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Insgesamt 1560 Bewertungen
Bewertung vom 08.04.2023
Der Morgen / Art Mayer-Serie Bd.1 (2 MP3-CDs)
Raabe, Marc

Der Morgen / Art Mayer-Serie Bd.1 (2 MP3-CDs)


ausgezeichnet

Raabe wird immer besser!

Ein Unfall mit Fahrerflucht führt zu dramatischen Entwicklungen: Auf der Ladefläche des Kleinlasters wird eine fast nackte Leiche gefunden. Auf ihrem Körper die Adresse des Bundeskanzlers. Art(ur) Mayer wird in den aktiven Dienst zurückberufen und soll mit Kommissaranwärterin Nele Tschaikowski den Fall lösen. Warum ausgerechnet Art? Das wird zumindest ihm schnell klar.

Diesmal hat sich Marc Raabe selbst übertroffen. Dieses Buch ist unfassbar fesselnd und vielschichtig. Die verarbeiteten Themen lassen niemanden kalt. Nach und nach kommen die einzelnen Puzzleteile zum Vorschein und legen sich wie von allein an ihren Platz. Das Bild entsteht langsam, aber dafür umso heftiger.

Die Figuren sind einfach wunderbar gezeichnet. Alle sind sie komplett unterschiedlich, dennoch absolut realistisch. Sie sind mehr oder weniger heftig durch ihre Vergangenheiten geprägt und haben nicht nur mit den Geistern aus der Vergangenheit zu kämpfen, sondern oft auch mit der Gegenwart. Wie die Verbindungen vom Damals zum Heute verlaufen, ist einfallsreich und spannend gemacht. Nicht alle Figuren sind sympathisch, aber die Mischung ist gelungen. Mit den wichtigsten Figuren kann ich eine positive Verbindung aufnehmen. So liest und hört sich ein Buch dann immer sehr gut. Auch wenn kaputte Ermittler inzwischen an der Tagesordnung sind, so sind die Macken und Ticks von Art und Nele nicht ganz so typisch für die Thriller dieser Zeit.

Die gut platzierten Wendungen, Erkenntnisse und Highlights rauben den Atem. Der Wechsel zwischen den beiden Zeitebenen ist sehr gut gelungen. Dadurch erfährt man stückchenweise, wie alles in die Gegenwart hineinspielt. Jede neue Information lässt wieder nach Luft schnappen. Es ist ein wahres Feuerwerk an aufgedeckten Wahrheiten. So überladen das jetzt klingen mag, es passt alles sehr gut zusammen und sorgt für durchgehende Spannung. Die eine oder andere Unstimmigkeit wird bei mir unter künstlerischer Freiheit verbucht und stört mich nicht wirklich. Immerhin geht es hier nicht um einen Tatsachenbericht, sondern einen Thriller.

Die Hörbuchversion wird von Peter Lontzek sehr gekonnt eingesprochen. Er übertreibt nicht mit seiner Stimmlage, wenn er Frauen spricht, schafft es aber sehr gut, jeder gesprochenen Figur eine eigene Stimmfarbe zu geben. Das ist große Kunst!

Fazit: Dieser Reihenauftakt hat mir sehr gefallen. Ich kann mir gut vorstellen, Art und Nele noch öfter bei ihrer Zusammenarbeit zu begleiten. Ich mochte Tom Babylon aus der Vorgängerserie sehr, aber Art Mayer setzt da noch mal eins drauf! Dickes Lob an Marc Raabe und fünf Sterne!

Bewertung vom 07.04.2023
Köstliches aus Hefeteig. Schätze aus Omas Backbuch. 86 fast vergessene Backrezepte
Rosenmehl

Köstliches aus Hefeteig. Schätze aus Omas Backbuch. 86 fast vergessene Backrezepte


ausgezeichnet

Was für ein schönes Backbuch!

Dieses Buch muss man einfach mögen! Auch wenn es im Grunde ein prima Werbe-Schachzug ist, so sind hier doch die besten Rezepte von ganz normalen – also total besonderen – Omas zusammengestellt. Mich bekommt man mit handgeschriebenen Rezepten immer. Hier wurden die originalen Rezepte ein bisschen „gesäubert“ und für alle verständlich fein säuberlich und übersichtlich dargestellt, aber immer sind das Foto des Original und der Verfasserin dabei. Wenn im Rezept von Tassen oder ähnlichen Maßen die Rede war, so wurde das in Milliliter, Gramm und andere gängigere Mengen geändert.

Ich liebe die kleinen Texte, die die Einreicherinnen dazugeschrieben haben, die Fotos der Verfasserinnen, die Bilder der Originalrezepte. Die Rosenmehl-Tipps zu den Rezepten sind zusätzlich ein Gewinn, aber die eigentlichen Rezepte sind wirklich Gold wert! Schön ist, dass es zu jedem auch ein Foto des Backwerks gibt. Die Backwerke sind zeitlos, lecker, erinnern an die eigene Oma (oder Mama), machen glücklich – es ist Nostalgie, aber im besten Sinne!

Aufgeteilt ist das Buch in die Themen Lieblingskuchen; Zöpfe, Stollen, süße Brote; Kleines und Feines; Mehlspeisen; Schmalzgebackenes; Herzhaftes. Die anschließenden Kapitel beschäftigen sich mit Tipps rund um den Hefeteig und Mehlkunde und Tipps, danach folgen Rezeptregister und Impressum. Die gesamte Aufmachung ist sehr gelungen und zeugt von der Liebe zum Backen, der Liebe zum Hefeteig. Man muss wirklich keine Angst vor dem Hefeteig haben. Das ist wie Radfahren – anfangs etwas schwierig, aber wenn man den Bogen raus hat, liebt man es!

Bei jedem Rezept sind Arbeitszeit, Gehzeit und Backzeit angegeben. Auf Nährwerte und Kalorienangaben wurde verzichtet, ebenso auf vegane Rezepte (darauf achteten die Großmütter noch nicht). Die Zutatenlisten sind unterteilt für Teig und Belag. Die Beschreibung der Zubereitung ist jeweils gut verständlich formuliert, auch finden sich, was ich besonders gut finde, Angabe zur Herdeinstellung (vorgeheizt oder nicht, E-Herd und Umluftherd).

Manche Rezepte ähneln sich relativ stark, dennoch unterscheiden sie sich stark genug, dass man es sieht und schmeckt. Manchmal sind es eben die kleinen Feinheiten, die große Unterschiede machen. Für mich ist dieses Hefe-Backbuch ein wahrer Schatz an Familienrezepten, das mir nicht nur beim Backen (bzw. dem genüsslichen Verspeisen der Ergebnisse), sondern auch beim Durchblättern sehr viel Freude macht. Ganz klar: fünf Sterne!

Bewertung vom 05.04.2023
Verschwunden
Thiesler, Sabine

Verschwunden


gut

Neri wird wohl müde

Commissario Neri ist ein bisschen arbeitsmüde. So langsam denkt er an die Pensionierung und mit seiner Frau von einem Altersruhesitz am Meer. Doch die Träumerei muss warten, denn ein kleiner deutscher Junge ist verschwunden und das geht Neri sehr nahe. Er will ihn unbedingt finden. Da taucht er plötzlich völlig verstört wieder auf. Neri ist enorm erleichtert, doch dann kommt etwas Verstörendes ans Licht. Zudem muss Neri zum neuen Dottore, der ein ambulatorio eröffnet hat, denn eine Wunde an seiner Hand hat sich erschreckend entzündet. Währenddessen lebt die Maklerin Elena, die für Neri ein Häuschen finden soll, ein eigenartiges Hobby aus, trauert um ihren Vater und zofft sich mit dessen neuer Frau. Und dann überschlagen sich die Ereignisse!

Ich mag die Bücher von Sabine Thiesler eigentlich sehr. Dieses hier war allerdings eine Herausforderung. Der Klappentext greift viel zu weit voraus und bis die Story so richtig in Fahrt kommt, hatte sie mich schon fast komplett verloren. Gewisse Dinge werden zu sehr ausgedehnt, manches zu deutlich beschrieben und noch dazu kommt die Sprache der Autorin diesmal unendlich altbacken rüber, sehr einschläfernd und irgendwie als würde sie ein Märchen erzählen. Spannung fehlt mir sehr, an deren Stelle rücken Beschreibungen von brutalen Szenen, die ich nicht so deutlich brauche.

Die eine oder andere Figur ist mir einfach zu naiv. Alle wirken ein bisschen schläfrig und einfach nicht wirklich realistisch. Das hat dann dazu geführt, dass ich sehr lange brauchte, um die 479 Seiten zu lesen. Dabei sind die meisten Kapitel schön kurz gehalten, sodass man an sich gut voran kommen müsste. Neri kam für mich zu kurz und er konnte auch nicht mit Leistung glänzen. Der Zufall spielt ihm zu sehr zu, von Eigenleistung ist wenig zu sehen. Sein privates Leben steht mir zu sehr an erster Stelle. Ermittlungsarbeit ist hier irgendwie der Darstellung menschlicher Ausschweifungen, Abgründe, Abartigkeiten und Befindlichkeiten gewichen.

Der Plot hätte sehr viel mehr hergeben können, würde ich mal behaupten. Hier wirkt alles etwas müde, hölzern und gelangweilt. Die Story entgleitet der Autorin ein bisschen, denke ich. Vieles ist einfach nur absurd und unrealistisch. Ich hoffe, es geht mit der Reihe schwungvoller weiter. Diesmal reicht es leider nur für drei Sterne.

Bewertung vom 03.04.2023
Meine Süperküche
Kaptan, Meltem

Meine Süperküche


ausgezeichnet

Kochen mit ganz viel Liebe!

Auch im digitalen Zeitalter liebe ich Kochbücher in gedruckter Form. Im Bücherregal kann ich eine kleine Weltreise durch die Küchen machen. Für das Reiseziel Türkei gibt es schon Bücher, aber Meltem Kaptan schießt hier auf Platz eins! Das liegt nicht zuletzt daran, dass sie und ihre Mama eine ganze Reihe türkischer Gerichte ein bisschen eingedeutscht haben. Selbst der Titel zeigt das schon: Süperküche, halb türkisch, hab deutsch!

Das Vorwort liest sich gleich mal ganz wunderbar, denn die Liebe zu ihrer Mama, zum Kochen, zum Essen und zum Bewirten kommt überdeutlich daraus hervor. Dann geht es los mit den Vorspeisen, Suppen & Eintöpfen, Hauptgerichte(n) und Nachspeisen. Die Rezepte sind übersichtlich gegliedert, mit Symbolen für vegetarisch, vegan, glutenfrei und der Zubereitungszeit versehen. Neben der Zutatenliste finden sich die sehr gut verständlich geschriebenen Anweisungen für die Arbeitsschritte und bei vielen der Rezepte gibt Mama Melek noch Tipps. Ganz besonders schön sind die Fotos, die bei jedem Gericht zu finden sind. Mir persönlich ist das immer super (oder süper) wichtig, denn ich bin ganz besonders bei Speisen ein sehr visuell orientierter Mensch.

Für mich sind schon die Meze der Hit. Es finden sich die Klassiker, aber auch weniger bekannte, doch nicht weniger leckere, Gaumenschmeichler, an denen man sich „dumm und dusselig futtern“ kann. Aber auch in allen anderen Kapiteln finden sich Lieblingsrezepte. Ganz viele davon sind ideal für alle, die weniger Fleisch essen wollen, aber ohne Fleischersatz kochen und essen möchten. Die Zubereitung ist mit weniger Arbeit verbunden, als man befürchten möchte und die Zutaten sind recht gut zu bekommen, sowohl im Türkischen Supermarkt, als auch in den durchschnittlichen Supermärkten mit Zutaten für die internationale Küche.

Dass auf Schweinefleisch verzichtet wird, ist dabei ganz klar und kommt mir sehr gelegen. Es wird nur Rind und Huhn verwendet und selbst das nicht übermäßig häufig. Viele der Rezepte kommen ganz ohne Fleisch aus, sind aber dennoch schlicht köstlich!

Mama Melek und Meltem Kaptan haben ihre Sache einfach großartig gemacht. Ihre Gerichte schmecken wie bei meiner Freundin und deren Mama – und ich liebe deren Küche! Ich hoffe deshalb ganz stark, die beiden Autorinnen belassen es nicht bei diesem einen Kochbuch, sondern lassen noch weitere folgen. Ich finde dieses einfach großartig! Fünf Sterne!

Bewertung vom 31.03.2023
Die spürst du nicht
Glattauer, Daniel

Die spürst du nicht


ausgezeichnet

Bewegend

Zwei bessergestellte Familien fahren zusammen in den Urlaub in die Toskana. Tochter Sophie Luise darf ihre Schulfreundin Aayana mitnehmen. Diese ist ein Flüchtlingskind aus Somalia und völlig anders aufgewachsen, als SoLu. Wie anders, wird sich dramatisch herausstellen und Dinge in Gang setzen, die alles verändern.

Uff! Da hat Glattauer eine gigantische Geschichte ersonnen, die leider viel zu nah an der Wahrheit ist. Auch wenn die Wahrheit unbequem ist, aber ganz genau so sind die Menschen. In jeder Hinsicht. Miteinander, mit anderen, in der eigenen Familie, im Umgang mit anderen Familien und vor allem im Schutz der digitalen und anonymen Welt. Die eingeschobenen Postings in Foren sind genauso, wie ich sie schon so oft gelesen habe. Da wird alles und jeder zerfleischt, da werden Behauptungen in den Raum gestellt, da wird gelästert, was das Zeug hält.

Nach und nach erfährt nicht nur der Leser, sondern auch SoLus Familie, die Geschichte einer Familie. Ein Schicksalsschlag jagt den nächsten, eine Ungerechtigkeit folgt auf die andere. Und weil alle immer schon ein fixes Bild von anderen, besonders Fremden, im Kopf haben, hat keiner jemals danach gefragt und somit im Grunde zur Katastrophe beigetragen.

Mich hat „Die spürst du nicht“ unbeschreiblich bewegt und auch schockiert. Doch nicht, was andere taten und sagten, nimmt mich so mit, sondern dass ich das kenne und mich nicht davon ausnehme, dass ich zwar Empathie für Flüchtlinge habe, aber auch eine Art Vorurteil in mir trage. Das Vorurteil zu wissen, dass sie Schlimmes erlebt haben und man nicht nachfragen muss, sie in Deutschland (oder wie im Buch in Österreich) in Sicherheit sind, versorgt werden und doch bitte glücklich sein sollen. Aber jeder einzelne dieser Menschen hat seine eigene Geschichte und selbst, wenn sich viele ähneln, so müssen sie doch erzählt und gehört werden. Erst dann helfen wir tatsächlich.

Doch Glattauer urteilt nicht. Er erzählt und überlässt dem Leser / Zuhörer, daraus etwas mitzunehmen. Dabei ist durchaus auch Humor vorhanden, der die Wahrheit und Aussage der Story nur noch unterstreicht. Dies ist Sozialkritik vom Feinsten, brandaktuell zu jedem Zeitpunkt, nicht nur jetzt. Die Figuren sind sehr glaubwürdig und lebensnah gezeichnet, verhalten sich manchmal dumm, aber genau das ist so real, machen Fehler, fallen hin, stehen auf oder auch nicht, verarbeiten ihre Traumata auf ganz eigene Art.

Als Hörbuch mit den Sprechern Tessa Mittelstaedt und Steffen Groth wirkt die Story sehr heftig. Die beiden schaffen es, die Illusion entstehen zu lassen, dass all dies tatsächlich gerade geschieht. Sie legen weder zu viel Gefühl in ihre Stimme, noch sind sie zu distanziert. Ganz besonders gelungen finde ich Tessa Mittelstaedts Version von Pierre.

Die Aussage ist hart, aber das Buch ist wunderbar. Ich gebe fünf Sterne und werde versuchen, mir ab sofort erst dann ein Bild von einem Menschen zu machen, wenn ich seine Geschichte von ihm selbst erfahren habe.

Bewertung vom 29.03.2023
Super Easy Backen
Head, Eloise

Super Easy Backen


sehr gut

Schnell, einfach und mit Verwendung von fertigen Keksen backen

Manchmal soll es einfach sein und ganz schnell gehen. Dass das seinen Preis hat, ist klar. Hier ist das die Zugabe von Fertigprodukten von der Mehlmischung bis zum fertigen Keks. Zuerst hat mich das enttäuscht, doch wenn man diesen Rezepten eine Chance gibt, wird man tatsächlich mit leckeren Ergebnissen belohnt. Manchmal muss man einfach unbedarft an etwas herangehen und neue Wege ausprobieren.

Die Rezepte sind wirklich einfach und eigentlich von jedem zu schaffen. Es ist, wie Schokocrossies selbst machen (Schokolade schmelzen, Cornflakes reinrühren, kleine Kleckse auf ein Backpapier setzen und aushärten lassen). Wirklich super einfach!

Die Portionen sind oft recht klein bemessen. Kuchen und Torten sind fast immer in 20cm-Formen gemacht, Schnitten in 20 x 20cm-Blechen. Hier muss man also genau lesen, um beim Kaffeeklatsch mit Freundinnen nicht zu wenig Leckereien zu haben! Das Gute an diesen kleinen Portionen: man kann prima mehrere der Köstlichkeiten zubereiten und dann anbieten.

Der Arbeitsaufwand ist meist ziemlich gering. Das kommt natürlich nicht zuletzt aus der Tatsache, dass viele Fertigprodukte eingesetzt werden. Alle Kapitel fassen eine Gruppe Rezepte zusammen, die thematisch zusammenpassen. Von Konfekt über Tassenkuchen bis Eiscreme ist alles vorhanden, nicht nur Kuchen und Kekse. Neben einem ganzseitigen Foto vom Ergebnis findet man schön gegliedert das Rezept mit Erklärung, Zeitaufwand, Zutatenliste, Schritt-für-Schritt-Anleitung sowie öfter auch mal ein zusätzlicher Tipp. Links oben auf der Seite sieht man ganz klar, wie viele Zutaten verwendet werden. Und das sind tatsächlich nur 3-5! Das geht eben nur unter Verwendung von Fertigprodukten. Dafür liefert das Kapitel „Alle meine Favoriten“ ganz normale Rezepte, also mit viel mehr Zutaten und (fast) ohne Fertigprodukte.

Nein, dies wird nicht mein Lieblingsbackbuch. Aber es liefert mir tolle Ideen und Rezepte für all die Tage, an denen man schnell Kuchen haben möchte und nicht viel dafür tun kann oder mag. Blitzschnell geht das mit den Tassenkuchen aus dem Mikrowellenherd, mit ein bisschen mehr Zeitaufwand entstehen dann aber auch „richtig“ gebackene Leckereien. Alles in allem besonders für Backanfänger super gut geeignet und damit ein tolles Geschenk, aber auch für Backfeen eine prima Alternative. Von mir gibt es dafür vier Sterne.

Bewertung vom 26.03.2023
Sizzlebrothers: Dein Grill kann mehr!
SizzleBrothers

Sizzlebrothers: Dein Grill kann mehr!


ausgezeichnet

Ein Wälzer, der es in sich hat!

Dies ist so viel mehr als ein Kochbuch für Grillfans, denn mehr als einhundert der 335 Seiten beschäftigen sich mit Wissen rund um die unterschiedlichen Grill-Arten, Grillgeräten, Grilltechnik und Grillzubehör. Danach kommen noch über sechzig Seiten Warenkunde rund um die Lebensmittel, allem voran natürlich Fleisch, aber auch Fisch, Vegetarischem und Pizza. Das macht dann fast einhundert achtzig Seiten.

Dieser Theorie-Teil ist jedoch kein bisschen trocken oder fade. Schon hier gibt es zahlreiche QR-Codes, mit denen man die Videos auf dem YouTube-Kanal der Sizzlebrothers abrufen kann. Wozu dann das Buch, wenn man alles auch online findet? Nun, ich gehöre zu jenen, die lieber in einem Buch blättern, ganz altmodisch im Print, Pagemarker reinkleben und an der einen oder anderen Stelle sogar Anmerkungen mit Bleistift einfügt, besonders bei den Rezepten. Aber hin und wieder hilft visuelle Unterstützung dann doch, alle Fragen zu klären und die Info besser umzusetzen. Die meisten Grillfans überspringen gern die Theorie, aber genau hier, bei der besten Vorbereitung durch Wissen, fängt der Erfolg an.

Also nicht überheblich sein und einfach mal die Tipps der vier Grillmeister annehmen! Auch könnte es ganz leicht sein, dass man sich noch einen weiteren Grill zulegen möchte – eine Alternative quasi. Denn es muss nicht „entweder – oder“ sein, es geht auch „und“! Gerade bei Ganzjahresgrillern bieten sich unterschiedliche Grillarten an.

Los geht es dann mit den Rezepten zu Schwein, Rind, Geflügel, Wild & Lamm, Fisch, Burger, Sandwiches, Veggie und Desserts. Zu jedem Rezept gibt es ein Bild. Was mir hier ganz besonders gefällt: es ist nicht so riesig! Einfach nur ein Foto, mitten auf der Rezeptseite, kein ganzseitiges Bild, das Platz und Geld kostet. Schön gegliedert findet sich alles, was man wissen muss: Eine Information zum Gericht, das Foto, die Zubereitungsschritte, der QR-Code zum Video, die Piktogramme für die Grillart, Zeiten, Temperatur und Methode, Zutatenliste (mit Angabe für Portionen/Personen) und eine zusätzliche Info in einem orangenen Kasten. Der Aufbau gefällt mir sehr gut. Auf einen Blick findet man, was man sucht. Alles ist sehr gut verständlich erklärt, ganz ohne überhebliches Fachchinesisch. Für manche Rezepte reicht eine Anleitung für alle Grillarten, bei anderen gibt es für jede Art von Grill ein eigenes Rezept. Wunderbar! Sowohl das Schmökern, als auch das Schlemmen (nach dem Umsetzen der Rezepte) sind hier umwerfend. Wer ein klein wenig Geschick mitbringt, wird genauso begeistert sein wie ich. Das eine oder andere Rezept erfordert etwas Zeit und macht mehr Arbeit, als das schnöde Steak aus der Verpackung neben der langweiligen Grillwurst, aber es lohnt sich! Für die schlanke Linie ist das Buch aber nix. Dazu sind die Gerichte einfach zu lecker und man nimmt auf alle Fälle Nachschlag!

Kurz und gut – dieses Buch muss sich nicht hinter denen des wohl bekanntesten Grill-Herstellers verstecken. Im Gegenteil: es stellt diese glatt in den Schatten! Fünf Sterne!

Bewertung vom 24.03.2023
Wolfskinder
Buck, Vera

Wolfskinder


ausgezeichnet

Sensationell!

Die Menschen in Jakobsleiter sind der Überzeugung, dass alles Böse unten in der Stadt lebt. Rebekka glaubt das nicht und will die Siedlung verlassen. Als sie plötzlich weg ist, macht sich Jesse Sorgen, denn sie wäre nie gegangen, ohne sich zu verabschieden. Doch niemand im Ort glaubt ihm. Und da ist die Journalistin Smilla, die eigentlich zur Polizei wollte, dafür aber nicht die erforderliche Mindest-Körpergröße hat. Sie hat vor zehn Jahren ihre Freundin beim Zelten in der Gegend verloren und glaubt, einen Zusammenhang zu erkennen. Dieses kleine Mädchen, das ihr vors Auto läuft, sieht Juli verblüffend ähnlich. Smilla beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln.

Wikipedia schreibt: „Als Wolfskinder oder wilde Kinder bezeichnet man Kinder, die in jungen Jahren eine Zeit lang isoliert von anderen Menschen aufwuchsen und sich deshalb in ihrem erlernten Verhalten von normal sozialisierten Kindern unterscheiden.“ Jesse, Rebekka und Edith leben in Jakobsleiter, abgeschieden vom Rest der Welt. Doch die Lehrerin Laura Bender hat durchgesetzt, dass die Kinder wenigstens in die Schule in Almenen gehen, da in Jakobsleiter keine eigene Schule existiert. Die anderen Kinder und Jugendlichen können mit der Andersartigkeit der Kinder aus Jakobsleiter nicht umgehen und so drangsalieren sie sie, wo immer sie können. Laura macht sich auf die Suche, als Rebekka nicht mehr in die Schule kommt. Und dann verschwindet auch sie!

Die Erzählperspektive wechselt immer zwischen Jesse, Rebekka, Edith, Laura und Smilla. So erhält man nach und nach Puzzleteile, die irgendwann ein Bild ergeben. Der Weg dahin ist voller Erkenntnisse, die wie Schläge in die Magengrube oder das Gesicht sind. Der Thrill ist definitiv immer vorhanden, auch wenn er sich gern ein wenig versteckt, um dann umso schrecklicher vorzuschnellen.

Die Geheimnisse so einiger drohen aufgedeckt zu werden und dies löst dann wieder Schutzmechanismen aus, die alles noch viel schlimmer und entsetzlicher machen. Es läuft schief, was nur schieflaufen kann. Eine Gefahr jagt die nächste und schnell wird klar, dass absolut nichts so ist, wie es zu sein schien. Die Zurückgezogenheit der Leute aus Jakobsleiter erscheint immer wieder in einem anderen Licht. Rückzug, Gefängnis, Glaubensgemeinschaft oder Verbrechersiedlung – was genau stimmt? Und wie steht es mit den Leuten aus Almenen?

Man erkennt, dass man gern und schnell glaubt, was so erzählt wird, und dabei übersieht, was wirklich stimmt, was direkt vor der eigenen Nase abläuft und viel schlimmer ist, als jedes Gerücht. Auch zeigt Vera Bruck, dass Loslassen für uns alle wichtig ist, in sehr viel mehr Bereichen, als man zunächst glauben würde.

Kurz und gut – endlich mal wieder ein Thriller, der intelligent aufgebaut und rund abgeschlossen wurde. Eindeutig fünf Sterne wert! Das Sprecher-Ensemble ist genial zusammengestellt und trägt zum Erfolg nicht unwesentlich bei.

Bewertung vom 24.03.2023
Siegfried
Baum, Antonia

Siegfried


gut

Hilde

Eine namenlose Ich-Erzählerin erkennt an einem Morgen, dass ihr alles über den Kopf wächst und sie einfach nicht mehr weiter kann. Also lässt sie alles stehen und liegen – sogar Schuhe und Handtasche – und fährt in die Psychiatrie, um sich dort helfen zu lassen. Auf dem Weg und im Wartezimmer zieht quasi ihr ganzes Leben an ihr vorbei. Ein Leben, das sehr freudlos und vor allem lieblos war.

Der Anfang war sehr vielversprechend. Nicht einfach, nicht locker, nicht so leicht zu lesen, aber enorm interessant, vielsagend, man spürte die Verzweiflung, Angst, Sorge und konnte nachempfinden, dass es der Ich-Erzählerin einfach zu viel wurde. Man wünschte sich, dass sie Hilfe findet, wollte sie begleiten.

Doch im Laufe der Erzählung wurde es für mich immer schwieriger, allem zu folgen. Ich konnte nicht mehr sehen, wohin es führt. Siegfried wurde kaum erwähnt, dafür war Hilde, Siegfrieds Mutter, fast immer irgendwie anwesend und überlagert alles. An der Art der Sätze konnte man die Gefühlswelt der Erzählerin erkennen. Mal sehr kurz, fast stakkatoartig. Dann unfassbar lang und verschachtelt, sodass man gar nicht mehr wusste, um was es gerade eigentlich ging. Das Lesen zog sich deshalb irgendwann in die Länge, weil ich ab einem gewissen Punkt nur noch ein paar Seiten am Stück ertragen konnte. Das wurde durch die wenigen Absätze und ewig langen Kapitel nicht besser.

Achtung, Spoilergefahr! Ganz schlimm ist für mich aber das Ende. Das Buch hört einfach auf. Nichts ist geregelt, nichts ist geklärt, erklärt ist auch nichts und ich bleibe als Leser mit Angst und Fragen zurück und auch die Erzählerin ist noch immer da, wo sie von Anfang an war. Warum sie nicht einfach zu Siegfried gefahren ist, sondern in die Psychiatrie, bleibt mir ein Rätsel. Wie so vieles.

Vielleicht liegt es ja an mir und ich habe die Aussage des Buches schlicht nicht verstanden. Vertrauen in die Psychiatrie weckt es jedenfalls schon mal nicht. Ich gebe drei Sterne.

Bewertung vom 23.03.2023
Die Rezepte unseres Lebens - das Kochbuch der Familie Storl
Storl, Christine;Storl, Ingo

Die Rezepte unseres Lebens - das Kochbuch der Familie Storl


ausgezeichnet

Ein wunderbar persönliches Kochbuch

Dass die Familie Storl außergewöhnlich ist, steht außer Frage. Besonders Wolf-Dieter Storl fasziniert mit seiner Lebensgeschichte. Selbst wenn man sich nicht mit seiner Einstellung zu den Dingen des Lebens identifizieren kann, kann man immer etwas von ihm lernen. Sei es bei der Gartenarbeit oder eben auch hier: beim Kochen. Da sind zwar seine Frau und sein Sohn ganz vorne, doch ohne Wolf-Dieter Storl wären die beiden nicht an den Punkt gelangt, ein Kochbuch herauszubringen.

Die Rezepte erzählen von ihrem ungewöhnlichen Leben, von ihren Stationen in der ganzen Welt, von ihrem Weg zu sich selbst. Man kann sehr leicht nachvollziehen, wie die Gerichte Einzug in ihr Leben hielten und ähnlich wie Christine Storl fand auch ich über Umwege zur Leidenschaft, mit Kochen und Backen nicht nur ein Grundbedürfnis zu stillen. Die Geschichten und Texte sind mindestens genauso informativ und interessant, wie die eigentlichen Rezepte. Das Buch ist viel mehr als nur eine Sammlung von Rezepten. Das Lesen darin macht richtig Spaß und fesselt auf besondere Art. Man muss gar nicht so weit gehen, wie das Wolf-Dieter Storl tut, der quasi alles auf Essbarkeit hin untersucht und daraus dies und jenes kocht. Aber dass dies überhaupt möglich ist, das sollten wir nicht vergessen bzw. uns wieder daran erinnern.

Man mag von den Storls denken, was man will, ihr Interesse und ihre Hingabe zu Natur und Ernährungsweisen sind faszinierend und regen tatsächlich zum Nachdenken an. Ich gebe zu, vieles davon ist mir zu anstrengend, zu mühsam durchzuführen, teils auch zu „unlecker“, dennoch bin ich davon überzeugt, dass das eine oder andere davon jedem gut tut oder hilft. Insofern bin ich sehr dankbar für den groben Umriss, den sie in diesem Buch geben. Wer mag, kann problemlos tiefer in die Materie einsteigen.

Der Rezeptteil ist liebevoll gestaltet. Immer gibt es einen kleinen Text zum Gericht, ein schönes Foto und natürlich sowohl die Zutatenliste, als auch die Schritt-für-Schritt-Anleitung. Portionszahl und Zubereitungszeit fehlen nicht, auf die Angabe von Nährwerten wurde verzichtet. Dafür gibt es so tug wie immer noch Tipps extra. Teils werden wirklich exotische Zutaten verwendet, was sich mit der Philosophie beißt, dass man durch die regionale Nahrung Verbindung zur Heimat hat. Selbst wenn man diese Pflanzen selbst kultiviert, sind sie doch Exoten bei uns. Hier ist also abzuwägen, was einem selbst wichtig ist. Interessant ist es allemal, was die Familie aus anderen Ländern „mitgebracht“ hat und was man so alles essen kann.

Viele Gerichte aus dem Abschnitt „Unsere Jeden-Tag-Küche“ sind für mich aus dem einen oder anderen Grund nicht selbst kochbar, dennoch aber super interessant. Doch finden sich auch für mich einige Perlen, die mit Pagemarkern hervorgehoben und immer mal wieder gekocht werden. Dazu gehören gleich mal der Gemüseauflauf und der Sommer-Gemüseeintopf. Sehr einfach, aber auch super lecker! Es finden sich aber auch sehr viele „normale“ Rezepte, besonders im Kapitel „Kulinarische Kindheitserinnerungen“. Da mag ich quasi jedes einzelne Gericht! Und mit den Storls feiern – ja, da sagt keiner so schnell nein!

Die Texte zwischen den Kapiteln geben mir das Gefühl, zu Gast bei den Storls zu sein. Und zwar ein willkommener Gast. Sie lassen mich auch ganz anders über Nahrung, Kochen und Gesundheit denken. Auch wenn man kein „Unkraut“ essen mag, keine Wildkräuter und Pilze sammelt oder Selbstversorger ist, lernt man aus diesem Buch enorm viel dazu. Vielleicht finden sich nicht sehr viele „neue“ Rezepte, aber ich liebe dieses Kochbuch tatsächlich sehr. Wer Kochbücher sammelt, wird diesem schnell einen ganz besonderen Ehrenplatz geben. Fünf Sterne!