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Insgesamt 1581 Bewertungen
Bewertung vom 23.05.2023
52 kleine & große Eskapaden in Deutschland Mit Genuss
Jeske, Cornelia;Pollex, Sylvia;Sohr, Stefanie

52 kleine & große Eskapaden in Deutschland Mit Genuss


ausgezeichnet

Mehr oder weniger kleine Ausflüge mit großem Genuss

Das ist mal ein echt anderer Reiseführer – hier geht es in erster Linie um Genuss. Den bekommt man unterwegs oder auch am Ende einer Wanderung, einer Radtour oder eines Spazierganges. Die Zusammenstellung ist großartig gelungen. Sehr schön ist, dass diese Touren oft ganz in der Nähe oder zumindest schnell erreichbar sind. Klar, kommt auch darauf an, wo man lebt. Von Heidelberg bis Kiel ist es halt doch etwas weiter. Man muss nicht allzu viel planen, kann oft recht spontan loslegen. Ob als Paar, als Familie oder mit Freunden, hier findet man tolle Ideen für genussvolle Touren. Einzig wichtig ist hier eigentlich nur das passende Schuhwerk!

Es finden sich drei Einteilungen: Im Norden, Im Herzen, Im Süden. Jedes einzelne Ziel wird in Wort und Bild vorgestellt, wobei die Texte sich sehr schön und locker lesen lassen und allesamt echt einladen, jede einzelne Tour zu machen! Es gibt immer eine kleine Übersichtskarte und ein Feld mit den Punkten Hin & Weg, Beste Zeit, Dauer & Strecke, Ausrüstung, Wenn es Nacht wird. Mir gefällt auch das Fazit-Feld sehr gut. Mein persönliches Highlight sind die Rezepte, die bei einigen der Touren eingefügt wurden. Herrlich! Da kann man sich auch zu Hause ein bisschen eingrooven!

So nebenbei lernt man bei den Touren auch sehr viel über Flora und Fauna, über dies und jenes und vor allem besteht die allergrößte Gefahr, dass man am Ende eine neue Leidenschaft hat: Pilze sammeln, Essig ansetzen, Insekten ein Paradies anlegen, Kräuter trocknen und vieles mehr!

Am Ende finden sich Portraits der Autor:innen. Ich mag das immer sehr, denn ich habe gern ein Gesicht zu den Tipps. Gern hätten die auch direkt bei den Ausflugszielen und Touren sein dürfen, finde ich. Auf alle Fälle haben all diese Personen ein prächtiges Buch zusammengestellt, das nach draußen lockt, und das nicht nur im Sommer! Ich finde, dieses Buch eignet sich auch hervorragend als Geschenk für Abenteuerlustige, Camper und überhaupt alle, die gern genießen. Fünf Sterne!

Bewertung vom 22.05.2023
Es gibt ein Sterben nach dem Tod
Kruse, Tatjana

Es gibt ein Sterben nach dem Tod


ausgezeichnet

Leg Dich nicht mit Börnie an!

Börnie ist eine taffe Frau und geht, manchmal ein bisschen rücksichtslos, ihren Weg. Gerade soll ein neuer Lebensabschnitt beginnen und sie feiert den Abschied aus der alten Firma, als sie auf dem Büroboden aufwacht und feststellt, sie wurde ermordet! Ganz klar, dass Börnie herausfinden will, wer ihr das angetan hat, warum und wie zum Geier sie aus diesem Zustand herauskommt.

„Krimödie“ ist der perfekte Ausdruck für dieses Buch. Es ist herrlich schräg, urkomisch und super klug gemacht. Unfassbar, wie viele erfrischende Einfälle Tatjana Kruse hier zu Papier gebracht hat! Die Wendungen sind überraschend, aber doch stimmig. Aber allem voraus sind die Figuren einfach perfekt gelungen! Sie sind alle dermaßen urig und völlig neben dem Üblichen, dass man sie einfach lieben muss. Allen voran natürlich Börnie selbst, aber auch Jenny (entlassene und angesäuerte Putzfrau bei Schön Cosmetics) und Kai-Uwe (Wahrsager-Nachfolger seiner Tante und qualifizierter Paranormaler mit Urkunde und allem) könnte man nicht besser machen!

Eine der Wendungen hatte ich so eigentlich tatsächlich erwartet. Das liegt aber nicht an der Autorin und der Story, sondern an einem meiner Lieblingsfilme. Dennoch ist es nicht abgekupfert, sondern schlicht und ergreifend perfekt in die Story passend. Tatjana Kruse spielt gekonnt mit einem ganzen Berg an Klischees und reizt damit die Lachmuskeln enorm. Albern? Aber sicher! Sie will ja gar nicht ernst sein! Und das ist perfekt! Denn sie nimmt damit ganz locker so einiges auf die Schippe und zeigt so manchen Wichtigtuern, dass sie nicht halb so toll sind, wie sie glauben. Es ist herrlich!

Börnie versteckt ihre wahren Gefühle eindeutig unter der rauen Schale mit ihren knallharten Sprüchen und der vermeintlichen Arroganz. Jenny ist die Gute, die optisch ein bisschen schlecht weggekommen ist, immer Pech hat, aber so viel Glück verdient hätte. Und Kai-Uwe ergänzt das Trio mit seiner Fistelstimme und der schlaksigen Figur optimal. Das ergibt dann sogar bei mir die Hoffnung, dass die drei noch weitere Bücher beleben werden. So eine Geister-Detektei wäre doch echt mal eine Buchserie wert! Von mir: Fünf Sterne!

Bewertung vom 21.05.2023
Elternabend
Fitzek, Sebastian

Elternabend


sehr gut

Kleine Ursache, große Wirkung

So, jetzt bin auch ich endgültig Fitzek-Fan, aber ausschließlich für seine Humor-Bücher mit Tiefgang. „Der erste letzte Tag“ war und ist einfach wunderbar, und jetzt holt er mich mit „Elternabend“ mindestens genauso erfolgreich ab.

Sascha Nebel will gerade einen SUV klauen, als eine wildgewordene Furie das Auto mit einem Baseballschläger bearbeitet, während eine Klimaaktivisten-Demonstration die Fahrt verhindert. Als die Polizei kommt, flüchten er und „Wilma“ gemeinsam und landen in einem sehr seltsamen Elternabend. Da die Eltern des elfjährigen Hector bisher nie auf einem Elternabend erschienen sind und ein besonders eifriger Vater annimmt, hier kommen Lutz und Christin Schmolke, Hectors Eltern, nehmen sie diese Deckung an. Und schon wird das Chaos immer schlimmer!

Hier muss man immer wieder laut lachen, schmunzeln, grinsen, zustimmend nicken. Dennoch packt Fitzek hier wie beiläufig auch noch ganz viele gar nicht so lustige Themen an. Diese Kombination mag seltsam klingen, doch finde ich es wichtig, Depressionen, Selbstmord, Tod allgemein so zu präsentieren, dass man nicht wegsieht. Das ist schon deshalb wichtig, weil jeder, der schon jemanden verloren hat, sich wundert, wie die Welt sich dennoch unbekümmert weiterdrehen kann. So ist „Elternabend“ – auch wenn jede Sekunde so schlimme Dinge passieren, wird weiter gelebt und gelacht, gestritten und gelogen, geliebt und gehasst, gearbeitet und gespielt. Das Leben geht weiter – unfassbar, aber wahr. Oft schwer, aber unaufhaltsam – die Erde dreht sich weiter.

Fitzek fängt mit harmlosen kleinen Seitenhieben an, von Helikoptereltern über die typischen Ereignisse auf Elternabenden, pünktlichen Essenszeiten in der Schule und so vielem mehr, bis er dem Hörer oder Leser völlig unerwartet erst mal die Gesichtszüge entgleisen lässt. Aber auch hier muss man ihm bei jedem Wort zustimmen. Und das regt zum Nachdenken an.

Die Wortspiele und Formulierungen sind einfach umwerfend gut. Dass dabei auch noch überraschende, aber durchaus stimmige Wendungen entstehen, ist einfach genial. So irrwitzig die Story ist, so realitätsnah ist sie tatsächlich auch. Klingt irre? Nun, einfach selbst herausfinden, wie ich das meinen könnte! Fitzek legt den Finger in jede Wunde, die er findet, und bohrt genüsslich darin. Ich liebe es! Ja, mit der Zeit nutzen sich manche Witze auch ab und vielleicht übertreibt Fitzek es hier und da auch ein bisschen. Nun, perfekt ist niemand, insofern alles gut. Die Folgen eines Teelöffels Zimt und TikTok-Challenges in einem anderen Licht betrachtet, das geht schon unter die Haut.

Simon Jäger liest das Buch einfach herrlich perfekt und authentisch ein. Ich könnte mir keinen besseren Sprecher dafür vorstellen!

Ich hatte wirklich gute Unterhaltung, ziehe aber einen Stern ab, weil Fitzek hin und wieder ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen ist. Ich freue mich auf sein nächstes Buch, das in diese Richtung geht. Vier Sterne.

Bewertung vom 19.05.2023
Mittags gut kochen für eine Person
Risberg, Cina

Mittags gut kochen für eine Person


sehr gut

Nicht perfekt, aber super nahe dran

Ob man nun Single ist oder nur ab und an alleine isst, für eine Person kochen ist manchmal richtig schwierig und schon greift man zu Fertigprodukten oder Takeaway. Das muss nicht sein und Cina Risberg bringt uns auf einen guten Weg, zumal sie mit ihren Gerichten auch dafür sorgt, dass Reste verbraucht werden und nicht im Müll landen.

Besonders schön und nützlich sind dabei die Tipps für das Verwenden von nicht mehr ganz frischem Brot, schlappem Gemüse und Käseresten. Zugegeben, das macht ein wenig Arbeit, aber es lohnt sich auf alle Fälle!

Für mich persönlich schade ist, dass sehr oft Avocados verwendet werden. Nicht nur, dass ich die nicht mag (kann man austauschen), ich finde sie extrem schlecht für die Ökobilanz.

Bei jedem Gericht findet man einen Text der Autorin. Dazu die obligatorische Zutatenliste und die Arbeitsschritte. Hier wurde hin und wieder eine Kleinigkeit vergessen. Nichts Wichtiges, so Dinge wie den Paprika in Streifen schneiden (was sich aber aus dem Gericht, den Zutaten und dem Foto dann eh ergibt). Dazu gibt es immer mal einen Tipp für die „Freitagsleckerei“, Varianten, Zeitsparen.

Einige der Rezepte finde ich leider völlig fehl am Platz. Fertigprodukte verwenden ist für mich nicht „gut kochen“. Und aus Brühwürfeln (die man in meiner Küche vergeblich sucht) eine Suppe machen, das nenne ich nicht kochen. Schon gar nicht, wenn darin dann Fertigravioli schwimmen. Da könnte jeder ein Suppen-Kochbuch herausbringen mit fertigen Einlagen und Brühwürfeln oder gekörnter Brühe.

Davon aber abgesehen und persönliche Vorlieben bzw. Abneigungen (bei mir Käsechips und Avocado) außer Acht gelassen findet man wirklich schöne, leckere Anregungen und Ideen. Da stechen für mich die Zucchini-Bohnen-Puffer mit Tomatensauce und der Blumenkohlreis mit Halloumi und Paprika hervor. So einfach und so lecker! Und natürlich kann man alles auch in größerer Menge zubereiten, um zu zweit oder dritt oder noch mehr zu genießen oder auch um zwei Tage daran essen zu können oder für ganz anstrengende Tage einfrieren zu können.

Mir gefallen als visuell orientierter Mensch die Fotos zu den Rezepten super gut. So lasse ich mich am besten zum Nachkochen inspirieren. Rezepte ohne Foto fallen bei mir erfahrungsgemäß sofort durchs Raster.

Insgesamt bleibt zu sagen, dass dieses Buch nicht perfekt ist, aber sehr nahe dran. Es zeigt vor allem weniger geübten Kochfans, wie man kreativ werden kann. Quasi der moderne und nachhaltige Rumforttopf: Alles, was rumliegt und fort muss wird zu einem leckeren Essen. Deshalb gebe ich vier Sterne.

Bewertung vom 19.05.2023
Die Bucket List für Wohnmobilbesitzer
Löwisch, Roland

Die Bucket List für Wohnmobilbesitzer


ausgezeichnet

Diese Bucket List ist der Hit!

Die Bucket Lists boomen ja gewaltig und die eine oder andere ist schon ein bisschen nervig, zugegeben. Aber diese hier für Wohnmobilbesitzer finde ich total gelungen, auch und gerade als Geschenk für Wohnmobilfans!

Schafft man alle Punkte? Das kommt drauf an, wie entschlossen man ist. Einige der Punkte halte ich für nicht erreichbar (aber mein Geldbeutel ist auch winzig und viele der Punkte übersteigen das Einkommen des Durchschnittscampers deutlich). Ich denke jedoch, dass es darauf gar nicht so ankommt. Es macht einfach Spaß, sich anzusehen, was man bereits gemacht hat, das abzuhaken und sich von anderen Ideen inspirieren zu lassen sowie Träume zu haben. Vor allem sieht man erstaunliche Wohnmobile, die man noch gar nicht auf dem Schirm hatte.

Süß finde ich z.B. auch Nr. 20 auf der Liste: Aus einem Bild seines Wohnmobils ein 10.000-Teile-Puzzle anfertigen lassen und selbst zusammensetzen. Es ist einfach ein Herzensbuch für alle, die das Wohnmobil jedem Hotel vorziehen. Mit ganz vielen tollen, überraschenden und inspirierenden Fotos und noch mehr guter Laune. Ich finde es schlicht großartig! Da macht jede einzelne Seite Freude und man staunt immer wieder, was es so alles gibt.

Ja, man merkt es wohl – für mich ist das von allen Bucket Lists, die ich bisher kenne, die absolute Krönung, das Highlight schlechthin! Ganz klare fünf Sterne!

Bewertung vom 18.05.2023
Mutterliebe (ungekürzt) (MP3-Download)
Selvig, Kim

Mutterliebe (ungekürzt) (MP3-Download)


gut

Anders als erwartet

Eine Mutter bringt ihre beiden Kinder in den Wald und erstickt sie. Der Junge stirbt, das Mädchen überlebt wie durch ein Wunder. Die Verhandlung ist spektakulär und die Öffentlichkeit hat ihr Urteil schon gefällt. Die Gerichtsreporterin Kiki Holland will unbedingt die Hintergründe für die Tat herausfinden, weil sie einfach nicht glauben kann, dass diese Frau schuldig ist, und beginnt zu recherchieren. Nach und nach kommt sie der Wahrheit auf die Spur. Und die hat keiner erwartet!

Kiki war mir quasi von Anfang an sympathisch. Sie hat eine interessante Art, kleine und witzige Macken und vor allem einen Riecher für Menschen, wodurch sie mehr erfährt als andere. Die kleine romantische Nebengeschichte ist ein bisschen ein Sahnehäubchen, das nicht zu stark betont wird. Ein wenig drüber sind aber die vielen weiteren Klischees, die dieser Krimi bedient. Das fängt bei Spitznamen an, geht über den schwulen besten Freund, vorbei an Freunde mit guten Verbindungen zu allem, was gerade benötigt wird, bis zu unfassbaren Zufällen bei Rettungen und Lösungen. Das ist streckenweise amüsant, nutzt sich dann irgendwann aber auch stark ab. Ihre Alleingänge und oft wirklich dummen Aktionen kosten mit der Zeit auch ein paar Sympathiepunkte. Da wird sie dann auch mal anstrengend.

Die Zeitsprünge strengen ebenfalls ein wenig an, da sie nicht chronologisch laufen, sondern wild durcheinander. So mag ich das dann doch nicht. Kurz vor Ende ist ein Fehler, der fast schon lustig ist, so unübersehbar müsste er für das Korrektorat gewesen sein. Aber das macht den Kohl auch nicht mehr fett. Mir fehlen hier ein paar gute Ermittlungen, mir sind zu viele Zufälle da und die Lösung selbst ist irgendwie auch nicht so wirklich befriedigend.

Lena Drieschner hat eine sehr angenehme Stimme, aber ihre Art der Betonung gefällt mir nicht immer. Zu sehr erinnert das dann gern mal an eine vorlesende Mutter (auch wenn der Text da nicht so passend ist).

Einen Justiz-Krimi kann man ihn eigentlich gar nicht nennen, denn die eigentliche Justiz hat super wenig Raum bekommen. Meine Kritikpunkte und der Fehler stammen vermutlich aus der Tatsache, dass Kim Selvig ein Autorenduo ist. Manchmal verderben viele Köche eben den Brei. Sorry, drei Sterne, mehr geht nicht.

Bewertung vom 17.05.2023
Kastenbrote
Schell, Valesa

Kastenbrote


weniger gut

Einfach und unkompliziert ist hier leider gar nichts

Da ich sehr gerne Brot backe, suche ich immer nach neuen Anregungen, Rezepten, Techniken, Ideen und Möglichkeiten. Dieses Buch lockte mit den Schlagworten „unkompliziert Backen einfach im Kasten“. Vermutlich werden sehr viele Brot-Backanfänger darauf hereinfallen – einfach und unkompliziert ist hier eigentlich gar nichts.

Das Buch ist sehr schön aufgemacht und bebildert. Anfangs ist ein relativ großer Theorieteil, der sogar mich (ich backe seit Jahren Brot) nervös gemacht hat und leicht überforderte. Also dachte ich mir, macht ja nix, Du kennst Dich doch gut genug aus, leg einfach mal los und guck dann bei den unbekannten Begriffen nach, ist ja alles erklärt.

Tja. Stimmt. Und stimmt auch nicht. Trotz aller Ausführlichkeit fehlt leider immer genau das, was man gerade wissen möchte oder müsste. Das fängt schon mal bei den Kastenformen an. Bisher habe ich tatsächlich meine vorhandenen Kastenformen für Brote nutzen können. In diesem Buch haben die Kastenformen aber Maße, die sich bei mir, obwohl ich sage und schreibe neun verschiedene Kastenformen habe, nicht anfinden. Ich habe sogar eine Toastbackform mit Deckel. Auch diese passt von den Maßen nicht. Es werden Kastenformen mit elf Zentimetern Höhe verwendet. Das hat die Toastform, aber sie ist zu kurz. Gut, es gibt eine Umrechnungstabelle, aber das ist dann schon wieder der nächste Punkt, wo es mit „unkompliziert“ schwierig wird.

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten der Gare: rein bei Raumtemperatur, bei höherer Raumtemperatur, bei Raumtemperatur und im Kühlschrank. Fein! Also losgelegt. Nicht nur, dass mein erster Verdacht, dass die Teige viel zu nass zum Bearbeiten mit den Händen werden, wenn man die angegebene Menge Wasser (ohne die kleine Extra-Menge) einarbeitet, bestätigt wurde. Bei Raumtemperatur ging der Teig ein wenig (bei wenig Hefe normal), in der anschließenden Gare im Kühlschrank ging er dann gar nicht mehr (mein Pizzateig geht im Kühlschrank enorm auf und hat auch nur wenig Hefe) auf. Und dann? Große Frage! Soll der Teig, wie mein Pizzateig, erst noch ein wenig Raumtemperatur bekommen oder so kalt aus dem Kühlschrank gleich in den heißen Backofen? Keinerlei Angabe!

Es werden viel zu ausgefallene Mehlsorten verwendet, die man nur schwer bei bekommt (oder teuer bestellen muss, zuzüglich Portokosten!). Es gibt Vorschläge, wie man diese Mehlsorten austauschen kann – aber dann kann ich auch gleich meine bisher genutzten Rezepte nehmen und da die Mehlsorten austauchen. Dann brauche ich kein neues Buch! Auch geht Frau Schell davon aus, dass jeder einen Backofen mit Schwadomat besitzt. Die „richtige“ Knetmaschine selbstredend ebenfalls. Dass die Teige eine lange Gärzeit haben, stört mich nur am Rande. Das ist bei wenig Hefe normal. Dass ich eine Niete bei Sauerteig und Lievito Madre bin, das ist mein persönliches Problem (aber auch Frau Schell schafft es nicht, dass bei mir beide Ansätze etwas werden). Natürlich bekommt man für alles von der Autorin auch noch Adressen – nicht nur für die Mehle, sondern gleich für Brotbacköfen, Backstahl und Getreidemühle mit.

Die Aufmachung des Buches ist wunderschön, die Darstellung der Rezepte übersichtlich, die Anweisungen gut verständlich, die Fotos appetitanregend. Nur leider stellt man dann beim Nachbacken der Rezepte fest, dass trotz vorherigem Lesen und Verstehen doch noch Fragen auftauchen und es eben doch nicht so klappt, wie versprochen. Vieles, das ich bisher gelernt hatte, wird hier ignoriert bzw. völlig missachtet, von der Flüssigkeitsmenge über die Temperatur der Zutaten bis zu den Knetzeiten (man kann Teig kaputtkneten und das findet hier oft statt, finde ich). Es verwirrt mehr, denn es hilft.

Einfach und unkompliziert ist hier leider wirklich gar nichts und das beziehe ich definitiv nicht auf die lange Teigführung. Für Vollprofis sicher ein interessantes Buch, ich persönlich bleibe bei meinen bewährten Brotbackbüchern anderer Bäcker und Bäckerinnen. Sorry, von mir nur zwei Sterne.

Bewertung vom 12.05.2023
Kochen zu zweit. Band 1
Trettl, Roland;Trettl, Daniela

Kochen zu zweit. Band 1


ausgezeichnet

Liebe geht eben durch den Magen!

Auch wenn es inzwischen das „Team Trettl“ so nicht mehr gibt, ist das Buch doch einfach wunderbar und ein echtes Kleinod, denn es zeigt, wie viel Spaß es machen kann zu zweit zu kochen. Es verbindet, es macht glücklich, es ist ein Stück Zweisamkeit der ganz besonderen Art und das muss doch einfach gefeiert werden!

Die Gespräche zwischen den Kapiteln verbinden den Leser, die beiden Trettls und das Thema und stimmen ein auf die folgenden Rezepte zu Vorspeisen Salate, Suppen & Co.; Hauptdarsteller Pizza, Pasta & Co.; Hauptdarsteller Gemüse; Hauptdarsteller Geflügel, Fleisch, Fisch; Nachspeisen. Auch die eingestreuten Bilder der beiden Autoren wirken nicht selbstdarstellerisch oder nervig. Im Gegenteil, man freut sich darauf und darüber, denn sie strahlen dabei aus, wie gut eingespielt sie aufeinander sind und wie viel Spaß sie zu der Zeit hatten.

Die Gerichte sind bewusst ohne Zeitangaben. Dass manches mehr Zeit als anderes benötigt, ist klar. Das Buch richtet sich auch nicht an absolute Kochanfänger. Manche Speisen sind aufwändiger – von den Zutaten bis zum Zeitbedarf, andere dafür wieder einfacher. Es finden sich hier Rezepte für jeden Geschmack, jeden Geldbeutel und fast jede Kocherfahrung. Mich persönlich haben die beiden mit der Pizza Bianca mit Spargel vom Grill komplett überzeugt. Dafür mag ich nix mit Tofu oder Tintenfisch. Aber so ist das mit Kochbüchern: man mag nicht jedes der Rezepte!

Alles ist schön gegliedert und übersichtlich, sodass man schnell erkennt, was wann wofür benötigt wird und wie alles zu verarbeiten ist. Auch sind die Arbeitsschritte ausführlich beschrieben und, was ich besonders mag, nicht im Befehlston. Hier passt die Sprache zur Absicht: Menschen mit gutem Essen glücklich machen. Dennoch merkt man natürlich, dass Roland Trettl kein Hobbykoch ist! Einige Zutaten sind ein bisschen exotischer, als der Durchschnittshobbykoch das kennt, aber insgesamt noch gut zu bekommen.

Ein weiteres Plus dieses Buches sind die QR-Codes, die es bei jedem Rezept gibt und die zu den Videos führen, die Dani und Roland in der Corona-Zeit für die Fans drehten. Ganz einfach und locker, mit dem Handy!

In diesem Buch steckt so viel Liebe – Liebe zueinander, Liebe zum Essen, Liebe zu den Fans und Liebe zur Liebe! Jede Seite strahlt das mit den vielen liebevollen Details sehr schön und deutlich aus. Ich habe eine einzige Folge von „First Dates“ gesehen, doch ich finde, dieses Buch ist noch viel mehr für bereits bestehende Beziehungen geeignet, nicht nur für ganz frische. Das macht es auch zu einem tollen Geschenk für Paare. Zusammen kochen, zusammen genießen, zusammen sein! Idee, Konzept und Umsetzung gefallen mir super gut und ich werde mir auch noch Band zwei zulegen! Fünf Sterne!

Bewertung vom 11.05.2023
Gasthausrezepte für Harry Potter Fans
Grimm, Tom

Gasthausrezepte für Harry Potter Fans


ausgezeichnet

Als wäre man Tourist in der Welt von Harry Potter

Harry Potter hat ja eine riesige Fangemeinde. Dazu gehöre ich nicht wirklich, aber ich liebe Rezepte, besonders in Buchform, mit oder zu einem Thema. Genau das liefert Tom Grimm seit einigen Jahren rund um die Bücher des Zauberlehrlings. Diesmal geht es um die Gerichte, die man in der Gastronomie der magischen Welt des Potter-Universums bestellen und genießen kann. Wieder eine wahrlich zauberhafte Idee! Doch das Beste ist, dass man selbst nicht zaubern können muss. Die Speisen und Getränke lassen sich ganz ohne Zauber herstellen!

Die Rezepte sind in die Kategorien Frühstück; Vorspeisen, Salate & Snacks; Suppen & Eintöpfe; Hauptgerichte; Süßes & Nachspeisen und Getränke unterteilt. Aufgemacht ist das Buch, als sei es uralt und die Seiten schon stark vergilbt, eingerissen und stockfleckig. Die Zutatenlisten sind quasi auf Papierrollen geschrieben. Die Zubereitungsschritte sind knapp, aber gut verständlich geschildert. Wunderbar für mich: Es gibt zu jedem Rezept auch ein Foto. Bei mir fallen leider Rezepte ohne Bild sofort durchs Raster und das wäre besonders hier echt schade, denn die stark englisch und schottisch angehauchten Gerichte machen sehr viel Lust, direkt loszulegen und ein Harry-Potter-Menü zusammenzustellen. Gerade bei den Getränken ist aber Vorsicht geboten: Sie sind allesamt alkoholisch und somit definitiv nicht für Kinder geeignet!

Sehr gut gefällt mir, dass auch die Fotos so angelegt sind, als seien sie uralt (bis auf die Farbe) und lägen lose bei. Ein bisschen enttäuscht bin ich davon, dass sich ein paar Rezepte aus den Vorgängerbüchern wiederholen, sogar mit dem identischen Foto. Es wurde jeweils nur der Text ein wenig verändert, genauere Angaben gemacht, exakter formuliert.

Es wird jeweils angegeben, für wie viele Portionen die Rezepte gedacht sind. Kalorien und Nährwerte findet man nirgendwo und mich stört das auch nicht. Das würde zum Thema dann auch gar nicht so schön passen! Die Zutaten sind meines Erachtens alle alltäglich, nicht exotisch und sehr gut im Lebensmitteleinzelhandel zu bekommen.

Trotz ein paar Wiederholungs-Rezepte bin ich vom Konzept des Buches und der Umsetzung begeistert. Und in der Sammlung macht sich das Buch auch toll – daher gebe ich die vollen fünf Sterne (hat ja nicht jeder schon alle Vorgänger zu Hause!).

Bewertung vom 09.05.2023
Die unglaubliche Grace Adams (MP3-Download)
Littlewood, Fran

Die unglaubliche Grace Adams (MP3-Download)


ausgezeichnet

Bewegend, ergreifend, aus dem Leben gegriffen – so schön!

Die Ehe von Grace und Ben ist gescheitert und die Tochter Lotte lebt beim Vater. Grace will Lotte mit einer ganz besonderen Torte zum 16. Geburtstag besuchen, landet aber in einem Stau. Da steigt sie einfach aus dem Auto und läuft los, die Torte holen und die Familie zurückerobern. Auf ihrem Marsch geschehen weitere Dinge, die jeden an den Rand eines Nervenzusammenbruchs führen würden.

Die Story wird in mehreren Zeitebenen erzählt. Diese zusammen ergeben einen dicken, festen Strang, der so wahnwitzig, wie auch alltäglich und doch erschütternd ist. Vom Kennenlernen über das Elternwerden und Elternsein bis zu den kritischen Jahren mit pubertierendem Kind, Midlifecrisis, Menopause und abgekühlter Leidenschaft geht Grace auf ihrem Marsch alles in Gedanken durch. Dabei erfährt man dann mal mehr, mal weniger beiläufig so einige Fakten, die erklären, wieso Grace ist, wie sie ist. Es ist, als gäbe Grace auf ihrem Marsch vor sich selbst Dinge zu, die sie bis zu diesem Zeitpunkt massiv verdrängt hat. Vor allem ein Punkt ist dabei so heftig, dass mir fast das Herz brach. Kein Wunder also, dass sie immer wieder extrem reagiert, wenn mal wieder ein Trigger ausgelöst wird, wie beispielsweise in der Apotheke, als sich eine Kundin vordrängt und der Apotheker sich querstellt. Das sind immer wieder auch Momente, in denen man Grace feiern möchte, auch wenn ihre Reaktionen nicht gerade „erwachsen“ sind. Oder auch: gerade deshalb. An manchen Stellen fand ich Grace sogar zu zahm.

Fran Littlewood schafft es, das Leben wunderbar realistisch darzustellen, mit all seinen lustigen und tragischen, romantischen und hässlichen, tröstenden und erschreckenden und auch immer wieder wahnwitzigen Momenten. Dabei vergisst sie nicht, genug Humor einzustreuen, vom verliebten Spaß bis zum Galgenhumor. So, wie es eben im Leben immer wieder geschieht. Quasi die Würze – ohne den wahnsinnigen Schmerz, den Grace erleben musste, zu schmälern oder kleinzureden.

Mich bewegt diese Story unbeschreiblich stark. Ich kann Grace, Ben und auch Lotte sehr gut verstehen. Jeder der Drei muss auf seine eigene Weise mit den Ereignissen klarkommen, auch wenn man denken würde, zusammen wäre es einfacher. Es gibt keine allgemeingültige Lösung und genau das macht entsetzlich hilflos. Aber Grace steht immer wieder auf, so oft man sie auch zum Stolpern und Fallen bringt. Falling Down ist die Inspiration gewesen und auch, wenn man das weiß, ist die Story völlig eigenständig und alles andere als abgekupfert. Ich bin tief bewegt und weiß, dass Grace noch sehr lange in mir nachhallen wird. Tanja Fornaro hat dieses Buch unbeschreiblich gut eingelesen und die Gefühle mit ihrer Stimme sehr gut übertragen. Fünf Sterne.