanziert und misstrauisch ihr gegenüber. Noah findet in der Schule keine Freunde, ist der Außenseiter und hat nur den Wunsch, wieder zurück nach Baltimore zu ziehen. Die Bewohner der Kleinstadt leben von den zahlreichen Sommergästen, im Winter sind sie wieder unter sich und das Tourismusgeschäft ist auch der Grund, warum gerade die älteren Einwohner alles daran setzen, ein schreckliches Geheimnis aus der Vergangenheit zu schützen. Entsprechende Steine werden Claire in den Weg gelegt, als sie nun versucht, hinter dieses Geheimnis zu gelangen.

Mit einem äußerst fesselnden Prolog steigt Tess Gerritsen in ihren Thriller ein und das hohe Tempo wie auch die Spannung hält die Autorin mühelos über den gesamten Plot. Die plötzliche Gewaltbereitschaft der Jugendlichen gibt einem ständig Rätsel auf, schnell ist aber auch klar, dass der See in Tranquility irgendein Geheimnis birgt, welches Schuld an dem Verhalten der Teenager sein muss. Die Geschichte entwickelt sich komplex, lange bleiben viele Fragen offen, der Ausgang des Thrillers ist bis fast zum Schluss ungewiss und auch am Ende kann die Story noch mit einer Überraschung aufwarten.

Wie gewohnt sind auch die Charaktere des Thrillers durchweg alle sehr ausgereift und facettenreich beschrieben. Gerade die Einwohner von Tranquility sind von Tess Gerritsen sehr gut beschrieben, haben ihre Macken und Eigenarten, sind stellenweise etwas schrullig und der ein oder andere überrascht auch in seinem Verhalten noch im Verlauf des Thrillers. Im Vordergrund steht natürlich die Ärztin Claire, die nach dem Tod ihres Mannes und einigen Schwierigkeiten mit ihrem Sohn nun hofft, in der Kleinstadt einen Neuanfang zu starten. Claire ist eine sehr gewissenhafte, hilfsbereite Ärztin, die auch mal unbequeme Fragen stellt, was gerade den Oberen der Kleinstadt ein ziemlicher Dorn im Auge ist.

Obwohl „Trügerische Ruhe“ wirklich beste Thrillerunterhaltung bietet, gibt es jedoch ein kleines Manko. Während des Lesens merkt man immer wieder, dass Tess Gerritsen selbst Ärztin ist und so verwendet sie viele medizinische Fachbegriffe, die mir jetzt nicht alle geläufig waren und ein gelegentliches Nachschlagen notwendig machten, da nicht alle Fachbegriffe erklärt bzw. in der deutschen Variante erwähnt werden. Aber dies trübt zu keiner Zeit die Spannung und die Autorin versteht es durch ihren einfühlsamen, temporeichen, unterhaltsamen Schreibstil bestens, einen problemlos an ihren Thriller zu binden.

Fazit: Ein von Anfang an sehr spannender Thriller, der mit einer komplexen Story und hervorragend beschriebenen Charakteren überzeugt. Einzig die vielen medizinischen Fachbegriffe irritieren manchmal etwas.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.02.2013
Auf sie mit Gebell / Bernie und Chet ermitteln Bd.2
Quinn, Spencer

Auf sie mit Gebell / Bernie und Chet ermitteln Bd.2


gut

Das sympathische Ermittlerduo bei seinem 2. Einsatz

Das Geld ist wieder einmal knapp im Hause Bernie Little und seinem Hund Chet. Da kommt der neue Auftrag dem sympathischen Ermittlerduo gerade recht. Die beiden sollen Leibwächter für die edle Rassehündin Princess spielen. Doch dank Chet sind sie den Auftrag so schnell wieder los, wie sie ihn bekommen hatten. Dann wird Princess und ihre Besitzerin jedoch entführt und Bernie und Chet setzen alles daran, die Beiden wieder aufzuspüren.

Anfangs ist Privatdetektiv Bernie herzlich wenig begeistert den neuen Auftrag zu übernehmen, doch der schnöde Mammon lockt, hat er doch gerade einige Finanzgeschäfte am Laufen, zu denen Bernie ständig neues Geld beisteuern muss. Und auch Chet ist begeistert, bedeutet dies doch interessante Abwechslung und vor allem durch die unerwartete Finanzspritze neue Hundeknochen, denn Fressen gehört definitiv zu einer der Leidenschaften von Chet.

Der 2. Band rund um Bernie & Chet wird wieder aus der Perspektive des Hundes Chet erzählt. Dies gestaltet sich locker, leicht und anfangs auch unterhaltsam und witzig, wie er so manche Situationen und vor allem Menschen einschätzt. Als der Fall dann jedoch langsam Form annimmt, sprich Princess und ihr Frauchen entführt werden und die Reporterin Suzi Sanchez in Gefahr gerät, stören oftmals Chets Überlegungen und Gedanken einfach den Fortlauf der Story. Chet lässt sich gern ablenken, findet immer mal wieder eine neue Geruchsspur, welcher unbedingt und auf der Stelle nachgegangen werden muss oder manche Szenen erinnern ihn an andere Ereignisse und schon schweifen seine Gedanken wieder einmal ab und irgendwann ist man als Leser nur noch genervt.

Denn hierdurch bekommt Chet natürlich oft nur die Hälfte mit und somit auch der Leser. Was vielleicht die Neugier steigern soll, stört auf Dauer jedoch irgendwann einfach den Lesefluss und nimmt ständig die Spannung aus der Geschichte. Obwohl sich die Krimihandlung an sich durchaus spannend und abwechslungsreich gestaltet und auch mit interessanten Wendungen aufwarten kann.

Chet selbst ist ein äußerst liebenswerter, treuer Kumpan, der neben Fressen liebend gern im offenen Porsche-Cabrio von Bernie auf dem Copilotensitz mitfährt und wenn er nicht gerade einer neuen Spur nachjagt, einem Nickerchen nicht abgeneigt ist. Privatdetektiv Bernie ist geschieden, hat einen Sohn, eine ziemlich verzwickte Beziehung zu der Reporterin Suzie Sanchez und bei Gelddingen ist Bernie viel zu gutgläubig. Als Ermittler kann dem ehemaligen Soldaten allerdings niemand etwas vormachen und seine Fälle verfolgt er sehr hartnäckig und zumeist auch erfolgreich.

Was ich allerdings etwas merkwürdig fand, war, dass Chet zwar uns Menschen problemlos verstehen kann, aber mit Princess nicht kommuniziert wie auch mit dem Nachbarhund Jasper. Hier spricht er immer nur Vermutungen aus, was dessen Bellen zu bedeuten hat.

Fazit: Die häufigen Abschweifungen von Chet stören mit der Zeit ziemlich den Lesefluss und nehmen zum Teil die Spannung aus dem Krimi. Ansonsten ist „Auf sie mit Gebell“ ein unterhaltsamer, witzig, lockerer Krimi, der aus der Sicht des Hundes Chet erzählt wird.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.02.2013
Blinder Stolz
Brown, Sandra

Blinder Stolz


sehr gut

„… Verklag mich doch …“

Deputy Ski Nyland wird zu einem Notfall gerufen. Im Schlafzimmer des Hauses der Immobilienmaklerin Caroline King liegt ein Mann, die Notärzte kämpfen um sein Leben. Im Badezimmer findet Ski deren völlig verstörte Tochter Berry Malone. Die junge Frau berichtet ihm, dass ein ehemaliger Kollege ins Haus eingedrungen sei und ihren Freund und Kollegen Ben niedergeschossen habe. Oren Stark verfolgt Berry schon seit Monaten, aus diesem Grund hatte sich die junge Frau ins Haus ihrer Mutter zurückgezogen. Doch Oren hat sie nun aufgespürt und will ihren Tod. Während die Polizei unter Hochdruck die Suche nach Oren Stark in die Wege leitet, setzt Caroline sich mit dem Privatdetektiv Dodge Hanley in Verbindung und bittet ihn um Unterstützung. Vor 30 Jahren waren Caroline und Dodge ein Paar, haben sich seitdem nicht mehr gesehen und Berry ist ihre gemeinsame Tochter. Dodge fliegt nach Houston, um Oren Stark aufzuspüren.

Mit dem Vorfall im Haus der Immobilienmaklerin Caroline King steigt Sandra Brown in ihren Roman ein, wodurch man gleich fast alle Beteiligten kennenlernt. Die Situation ist anfangs etwas vertrackt, schnell kommt das Gerücht auf, Berry und der verheiratete Ben hätten eine Liebesbeziehung, was Berry jedoch schnell entkräften kann. Der Vorfall im Haus wie auch die ungewisse Situation über den Verbleib von Oren und dessen Gründe für den Anschlag sorgen erst einmal für Hochspannung, doch diese flacht im Verlauf der Story immer wieder merklich ab.

Obwohl die Suche nach dem Stalker Oren Stark, der auch schon bald nicht vor Mord zurückschreckt und als äußerst intelligent gilt, ständig gegenwärtig ist, kann dieser Handlungsstrang die Spannung nicht konstant auf hohem Niveau halten. Nach und nach rückt fast unmerklich die Beziehung zwischen Dodge und Caroline mehr in den Vordergrund. Diese waren vor mehr als 30 Jahren ein Paar, doch am Tag der Geburt von Berry trennten sich ihre Wege. Wieso es hierzu kam, erfährt man nach und nach durch Rückblenden in das Jahr 1978. Und natürlich bahnt sich auch eine Liebesbeziehung bei der jüngeren Generation Berry und Ski an, die logischerweise auch nicht so ganz einfach verläuft.

Aber obwohl Spannung nicht durchgehend vorhanden ist, versteht es Sandra Brown dennoch sehr gut, mit ihrem Roman zu unterhalten. Mit ein Plus ist ihr kauziger, verschrobener, zynischer Detective Dodge Hanley, der eigentlich immer nur äußerst griesgrämig und missgelaunt durch die Gegend läuft. Dennoch ist dieser innerlich zerrissene Mann, der kaum Gefühle an sich heranlässt, sympathisch dargestellt und die Zusammenarbeit mit Ski Nyland gestaltet sich äußerst interessant, da hier zwei starke Charaktere aufeinandertreffen, die sich schnell lernen zu akzeptieren.

Die Geschichte gestaltet sich zum typischen Katz-und-Maus-Spiel, Oren Stark ist der Polizei immer einen Schritt voraus, ist ein brillanter Stratege und versteht es perfekt, die Ermittler in die Irre zu führen. Und der wieder einmal sehr flüssige, einnehmende und zumeist fesselnde Schreibstil der Autorin sorgt dafür, dass man sich zu jederzeit bestens unterhalten fühlt und keine Langeweile aufkommt.

Fazit: Vielleicht nicht gerade der spannendste Roman der Autorin, der jedoch wieder einmal mit facettenreichen Charakteren und einer komplexen Story überzeugt, die zudem noch einige Überraschungen parat hält.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.02.2013
Die Nonne und der Tod
Kern, Claudia

Die Nonne und der Tod


sehr gut

Die tödliche Seuche

Aus ihrem Dorf vertrieben flieht die junge Ketlin im Jahr 1348 nach Köln, in der Hoffnung dort Unterstützung von ihrem Vater zu erhalten. Dieser ist der Bürgermeister der Stadt und hatte mit Ketlins Mutter eine kurze Affäre. Ketlin ist im Glauben aufgewachsen, ihr Vater würde sie standesgemäß verheiraten, doch bis zu ihm dringt sie in Köln erst gar nicht vor und kommt stattdessen als Novizin im Zisterzienserkloster unter. Doch mit den Zwängen des Klosterlebens hat die junge Frau ihre Probleme. Beim Kräutersuchen im nahegelegenen Wald lernt sie eines Tages den jungen Apothekerlehrling Jacob kennen und lieben. Schon bald träumen die Beiden von einem gemeinsamen Leben, doch vorher muss Jacob noch einen Auftrag in Worms erledigen. Kurz vor seiner Rückkehr werden die Tore der Stadt geschlossen, die Pest ist im Umland ausgebrochen und Jacob ist der Zugang zur Stadt versperrt.

Claudia Kern beginnt ihre Geschichte rund um ihre sympathische Protagonistin Ketlin mit deren Jugendjahren, ihrem beschwerlichen Leben in einem kleinen Dorf, welches noch nicht einmal einen Namen hat. Hier wächst Ketlin als Außenseiterin auf, ihre Mutter legt viel Wert auf ihre Erziehung und Bildung und so lernt Ketlin früh schon Lesen und Schreiben, was eine Seltenheit zur damaligen Zeit ist. Als jedoch Gaukler in das Dorf kommen und kurz darauf erste Dorfbewohner an der Seuche sterben, sieht das Oberhaupt des Dorfes das Übel bei Magda und Ketlin, die den Gauklern Unterschlupf gewährt haben. Um ihr Leben zu retten, bleibt Ketlin nur die Flucht.

Aber auch das Leben in Köln gestaltet sich schwierig für die junge Frau, die Ungerechtigkeit nicht ertragen kann, hilfsbereit ist und ihren Mund selten halten kann, was sie oftmals in Schwierigkeiten bringt. Ketlin ist zwar für ihr Alter anfangs relativ naiv, dies ist aber bedingt durch das abgeschottete Dorfleben und sehr gut nachvollziehbar. Anfangs scheint sie die Größe und der Lärm und Dreck der Stadt schier zu erschlagen. Aber sie wird mit der Zeit immer selbstbewusster, begibt sich hierdurch aber auch immer öfter in Gefahr.

Sehr anschaulich und atmosphärisch dicht erzählt Claudia Kern Ketlins Geschichte und da die Autorin die Ich-Form gewählt hat, bekommt man auch sehr schnell eine gute Vorstellung von der jungen Novizin, leidet und fiebert mit ihr. Sehr gut kann man sich auch die Stadt Coellen im 14. Jahrhundert mit seinen kleinen verwinkelten Gässchen, dem unfertigen Dom und dem Schmutz und Dreck in den Gassen vorstellen.

Zudem gestaltet sich die Geschichte, obwohl die Inhaltsangabe schon viel verrät, immer noch äußerst interessant, überrascht mit unvorhersehbaren Wendungen und gestaltet sich durch die flüssige und der damaligen Zeit angepassten Sprachweise der Autorin jederzeit fesselnd und unterhaltsam. Und auch die Charaktere sind Claudia Kern prima gelungen, nehmen schnell Konturen an und die meisten wachsen einem regelrecht ans Herz.

Fazit: Ein unterhaltsamer Historischer Roman, welcher sehr gut das Leben der Menschen in Köln in der Zeit der Pest beschreibt und zudem mit gut herausgearbeiteten Charakteren überzeugt.

Bewertung vom 06.02.2013
Ketzer / Giordano Bruno Bd.1
Parris, Stephanie

Ketzer / Giordano Bruno Bd.1


sehr gut

Der Lincoln-Mörder

Im Jahr 1576 flieht der Mönch Giordano Bruno vor der Inquisition aus dem Kloster, in dem er die letzten 11 Jahre seines Lebens verbracht hatte. Während seiner Flucht bildet Bruno sich weiter, gilt schon bald als Philosoph und schließt Freundschaft mit Sir Philip Sidney. Mit ihm zusammen reist er im Jahr 1583 nach Oxford. Im Auftrag von Sir Walsingham soll er am Lincoln-College verbotene Machenschaften der Papisten aufdecken.

Nach einer kurzen Nacht im Lincoln-College wird Bruno von fürchterlichen Schmerzensschreien geweckt. Ein Mann wird von einem hungrigen Hund bestialisch getötet. Bruno kommt hierbei einiges merkwürdig vor, doch der Rektor des Colleges schweigt. Als kurze Zeit später wieder ein Mitglied des Colleges auf brutale Weise ermordet wird, vermutet der Philosoph, dass es der Mörder auf Gelehrte abgesehen hat, die dem katholischen Glauben abgeschworen haben. Heimlich ermittelt Bruno auf eigene Faust und gerät hierbei selbst bald schon in Lebensgefahr.

Nach einem äußerst fesselnden Prolog, in dem Stephanie Parris die Flucht von Giordano Bruno aus dem Kloster erzählt, nimmt sie anschließend für längere Zeit erst einmal das Tempo aus ihrem Roman. Zwar passieren ziemlich schnell hintereinander zwei grausame Morde, Bruno beginnt auf eigene Faust zu ermitteln, doch richtig spannend wird es erst wieder, als ein dritter Mord passiert. Allerdings ist die Geschichte bis dahin äußerst unterhaltsam und durchaus auch sehr informativ von Stephanie Parris erzählt, sodass keine Langeweile aufkommt.

Anschaulich erzählt sie von dem Leben der Menschen in England, die dem alten Glauben zwar abgeschworen haben, diesen aber immer noch heimlich praktizieren. So kann man deren Angst vor Verfolgung und Tod gut nachvollziehen und sich durchaus auch in diese gefährliche Zeit für Katholiken hineinversetzen. Allerdings fehlte mir während des kompletten Buches ein wenig die atmosphärische Dichte. Nur schwer bekommt eine Vorstellung von der Stadt Oxford und dem Lincoln-College. So könnte die Geschichte durchaus auch problemlos an jedem anderen englischen Ort der damaligen Zeit spielen.

Sehr gut gelungen sind Stephanie Parris zumeist ihre Charaktere, auch wenn einige etwas unscheinbar bleiben. Im Fokus steht natürlich der Mönch und Philosoph Bruno. Ein junger Mann, der schon einiges in seinem Leben erlebt hat, auf der Suche nach einem geheimnisvollen Buch ist, dies in Oxford hofft zu finden und den sein Gerechtigkeitsinn und seine Neugier keine Ruhe lassen, immer tiefer in diese geheimnisvolle Verschwörung einzutauchen. Teilweise recht naiv begibt Bruno sich in Lebensgefahr, für die Tochter des Rektors hegt er zarte Gefühle und spürt zudem deutlich, dass Sophia einiges vor ihm verbirgt.

Sophia ist von Anfang an ein Rätsel. Eine gebildete junge Frau, die immer wieder gegen die Enge des Colleges und den gesellschaftlichen Zwängen rebelliert, sich nicht in die für sie vorgesehene Rolle zwängen lassen will. Aber auch alle anderen College-Bewohner geben Rätsel auf, scheinen nicht die Rolle inne zu haben, die sie nach außen hin tragen. Somit gestaltet sich die Suche nach dem Mörder äußerst verzwickt.

Fazit: Auch wenn es dem Roman ein wenig an atmosphärischer Dichte fehlt, die Geschichte zeitweise etwas unspannend erzählt wird und manche Charaktere nicht recht greifbar werden, ist „Ketzer“ dennoch ein sehr unterhaltsamer und auch informativer Historischer Kriminalroman, der gut die Konflikte zwischen dem Katholischen und Anglikanischen Glauben der damaligen Zeit widerspiegelt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.01.2013
Honigmann
Karamat, Elisabeth

Honigmann


ausgezeichnet

Lisuscha und Kwando

Elisabeth Karamat ist Mitte Vierzig und mit ihrem bisherigen Leben nicht mehr zufrieden. Als Diplomatin arbeitet sie in Brüssel, ihre jüngste Tochter wohnt noch bei ihr und wird in einem Jahr die Schule abschließen. Elisabeth fühlt sich leer, ausgebrannt, alles ist trist und düster. Da lädt ihre Freundin Helen sie auf ihre Insel St. Kitts in der Karibik ein. Elisabeth ist von der Insel begeistert, lernt dort Pfarrer Hugh Fowler kennen und auch als sie wieder zurück im tristen Brüssel ist, bleibt sie mit dem Pfarrer in Kontakt. Immer mehr reift in ihr der Gedanke, alle Brücken hinter sich abzubrechen und nach St. Kitts zu ziehen. Als ihre Tochter die Schule beendet und ihr Studium in Wien beginnt, übersiedelt Elisabeth nach St. Kitts. Dort engagiert sie sich in einem Landwirtschaftsprojekt für gefährdete Jugendliche und Elisabeth lernt auch Kwando kennen. Einen spirituellen Heiler und Rasta, der bald ihr Lebensgefährte wird.

Sonne, Strand, Meer und immer schönes Wetter. Ein idyllisches Leben im Paradies. Diese Gedanken hat man, wenn man an die Karibik denkt, doch so ist es bei weitem nicht. Die Jugendlichen haben kaum eine Perspektive, die jahrelange Monokultur durch Zuckerrohr zerstört immer mehr den Boden, die Menschen sind arm, aber zumeist auch glücklich. Elisabeth, im Buch von jedem Lisuscha genannt, reist in dieses scheinbare Paradies. Hier versucht sie mithilfe der Kirche und anderen engagierten Menschen, ein Landschaftsprojekt für gefährdete Jugendliche auf die Beine zu stellen. Doch alles ist hier nicht so einfach, das Projekt ist für 3 Jahre angesetzt, die Gelder können jederzeit gekürzt werden und die Affenplage auf der Insel bedroht immer wieder die Ernte. Doch Elisabeth lässt sich hiervon nicht zurückschrecken. Sie ist eine starke, unabhängige Frau, die sich aktiv für die Jugendlichen und das Projekt einsetzt.

Und da ist noch Kwando, der Honigmann. Kwando ist hochintelligent, verdient seinen Lebensunterhalt mit der Entfernung von Bienennestern und durch das Heilen von Menschen. Ein sehr spiritueller, neugieriger, für neues aufgeschlossener Mann, der Elisabeth bei ihrem Projekt unterstützt. Die Beiden verlieben sich ineinander und man merkt sofort, sobald Elisabeth von Kwando erzählt, dass es sich hier um eine beiderseitige sehr tiefe Liebe handelt. Man braucht sich nur das Foto auf dem Buchcover anzuschauen, um diese Liebe und Vertrautheit der Beiden zu sehen. Aber auch hier ist nicht alles Gold was glänzt. Doch Lisuscha und Kwando arbeiten an sich und kämpfen für ihre Liebe.

Elisabeth Karamat erzählt in einem wunderbar flüssigen, bildhaften, manchmal sachlichen, dann wieder sehr emotionalen Art und Weise die Geschichte ihres Lebens. Offen erzählt die Autorin, welche Gründe sie bewogen haben, nach St. Kitts zu ziehen, wie sich ihr Leben dort gestaltet, wie der Umgang mit den Inselbewohner ist, wie sie erste Freunde findet, über das einfache, oft auch nicht immer leichte Leben in St. Kitts und auch bei ihrer Liebe zu Kwando nimmt Elisabeth Karamat kein Blatt vor den Mund.

Fazit: „Honigmann“ ist die faszinierende und bewundernswerte Lebensgeschichte einer Frau, die aus ihrem bisherigen Leben ausbricht und auf der Suche nach einem Sinn in ihrem Leben ein Neues in der Karibik beginnt und dort die wahre Liebe findet. Chapeau!

Bewertung vom 27.01.2013
Unschuldiges Begehren
Brown, Sandra

Unschuldiges Begehren


weniger gut

Naive Rothaarige trifft auf dominanten Boss

Die junge Hailey Ashton ist Geschäftsführerin in einem Freizeitpark und somit praktisch „Mädchen für alles“. So wird sie auch eines Tages gerufen, als sich ein kleines Mädchen in der Toilette einschließt und sich stur weigert, wieder herauszukommen. Erschwerend kommt hinzu, dass ihr Vater ziemlich rebellisch reagiert und sofort Einlass in die Damentoilette verlangt. Hailey fertigt ihn recht unhöflich und kühl ab und kümmert sich erst einmal um dessen Tochter, die sie auch schnell wieder beruhigen kann. Das Peinliche daran ist aber, der Vater ist ihr Chef Tyler Scott, den sie bisher nicht persönlich kannte und dieser hat sich nun vorgenommen, Hailey zu verführen. Doch obwohl Hailey sich ebenfalls sofort zu Tyler hingezogen fühlt, geht sie anfangs nicht auf seine hartnäckigen und unverschämten Annäherungsversuche ein. Doch ihre Gegenwehr hält nicht lange an und genau zu diesem Zeitpunkt taucht unerwartet ihre wunderschöne Schwester Ellen auf, der normalerweise kein Mann widerstehen kann.

Bei dem vorliegenden Roman handelt es sich um ein rund 20 Jahre altes Werk der Autorin und dies merkt man auch ziemlich schnell. Zwar ist der Schreibstil von Sandra Brown durchaus sehr flüssig, aber auch recht einfach gehalten, sehr vorhersehbar, mäßig fesselnd und ziemlich klischeebehaftet.

Hailey ist nach außen hin eine selbstbewusst auftretende junge Frau, die selten an sich selbst denkt, sich immer für andere einsetzt, verlässlich ist und mit Freude ihrer Arbeit nachgeht. In Sachen Liebe ist Hailey jedoch sehr unbedarft und regelrecht naiv, fühlt sich kaum attraktiv, obwohl sie eine wahre Schönheit ist und ihr Leben wird ausschließlich von ihrer Arbeit, wie auch der ständigen Sorge um ihre lebenslustige jüngere Schwester Ellen bestimmt, für die sie schon früh die Verantwortung übernehmen musste.

Tyler Scott dagegen ist der typische Gewinnertyp. Der Big Boss weiß sehr genau, wie verdammt gut er aussieht, ist äußerst dominant, direkt und was er will, das nimmt er sich einfach. Aufgewachsen ist Tyler sehr privilegiert und das Unternehmen seines Vaters führt er äußerst erfolgreich. Nach außen hin wirkt Tyler sehr arrogant und herrschsüchtig. Da Hailey vermutet, dass Tyler sie nur als eine weitere Eroberung sieht, versucht sie anfangs verzweifelt, seine drängenden Annäherungsversuche abzuwehren, doch sobald sie Tyler gegenübersteht, sind alle guten Vorsätze vergessen und sie schmilzt regelrecht dahin in seinen Armen. Ja, solche Sätze findet man wirklich in dem Roman.

Sandra Brown versucht, durch viele erotische Szenen eine entsprechende Stimmung im Buch aufzubauen, die sich aber so gut wie gar nicht einstellt, da sich die Szenen einfach nur ständig wiederholen und man schon während des Lesens ganz genau weiß, wie diese Szene wieder einmal enden wird. Auch der Auftritt von Ellen ist ziemlich klischeehaft, denn natürlich trifft Hailey ihren Boss und ihre Schwester in einer verfänglichen Situation an, wo man als Leser genau weiß, dass diese bewusst von Ellen provoziert wurde, aber Hailey dies natürlich ganz anders sieht und der Fortgang der Geschichte ist somit wieder einmal vorhersehbar.

Hierdurch kann die Geschichte eigentlich nie auch nur ansatzweise überraschen, stellenweise wirkt das ganze wie ein mäßiger Groschenroman. Einzig die Handlungsstränge, bei der Tylers kleine Tochter mit dabei ist, kommt ein wenig Spaß beim Lesen auf, da die 11-jährige Faith wirklich herzerfrischend ist und man sie sofort äußerst sympathisch findet.

Fazit: Ein Frühwerk der Autorin, dessen Geschichte ziemlich klischeebehaftet ist, in seiner Handlung kaum überraschen kann und mit Protagonisten, deren Verhalten jederzeit vorhersehbar ist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.01.2013
Schutzpatron / Kommissar Kluftinger Bd.6
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Schutzpatron / Kommissar Kluftinger Bd.6


ausgezeichnet

Der Heilige Magnus

Durch Zufall stellt die Gerichtsmedizin bei einer alten Dame fest, dass sie nicht an einem Herzinfarkt gestorben ist, sondern erdrosselt wurde. Spuren lassen sich am Tatort jedoch so gut wie keine mehr feststellen, ein Motiv gebe es da schon eher, denn Frau Zahn war nicht gerade beliebt, galt als extrem streitsüchtig, geldgierig und neugierig. Kluftinger und sein Team fischen bei den Ermittlungen anfangs ziemlich im Trüben. Frau Zahn hatte die Autowerkstatt ihres Mannes an etwas zwielichtige Gesellen vermietet, vieles deutet auf eine Autoschieberbande hin und so konzentrieren sich erst einmal die Ermittlungen in diese Richtung, was Klufti auch nicht gerade ungelegen kommt, ist doch sein heißgeliebter 30 Jahre alter Passat anscheinend gestohlen worden. Doch neben dieser Mordsache muss sich der Kommissar auch noch ziemlich widerwillig einer Arbeitsgruppe anschließen. Nach Jahren kehrt der Burgschatz nach Altusried zurück, für den extra ein Museum gebaut wurde und die Arbeitsgruppe organisiert hierbei die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen. Doch was noch keiner ahnt, eine Diebesbande hat es genau auf diese kostbare Reliquie von St. Magnus, dem Schutzpatron des Allgäus, abgesehen.

Der Krimi startet rund 30 Jahre vorher, als ein Autohändler in der Burgruine Kalden den legendären Burgschatz entdeckt und der Polizei meldet. Und natürlich ist der Polizist damals Kluftinger gewesen, der genau von diesem Autohändler anschließend seinen geliebten Passat kaufte, der ihm leider nun abhandengekommen ist. Doch Klufti kann ja schlecht das Auto als gestohlen melden, schließlich ist er ja selbst die Polizei und die Witze seiner Kollegen müsste er sich wahrscheinlich bis Weihnachten anhören, also verheimlicht der Kommissar dies lieber und verstrickt sich hierdurch immer mehr in Ausflüchte. Selbst seine Frau Erika wird bald misstrauisch und vermutet eine Freundin.

Der Krimi ist einzig und allein auf seine Hauptfigur ausgelegt. Wer den schrullig kauzigen Kommissar nicht mögen sollte, wird nicht viel Spaß mit dem Buch haben. Wer jedoch diesen verschrobenen, eigenbrötlerischen Kluftinger mag, der wirklich kein auch noch so kleines Fettnäpfchen auslässt, besonders bei seiner Sekretärin Sandy, wird mit viel Lesespaß belohnt. Wobei die Krimihandlung hier anfangs eher im Hintergrund steht und erst zur Mitte hin mehr in den Vordergrund rückt.

Neben dem Handlungsstrang rund um Kluftinger hat das Autorenduo Kobr/Klüpfel einen weiteren Erzählstrang in ihren Krimi eingebaut, bei dem man den Schutzpatron kennenlernt. Dieser plant zusammen mit seinem Team den Diebstahl der Reliquie von St. Magnus und so ist schnell klar, dass der Mord an Frau Zahn in Zusammenhang mit dem Raub des Burgschatzes steht. Auch Kluftinger und sein Team stellen bald schon einen Zusammenhang her und dummerweise führen die laufenden Ermittlungen Kluftinger und Richie Maier bald schon nach Wien. Da jedoch für die Dienstreise Eile geboten ist, muss der Allgäuer Kommissar das erste Mal in seinem Leben fliegen, was natürlich auch nicht reibungslos verläuft. Es fängt schon am Flughafen mit der Begrenzung des Gepäckgewichts an, setzt sich fort bei den Sicherheitskontrollen und geht nahtlos im Flieger weiter, als Klufti allen Ernstes genauestens die Sicherheitsvorkehrungen notiert und der Flugbegleiterin entsprechende Fragen stellt. Klar, dass diese sich veräppelt fühlt, zumal dies auch nicht der letzte Fauxpas ist, den sich der Kommissar auf diesem Flug leistet.

Der Schreibstil des Autorenduos ist durchweg sehr flüssig, äußerst unterhaltsam und steckt voller Wortwitz, wobei manche Szenen schon etwas überspitzt dargestellt sind oder übertrieben wirken. Jedoch zeigen manche davon auch, wie schnell Gerüchte entstehen können oder Vorurteile nach wie vor vorherrschen. Also auch irgendwie ein kleiner Spiegel, der einem vorgehalten wird, allerdings auf sehr augenzwinkernder Art und Weise. Zudem ist die ganze Geschichte durchsetzt mit viel Wissenswertes über St. M

8 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.01.2013
Steirerkind
Rossbacher, Claudia

Steirerkind


sehr gut

Die Ski-WM in Schladming

Das hatten sich Sandra Mohr und Sascha Bergmann wahrlich auch etwas anders vorgestellt. Mitten im dichtesten Schneetreiben müssen sie sich auf den Weg zum Tatort machen, bei dem wegen den Schneemassen kaum noch Spuren festgestellt werden können und die Leiche zwischenzeitlich in einer Scheune zwischengelagert werden musste. Doch während Sascha noch über falsches Schuhwerk flucht, steckt Sandra schon mitten in den Ermittlungen.

Auch im mittlerweile dritten Band gestaltet sich für das sympathische Ermittlerteam der Fall wieder einmal nicht einfach. Nachdem klar ist, dass der ÖSV-Trainer kein Suizid begangen hat, ermitteln Mohr und Bergmann im Umkreis der Familie und Freunde von Roman Wintersberger. Zwar ist schnell klar, dass der Coach nicht unbedingt der liebende Familienvater war, doch ein rechtes Motiv liefern keine der Befragten. Und auch im Umfeld des ÖSV-Teams scheint niemand ein Interesse am Tod des Cheftrainers gehabt zu haben.

Claudia Rossbacher gibt einen kleinen, aber interessanten Einblick in den Skizirkus während der WM in Schladming, da die Nachforschungen ihres Ermittlerteams diese natürlich auch in den Umkreis der ÖSV-Skifahrer führen. Aber auch das verschneite Schladming hat man schnell vor Augen, kann sich das Verkehrschaos während der WM bestens vorstellen und somit auch das entsetzte Gesicht von Mohr und Bergmanns Assistentin Miriam, als der Chefinspektor allen Ernstes von ihr erwartet, noch 2 Hotelzimmer zu organisieren. Na ja, eine Übernachtungsmöglichkeit findet Miriam durchaus, allerdings anders als erwartet.

Neben der fesselnden, unterhaltsamen und zumeist spannend erzählten Story ist auch die berufliche Beziehung von Sandra und ihrem Chef Sascha wieder ein Thema. Sandra ist nach wie vor angenervt von Bergmanns Machogehabe, ignoriert es zumeist geflissentlich und ist doch immer wieder verwundert, wie gut dieser sie einschätzen kann. Zumal auch die Beziehung zu ihrem Freund oder doch Ex-Freund Julius sich ein wenig kompliziert gestaltet. Bergmann ist der gewohnte Charmeur, lässt sich mit Vorliebe von Sandra chauffieren und kann sich selten den einen oder anderen Witz auf ihre Kosten nicht verkneifen. Es macht wieder richtig Spaß, die Kabbeleien der Beiden zu lesen. Natürlich ist die ganze Story wieder durchsetzt mit österreichischen Begrifflichkeiten, was den Lokalkolorit noch verstärkt und bei Übersetzungsproblemen kann man jederzeit auf das Glossar zurückgreifen.

Fazit: Auch der 3. Fall des Grazer Ermittlerteams Mohr/Bergmann ist wieder äußerst unterhaltsam, durchweg mit viel Lokalkolorit versehen und kann zudem mit einer komplexen und zumeist spannend erzählten Krimihandlung überzeugen.