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Lesetiger

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Insgesamt 338 Bewertungen
Bewertung vom 07.08.2019
Die stille Tochter / Kommissar Tommy Bergmann Bd.4 (MP3-Download)
Sveen, Gard

Die stille Tochter / Kommissar Tommy Bergmann Bd.4 (MP3-Download)


gut

Inhalt:
An einem Dezembertag 1982 verschwindet Christel Heinze, die aus der DDR geflohen ist und später für den KGB gearbeitet hat. Doch wer steckt dahinter? Arvid Storholt, ein guter Freund von ihr und Doppelagent?
Als im Jahr 2016 zuerst eine Frauenleiche gefunden wird und anschließend Arvid Storholt ermordet wird, beginnt Tommy Bergmann für den norwegischen Geheimdienst in dem Fall zu ermitteln. Gibt es eine Verbindung zwischen den beiden? Tommy ist gut und deckt einen Skandal auf.

Meine Meinung:
Dies war mein erstes Buch von Gard Sveen. Der Klappentext hörte sich interessant an, aber der Inhalt konnte mich leider nicht ganz überzeugen.
Der Schreibstil war locker, die Story aber insgesamt nicht wirklich fesselnd. Sie spielt auf zwei Zeitebenen und wird in zwei Erzählsträngen erzählt. Zum einen wird die Geschichte während der 80er Jahre und dem kalten Krieg geschildert und dann gibt es noch die Ermittlungsarbeit in der Gegenwart.
Den Ermittler Tommy Bergmann fand ich sympathisch und gut gezeichnet. Er hat in der Vergangenheit einiges mitgemacht, was hier immer mal wieder einfließt und ihm eilt der Ruf voraus, gut zu sein. Und das ist er, er wird dem Ruf gerecht, auch wenn seine Methoden nicht immer konventionell sind und sich manchmal auch am Rande der Legalität bewegen. Von seinen Vorgesetzten lässt er sich nur bedingt etwas sagen und riskiert auch mal eine Suspendierung, wenn es sein muss. Aber seine Ermittlungsarbeit hat echt Spaß gemacht. Ein Charakter mit Ecken und Kanten, von dem ich durchaus noch mehr lesen möchte.
Leider ist Bergmanns Ermittlungsarbeit in „die stille Tochter“ in meinen Augen etwas zu sehr in den Hintergrund gedrängt worden.
Vielmehr kam mir dieser Krimi phasenweise wie eine Biographie von Christel Heinze vor, nicht uninteressant, aber in meinen Augen viel zu ausufernd. Und das nimmt den Leser etwas die Lesefreunde, denn hier schleichen sich Längen im Buch ein. Längen, die auch ein Herr Bierstedt nicht überbrücken konnte.
Mit Christel Heinze konnte ich nicht viel anfangen. Sie war mir weder sympathisch noch unsympathisch und ihr Handeln war nicht immer nachvollziehbar, wenn es um Männer ging. Für mich war sie eher anstrengend. Mit Arvid Storholt ging es mir ähnlich, der schein nur seinen eigenen Interessen verfolgt zu haben und war mir eine Spur zu blass.
Zudem fand ich die häufigen Perspektivenwechsel, die an sich nicht schlecht sind, gepaart mit vielen Sprüngen in die Vergangenheit und den vielen Namen gerade am Anfang einfach nur noch verwirrend. Man musste immer aufpassen, in welcher Zeit und mit welcher Person die Geschichte gerade spielt, um den roten Faden nicht zu verlieren.
Um noch weitere Verwirrung zu stiften, wurden aus Agenten Doppelagenten, welche dann mal Codenamen besaßen, die man nicht immer gleich richtig zuordnen konnte.
Die Story war komplex, teilweise verworren, das Grundthema interessant, aber die Umsetzung hat mir nicht so wirklich gefallen. Aber im Laufe der Geschichte wurde ein Geheimnis nach dem anderen gelöst, um am Ende die Identität des letzten Agenten/Doppelagenten zu lüften.
Ich habe die Geschichte als Hörbuch gehört und bin echt ein Fan von Detlef Bierstedt. Aber hier hat auch er mich leider nicht vollkommen überzeugen können, denn zwischendurch haben mir einfach ein Stück weit die Betonungen gefehlt und die Story plätscherte ohne viel Höhen und Tiefen dahin. Das war zum Glück nicht durchgehend der Fall und insgesamt war ich mit der Sprecherleistungen halbwegs zufrieden.

Fazit:
Ein komplexer, teilweise verwirrender Agententhriller mit Längen, von dem ich mir mehr versprochen hatte.

Bewertung vom 05.08.2019
Unbarmherzig (Ein Gina-Angelucci-Krimi 2) (MP3-Download)
Löhnig, Inge

Unbarmherzig (Ein Gina-Angelucci-Krimi 2) (MP3-Download)


ausgezeichnet

Inhalt:
Gina Angelucci kehrt aus ihrer Elternzeit zurück in die Abteilung Cold Cases bei der Münchner Kripo, währenddessen ihr Ehemann sich daheim um die gemeinsame Tochter kümmert. Gina hat auch direkt einen aktuellen Fall, als in Altbruck auf einer Baustelle die Knochen von zwei Leichen gefunden werden, die wohl schon Jahrzehnte alt sind. Gina drängt darauf zu ermitteln, um den Toten einen Namen zu geben. Ist es möglich, nach so langer Zeit die Identität der Toten festzustellen? Da der Schädel ein Einschlussloch aufweist, beginnt zudem die Suche nach einem Mörder.

Meine Meinung:
Inge Löhnig sagte mir bisher nichts und „Unbarmherzig“ ist mein erster Fall von ihr, den ich gelesen bwz. gehört habe. „Unbarmherzig“ ist gleichzeitig der zweite Band der Reihe um Gina Angelucci, zu der man jedoch keine Vorkenntnisse aus dem ersten Band benötigt, da die Fälle unabhängig voneinander gelesen werden können.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, locker, und fesselnd. Bereits der Prolog war sehr spannend und da hat mich das Buch direkt gepackt.
Ginas Ermittlungen führen in ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte, als festgestellt wurde, dass eine der beiden Toten baltischer Herkunft ist. Da in Altbruck eine Munitionsfabrik des NS-Regimes beheimatet war, in der auch Zwangsarbeiter aus dem Osten interniert wurden, beginnt Gina in dieser Richtung zu ermitteln, was aber nicht allen Einwohnern Altbrucks gefällt.
Die Story besteht aus zwei Erzählsträngen mit unterschiedlichen Erzählperspektiven. In einem Erzählstrang begleiten wir Gina und ihre aktuellen Ermittlungen mit allen Höhen und Tiefen. Hierbei versteht es die Autorin geschickt in diesem komplexen Fall, den Leser auf falsche Fährten zu schicken.
In Rückblenden wird das Leben und die Ereignisse, die dazu führten, dass die damals ermordete Zwangsarbeiterin von Riga nach Altbruck kam, aus deren Sicht erzählt. Diesen zweiten Handlungsstrang fand ich nicht weniger spannend. Vielmehr habe ich mit Kairi ob des Schicksals, das ihr widerfahren ist, mitgelitten. Die Erzählungen hierzu fand ich emotional und diese wurden durch Kairis Tagebucheinträge untermauert.
Und als wäre das noch nicht genug, fühlen sich Gina und ihr Mann Tino verfolgt. Wie es sich herausstellt, wurden die beiden von ihren Gefühl nicht betrogen.
Die Protagonistin Gina Angelucci war mir von Beginn an sympathisch und sie wurde von der Autorin – ebenso wie Kairi – tiefgründig und vielschichtig ausgearbeitet. Ginas Mann habe ich ebenfalls ins Herz geschlossen und ich werde die Bände, in denen Tino Dühnfort ermittelt, demnächst lesen, denn ich bin ich echt neugierig geworden.
„Unbarmherzig“ habe ich mir als Hörbuch, gelesen von Vera Teltz, angehört. Ich bin grundsätzlich eher skeptisch, wenn es um weibliche Stimmen geht. Vera Teltz konnte mich jedoch überzeugen, sie macht mit ihrer resonanzreichen Stimme einen guten Job. Ich konnte ihr gut folgen, die Stimmfärbungen der Protagonisten konnte man auseinander halten und auch die Betonungen waren meist in Ordnung. Lediglich die Betonung von Neckarsulm verursachte jedes Mal ein Quietschen in meinen Ohren.

Fazit:
Ein packender, ebenso interessanter wie spannender Krimi, der ohne großes Blutvergießen auskommt und den ich als Hörbuch jeden Krimifan ans Herz legen kann. Von mir gibt’s eine absolute Hörempfehlung!

Bewertung vom 31.07.2019
Dschungel
Karig, Friedemann

Dschungel


sehr gut

Inhalt:
Felix ist auf einer Asienreise spurlos verschwunden. Seine Mutter bedrängt seinen Freund, Felix zu finden und kauft ihm ein Ticket nach Kambodscha, denn schließlich verbindet die beiden Jungs eine tiefe Freundschaft.

Meine Meinung:
Das dunkelblaue Cover ist ein echter Hingucker. Der Schreibstil des Autors ist unterhaltsam, flüssig und mitunter witzig. Das Buch ist in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Felix‘ Freund geschrieben. Das Buch beinhaltet zwei Erzählstränge. Da wird in der Gegenwart die Reise des Erzählers nach Kambodscha und die Suche nach Felix beschrieben. Und dann wird in Rückblicken vom Entstehen dieser Freundschaft und wie sich diese mit ihren Höhen und Tiefen weiterentwickelt hat, berichtet und das in abwechselnden Kapiteln. Dadurch wird die Spannung gehalten, da man ständig zwischen dem Hier und Jetzt springt. Und ganz nebenbei wird man bekannten Songs während der Reise begleitet.
Felix ist jemand, der oft seine Grenzen austestet, ein Draufgänger, oft auch übergriffig. Der Erzähler ist eher der Typ Mitläufer, der Felix folgt und von ihm gebannt ist, aber auch in dessen Schatten er steht. Interessanterweise habe ich tatsächlich nirgends einen Namen des Erzählers gesehen.
Man lernt beide Charaktere sowie ihre intensive und sehr enge Freundschaft gut kennen. Die Beziehung der beiden ist vielschichtig und sehr komplex und nicht immer konnte Felix mit Sympathie bei mir punkten. Muss aber gar nicht sein, umso glaubhafter war für mich diese manchmal schon ambivalente Freundschaft, die auch ein Stück Abhängigkeit bedeutete. Die Schilderung war für mich authentisch. Die Freundschaft mit Felix hat dem Erzähler nicht immer gut getan, er kann sich aber auch nicht davon lösen. Selbst dann nicht, wenn Felix während eines Backpackerurlaubs verloren geht. Aber je näher der Erzähler in den Dschungel eindringt, um Felix zu finden, umso mehr muss sich der Namenlose seinen eigenen Ängsten stellen. Wie weit ist man bereit für eine Freundschaft zu gehen, wenn der Freund nicht gefunden werden will? Und was ist man bereit, dafür zu opfern?
Das Buch hat mich zwar gut unterhalten, aber ganz überzeugt war ich nicht. Ich kann es noch nicht mal genau benennen, aber es war unter anderem dem Verhalten des Ich-Erzählers geschuldet, dass sich während der Reise geändert hat und ich nicht wirklich einen Grund finden konnte. Die Schilderungen in der Kindheit waren für mich teilweise auch etwas in die Länge gezogen, hier wäre weniger mehr gewesen.
Nebenbei taucht man in das Land Kambodscha ein. Hier hätte mich ein etwas tieferes Abtauchen noch mehr gefreut und der Autor setzt sich mit der alternativen Art des Reisens und der Sehnsüchte der Reisenden auseinander.
Der Schluss war leider nicht so nach meinem Geschmack, muss er auch nicht sein, denn Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.

Fazit:
insgesamt ein interessantes und lesenswertes Buch über Freundschaft und Selbstfindung.

Bewertung vom 31.07.2019
So schöne Lügen
Burton, Tara Isabella

So schöne Lügen


gut

Es fällt mir gar nicht so leicht, hier meine Gedanken niederzuschreiben, denn die Story hat mich mit widersprüchlichen Gefühlen zurückgelassen. Sie war ebenso abstoßend wie faszinierend.
Der Schreibstil der Autorin Tara Isabell Burton hat mich nicht wirklich überzeugt. Die Sätze waren kurz, manchmal klang das etwas abgehackt und zu einem Jugendroman hätte das auch gut gepasst. Sprachlich wird ab und an mal die Jugendsprache verwendet, was aber ganz in Ordnung ist. Die ständigen Wiederholungen (z. B. mehrmals hintereinander der gleiche Satzanfang, auch Wiederholung von Gedanken) haben mich dagegen schon gestört, scheint aber der Stil der Autorin zu sein.
Man begleitet Louise, die in die Großstadt zieht, um als Schriftstellerin groß herauszukommen. Sie schlägt sich mehr schlecht als recht durch, lernt Lavinia kennen und geht auf Parys, auf der viel Alkohol und Drogen konsumiert werden und alles in die Sozialen Medien gestellt wird, um Likes zu erhaschen. Ein Zeitvertreib der reichen und extravaganten New Yorker Gesellschaft, zu der Louise unbedingt dazugehören will. Dieser Teil war meines Erachtens sehr langatmig. Und an dieser Stelle muss ich sagen, hätte ich nicht das Hörbuch gehört, so kann ich nicht beschwören, dass ich das Buch auch weitergelesen hätte. Rückblickend betrachtet, war es gut, dass ich weitergehört habe, denn trotz aller Mängel hat mich die Story fasziniert.
Der Plot an sich ist gut und später auch spannend, hat man das erste Drittel hinter sich gelassen, aber die Umsetzung weist doch Mängel auf.
Dann taucht Rex auf, mit dem Louise eine Beziehung oder eine Affäre beginnt. Rex ist Lavinias Exfreund, doch niemand nimmt Lavinia ungestraft etwas weg uns so nimmt das Verhängnis seinen Lauf.
Geschildert wird die Story im personalen Erzählstil aus der Sicht von Louise.
Ich habe selten ein Buch gelesen oder gehört, wo mir nicht einer der Protagonisten irgendwie sympathisch war. Diese Tatsache hat mich nicht weiter gestört, denn es hat irgendwie gepasst.
Mit Louise wurde ich nicht warm. Das lag an ihrer anstrengenden Art, alles zu unternehmen, um unbedingt dazuzugehören. Als sie bei Lavinia eingezogen ist, wurde sie zu Lavinias Marionette, da diese zwar viel bezahlte, aber sehr manipulativ bestimmte, was Louise alles zu tun hat. Hier hat mir Louise stellenweise auch leidgetan. Und an dieser Stelle kommt auch mein großes Aber: Ich kann leider nicht nachvollziehen, wie man sich als fast 30jährige Frau von einer so viel jüngeren Person herum schikanieren lässt und sich dann auch noch aufführt wie ein Teenager. Sorry, aber irgendwann war es einfach zu viel und Louises Verhalten war doch sehr widersprüchlich.
Lavinia war mir insgesamt einen Tick „zu viel“: zu viel Macht, zu viel Gier, zu viel Lügen, zu viel Manipulation, zu viel Party, zu viel Drogen, zu viel Alkohol, zu viel Geld, und zu viel im Mittelpunkt stehen.
Trotzdem hat die Autorin die beiden Figuren gut ausgearbeitet. Andere dagegen wie Rex und Hell blieben verschwommen und blass. Eigentlich schade, denn ich hätte mir schon ein bisschen mehr Tiefe bei Rex gewünscht. Louise und Lavinia führen eine sehr ambivalente, geradezu toxische Freundschaft. Aber Louises Lügenmärchen werden immer mehr und man ist als Leser sehr gespannt, ob und wie Louise aus der Situation herauskommt. Obwohl die Story eher ruhig ist, lediglich die Emotionen hochkochen, verspürt man immer diese unterschwellige Spannung. Das hat die Autorin gut gemacht und das Ende war so nicht vorhersehbar.
Ich habe die Geschichte als Hörbuch gehört und kannte die Sprecherin Britta Steffenhagen nicht. Da ich weiblichen Sprecherinnen grundsätzlich etwas skeptisch entgegenstehe, wurde ich hier positiv überrascht. Mit ihrer markanten, rauchigen und rotzigen Stimme ist sie die perfekte Besetzung für Lavinia und Louise. Als Lavinia provoziert sie mit ihrem Tonfall, was super zur Story passt. Auch schafft sie es, den Hörer mit ihrem Vortrag zu fesseln, selbst wenn der Text Längen aufweist.

Bewertung vom 31.07.2019
Auris / Jula Ansorge Bd.1 (eBook, ePUB)
Kliesch, Vincent

Auris / Jula Ansorge Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Inhalt:
Matthias Hegel ist ein berühmter forensischer Phonetiker, der am Klang der Stimme bzw. anhand der kleinsten Abweichung, die Wahrheit herausfinden kann bzw. die Lüge herausfiltern kann. Doch nun steht er selbst im Fokus, hat er doch gestanden, eine Obdachlose ermordet zu haben und sitzt nun in Haft. Jula Ansorge ist auf der Suche nach der Wahrheit, und sie ist darauf spezialisiert unschuldig Verurteilte zu rehabilitieren. Entgegen Hegels Warnung beginnt sie in dem Fall zu graben.

Meine Meinung:
Ich hatte schon einiges über Auris gehört und war nun schon sehr gespannt. Allein den Plot fand ich sehr interessant – ist einfach mal was anderes. „Auris“ hat meinen Erwartungen standgehalten und wurde für mich zum Pageturner. Dies ist mein erstes Buch von Vincent Kliesch, und sicher auch nicht mein letztes. Der Autor hat mich definitiv überzeugt. Und er hat gar keinen Grund, sich hinter großen Namen zu verstecken. Zumindest kommt es mir vor, da zusammen mit seinem Namen Fitzek auf dem Cover groß erwähnt wird.
Ein kurzes Wort zu Fitzek: Im Vorwort kommt Sebastian Fitzek echt sympathisch rüber.
Und nun wieder zurück zu Vincent Kliesch. Sein Schreibstil ist locker, fesselnd, unterhaltsam und mitreißend, die Story dabei von Beginn an spannend. Inhaltlich kann er sich durchaus mit Fitzek messen, denn ich habe so manche grausame Szene noch direkt vor Augen. Dabei legt Vincent Kliesch nicht nur eine falsche Fährte, überrascht den Leser und führt ihn so regelrecht an der Nase herum. Die Kapitel sind recht kurz gehalten und es wird aus abwechselnder Sichtweise erzählt, was meiner Meinung nach die Spannung zusätzlich erhöht.
Die Protagonistin Jula Ansorge, True-Crime-Podcasterin war mir sympathisch und sie macht Lust auf mehr Bände. Matthias Hegel, der forensischen Phonetiker, spielt eigentlich eine untergeordnete Rolle, ist aber doch sehr präsent und nicht minder sympathisch. Vincent Kliesch hat die beiden Figuren vielschichtig gezeichnet. Aber auch die anderen Charaktere gefielen mir gut und wurden von Vincent Kliesch überzeugend ausgearbeitet.
Nachdem man durch die Seiten geflogen ist, kommt man zu einem schockierendem Ende und fragt sich: Wann bitte geht’s weiter?

Fazit:
Ein grandioser Thriller, an dem nicht nur Fitzek-Fans ihre helle Freude haben werden mit einer Story, die absolut überzeugt. Ein absolutes Muss für alle Thriller-Fans!

Bewertung vom 31.07.2019
Zehn Stunden tot / Fabian Risk Bd.4
Ahnhem, Stefan

Zehn Stunden tot / Fabian Risk Bd.4


sehr gut

Inhalt:
Ein Mörder treibt sein Unwesen und wählt seine Opfer zufällig per Würfelspiel aus, ebenso wie die Mordwaffe und den Tatort. Verbindungen zwischen den Fällen scheinen nicht zu existieren. Eine harte Nuss für das Helsingborger Kommissariat.
Und während ein Mord nach dem anderen geschieht, kämpft Fabian Risk auf familiärer Ebene einen ganz eigenen Kampf. Seine Tochter Mathilda hat nach der Schussverletzung gerade so überlebt, sein Sohn ist auch in eine kriminelle Tat verwickelt und weiß nicht damit umzugehen.

Meine Meinung:
Stefan Ahnhems Schreibstil ist flüssig, locker-leicht und man ist schnell drin in der Geschichte. „10 Stunden tot“ ist der 4. Band um Fabian Risk und ich bin geneigt zu sagen, es wäre gut, wenn man zumindest den 3. Band um Fabian Risk kennt, da dort bereits etwas passiert ist, was in diesem Band weitergeführt wird und man mit den Vorkenntnisse einfach einen größeren Hörspaß hat. Die Beschreibungen sind sehr detailliert, sodass man sich sowohl die Begebenheiten als auch die Handlungen gut vorstellen kann und bildlich vor Augen hat.
Die Spannung baut sich erst allmählich auf, dann aber bleibt der Spannungsbogen bis zum Ende hoch.
Der Krimi ist komplex, es gibt viele Handlungsstränge und man muss sich schon konzentrieren, um dabei zu bleiben.
Die Charaktere sind vielschichtig von Stefan Ahnhem gezeichnet. Und wirklich jeder der Ermittler hat so seine privaten Probleme, die vielfältig und unterschiedlich sind: Die Eine kämpft gegen den Alkohol, wieder andere haben ein Problem mit ihrer Beziehung oder ein Chaos im Familiensystem. Alles in allem sehr menschlich und schön, dass sich der Thriller nicht auf die Ermittlungsarbeit reduziert, sondern der Hörer auch die private Seite der Kommissare kennenlernt. Das hat mir hier gut gefallen. Zudem werden bezüglich der Ermittlungen unterschiedliche Themen wie Rechtsradikalismus, Pädophilie und Sexsucht zu Tage gefördert. Ich wäre tatsächlich gerne ins Buch gesprungen, um Fabian mal kräftig zu schütteln, damit er sich endlich jemandem anvertraut.
Und das Ende, tja, das war für mich irgendwie unbefriedigend, lässt es einen doch mit ein, zwei bzw. einigen Fragezeichen zu viel zurück, die zwar Lust auf den nächsten Band machen, aber es wäre auch schön gewesen, wenn einige Dinge in diesem Band abgeschlossen worden wären.
Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und David Nathan macht hier einen exzellenten Job, wie immer, wenn er liest. Ich kann ihm problemlos stundenlang zuhören, da ein eine mitreißende Art zu lesen hat. David Nathan bekommt von mir volle 5 Sterne.

Fazit:
Ein solider Thriller, den Fans von Fabian Risk mögen werden. Komplex, spannend und vielschichtig. Als Hörbuch klasse vorgetragen von David Nathan.

Bewertung vom 28.04.2019
Liebes Kind
Hausmann, Romy

Liebes Kind


sehr gut

Eine Frau hat einen Unfall und wird zusammen mit ihrer Tochter Hannah in das Krankenhaus eingeliefert. Doch die Tochter erzählt seltsame Sachen von einer fensterlosen Hütte im Wald, von einem Zirkulationsapparat, von einem Mann, der einen roten Fleck am Kopf hat und von einem Bruder, der den Teppich reinigen muss. Die Krankenschwester, die Hannah betreut schlägt Alarm.
Wer ist die Frau, die Hannah Mama nennt und die Lena heißt? Und was hat es mit Hannahs Erzählungen tatsächlich auf sich? Die Polizei wird eingeschaltet.
Die Eltern der seit 14 Jahren vermissten Studentin Lena Beck kommen, um ihre Tochter Lena zu sehen. Doch im Krankenhaus liegt nicht Lena. Die Eltern müssen ihre Hoffnungen wieder begraben.
Wo ist Lena? Dann der nächste Schock. Hannah ist Lena wie aus dem Gesicht geschnitten. Wie kann das sein?

Ein Rätsel folgt dem nächsten. Man hat erstmal kräftig dran zu knabbern, bevor Romy Hausmann den Leser peu à peu an die vermeintliche Lösung heranführt, nur um im nächsten Moment eine überraschende Wendung einzubauen. Und scheinbar will sich der Entführer das zurückholen, was ihm entkommen ist.

Der Schreibstil ist eindringlich, die Story flüssig zu lesen, dabei gleichzeitig sehr fesselnd.
Der Spannungsbogen ist gleich von Anfang an da und wird bis zum Schluss hoch gehalten. Der Erzählstil ist ungewöhnlich, aber gut. Denn der Thriller wird abwechselnd aus der Sicht von Lenas Vater Matthias, von Lenas Tochter Hannah und von Lena geschildert. Jeder hat einen anderen Blick auf die Geschehnisse.
Die Protagonisten werden von Romy Hausmann facettenreich und mit einer unglaublichen Tiefe gezeichnet. Die Gedanken sind nachvollziehbar, glaubhaft und machen betroffen. Vor allem die Figur von Hannah. Außerdem arbeitet die Autorin mit Rückblenden, sodass der Leser das Puzzlestück des großen Ganzen nur häppchenweise serviert bekommt. Das Gesamtbild ist erschreckend und verstörend.
Die Handlungen der beteiligten Personen war an der ein oder anderen Stelle nicht wirklich nachvollziehbar. Aber das ist schon der einzige Kritikpunkt.

Das Thrillerdebüt von Romy Hausmann ist gelungen und fängt da an, wo andere Thriller aufhören. Der Leser erfährt eine ganze Bandbreite an Emotionen und man kann gar nicht glauben, wozu Menschen fähig sind.

Ich habe das Buch in der Hörbuchversion angehört und muss sagen, dass die Auswahl der Sprecher sehr passend ist und ausgesprochen gut zu den Protagonisten passt. Heikko Deutschmann gibt einen großartigen Vater von Lena ab. Leonie Landa bringt Hannahs altkluges Wissen und ihre kindliche Naivität sehr gut herüber. Und auch Ulrike C. Tscharre als Lena macht einen ebenso klasse Job. Ich habe das Hörbuch fast in einem Rutsch durchgehört. Durch die drei unterschiedlichen Sprecher wird der Effekt des Buches meiner Meinung nach weiter intensiviert.
Fazit:
Von mir gibt’s für diesen außergewöhnlichen Thriller eine Hörempfehlung!

Bewertung vom 04.04.2019
Waffenschwestern / Buch des Ahnen Bd.1 (2 MP3-CDs)
Lawrence, Mark

Waffenschwestern / Buch des Ahnen Bd.1 (2 MP3-CDs)


ausgezeichnet

Der Klappentext hat mich neugierig gemacht, denn den fand ich düster, interessant und spannend. Und ich wurde nicht enttäuscht. Mark Lauwrence hat einen faszinierenden Serienauftakt geschaffen. Sein Schreibstil ist locker-leicht, flüssig und man kann sich schnell in der Story verlieren.
Nonas Geschichte ist düster, wie überhaupt der Überlebenskampf der Bewohner, die von Eis umgeben sind und nur auf einem kleinen Fleckchen leben können. Nona wird von einem Kindersammler mitgenommen. Nachdem sie mit nur 8 Jahren bereits vor dem Galgen steht, wird sie in letzter Sekunde von der Äbtissin des Klosters zur barmherzigen Schwester gerettet und dort ausgebildet. Denn alleine hätte Nona keine Überlebenschance, hat sie doch ein Mitglied einer der mächtigsten Familien des Reichs getötet.
Die Beschreibungen und Geschehnisse wurden sehr bildhaft geschildert, sodass man sich mittendrin in der Geschichte wiederfindet und sich alles sehr gut vorstellen kann. Im Kloster findet keine gewöhnliche Ausbildung statt. Hier werden die Anwärterinnen zu Heiligschwestern, Mystikschwestern und Rotschwestern ausgebildet. Das Leben und die Ausbildung im Kloster sind nicht immer einfach, denn das Trainingsprogramm ist straff, neben Bestrafungen und Züchtigungen stehen auch Verletzungen sowie Qualen auf der Tagesordnung.
In „Waffenschwestern“ begleitet der Zuhörer Nona ins Kloster und dort ihre Ausbildung bis zu ihrem vierzehnten Lebensjahr. Nona hat bis zum Eintritt in das Kloster viel erlebt, Zuneigung und Fürsorge jedoch nicht. Die Sprache ist teilweise derb, aber trotzdem sehr passend.
Der Spannungsbogen zieht sich durch die ganze Story, die eingebauten Rückblenden fand ich gelungen.
Mit den anderen Novizinnen ist Nona in Freundschaft und Liebe – und manchmal auch leidenschaftlichem Hass – verbunden.
Aber wer von den Novizinnen wird es schaffen? Wer wird Teil der Schwesternschaft?
Ich bin schon echt gespannt auf den nächsten Teil!
Die Sprecherin Stephanie Preis kannte ich bisher noch nicht. Aber ihre Stimme passt gut zu Nona und dem was sie erlebt, auch wenn ich etwas gebraucht habe, um mich an ihre Stimme zu gewöhnen. Man kann als Zuhörer gut dabei bleiben und das obwohl das Hörbuch knappe 19 Stunden lang ist. Handwerklich gesehen macht Stephanie Preis einen guten Job, nur die tiefen männlichen Stimmen, hat sie nicht ganz so gut hinbekommen, was den Hörgenuss aber in keiner Weise schmälert. Ihre Art des Lesens ist dynamisch und sie driftet nicht in einen langweiligen Vortrag ab, was bei dieser Hörbuchlänge echt von Vorteil ist.
Fazit:
Ich kann diese Fantasy-Geschichte als Hörbuch gerne weiterempfehlen. Komplex, spannend, mystisch, gut vorgetragen.

Bewertung vom 14.11.2018
Tuesday falling
Williams, Stephen

Tuesday falling


ausgezeichnet

Eine unscheinbare junge Frau wird von Halbstarken bedroht, doch ihre Verteidigung gleicht eher einem Rachfeldzug. Am Ende ist einer der Angreifer tot, die anderen werden noch lange mit den Folgen zu kämpfen haben. Und diese Fünf sind erst das der Anfang. Tuesday nimmt unerbittlich Rache an Vergewaltigern und Gangstern und ist dabei alles andere als zimperlich. Damit versetzt sie Londons Unterwelt in Angst und Schrecken. Mit dabei ist immer eine Kamera, die alles aufzeichnet. Tuesday taucht nur kurz auf, um nach ihren Taten sofort wieder zu verschwinden. Doch wer ist sie? Wie und wo kann man sie finden? Und welches Motiv hat sie?
Detective Inspector Loss, der noch immer unter dem nicht aufgeklärten Mord an seiner Tochter Suzanne leidet, wird mit dem Fall betraut. Im Laufe der Ermittlung findet er heraus, sich in der Vergangenheit die Wege von Suzanne und Tuesday wohl gekreuzt haben.
Die Geschichte wird abwechselnd aus verschiedenen Perspektive erzählt, sodass man als Zuhörer zu allen Charakteren einen guten Zugang bekommt. Einzig Tuesdays Perspektive ist aus der Ich-Perspektive erzählt. Manchmal wird eine Ereignis aus der Sicht verschiedener Protagonisten beleuchtet. Durch die unterschiedlichen Perspektiven zusammen mit den meist kurzen Kapiteln, entsteht eine äußerst interessante, spannende und kurzweilige Erzählweise. Kurzum, man kann sich der Spannung des Hörbuchs nur schwer entziehen.
Im Laufe des Hörbuchs lernt man die Charaktere immer besser kennen. Diese sind authentisch, tiefgründig und glaubwürdig dargestellt. Allen voran Tuesday, mit ihrer sarkastischen und zynischen Art und ihren scheinbar grausamen Taten. Aber auch DI Loss fand ich super gezeichnet. Ausgebrannt, nicht im reinen mit sich und der Welt, verzweifelt, ob des gewaltsamen Tods seiner Tochter.
Stück für Stück setzt sich ein Puzzleteil ans nächste und es tun sich menschliche Abgründe auf: Täter, die vor nichts zurückschrecken und denen nichts heilig ist.
Und Tuesday hat einen sehr guten Grund für ihre Rache. Auch wenn Tuesday Selbstjustiz betreibt, so gewinnt sie doch im Laufe des Hörbuchs die Sympathie und das Verständnis des Zuhörers.
Der Autor Stephan Williams hat einen atmosphärischen, gleichsam unterhaltsamen wie spannenden Thriller mit ernstem sozialkritischem Hintergrund, der mitten in London spielt, geschaffen.
Ich muss gestehen, ich kannte weder den Autor Stephan Williams, noch den Roninhörverlag, noch die Sprecherin Katja Sallay.
Die Sprecherin Katja Sallay liest dieses Hörbuch nahezu perfekt.
Grundsätzlich bin ich bei weiblichen Stimmen immer etwas skeptisch, denn hier sind meiner Meinung nach gute Stimmen eher dünn gesät. Umso überraschter im positiven Sinn war ich von Katja Sallay, die hier beim Vortrag von „Tuesday Falling“ einen richtig guten Job macht. Sie hat eine angenehme Stimme, trägt die unterschiedlichen Stimmungen sehr gut vor, hat Höhen und Tiefen und auch die verschiedenen Charaktere hat sie super interpretiert. Es macht richtig Spaß, ihr dabei zuzuhören. Katja Sallay versteht es, die Passagen von Tuesday so rüberzubringen, wie man sich eben Tuesday vorstellt: rotzig, sarkastisch und abgeklärt.
Fazit:
Ein packender Thriller, super vorgetragen, überraschend gut! Von mir gibt’s eine absolute Hörempfehlung für dieses Hörbuch - eines meiner Highlights dieses Jahres!

Bewertung vom 31.07.2018
Der Schatten
Raabe, Melanie

Der Schatten


sehr gut

Die junge Journalistin Norah Richter ist von Berlin nach Wien umgezogen, um die Schatten der Vergangenheit hinter sich zu lassen. Sie hat sich von ihrem Freund getrennt und den Tod ihrer besten Freundin hat sie auch noch nicht überwunden. Bei einer Recherchearbeit prophezeit ihr eine alte Bettlerin, dass sie am 11. Februar einen ihr bis dato unbekannten Mann namens Arthur Grimm umbringen wird. Mit diesem Datum verbindet Norah tatsächlich schreckliche Erinnerungen. Norah beginnt zu recherchieren und es passieren seltsame Dinge in ihrem Leben. Ein perfides Spiel beginnt.
Das Buch ist hauptsächlich aus Norahs Sicht geschrieben, zwischendurch sind einzelne Kapitel aus Sicht einer unbekannten Person verfasst. Norah ist eine eher in sich gekehrte Person, wirkt kalt und dadurch etwas arrogant – jedenfalls konnte ich mit ihr leider nicht wirklich warm werden. Trotzdem hat die Autorin Norah authentisch gezeichnet inklusive vieler Zigaretten und Alkohol. Norahs Gefühle und Gedankengänge werden dem Leser sehr gut vermittelt und ihr Handeln ist nachvollziehbar beschrieben.
Die Autorin Melanie Raabe hat einen locker-leichten und flüssigen Schreibstil und schafft es, ihre Szenarien bildlich darzustellen, so dass sich der Leser direkt in ihrer Wohnung, der Redaktion oder dem Prater wähnt.
Auch war die Handlung durchsetzt von einigen Überraschungen, mit denen ich so nicht gerechnet habe. Und nun kommt das Aber: Der Thriller war zwar spannend, jedoch hat sich die Story anfangs echt in die Länge gezogen. Hier wäre meiner Meinung nach weniger mehr gewesen, weshalb ich leider einen Stern abziehen muss.
Fazit: Insgesamt ein spannender Thriller, der langsam Fahrt aufnimmt