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Benutzername: 
Lunamonique
Wohnort: 
Bremen

Bewertungen

Insgesamt 413 Bewertungen
Bewertung vom 21.06.2017
Dem Kroisleitner sein Vater / Polizeiobermeister Frassek Bd.1
Schult, Martin

Dem Kroisleitner sein Vater / Polizeiobermeister Frassek Bd.1


gut

Von Autor Martin Schult stammt unter anderem die Geschichtensammlung „Fünf Monster auf der IAA“ und der Roman „Flokati oder mein Sommer mit Schmidt“. In seinem Krimi „Dem Kroisleitner sein Vater“ stellt der ungewöhnliche Tod eines alten Mannes Rätsel auf.

Ein mürrischer Wanderer erregt das Misstrauen der Dorfbewohner. Wenig später wird ein Toter gefunden. Alle Anzeichen sprechen dafür, dass er nicht an Altersschwäche gestorben ist. Die Bundespolizei, allen voran Chefinspektorin Kottnik, beginnt mit den Ermittlungen.

Der Einstieg in die Geschichte mit Frassek, der nach einem Anzug sucht, wirkt alltäglich und auch ein bisschen skurril. Wer ist gestorben? Handlungswechsel, Karl Kroisleitner hat das Schuhgeschäft seines Vaters übernommen und geht seinem Beruf mit Leidenschaft nach. Der Wanderer, der seinen Laden betritt, ist ungewöhnlich wortkarg und wirkt nicht sehr sympathisch. Die Geschichte spielt in St. Margarethen in Steiermark, Österreich. Autor Martina Schult konzentriert seinen Erzählstil auf die Eigenarten der Dorfbewohner. Neugierde und Dorfklatsch bestimmen das Bild. In Fahrt kommt der Krimi mit dem Auffinden der Leiche. Was auf der einen Seite makaber erscheint, lässt auf der anderen Seite Humor durchblitzen. Der Tote stellt Rätsel auf. Was ist geschehen? Ein erster Verdächtiger steht schnell fest. Verwicklungen und Verstrickungen werden durch eine Rückkehrerin zum Thema. Der Krimi hat durch die Dorfbewohner-Charaktere wie Gasthauswirtin Lissi, Unterhaltungswert. Es fehlt aber über lange Strecken an Spannung und packenden Szenen. Polizeiobermeister Frassek und sein Kollege Sprotz sind einer Robin Hood-Gruppe auf der Spur. Frassek erlebt bei einem ausgeklügelten Plan eine herbe Überraschung. Er spielt auch in St. Margarethen eine Rolle. Die Bundespolizei ist auf dem Holzweg. Zeit für Frassek, Licht ins Dunkle zu bringen. Nur langsam laufen alle Fäden zusammen. Skurrile Schicksale, Verbrechen, Liebe, zum Schluss geht es immer verworrener zu, und es fällt schwer den Überblick bei den Charakteren zu behalten. Die Geschichte wirkt überdreht, behält aber ihren urigen steierischen Charme. Kein typischer Krimi, eher ein kurioses Bühnenstück.

Titel und Cover spielen auf den Handlungsort Steiermark an. Durch die Farbwahl wirkt das Buch nicht kitschig. „Dem Kroisleitner sein Vater“ eignet sich gut als Urlaubslektüre. Es erfüllt nicht die ganz die Krimierwartungen, lädt aber an so mancher Stelle zum Schmunzeln ein.

Bewertung vom 19.06.2017
Madame le Commissaire und das geheimnisvolle Bild / Kommissarin Isabelle Bonnet Bd.4
Martin, Pierre

Madame le Commissaire und das geheimnisvolle Bild / Kommissarin Isabelle Bonnet Bd.4


gut

„Madame le Commissaire und das geheimnisvolle Bild“ ist Band 4 der Isabelle Bonnet-Krimireihe von Pierre Martin. Kommissarin Isabelle Bonnet bekommt es mit gleich zwei kniffeligen Fällen zu tun.

Isabelle und ihr Assistent Sous-Brigadier Apollinaire können den Betriebsurlaub der Police nationale nicht lange genießen. Kunstsammler Rouven stößt bei einem Gemälde von Matisse auf Ungereimtheiten. Es bleibt nicht der einzige rätselhafte Fall. Maurice Balancourt hat einen Geheimauftrag für Isabelle.

Eine Verfolgungsjagd im Prolog sorgt für Spannung. Wie hängen die Szenen mit der anschließenden Geschichte zusammen? Normalerweise ist in Fragolin an der Côte de Azur nicht viel los. Umso überraschender, dass Isabelle sich bald in Multitasking üben und gleich mehrere rätselhafte Fälle lösen muss. Ein Gemälde mit einem besonderen Geheimnis. Die Idee ist originell. Die Kunstwelt übt einen speziellen Reiz aus. Kunstsammler Rouven und Bürgermeister Thierry sind interessante Charaktere. Isabelle steht zwischen zwei Männern. Sind vielleicht beide nicht die Richtigen? Unterhaltsam ist Apollinaire mit seinen Missgeschicken, die letztendlich mit oft viel akrobatischem Talent gerade noch gut ausgehen. Er hat mehr Ecken und Kanten als Isabelle, aber auch sie wirkt sympathisch. Die beiden sind ein gutes Team. Kurze Kapitel ermöglichen einen guten Lesefluss. Etwas zu sehr wird der Fokus auf Recherchen gelegt. Das Tempo ist langsam. Durch das Rätselhafte erhält der Krimi Intensität. Ein bisschen merkwürdig, dass ein Toter wichtiger ist, als ein Lebender in Bedrängnis. Der Geheimauftrag lässt Isabelle in die Trickkiste greifen. Spuren in Details zeigen Raffinesse. Nur langsam laufen die Fäden in den Fällen zusammen. Es gibt gleich mehrere Überraschungen. Im letzten Buchdrittel steigt zeitweise die Spannung. Das Verwirrspiel bis zum Schluss ist gelungen. Die Auflösung dagegen nicht so richtig. Es haben sich zu hohe Erwartungen aufgebaut, die am Ende nicht zufriedengestellt werden. Der Paukenschlag bleibt aus, stattdessen wirkt alles zu weit hergeholt.

Das Cover mit seiner urigen Kulisse macht Lust auf den Provence-Krimi. Der Titel weckt die Neugierde. Gerne hätte es im Inhalt mehr Provence-Flair sein können. Hinter diesem Krimi steckt Einiges an Recherche. Trotz des eher mageren Endes, Ermittlerteam und Geschichte haben Unterhaltungswert.

Bewertung vom 15.06.2017
Schwarzwasser / Kreuthner und Wallner Bd.7 (6 Audio-CDs)
Föhr, Andreas

Schwarzwasser / Kreuthner und Wallner Bd.7 (6 Audio-CDs)


gut

Für den Auftakt seiner Kriminalromanreihe um Kommissar Clemens Wallner und Polizeiobermeister Leonard Kreuthner „Der Prinzessinnenmörder“ erhielt Autor Andreas Föhr 2008 den Friedrich-Clauser-Preis. In Band 7 „Schwarzwasser“ hält das Ermittlerduo ein rätselhafter Mord auf Trab.

Ein Faschingsball und nächtlicher Ausflug haben ungeahnte Folgen. Leo Kreuthner muss sich schnell eine plausible Geschichte ausdenken, die nicht nur ihn aus der Misere bringt. Eine Tat ist nicht so eindeutig wie es scheint. Clemens Wallner und Leo Kreuthner vertrauen ihrem Gespür und stellen intensive Nachforschungen an.

Der Prolog spielt im Herbst 1996 in Berlin. Ein Escort-Girl spielt eine undurchsichtige Rolle oder ist alles ganz harmlos? Autor Andreas Föhr spinnt von Anfang viele Fäden, deren Zusammenhang völlig offen bleibt. Nicht nur der Puzzlestein „Überraschende Alleinerbin“ stellt Fragen auf. Was hat es mit dem Mord auf sich? Die Konstante sind Kommissar Clemens Wallner als intelligenter Ermittler und „Gangster“-Polizeiobermeister Kreuthner mit seinen Alleingängen, Macken und Ansichten. Ein Unikat ist auch Clemens Vater Manfred in seinem speziellen Faschingskostüm. Während des Prologs und am Anfang der Geschichte wirken die Beschreibungen noch recht nüchtern. Mit Leo Kreuthner und Manfred Wallner kommt Humor ins Spiel und der Unterhaltungswert steigt. Beide geraten in verzwickte Situationen. Ein Toter gibt Rätsel auf. Lebte er unter einer falschen Identität? Die Spekulationen nehmen zu. Irrwege sind vorprogrammiert. Sprecher Michael Schwarzmaier kommt mit den speziellen Charakteren immer mehr in Fahrt. Leo Kreuthner hat ein dickes Fell. Clemens Wallner durchschaut Lügen schnell. Dialekte sorgen für Spaß. Als Erzähler ist Michael Schwarzmaier ebenfalls in seinem Element. Trotzdem entsteht der Eindruck, dass die verwirrende Geschichte besser als Buch funktioniert. Es fehlt über lange Strecken an Spannung. Das Tempo ist zu niedrig. Das Undurchsichtige wird bei einer Hörbuchlänge von 420 Minuten überstrapaziert. Unterhaltsame Szenen können nicht alles retten. Ein Schicksal sorgt am Schluss für Spannung. Die Auflösung hat Überraschungen parat. Eine Tragik am Ende wirkt nicht kann so passend. Das Unglück trägt nichts zur Geschichte bei.

Was hat es mit der Sense auf sich? Die Frage wird mit viel Humor beantwortet. Auch der Titel lässt sich bald zuordnen. „Schwarzwasser“ lebt von seinem Ermittlerduo und Manfred Wallner als schrägem Charakter. Der Humor kommt an. So mitreißend wie erwartet ist die Geschichte nicht.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.06.2017
Angerichtet
Koch, Herman

Angerichtet


gut

Der Roman „Angerichtet“ von Autor und Schauspieler Hermann Koch wurde mehrfach verfilmt, unter anderem 2017 unter dem Titel „The Dinner“ mit Richard Gere.

Zwei Pärchen, die Brüder Serge und Paul mit ihren Frauen, treffen sich in einem Restaurant der gehobenen Kategorie zum Essen. Serge ist erfolgreichen Politiker und denkt, er wäre etwas Besseres. Paul kann seinen Widerwillen über die Zusammenkunft kaum unterdrücken. Beide Eltern haben ein Problem. Ihre fünfzehnjährigen Söhne Rick und Michel haben etwas Folgenschweres getan.

Die Handlungskulisse Restaurant lässt den Akteuren nur begrenzten Spielraum. Witzig eingeordnet sind die Kapitelüberschriften von Aperitif bis Trinkgeld. Pauls Problem mit Serges überkandideltem Verhalten nimmt viel Raum ein. Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive aus Sicht von Paul erzählt. Es fällt leicht, sich seiner Meinung anzuschließen. Die Frage ist, warum gehen Paul und Claire trotz Abneigung zu dem Essen. Eine Erinnerung, Paul der etwas im Zimmer seines Sohnes Michel entdeckt, gibt erste Hinweise. Worum es wirklich geht, bleibt weiter rätselhaft. Mit dem Gespräch der Vier im Restaurant plätschert die Geschichte so dahin. Es scheint klar, dass alles einer Eskalation entgegen steuert. Mit dem Einbau von Rückblicken und neuen Handlungskulissen nimmt der Roman Fahrt auf. Das Unfassbare ist kaum in Worte zu fassen. Haben die Eltern versagt? Nicht nur Serges auch Pauls Schwächen werden deutlich. Unterschiedliche Meinungen und Lösungswege treffen aufeinander. Wie weit geht Elternliebe? Das ist das zentrale Thema von „Angerichtet“. Paul und Claire entwickeln sich mehr zu Hauptfiguren als Serge und Babette. Wer hat das Ruder in der Hand? Mehr als eine Wahrheit kommt ans Licht. Als Trumpf erweist sich der Erzählstil. Dem Leser werden wichtige Infos in Puzzlestücken serviert. Auch die Kulisse Restaurant wirkt im Nachhinein passend. Das Realitätsnahe beeindruckt. Leicht zu glauben, dass alles so passiert sein könnte. Hat jeder Mensch eine dunkle Seite? Zum Ende hat die Geschichte längst eine besondere Intensität entwickelt. Auch wenn nicht alles restlos aufgeklärt wird. Die Story ist rund und schlüssig. Das Überschreiten von Grenzen schockiert.

Das Cover hat mehr Humor als der Inhalt. Der Titel wird durch den Hummer kreativ in Szene gesetzt. Gerne hätte es auch ein paar Details zum Krimiflair gegeben können. „Angerichtet“ wird anfangs unterschätzt, kann dann aber seine Leser mitreißen. Im Nachhinein eine Lektüre, die sich lohnt.

Bewertung vom 17.05.2017
Überraschungsfest für Lucius / Petronella Apfelmus Erstleser Bd.1
Städing, Sabine

Überraschungsfest für Lucius / Petronella Apfelmus Erstleser Bd.1


ausgezeichnet

„Petronella Apfelmus – Überraschungsfest für Lucius“ ist Band 1 der Petronella Apfelmus-Reihe für Erstleser von Sabine Städing. Die Illustrationen stammen von SaBine Büchner.

Hirschkäfer Lucius hat Geburtstag. Die kleine Hexe Petronella Apfelmus plant für ihren besten Freund eine Überraschungsparty. Gar nicht so einfach, dass alles heimlich hinter seinem Rücken zu machen. Auch Lucius hat etwas Wichtiges vor. Petronella würde zu gerne herausfinden, was dahinter steckt, aber sie hat selbst viel zu tun.

Im ersten Kapitel „Hexenpost“ hat Petronella eine originelle Idee, wie sie die Einladungen für ihre Überraschungsparty verschicken kann. Die liebenswerte Hauptfigur beweist mal wieder wie einfallsreich sie ist. Ihre Hexentalente sind auch im Alltag sehr hilfreich. In Band 1 dreht sich alles um das Thema „Freundschaft“ und wie man jemandem aus Petronellas ungewöhnlicher Welt eine Freude machen kann. Was hat Hirschkäfer Lucius Wichtiges zu tun? Dieses Rätsel zieht sich durch die Geschichte. „Manchmal liegt ein Geheimnis vor einem, ohne dass man es sieht.“ Nicht nur bei Namen wie Spargelzahn und Gurkenhut blitzt Humor durch. Die Apfelmännchen beweisen ihr Gespür dafür, was sich Lucius am meisten wünscht. Das Buch regt an, sich Gedanken um ein originelles Geschenk für seinen besten Freund zu machen. Es lässt sich erahnen, dass bei der Planung für die Party etwas schief läuft. Die Überraschung ist trotzdem groß, was Skurriles passiert. Freunde halten zusammen und haben eine Gefühl dafür, was aus dem Ruder gelaufen ist. Das ist die Botschaft von Band 1. Dank der einfachen Sprache und kurzen Sätze fällt es Erstlesern leicht, in die Geschichte einzutauchen und ihr zu folgen. Das Buch eignet sich auch sehr gut zum Vorlesen. Einen großen Anteil am Unterhaltungswert haben die zauberhaften Illustrationen von SaBine Büchener. Petronellas bunte Welt wird durch die Zeichnungen noch eindrucksvoller und lebendiger. Das Farbenfrohe und Herzliche sorgt für gute Laune. Es macht Spaß, an Petronellas Abenteuer teilzuhaben. Die ungewöhnlichen Charaktere beeindrucken Klein und Groß. Nicht so spektakulär erscheint die Auflösung um Lucius` Geheimnis, aber die Geschichte ist rund und der Ausklang ein passend schöner Abschluss.

Petronella und Lucius sind dicke Freunde. Das ist auch auf dem tollen Cover zu sehen. Die Details geben kleine Hinweise auf die Geschichte. Sehr gelungen ist auch die Farbwahl, denn Natur und Tierwelt spielen eine wichtige Rolle. „Petronella Apfelmus – Überraschungsfest für Lucius“ ist für Kinder ab 6 Jahre gedacht und für die ganze Familie ein besonderer Lesespaß.

Bewertung vom 16.05.2017
June
Beverly-Whittemore, Miranda

June


ausgezeichnet

Nach „Bittersweet“ ist „June“ der neueste Roman von Autorin Miranda Beverly-Whittemore. Ein altes Haus bewahrt viele Geheimnisse.

Die 25jährige Cassie ist in die alte Villa „Two Oaks“ ihrer verstorbenen Großmutter June gezogen. Das baufällige Haus hat schon bessere Zeiten erlebt. In ihren Träumen wird Cassie in das Jahr 1955 zurück versetzt. Mit einem Filmdreh im Heimatort St. Jude, Ohio, und den damit verbundenen Begegnungen hat sich für Großmutter June und ihre damalige Freundin Lindie alles verändert. Was ist passiert?

Die Geschichte beginnt im Juni 2015 mit einem träumenden Haus. Der Einstieg ist originell. Besitzerin Cassie spürt, was in der Villa vor sich geht. Handlungswechsel, die 18jährige June ist mit Artie verlobt und soll ihn bald heiraten, dabei kennen sich die beiden kaum. Freundin Lindie ist fest davon überzeugt, dass June mit der Hochzeit den Fehler ihres Lebens begeht. Beide Handlungsstränge, sowohl die Ereignisse 1955 als auch 2015, reißen mit. Auch bei Cassie gibt es Neuigkeiten. Ein Fremder vor der Tür verändert alles. Der Roman ist raffiniert gestrickt. Die emotionale Villa, zwei Freundinnen und ein großes Geheimnis und der Wendepunkt in Cassies Leben. Schnell entwickelt sich das Buch zum Pageturner. Für Spannung sorgen die Geschehnisse im Jahr 1955. Liebe, Eifersucht, Intrigen, June und Lindie werden in Dinge verwickelt, die sie nicht überschauen können. Das Abenteuer und Neue lockt die ungleichen, jungen Mädchen. Wünsche und Sehnsüchte kommen zum Vorschein. June hält an ihren Plänen fest. Lindie muss sich etwas einfallen lassen, um das Ruder noch herumzureißen. In beiden Geschichten baut sich eine intensive Atmosphäre auf. Erzählstil und Sprache lassen Bilder im Kopf entstehen. Es macht Spaß, mit den Hauptfiguren mitzufiebern. Die Charaktere sind greifbar und wirken sehr lebendig. Damals und heute sind eng miteinander verknüpft. Cassie stellt Nachforschungen an. Welche Geheimnisse hatte ihre Großmutter? Die Spannung steigt. Im letzten Buchdrittel folgt ein Paukenschlag. Für June und Lindie spitzt sich die Lage immer mehr zu. Die Auflösung hat ein paar Überraschungen parat. Auch das Ende ist gelungen.

Das Cover entführt in eine andere Zeit. June ist eine interessante Persönlichkeit. Ihr Name in Rot hervorgehoben setzt den richtigen Schwerpunkt. Nichts kann auf den bewegenden Roman vorbereiten. Von der ersten bis zur letzten Seite hat „June“ einen hohen Unterhaltungswert und beeindruckt durch Stil. Obwohl die Liebe eine wichtige Rolle spielt, ist der Roman fern von Kitsch und einer Rosawolken-Welt. Eines der seltenen Bücher das im Gedächtnis bleibt. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 10.05.2017
Das Panama-Erbe
Aernecke, Susanne

Das Panama-Erbe


weniger gut

Nach „Tochter des Drachenbaums“ ist „Das Panama-Erbe“ Band 2 der Amakuna-Saga von Autorin Susanne Aernecke. Sinas Leben wird durch ein Geschenk auf den Kopf gestellt.

Sina studiert an der Eliteuniversität „Harvard Business School“. Sie soll das Bankenimperium ihres Großvaters übernehmen. Ihr bester Freund Felipe will ihr eine Freude machen. Sein Geschenk bringt alles ins Wanken. Was ist mit Sina los? Erst eine Psychologin gibt ihr den entscheidenden Hinweis.

Im Prolog wird das Schicksal von Sinas Eltern deutlich und welches Trauma Sina mit sich herumschleppt. Sina war damals vier Jahre alt. Die Ereignisse berühren. Ein emotionaler Einstieg. Zwanzig Jahre später ist Sina auf dem Erfolgsweg. Es scheint, dass nichts sie aufhalten kann. Umso härter trifft es Sina, als ihre Pläne durch eine Amnesie über den Haufen geschmissen werden. Das Thema „Erfolgsdruck“ ist aktuell. Es lässt sich nachvollziehen, wie Sina sich fühlt. Mit Sinas Reise nach Panama und ihrer Suche nach dem Naturschützer Neri, den sie zufällig auf einer Ausstellung gesehen hat, steigen Unterhaltungswert und Spannung. Was ist das für eine Beziehung zwischen Felipe und Sina? Eigentlich Freundschaft, doch er will mehr. Felipe wird von Sinas Plänen überrumpelt und versucht, sie zurückzuholen. Das Thema „Liebe“ nimmt immer mehr Raum ein. Was verbindet Sina mit Neri? Das Geheimnisvolle macht die Geschichte interessant. Ein Gegner hat seine eigenen Pläne. Hier wird zu viel auf Klischee gesetzt. Der historische Part als Vision will sich nicht so recht in den Hauptteil integrieren. Intrigen und Machtgier, die Theatralik nimmt in allen Bereichen zu. Bei Erzählstil, Sprache und Plot hapert es an Überzeugungskraft. Der Handlungsort „Panama“ und das ursprüngliche Leben der Ureinwohner üben einen Reiz aus. Neben der Liebe ist das zentrale Thema der Naturschutz. Zu oft kommt der erhobene Zeigefinger bei den unterschiedlichsten Themen durch. So mancher Sinneswandel eines Charakters ist nicht nachzuvollziehen. Ereignisse, die für Spannung sorgen sollen, wirken oft zu konstruiert. Zum Showdown hin nimmt das Tempo stark zu. Ein Namensfehler irritiert. Auflösungen und Überraschungen überschlagen sich. Das Ende ist viel zu kurz gehalten, der Ausklang nicht gelungen.

Das Cover mit der beeindruckenden Dschungelszene und dem prägnanten Titel hat Anziehungskraft. Die Grüntöne und das rätselhafte, urzeitliche Gebäude unterstreichen das Abenteuerliche. Originell ist die Idee zur Geschichte. Leider enttäuscht „Das Panama-Erbe“ mit zu viel abgedroschenen Elementen. Die Dialoge wirken größtenteils wie aus einem schlechten Krimi entnommen. Es fällt schwer, bis zur letzten Seite durchzuhalten. Die 576 Seiten werden schon nach dem ersten Buchdrittel zur Herausforderung. Allein zwei Liebesgeschichten halten bei der Stange.

Bewertung vom 03.05.2017
Maria und der Patriot
Honert, Hans-Werner

Maria und der Patriot


weniger gut

Bisher hat Filmregisseur, Produzent und Autor Hans-Werner Honert Drehbücher und Hörspiele verfasst. „Maria und der Patriot“ ist sein erster Roman.

Gerade ist Maria mit Jack in der neuen Wohnung in New York zusammengezogen, da stirbt Jack bei einem Autounfall. Nach erster Verzweiflung entscheidet sich Maria, mit Hilfe von Jacks Recherchen den Auftrag von einer New Yorker Fernsehstation, einen Film für die Reihe „Politische Morde in Europa“ zu drehen, durchzuziehen. Sie soll über den Mord an Treuhandchef Detlev Karsten Rohwedder im Jahr 1991 berichten. Ihr Vater war damals Rohwedders Bodyguard. Ist er längst tot oder untergetaucht? Maria macht sich auf die Suche nach ihm.

Der Politthriller basiert auf einer wahren Geschichte. Bis heute ist nicht vollständig geklärt, wer den Anschlag auf Treuhandchef Rohwedder ausgeführt hat. Autor Hans-Werner Honert spinnt um den rätselhaften Fall eine schicksalhafte Liebesstory. Als Maria vom Tod Jacks erfährt, bricht für sie eine Welt zusammen. Bei der Beerdigung ist sie unerwünscht. Maria will Jacks Vermächtnis fortführen. Ihre Recherchen führen sie nach Deutschland. Bald begreift sie, dass Jack Geheimnisse vor ihr hatte. Was war echt, was Täuschung? Maria kann niemandem mehr trauen und ist auf sich allein gestellt. Durch einen weiteren Handlungsstrang erfährt der Leser mehr als Maria. Die Gefahr für Jacks große Liebe steigt. Die Geschichte wird in distanzierter, nüchterner Sprache erzählt. Dadurch kommt wenig Atmosphäre auf. Auch an der Spannung hapert es auf den ersten zweihundert Seiten. Das Undurchsichtige hält bei der Stange. Wer zählt zu den Feinden? Wer bietet Maria auf ehrliche Weise Hilfe an? Die Charaktere bleiben blass. Selbst die Hauptfiguren Jack und Maria sind austauschbar. Ein Highlight ist der dreiste Hoesa, der über Marias Wünsche einfach hinweggeht. Die Hoffnung, dass mit einem neuen Handlungsort die Geschichte richtig in Fahrt kommt, wird enttäuscht. Marias Filmambitionen rücken wieder in den Vordergrund. Nicht immer sind ihre Emotionen und ihr Handeln nachzuvollziehen. Überraschungen werden nicht ausgespielt. Das Tempo bleibt eher langsam. Szenen, in den Spannung aufkommen könnte, werden viel zu schnell abgehandelt. Ein Geldproblem löst sich plötzlich wie von selbst. Besonders im letzten Buchdrittel sind die Dialoge zu hölzern und gestellt geraten. Im Gedächtnis bleibt eine weitere Nebenfigur, die Einsatz zeigt und Trümpfe im Ärmel hat. Insgesamt fehlt es an Thriller-Elementen und Intensität. Auch die Hintergründe um den Rohwedder-Mord bleiben konfus. Das Ende setzt bei der Enttäuschung noch einen obendrauf. Dem Plot fehlt es an Raffinesse.

Das Cover zeigt eine interessante Perspektive, die aber nicht so recht zum Inhalt passen will. Der schwarze Hintergrund wirkt zu düster. Eine andere Farbwahl hätte das Buch mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken können. Der Titel wirkt zu kitschig. Leider wurde aus der Basisidee des Thrillers zu wenig rausgeholt. Es kommt eher der Gedanke auf, einen Roman mit wenigen Krimielementen in den Händen zu halten. Trotz häufiger Erwähnung spielt das Politische eher eine untergeordnete Rolle. Auch die Liebesgeschichte will nicht richtig überzeugen.