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Furbaby_Mom

Bewertungen

Insgesamt 469 Bewertungen
Bewertung vom 22.10.2020
Der Garten des Hauses Ramblings
Field, Kate

Der Garten des Hauses Ramblings


ausgezeichnet

Zum Verlieben schön!
K. Fields Roman ist eines jener Werke, in die man sich Seite um Seite mehr verliebt und schon zu Beginn des Buches hofft, das Ende der Geschichte möge noch lange auf sich warten lassen. Ich bin total begeistert – und zugleich verwundert darüber, dass ich diese begabte Autorin erst jetzt für mich entdeckt habe! Ihr zuvor erschienener Roman, "Der Zauber des Hauses Ramblings", ist nun direkt auf meine Wunschliste gewandert.
Auf den 1. Blick ist Tess Bailey ein wandelnder Sonnenschein, immer fröhlich, souverän und so auffällig gestylt, dass sie im kleinen Ort Ribblemill, wo sie einst aufgewachsen war, auffällt wie eine rote Rose unter Gänseblümchen. Alle lieben Tess und die junge Frau ist sich dessen sehr wohl bewusst, hat sie doch ihr Leben lang alles dafür getan, um überall beliebt zu sein. Nicht etwa aus Eitelkeit oder Geltungssucht, nein. Tess kämpft um die Anerkennung ihrer Mutter. Um Grace stolz zu machen, bemüht Tess sich in allen Aspekten ihres Lebens um Perfektion, hat einen Job als Anwältin angenommen, obwohl ihr Herz für die Musik schlägt, hat eine pompöse Hochzeitsfeier ausgerichtet, von der die kleine Gemeinde noch Jahre später schwärmt und dennoch…es scheint nicht genug zu sein. Um schnell wieder Anschluss in Ribblemill zu finden, gründet Tess einen Chor, meldet sich für sämtliche Aktivitäten an, tritt nahezu jedem Club bei und wirkt als freiwillige Helferin bei Projekten mit – je mehr Ablenkung von dem dunklen Geheimnis, das schwer auf ihrer Seele lastet, desto besser. Ärgerlicherweise muss sie sich ihre neue Unterkunft, das zauberhafte kleine Cobweb Cottage, mit dem mürrischen Noah Thornton teilen, dem ihre "ständige Heiterkeit" schwer auf die Nerven geht. Für ihn ist diese "gedopte Disney-Prinzessin" vor allem deswegen kaum zu ertragen, weil er sich gerade nach Ruhe und Frieden sehnt, um ein traumatisches Erlebnis zu verarbeiten. Doch nach und nach finden sowohl Tess als auch Noah Gefallen an ihrer ungewöhnlichen Wohngemeinschaft…
Diese zauberhafte Geschichte ist so viel tiefgründiger und mitreißender, als der bereits vielversprechende Klappentext vermuten lässt! Ich habe mein Herz an Noah Thornton verloren – und an diese entzückende Gemeinde Ribblemill mit ihren liebenswerten Einwohnern. Selten habe ich eine Love Story erlebt, die sich so zart und vorsichtig zwischen den Figuren aufbaut, während bei mir längst das aufgeregte Herzklopfen eingesetzt hatte und ich den nächsten Szenen entgegenfieberte. Total glaubwürdig und einfach nur wunderschön!
Tess hätte ich am liebsten des Öfteren in den Arm genommen und getröstet. Über ihre Entwicklung habe ich mich unglaublich gefreut! Sie ist so eine starke, warmherzige, hilfsbereite Person. Und Noah…er zählt ab sofort zu meinen liebsten Bookboyfriends. Auch die Nebenfiguren sind überzeugend gestaltet worden, wobei Kyles Szenen mich besonders gerührt haben.
Die Handlung wird in der dritten Person, aus der Perspektive von Tess erzählt. Einmal angefangen, möchte man das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Der angenehme Schreibstil ist die perfekte Mischung aus authentisch, gefühlsbetont, harmonisch und fesselnd, hier hat einfach alles gepasst!
Fazit: Das hübsche Cover hält, was es verspricht: "Der Garten des Hauses Ramblings" ist ein Wohlfühlroman par excellence!

Bewertung vom 20.10.2020
Das kleine Café am Pier
Rolfe, Helen

Das kleine Café am Pier


gut

Nette Unterhaltung für Zwischendurch.
Bereits das zauberhaft schöne Cover lässt vermuten, dass es sich bei Helen Rolfes im März 2020 beim HEYNE Verlag erschienenen Roman um eine Feel-Good-Story handelt. Ich habe das Buch in einer kalten, düsteren Jahreszeit gelesen und allein das in hellen Blau- und Rosatönen gestaltete Cover, das in Bezug auf die Handlung perfekt gewählt worden ist, erzeugte bei mir schon Sehnsucht auf einen Ausflug ans Meer.
Dorthin, genauer gesagt, ins idyllische Städtchen Salthaven-on-Sea, verschlägt es die weibliche Hauptfigur. Jo hatte bisher in Edinburgh gelebt, richtig Wurzeln schlagen konnte sie in der Großstadt jedoch nie. Ohne zu zögern folgt sie daher dem Hilferuf ihrer Großeltern, die dringend Unterstützung in ihrem Café benötigen. Kaum ist Jo wieder zurück in Salthaven-on-Sea, entdeckt sie den Ort ihrer Kindheit, den sie einst mit gebrochenem Herzen verlassen hatte, aufs Neue. Mit Feuereifer stürzt sie sich in ihre neue Aufgabe im Café, kreiert köstliche Gerichte und fühlt sich bald herzlich aufgenommen von der kleinen Gemeinde. In ihrem Tatendrang startet sie zudem eine Aktion namens "Abend der Liebe" – Jo möchte Amor spielen und macht sich daran, die Stammkunden des Lokals zu verkuppeln, indem sie Blind Dates arrangiert. Ob ihr Vorhaben von Erfolg gekrönt sein wird…? Und wer ist der heimliche Verehrer, der Jo geheimnisvolle Postkarten schickt…?
Erzählt wird in der dritten Person (aus Jos Perspektive - bis auf eine kurze Ausnahme gegen MItte der Handlung). Den Einstieg in die Geschichte, die sich über ein ganzes Jahr erstreckt, habe ich als etwas schnell (und auch ein wenig zu nüchtern) empfunden und hatte so meine Zweifel, ob es mir im Laufe des doch an die 450 Seiten umfassenden Romans gelingen würde, mich in Jo hineinzuversetzen. Tatsächlich waren es eher die Nebenfiguren, die für mich das Highlight der Story bildeten. Jo ist nicht unsympathisch, im Gegenteil - sie hat stets das Wohl anderer Menschen im Sinn und liebt ihre Familie über alles, aber ihre Figur blieb dennoch leider recht blass. (Nur als Beispiel: Als ich mich mit einer Freundin über unsere jeweilige aktuelle Lektüre austauschte, fielen mir zig andere Charaktere des Werkes ein, nur an Jos Namen konnte ich mich erst nach kurzem Grübeln erinnern und das, obwohl sie die Hauptfigur ist.) Jos Großeltern hingegen sind einfach zum Knuddeln und auch sämtliche Stammkunden des Cafés schließt man direkt ins Herz. Neben dem Café-Alltag, auf dem eindeutig der Hauptfokus der Handlung liegt, bilden die Schicksale der Stammkundschaft das interessanteste Element. Auch das Zerwürfnis zwischen Jos Mutter und deren Eltern (- jenes Familiengeheimnis, über das die Großeltern partout keine Auskunft geben wollen -) sowie die anonymen Postkarten heben die Spannungskurve etwas an.
Der Schreibstil ist angenehm und sehr detailreich, aber teilweise viel zu ausschweifend; die ganze Geschichte hätte sich locker auch auf deutlich weniger Seiten erzählen lassen können. Insgesamt blicke ich etwas zwiegespalten auf das Werk zurück. - Der Humor in den Dialogen, das Setting einer süßen englischen Hafenstadt und die große Frage, wer denn nun Jos heimlicher Verehrer ist, fand ich sehr unterhaltsam. Doch wirklich Herzklopfen kam bei mir nicht auf und auch für einen allgemeinen (nicht romantischen) Wohlfühlroman zog sich die Abfolge der Ereignisse einfach zu sehr in die Länge; ich hatte häufig am Ende einer Seite das Gefühl, dass im Grunde nichts passiert sei und nichts vorwärts geht. Lediglich gegen Ende, in den letzten Kapiteln und im Epilog, gewinnt das Ganze an Fahrt (und an Emotionen) – diese Intensität hätte ich mir für das gesamte Werk gewünscht. Auch die Enttarnung Jos Verehrers hat mich positiv überrascht.
Fazit: Ein netter, locker geschriebener Unterhaltungsroman, der aufgrund der zahlreich erwähnten Köstlichkeiten gewiss für Appetit beim Lesen sorgen wird!

Bewertung vom 18.10.2020
Audrey Hepburn und der Glanz der Sterne / Ikonen ihrer Zeit Bd.2
Weinberg, Juliana

Audrey Hepburn und der Glanz der Sterne / Ikonen ihrer Zeit Bd.2


ausgezeichnet

Absolut bezaubernd - eines meiner Jahreshighlights!
J. Weinbergs biographischer Roman über das Leben Audrey Hepburns hat mich restlos begeistert! Selbstverständlich war mir der Name der berühmten Schauspielerin & Stilikone schon zuvor ein Begriff gewesen, verkörpert sie doch zeitlose Eleganz wie keine andere. Doch dieses Werk, das für mich den besten Frauenroman seit Langem darstellt und welches ich nur als absoluten Glücksgriff bezeichnen kann, hat mir nicht nur unzählige Facetten von Audreys Persönlichkeit und ihrem vermeintlich schillernden Leben nähergebracht, sondern mein ohnehin schon reges Interesse an ihr dermaßen befeuert, dass ich gleich im Anschluss an die Lektüre sämtliche im Roman erwähnten Namen gegoogelt habe und nun, da ich die Hintergründe kenne, unbedingt alle Hepburn-Filme anschauen möchte!
Man spürt in jeder Zeile die Bewunderung der Autorin sowie den Respekt für die viel zu früh verstorbene Schauspielschönheit, deren Stern am Filmhimmel zwar heller als kaum ein anderer gestrahlt hatte, die sich im Grunde ihres Herzens jedoch stets nur eine stabile, liebevolle Familie wünschte, die sie "mit Liebe überschütten" könnte. Die Rolle der Holly Golightly in "Breakfast at Tiffany’s" machte sie unsterblich, aber die größte Rolle ihres Lebens war die als Mutter. Zu gerne hätte ich sowohl Mel Ferrer (Ehemann Nr. 1) & Andrea Dotti (Gatte Nr. 2), die ihre eigenen Interessen stets über das Wohl Audreys stellten, gehörig die Meinung gegeigt!
Wir begleiten Audrey von ihrer Kindheit im nazibesetzten Holland über ihre Jugend in London (- wo ihr Traum einer Karriere als Primaballerina zerbricht -) bis hin zu ihrem kometenhaften Aufstieg, den sie selbst nie ganz begreifen konnte. Durch die puritanische Erziehung ihrer Mutter reift Audrey zu einer Frau heran, die nie viel Aufhebens um sich selbst macht & sich nicht als etwas Besonderes sieht, nicht einmal, als sie sämtliche Preise der Filmbranche verliehen bekommt. Sie ist bekannt für ihre charmante, bodenständige Art, ihre überaus disziplinierte Arbeitsweise & ihr Pflichtgefühl sowie für ihr herzensgutes Wesen. Viele dieser Eigenschaften sind ausschlaggebend dafür, dass sie es sich nach ihrer Filmkarriere zur Mission macht, als UNICEF-Botschafterin die Ärmsten der Welt zu unterstützen.
Die Autorin nimmt die Leser mit hinter die Kulissen, wir erleben Audreys Erlebnisse an diversen Filmsets, erhalten Einblick in ihre privaten Beziehungen & Bekanntschaften. Mit dem Modedesigner Hubert de Givenchy verbindet Audrey Zeit ihres Lebens eine innige Freundschaft; er betrachtet sie als seine Muse, widmet ihr sein allererstes Parfüm. Gregory Peck, an dessen Seite sie 1953 in der Romanze "Ein Herz und eine Krone" spielt (- ein Film, der ihren Durchbruch in Hollywood bedeutet & für den sie den Oscar für als 'Beste Hauptdarstellerin' gewinnt -), ist fortan einer ihrer engsten Vertrauten. Niemand kan sich Audreys Liebenswürdigkeit, ihrer oftmals von Schüchternheit & Unsicherheit geprägten Art entziehen.
Ich hatte beim Lesen mehrmals Tränen in den Augen, so einfühlsam beschreibt die Autorin die dunkelsten Stunden in Audreys Leben – ihre langanhaltende Depression nach 3 Fehlgeburten, ihre Sehnsucht nach einer tiefgründigen Liebe.
Der angenehme, emotional fesselnde Schreibstil der Autorin ist wahrhaft ein Genuss! Ich habe das über 600 Seiten umfassende Werk, für das J. Weinberg sich größtenteils an wahren Begebenheiten orientiert hat, innerhalb eines Tages verschlungen & fühlte mich danach auf solch besondere Weise mit Audrey Hepburn verbunden, als wäre sie eine Freundin von mir. Die atmosphärischen Beschreibungen der Lokalitäten, die Dialoge – alles wirkt so authentisch & greifbar, als wäre man selbst mittendrin im Geschehen.
Fazit: Dieses Buch ist ein Geschenk! Welch wundervolle Hommage an eine bezaubernde & in vielerlei Hinsicht beeindruckende Persönlichkeit! Perfekt für alle Liebhaber von biographischen Romanen & ein absolutes Muss für alle Fans der legendären, unvergessenen Audrey H

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.10.2020
Träume in Meeresgrün
Covi, Miriam

Träume in Meeresgrün


gut

Leider mehr Drama als Wohlfühlfaktor.
Nachdem die Autorin mich bereits mit ihren Romanen "Sommer in Atlantikblau" und "Sommer unter Sternen" begeistert hatte, ging ich mit hohen Erwartungen an dieses im Mai 2020 beim Heyne Verlag erschienene Werk heran. Aufgrund des in wunderschönen, hellen Farben gestalteten und ganz im maritim-sommerlichen Look gehaltenen Covers von "Träume in Meeresgrün" sowie basierend auf dem Klappentext, hatte ich mir eine Wohlfühlgeschichte zum Entspannen und Träumen erhofft.

Die 34-jährige Amelie ist seit Jahren unglücklich verliebt in Lars, den Freund ihrer Schwester Nele…der gemeinsam mit ihrer Familie einen Urlaub in Kanada verbringt. Als wäre dies nicht unangenehm genug, leidet Amelie zudem immer noch unter einem tragischen Verlust, der ihr Leben vor 13 Jahren komplett aus der Bahn geworfen hat. Zu allem Überfluss stellt sich heraus, dass ihr Vater über viele Jahre hinweg ein schwerwiegendes Geheimnis gehütet hat, das nun mit aller Gewalt an die Oberfläche drängt. Und dann ist da auch noch der attraktive Hobby-Musiker Callum, der so gar nicht Amelies Typ ist, ihr aber dermaßen unter die Haut geht, dass sie beginnt, ihr Leben neu zu überdenken und sich aus ihrem Schneckenhaus zu wagen.

Der Schreibstil von Miriam Covi besticht durch realistische Dialoge und kreative, bildreiche Metaphern, die den Lesern einen perfekten Einblick in die Gedankenwelt ihrer Figuren geben. Eine besondere Auszeichnung hat die ungemein atmosphärische Darstellung der Location verdient. Lunenburg ist mehr als nur das Backgroundsetting zur Handlung - man spürt in jeder Zeile, dass die Autorin ein großer Fan dieser Region ist. Es würde mich nicht wundern, wenn das idyllische kanadische Hafenstädtchen in Zukunft einen Tourismus-Boom erleben würde! Von den bunten Holzhäuschen über die kleinen, urigen Geschäfte bis hin zum Hafen mit seinen Segelbooten und den herzlichen Einwohnern – man ist beim Lesen gedanklich vor Ort und es herrscht Urlaubsfeeling pur.

Mit den Figuren wurde ich nur bedingt warm. Insbesondere in der ersten Hälfte der Handlung erschien mir das verhuschte, duckmäuserische Verhalten von Amelie, aus deren Perspektive erzählt wird, völlig übertrieben. Auf gefühlt jeder zehnten Seite bricht sie in Tränen aus und/oder stolpert in jemanden hinein. Dem sympathischen Callum gegenüber reagiert sie so unreif und patzig, dass man sich fremdschämt. Ihre permanente Selbstgeißelung und ihr deprimierendes Selbstmitleid nervten mich ziemlich. Hier wäre weniger mehr gewesen. Selbiges gilt für zahlreiche, mit negativen Assoziationen und Emotionen behafteten Elemente des Plots. Mir ist bewusst, dass auch traurige Momente zum Leben (und folglich zu Romanen darüber) gehören. Doch hier erschien es mir, als hätte sich die Autorin zum Ziel gesetzt, auf Krampf eine ganz besonders tiefgründige Geschichte zu verfassen. Abgesehen von einer alles andere als harmonischen Familiendynamik geht es alle paar Seiten um Themen wie Tod, Trauer(-bewältigung), Schuld und Reue, Krankheiten (Krebs, Alzheimer, Schlaganfälle, …), Wut und Frustration. Das wiederum hat mich frustriert. Positiv überrascht war ich davon, wie früh das Familiengeheimnis gelüftet wurde. In der zweiten Hälfte des Werks ist mir vor allem Callum ans Herz gewachsen, der ebenfalls kein leichtes Leben gehabt hat bisher, aber ganz anders damit umgeht als Amelie. Weiterhin gefiel mir gut, dass Musik eine bedeutende Rolle spielte in der Story.

Fazit: Größtenteils tragisch bis bittersüßer Familienroman, der sich erst kurz vor knapp zur Romanze entwickelt. All dies jedoch vor traumhafter Kulisse.

Bewertung vom 13.10.2020
Winter in Bloomsbury / Bloomsbury Bd.4
Darling, Annie

Winter in Bloomsbury / Bloomsbury Bd.4


ausgezeichnet

Süße Weihnachtsromanze in meiner Lieblingsbuchhandlung!
Dies ist der 4. Band von Annie Darlings Bloomsbury-Reihe. Jeder der romantisch-herzlichen Romane hat eine in sich geschlossene Handlung und kann einzeln gelesen werden.
Weihnachten hält Einzug im "Happy Ends", der wundervollen (leider fiktiven) Buchhandlung im Londoner Stadtteil Bloomsbury, die sich ganz und gar dem Verkauf von Liebesromanen aller Art verschrieben hat. Jeder um sie herum scheint sich wie verrückt auf das Fest der Liebe zu freuen - sehr zum Leidwesen von Mattie (der Betreiberin der angrenzenden Teestube) und Tom, dem mysteriösen, stets etwas introvertierten Angestellten des Bookstores, der aus seinem Privatleben schon immer ein großes Geheimnis gemacht hat. Als überraschend die gemütliche Wohnung über dem Laden frei wird, wollen sowohl Mattie als auch Tom, die einander noch nie wirklich leiden konnten und deren einzige Gemeinsamkeit die Verabscheuung des allgemeinen Weihnachtstrubels ist, unbedingt beide dort einziehen. Doch Posy, ihre Vermieterin und Chefin, weigert sich vehement, eine Wahl zwischen ihnen zu treffen – diesen Stress kann sie zusätzlich zu ihrem schwangerschaftsbedingten Hormonchaos nämlich rein gar nicht gebrauchen. So entsteht eine unfreiwillige Wohngemeinschaft, deren Konditionen Mattie und Tom des Öfteren an ihre Toleranzgrenze treiben und einander näherbringen, als sie sich zunächst eingestehen wollen...
Mattie ist eine sympathische junge Frau, die den eleganten Kleidungsstil von Audrey Hepburn übernommen hat und deren Herz ganz und gar für die Kreation kulinarischer Köstlichkeiten schlägt. Auch Weihnachten hat sie einst geliebt - bis zu dem tragischen Fest vor 2 Jahren, als sie furchtbar enttäuscht und hintergangen worden ist. Seitdem stellt jedes Weihnachtsfest für die hübsche Konditorin nur eine Erinnerung an ihre Einsamkeit dar. Auch Tom ist ein absoluter Weihnachtsmuffel, der obendrein auf den ersten Blick ziemlich überheblich & unnahbar wirken kann.
Ich habe mich riesig über das Wiedersehen mit Posy, Nina und Verity gefreut! Während Posy mich in den letzten Bänden mit ihrem Hang zur Quengelei, ihrer Ungeduld & maßloser Übertreibung etwas genervt hatte, war ich diesbezüglich nun vollends versöhnt. Sie ist zwar immer noch eine Drama Queen, doch in diesem Werk ist ihre Figur bewusst dermaßen überzeichnet worden, d. sie einen rein komödiantischen Effekt auf mich hatte, weil man sie schlichtweg nicht ernst nehmen kann. Äußerst angetan war ich auch von den reizenden Nebenfiguren, v.a. vom herzensguten Cuthbert, der eine ganz wunderbare Ergänzung zum Team darstellt. Veritys übergewichtiger, vernaschter Kater Strumpet war natürlich auch wieder mit von der Partie.
Die Geschichte, die mit jedem Kapitel einen Countdown bis Weihnachten bildet, ist aus Matties Sicht in der 3. Person geschrieben worden. Wie auch in den Vorgängerbänden brilliert die Autorin mit schlagfertigen, frechen Dialogen, viel Humor & einem angemessenen Hauch von Romantik. Die Annäherung zwischen Mattie & Tom entwickelt sich langsam und ungemein glaubwürdig; ihre kleinen Zankereien, zaghaften Flirts & Missverständnisse im Laufe der Handlung wirkten stets nachvollziehbar und befeuerten die Funken, die zwischen den beiden Hauptfiguren sprühten. Die Hintergrundgeschichte zu Matties Verhalten ist sehr zeitgemäß (Stichwort: Gaslighting).
Viel zu schnell hatte ich die letzte Seite des Romans erreicht; eine Tatsache, die mir lediglich aufgrund des tollen Cupcake-Rezepts im Anhang etwas versüßt wurde. Dank des traumhaft schönen, mit Glitzerpartikeln veredelten Wintermotiv-Covers macht das Werk auch optisch im Bücherregal richtig was her.
Fazit: Angenehm lockere Unterhaltung, liebenswerte Figuren und viel Humor - die ideale Einstimmung auf Weihnachten! Eine klare Leseempfehlung für alle Liebhaber von Feel-Good-Stories & ein Muss für Fans der Bloomsbury-Reihe!

Bewertung vom 13.10.2020
Ich dachte, wir schenken uns nichts?!
Abidi, Heike;Hutzenlaub, Lucinde

Ich dachte, wir schenken uns nichts?!


ausgezeichnet

Perfekte Einstimmung auf Weihnachten!
Schon lange hatte ich auf das neue Werk dieses überaus sympathischen Autorinnen-Duos hingefiebert – erst recht, als bekannt wurde, dass es sich um ein "Überlebenstraining für Weihnachtselfen und Festtagsmuffel" handeln würde! Das Cover ist – wie immer bei Werken von Lucinde Hutzenlaub und Heike Abidi – ein absoluter Eyecatcher: gehalten in knalligem Lila und verziert mit zwei niedlichen kleinen Eulen; ich liebe es! Für mich ist Weihnachten, speziell die Vorweihnachtszeit, die schönste Zeit des Jahres und somit war mir diese wahrlich festliche Lektüre natürlich auch schon im frühen Herbst mehr als willkommen. Erneut habe ich mich königlich amüsiert und bin absolut begeistert! (Nicht, dass ich von L. Hutzenlaub und H. Abidi etwas anderes erwartet hätte!)

Das in vier größere Abschnitte unterteilte Werk wird eingerahmt von einem sehr persönlichen Vor- und Nachwort und ist abwechselnd aus der Sicht von Lucinde und Heike geschrieben worden, die mit einem Augenzwinkern von ihren schönsten, witzigsten, rührendsten und skurrilsten (Stichwort: Babysitting 1980) Erlebnissen rund um Weihnachten berichten. Auch Silvester und die 'Zeit zwischen den Jahren' kommen dabei nicht zu kurz, stets in herrlich humorvoller Manier.

Ob weihnachtliches Bullshit-Bingo, Weihnachtsquiz oder die überraschende Vielfalt an Weihnachtswichteln-Versionen – man kommt aus dem Schmunzeln nicht mehr heraus, wozu auch die kreativen Kapitelüberschriften und häufig eingestreuten Tipps der Autorinnen beigetragen haben. Überhaupt fühlte sich das Lesen an wie ein Gespräch unter guten Freundinnen, mit denen man gemeinsam die ersten Lebkuchen verputzt und über das Leben sinniert. Der Schreibstil ist pointiert, durch und durch angenehm und einladend – stets blättert man erwartungsfroh die nächste Seite um und viel zu schnell ist das Nachwort erreicht.

Hinsichtlich Weihnachtsfeeling bin ich (ob Lieblingsweihnachtsfilm, -gedicht oder -lied) ganz klar im 'Team Lucinde' - auch mir kann es gar nicht glitzernd und besinnlich genug zugehen; wobei ich entdeckt habe, dass Heike gar nicht solch ein Grinch ist, wie sie behauptet und ich mich häufig auch in ihren Beiträgen ein wenig wiedergefunden habe. Ich habe nicht nur leckere Rezepte, klassische (internationale) Traditionen, interessante Bräuche (wie das Christbaumloben) und mir bisher unbekannte Weihnachtssongs aus dem Werk mitnehmen können, sondern auch jenes wohlig warme Gefühl, das sich stets einstellt, wenn man mit lieben Menschen Zeit verbringt. Ich hoffe, die Autorinnen werden uns noch mit ganz vielen weiteren gemeinsamen Büchern beglücken!

Fazit: Das perfekte Weihnachtsgeschenk – auch für jene Familien, in denen es alle Jahre wieder heißt: "Ich dachte, wir schenken und nichts?!"

Bewertung vom 12.10.2020
INFINITUM - Die Ewigkeit der Sterne
Paolini, Christopher

INFINITUM - Die Ewigkeit der Sterne


ausgezeichnet

Episches Sci-Fi-Abenteuer!
"Was auch immer die Zukunft brachte, sie war bereit, ihr zu begegnen."
Für mich war dieses Buch totales Neuland. – Ein fast 1000seitiger Sci-Fi-Roman stellt wirklich eine komplette Abweichung von meinen sonstigen Lesevorlieben dar. Aber der Klappentext klang faszinierend, die Leseprobe überzeugte mich ob des fesselnden Schreibstils und das wunderschöne Cover zog mich geradezu magisch an!
Die junge, sympathische, äußerst intelligente Xenobiologin Kira steht kurz vor dem Abschluss ihrer Mission – der Besiedlungsfreigabe des Mondes Adrasteia. Ihre Crew feiert im Grunde bereits die bevorstehende, langersehnte Heimkehr, als Kira (die sich nach einem spontanen Heiratsantrag ihres Freundes Alan im absoluten Glückstaumel befindet) nochmal zu einem weiteren Auftrag verdonnert wird. Alles in mir sträubte sich beim Lesen, als Kira die vermeintlich sichere Umgebung verlässt, denn ich ahnte bereits, dass ihr dies zum Verhängnis werden würde. Und tatsächlich: Nur wenige Augenblicke später verändert sich ihr Leben auf tragische, unwiderrufliche Weise, denn sie wird kontaminiert mit einer außerirdischen Lebensform. Als wäre dies nicht schlimm genug, steht plötzlich das Überleben aller auf dem Spiel…
Zwar schreitet die Handlung bereits direkt zu Beginn zügig voran, doch gefühlt hatte ich nur einmal geblinzelt und befand mich schon inmitten von Alienkämpfen, Tod und Leid. So viel Action hatte ich nun doch nicht erwartet. Dennoch verpackt der Autor das Ganze in eine solch kreative, außergewöhnlich gut durchdachte Storywelt, dass ich mir häufig ganz klein vorkam im Vergleich zu diesen unendlichen Weiten des Weltalls. Wahnsinn! Paolini hat storytechnisch einen eigenen komplexen Kosmos erschaffen, vor dem ich nur respektvoll den Hut ziehen kann. (Die beinahe kindliche Bezeichnung der Aliens allerdings, die ich hier aus Gründen der Spoilervermeidung nicht nennen möchte, fand ich fast schon niedlich und etwas zu stereotypisch gewählt.) Natürlich häufen sich einige Fachbegriffe und Prozesse, die entweder direkt im Text, spätestens aber im umfangreichen Addendum erklärt werden, in welchem man einen Überblick über die für den Roman relevanten physikalischen Prinzipien (Raumzeit, Überlichtgeschwindigkeit) sowie ein umfangreiches Glossar und eine Zeitchronik findet. Ich kann nur erahnen, wie zeitintensiv die Ausarbeitung dieses Mammutwerks ausgefallen sein muss.
Man muss sich für diese Lektüre viel Zeit nehmen, um nicht nur den Überblick über die intensive, fordernde Story und die Vielzahl an (Neben-)Figuren zu bewahren, sondern auch um in den vollen Genuss der detaillierten, bildgewaltigen Beschreibungen zu kommen. Ich könnte mir diesen Roman richtig gut als Blockbuster auf der Kinoleinwand vorstellen! Die Crew-Mitglieder der Wallfish fand ich klasse und wunderbar individuell herausgearbeitet.
Dieses futuristische Meisterwerk kommt in einer edlen Ausstattung daher, samt Lesebändchen & aufwendiger Innengestaltung, die beeindruckende Schwarz-Weiß-Abbildungen (Sternenkarten, Sonnensysteme, etc.) & technische Grafiken beinhaltet.
Den amerikan. Originaltitel ("To Sleep in a Sea of Stars") finde ich noch treffender als die dt. Version, vor allem im Hinblick auf das Romanende. Beim letzten Satz standen mir übrigens Tränen in den Augen. (Soviel dazu, dass ich vorab befürchtet hatte, womöglich mit einer allzu nüchternen Schreibweise konfrontiert zu werden, die keine Annäherung an die Figuren zulassen würde. Pustekuchen!)
Mein einziger Kritikpunkt ist die Tatsache, dass mir manche Abschnitte etwas lang erschienen, da ich manche Fakten auch ohne (längere) Erklärung einfach als gegeben akzeptiert hätte.
Fazit: Ein Muss für alle Sci-Fi-Fans und Freunde von spannungsgeladener, manchmal harter, aber stets beeindruckender, futuristischer Lektüre.

Bewertung vom 10.10.2020
Winterwunderzeit
Macomber, Debbie

Winterwunderzeit


ausgezeichnet

Berührender christlicher Weihnachtsroman mit ernster Thematik.
Debbie Macombers Werke haben mich bisher noch nie enttäuscht, insbesondere auf ihre Weihnachtsbücher freue ich mich jedes Jahr aufs Neue – und auch dieses Mal verzaubert die New-York-Times-Bestsellerautorin ihre Leserschaft mit einer wundervollen Feel-Good-Geschichte, die einfach glücklich macht. Eine kleine Warnung vorab: Taschentücher bereithalten!
Wer hinter dem winterlich schönen, idyllischen Cover eine seichte Weihnachtsromanze vermutet, irrt sich gewaltig. Im Fokus der herzerwärmenden und mit allerlei himmlischen Boten ausgeschmückten Story steht nämlich ein ernstes Thema: 'unerfüllter Kinderwunsch' bzw. der langwierige Prozess bis hin zur erfolgreichen Adoption. Das sympathische junge Ehepaar Laurel und Zach hat die Hoffnung beinahe aufgegeben, eines Tages Eltern zu werden. Zu viele Rückschläge und Enttäuschungen haben sie bisher erlebt und vor allem Laurel möchte sich keiner weiteren Illusion mehr hingeben. Voller Hingabe widmet sich die Grundschullehrerin in jeder freien Minute der Pflege ihrer an Demenz leidenden Großmutter, 'Nana' Helen, bei der sie und Zach kürzlich eingezogen sind. Doch Helen benötigt aufgrund ihrer zunehmenden Vergesslichkeit dringend intensivere Betreuung. Als sich überraschend eine Pflegekraft der Caring Angels bei der Familie meldet, um sie in der hektischen Vorweihnachtszeit zu unterstützen, können die McCulloughs ihr Glück kaum fassen. Dank der liebevollen Hilfe von Mrs. Miracle blüht Helen förmlich auf und es häufen sich wundersame, unerklärliche Vorfälle. Tatsächlich ist Mrs. Miracle ein Engel, der geschickt worden ist, um dieser Familie ihren größten Wunsch zu erfüllen…
Mir erschloss sich erst aus dem herzlichen Vorwort der Autorin, dass Mrs. Miracle für viele Leser/innen keine Unbekannte sein dürfte; mittlerweile gibt es sogar drei Filme über sie (die ich mir natürlich direkt auf meine Watchlist gesetzt habe). Das vorliegende Werk hat eine in sich geschlossene Handlung, die gänzlich ohne Vorkenntnisse diesbezüglich gelesen werden kann. Mrs. Miracle ist nicht der einzige Engel, der uns in diesem Buch begegnet – auch ihre himmlischen Freunde Mercy, Goodness und Shirley setzen alles daran, das Weihnachtsfest der McCulloughs unvergesslich zu gestalten. Es ist ein Roman mit deutlich christlichem Unterton – nicht in Form von zahlreich eingestreuten Bibelzitaten oder einem erhobenen moralischen Zeigefinger, aber der Glaube an Gott spielt, neben einem starken familiären Zusammenhalt, durchaus eine wichtige Rolle.
Mein erklärter Liebling der Geschichte ist die entzückende Nana Helen, die man einfach nur knuddeln möchte, wobei auch Laurel und Zach so aufrichtig und liebenswürdig sind, dass man gerne mit ihnen befreundet wäre. Ich habe so einige Tränen aufgrund von Laurels Schmerz vergossen – doch noch häufiger standen mir Tränen der Rührung in den Augen, speziell im Hinblick auf das lang erwartete Happy End. Debbie Macomber gelingt es meisterhaft, die Figuren so liebevoll zu skizzieren, dass man sich bereits nach wenigen Sätzen in diese hineinversetzen kann und mit ihnen mitfühlt.
Vielleicht mögen manche Handlungselemente auf einige Leser/innen etwas kitschig und übertrieben emotional wirken, doch genau das macht eben den harmonisch-angenehmen Schreibstil der Autorin aus, der einen beim Lesen einhüllt wie eine kuschelige Decke.
Fazit: In der magischen 'Winterwunderzeit' ist alles möglich, solange man die Hoffnung und das Vertrauen auf Gott nicht verliert. Dieser berührende Roman eignet sich hervorragend für gemütliche Lesestunden in der besinnlichsten Zeit des Jahres.

Bewertung vom 27.09.2020
Modehaus der Träume / Das Lichtenstein Bd.1
Averbeck, Marlene

Modehaus der Träume / Das Lichtenstein Bd.1


ausgezeichnet

Marlene Averbeck entführt die Leser in das Berlin des frühen 20. Jahrhunderts. Am Hausvogteiplatz, mitten im Herzen der schon damals in Sachen Modetrends richtungsweisenden Großstadt, ist das traditionsreiche, familiengeführte Warenhaus Lichtenstein Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Man ist bemüht, der anspruchsvollen Kundschaft möglichst jeden Wunsch zu erfüllen. Trotz luxuriöser Ausstattung ist das Lichtenstein auch ein Treffpunkt für weniger gut betuchte Berliner – immerhin kann man herrlich durch die prunkvoll gestalteten Verkaufsräume flanieren, die edlen Waren bestaunen, ein wenig träumen und das einzigartige Flair des Hauses genießen.
Hierhin verschlägt es die junge Hedi, die mit ihrer Tätigkeit als Ladenmädchen die Haushaltskasse etwas aufbessern möchte. Ihre Mutter akzeptiert dies nur notgedrungen – in Hildes Augen schickt es sich nicht, wenn Frauen arbeiten gehen. Unterstützung findet Hedi allerdings in ihrer besten Freundin, der lebenslustigen Theaterschauspielerin Ella Winkler. Auch Thea Stübner arbeitet im Lichtenstein; sie ist ausgebildete Schneiderin und wird eine gute Freundin von Hedi.
Ludwig & Jacob Lichtenstein, die 2 grundverschiedenen, rivalisierenden Söhne der Familie, haben in Bezug auf die Zukunft des Unternehmens denkbar unterschiedliche Vorstellungen. Der kreative Jacob hat ein Faible für die französische Haute Couture und träumt davon, diese Eleganz auch in die Berliner Mode einfließen zu lassen; Lebemann Ludwig hingegen möchte alles beim Alten belassen und sperrt sich gegen Veränderungen jeglicher Art. Dann jedoch werden ihre Unstimmigkeiten zur Nebensächlichkeit, denn ihr geliebtes Warenhaus geht in Flammen auf und kurz darauf bricht der Erste Weltkrieg aus…
Bereits die Covergestaltung lässt vermuten, dass es sich um einen historischen Roman mit dem Schwerpunkt Mode handelt. Tatsächlich zieht sich die Leidenschaft für dieses Thema wie ein roter Faden durch das Werk und der bildreiche Schreibstil strotzt nur so vor detailreichen Beschreibungen wunderschöner Kleidungsstücke und Fachbegriffen aus der Modebranche.
Erzählt wird abwechselnd aus 4 Perspektiven, wobei sich die Autorin jeder Sichtweise mit gleicher Intensität gewidmet hat. Ich habe mich mühelos in die Gedankengänge von Hedi, Ella, Thea und Jacob hineinversetzen können. Wir blicken hinter die Kulissen des schillernden Warenhauses, lernen die internen Abläufe kennen und verstehen bald, dass Jacob im Hinblick auf nötige Veränderungen den richtigen Riecher hat – das Lichtenstein, in dem es noch keine Rolltreppe gibt, steht zwar für solide Qualität, doch es wirkt eher antiquiert als modern, aus der Zeit gefallen… und es läuft Gefahr, den Anschluss an die Konkurrenz zu verlieren. Gekonnt gelingt es Marlene Averbeck, das beeindruckende Setting und die Geschichte, die reich an Gefühlen und tiefgründigen Figuren ist, zum Leben zu erwecken.
Es ist kein außergewöhnlich temporeicher Erzählstil, vielmehr entwickelt sich die Handlung ganz gemütlich, was ausreichend Zeit lässt für eine umfangreiche Vorstellung der einzelnen Protagonisten. Gerade bei einem Werk mit zahlreichen Figuren finde ich es wichtig, zu möglichst vielen von ihnen einen Bezug aufbauen zu können. Dies ist hier einwandfrei geglückt. Nichtsdestotrotz fehlte mir ein wenig Lebendigkeit, auch das Pariser Flair während des gemeinsamen Ausflugs von Hedi, Jacob und dem Konfektionär Hannes hätte gerne etwas mehr strahlen dürfen. Der zeitgemäße Wortlaut in den Dialogen und die immer wieder eingestreuten Alltäglichkeiten des damaligen Lebens (Monatslöhne, Dresscodes, Moralvorstellungen, …) lassen die Lektüre zu einer interessanten Zeitreise werden und zeugen von der hervorragenden Recherchearbeit der Autorin.
Ich habe mich wunderbar unterhalten gefühlt und war entzückt von dem in vielerlei Hinsicht versöhnlichen Ende, das eine Vielzahl an Entwicklungen für die Folgebände ermöglicht.
Fazit: Eine klare Leseempfehlung für alle modeinteressierten Fans von historischen Frauenromanen!

Bewertung vom 27.09.2020
Die letzten Zeilen / Das Buch der gelöschten Wörter Bd.3
Garner, Mary E.

Die letzten Zeilen / Das Buch der gelöschten Wörter Bd.3


ausgezeichnet

Jeder lesebegeisterte Mensch kennt dieses Gefühl – wenn man schon nach wenigen Sätzen spürt: Das wird ein richtig gutes Buch! …und sich ermahnt, schön langsam zu lesen, um den Genuss voll und ganz auszukosten. Genau so erging es mir bei Band 1 von Mary E. Garners Trilogie und ich tröstete mich damit, dass noch zwei weitere Bände voller mitreißender Abenteuer vor mir liegen würden. Nun aber halte ich "Das Buch der gelöschten Wörter – Die letzten Zeilen" in den Händen und habe Tränen in den Augen. …weil es solch einen würdevollen, stimmigen, emotionalen Abschluss bildet. Weil es nun vorbei ist mit der magischen Buchwelt, die mir - ebenso wie ihre Figuren - dermaßen ans Herz gewachsen ist, dass ich wohl nie wieder ein Werk lesen werde, ohne mir ein Eigenleben der Protagonisten vorzustellen. Weil man bei Romanen dieser Liga niemals, auch nicht nach 10 Bänden, bereit ist für ein Ende.
Zur Handlung möchte ich anmerken: Die Autorin versteht es meisterhaft, auch neue Leser, denen die Vorgänger nicht bekannt sind, in die Geschichte einzuführen und alle wichtigen Ereignisse der Teile 1-2 Revue passieren zu lassen – ohne dass Fans der Reihe das Gefühl haben, seitenlange Wiederholungen zu lesen. Subtil werden alle wichtigen Fakten eingestreut und die Story schreitet munter voran. Es muss also niemand Sorge haben, womöglich aufgrund von fehlendem Hintergrundwissen etwas zu verpassen. ABER: Gerade die Vorstellung der Figuren ist so liebevoll gestaltet und der wahnsinnig gut durchdachte Aufbau der Storywelt so beeindruckend kreativ und einladend geschildert worden, dass es einem Verlust gleichkäme, sich ausschließlich den letzten Teil der Reihe zu Gemüte zu führen. Ich kann jedem Leser nur raten kann, unbedingt auch die ersten beiden Bände zu lesen – ihr werdet es nicht bereuen!
Der beschwingte, immer angenehm atmosphärische, herzliche Schreibstil von Mary E. Garner ist eine Klasse für sich! Klug, mit einem Augenzwinkern und viel Liebe fürs Detail erzählt, logisch strukturiert, spannend und voller Überraschungen… Besser geht es nicht! (Kein Wunder, dass auch unter einem anderen Pseudonym veröffentlichte Werke der Autorin zu meinen absoluten Lieblingen gehören – wer über das Talent verfügt, mit Worten derart faszinierende Traumwelten zu erschaffen und eine Stimmung zu erzeugen, die einen völlig gebannt an den Roman fesselt, der muss ja schreiben können!)
Als Resultat meiner Lektüre sind sämtliche Klassiker der Weltliteratur auf meine Wunschliste gewandert, von "Anne of Green Gables" über "Anna Karenina" bis hin zu "Sturmhöhe". Ich habe über Loreley geschmunzelt und den Mut Lancelots (aus der Artussage) bewundert, war entzückt von Heathcliff, habe Rufus angehimmelt und die resolute M bewundert, mit Hope und ihrer Mutter gebangt und die wildesten Theorien über Kenan angestellt. Alle Protagonisten sind so einzigartig und facettenreich gestaltet worden, dass sie mir immer im Gedächtnis bleiben werden.
Es bleiben keine Fragen unbeantwortet, alle geliebten Figuren bekommen ihr wohlverdientes Happy End, und der Abschied von ihnen ließ mich weinen und lächeln zugleich. Auch hier hat Mary E. Garner exakt ins Schwarze getroffen – jeder andere Abschluss hätte unglaubwürdig oder aufgesetzt gewirkt. Der Epilog ist ein Knüller und ermöglicht eine Vielzahl individueller Interpretationen.
Ich habe durch diese Trilogie einen völlig neuen Zugang zum Fantasy-Genre gewonnen und kann nur schwer in Worte fassen, wie sehr diese Geschichte mein Leben als Vielleserin bereichert hat.
Fazit: Ein Muss für Fans von fantastischen Buchwelten und ein absolutes Schmankerl für alle Liebhaber von Literatur im Allgemeinen. Ganz, ganz großes Kino!