Die vier Winde

ausgezeichnet

Von überall aus den USA haben sich Menschen in den 30er Jahren aufgemacht, nach Kalifornien zu gehen. Die schwere Wirtschaftskrise, eine teilweise selbst verschuldete, jahrelange Dürre und das Versprechen von blühenden Landschaften ließen sie aus der “Dust Bowl” in das westlichste US-Bundesland ziehen. Doch dort erwartete sie als oder “Okies” zunächst vor allem eins: Ausgrenzung und Verachtung seitens der Einheimischen. Diese historischen Begebenheiten nimmt sich Kristin Hannah als Folie für ihre fiktive Geschichte einer Frau, die sich mit ihren Kindern ebenfalls auf den Weg nach Westen, in ein hoffentlich besseres Leben macht. Sie erzählt diese Story großartig, spannend und sehr emotional. Dabei entwickelt sie ihre Hauptfigur von einer schüchternen jungen Farmerin zu einer selbstbewussten und tatkräftigen Amerikanerin. So ist “Vier Winde” ein fesselnde Erzählung über eine Frau, die sich nicht unterkriegen lässt in einer Zeit, die durch Umweltkatastrophen, Massenarbeitslosigkeit und Entbehrungen gekennzeichnet war. Sehr einfühlsam gelesen von Luise Helm.

NATRIUM CHLORID / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.9

ausgezeichnet

Auch in seinem neuen Fall lässt Jussi Adler Olsen seine Puppen wieder tanzen. Ein gut konstruierter Fall, das bisweilen schwierige Verhältnis von Recht und Gerechtigkeit und die große Frage nach der Legitimität von Selbstjustiz beschäftigen ihn in “Natriumchlorid”. Außer Carl Mørk sind natürlich auch sein bester Kumpel Assad, die engagierte Rose sowie der etwas nerdige Gordon wieder mit dabei. Um die Spannung zu steigern, wechselt Adler Olsen immer mal wieder die Perspektive. Und hoppla: Die eigenwillige Sondereinheit Q ist mittlerweile aufgestiegen und sitzt nicht mehr allein im Keller der Kopenhagener Polizeidienststelle. So ist “Natriumchlorid” wieder ein turbulenter und unterhaltsamer Krimi mit dem Cold-Case-Ermittler Carl Mørk.

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Du gehörst uns

ausgezeichnet

In einer hoch dramatischen Atmosphäre spielt JP Delaney mit den Emotionen der Lesenden beim Thema Ungerechtigkeit und “non-fairplay”. Dabei muss das Paar Maddie und Pete erfahren, wie es ist, Menschen zu begegnen, die sich immer durchsetzen wollen und ihre eigenen Vorteile rücksichtslos ausnutzen. Der Autor zeichnet das Psychogramm einer pathologischen Person, spitzt die Situation immer weiter zu und findet nach einigen traumatischen Wendungen ein durchaus überraschendes Finale. Im Mittelpunkt stehen dabei Maddy und Pete, zwischen deren Perspektiven Delaney immer wieder hin und her switcht. So ist “Du gehörst zu uns” ein emotional aufgeladener Psychokrimi, ohne wirklich ein Krimi zu sein. Großartig gelesen von Rike Schmid und Steffen Groth.

Herzschlag der Angst

sehr gut

“Herzschlag der Angst” von Wendy Walker ist nicht nur ein emotional aufgeladenes Familiendrama, denn die Story entwickelt sich zielstrebig zu einem hochspannenden Psychothriller, in dem der Autor lange offen lässt, wer hier eigentlich der Bad Guy ist. Das macht Spaß, weil immer wieder ein Anderer zur Person of Interest wird. Im Mittelpunkt stehen dabei die Mutter Molly und ihre Tochter Nic, aus deren jeweiliger Ich-Perspektive die Geschichte wechselseitig erzählt wird. So bietet uns Wendy Walker mit “Herzschlag der Angst” eine spannende Mischung aus Drama und Krimi. Ganz wunderbar gelesen von Maximiliane Häcke und Anne Moll.

Der Code der Knochen / Tempe Brennan Bd.20 (6 Audio-CDs)

ausgezeichnet

In ihrem neuen Fall mit der forensischen Anthropologin Temperance “Tempe” Brennan – TV-bekannt als “Bones: Die Knochenjägerin” – zieht Kathy Reichs mal wieder alle Register. Denn “Der Code der Knochen” bietet alles, was ein guter Thriller nur bieten kann: Eine fesselnde Story mit einer angemessenen Portion Action, viele gut recherchierte Infos zu spannenden HiTec-Themen wie Gentechnik oder Mikrobiologie und sympathische Figuren, die uns auch einen Blick in ihr Privatleben erlauben. So ist auch der neue Fall mit Tempe Brennan wieder ein sehr unterhaltsamer Krimi, bestens gelesen von Britta Steffenshagen.

Eifersucht

ausgezeichnet

Das sind nur einige der Stories aus der Kurzgeschichtensammlung “Eifersucht” von Jo Nesbo. Sie alle verbindet das Thema Kurzschlusshandlungen, die gerne mal aus unkontrollierter Aggression, aus Jähzorn, Enttäuschung, Rachsucht und, natürlich, auch aus glühender Eifersucht resultieren. Nesbøs Stories sind erfrischend böse und immer für eine Überraschung gut, manchmal ein bisschen makaber aber nie ohne Witz und Ironie. Wer wieder einmal etwas Futter für die fiese und dunkle Seite seiner Seele benötigt, der lese “Eifersucht” – und danach ist alles wieder gut!

Das Flüstern der Feigenbäume

ausgezeichnet

In ihrem neuen Roman „Das Flüstern der Feigenbäume“ beschäftigt sich Elif Shafak mit der seit über 40 Jahren geteilten Insel Zypern. Sie erzählt von Verwurzelung und erzwungener Migration, von Traditionsbewusstsein, gesellschaftlichen Veränderungen und neuen Herausforderungen für die gesamte Insel, wie etwa beim Umweltschutz. Im Mittelpunkt steht dabei nicht nur die 16-jährige Engländerin Ada, deren Eltern – Vater Grieche, Mutter türkischer Abstammung – vor vielen Jahren aus Zypern immigriert sind, um nach der gewaltsamen Teilung des Inselstaates im Jahr 1974 ungestört zusammenleben zu können. Dabei switcht die Autorin immer wieder zurück in die Vergangenheit und und erzählt anhand des Schicksals der beiden jung Verliebten vom damaligen Bürgerkrieg, vom Auseinanderbrechen der Insel und vom Haß der beiden Volksgruppen aufeinander. Dabei verliert sie aber nie ihre prosaische Erzählweise und schafft zugleich eine Metaebene, indem sie auch aus Sicht des alten Feigenbaums auf die Entwicklungen blickt, den die Eltern damals mit nach England genommen hatten. So ist „Das Flüstern der Feigenbäume“ eine emotionale, spannend und auch historisch informative Story, die uns die Insel Zypern und die Geschichte ihrer Bewohner*innen zwischen Verwurzelung und Identitätssuche näherbringt. Eigentlich auch eine ziemlich deutsche Geschichte. Gro0artig gelesen von Eva Mattes und Joachim Schönfeld.

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Every

ausgezeichnet

Nachdem Dave Eggers mit “Der Circle” bereits einen Riesenerfolg gefeiert hat, legt er mit “Every” noch einen drauf. Ganz im Stil von Serien wie “Black Mirror” erzählt er von Apps, die das Leben seiner Nutzer*innen immer stärker bestimmen und die dennoch von ihnen geliebt werden. Über diesen schwer verständlichen Widerspruch stolpert auch seine Heldin Delany: Immer wenn sie glaubt, dass die User das nicht mehr mitmachen, sind diese umso begeisterter. Schon heute gibt es soziale Bewertungs-Systeme und Apps, die deinen Gesundheitszustand überwachen, die genau anzeigen, wo du dich gerade befindest oder die beurteilen, wie hoch dein Einkommen an deiner Wohnadresse wohl sein mag – mit allen Konsequenzen. Eggers zeigt hier erschreckend, wohin diese Reise noch gehen kann und wie die Unternehmen mit unseren Daten Geld scheffeln und immer mehr Macht gewinnen. Ob wir das wollen, liegt letztendlich auch in unserer Hand. Humorvoll und etwas überzeichnet erzählt, ist “Every” eine Warnung vor der Übermacht aus dem Netz und dem digitalen Übergriff auf unser ganz analoges Leben. Wundervoll gelesen von Torben Kessler.

Das Archiv der Träume

ausgezeichnet

Eine fantasievolle und facettenreiche literarische Aufarbeitung