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Benutzername: 
PMelittaM
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 428 Bewertungen
Bewertung vom 05.04.2022
Inspector Swanson und das Geheimnis der zwei Gräber
Marley, Robert C.

Inspector Swanson und das Geheimnis der zwei Gräber


sehr gut

London,1895: In zwei Gräbern im Garten eines Geschwisterpaares werden Leichen gefunden, ein Mann und eine Frau, beide ermordet – Inspector Swanson und sein Team ermitteln, während Frederick Greenland seinen Ziehsohn Badger sucht.

An der Reihe gefällt mir vor allem das Einbeziehen historischer Persönlichkeiten, die sich zum Teil unter den Scotland Yard Mitarbeitern befinden, zum anderen aber auch unter den sonstigen handelnden Personen, hier taucht neben Arthur Conan Doyle auch H. G. Wells auf. Das macht Spaß und bietet eine gewisse Authentizität. Außerdem mag ich den Humor, der den ganzen Roman durchzieht, manches erkennt man erst auf den zweiten Blick, oder auch erst, wenn man das Personenregister liest.

Der Kriminalfall scheint zunächst recht einfach zu lösen zu sein, immerhin hat man durch den Prolog schon eine gewisse Ahnung, entpuppt sich dann doch komplexer als gedacht – und dennoch kann man ihn auch als Leser:in lösen, mir ist das zumindest gelungen, und das schon recht früh. Das hat meinen Lesespaß aber kaum getrübt, zum einen, weil es auch schön ist, recht zu haben, zum anderen bietet der Roman auch sonst Lesenswertes und Unterhaltsames, wie ich oben schon ausgeführt habe, zudem gibt es ein paar interessante, teils skurrile Charaktere, und mein Serienliebling Greenland ist auch wieder mit an Bord.

Der Roman hat mich gut unterhalten, es macht einfach Spaß, die Reihe zu lesen, die humorvoll ist, einige historische Persönlichkeiten auftreten lässt und interessante Kriminalfälle bietet.

Bewertung vom 28.03.2022
Mitte / Kat Menschiks Lieblingsbücher Bd.11
Kutscher, Volker

Mitte / Kat Menschiks Lieblingsbücher Bd.11


ausgezeichnet

Nach den Ereignissen in „Olympia“ ist Fritz Thormann unter neuem Namen untergetaucht, hat Arbeit gefunden und eine Lehrstelle in Aussicht, ist zufrieden mit seinem Leben, hat aber auch Sehnsucht nach Menschen, die er kennt. Daher nimmt er per Brief Kontakt zu Charlotte Rath und dem ehemaligen Straßenmädchen Hannah, die in Breslau untergetaucht ist, auf.

Der Roman ist mit Illustrationen von Kat Menschik ausgestattet, die immer gut passend zum Text sind. Erzählt wird in Briefform, allerdings kann man jeweils nur Fritz‘ Briefe lesen, die Antworten der beiden Frauen kann man diesen aber teilweise entnehmen.

Drei weitere offizielle Briefe sind außerdem enthalten. Diese und Fritz‘ sehr offenherzige Kommunikation und sein immer noch zu naives Verhalten lassen mich als Leser:in schnell nichts Gutes ahnen – und das Ende schreit in meinen Augen dann auch nach einem weiteren Band der Gereon-Rath-Reihe, der hoffentlich bald kommen wird. Nach meinen Recherchen soll die Reihe erst mit dem Jahr 1938 enden.

Ich bin etwas zwiegespalten. Ich habe Fritz‘ Briefe gerne gelesen, und konnte mir alles sehr gut vorstellen, jedoch spürte ich auch schnell das Damokles-Schwert über ihm schweben. Das Ende hat dann meinen Zwiespalt noch vergrößert. Andererseits ist es folgerichtig, und entlässt die/den Leser:in mit vielen Emotionen. Wer die Reihe kennt und mag, sollte auch diesen Roman gelesen haben, er gehört einfach dazu und ist sicher auch wichtig für die weiteren Romane.

Bewertung vom 26.03.2022
Engel des Todes / Paul Stainer Bd.3
Ziebula, Thomas

Engel des Todes / Paul Stainer Bd.3


ausgezeichnet

Am 13.03.1920 versuchten Putschisten die gewählte Regierung zu stürzen. Auch Leipzig wird von den Auswirkungen nicht verschont. Die Stadt ist nicht nur bürgerkriegsähnlichen Zuständen ausgesetzt, auch ein Serienmörder treibt sein Unwesen, der seine Opfer nicht nur tötet, sondern sie anschließend auch noch köpft und ihrer Zungen beraubt.

Der dritte Band der Reihe um den aus Kriegsgefangenenschaft heimgekehrten Polizisten Paul Stainer findet vor dem realen historischen Hintergrund des Kapp-Putsches statt. Thomas Ziebula gelingt es dabei nicht nur, die historischen Geschehnisse in seinen Kriminalroman einzubinden, sondern auch die Atmosphäre, die damals geherrscht haben muss, greifbar zu machen. Nicht nur Stainer, auch andere Charaktere, die man bereits aus den Vorgängerbänden kennt, wie Rosa Sonntag und Mona König, erleben hautnah die Auswirkungen die über Leipzig hereingebrochen sind.

Ein paar interessante neue Charaktere werden eingeführt, wie der – mir sehr sympathische – Oberst der Reichswehr, August von Herzberg, der eigentlich beabsichtigte aus dem aktiven Dienst auszusteigen. Valerie Schwarz ist Tänzerin, deren Auftritte teilweise recht skandalös sind, und die mit von Herzberg verlobt ist. Ihr Verhalten gegenüber von Herzberg ist mir schnell auf die Nerven gegangen, ihre Hingabe zu ihrer Kunst dagegen hat mir gefallen.

Auch den Täter lernt man schnell kennen, nach und nach offenbart sich auch sein Motiv. Dass man als Leser:in schon relativ früh weiß, wer hinter den Morden steckt, macht den Roman nicht weniger spannend, denn Stainer und sein Team muss es ja erst noch herausfinden, und zudem tragen die Hintergrundereignisse viel zur Spannung bei.

Mir hat sehr gut gefallen, wie gelungen Thomas Ziebula die Gedanken und Emotionen seiner Charaktere eingebunden und mir nahe gebracht hat. Stainers Privatleben bekommt ebenfalls wieder seinen Anteil an der Geschichte, wenn auch etwas weniger als in den Vorgängerbänden. Ich bin gespannt, wie es sich in den Folgebänden entwickeln wird.

Durch den interessanten historischen Hintergrund konnte ich Neues erfahren und wurde dazu animiert, selbst weiter zu recherchieren.Leider gibt es wieder kein Nachwort des Autors, was ich sehr schade finde, dafür aber eine Karte des Leipzigs jener Zeit.

Auch der dritte Band der Paul-Stainer-Reihe konnte mich wieder überzeugen, dem Autor ist es gelungen, nicht nur den spannenden historischen Hintergrund, sondern auch lebendige Charaktere und viel Atmosphäre in seinen Roman einzubinden. Ich vergebe gerne volle Punktzahl und eine Empfehlung für die ganze Reihe, die man am besten mit Band 1 beginnt.

Bewertung vom 21.03.2022
Garou / Schaf-Thriller Bd.2
Swann, Leonie

Garou / Schaf-Thriller Bd.2


gut

Nach den Ereignissen in „Glennkill“ steht die Schafherde nun mit ihrer Hirtin Rebecca auf einer Weide bei einem Schloss in Frankreich, was die Herde nicht unbedingt glücklich macht, ihnen fehlt das Meer, Rebeccas Mutter hat sich bei ihnen häuslich niedergelassen und stört, und nun scheint auch noch ein Loup Garou, ein Werwolf, die Gegend unsicher zu machen. Die Schafe versuchen nun weg zu kommen, oder wenigstens den Werwolf zu enttarnen, doch das ist gar nicht so einfach.

Wie bereits in „Glennkill“ wird auch hier nahezu die gesamte Geschichte aus Sicht der Schafe erzählt, das kann mitunter sehr witzig sein, da Schafe die Welt anders sehen als Menschen, und vieles anders interpretieren. Neben der Schaf- gibt es auch eine – alteingesessene – Ziegenherde, und so tragen ein paar Mitglieder dieser zweiten Herde ihren Teil zum Geschehen bei. Die Menschen spielen, zumindest aus Sicht der Tiere, dabei eine eher untergeordnete Rolle.

Eigentlich eine tolle Idee, Schafe oder überhaupt Tiere in den Mittelpunkt einer Geschichte zu stellen, und spätere Werke der Autorin haben mir auch gut gefallen, vor allem „Dunkelsprung“, doch leider konnten ausgerechnet die Schafe beim mir nicht nur bedingt punkten, statt spannend ist es eher langatmig, und auch der Humor zündet bei mir nicht immer. Die Geschichte selbst erscheint mir auch ab und zu ein bisschen zu verworren, viel Hin und Her, aber keine echten Erkenntnisse.

Die Charakterisierung der Menschen ist nebensächlich, die Tiere stehen hier im Mittelpunkt, vor allem die männlichen, Othello, der Leitwidder, das Winterlamm, das zu Anfang noch keinen Namen hat, und sich selbst einen sucht, und Mopple, der gerne isst. Miss Maple steht in diesem Band eher im Hintergrund, dafür dürfen Maude, Zora und andere größere Abenteuer erleben. Die Charakterisierung, vor allem der Widder, ist gut gelungen, die weiblichen Schafe konnte ich manchmal nicht auseinanderhalten. Das gleiche Problem hatte ich auch bei einigen Menschen.

Die Auflösung ist okay, ein bisschen mehr Heranführung hätte mir besser gefallen. Insgesamt ist die Geschichte ein bisschen überladen mit verschiedenenTaten, möglichen Tätern, Motiven und teilweise eher überflüssigen Charakteren, die das Ganze in meinen Augen nicht komplex sondern unnötig verworren machen.

Unterm Strich hat mich der Roman weniger überzeugt. Es gibt nette Szenen mit den Schafen, überhaupt muss man die alle mögen, aber viele Unnötiges rund um die „Fälle“ und den Garou, eine Schafgeschichte ohne „Thriller“ wäre vielleicht unterhaltsamer gewesen. Ich vergebe 2,5 Sterne, die ich, wo nötig, aufrunde.

Bewertung vom 20.03.2022
Tote tanzen keinen Walzer
Minck, Lotte

Tote tanzen keinen Walzer


ausgezeichnet

Loretta Luchs‘ Freunde Bärbel und Frank wollen heiraten, und damit keiner sich auf der Hochzeit beim Tanzen blamiert, beschließen sie, mit allen Freunden in die Tanzschule zu gehen. Loretta ist darüber nicht sehr glücklich, will aber auch kein Spielverderber sein. Spielverderber ist schließlich derjenige, der durch die Scheibe der Tanzschule schießt, und Loretta eine neue Leiche beschert.

Es ist immer wieder schön, Loretta und ihre Freunde zu treffen. Mir hat in diesem Band das Tanzstunden-Setting besonders gut gefallen, es hat Erinnerungen geweckt und einige Szenen zum Schmunzeln geboten – und neben Loretta und Dennis sind dieses Mal auch Bärbel und Frank sowie Doris und Erwin unmittelbar betroffen – und Diana und Okko dürfen aus der Ferne teilhaben.

Ähnlich markant wie Lorettas Freunde sind auch die anderen Paare des Tanzkurses, angefangen mit den Trainern. Man kann sie sich gut vorstellen, immerhin beschreibt Loretta, die die Autorin wieder selbst in Ich-Form erzählen lässt, sie sehr treffend, wenn auch nicht immer wohlwollend. Und auch Astrid Küpper hat wieder Bereitschaft und freut sich einmal mehr so gar nicht, Loretta am Tatort anzutreffen.

Für mich ist der fünfzehnte Band einer der besten der Reihe, der mich sehr gut unterhalten hat. Leider ist er gleichzeitig der letzte der Reihe, und so erlebt der Leser nicht nur einen spannenden Kriminalfall, eine ermittelnde Loretta und eine passende Auflösung, sondern auch ein stimmiges Ende, das nicht nur Loretta, sondern auch der Leser akzeptieren kann, man sieht für Loretta eine schöne Zukunft, und kann sie in diese entlassen. Und, vielleicht wird es ja Loretta Luchs und Lotte Minck irgendwann doch noch einmal zusammenführen?

Ein letztes Mal hat auch Ommo Wille eines seiner genialen und wunderbar zur Geschichte passenden (Rundum)Cover beigesteuert – diese Cover werde ich wahrscheinlich genauso vermissen wie die Geschichten um Loretta.

Mir ihrem letzten Band haben mich Loretta Luchs und ihre Freunde noch einmal richtig gut unterhalten. Sehr gerne empfehle ich die ganze Reihe an jene, deren Krimis mit Humor gemixt sein dürfen – nicht umsonst wurde hierfür der Name „Krimödie“ geprägt.

Bewertung vom 16.03.2022
Fürimmerhaus (eBook, ePUB)
Meyer, Kai

Fürimmerhaus (eBook, ePUB)


sehr gut

Im Fürimmerhaus landen Jugendliche, die Erlöser ihrer Welten waren, dort nun aber nicht mehr „gebraucht“ werden. Carters Ankunft trifft auf den Versuch der anderen Jugendlichen, aus dem Haus zu entkommen. Eine Odysee beginnt …

Es hat ein bisschen gedauert, bis ich in die Geschichte fand, sie ist zunächst sehr verwirrend, Namen, Orte, Gefahren, das muss man erst einmal zuordnen, und immer schwebt die Frage über einem, was das überhaupt für ein Ort ist, warum die Jugendlichen dort sind, und warum sie ihre Erinnerungen verloren haben. Die Vorstellung an einem solchen Ort zu sein, denn das Fürimmerhaus ist kein idyllischer Ort, und dabei nicht zu wissen, wer man eigentlich ist, und warum man hier sein muss, ist alles andere als schön.

Wenn man sich dann aber auf die Geschichte einlässt, lernt man zunächst die Jugendlichen besser kennen, mit Carter sind es sechs, dann beginnt man sich das Haus immer besser vorzustellen, und irgendwann ist man gefesselt, auch, weil es immer spannender wird, je weiter man vordringt. Dazu kommt die eine oder andere Überraschung, und ein wirklich gelungenes Ende, das den Roman rund macht. Gut gefällt mir auch der atmosphärische und bildhafte Schreibstil Kai Meyers, und natürlich seine Phantasie, die auch hier wieder gut zum Tragen kommt.

Die Jugendlichen sind sehr unterschiedlich, und nicht alle sind Menschen. Und auch im Haus wimmelt es von Wesen, die dazu meist gefährlich sind. Allerdings bekommen die Sieben auch hin und wieder unerwartete Hilfe.

Ein besonderes Haus, in dem man sich verlaufen kann, das voller Gefahren ist, und dem man nur mit Mühe, wenn überhaupt entkommen kann, das lese ich nicht das erste Mal. Kai Meyer ist dennoch eine ganz eigene Geschichte gelungen, die zwar nicht sofort punkten kann, bei der es sich aber lohnt, dranzubleiben, mit dem Ende kann man das Buch zufrieden zu klappen.

Bewertung vom 15.03.2022
Eisesschatten / Nathalie Svensson Bd.5
Moström, Jonas

Eisesschatten / Nathalie Svensson Bd.5


sehr gut

Am Luciatag verschwindet in einem Dorf in Nordschweden die gewählte Lucia, Ebba Lindgren, auf dem Weg zur ihrer Krönung, niemals hätte sie freiwillig darauf verzichtet. Kurz darauf wird einer ihrer Lehrer erstochen aufgefunden. Schließlich wird, ausgerechnet an Weihnachten, das Team der operativen Fallanalyse um Johan Axberg und Nathalie Svensson eingeschaltet. Die Zusammenarbeit mit der örtlichen Polizei gestaltet sich nicht immer einfach.

Mitten im Winter, in Nordschweden, ist es eisig kalt, die Chance, Ebba noch lebend zu finden, falls sie nicht schon längst ermordet wurde, schwindet mit jedem Tag, der vergeht – diese Stimmung, vor allem die Kälte, vermittelt der Autor sehr gut. Auch die Atmosphäre in dem kleinen Dorf kommt gut durch, die Animositäten der Dörfler untereinander und gegenüber den Bewohner der Flüchtlingsunterkunft, aber auch der Zusammenhalt. Ebba war nicht bei allen beliebt, und Ebba hatte Zukunftspläne, die sie aus dem Dorf herausgeführt hätten, alleine hier finden sich bereits diverse Motive. Nach und nach wird so manches aufgedeckt, was der eine oder andere gerne verschwiegen hätte.

Auch die aus den Vorgängerbänden bereits bekannten Mitarbeiter der OFA haben zum Teil ganz private Probleme, jedoch rückt das Privatleben in diesem Band mehr in den Hintergrund, verschwindet aber nicht ganz. Dazu kommen noch die Ermittler vor Ort, die ebenfalls Einfluss auf das Geschehen nehmen, besonders Gunnar Malm ist fest in der Dorfgemeinschaft verschweißt.

In Rückblenden erfahren wir, was in den Tagen vor Ebbas Verschwinden passiert ist. Als Leser kann man sich gut seine Gedanken zum Fall machen, auf die Lösung kommt man aber wahrscheinlich nicht alleine. Es gibt ein paar unerwartete Wendungen, aber auch manche, die man schon geahnt hat. Unterm Strich ist die Auflösung okay, ist aber für meinen Geschmack etwas zu unerwartet.
Ich mag die Reihe, und auch den fünften Band habe ich gerne gelesen, auch wenn er nicht mein Lieblingsband ist. Gerne empfehle ich daher die ganze Reihe an Genrefans.

Bewertung vom 14.03.2022
Ein Präsident verschwindet / Philipp Gerber Bd.2
Langroth, Ralf

Ein Präsident verschwindet / Philipp Gerber Bd.2


sehr gut

Nachdem am 20.07.1954 der Präsident des Verfassungsschutzes, Otto John, verschwindet und wenig später in Ost-Berlin wieder auftaucht, wird BKA-Ermittler Philipp Gerber von Konrad Adenauer mit der Aufklärung der Angelegenheit betraut. Wurde John entführt oder ist er freiwillig übergelaufen?. Für Gerber ist die Sache auch persönlicher Natur, denn seine Freundin, die Journalistin Eva Herden, ist offenbar zusammen mit John verschwunden.

Der zweite Teil der Reihe um Philipp Gerber, in der der Autor politische Skandale und spektakuläre Ereignisse der frühen Bundesrepublik aufarbeitet, handelt von einer Affäre, von der heute kaum noch jemand weiß, die aber damals sicher hohe Wellen schlug. Dass Ralf Langroth uns diese Ereignisse in Form eines spannenden Thrillers zugänglich macht finde ich gut. Gerade über die Nachkriegszeit ist vielen Menschen relativ wenig bekannt.

Philip Gerber mochte ich bereits im Vorgängerband, er bemüht sich das Richtige zu tun und hat seine eigene meinung, dort hat er sich z. B. entschieden, für das BKA zu arbeiten, und nicht mehr für den amerikanischen Geheimdienst. Natürlich ist er den trotzdem noch nicht ganz los, auch in diesem Roman mischt sein früherer Vorgesetzter und Vater seiner Ex-Verlobten, Hiram C. Anderson, wieder mit. Gut hat mir gefallen, wie sich Gerbers Verhältnis zu seinem Kollegen Erwin Sattler entwickelt hat, das hätte man zu Beginn ihrer Beziehung nicht ahnen können. Negativ aufgefallen ist mir leider Eva Herden, deren Handeln, und vor allem auch wie Gerber damit umgegangen ist, ich nicht immer nachvollziehen kann, am Ende ist mir die Entwicklung zwischen den beiden zu simpel, manche Szenen wirken auf mich deplaziert.

Die Geschichte ist natürlich von den historischen Ereignissen relativ vorherbestimmt, aber durch das Einführen diverser Charaktere, real oder fiktiv, hat der Autor sich genug Möglichkeiten geschaffen, um manch unvorhersehbare Entwicklung zu erzielen. Ralf Langroth hat einen sehr eingängigen Schreibstil, man wird schnell gepackt, der Roman lässt sich gut und zügig lesen. Neben einem lesenswerten Nachwort komplettieren eine Zeittafel und eine Karte des Berlins der 1950er Jahre die Boni.

Die Geschichte um das Verschwinden Otto Johns ist interessant, und ich bin schon gespannt, welches Geschehen sich der Autor im nächsten Band vornimmt, denn natürlich werde ich auch dann wieder an Bord sein. Die Idee einer Thrillerreihe, in der spektakuläre Ereignisse der deutschen Nachkriegsgeschichte verarbeitet werden, gefällt mir sehr gut, ich kann daher nicht nur diesen Band, sondern auch den Vorgänger empfehlen.

Bewertung vom 13.03.2022
Die letzte Schlacht / Athanor Bd.4
Falk, David

Die letzte Schlacht / Athanor Bd.4


ausgezeichnet

Nach der Zerstörung des Ewigen Lichts herrscht Verzweiflung unter den Elfen, und als weitere Untote nahen, beschließt deren Ältester, Peredin, die Heimat zu verlassen, denn es muss noch ein weiteres Ewiges Licht geben. Die Menschen um Athanor schließen sich an, Athanor selbst jedoch hat ein anderes Reiseziel …

Den Abschlussband der Reihe um den „letzten Menschen“ Athanor, hatte ich lange ersehnt, aber auch gefürchtet, bedeutet es eben auch den Abschied von einer sehr gelungenen Geschichte und geliebten Charakteren. Um es schon vorwegzunehmen: David Falk ist es gelungen, Athanors Geschichte mehr als zufriedenstellend zu Ende zu bringen, nicht jeder mag das Ende gutheißen, für mich ist es allerdings ein Ende, das nicht nur zur Geschichte, sondern auch zu Athanor passt, es macht das Ganze rund und lässt einen angemessenen Abschied zu.

Der Autor erzählt aus mehreren Perspektiven wie gewohnt bildhaft und spannend, das Kopfkino springt sofort an und lässt einen das Geschehen regelrecht miterleben. Dazubei tragen auch die sehr gut ausgearbeiteten Charaktere, die alle einzigartig sind. Es gibt keine Schwarz-Weiß-Zeichnung, nahezu jeder Charakter hat Stärken und Schwächen, gute und schlechte Seiten und hadert schon einmal mit sich und der Welt. Manche lassen sich schwer einschätzen, nicht nur von ihren Mitcharakteren, sondern auch vom Leser, und man kann nie vor Überraschungen sicher sein. Auch dass ein Charakter überlebt, ist nie sicher, und so muss man sich auch hier von dem einen oder anderen verabschieden – dafür taucht aber auch mancher auf, mit dem man nicht (mehr) gerechnet hätte.

Bei mir war es Liebe auf den ersten Blick, bereits den ersten Band der Tetralogie, David Falks Debüt, las ich mit großem Genuss, und diese Liebe blieb bis zum Schluss erhalten. Dass der Vierteiler in dieser rundum gelungenen Neuauflage erschienen ist, ist mehr als verdient.

Natürlich ist auch dieser Band der Neuauflage des Atlantis-Verlags sehr schön ausgestattet, Timo Kümmel hat erneut die grafische Gestaltung übernommen, es gibt wieder ein Lesebändchen, und einen Anhang mit Personenregister, einem sehr lesenswerten Lexikon und, als besonderes Highlight, einem Gespräch zwischen Autor und Grafiker, beide spielen sich gegenseitig die Bälle zu, und man erfährt einiges über die beiden und ihre Arbeitsweisen.

Athanors Geschichte ist eine der besten Fantasygeschichten, die ich bisher gelesen habe, das hohe Niveau wird bis zum Ende gehalten, die Geschichte ist nie langweilig und es werden immer wieder Überraschungen geboten. So kann ich auch für den Abschlussband wieder volle Punktzahl geben und eine Leseempfehlung für die ganze Reihe.

Bewertung vom 09.03.2022
Athos 2643
Westerboer, Nils

Athos 2643


sehr gut

Im Jahr 2643 gibt es auf dem Neptunmond Athos einen unnatürlichenTodesfall. Um zu klären, wie das unter der lebenserhaltenden KI MARFA geschehen konnte, und diese ggf. einer neuen ethischen Einstellung zu unterziehen, wird der Inquisitor Rüd Kartheiser entsandt.

Auf Athos leben, nach dem Todesfall, nur noch sechs Menschen, cönobitische Mönche, die es alle sechs Rüd nicht leichtmachen, und bei denen man schnell das Gefühl hat, das sie womöglich mehr wissen und/oder ein Geheimnis haben. Rüd wird von seiner eigenen KI begleitet, die er Zack nennt, und die das holografische Erscheinungsbild einer Frau hat, was, da Frauen auf Athos nicht erlaubt sind, etwas problematisch ist. Mich hat am Anfang Rüds Umgang mit Zack abgestoßen. Interessanterweise lässt Nils Westerboer Zack die Geschichte in Ich-Form erzählen, so dass man selbst eine gewisse Beziehung zu ihr aufbaut.

Die Welt rund um Neptun, in der der Roman spielt, Athos, und Kütahya, von wo aus Rüd und Zack nach Athos übersetzen, ist türkisch-griechisch angehaucht, so dass man schnell zwischen dem Neptunmond Athos und dem gleichnamigen Mönchsrepublik in Griechenland Parallelen ziehen kann. Insgesamt fand ich es interessant, dass die östlichen Mittelmeerkulturen so eine große Rolle spielen.

Der Roman ist durchsetzt von ethischen, theologischen und philosophischen Fragen und Betrachtungen, und daher nicht immer einfach zu lesen – der Autor hat u. a. Theologie studiert, das merkt man. Wenn man sich aber darauf einlässt, und auch das Glossar im Anhang frühzeitig einsetzt, ist die Geschichte interessant und spannend, und lässt den Leser seine eigenen Überlegungen anstellen. Nur gegen Ende wurde mir das Ganze zu langatmig, hier hat mich die Geschichte etwas verloren, und hier hatte ich gewisse Verständnisprobleme, die sich aber später bei nochmaligen Lesen des einen oder anderen Abschnitts geklärt haben.

Der Roman ist interessant und teilweise auch spannend zu lesen, auch auf Grund seiner ethischen, theologisch und philosophischen Fragestellungen, allerdings ist er dadurch auch schwieriger zu lesen. Man muss sich darauf einlassen und konzentrierter lesen als es bei einem reinen Unterhaltungsroman üblich ist – in meinen Augen lohnt sich das.