Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
wampy
Wohnort: 
Issum

Bewertungen

Insgesamt 501 Bewertungen
Bewertung vom 10.10.2020
Kalte Liebe in Cuxhaven
Oetting, Doris

Kalte Liebe in Cuxhaven


weniger gut

Verliert nach gutem Start die Glaubwürdigkeit

Buchmeinung zu Doris Oetting – Kalte Liebe in Cuxhaven

„Kalte Liebe in Cuxhaven“ ist ein Kriminalroman von Doris Oetting, der 2020 bei Prolibris erschienen ist.

Zum Autor:
Doris Oetting, Jahrgang 1970, lebt mit ihrem Mann in Minden, Nordrhein-Westfalen. Sie arbeitet in einer Werbeagentur, liebt das Reisen und natürlich Bücher. Mit ihrem Erstlingsroman "Am Größten aber ist die Liebe", der sich mit der Frage nach den wirklich wichtigen Dingen im Leben und den oft sehr verschlungenen Wegen zum Glück beschäftigt, verschafft sie ihren Lesern einen gefühlvollen und unterhaltsamen Ausflug vom Alltag.

Klappentext:
Sie will ihre Angst im Zaum halten, keine Verzweiflung aufkeimen lassen. Als die ersten Droh-SMS eintreffen, als sie mehr werden. Als sie merkt, jemand ist in ihrer Abwesenheit in ihrer Wohnung gewesen – in dem Nest, das sie sich nach einer gescheiterten Ehe in Cuxhaven geschaffen hat. Plötzlich erscheinen ihr die Menschen, die sie liebt, in einem anderen Licht. Es bleibt ihr eine alte Tante auf Neuwerk. Wird sie bei ihr Hilfe finden?

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich zu Beginn gefangen genommen. Sehr eindringlich werden die Gefühle und Empfindungen der Hauptfigur beschrieben. Der Prolog wirkt zudem überraschend und ungewöhnlich. Aber mit zunehmender Dauer wurde mir das Verhalten der Hauptfigur immer unerklärlicher und in keinster Weise mehr nachvollziehbar.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven geschildert, meist aber aus der Sicht der gestalkten Nina. Auch der Stalker Marius kommt zu Wort. Es gibt klare Hinweise, aber Nina schweigt aus unerfindlichen Gründen und leidet still vor sich hin. Ein Besuch bei ihrer Tante liefert neue Ansätze, aber es bleibt beim Schweigen fast aller Beteiligten. Die Auflösung hat mich dann nicht mehr überrascht, aber eigentlich hatte ich mich schon gedanklich vom Buch verabschiedet. Das ist schade, weil mir der Einstieg gut gefallen hat.

Fazit:
Nach interessantem Start ging schnell die Nachvollziehbarkeit verloren und deshalb bewerte ich das Buch noch knapp mit zwei von fünf Sternen (40 von 100 Punkten) und spreche keine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 10.10.2020
Bandenkrieg in Vertikow (eBook, ePUB)
Friedrichs, Frank

Bandenkrieg in Vertikow (eBook, ePUB)


sehr gut

Das Dorfleben steht im Vordergrund

Buchmeinung zu Frank Friedrichs – Bandenkrieg in Vertikow

„Bandenkrieg in Vertikow“ ist ein Kriminalroman von Frank Friedrichs, der 2020 bei DichtFest erschienen ist. Dies ist der vierte Band in dieser Reihe.

Zum Autor:
1969 wurde Frank Friedrichs in Hamburg geboren und ist bis zu seinem 38. Lebensjahr nicht weit von dort weggekommen. Seine Kindheit und Jugend hat er zwar streng genommen in Schleswig-Holstein verlebt - aber nur einen Steinwurf von der Hamburger Stadtgrenze entfernt. Wenn er so gut hätte werfen können.
Mit 25 zog es ihn dann wieder in die Großstadt - um lange zu studieren (Germanistik, Kunstgeschichte, Musikwissenschaft, ein bisschen Psychologie, Alte Geschichte und Archäologie), ein Vokalensemble zu gründen, als Journalist und Arzthelfer zu arbeiten und den Mann fürs Leben kennenzulernen.
2007 hat er dann endlich seinen Bestimmungsort gefunden: ein winziges Dorf in Mecklenburg. Und weiß seitdem, dass die Hamburger nicht einmal erahnen können, wie viel Himmel es um sie herum gibt ...

Klappentext:
Wieder liegt die Tat fast ein Jahr zurück: Ein scheinbar harmloser Unfall am Strand von Warnemünde droht der neuen Nachbarin Jutta Abramczyk zum Verhängnis zu werden. Überall im Dorf werden Gerüchte laut, sie habe ihren Mann ermordet. Kann Peer den Fall aufklären und Juttas Ansehen wiederherstellen?
Das wäre mit Sicherheit einfacher, wenn nicht in Vertikow wieder ein Haufen Dinge geschehen würde, die ihn ablenken ...

Meine Meinung:
Dieses Buch enthält Krimielemente, ist aber eher ein Roman über das Dorfleben in Vertikow. Peer, die Hauptfigur und Ich-Erzähler, sitzt im Rollstuhl, arbeitet halbtags und war im früheren Leben Organist. Er ist im Dorf angesehen und kümmert sich, wenn man ihn um Hilfe bittet. Der Mann der neuen Nachbarin ist vor einem Jahr zu Tode gekommen und es kommen Gerüchte auf. So wird Peer aktiv, aber erst nach einer (zu) langen Vorlaufphase. Die Figuren der Dorfbewohner sind liebevoll gezeichnet und wirken durch die Bank sympathisch, auch wenn sie die ein oder andere Macke oder auch ein Problem haben. Es gibt ein paar Störungen, die durch Auswärtige verursacht werden, aber die die Dorfbewohner in den Griff bekommen. Peer ermittelt mit dem ihm eigenen Ehrgeiz und hat seine eigenen Regeln. Auch geht er erhebliche Risiken ein und gerät so selbst in Gefahr. Trotzdem hatte ich das Gefühl, das das Dorfleben im Vordergrund steht und der Kriminalfall eher Beiwerk ist. Der Fall wird aber vollständig und verständlich aufgeklärt. Der Spannungsbogen leidet an den vielen Nebenhandlungen und bleibt somit übersichtlich. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und vermittelt neben der dörflichen Atmosphäre die Liebe zum dörflichen Schauplatz und seinen Bewohnern. Auch die Schilderung einiger Begebenheiten aus der Sicht eines Rollstuhlfahrers birgt Überraschungen.

Fazit:
Mir hat das Buch angenehme und unterhaltsame Lesestunden beschert, aber es ist kein Kriminalroman. Trotzdem vergebe ich vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde warmherziger Geschichten aus.

Bewertung vom 13.09.2020
Halligmord / Minke-van-Hoorn Bd.1 (eBook, ePUB)
Henning, Greta

Halligmord / Minke-van-Hoorn Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Ruhig und unaufgeregt werden die Halligbewohner entzaubert

Buchmeinung zu Greta Henning – Halligmord

„Halligmord“ ist ein Kriminalroman von Greta Henning, der 2020 bei Ullstein erschienen ist.

Zum Autor:
Greta Henning ist ein Pseudonym. Die Autorin mag die Nordsee im Urlaub bei jedem Wetter, Wattwanderungen und Krabbenbrötchen - gute Voraussetzungen, um einen Nordseekrimi zu schreiben. Die besondere Welt der friesischen Halligen mit ihren Geschichten und Traditionen hat es ihr genauso angetan wie der Klassiker "Der Schimmelreiter" und die Lebensart in Deutschlands hohem Norden.
"Halligmord" ist der erste Kriminalroman der Autorin.

Klappentext:
Eine Sturmflut an der Nordsee - und am nächsten Morgen ein grausiger Fund: Auf der kleinen Hallig Nekpen hat die See menschliche Knochen freigespült, die schon seit Jahrzehnten im friesischen Marschboden gelegen haben müssen. Wer war der Tote?
Die junge Kommissarin Minke van Hoorn, in ihrer Freizeit engagierte Watt-Rangerin und Robbenretterin, beginnt zu ermitteln. Die beiden alteingesessenen Familien, die auf Nekpen leben, wollen von allem nichts gewusst haben. Da verschwindet der Sohn des alten Deichgrafen auf Nekpen, ein geheimnisvoller Brief taucht auf und Minkes Mutter, scheint etwas zu verbergen. Der alte Fall scheint plötzlich seine Finger bis in die Gegenwart auszustrecken. Minke muss sich beeilen, denn der nächste Herbststurm kündigt sich an...

Meine Meinung:
Minke van Hoorn, die Hauptfigur, ist eine junge Polizistin, die in die großen Fußstapfen ihres Vaters treten will. Unterstützt wird sie eher selten durch den Beinaherentner Klaus, der sich vorwiegend um die Vorbereitung seines Ausstands kümmert. Meist werden die Ereignisse aus der Sicht Minkes wiedergegeben, aber nicht nur. Eine zweite Erzählebene schildert Ausschnitte aus der Nacht, in der der nun aufgefundene Tote spurlos verschwand. Begleitet werden die fünf Ermittlungstage von einer aufkommenden Sturmflut. Wirkt das Leben auf einer Hallig zunächst eher romantisch und beschaulich, so werden zunehmend die Schattenscheiten des Lebens auf einer Hallig deutlich. Man kennt sich, aber man mag sich nicht immer. Es beginnt ruhig und unaufgeregt, aber die Spannung steigt stetig. Durch die Rückblicke und die Ermittlungserkenntnisse werden immer wieder andere Personen als Verdächtige präsentiert. Die Figuren werden meist nur grob skizziert und von fast jeder wird ein dunkles Geheimnis enthüllt. Nebenbei erfährt der Leser viel über die Besonderheiten eines Lebens auf einer Hallig im nordfriesischen Wattenmeer. Minke ist die Lütte, die sich den Respekt der Menschen noch verdienen muss. Sie akzeptiert dies und wirkt zunehmend sympathisch. Auf Actionszenen verzichtet die Autorin fast vollständig und am Ende gibt es eine Aufklärungsrunde ganz im Stil großer Vorbilder wie z. B. Nero Wolfe. Der Schreibstil ist ruhig und vermittelt viel Atmosphäre.

Fazit:
Der erste Fall für Minke van Hoorn hat mich mit seiner ruhigen Art und der atmosphärischen Schilderung überzeugt. Gerne vergebe ich vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche für die Freunde ruhiger Kriminalromane eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 11.09.2020
Drakon - Tod unter Segeln (eBook, ePUB)
Neumann, H. Dieter

Drakon - Tod unter Segeln (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein Spannungsroman der leisen Töne

Buchmeinung zu H. Dieter Neumann – Drakon – Tod unter Segeln

„Drakon – Tod unter Segeln“ ist ein Spannungsroman von H. Dieter Neumann, der 2020 bei Piper erschienen ist.

Zum Autor:
Heinrich Dieter Neumann war zunächst Offizier in der Luftwaffe der Bundeswehr. Nach seinem Ausscheiden als Oberstleutnant d. R. arbeitete der Diplom-Finanzökonom als Vertriebsleiter und Geschäftsführer in der Versicherungswirtschaft, bevor er sich - nach vielen Schreibseminaren und begleitet von einem Studium der Neueren Deutschen Literatur - ganz aufs Schreiben verlegte.

Meine Meinung:
Der Klappentext führt in die Irre, denn Malte ist kein Geheimagent und versucht es auch nicht zu sein. Er ist ein Mensch, der den Tod seiner Frau auch nach Jahren nicht verkraftet hat und sich zum Ausgleich in die Arbeit als Boothersteller gestürzt hat. Es fehlen viele handelsübliche Elemente und doch gelingt es dem Autor reichlich Spannung zu erzeugen. Gewaltszenen sind selten und Actionszenen noch seltener. Vieles wird nicht direkt erzählt sondern als Information in einem Gespräch weitergereicht. Es gibt Verrat und Spionage, aber auch hier gibt es Überraschungen, weil nicht nur staatliche Organisationen beteiligt sind. Der Schreibstil ist angenehm kühl und klar. Die Geschichte ist verzwickt und birgt manche Überraschung, auch wenn eine Richtung früh erkennbar ist. Die Figuren sind meist nur grob skizziert, auch weil es keine eindeutige Hauptfigur gibt. Das Ganze wirkt realistisch und hinterlässt ein unangenehmes Gefühl beim Leser. Als Sympathieträger erweist sich ein älterer Agent, der ruhig und unaufgeregt Informationen sammelt und auswertet. Er hat überhaupt nichts mit der Figur eines James Bond gemein. Das Ende ist ruhig aber passend. Es bleibt Raum für die Phantasie des Lesers, sich weitere Details vorzustellen.

Fazit:
Dieser Spannungsroman um Spione und Agenten überzeugt durch seine unaufgeregte Art, die ihre Wirkung langsam entfaltet. Das Buch hat mich überzeugt und deshalb bewerte ich es mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten). Für die Freunde ruhiger aber auch spannender Unterhaltung spreche ich eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 09.09.2020
Ein abgezockter Sauhund
Krause, Roland

Ein abgezockter Sauhund


ausgezeichnet

Diese Mär hat mich begeistert

Buchmeinung zu Roland Krause – Ein abgezockter Sauhund

„Ein abgezockter Sauhund“ ist ein Kriminalroman von Roland Krause, der 2020 im Emons Verlag erschienen ist.

Zum Autor:
Geboren und aufgewachsen ist Roland Krause in Lindau am Bodensee. Nach einigen Jahren in Nürnberg lebt und arbeitet er heute in München. Die düsteren Winkel der Großstadt bilden auch den Hintergrund seiner Krimis. Roland Krauses Romane und Erzählungen sind atmosphärisch-dichte Milieustudien, in denen er das Dasein von Außenseitern und schrägen Charakteren beleuchtet.

Klappentext:
Der Münchner Kleinkriminelle Samson ist ganz unten, dort, wo ihm Käfer ins Gesicht spucken. Der Job von Halbweltgröße Stani kommt ihm daher wie gerufen. Er soll für ihn einen alten Kumpel aufspüren. Doch der schwimmt am Isarufer in seinem Blut, und Samson steckt bald mitten in der gnadenlosen Jagd nach dessen letzter Diebesbeute. Nur wer gerissen und ohne Skrupel ist, hat die Chance auf den Jackpot. Samson kämpft ohne Regeln und riskiert dabei nicht nur das eigene Leben ...

Meine Meinung:
Es hat ein bisschen gebraucht bis ich im Buch angekommen bin. Samson, die Hauprfigur und meist als Ich-Erzähler unterwegs, macht es dem Leser nicht einfach, ihn sympathisch zu finden. Er versucht sein Löeben im Haifischbecken München in bessere Bahnen zu führen, ohne dafür aber hart arbeiten zu wollen. So lebt er als Kleinkrimineller von Betrügereien. Dann die Chance auf den Hauptgewinn und Samson ackert wie wohl nur selten zuvor. Er hat schwache Verbündete und starke Gegner. In diesem Szenario hat der Autor eine Mär geschrieben, die mich immer mehr überzeugt hat. Einige Sachen sind nicht sonderlich realistisch, aber das hat mich nicht gestört. Denn hier agiert jeder gegen jeden und es gibt immer noch hungrige größere Fische. Oder stimmt das etwa nicht? Gibt es Allianzen, die bestehen bleiben?
All dies erzählt Roland Krause in einem Feuerwerk von Ideen und absonderlichen Situationen mit einem speziellen schwarzen Humor. Auch die Sprache passt zu dieser Art Erzählung. Samson wird schwer gebeutelt, steckt aber nicht auf und entdeckt neue Seiten an sich. Die Schlusspointe rundet das Werk stilvoll ab.

Fazit:
Die Mär vom abgezockten Sauhund hat mich nach anfänglichen Problemen begeistert. Deshalb vergebe ich fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde etwas schräger Kriminalliteratur aus.

Bewertung vom 30.08.2020
Die Wahrheit ist eine Wasserleiche (eBook, ePUB)
Schreiber, Mart

Die Wahrheit ist eine Wasserleiche (eBook, ePUB)


weniger gut

Es fehlt an Spannung

Buchmeinung zu Mart Schreiber – Die Wahrheit ist eine Wasserleiche

„Die Wahrheit ist eine Wasserleiche“ ist ein Kriminalroman von Mart Schreiber, der 2020 bei myMorawa von Dataform Media GmbH erschienen ist.

Zum Autor:
Mart Schreiber ist mein Pseudonym, mein schreibendes Ich, wenn man so will. Ich bin in Österreich geboren und lebe in Wien. Den Wunsch zu schreiben verspürte ich schon als Kind. Seit gut einem Jahr habe ich es auch in die Tat umgesetzt. Davor habe ich zwei IT-Firmen mitgegründet und die Anteile später wieder verkauft. In meinem Brotberuf bin ich freiberuflich als Projektmanager und Projektcoach tätig.

Klappentext:
Kaum ist Marlies von Ihrem Sabbatical zurück, wird Manfred, ihre Vertretung im Kunstunterricht, wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs verhaftet. Marlies zweifelt an seiner Schuld und besucht ihn in der Untersuchungshaft. Sie kennt die Tochter, da sie für kurze Zeit ihre Schülerin war und weiß um ihre psychischen Probleme.
Als Manfred wieder aus der Untersuchungshaft entlassen wird, kommt es zu einem Eklat bei einem Treffen mit seiner Tochter und Marlies. Als Frau des Majors Machler von der Mordkommission gerät sie in die Fänge dieses Kriminalfalls, der letztlich in nicht nur einen Mordfall mündet. Joe Machler ist ziemlich sauer auf seine Frau, die seinen Ruf ramponiert und die er auch verdächtigt, mehr als eine kollegiale Sympathie für Manfred zu empfinden.
Schließlich beginnt Marlies auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei wird sie letztendlich auch von ihrem Mann unterstützt, der wegen Befangenheit aus dem Fall abgezogen wird.

Meine Meinung:
Marlies ist mit dem Major Joe Mahler verheiratet, der ihren Lehrerkollegen Manfred in Untersuchungshaft gebracht hat. Marlies besucht Manfred sogar in der Untersuchungshaft und glaubt seinen Unschuldsbeteuerungen. Auch im weiteren Verlauf verschweigt sie ihrem Mann weitere Treffen mit Manfred. Diese Grundidee ist nicht neu, aber leider hat mir die Umsetzung nur in Teilen gefallen. Die Figuren sind mit Ausnahme von Marlies meist nur knapp skizziert und wirken recht leblos. Joe hat eine junge sehr ehrgeizige Kollegin an der Seite, die eher wie eine Parodie wirkt. Gefallen hat mir die Beschreibung der Entwicklung Manfreds, der sich in einer zunehmend ausweglosen Lage zu sein glaubt. Der Schreibstil ist gut lesbar aber etwas trocken. Mein Hauptkritikpunkt ist die weitgehend fehlende Spannung und die fehlenden Gespräche zwischen Marlies und Joe, die sich eigentlich immer noch lieben, aber zu wenig miteinander reden.

Fazit:
Meine erste Begegnung mit Marlies und Joe konnte mich wegen fehlender Spannung nicht überzeugen. Deshalb vergebe ich zwei von fünf Sternen (50 von 100 Punkten) und spreche keine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 30.08.2020
Alternativlos
Habenicht, Stefan

Alternativlos


schlecht

Trotz interessanter Grundidee eine einzige Enttäuschung

Buchmeinung zu Stefan Habenicht – Alternativlos

„Alternativlos“ ist ein Kriminalroman von Stefan Habenicht, der 2019 im Isensee Verlag erschienen ist.

Meine Meinung:
Bei diesem Buch hatte ich den Eindruck, dass der Autor verschiedene Stile und Genre munter gemischt hat. Leider hat mich dies an vielen Stellen überfordert. War es nun eine Dystopie oder eine Satire oder ein Agententhriller. Auf jeden Fall war es kein klassischer Kriminalroman und auch kein Noir. Die Grundidee hat etwas, aber die Umsetzung hat mir gar nicht gefallen. Die Hauptfigur führt meist als Ich-Erzähler durch die Geschichte und vermittelt Gedanken, aber sie schafft es nicht etwas komplexere Gefühle zu vermitteln. Greiff ist als David ausgelegt, der mit ein paar Getreuen den Kampf gegen die dunklen Mächte aufnimmt, die so übel sind, dass sie harmlose Menschen durch staatliche Einsatzkommandos ausschalten lässt. Greiff fährt natürlich Motorrad, ist verliebt, hat einen sympathischen Lehrmeister und verfügt über Fähigkeiten, die einen James Bond erblassen lassen. Dazu sind die meisten Figuren arg eindimensional gezeichnet. Die Actionszenen haben mich auch nicht überzeugt und vor allem störte mich, dass Greiff und seine Gefährten immer topp vorbereitet waren, während seinen Gegenspielern Anfängerfehler en masse unterliefen. Die Spannungsmomente waren selten und die Glaubwürdigkeit näherte sich bald der Nullmarke.

Fazit:
Eine interessante Grundidee kann dieses Werk nicht retten. Es hat mich in nahezu allen Bereichen enttäuscht und so bewerte ich es mit einem von fünf Sternen (30 von 100 Punkten). Statt einer Leseempfehlung würde ich eher eine Lesewarnung aussprechen.

Bewertung vom 29.08.2020
Schatten und Licht / Fräulein Gold Bd.1 (1 MP3-CD)
Stern, Anne

Schatten und Licht / Fräulein Gold Bd.1 (1 MP3-CD)


ausgezeichnet

Das Berlin der Zwanziger wird lebendig

Buchmeinung zu Anne Stern – Fräulein Gold: Schatten und Licht

„ Fräulein Gold: Schatten und Licht“ ist ein historischer Roman von Anne Stern, der 2020 im Rowohlt Verlag erschienen ist. Das ungekürzte Hörbuch wird von Anne Thalbach gelesen und ist 2020 im Argon Verlag erschienen.

Zum Autor:
Anne Stern wurde in Berlin geboren, wo sie auch heute mit ihrer Familie lebt. Nach dem Studium der Geschichte und Germanistik promovierte sie in deutscher Literaturwissenschaft und arbeitete als Lehrerin in der Lehrerbildung.

Sprecher:
Anna Thalbach stand bereits mit sieben Jahren das erste Mal für einen Kinofilm vor der Kamera. Seitdem arbeitet sie gleichermaßen erfolgreich für Theater, Film und Fernsehen. Mit ihrer ausdrucksstarken Stimme ist Anna Thalbach eine der gefragtesten Hörbuchsprecherinnen.

Klappentext:
1922: Hulda Gold ist gewitzt und unerschrocken und im Viertel äußerst beliebt. Durch ihre Hausbesuche begegnet die Hebamme den unterschiedlichsten Menschen, wobei ihr das Schicksal der Frauen besonders am Herzen liegt. Der Große Krieg hat tiefe Wunden hinterlassen, und die junge Republik ist zwar von Aufbruchsstimmung, aber auch von bitterer Armut geprägt. Hulda neigt durch ihre engagierte Art dazu, sich selbst in Schwierigkeiten zu bringen. Zumal sie bei ihrer Arbeit nicht nur neuem Leben begegnet, sondern auch dem Tod. Im berüchtigten Bülowbogen, einem der vielen Elendsviertel der Stadt, kümmert sich Hulda um eine Schwangere. Die junge Frau ist erschüttert, weil man ihre Nachbarin tot im Landwehrkanal gefunden hat. Ein tragischer Unfall. Aber wieso interessiert sich der undurchsichtige Kriminalkommissar Karl North für den Fall? Hulda stellt Nachforschungen an und gerät dabei immer tiefer in die Abgründe einer Stadt, in der Schatten und Licht dicht beieinanderliegen.

Meine Meinung:
Dieses Buch vermittelt viel Atmosphäre und zusammen mit der Sprecherin werden die Figuren lebendig. Die Charaktere sind mit vielen Grautönen gezeichnet und bieten deshalb auch viele Überraschungen. Berufsbedingt ist Hulda recht selbstständig und kommt viel in ihrem Viertel herum. Sie hat ein Auge für ihre Umwelt und führt selbst auch kein sorgloses Leben, aber es reicht immer noch und das ist mehr als bei vielen anderen Berlinern. Privat läuft es gerade nicht so gut. Da lernt sie den Kommissar Karl North kennen. Beide ermitteln auf ihre eigene Weise und sind sich menschlich nicht unsympathisch. Im Alltagsleben tauchen erste Ressentiments gegenüber Juden auf und vielerorts herrscht ein Klassendenken. Hulda und Karl arbeiten beide in Berufen, in denen sie auf Menschen aus mehreren Schichten treffen. Der Leser erfährt von traurigen Einzelschicksalen, erlebt glückliche Momente mit und begleitet eine Hulda, zu deren Wortschatz das Wort Angst nicht gehört. Sie wirkt sehr sympathisch, weil sie den Dingen auf den Grund gehen will. Ähnlich ist es mit Karl North, der zunehmend auch Herz zeigt. Die Grundstimmung ist eher dunkel, aber humorvolle Zwischentöne lockern das triste Geschehen immer wieder auf. Das Berlin der frühen 20-er Jahre wird mit seinen Vor- und Nachteilen lebendig und alle Figuren versuchen so viel wie möglich davon abzubekommen. Der Kriminalfall spielt zu Beginn kaum eine Rolle, rückt aber zunehmend in den Fokus und sorgt für einige Spannungsmomente.

Fazit:
Das Berlin der 20-er Jahre wird in diesem Buch lebendig und ein Kriminalfall dient als Bindeglied. Spannende Figuren und eine interessante Handlung sorgen für einen Lese- und Hörgenuss. Die Vorleserin Anna Thalbach mach einen ausgezeichneten Job. Deshalb vergebe ich fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 28.08.2020
Die Brut der Wölfe (eBook, ePUB)
Wehnhardt, Daniel

Die Brut der Wölfe (eBook, ePUB)


sehr gut

Eine harte und spannende Geschichte mit einigen Überraschungen

Buchmeinung zu Daniel Wehnhardt – Die Brut der Wölfe

„Die Brut der Wölfe“ ist ein Kriminalroman von Daniel Wehnhardt, der 2019 im Prolibris Verlag erschienen ist.

Zum Autor:
Daniel Wehnhardt, 1984 in Fürstenhagen geboren, studierte in Kassel Spanisch und Politikwissenschaft und ist nun angehender Lehrer. Er ist Gewinner diverser Literaturwettbewerbe. 2016 erschien mit »Verpressung« sein erster Kassel-Krimi. In seiner Freizeit widmet er sich der Literatur und den asiatischen Kampfkünsten.

Klappentext:
Bahía Feliz, Gran Canaria. Hierhin hat sich André Jäger zurückgezogen. Nach dem schmerzlichen Verlust eines besten Freundes hat er alles hinter sich gelassen: seinen Beruf, seine große Liebe, seine Familie. Nun ruft der Kasseler Chef des Verfassungsschutzes ihn zurück in seine Heimat. Rechtextremisten haben einen Anschlag mit zahlreichen Toten und Verletzten verübt. Jäger soll weiteres Blutvergießen verhindern und die braune Zelle infiltrieren. Was er nicht weiß: Nicht nur die Zeit spielt gegen ihn …

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich positiv überrascht, denn kaum etwas war so wie ich es erwartet hatte. Andre Jäger, die Hauptfigur, ist durchaus komplex gezeichnet. Er hat seine Ecken und Kanten, nimmt es manchmal nicht so genau mit den Buchstaben des Gesetzes und er hat noch eine Rechnung offen. Sein bester Freund starb bei einem Kampfsportevent, weil sein Gegner nicht aufhören konnte. Für Andre, selbst Kampfsportler, war es Mord. Aber nun kehrt er nach Kassel zurück, um als V-Mann für den Verfassungsschutz in rechten Kreisen zu ermitteln. Anschaulich wird der Weg Andres in die rechtsextreme Gruppe beschrieben, die erst durch ein Spitzel möglich wird. Die Gruppe selber ist professionell geleitet und ihr Anführer ist ein angemessener Gegner. Die Leute des Verfassungsschutzes wirken da eher wie Lehrlinge.
Die Spannung baut sich langsam auf, steigert sich kontinuierlich und entlädt sich in einem Showdown erster Güte. Der Schreibstil ist einfach, aber leicht lesbar und gut verständlich. Manche Stellen sind hart und grausam, da darf man nicht zu zart beseidet sein. Der Ich-Erzähler Andre vermittelt seine Gedanken, seine Sorgen und Nöte und seine Gefühle in einer Weise, die Sympathien weckt. Auch seine Verbundenheit zu Kassel, die Stadt seiner Geburt und seines Aufwachsens, findet Ausdruck in seiner atmosphärischen Schilderung. Seine Motivation wächst erheblich, als er im Anführer der Gruppe den letzten Gegner seines Freundes erkennt.
Der Leser glaubt, dass Andre alles im Griff hat, aber der Autor hat einige Überraschungen auf Lager.

Fazit:
Mir hat dieser Kriminalroman in weiten Teilen sehr gut gefallen, allein fehlt es manchmal an Glaubwürdigkeit, denn das Spektakuläre geht zu ihren Lasten. Andre kann es locker mit Ikonen aus diesem Genre aufnehmen. Von mir gibt es gute vier von fünf Sternen (85 von 100 Punkten). Ich kann das Buch Freunden spannender Unterhaltung empfehlen.