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Benutzername: 
marakkaram
Wohnort: 
Lingen

Bewertungen

Insgesamt 564 Bewertungen
Bewertung vom 27.12.2017
Der kleine Teeladen zum Glück / Valerie Lane Bd.1
Inusa, Manuela

Der kleine Teeladen zum Glück / Valerie Lane Bd.1


weniger gut

Ihr Herz hatte so heftig gepocht, dass es ihr aus der Brust gesprungen war. Als sie aber an sich heruntersah, waren da keine Anzeichen einer Explosion zu erkennen.

Ich liebe die Idee hinter der neuen Serie von Manuela Inusa. Die Geschichten spielen in England, in dem romantischen Gässchen Valerie Lane, in der ein paar beschauliche Lädchen den Großen trotzen. Das sind Laurie, mit ihrem Teelädchen, Keira hat eine Chocolaterie, Orchid ein kleines Geschenkelädchen, Susanna handelt mit Strickwaren und Roxy, die Jüngste im Bunde, hat von ihren Eltern den Antiquitätenladen geerbt.

Im ersten Band dreht sich alles um Laurie. Sie hat sich mit ihrem Tea Corner einen Traum erfüllt. Sie liebt Tee über alles und seit einem halben Jahr auch den Teelieferanten, Barry. Heimlich - natürlich.
Sie wird rot, fängt an zu stottern und redet jede Menge Blödsinn, sobald er mit einer neuen Lieferung vorbeikommt.

Na, so wird das nie was, finden ihre Freundinngen und schmieden einen Plan...

~ * ~ * ~ *

Hach, ich muss auch jetzt noch sagen, eine grossartige Idee und eigentlich genau das, was ich gesucht habe, nur mit der Umsetzung hat es leider nicht geklappt, obwohl Manuela Inusa keine Unbekannte ist.

Woran liegt es?
Zum einen wahrscheinlich schon am Schreibstil, der sehr leicht und einfach gehalten ist, um nicht zu sagen, langweilig und absolut spannungsfrei. Der Geschichte fehlt es an Tiefgang, sie ist vorhersehbar und auch die Liebesgeschichte kann nicht überzeugen. Ganz im Gegenteil, Laurie kommt wie ein unsicherer 16-jähriger Teenager rüber und nicht wie eine 32-jährige mit einem reifen Körper (sorry, O-Ton - bei dem sich mir schon wieder die Fussnägel hochrollen). Das beschränkt sich leider nicht nur auf ihre Handlungen, sondern zieht sich auch durch ihr komplettes Denken.
Sie mokiert sich über ihre Mutter, die angeblich unterkühlt ist, seit sie zu Geld gekommen sind, hatte aber keine Bedenken, dass ihre Eltern ihr ein Haus gekauft haben, da sie ansonsten von ihrem Laden nicht leben könnte.....

Ja, da zogen sich selbst 270 Seiten in die Länge.

Fazit: Ein mehr als fader Beginn und mich hat er so verschreckt, dass ich wohl nie erfahren werde, ob Keira`s Geschichte im 2. Teil mehr überzeugen kann. Ich bin - trotz großartiger Idee - hier raus.

Bewertung vom 26.12.2017
Woman in Cabin 10
Ware, Ruth

Woman in Cabin 10


ausgezeichnet

Dank seiner Größe und dem makellosen Anstrich, mutete es auf kurioser Weise wie Spielzeug an, und beim Betreten der schmalen, stählernen Gangway, überkam mich plötzlich die groteske Vorstellung, die Aurora sei ein Schiff in einer Flasche - winzig, perfekt, isoliert und unwirklich -, und ich würde mit jedem Schritt, den ich mich ihr näherte, selbst weiter schrumpfen, bis ich mich ihrer Größe angepasst hatte.

Als die Journalistin Lo sich für eine Recherche auf die Jungfernfahrt des Luxuskreuzfahrtschiffes Aurora begibt, geht es in ihrem Leben grade drunter und drüber. Ein paar Tage vorher wurde sie in ihrer Wohnung überfallen, seitdem hat sie kaum noch geschlafen, sich so halb von ihrem Freund getrennt und im Gin einen Neuen gefunden.
Da ist es nicht grade verwunderlich, dass ihr niemand so wirklich glaubt, als sie in der ersten Nacht beobachtet, wie aus ihrer Nachbarkabine jemand über Bord geworfen wird. Zumal sich herausstellt, dass die Kabine leer steht und auch niemand auf hoher See vermisst wird.
Aber Lo weiss, was sie gesehen hat und da war einen Frau in der Kabine....

~ * ~ * ~ *

Ich hatte den kleinen Hype im Vorfeld um diesen Thriller gar nicht mitbekommen und bin ziemlich unbedarft an das Buch herangegangen.
Mir gefiel die Idee. Ich mag Hotel-Geschichten und grade auf dem offenem Meer, gibt es dem Ganzen immer noch eine besondere Note und die findet man auch in "Woman in Cabin 10".
Atmosphärisch sehr dicht, hat mich dieser Thriller klasse unterhalten.

Wenn man es mal etwas genauer betrachtet, ist die Grundlage eigentlich ein klassischer Krimi, der aber tatsächlich als rasanter Thriller durchgeht.

Ab der ersten Sekunde auf der Aurora, ist man in diesem Strudel gefangen.
Das liegt zum einen an den unterschiedlichen Charakterköpfen, die mit an Bord sind und von Lo gut beobachtet und dargestellt werden.
Und zum anderen an der z. T. beklemmenden Atmosphäre. Allein schon, dass die Größe des Schiffes mit seinen grade mal 10 Kabinen-Suiten, nichts mit einem Kreuzfahrtschiff gemein hat, sondern eher an eine Yacht erinnert, verleiht dem Ganzen einen leicht klaustrophobischen Touch und Ruth Ware`s Schreibstil tut sein Übriges dazu bei.

Eins muss ich jedoch vorweg nehmen, wer Landschaftsbeschreibungen entlang der norwegischen Fjorde erwartet oder sonstige malerische Haltestellen, der wird vergeblich suchen. Ich weiss gar nicht mehr, ob ich es erwartet hatte, denn ich war so im Sog der Geschichte, dass mir das erst ganz am Ende bewusst geworden ist.

Fazit: Man muss das Rad nicht immer neu erfinden, es reicht schon, wenn eine Geschichte einfach nur großartig und spannend erzählt wird. Und das ist Ruth Ware gelungen, mit so manch einer Wendung, die man nicht kommen sieht und einem eigentlich traumhaften Setting. "Woman in Cabin 10" ist kein Psychoschocker, aber ein beklemmender Thriller.

Bewertung vom 19.12.2017
Die Schatten von Ashdown House
Cornick, Nicola

Die Schatten von Ashdown House


ausgezeichnet

In der Nacht, bevor sie starb, träumte sie von dem Haus. Im Traum fühlte sie sich wieder unbedeutend, wie ein Kind; die Miniaturausgabe einer Königin in einem cremeweißen, goldbestickten Seidenkleid.

Holly wird mitten in der Nacht von ihrer völlig aufgelösten kleinen Nichte angerufen. Der Papa, ihr Bruder Ben, ist verschwunden. Die beiden machten eine Art Familienurlaub in der alten Mühle, die schon ewig in Familienbesitz ist.
Holly macht sich sofort auf den Weg ins kleine Dorf Ashdown und zieht selber in die Mühle, um nach Ben zu suchen. Als sie erfährt, dass ihr Bruder sich mit Ahnenforschung beschäftigt hat, ist sie mehr als erstaunt, denn das passt so gar nicht zu ihm. Doch dann wird auch Holly immer tiefer in den Bann der Geschichte gezogen. Und die hat es in sich....

Dadurch, dass der Roman auf 3 Zeitebenen spielt, ist er unheimlich vielschichtig, spannend und interessant, so dass man ihn kaum aus der Hand zu legen vermag.
Eins aber haben alle gemeinsam, sie sind relativ düster und entwickeln jeder ihren ganz eigenen Sog.

Alles dreht sich um 3 starke Frauen:

ca. 1630: Elizabeth, die Winterkönigin und Anhängerin des Rosenkreuzer Ordens, und ihre größtenteils am historischen Lebenslauf orientierte Geschichte.

ca. 1800: Lavinia, eine Kurisane, deren fiktives Leben anhand von Tagebucheinträgen erzählt wird

Gegenwart: Holly, die versucht, das immer komplexer werdende Rätsel zu lösen.

Es geht um Mystik, verfluchte Artefakte, Okkultismus und eine starke Liebe durch Raum und Zeit.

Der Schreibstil von Nicole Cornick ist, wie schon gesagt, mystisch düster und atmosphärisch unheimlich dicht.

Bei zwei Zeitebenen habe ich oftmals eine, die mir besser gefällt. Hier haben wir drei und sie haben mich alle in ihren Bann gezogen. Der Spannungsbogen ist durchgehend hoch.

Faszinierend, wie die Autorin es schafft alle Stränge irgendwann zu einem absolut logischen Ganzen zusammenzuführen. Und nicht immer ist alles so, wie es auf den ersten und zweiten Blick scheint.

Fazit: Wer spannende Familiengeheimnisse mag und mit einem leichten Hauch Okkultismus kein Problem hat, der wird "Die Schatten von Ashdown House" genauso lieben, wie ich. Absolute Leseempfehlung und eines meiner Highlights 2017.

Bewertung vom 18.12.2017
Wintersterne
Broom, Isabelle

Wintersterne


sehr gut

Es war seltsam, nun allein dort zu sein, und Sophie stellte fest, dass sie weit mehr sah und wahrnahm, als wenn sie gemeinsam mit Robin hergekommen war.

Auf den ersten Blick scheinen sie nur eins gemeinsam zu haben, sie sind alle in demselben Hotel in Prag abgestiegen. Hope mit ihrem neuen Freund Charlie, Megan mit ihrem besten Kumpel Olli und Sophie, die auf ihren Freund Robin wartet.
Doch es dauert nicht lange, bis sich finden, denn sie scheinen einander zu brauchen, nicht um zu reden und sich ihren Problemen zu stellen, sondern eher als kleine Flucht und Ablenkung.
Und so entwickelt sich eine besondere Freundschaft zwischen den Fünfen, die tiefer geht, als sie anfangs ahnen.

~ * ~ * ~

3 Frauen ~ 3 Liebesgeschichten und als Schauplatz ein weihnachtlich, verschneites Prag.

Das Setting ist mehr als großartig gewählt und man merkt, dass die Autorin die Stadt sehr gut kennt und liebt. Sie hat mir das Gefühl vermittelt, selber dagewesen und die Schauplätze mit eigenen Augen gesehen zu haben.
Kopfkino vom Feinsten!

Auch die Charaktere sind einfach aus dem Leben gegriffen; bodenständig, sympathisch und manchmal auch ganz leicht nervig - wie beste Freunde halt.
Die verschlossene Megan, für die scheinbar nur ihre Karriere als Fotografin zählt, Hope, die Übermutti, die, seit ihre Tochter aus dem Haus ist, keine Aufgabe mehr hat und die zarte, zerbrechliche Sophie, deren Leben grad aus den Fugen gerät.
Und genauso wie beste Freunde, handeln sie nicht immer wie man es selber für am besten hält und manchmal möchte man sie schütteln, doch man kennt ihre Schwächen und akzeptiert sie.

Die ersten 150 - 200 Seiten der Geschichte fliegen dann auch nur so dahin, man lernt die Personen kennen und erkundet mit ihnen das winterliche Prag. Im Mittelteil gibt es eine kurze Phase in der sich nicht viel bewegt und ich das Gefühl hatte, ich muss Hopes oder Megans Zweifel jetzt nicht noch einmal lesen. Aber über diese kleinen Längen hier und da liest es sich fast so hinweg und dann schlittert man auch schon unaufhaltsam auf das fulminante Ende zu.

Fazit: Eine ganz unkitschige, dafür umso berührendere Geschichte. Drei Frauen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten, die das Leben und Prag zusammenbringt. Drei Leben, in denen sich grade alles um die Liebe dreht, in all ihren Facetten.

"Wintersterne" ist ein absoluter Wohlfühlroman, mit einer Geschichte, die ins Herz geht und einer heimlichen Liebeserklärung an Prag. Perfekt für lange, kuschelige Winterabende...

Bewertung vom 11.12.2017
Kokosmakronenküsse
Lindberg, Karin

Kokosmakronenküsse


ausgezeichnet

"Ich brauche eine Ehefrau. Du einen Mechaniker. Comprende?"

Luisa ist der klassische Durchschnittstyp, brünett, ein paar Kilo zuviel auf den Hüften, jemand, den man leicht übersieht. Das wird ihr wieder mal so richtig bewusst, als der megahübsche Typ in ihrer Stammkneipe, sie zwar direkt anschaut, aber gar nicht wahrnimmt.
Dabei läuft doch eh schon genug schief in ihrem Leben: Ihr Ex hat sie mit nem Haufen Schulden sitzen gelassen, ihr Vermieter sitzt ihr wegen Mietrückständen im Nacken und dann bleibt auch noch ihr heissgeliebter Käfer liegen....
Till, der Schrauber der nahegelegenen Werkstatt entpuppt sich als der Schönling aus der Kneipe und macht ihr ein "unmoralisches" Angebot: Kostenlose Reperatur gegen gefakte Hochzeitsfotos, die er seiner Familie, vor allem seiner Oma präsentieren möchte, denn die hat eine Bedingung gestellt: Ohne Frau bekommt er sein vorgezogenes Erbe nicht. Er braucht das Geld dringend um seine Werkstatt zu erweitern, aber er denkt gar nicht daran sich zu binden. Eine Beziehung? Nicht für ihn - niemals....

~ * ~ * ~ *

"Kokosmakronenküsse" ist ein richtig schöner Winterschmöker, der ganz unbemerkt ins Herz kriecht. Denn was recht oberflächlich beginnt, geht plötzlich viel tiefer als man denkt.

Dies war mein erstes Buch von Karin Lindberg und erwartet hatte ich eine lockere, winterliche, kleine Geschichte für Zwischendurch - entpuppt hat es sich als mein absolutes Winterhighlight, sodass ich gleich nach weiteren Romanen der Autorin geschaut habe.

Sie hat einen schönen, flüssigen und lebensnahen Schreibstil und einfach eine tolle Art Geschichten zu erzählen, die zwar sehr emotional aber kitschfrei sind.

Mir gefallen vor allem auch die Charaktere. Eine Protagonistin, mit der sich wahrscheinlich fast jede Frau identifizieren kann und ein recht verschlossener Typ mit Vergangenheit. Und auch, wenn die Story an sich jetzt vielleicht nicht ganz so alltäglich ist, hat man trotzdem das Gefühl, dass sind Louisa und Till von nebenan; einfach sehr menschlich und down-to-earth.
Durch die abwechselnden Sichtweisen ist man nah an den Gedanken und Gefühlen der beiden, die viel mit sich selber ausmachen. Mir gefällt nicht nur die Entwicklung der Geschichte, sondern auch die der Protas.

Fazit: Absolute Leseempfehlung. Das perfekte Buch für einen kalten Wintertag.

Bewertung vom 04.12.2017
Wolkenschloss
Gier, Kerstin

Wolkenschloss


sehr gut

"Du bist ganz bestimmt das schlechteste Kindermädchen der Welt, Fanny Funke", meinte Don, als ich hektisch an ihm vorbeilief und dabei "Jungs! Das ist nicht komisch! Kommt doch bitte wieder her!" rief.

Kinderbetreuung im renomierten Hotel Wolkenschloss über die Weihnachtszeit ~ irgendwie hatte Fanny sich das ja anders vorgestellt... Naja, Don ist aber auch ein kleiner, überheblicher Satansbraten und so manches Mal fast ihr Sargnagel.

Aber auch mit den anderen Saisonkräften in ihrem Alter kann sie sich nur bedingt anfreunden. Und so bleiben ihr nur die 7 Hugos (Dohlen), Pavel aus der Küche, der ihr immer Leckereien zusteckt und natürlich Monsieur Rocher, der lebende Balsam für ihre Seele.
Doch dann tauchen auf einmal gleich zwei niedliche Jungs auf, die ihr Herz höher schlagen lässen. Ben, der Sohn vom Chef und Tristan, Spion, Meisterdieb oder doch nur ganz normaler Gast?

Ja, die Gäste haben es in sich im Wolkenschloss....

~ * ~ * ~ *

Was habe ich mich auf den neuen Roman von Kerstin Gier gefreut. Ihre letzten beiden Trilogien haben mich begeistert und so waren meine Erwartungen nicht grade gering und als großer Fan von Hotelgeschichten , stiegen sie noch um Einiges höher... nur da kan das Wolkenschloss dann nicht mehr ganz dran.

Der Roman ist klasse - keine Frage - aber mir fehlte das gewisse Etwas und ein wenig Pepp. Die Geschichte hatte im Mittelteil kleine Längen und so lieb und sympathisch Fanny auch ist, konnte sie sie nicht durchweg tragen.

Aber hey, das ist Kritik auf hohem Niveau, denn "Wolkenschloss" bringt ansonsten alles mit, was man von Kerstin Gier erwartet: schräge und zum Teil leicht verschrobene Charaktere, liebenswerte Schurken, eine "verbotene" Katze, die seltsamerweise immer nur dann auftaucht, wenn sie gesehen werden darf und einfach einen tollen Humor.

Es gibt ein wenig Liebe, ein wenig Spannung und rasante Aktion zum Schluss.
Aber an sich passiert auf den ersten 350 Seiten nicht unbedingt viel und die Geschichte bleibt lange in sehr ruhigem Fahrwasser. Lesenswert und mit einer schönen winterlichen Atmosphäre, aber eigentlich recht unspektakulär.

Fazit: Für Fans ein Muss! Allerdings werden eher die etwas jüngeren Leser am meisten Freude an dieser Geschichte haben.

Bewertung vom 03.12.2017
Mudbound - Die Tränen von Mississippi
Jordan, Hillary

Mudbound - Die Tränen von Mississippi


ausgezeichnet

Die Baumwolle blühte Ende Mai. Es war ein magischer Anblick.

Eine heruntergekommene, einfache Baumwollfarm, 2 Familien, 2 Kriegsheimkehrer und eine herannahende,unausweichliche Katastrophe.

Die unscheinbare, beinahe schon altjüngferliche Laura, heiratet den korrekten, ein wenig langweiligen Henry, ohne zu ahnen, dass er von einem Leben auf einer Farm träumt.
Sein Bruder Jamie ist genau das Gegenteil, ein lebenslustiger Charmeur und Frauenschwarm, der wagemutig in den Krieg zieht.
Das Leben auf der Farm verlangt Laura einiges ab; Schlamm, Schlamm, Schlamm, kein fliessendes Wasser oder Strom, eine Aussentoilette und ständig kranke Kinder.

Hap, der schwarze Pächter, lebt mit seiner Familie auf einem Stück Land. Doch obwohl sie geduldet werden und Florence, Haps Frau, Laura im Haus und mit den Kindern hilft, ist der Rassismus stets greifbar.

Dann kehrt ihr Sohn Ronsel aus dem Krieg heim und auch Jamie kehrt zurück um fortan bei seinem Bruder auf der Farm zu leben. Der Krieg hat sie verändert und trotz unterschiedlicher Hautfarbe freunden die Beiden sich an....

~ * ~ * ~ *

Mudbound ist ein spannendes Porträt zweier Familien unterschiedlicher Hautfarbe in den Südstaaten Ende der 40-iger Jahre.
Eine Geschichte, die tief unter die Haut und ins Herz geht.
Die von Freundschaft, Mut, Hoffnung, seelischen Wunden, Verzweifelung, Machtlosigkeit und Liebe erzählt.

Das Buch ist aus verschiedenen Perspektiven (Henry, Laura, Hap, Florence, Ronsel und Jamie) geschrieben und auch im Hörbuch hat jeder Part seine eigene Stimme, sprich Sprecher. Und die sind großartig besetzt. Sie passen prima zusammen und sind leicht auseinanderzuhalten. Dadurch wird das fast 10-stündige Hörbuch zu einem Erlebnis und Hörgenuss.

Die Charaktere sind sehr lebendig und authentisch, man nimmt ihnen ihre Handlungen ab und glaubt jedes Wort.
Ihre Geschichte reisst mit, berührt und hallt noch lange, lange nach.

Fazit: Ein großartiger Südstaatenroman, der, ob gelesen oder gehört tiefe Spuren hinterlässt und die Vergangenheit lebendig werden lässt. Ein Wahnsinns-Debüt und von mir eine ganz klare Empfehlung.

Bewertung vom 02.12.2017
Karolinas Töchter
Balson, Ronald H.

Karolinas Töchter


ausgezeichnet

Ich nehme an, ich sollte ganz von vorn beginnen und Ihnen erzählten, wie ich diese Kinder kennenlernte.

Eines Tages tritt die über 90-jährige Lena Scheinmann mit einem ungewöhnlichen Auftrag an den Privatdetektiv Liam heran. Sie möchte, dass er zusammen mit seiner Frau, der Rechtsanwältin Catherine, nach den im Krieg verschwundenen Zwillingsbabies ihrer Freundin Karolina, forscht, der sie damals ein Versprechen gab.
Aber irgendetwas scheint an Ihrer Geschichte nicht zu stimmen. Warum sucht Lena erst jetzt nach ihnen und warum behauptet ihr Sohn, sie habe sich in eine Wahnvorstellung verrannt?

~ * ~ * ~ *

Karolinas Töchter ist eine sehr berührende Geschichte, aus der Nazizeit, bei der ich immer wieder Tränen in den Augen hatte.

Sie ist nicht rührsehlig, ganz im Gegenteil. Ronald H. Balson lässt seine Hauptprotagonistin Lena in Rückblicken ihre Lebensgeschichte erzählen, die einer jungen jüdischen Frau, im von Nazis besetzten Polen. Das Stilmittel ist perfekt gewählt, denn man erlebt alles hautnah mit; den Abtransport ihrer Familie, der Verlust ihres kleines behinderten Bruders, von dem einzig ein Schuh geblieben ist, das Versteck über dem Schrank und ihr darauffolgender jahrelanger Überlebenskampf.

Die Geschichte wirkt unheimlich authentisch. Und irgendwie ist sie das auch. Zwar fiktiv, aber durchweg aus Zeitzeugen-Aussagen genommen. Was bei anderen dann manchmal wie zusammengeschustert und holprig wirkt, beherrscht Ronald H. Balson und erzählt hier eine großartige Geschichte, die fesselt und mitreisst.

Die Charaktere sind greifbar und lebendig. Und mit der Rechtsanwältin Catherine gibt es automatisch einen kritischen Part, der auch mal Dinge hinterfragt und anzweifelt, wodurch das Ganze noch mehr Tiefe bekommt.

Fazit: Lena`s Geschichte hat mich so gefesselt und bewegt, dass mir selbst das Chaos der Bahn am Wochenende und die damit verbundenen stundenlangen Wartezeiten, nichts ausgemacht hat, da ich einfach nur weiterlesen wollte.

Dies ist nicht Ronald H. Balsons erster Roman, der sich mit der Thematik beschäftigt, aber leider der Einzige, der bislang auf Deutsch erschienen ist. Vielen Dank an den ATB-Verlag hierfür und ich hoffe, das bald noch weitere Romane von ihm übersetzt werden.

Bewertung vom 26.11.2017
Mit allem, was ich habe
Malpas, Jodi Ellen

Mit allem, was ich habe


sehr gut

Ich habe keine Ahnung, was ich erwartet habe, als mein Vater mir erklärte, er habe angesichts der Drohung gegen mich Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Doch mit diesem Wesen habe ich nicht gerechnet.

Jake< Ex-Soldat und Scharfschütze, arbeitet in einer Agentur als Bodyguard, um sich von den Geschehnissen, die ihn damals aus der Bahn geworfen haben, abzulenken. Frauen lieben seinen durchgestählten Körper und ihn, zumindest so lange, bis er sie nach dem Sex eiskalt vor die Tür setzt. Emotionen haben in seinem Leben keinen Platz mehr.

Camille< It-Girl, das keine Party auslässt; roter Teppich und Champagner sind ihre Welt. Ein Luxusleben, das weitestgehend von Papa finanziert wird. Aber damit soll bald Schluss sein. Camille möchte endlich auf eigenen Beinen stehen und ist schon dabei, sich mit Ihrer Freundin etwas aufzubauen. Doch da setzt ihr ihr Vater von heut auf morgen einen Bodyguard vor die Nase, der nicht mehr von ihrer Seite weicht - Tag und Nacht.

~ * ~ * ~ *

Mein erster Roman von Jodi Ellen Malpas und der hat mich, bis auf ein paar Längen im Mittelteil, vollkommen überzeugt.

"Mit allem, was ich habe" ist eine sehr emotionale, toughe Liebesgeschichte und gar nicht so oberflächlich wie erwartet. Mich hat sie von Anfang an mitgerissen, wie gesagt, im Mittelteil wurde es kurzzeitig schon fast zu ruhig, um dann am Ende noch einmal fulminant durchzustarten.

Die Story hat alles, was es braucht, interessante Charaktere, ein undurchsichtiges Spiel, Intrigen und die Vergangenheit eines Ex-Soldaten, die fast bis zum Schluss ein Geheimnis bleibt. Das hat mir gut gefallen, denn trotz des hohen Spannungsbogens, war es mir gar nicht immer so präsent.

Jake und Camille sind klasse. Die Geschichte wird abwechselnd aus beiden Perspektiven erzählt. Zwei sehr unterschiedliche Charaktere, mit vielen Ecken und Kanten und trotzdem sehr sympathisch. Es dauert eine Weile, bis sie sich zusammenraufen, was amüsant ist, den Bogen aber nicht überspannt. Und während Camille recht schnell mit offenen Karten spielt, ist einem bewusst, das Jake etwas zurückhält.
Auch die Nebenfiguren, wie Camilles Vater, Logan, ein ziemlich zwielichter Zeitgenosse oder ihre Mutter und Freundin, können überzeugen.

Der Schreibstil ist sehr flüssig, ruhig und angenehm und die Erotikszenen sind zwar eindeutig vorhanden, nehmen jetzt aber nicht überhand, doch sie bremsen die Geschichte ein wenig aus.

Fazit: Ein toller spannender Liebesroman. Eine Geschichte, die mitreisst und stellenweise unheimlich emotional ist. Vielleicht nicht ganz perfekt, aber sehr unterhaltsam. Eine Autorin, die ich mir auf jeden Fall merken werde.

Bewertung vom 12.11.2017
Zwielicht Classic 12 (eBook, ePUB)
Schmidt, Michael

Zwielicht Classic 12 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ich vergaß den Finger, es störte mich ja nicht, dass er nicht da war. Mechthild versteckte die linke Hand oft in der Jackentasche, das ging nicht mehr, wenn es so richtig heiss wurde und wir nur in kurzen Ärmeln herumliefen.

14 Horrorgeschichten (und 2 Artikel) auf durchgehend hohem Niveau - auch wenn einem die ein oder andere vielleicht mal nicht ganz so zusagt, sind sie schon klasse geschrieben.

Hier kommt einfach jeder auf seine Kosten, es geht u.a. um Kröten, Werwölfe, Kindsmörderinnen, spirituelle Reisen, mystische Endstationen oder einfach nur um Sand.

Hervorheben möchte ich Karin Reddemann, die nicht nur mit ihrer lebensnahen und deswegen umso mehr unter die Haut gehenden, Geschichte "Zeit der Kniestrümpfe" vertreten ist, sondern auch im Anhang mit Ihrem Artikel "Die dunklen Musen". Hierin geht es von der Gräfin Bathory, über den Serienmörder Gilles de Rais bis hin zu den mordenden Frauen von Nagyrev um den realen Horror. Obwohl mir die Meisten schon bekannt waren, hat mich der Artikel absolut gefesselt und einmal mehr bewiesen, wie großartig diese Frau schreiben kann.

Ein weiteres Highlight war für mich "Sand in den Augen" von Achim Hildebrand, der für viele auch kein Unbekannter mehr sein dürfte. Obwohl sie ein wenig SciFi-lastig und damit eigentlich weniger mein Genre ist, hat sie mir heftige Gänsehaut beschert und noch lange nachdenklich zurückgelassen.

Ja, wie sagte schon der Meister so schön, es sind die alltäglichen Dinge, die einem am meisten Furcht einflössen können. Was hier so manches Mal bewiesen wurde.

Normalerweise lese ich bei Kurzgeschichtensammlungen mal hier mal da eine, worauf ich grade Lust habe. Diese Sammlung konnte ich, einmal angefangen, nicht mehr aus der Hand legen. Irgendwann habe ich sogar chronologisch Geschichte auf Geschichte gelesen.

Fazit: Ich war schon lange neugierig auf die Zwielicht und Zwielicht Classic Reihe. Jetzt bin ich mit dem aktuellen Band 12 der Zwielicht Classics begonnen und die hatte mich sofort in ihren Fängen.
Ich freue mich schon darauf, mich langsam Stück für Stück durch die Bände zu lesen und hoffe, dass der Hrsg. Michael Schmidt dieses Werk noch lange fortsetzen wird.