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seschat
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Bewertungen

Insgesamt 895 Bewertungen
Bewertung vom 15.08.2020
Unser Mathelehrer unterrichtet von draußen - damit er dabei rauchen kann!
Greiner, Lena;Padtberg-Kruse, Carola

Unser Mathelehrer unterrichtet von draußen - damit er dabei rauchen kann!


gut

Ich mag die Bücher von Lena Greiner und Carola Padtberg über lustige Schulerlebnisse seit dem Erscheinen des ersten Bandes.

Doch das neueste Werk empfand ich im Vergleich zu den bisherigen Büchern als weniger witzig. Die einzelnen Geschichten waren nicht schlecht, aber ich hatte den Eindruck alles schon einmal gelesen zu haben. Auch wenn dieses Mal allein die bunte Lehrerschaft im Fokus stand, so konnte ich doch nichts Neues oder besonders Lustiges ausmachen.

Vieles erinnerte mich an die Paukerfilme mit Hansi Kraus. So war die Rede von einem Lehrer, der bei Klassenarbeiten gern Zeitung las und sich zur Sicherheit immer zwei Gucklöcher hinein schnitt. Nicht wenige Lehrer riefen Schüler auf, die schon längst die Schule verlassen hatten oder klauten gar das Essen ihrer Schutzbefohlenen, um zu verhindern, dass diese es im Unterricht essen und dadurch abgelenkt sind.

Im Anschluss an die Anekdoten betrachteten die beiden Autorinnen in ihrer sog. Lehrertypologie 13 unterschiedliche Lehrertypen, was ich sehr theoretisch und zu gewollt witzig fand. Unweigerlich hatte man den Eindruck, dass noch Seiten gefüllt werden mussten.

FAZIT
Diese Buchreihe beginnt langsam ihren Zauber zu verlieren. Nichtsdestotrotz eignet sich auch das vorliegende Buch gut zur kurzweiligen Lektüre.

Bewertung vom 10.08.2020
Die Pianistin / Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe Bd.2
Rygiert, Beate

Die Pianistin / Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe Bd.2


ausgezeichnet

Die berühmte deutsche Komponistin und Pianistin Clara Schumann (1819-1896) kannte ich bisher nur von Bildern (100-DM-Schein, Bahnwerbung). Ihre private Geschichte habe ich erst durch Beate Rygierts vorliegende Romanbiografie kennengelernt.

In "Die Pianistin" wird Claras Leben zwischen der Liebe zur Musik und zum Komponisten Robert Schumann geschildert. Schon mit 5 Jahren wird sie durch ihren Vater und Musiklehrer Friedrich Wieck ans Klavier herangeführt. Er schafft es, sie zu einem musikalischen Wunderkind zu machen - doch zu welchem Preis? Der übermächtige Vater bestimmt ganze 15 Jahre über Claras Leben. Dann verliebt sie sich in Robert Schumann, was der Vater nicht goutiert. Der alkoholkranke wie psychisch labile Komponist soll Claras Schicksal werden. Für ihn bricht sie mit ihrem Vater und unterbricht gar ihre Karriere. Doch ihr Klavier kann sie auf Dauer nicht gegen Haus und Herd tauschen, daran konnten auch die gemeinsamen 8 Kinder nichts ändern. Denn die materielle Not war groß. Zwar komponierte Schumann unentwegt neue Stücke, doch diese zu inszenieren und aufzuführen vermochte er nicht. Seine anhaltenden Depressionen und sein konservatives Weltbild vergifteten diese musikalisch "geniale" Ehe.

Mir hat Beate Rygierts emotionale Romanbiografie sehr gefallen. Clara Schumanns Leben wird darin sehr realistisch dargestellt. Ihr muskalisches Genie, aber auch ihr Abhängigkeitsverhältnis zu Robert Schumann werden gleichermaßen stark thematisiert. Clara Schumann war eine beeindruckend starke wie treue Persönlichkeit, die in einer von Männern dominierten Musikwelt (Liszt, Mendelssohn Bartholdy, Chopin) lebte.

Darüber hinaus wird die Kunstszene der damaligen Zeit sehr kenntnisreich und atmosphärisch ansprechend eingefangen, was eine Menge Recherchearbeit voraussetzt.

FAZIT
Eine lesenswerte Literatur, die nicht nur gut unterhält, sondern auch ein Stück deutsche Musikgeschichte transportiert.

Bewertung vom 06.08.2020
Hypochonder leben länger
Hein, Jakob

Hypochonder leben länger


ausgezeichnet

Jakob Heins (*1971) kleine Sammlung aus Praxisgeschichten und -beobachtungen ist das nunmehr zweite Buch aus der Feder eines Psychiaters, das ich binnen kurzer Zeit gelesen habe.

Hein arbeitet seit knapp 20 Jahren als Kinder- und Jugendpsychiater und ist ganz nebenbei noch ein bekannter Schriftsteller.

Schon früh wusste der Autor, dass er Psychiater werden wollte. Bald nach dem Studium hat er sich dann den Traum einer eigenen Praxis erfüllt.

In seinem Buch lässt er nicht nur seine Ausbildung und seinen persönlichen Werdegang Revue passieren, sondern geht auch hart mit seinem Fach und den seit Jahren grassierenden Vorurteilen ins Gericht.

Für Hein steht der Mensch im Vordergrund und nicht sein Rezeptheft. Er beklagt zurecht, dass man heutzutage viel zu lang auf einen Termin beim Psychiater warten muss. Zudem geht er dem Hochbegabtenwahn auf den Grund und stellt die psychiatrische Diagnostik infrage.

Man merkt schnell, dieser Mediziner tickt anders und er weiß ganz genau um den gegenwärtigen Praxisalltag Bescheid. Dass er beim Erzählen mitunter ins Humorvolle abdriftet, fand ich ausgesprochen sympathisch. Seine offenen Schilderungen lesen sich kurzweilig und sorgen dafür, dass man die Thematik wesentlich gelassener und frei von Vorurteilen betrachtet.

FAZIT
Die Zwangsjacke gab's nur im Kino. Hein zeigt wie Psychiatrie heute geht und was sich noch ändern müsste. Glaubhaft und heiter zugleich.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.08.2020
Keine Panik, ist nur Technik
Ait Si Abbou, Kenza

Keine Panik, ist nur Technik


ausgezeichnet

In der Schule fand ich das Fach Informatik todlangweilig und unverständlich. Mit dem Buch von Kenza Ait Si Abbou ist das anders. Die Autorin schafft es mit ihrer lockeren Art und ihrem immensen Wissen über die künstliche Intelligenz von heute mich mitzureißen. Trotz der recht theorielastigen und vor allem programmierlastigen Thematik versucht sie den Leser nicht mit Fachchinesisch zu überfordern, sondern erklärt alles auf einer allgemein verständlichen Ebene.

Die studierte Telekommunikationsingenieurin Kenza Ait Si Abbou aus Marokko arbeitet aktuell als Managerin für Robotik und künstliche Intelligenz bei der Deutschen Telekom und wurde mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. Sie spricht 7 Sprachen fließend und agiert auch gern als Rednerin und Jurorin. Schon in ihrer Kindheit liebte sie Zahlen und naturwissenschaftliche Fächer, was auch im Buch widerspiegelt.

Ob Programmiersprachen, Algorithmen oder den Einsatz von KI in Bewerbungsverfahren, bei Versicherungen oder im Online-Handel, mithilfe der Autorin habe ich viele neue verständliche Einsichten gewonnen. Ebenso wurde ich in puncto Big Data und Datenhandel im Netz in meinen Vorbehalten bestätigt. Um überall mitreden zu können, zahlen wir einen hohen Preis. Denn über Smartphone oder Smart-Home geben wir ungewollt eine Menge Daten weiter. Nun bin ich nicht gleich panisch, wenn KI unseren Alltag angenehmer macht, aber eine kritische Haltung ist auch hier angebracht.

FAZIT
Ein wirklich lesbarer Ratgeber zum Thema KI, der sich schnell und mit Gewinn liest.

Bewertung vom 02.08.2020
Das mach ich doch im Schlaf
Böhnke, Gunter

Das mach ich doch im Schlaf


ausgezeichnet

Gunter Böhnke (*1943) ist im Osten Deutschlands wohl vor allem als Kabarettist bekannt. Die Auftritte mit seinem Freund und Kollegen Bernd-Lutz Lange im academixer-Keller in Leipzig sind legendär. Doch Gunter Böhnke ist weit mehr als ein glühender Verfechter der sächsischen Mundart.

Der geborene Dresdner Böhnke ist studierter Lehrer für Deutsch und Englisch, war danach Hochschullehrer, Verlagslektor, Übersetzer und Theaterschauspieler. Zudem spielte er in seiner Jugend mit Ede Geyer Fußball und ist heute ein begeisterter Wanderer, Reisender und Yogajünger.

Erst durch die vorliegende Lektüre habe ich von den vielen Talenten des Autors erfahren. Ich ahnte nicht, welch ein Tausendsassa er ist. Auch dass er seit über einem halben Jahrhundert unter Narkolepsie leidet, war mir neu. Vor diesem Hintergrund ist es umso erstaunlicher, welch steile Berufskarriere Gunter Böhnke vorzuweisen hat. Denn wer immerzu einschläft und das lange Zeit ohne eindeutige Diagnose, der ist per se gehandicapt. Doch auch die empörten Stimmen einiger Lehrer, die sein Einschlafen im Unterricht als Zeichen von Arroganz werteten, konnten ihn nicht schrecken. Da hatte das fehlende Parteibuch schon deutlich größere Folgen. Denn ohne Mitgliedschaft in der SED war eine langfristige Universitätskarriere für den Anglisten trotz Talents undenkbar. Die Aufnahmeprüfung zur Schauspielschule hat er zweimal nicht bestanden, u.a. wegen zu guter Schulnoten. Daher war der Weg ins Kabarett wahrlich ein Glücksfall.

Ich habe Böhnkes biografisches Werk durchweg mit Faszination gelesen. Das lag zum einen an seinen Stehaufmännchen-Qualitäten und zum anderen an seiner sächsischen Selbstironie. Noch dazu ist Böhnke ein Mann des Wortes - also ein wunderbarer Erzähler. Unterhaltsam und leichtfüßig führt er den Leser in "Das mach ich doch im Schlaf" durch sein bewegtes Leben. Unglaublich, dass ihn sein Programm mit Bernd-Lutz Lange gar bis in die USA und nach Israel führte.

Böhnkes Lebensweg ist darüber hinaus ein ungemein lesenswertes Stück Zeit- bzw. DDR-Geschichte. Auch wenn ich viel später als er geboren bin, habe ich doch einiges wiederentdeckt bzw. erst durch ihn richtig verstanden.

FAZIT
Ein rundum gelungenes Buch, bei dessen Lektüre ich viel zu lachen hatte. Schon das Coverbild ist auch ohne Nachtmütze genial. Zudem finde ich es großartig, dass Gunter Böhnke sich von seiner Krankheit nicht hat unterkriegen lassen, so dass ich den ironisch gemeinten Untertitel "Heldenepos" durchaus passend finde.

Bewertung vom 26.07.2020
Propaganda. 100 Seiten
Bleyer, Alexandra

Propaganda. 100 Seiten


ausgezeichnet

Was ist Propaganda?

Propaganda als Mittel der Beeinflussung im Prozess der Meinungsbildung gibt es seit Anbeginn der Geschichte. Damals wie heute stehen dabei größtenteils Eigeninteressen (Macht, Geld, Einfluss...) im Fokus. Um andere Menschen für eigene Zwecke zu gewinnen, gibt es eine Menge sog. Manipulationsstrategien, welche die Autorin anhand von aktuellen Beispielen aus Politik und Geschichte leicht verständlich erklärt.

Gerade heute in Zeiten von Massenmedien, Fake News und Nachrichtensteuerung ist es wichtig, den Überblick zu behalten und sich eine eigene Meinung zu bilden. Doch dafür muss man kritisch lesen und Medienbeiträge hinterfragen. Alexandra Beyer gibt auch hierfür den Leser einige hilfreiche Tipps an die Hand.

Beyers 100 Seiten geben einen guten Überblick zur Thematik. Der Text las sich sehr flüssig und wurde durch interessante Infografiken und Abbildungen/Fotos ergänzt. Besonders hat mir ihr fortwährender Verweis auf historische Propaganda-Beispiele gefallen. Ob nun Napoleon, Victor Orban oder die alten Römer, für alle war/ist Propaganda ein wichtiges Werkzeug zum Machterhalt. Damit wir Leser nicht zur Marionette im Spiel der Mächtigen werden (s. Titelbild), sollte man sich m. E. eingehender mit dem Thema beschäftigen. Ich konnte noch etwas dazulernen und wurde zudem in meiner skeptischen Haltung gegenüber den Medien (Message Control vs. Qualitätsjournalismus) bestärkt.

FAZIT
Eine handliche aufklärerische Informationsliteratur für zwischendurch - sozusagen Wissen to go.

Bewertung vom 19.07.2020
Always in Love / Weston High Bd.3
Winter, Emma

Always in Love / Weston High Bd.3


ausgezeichnet

INHALT
Sasha und Ben gehören zusammen. Es ist die große Liebe, auch wenn sie aus verschiedenen Welten kommen. Beide träumen sie von einem gemeinsamen Studium in Yale, doch die Testwoche läuft anders als geplant. Bens Ex-Freundin streut Gerüchte und Sasha küsst einen anderen - ganz zu schweigen von Bens Streitigkeiten mit seinem Vater.

MEINUNG
Der letzte Band von Emma Winters Trilogie schließt die Reihe gut ab. Natürlich gibt es auch hier wieder viele emotionale Berg- und Talfahrten mit kurzzeitiger Trennung. Doch die beiden Hauptprotagonisten Sasha und Ben können nicht ohneeinander leben. Am Ende ist man als Leser froh, dass beide nach all den vergangenen Querelen eine gemeinsame Zukunft haben. Nach dem bestandenen Schulabschluss werden sie in Yale ihre Wunschfächer studieren und zusammen sein. Auch Sashas beste Freundin June beginnt nicht weit entfernt ein Gesangsstudium. Neben der temporeichen Herzschmerzstory von Ben und Sasha wird im letzten Band der Trilogie auch endlich das Familiengeheimnis zwischen Sashas Mutter Rainbow und ihrem Onkel gelüftet. Sashas lebenslustige Granny ist auch wieder mit von der Partie. Am meisten hat mich in diesem Buch allerdings Sasha mit ihrem Kampf um Bens Liebe überzeugt. Sie agiert sehr mutig und lässt nichts unversucht, um Ben zurückzubekommen.

FAZIT
Ein aufwühlender Reihenabschluss mit Happy End. Irgendwie schade, dass die Geschichte um Ben und Sasha nun zu Ende ist. Ich hätte noch ewig weiter lesen können.

Bewertung vom 18.07.2020
Corona-Stories

Corona-Stories


ausgezeichnet

Die Essaysammlung "Corona-Stories" basiert auf verschiedenen Essays bekannter Wissenschaftler aus den Bereichen Antike, Neuzeit, Philosophie usw., die in der Zeit des coronabedingten Lockdowns auf dem Blog der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft (wbg) erschienen sind. Unter den namhaften Autoren befinden sich u.a. Kai Brodersen, Sven Felix Kellerhoff, Hermann Parzinger, Gesine Schwan und Hubert Wolf.

Ich fand die einzelnen Beiträge sehr lesenswert, weil sie durchweg thematisch vielschichtig angelegt sind und darin objektiv anhand von Quellen argumentiert wird. So wird im ersten Teil des Buchs auf Seuchen vor Corona, wie z. B. die attische Pest während des Peloponnesischen Krieges, den sog. Schwarzen Tod um 1348 sowie die Spanische Grippe im Ersten Weltkrieg, eingegangen und nach Vergleichspunkten zur aktuellen Pandemie gesucht. Im zweiten Teil geht es dann ausführlich um die Corona-Krise und deren Folgen.

Die enthaltenen kurzen Essays bilden die Seuchengeschichte im Wandel der Zeit gut ab. Dabei wird klar, dass man jede Seuche für sich, also auch im Rahmen der damaligen Zeit, betrachten sollte. Zwar gibt es mitunter Parallelen zur heutigen Corona-Pandemie, wie z. B. die kollektive Angst, die Suche nach dem Auslöser/Schuldigen, offene Handelswege oder der wirtschaftliche Einbruch danach, doch der Umgang mit solchen Krisen hat sich enorm gewandelt. Heute weiß man einfach mehr über Medizin, Hygiene & Co. Doch gerade die damit einhergehende "Infodemie" in den Medien mit ihrer Vielzahl an sog. Experten und Zahlen macht es nicht immer leicht, sich ein neutrales Bild zu machen, ohne gleich zu verzweifeln und in mittelalterliche Endzeitszenarien abzudriften.

Mich haben zwei Aspekte besonders berührt. Zum einen muss international stärker, gerade innerhalb der EU, in Sachen Corona zusammengearbeitet werden, egal ob es dabei um den Austausch von medizinischen Wissen, Material oder Personal geht. Es ist an uns, ob wir nun Mauern oder Brücken zu unseren Nachbarn bauen. Zum anderen hat mich Hermann Parzingers Beitrag zur vereinsamten Berliner Museumslandschaft und damit zur darniederliegenden Kunst-/Kulturlandschaft in Deutschland tief getroffen. Klar gibt es dank Corona nun mehr Online-Angebote zu Museen im WWW, doch einen echten Museumsbesuch können auch sie nicht ersetzen.

FAZIT
Eine gelungene Essaysammlung zum richtigen Zeitpunkt. Hier bekommt der Leser seriöse Fakten und Einschätzungen zum Thema Corona/COVID-19 serviert und lernt ganz nebenbei noch einiges über die Seuchengeschichte.

Bewertung vom 15.07.2020
Wie ich verschwand
Jungk, Laura

Wie ich verschwand


ausgezeichnet

Laura Jungk (geb. 2000) ist gerade einmal 13, als sie in die Magersucht abrutscht. Der Umzug in eine andere Stadt, Mobbing in der Schule und die Trennung der Eltern setzen dem jungen Mädchen derart zu, dass es bei 1,75 m Körpergröße im Laufe der Zeit nur noch 39 kg wiegt. Ihre Verwandten und Freunde sind machtlos, versuchen zu helfen, doch Laura redet sich immer wieder raus, hortet Essen, treibt exzessiv Sport und lebt über 5 Jahre nur noch für ihre Krankheit; Klinikaufenthalt, Selbstverletzungen, Zwänge und Depression inklusive.

Mich hat Laura Jungks Schicksal ab der ersten Zeile berührt. Denn sie verheimlicht nichts und zeigt, wie schwer es ist, der Magersucht und damit dem eigenen verzerrten Selbstbild zu entkommen. Ihre Kämpfe mit sich und der Welt schockieren und machen deutlich, dass jeder Jugendliche oder Erwachsene in die Magersucht hineinschlittern kann. Gerade die Schilderungen und Eindrücke aus Lauras Klinikalltag haben mich schlucken lassen. Tagtäglich traf sie dort auf Patienten, vorwiegend Frauen, die mit dem Essen Probleme haben bzw. per Sonde ernährt werden müssen. Aber auch das zu erleben, hat Lauras Sicht auf ihre eigene Erkrankung nicht geändert. Die Einsicht kam erst später in Gesprächen mit Psychotherapeuten und nach kurzzeitiger Bulimie. Schule oder mit Freunden einfach mal eine Pizza essen gehen war für Laura lange Zeit nicht möglich, weil Kalorien gezählt werden mussten und sie sich zu fett fühlte. Schön, dass Laura der Krankheit nun Paroli bietet und wieder am echten Leben teilnimmt.

Das vorliegende Buch ist nichts für schwache Gemüter, aber gerade deshalb zu 100 % authentisch und sollte m. E. auch in der Schule gelesen werden. Zudem ist es nicht eindimensional geschrieben, sondern auch die wichtigsten Personen in Lauras Umfeld - Mutter, Bruder, bester Freund usw. - kommen zu Wort. Besonders die Hilflosigkeit der engsten Vertrauten, die immer wieder von Laura fordern, zu essen, ist omnipräsent.

Wer nicht selbst einmal unter Anorexia nervosa gelitten hat, der kann die vielschichtigen Ausmaße der Krankheit gar nicht richtig einschätzen. Daher sind solche aufklärerischen Bücher wie das vorliegende auch immens wichtig.

FAZIT
Ein Buch, das man so schnell nicht vergisst, weil es auf einer wahren Geschichte basiert. Ich wünsche der mutigen Autorin alles Gute für die Zukunft und viel Kraft an den weniger hellen Tagen.