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Midnight-Girl
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NRW

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Insgesamt 853 Bewertungen
Bewertung vom 15.07.2018
Ein Gentleman in Arles - Mörderische Machenschaften / Peter Smith Bd.1
Coles, Anthony

Ein Gentleman in Arles - Mörderische Machenschaften / Peter Smith Bd.1


gut

Peter Smith hatte gehofft seine Vergangenheit hinter sich gelassen zu haben und nun einem entspannten Renterdasein in der Provence, gemeinsam mit seinem Windhund Arthur, frönen zu können. Doch plötzlich gerät er mitten hinein in einen mehr als undurchsichtigen Mordfall. Diverse Personen bitten ihn unabhängig voneinander um seine Mithilfe und ahnen nicht, dass sie es mit einem ehemaligen britischen Geheimdienstler zu tun haben. Das ist Peters Glück, denn nur so kann er einigermaßen unbehelligt weiterführende Nachforschungen anstellen, die allerdings mehr Fragen aufwerfen als dass sie Antworten liefern. Außerdem rennt ihm die Zeit davon, denn es bleibt nicht bei dem einen Verbrechen.

Über Peter Smiths Vergangenheit wird sich nicht nur den anderen Protagonisten gegenüber ausgeschwiegen, auch der Leser verknüpft nur einzelne Indizien zu wilden Theorien, ohne konkretes Wissen zu erlangen. Denn das muss man der Hauptperson lassen: Man erfährt exakt soviel über die Figur Peter Smith wie er selbst zu geben bereit ist. Dadurch wirkt er aber gleichzeitig unnahbar, undurchsichtig und manches Mal sogar unaufrichtig. Ob man ihm damit Unrecht tut, lässt sich bis zuletzt nicht klären, eine enge Verbindung zwischen Leser und Protagonist scheint jedoch ausgeschlossen, nicht zuletzt auf Grund seiner zweifelhaften Einstellung manchem Ungemach gegenüber.

Der Fall als solcher dümpelt über lange Zeit mehr vor sich hin als dass tatsächlich etwas Aufregendes geschieht. Zwischendurch gibt es durchaus temporeiche Passagen, die den Eindruck erwecken das Geschehen würde nunmehr vorangetrieben, doch allzu schnell sind diese Sequenzen schon wieder vorbei. Es scheint als würde hier viel mehr Wert darauf gelegt umfangreiches Wissen im Bezug auf Technik sowie Essen und Trinken in der Provence anzubringen. Dadurch verliert der Autor sich allerdings häufig zu sehr in Beschreibungen, die weder relevant für die Handlung noch in interessanter Weise ausgeschmückt sind. Erst im letzten Drittel kommt es fast schon zu einem Bruch, der dem Krimi endlich neuen Schwung verleiht und auch die lange erwartete Spannung heraufbeschwört. Plötzlich geht alles ganz schnell, und auch wenn nicht sämtlichen Fäden eine Auflösung zuteil wird, so konnte man dennoch einigermaßen besänftigt werden.

Es scheint als hätte der Autor im ersten Band der Reihe zu viel auf einmal unterbringen wollen. Zu viele Handlungsstränge mit zu vielen Figuren, die mal mehr mal weniger nachvollziehbare Querverbindungen aufweisen, aber unbedingt mitmischen müssen. Die Grundidee ist durchaus gelungen und auch der Hauptcharakter scheint interessanter Natur zu sein, doch wäre in mancher Hinsicht etwas mehr Zurückhaltung nicht verkehrt gewesen. Möglicherweise kehrt nun in manchen Aspekten mehr Ruhe ein, nachdem die Grenzen abgesteckt und erste Unklarheiten beseitigt wurden. Vielleicht liegt dann im Nachfolgeband auch die volle Konzentration auf dem eigentlichen Fall.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.07.2018
Der rote Stier / Nero Wolfe Bd.7
Stout, Rex

Der rote Stier / Nero Wolfe Bd.7


sehr gut

Auf dem Weg zu einer Orchideenausstellung geschieht ein Unglück, durch welches sich Nero Wolfe und Archie plötzlich Aug’ in Aug’ einem Stier gegenübersehen. Um die beiden aus der misslichen Lage zu befreien ist Fingerspitzengefühl notwendig, glücklicherweise naht Hilfe von außen. Das eigentliche Vorhaben gerät zwar nicht in Vergessenheit, rückt aber ein wenig in den Hintergrund als Nero Wolfe und Archie auf Thomas Pratt, den Besitzer des Stiers, treffen und erfahren, dass das teuer eingekaufte und berühmte Tier schon in wenigen Tagen verzehrt werden soll. Dann allerdings wird ein junger Mann tot auf der Weide gefunden, augenscheinlich aufgespießt von den Hörnern des roten Ungetüms…

Wer Nero Wolfe inzwischen ein wenig kennt, weiß um seine Aversion gegenüber unvorhergesehenen Ereignissen. Überhaupt schon das Haus zu verlassen und sich in ein Automobil zu setzen liegt eigentlich nicht in seiner Natur. Wie also muss eine solche Person empfinden, wenn nicht nur unerwartet ein Reifen platzt, sondern auch noch andere Planungen über Bord geworfen werden? Dennoch verhält Wolfe sich erstaunlicherweise weitestgehend professionell und ist sowieso schon bald voll und ganz in seinem detektivischen Element.

Auch der Leser glaubt keine Sekunde daran, dass sich auf der Weide ein Unfall zugetragen haben soll. Sicherlich kann man diese Erkenntnis an keinerlei Hinweisen festmachen, doch ist es mehr als ein Bauchgefühl, das deutlich macht, dass hier etwas faul sein muss. Die Gedankengänge der Hauptperson sowie die darauf folgenden Querverbindungen erscheinen im Nachhinein oft logisch, während der Lektüre fragt man sich dennoch häufig woher diese Theorien – die wohl mehr als nur reine Hirngespinste sind – kommen. Verblüfft muss man sich eingestehen, dass die eigene Spürnase nicht unbedingt immer ins Schwarze trifft.

Das Geschehen geht einen eher gemächlichen Gang, was den Autor jedoch nicht davon abhält Spannung zu erzeugen. Dies geschieht zumeist unterschwellig, so dass atmosphärische Veränderungen zwar spürbar, aber nicht unbedingt sofort greifbar sind. Innerhalb der ein oder anderen Passage gerät er zudem ins Schwadronieren, so dass man leicht abgelenkt wird ob der Ausführlichkeit mancher Situationen, die der eigentlichen Haupthandlung nicht zum Fortschritt gereichen. Hier gilt es unbedingt einen klaren Kopf zu behalten, um nicht ebenfalls abzuschweifen in Gefilde, die zwar interessant, aber aufklärungstechnisch nicht relevant sind.

Schon frühzeitig nach der doch recht überraschenden Auflösung ist der Leser gespannt welche weiteren Abenteuer auf Nero Wolfe und Archie warten.

Bewertung vom 08.07.2018
Tiefer denn die Hölle / Martin Bauer Bd.2
Gallert, Peter;Reiter, Jörg

Tiefer denn die Hölle / Martin Bauer Bd.2


sehr gut

Eigentlich sollte Martin Bauer seine hochschwangere Frau zum Vorbereitungskurs begleiten, ohne einen Gedanken an die Arbeit zu verschwenden. Doch sein katholischer Kollege, Monsignore Vaals, bricht beim Anblick eines Toten in den Tiefen eines stillgelegten Bergwerks zusammen, so dass Bauer doch noch zum Einsatzort gerufen wird. Der Fall lässt ihm keine Ruhe, so dass er wieder einmal beginnt eigene Nachforschungen anzustellen. Die Spuren führen in Vaals Vergangenheit, doch nicht nur dort gibt es einiges was nicht so recht zusammenzupassen scheint…

Nach „Glaube Liebe Tod“ legt das Autorenduo Peter Gallert und Jörg Reiter mit „Tiefer denn die Hölle“ den zweiten Krimi rund um Polizeiseelsorger Martin Bauer vor. Auch wenn jeder Band für sich genommen verständlich und eigenständig erscheint, so empfiehlt es sich dennoch die gegebene Reihenfolge einzuhalten, um auch die Entwicklungen zwischenmenschlicher Beziehungen nachvollziehen zu können. Denn hier gibt es durchaus Aspekte, die zwar oberflächlich betrachtet nur eine untergeordnete Rolle spielen und für die Handlung weniger relevant erscheinen, um sämtlichen Denk- und Handlungsweisen der Hauptfigur folgen zu können, sind sie aber oft von Bedeutung.

Normalerweise wäre Martin Bauer in diesen Fall gar nicht involviert gewesen, hätte sein Kollege nicht einen Herzinfarkt erlitten. Schon früh stellt sich dem Leser daher die Frage, inwiefern Monsignore Vaals an den Vorkommnissen beteiligt ist beziehungsweise welche Informationen ihm dazu vorlagen. Wie bereits in seinem ersten Fall kann Bauer seine Füße natürlich nicht still halten, ein Glücksfall für den ebenso neugierigen Leser, denn dass hier etwas im Argen liegt scheint offensichtlich. Leider werden sowohl dem Polizeiseelsorger als auch Hauptkommissarin Dohr immer wieder Steine in den Weg gelegt, mitunter von Menschen, die eigentlich für dieselbe Sache kämpfen. Dieser interne Zwist schwächt das Gefüge, egal wie erfolgreich die Spurensuche ausgehen wird.

Im Gegensatz zum ersten Band hat man dieses Mal das Gefühl, dass eine bestimmte Laufrichtung bereits vorgegeben und nicht mehr viel Spielraum für anderweitige, möglicherweise ganz und gar abwegige, Spekulationen vorhanden ist. Obwohl das Spannungsniveau natürlich dennoch im oberen Bereich anzusiedeln ist, fehlt der gewisse Biss, den man im Auftaktband sehr zu schätzen gelernt hat. Sicherlich soll der Leser auch hier in die Irre geführt werden, häufig bleibt es allerdings beim Versuch, da man diesen als ebensolchen entlarven kann. Die gewohnte und liebgewonnene Leichtigkeit, die „Glaube Liebe Tod“ trotz aller Tragik ausmachte, hätte man sich auch hier intensiver gewünscht.

Sehr gut gelungen und daher erwähnenswert ist in „Tiefer denn die Hölle“ das gewählte Setting. Stillgelegte Bergwerke verbindet man sofort mit dem Ruhrgebiet, so dass man den Ausführungen gerne folgt und sich sofort vorstellen kann wie wohl der laufende Betrieb damals ausgesehen hat. Lokalkolorit auf höchstem Niveau, wodurch ein Gefühl von Heimat entsteht, egal ob man nun selbst ein Ruhrpott-Kind ist oder nicht. Trotz einiger weniger Schwächen können die Autoren weitestgehend an den ersten Band anknüpfen und haben hoffentlich noch den ein oder anderen Fall für Martin Bauer auf Lager.

Bewertung vom 30.06.2018
Insel-Krimi - Eisenhut und Sylter Spitze
Albrecht, Erik

Insel-Krimi - Eisenhut und Sylter Spitze


sehr gut

Marga Neumann wird von vermeintlichen Mitarbeitern der Stadtwerke darum gebeten ihr Haus für eine Weile zu verlassen, es hätte ein Gasleck gegeben. Doch verfolgen die zwielichtigen Gesellen einen ganz anderen Plan, bei dem ihnen die alte Dame im Weg wäre. Diese allerdings ist nicht auf den Kopf gefallen und heckt mit ihrer Freundin Hedwig und dem Postboten Harald einen raffinierten Plan aus…

Andere Insel, anderer Autor, andere Protagonisten – beim dritten Insel-Krimi ist alles ein bisschen anders, denn nicht nur die bereits bekannten Figuren Arne Brekewoldt und Nele Röwekamp „fehlen“, auch stehen dieses Mal keine Ermittlungen seitens der Polizei im Vordergrund. Das würde im vorliegenden Fall auch keinen Sinn ergeben, hier ist schnelles, aber überlegtes, Handeln gefragt, sonst kommen die Gauner doch noch ungeschoren davon.

Der Hörer bemerkt sogleich negative Schwingungen als es zur ersten Begegnung zwischen Marga und einem Bauarbeiter kommt. Allerdings ahnt man zu diesem Zeitpunkt noch nicht welches Motiv hier zugrunde liegt. Vorstellbar wäre einiges, jedoch einzig auf Spekulationen aufgebaut, konkrete Hinweise fehlen zunächst. Interessant wird es als die Dame des Hauses offenbart den Grund für das Eindringen der Männer zu kennen. Nicht nur für ihre Freunde eine Überraschung. Das Dreiergespann greift alsbald in die Vollen, um den Übeltätern selbst das Handwerk zu legen.

Der Hörer verfolgt sämtliche Aktionen mit einer gewissen Skepsis ob der kontinuierlich drohenden Gefahr. So ist man schlussendlich hin- und hergerissen zwischen Unverständnis des eigenmächtigen Handelns der Protagonisten und Anerkennung des mutigen und gleichzeitig charmant-humoristischen Agierens. Nichtsdestotrotz bleibt ein Fünkchen Hoffnung im Hinterkopf, dass es auch einen möglichen Plan B gibt, den der Hörer vielleicht nicht kennt.

Wieder einmal zeigt sich, dass man auch im hohen Norden nicht vor Verbrechen gefeit ist, und doch scheint alles ein bisschen weniger schlimm als in anderen Teilen des Landes – das mag aber auch nur verklärte Einbildung sein.

Bewertung vom 30.06.2018
Das Schwert des Sommers / Magnus Chase Bd.1
Riordan, Rick

Das Schwert des Sommers / Magnus Chase Bd.1


sehr gut

Magnus hat schon vieles mitgemacht, doch just an seinem 16. Geburtstag, nachdem er von seinem Vater erfahren hat, stirbt er. Das allerdings ist nicht das Ende, denn plötzlich sieht er sich mit Dingen wie Asgard, Walhalla, dem Weltenbaum und der Götterdämmerung konfrontiert. Was ist das bloß passiert? Alles scheint darauf hinauszulaufen, dass er ein ganz besonderes Schwert finden soll. Wird ihm das gelingen?

Rick Riordan, bekannt geworden durch seine Bücher rund um Percy Jackson und die griechischen Götter, widmet sich in der Magnus-Chase-Reihe nun der nordischen Mythologie. Wieder ist es ein Jugendlicher, der Unglaubliches zu verarbeiten und Kämpfe zu schlagen hat, und doch ist alles anders, nicht nur das Setting betreffend.

Bereits der Einstieg löst eine Welle an Entrüstung aus, Magnus kündigt seinen eigenen Tod an. Soll jetzt schon wieder alles vorbei sein? Doch weit gefehlt, nicht nur der Leser ist hier einem Irrtum aufgesessen, auch der Ich-Erzähler ahnt im Vorfeld nicht wohin es ihn verschlagen würde und welche neuen Erkenntnisse dies mit sich bringt. So verfolgt man gebannt das Geschehen, das allerdings im ersten Drittel kontinuierlich an Pep verliert, so dass man sich schnell fragt, welches Ziel eigentlich verfolgt werden soll. Doch glücklicherweise kommt die Kehrtwende gerade noch rechtzeitig – hoffentlich hat man bis dahin durchgehalten – um nicht nur interessanten Fakten der nordischen Mythologie, sondern auch spannenden Ereignissen zu folgen.

Trotz aller Ernsthaftigkeit, die dem Inhalt zugrunde liegt, legt Magnus einen flapsigen Ton an den Tag. Mitunter ist man sich nicht sicher, ob dies einfach seine Art oder den doch leicht desaströsen Umständen geschuldet ist. Wie dem auch sei, dadurch hat er den Leser schnell auf seiner Seite und schafft auch aus jedem noch so ausweglosen Ereignis eine regelrechte Show zu machen, egal zu wessen Gunsten diese ausgehen wird. Möglicherweise möchte er seine Gegenspieler damit auch nur verunsichern, wer weiß.

Alles in allem bietet dieser Auftaktband nicht nur großartige Unterhaltung – so man den etwas hinkenden Lesefluss vom Beginn außen vor lässt – sondern auch Fakten, die vielleicht nicht jedem sofort geläufig sind und somit noch zur Erweiterung des Allgemeinwissens dienen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.06.2018
Seekoller
Kördel, Christiane

Seekoller


sehr gut

Urlaub am Bodensee? Eigentlich nicht das was Ines sich vorgestellt hatte – und gepackt war schließlich auch schon. Doch ausgerechnet kurz vor dem geplanten Nordsee-Trip muss ein mysteriöser Mord ihnen die Tour vermasseln. Und was für einer. Kaum dass Ines der Szenerie ansichtig wird, ist sie bereits Feuer und Flamme. Der zeitnah einsetzende Seekoller allerdings lässt sie absurde Entscheidungen treffen, wie etwa die, alleine nach Miami zu reisen, um der Sache auf den Grund zu gehen, da die Ermittlungen in Deutschland scheinbar ins Stocken geraten. Also heißt es über den großen Teich und Auge in Auge mit der Mafia – nicht unbedingt eine von Ines besten Ideen...

Der namensgebende Seekoller, von dem die eigenwillige Hauptprotagonistin in ihrem dritten Fall befallen ist, führt dazu, dass eine Brücke zwischen dem Bodensee und Miami geschlagen wird. Die Fäden laufen irgendwo dazwischen zusammen, aber an sämtlichen Schauplätzen gibt es mehr oder minder konkrete Hinweise, die den Leser ins Grübeln und manches Mal sogar zur Verzweiflung bringen. Denn sobald ein Puzzleteil zu passen scheint, springt ein anders wieder aus dem Rahmen, und so geht es ein paar Mal hin und her. Dadurch und mittels der Perspektiven- wie Ortswechsel bleibt die Erzählung im Fluss, sowie Tempo und Spannung hoch.

Schon relativ früh möchte man dennoch am liebsten die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und rufen: „Tu es nicht, Ines!“, denn das Unheil wirft seine Schatten voraus, der Weg ist atmosphärisch geebnet, das Schicksal scheint besiegelt. Wie schafft es diese Frau bloß immer wieder alle gegen sich auf- und dann auf die Palme zu bringen, im Idealfall ohne größere Blessuren? Ein Geheimnis, das man wohl nur versteht, wenn man Ines Fox heißt, vielleicht aber nicht einmal dann. Erstaunlicherweise gelingt es der Hauptprotagonistin, den Leser einmal mehr zu überraschen, denn es geht eine Entwicklung vonstatten, die man sich zwar erhofft, von der man aber nicht unbedingt gedacht hätte, dass sie zeitnah eintritt. Sicherlich handelt sie noch immer unüberlegt, voreilig und ein wenig naiv, doch fallen ihre Angriffe gleichzeitig präziser aus, so dass nicht nur ihre Gegner staunen. Würde Ines nicht zwischenzeitlich in alte Muster verfallen könnte man fast zu der Einschätzung kommen es hätte eine Rundumerneuerung stattgefunden, doch glücklicherweise ist dem nicht so, dann ginge einiges an Charme verloren.

Mit einer ordentlichen Portion Wortwitz, der sich hin und wieder leider etwas zu verselbstständigen scheint, und einer skurrilen Geschichte rund um bekannte und neue Gesichter, erhält der Leser Einblick in die Abgründe des organisierten Verbrechens. Es werden sich Verbindungen und Details offenbaren, die man mit bloßem Auge beim besten Willen nicht entdecken konnte. Und gleichzeitig fragt man sich, ob das wirklich alles real sein kann oder nur eine optische Täuschung vorliegt.

Bewertung vom 28.06.2018
Mord nach Strich und Faden / Kate Shackleton ermittelt Bd.1
Brody, Frances

Mord nach Strich und Faden / Kate Shackleton ermittelt Bd.1


sehr gut

Nachdem Kate Shackleton ihren Mann im Krieg verloren hat, entdeckte sie ihr detektivisches Gespür, durch das sie schon das ein oder andere Geheimnis lüften konnte. Nun tritt eine Freundin mit der Bitte ihren Vater zu finden an Kate heran. Dies scheint ein Fall anderer Größenordnung zu sein, aber der Reiz ist zu hoch um nicht zuzusagen. Doch noch ahnt Kate nicht welche Schatten der Vergangenheit sie entfesseln wird…

Betrachtet man zunächst den Umstand, dass wir uns in den 20er Jahren bewegen, so ist Kate Shackleton durchaus als starke Persönlichkeit anzusehen. Sie fährt ein eigenes Automobil und ist auch nach dem Tod ihres Mannes – von dem sie noch immer nicht vollends überzeugt ist – nicht zu ihrer Familie zurück gegangen. Außerdem scheut sie sich nicht ihre Nase in fremde Angelegenheiten zu stecken, um so an Informationen zu kommen, die schlussendlich durch ihr detektivisches Können eine ganz andere Botschaft übermitteln.

Nichtsdestotrotz wird ihr das Leben beziehungsweise vornehmlich ihre Arbeit schwer gemacht, manch einer nimmt sie nicht ernst oder unterschätzt sie gar. Das jedoch stachelt Kate nur umso mehr an, hat sie schließlich einen Auftrag, den es zu erfüllen gilt. Dennoch spiegelt sich das Misstrauen der Figuren in die Hauptprotagonistin leider auch innerhalb der Lektüre für den Leser wieder. So gibt es einige langwierige Passagen, in denen die Handlung fast schon zum Stillstand kommt. Somit wird natürlich auch an Tempo eingebüßt. Wer nun aber glaubt Kate würde den Kopf hängen lassen und aufgeben, täuscht sich. Auch das schlägt sich glücklicherweise in der Erzählung nieder. Ihr Kampfgeist ist unerschütterlich, der unbedingte Wille das Ziel zu erreichen unglaublich. Dadurch blüht die Geschichte immer wieder auf und verbreitet Hoffnung, auch wenn es inhaltlich düster aussieht.

Der Spannungspegel steigt und fällt regelmäßig, doch ist man trotzdem gewillt am Ball zu bleiben, dem Weg der jungen, unerschrockenen Frau zu folgen, um einem ungeheuerlichen Geheimnis auf die Spur zu kommen. Dabei stellen sich ihr Gefahren in den Weg, die im Vorfeld nicht zu erahnen waren und Wendungen nach sich ziehen könnten, die alles verändern würden. Ein gelungener Start dieser neuen Reihe.

Bewertung vom 24.06.2018
Mord in Serie - Brennender Hass - Feuerengel 2
Topf, Markus

Mord in Serie - Brennender Hass - Feuerengel 2


ausgezeichnet

In einem abgebrannten Flüchtlingsheim wird die Leiche eines Mannes gefunden. Doch wer war er und was ist geschehen? Ihre Ermittlungen führen Livia Krämer und Christian Marx in die rechtsradikale Szene, innerhalb derer sie erwartungsgemäß auf eine feindselige Mauer treffen. Gleichzeitig scheint eine junge Syrerin mehr über den Anschlag zu wissen als sie zuzugeben bereit ist…

Livia Krämer und Christian Marx konnte man bereits in einer frühen Folge der “Mord in Serie”-Reihe im Einsatz erleben, doch sind keinerlei Vorkenntnisse notwendig, um die vorliegende Geschichte nachvollziehen zu können. Die Charaktere werden ausreichend dargestellt, so dass grundlegende Eigenschaften herausstechen und Wiedererkennungswert bieten, auch wenn man zum ersten Mal mit ihnen in Kontakt kommt.

Mit “Brennender Hass” wird sich einer aktuellen Thematik angenommen, die zwar immer wieder in den Medien präsent ist, aber dennoch scheinbar in abgeschwächter Form an die Öffentlichkeit gerät. Sicherlich möchte man niemandem etwas unterstellen und kennt die wahrhaftigen Umstände nicht, nimmt man allerdings dieses fiktive Geschehen als gegeben, kann man sich der Vorstellung nicht erwehren der Realität ins Auge zu blicken – einer erschreckenden Realität.

Im Verlauf der Geschichte wird man mit Situationen konfrontiert, die sich mal mehr mal weniger vorhersehbar entwickeln, denen jedoch allesamt eine Aggressivität zugrunde liegt, die man nicht aus nächster Nähe erleben möchte. Schreckliche Taten werden vollzogen, unfassbare Geheimnisse ans Tageslicht gebracht, dennoch bleibt die Schuldfrage noch lange Zeit in der Schwebe.

Unzensiert und ohne Berührungsängste werden hier Themen angeschnitten, die häufig unter den Teppich gekehrt werden, dann man sich lieber nicht damit beschäftigen möchte, obwohl sie in der heutigen Zeit leider fast schon alltäglich sind. Eine gelungene Folge, die die Brücke zwischen Wahrheit und Fiktion zu schlagen weiß und dadurch zwischen die Fronten gerät.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.06.2018
Das korsische Begräbnis / Korsika-Krimi Bd.1
Falconi, Vitu

Das korsische Begräbnis / Korsika-Krimi Bd.1


sehr gut

Schriftsteller Eric Marchand reist nach Korsika, in der Hoffnung Inspiration zu finden, wurde ihm schließlich nahe gelegt den eigentlichen Entwurf seines neuen Werks noch einmal zu überdenken. Gleichzeitig will er aber auch die Chance nutzen mehr über seine Herkunft zu erfahren, denn der Nachlass seiner Mutter hat einige Fragen aufgeworfen. Dabei begibt er sich sehenden Auges in die Höhle des Löwen, unsicher welchen Ausgang dieses Unterfangen nehmen wird…

Vitu Falconi ist das offene Pseudonym eines deutschen Autors, der sowohl im Jugendbuchbereich als auch mit Erwachsenenliteratur schon einige Erfolge feiern konnte. Nun legt er den ersten Band rund um Eric Marchand und Korsika vor. Wer hier jedoch Urlaubsfeeling erwartet wird sicherlich enttäuscht. Natürlich fängt der Autor auch die Schönheit der Natur ein, verschweigt aber die dunklen Facetten ebenfalls nicht.

Die vorherrschenden Familienfehden scheinen schon ewig im Untergrund zu schwelen, so manches Mal ist man als Leser bass erstaunt ob der offen ausgelebten Feindseligkeiten, die keine Konsequenzen nach sich ziehen. Doch kennt man die Strukturen erst einmal besser beziehungsweise erhält zumindest einen Einblick dessen, werden manche Aktionen durchaus nachvollziehbarer. Auch mit dem Handeln der Charaktere muss man sich erst anfreunden, doch nach einer kurzen Aufwärmphase lichtet sich auch hier der Schleier nach und nach, obwohl man dennoch nicht aus jedem schlau wird.

Die Spannung baut sich langsam, dafür kontinuierlich auf. Selten kommt es zu Einbrüchen oder gar zum Stillstand. Der ein oder andere Fortgang zeichnet sich vielleicht deutlicher ab und auch die ein oder andere Situation wirkt vorhersehbar, im Großen und Ganzen verfolgt man aber durchweg gebannt das Geschehen. Denn Überraschungen wird es in jedem Fall geben, nicht nur für die Protagonisten. Bleibt abzuwarten wie es für Eric weitergeht, einen kleinen Vorgeschmack darf man zum Schluss bereits genießen.