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ech
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Bochum

Bewertungen

Insgesamt 691 Bewertungen
Bewertung vom 30.08.2022
Boum
Eckhart, Lisa

Boum


ausgezeichnet

Die grandiose Erzählstimme von Lisa Eckhart überdeckt die eine oder andere Schwäche in der Geschichte mühelos

Mit diesem Hörbuch legt die österreichische Kabarettistin und Autorin Lisa Eckhart ihren zweiten Roman vor, den sie auch wieder selbst eingelesen hat. Der Verlag kündigt das Buch zurecht als Mischung aus Märchen, Horrorgeschichte, Erotikkrimi, Comic und Computerspiel an. In erster Linie ist es aber eine bitterböse, teilweise auch ziemlich zynische Satire, die nur so vor kleinen Anspielungen und Gemeinheiten strotzt.

Wer Lisa Eckart schon einmal in ihrer Bühnenfigur live auf der Bühne erlebt hat, kennt ihren bissigen und respektlosen Humor, mit dem sie immer wieder Grenzen austestet und durchaus auch mal bewusst überschreitet. Genau dieser Humor findet sich nun auch in diesem Roman. Wer also mit der Bühnenfigur nichts anfangen kann, wird auch an diesem Buch wahrscheinlich eher wenig Freude haben. Fans der Kabarettistin kommen hingegen voll auf ihre Kosten.

Im Zentrum der Geschichte steht die junge Österreicherin Aloisia, die der Liebe wegen nach Paris kommt. Dort treibt gerade der Serienmörder La Maestro Massacreur sein Unwesen und tötet scheinbar willkürlich Straßenmusiker. Auf seiner Fährte sind ein melancholischer Kommissar und der Terrorexperte Monsieur Boum. Als Aloisia auf Clopin, den König der Bettler, trifft, wird sie immer tiefer in die mysteriösen Ereignisse hineingezogen.

Die Geschichte ist hier über weite Strecken eigentlich eher Nebensache und dient in erster Linie als Vehikel für absurde Situationen, in die die Autorin ihre zuweilen doch recht skurrilen Protagonisten mit viel Genuss schickt und das Geschehen dabei gekonnt auf die Spitze treibt. Immer wieder schweift die Autorin ab, gerät ins Fabulieren und setzt sich mit scheinbaren Nebensächlichkeiten auseinander. Doch sie findet auch immer wieder zum roten Faden zurück, der sich durch die Geschichte zieht und für eine gewisse Struktur sorgt. Ob ich mit der gedruckten Ausgabe des Buches genau soviel Freude gehabt hätte, glaube ich nicht. Beim Hörbuch ist es Lisa Eckart mit ihrer besonderen Erzählstimme und ihren sprachgewaltigen Formulierungen, die das Kopfkino ordentlich ankurbeln, aber schnell gelungen, mich in den Bann des wilden Treibens zu ziehen und bis zum Schluss hervorragend zu unterhalten.

Eine bitterböse Satire, der in erster Linie durch die grandiose Erzählstimme der Autorin sehr viel Spaß macht und dadurch auch die eine oder andere Schwäche der Geschichte mühelos überdeckt.

Bewertung vom 29.08.2022
Sandmann: Albtraumleben
Aurass, Dieter

Sandmann: Albtraumleben


ausgezeichnet

Packender Mystery-Krimi mit ungewöhnlichen Protagonisten

Mit diesem Buch legt der Autor Dieter Aurass, der mich bereits mit einigen „normalen“ Krimis und Thrillern überzeugen konnte, einen spannenden Mystery-Krimi vor, der vor allem durch seine ungewöhnlichen Protagonisten besticht.

Der Sandmann ist in einem scheinbar ewigen Fluch gefangen. Bei Vollmond reist sein Bewusstsein ein Jahr in die Vergangenheit zurück und landet in einem fremden Körper, in dem er genau für 365 Tage verbleibt, bevor er zurückkehrt und in der Gegenwart gerade einmal ein Tag vergangen ist. Diesmal landet der Sandmann im Körper den Kleinkriminellen Bogdan, der in Untersuchungshaft sitzt, weil ihm vorgeworfen wird, seine Frau brutal getötet zu haben. Kann der Sandmann mit seinen besonderen Möglichkeiten die Unschuld seines vorübergehenden Wirtes beweisen ?

Mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen treibt der Autor die gut aufgebaute Geschichte voran und steuert sie dabei schnurstracks auf einen krachenden Showdown mit einer überzeugenden Auflösung zu, die keine wesentlichen Fragen offenlässt. Kurze Kapitel sorgen dabei für ein hohes Erzähltempo, dass einem beim Lesen kaum Zeit zum Luftholen lässt. Das Thema Zeitreisen bzw. Seelenwanderung birgt grundsätzlich ja durchaus einige Fallstricke in Sachen Logik, die hier aber geschickt umgangen bzw. gelöst werden, so dass man sich voll auf die spannende Geschichte konzentrieren kann. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen, die doch ziemlich ungewöhnlich sind und dadurch für die eine oder andere Überraschung sorgen. Und dass der Autor selbst lange Jahre als Kriminalbeamter tätig war und somit weiß, worüber er hier schreibt, merkt man seinen Beschreibungen zu den Ermittlungen auch jederzeit an.

Wer auf spannende Krimis mit einer ordentlichen Portion Mystery steht, wird hier bestens bedient und unterhalten. Mich konnte Dieter Aurass dabei ein weiteres Mal auf ganzer Linie überzeugen und begeistern. Und der Sandmann hat durchaus das nötige Potential für einen Serienermittler.

Bewertung vom 22.08.2022
Niemand
Pelzer, Herbert

Niemand


ausgezeichnet

Sehr gut aufeinander abgestimmte Mischung aus historischem Kriminal- und Gesellschaftsroman

Mit diesem Buch legt der Autor Herbert Pelzer seinen zweiten historischen Kriminalroman im KBV-Verlag vor und konnte mich dabei erneut auf ganzer Linie überzeugen und begeistern. Die Geschichte umspannt einen Zeitraum von knapp 70 Jahren und spielt hauptsächlich in einem namenlosen Dorf am Rande der Eifel, bevor sich das Geschehen im weiteren Verlauf immer mehr Richtung Düren verlagert.

Im Winter des Jahres 1899 findet man am Nordrand der Eifel ein ausgesetztes Baby, dass von der Dorfgemeinschaft auf den Namen Martin Niemand getauft wird, bevor man es einer Pflegefamilie anvertraut. Trotz aller widriger Umstände wird aus dem Jungen ein stattlicher Mann, der sich eine Familie und eine bürgerliche Existenz aufbauen kann, die dann aber im Bombenhagel des zweiten Weltkrieges ein jähes Ende findet. Als sein Sohn Kaspar aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft heimkehrt, steht er vor den Trümmern seines Elternhauses und tut sich anschließend sehr schwer, wieder Fuß zu fassen. Er gerät in zwielichtige Kreise und auch ins Visier der Polizei, da das Erbe seines Vaters wie ein Damoklesschwert über seinem Kopf hängt.

Mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen treibt der Autor seine gut aufgebaute und facettenreiche Geschichte voran und umspannt dabei zwei Generationen der Familie Niemand. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen, mit denen er den Geist der damaligen Zeit hervorragend trifft und transportiert. So sprengt das Buch auch immer wieder die Grenzen des Kriminalromans und stellt darüber hinaus ein rundherum gelungenes und gut recherchiertes Sittengemälde der damaligen Zeit dar.

Eine sehr gut aufeinander abgestimmte Mischung aus historischem Kriminal- und Gesellschaftsroman, die durch eine atmosphärisch dichte Geschichte und ein äußerst gelungenes Figurenensemble zu überzeugen weiß.

Bewertung vom 19.08.2022
Roboter: Fading Smoke
Amerein, R. M.

Roboter: Fading Smoke


sehr gut

Gelungener Auftakt einer Fantasy-Trilogie mit einem dystopischen Setting

Mit diesem Buch legt die Autorin R. M. Amerein den ersten Band ihrer als Trilogie angelegten Fantasy-Reihe vor, die mit einem dystopischen Setting und ihren ungewöhnlichen Hauptfiguren besticht. Aufgelockert wird die eher düstere Grundstimmung durch einen feinen Humor, den die Autorin immer wieder einfließen lässt.

Dabei entführt sie uns in eine Welt, in der Menschen und Roboter weitestgehend in friedlicher Koexistenz leben, obwohl ein Sundown die Lebensverhältnisse für beide Spezies nicht unbedingt verbessert hat. Als der Roboter SM0K3, der sich selber Smoke nennt, im Tausch gegen dringend benötigte Energiezufuhr den Suchauftrag einer obskuren Gruppe Forscher annimmt, wird er in Ereignisse verwickelt, die seine Schaltkreise ziemlich durcheinanderbringen. Denn das Geheimnis um das Menschenkind Kaia, um dass es bei seinem Auftrag geht, hat das Potential, das Zusammenleben zwischen Menschen und Robotern in seinen Grundfesten zu erschüttern.

Mit einem packenden Schreibstil und bildhaften Beschreibungen, die das Kopfkino beim Lesen auf Hochtouren laufen lassen, erschafft die Autorin hier mit viel Liebe zum Detail eine phantastische und ziemlich düstere Welt voller Überraschungen und bestückt sie mit einer ganzen Riege gut gezeichneter und vielschichtig angelegter Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Im Mittelpunkt stehen dabei nicht etwa die Menschen, sondern die Roboter, die hier in einer Art Kastengesellschaft lesen, die reichlich Potential für weitere Geschichten bietet. Ein kleines Lexikon am Ende des Buches gibt dann auch ein wenig Starthilfe, um sich in dieser Welt zurechtzufinden. Der übliche Spagat eines Auftaktbandes, zum einen eine interessante Geschichte zu erzählen, die Lust auf weitere Bände macht, und zum anderen das Setting und die Protagonisten, die diese Geschichten tragen sollen, sorgfältig einzuführen, gelingt insgesamt sehr gut, lässt aber auch noch ein wenig Steigerungspotential für die nachfolgenden Bände.

Wer auf dystopische und atmosphärisch dichte Fantasygeschichten steht, wird hier insgesamt sehr gut bedient und unterhalten.

Bewertung vom 16.08.2022
Wenn das Meer spricht
F. Ingersson, Peter

Wenn das Meer spricht


sehr gut

Spannender Salzwasser-Krimi mit skurrilen Figuren und feinem Humor

Bei seinem Debüt gelingt dem Autoren Peter F. Ingersson gleich ein spannender Kriminalroman, der mich zwar nicht komplett überzeugen, aber dennoch gut und spannend unterhalten konnte. Das der Autor sein Buch selbst als Salzwasser-Krimi bezeichnet, trifft hier zudem recht gut den Kern der Geschichte, da das Meer im Rahmen der Geschichte doch eine wichtige Rolle einnimmt.

Als die Dänin Flanka Svenson, die als Journalistin für eine Hamburger Zeitung arbeitet und dort für alles zuständig ist, was mit dem Hafen zu tun hat, eines Abends überraschenden Besuch erhält, ahnt sie noch nicht, in welche Turbulenzen sie dies stürzen wird. Der pensionierte Kapitän Jonny Naragossa, den sie vor kurzem im Rahmen einer Reportage kennengelernt hat, sucht bei ihr Unterschlupf, weil er von einem alten Piratenfluch verfolgt wird. Als Flanka der Sache auf den Grund gehen will, stößt sie auf einen Toten und befindet sich kurz danach auf einer Odyssee, die von Hamburg über Dover bis zur Insel Rügen führt.

Mit einem packenden Schreibstil, der aber immer mit einem gewissen Augenzwinkern versehen ist, treibt der Autor seine gut aufgebaute Geschichte voran und baut dabei schnell Spannung auf, die dann auch bis zum Schluss hält. Zugleich streut er aber auch einen feinen Humor in das Geschehen ein, der immer wieder für eine gewisse Auflockerung des ansonsten eher düsteren Geschehens sorgt. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen, die zuweilen auch ziemlich skurril rüberkommen. Gerade zum Ende hin wirkt die Geschichte allerdings an einigen Stellen etwas überkonstruiert, die „zufälligen“ Begegnungen nehmen hier etwas Überhand. Den insgesamt hohen Unterhaltungswert des Buches schmälert das aber kaum.

Wer auf packende Kriminalromane steht, die so ein wenig nach Salzwasser riechen, wird hier unter dem Strich gut bedient und spannend unterhalten. Und auch wenn die Geschichte grundsätzlich in sich abgeschlossen ist, lässt sich der Autor am Ende noch die Hintertür für eine mögliche Fortsetzung offen. Entsprechendes Potential ist auch durchaus vorhanden.

Bewertung vom 12.08.2022
Venezianisches Intermezzo
Glaw, Thomas Michael

Venezianisches Intermezzo


ausgezeichnet

Ein eher ruhiger, aber dennoch spannender Krimi, den man definitiv nicht mit leerem Magen lesen sollte

Mit diesem Kriminalroman schickt der Autor Thomas Michael Glaw seinen Ermittler, den Münchener Kriminalrat Benedict Schönheit, in seinen bereits sechsten Fall, den man aber auch problemlos lesen und nachvollziehen kann, wenn man die vorherigen Bände noch nicht kennt. Alle dafür erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören.

Diesmal muss Benedict allerdings auf sein bewährtes Team verzichten, da es ihn nach Venedig verschlägt, wo sein Bruder Jean-Baptiste unter Mordverdacht steht. Mit seiner Freundin Martina an der Seite versucht er dessen Unschuld zu beweisen und stößt dabei bei den örtlichen Behörden lange Zeit nicht unbedingt auf Begeisterung.

Der Autor legt hier erneut einen eher ruhigen Kriminalroman vor, der auf Action und blutige Einlagen verzichtet und seine Spannung in erster Linie aus seiner gut aufgebauten Geschichte und den vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen bezieht. Kam mir Benedict Schönheit, der hier auch als Ich-Erzähler fungiert, bei meiner ersten Begegnung mit ihm (Band 3: Mach dir kein Bild) noch ein wenig zu glattgebügelt rüber, hat er inzwischen doch deutlich an Kontur hinzugewonnen und ist dadurch als Figur auch wesentlich greifbarer geworden. Dass er hier seinen bislang persönlichsten Fall lösen muss, verstärkt diesen Eindruck noch einmal deutlich.

Insgesamt sorgt der Autor mit seinem flotten Schreibstil erneut für gelungene Krimiunterhaltung, bei der Anhänger von ruhigen, aber dennoch spannenden Geschichten voll auf ihre Kosten kommen.

Man sollte dieses Buch allerdings nicht mit leerem Magen lesen, da hier im Laufe der Geschichte doch sehr viel gegessen und getrunken wird, so dass einem beim Lesen unweigerlich das Wasser im Munde zusammenläuft und dabei aufkommende Hungergefühle von der überzeugenden Geschichte und der Tätersuche ablenken könnten.

Bewertung vom 10.08.2022
Eisiges Karma
Hahn, Lukas

Eisiges Karma


sehr gut

Gelungener Fantasy-Western um einen jungen Hasen, der unbedingt Sheriff werden will

Mit diesem Buch legt der Autor Lukas Hahn einen gelungenen Fantasy-Western vor, dem es gelingt beiden Genres gerecht zu werden, und mich so gut und spannend unterhalten konnte.

Obwohl dies bereits der zweite Band mit dem Hasen Curtis in der Hauptrolle ist, braucht man hier kein Vorwissen aus dem ersten Band, um die Geschichte lesen und nachvollziehen zu können, zumal diese zeitlich auch vor dem ersten Band angesiedelt ist und die Vorgeschichte von Curtis erzählt.

Nach einem Vorfall, an dem sich der junge Hase Curtis die Schuld gibt, verlässt er überstürzt seine Familie und versucht zunächst, sich alleine durchzuschlagen. Doch erst als ihn das Känguru Rohan unter seine Fittiche nimmt, geht es langsam aufwärts. Curtis großer Traum, Sheriff zu werden, ist aber immer noch in ziemlich weiter Ferne. Doch dann ergibt sich urplötzlich doch eine unverhoffte Chance, die Curtis in ein turbulentes und gefährliches Abenteuer stürzt.

Auf knapp über 100 Seiten entwickelt der Autor eine spannende Geschichte mit durchweg tierischen Protagonisten, die sich in einer rauen Westernwelt behaupten müssen. Die Wahl der jeweiligen Tiere passt dabei ziemlich gut zu den Charakterzügen der Figuren, die sie in der Geschichte verkörpern. Mit einem packenden Schreibstil treibt der Autor das wilde Geschehen voran und bietet am Ende einen klassischen und genretypischen Showdown, der das Schicksal von Curtis entscheidet. Auch wenn die Geschichte grundsätzlich in sich abgeschlossen ist, bietet das Ende dennoch die Möglichkeit, weitere Geschichten im Zeitraum zwischen Band 2 und Band 1 anzusiedeln. Entsprechendes Potential ist durchaus vorhanden.

Auch wenn ich mir an der einen oder anderen Stelle etwas mehr Tiefe in der Geschichte und den Figuren, gewünscht hätte, überwiegen schlussendlich die positiven Leseeindrücke doch bei weitem. Ein kleiner, aber feiner Fantasy-Western, der sich schnell wegliest und so einen perfekten Lesespaß für zwischendurch bietet.

Bewertung vom 09.08.2022
Tiergarten Blues
Kerwien, Bettina

Tiergarten Blues


sehr gut

Gelungene Mischung aus einem fiktiven Kriminalfall und den realen Vorkommnissen rund um den Einsturz der Kongresshalle

Mit diesem Kriminalroman legt die Autorin Bettina Kerwien den inzwischen bereits 36. Band der "Es geschah in Berlin"-Reihe vor, bei der mehrere Generationen der Familie Kappe als Ermittler im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Man kann dieses Buch aber auch problemlos ohne Vorkenntnisse aus den vorherigen Bänden lesen und verstehen. Alle erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören.

Als in den Trümmern der vor einigen Monaten eingestürzten Kongresshalle eine abgeschlagene Hand gefunden wird, werden Kriminalkommissar Peter Kappe und seine Kollegen mit dem Fall betraut. Besteht hier ein Zusammenhang zum damaligen Einsturz oder liegt das Motiv ganz woanders ? Kaum sind Peter Kappe, Wolf Landsberger und ihre neue Kollegin Roswitha Habedank in die Ermittlungen eingestiegen, versucht bereits der Kommandant des amerikanischen Sektors, den Fall an sich zu reißen. So geraten die Ermittlungen unter großen Zeitdruck und zudem sind Kappe & Co. auf die Mithilfe von U.S. Mayor Bill Bukowski angewiesen. Doch können sie ihm wirklich trauen ?

Bettina Kerwien legt hier ihren dritten Beitrag zu dieser Reihe vor, dessen erster Band im Jahr 2007 erschienen ist und vom inzwischen verstorbenen Horst Bosetzky (-ky) verfasst wurde. Neben der insgesamt gelungenen Krimihandlung mit gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Charakteren in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen wird hier auch der Zeitgeist im geteilten Berlin des Jahres 1980 hervorragend eingefangen und transportiert. Zudem wird der reale Einsturz der Kongresshalle (auch bekannt als „Schwangere Auster“) und die daraus resultierenden politischen Verwicklungen gut in die Geschichte eingebunden. Der fast schon dokumentarische Stil dieser Reihe ist zu Beginn noch etwas gewöhnungsbedürftig, dies gibt sich aber doch relativ schnell. Insgesamt braucht die Krimihandlung aber etwas, bis sie richtig in Schwung kommt, bietet dann aber doch einen spannenden Showdown mit einer überraschenden, aber zugleich durchaus schlüssigen Auflösung.

Ein gelungener historischer Kriminalroman vor realem Hintergrund, der mich erneut gut und spannend unterhalten konnte.

Bewertung vom 04.08.2022
Verzweigungen : Cornell Rohde
Hebesberger, Roland

Verzweigungen : Cornell Rohde


ausgezeichnet

Grandioser und gewohnt actionreicher Abschluss der Trilogie um Cornell Rohde

Mit diesem tempo- und actionreichen Thriller legt der Autor Roland Hebesberger den letzten Band der Trilogie um den ehemaligen Polizisten Cornell Rohde vor und konnte mich damit erneut auf ganzer Linie begeistern. Zugleich bindet er hier auch die Geschichte um den Ordnungshüter Peregrin vom Planeten Patriam überzeugend in seinen Serienkosmos mit ein.

Man kann das Buch grundsätzlich auch ohne Vorkenntnisse aus den ersten beiden Bänden der Trilogie und dem bisherigen Einzelband „Social Project: P.I.K.E.“ lesen. Alle für das Verständnis erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Um die Entwicklung der Figuren in Gänze nachvollziehen zu können, empfiehlt es sich aber schon, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, zumal auch diese bereits überzeugende Thriller-Unterhaltung mit einer ordentlichen Portion Mystery bzw. Science-Fiction bieten.

Cornell Rohde wacht in einem Leichenschauhaus auf und ist zunächst ziemlich verwirrt. Wie ist er hier hingekommen und wie konnte er die schweren Verbrennungen, die er offenbar erlitten hat, überhaupt überleben ? Während der Flucht vor den feindlichen Agenten, auf die er wenig später trifft und die sofort die Jagd auf ihn eröffnen, kommen die Erinnerungen nach und nach zurück. Als er dann auch noch auf einen Fremden trifft, der ihm eine furchtbare Wahrheit enthüllt, begreift er endgültig, in welcher Gefahr die Menschheit schwebt, und dass es an ihm hängt, das Verhängnis aufzuhalten. Doch wem kann er dabei noch vertrauen ? Seinen alten Freunden oder doch denen, die er bislang für seine Feinde gehalten hat ?

Mit einem packenden Schreibstil, einigen überraschenden Wendungen und einem hohen Erzähltempo treibt der Autor seine gut aufgebaute Geschichte voran und lässt sie schließlich in einen fulminanten Showdown münden, der zudem eine schlüssige Auflösung liefert. Erzählt wird das Ganze aus der Perspektive von Cornell, der hier auch als Ich-Erzähler fungiert und uns Leser hautnah an seinen Zweifeln und Nöten teilhaben lässt. Aber auch die übrigen Charaktere in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen sind überzeugend gezeichnet und vielschichtig angelegt. Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle die weiterhin ziemlich undurchschaubare Ex-Delta-Agentin Viper, die demnächst auch einen Einzelroman zu ihrer Vorgeschichte erhält, und die nach dem Tod von Cyberdoc verbleibenden „Entblendung“-Mitglieder Dark King und Kiano, die so ein wenig an die einsamen Schützen (im Original: The Lone Gunman) aus der Serie Akte X angelehnt sind, und hier erneut eine entscheidende Rolle spielen. Lesern, die auch die anderen Bücher des Autors kennen, bietet dieser Band zudem noch ein paar faustdicke Überraschungen, die meine Vorfreude auf die kommenden Werke aus seiner Feder noch einmal deutlich steigern konnten.

Wer auf actionreiche und packende Thriller mit Mystery- und Science-Fiction-Elementen steht, wird hier unter dem Motto „Mission Impossible meets Akte X“ bestens bedient und unterhalten. Am Ende zeigt sich dann, dass das Ende einer Trilogie nicht unbedingt mit einem Abschied gleichzusetzen ist.

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