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yellowdog

Bewertungen

Insgesamt 2019 Bewertungen
Bewertung vom 19.09.2023
The Magic Border
Parks, Arlo

The Magic Border


sehr gut

Das Buch bietet Gedichte, Songlyrics und Fotografien.
Es ist zweisprachig, was ich sehr begrüße.
Oft sind die im englisch verfassten Originaltexte poetischer und weicher as deutschen Übersetzungen, die aber beim Verständis helfen können.
Ein Beispiel, wo es sprachlich schwierig bei der Übersetzung wird:

I octupus myself for teh sake of preserving magic

ich oktopiere mich, um die Magie zu bewahren.

Ich finde, in Deutsch hört sich das komisch an.

Bei manchen der anderen Sätze habe ich auch leichte Zweifel, oft sind es auch nur einzelne Worte, über die man sich wundert.

Die Fotografien stammen von Daniyel Lowden. Teilweise fällt es mir schwer, die Fotos in Kontext zu den Texten zu setzen, es gibt auch kein Bildverzeichnis.

Es lohnt sich auch, zwischen den Texten mal in Arlo Parks wunderbares Albim My Soft Machine hineinzuhören, denn einige der im Buch enthaltenen Songtexte sind dann hier in ihrer Ausführung zu hören.

Bewertung vom 19.09.2023
Zeit der Fehler (eBook, ePUB)
Choukri, Mohamed

Zeit der Fehler (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Erfreulich, dass die autobiografischen Bücher des marokkanischen Schriftstellers Mohamed Choukri wieder erscheinen.
In Zeit der Fehler ist Choukri 20 Jahre alt und geht zur Schule.
Unfassbar, der vielleicht größte marokkanische Schriftsteller seiner Zeit war bis dahin Analphabet

Man spürt den detaillierten Blick des Autors.
Choukris Bücher zeigen das Leben ungeschminkt, drastisch, kompromisslos.
Wahrscheinlich sind sie deswegen so kraftvoll und der Text ist immer noch zeitlos.

Dem Roman folgt noch ein ebenfalls bemerkenswerter Text von dem Übersetzer Georg Brunold: Porträt einer Stadt: Tanger 1987/1988.

Bewertung vom 16.09.2023
Drifter
Sterblich, Ulrike

Drifter


sehr gut

Wenzel und Killer

Drifter ist der zweite Roman der Berliner Autorin Ulrike Sterblich.
Im Mittelpunkt Wenzel und Marco Killmann, genannt Killer. Sie kennen sich schon lange und sind Freunde.
Es ist anfangs nicht ganz einfach, sich auf das Buch einzulassen. Mein Hauptproblem war, dass die Protagonisten zunächst wie Jugendliche wirkten. Mit der zweite konnte ich mehr mit ihnen anfangen. Ich mocht an Wenzel, der auch der Erzähler ist, z.B. dass er ein Leser ist.
Das führt zu einem weiteren zentralen Punkt: ein Schriftsteller namnes K:B Drifter, dessen Identität unbekannt ist. Seine Bücher sind exzentrischer Art.

Es ist ein rätselhaftes Buch, spielerisch und ideenlastig. Leser, die schräge Stories mögen, kommen vielleicht auf ihre Kosten.
Das Ganze ist schon ganz gut gemachtr, aber es fehlt ein roter Faden. Davon abgesehen hat der Schreibstil einen gewissen Drive.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.09.2023
Die Unwürdigen
Jacobsen, Roy

Die Unwürdigen


sehr gut

Roy Jacobsen ist einer der etabliertesten Schriftsteller Norwegens, von dem man schon starke Romane gelesen hat, wie beispielsweise Das Dorf der Wunder oder Der Sommer, in dem Linda schwimmen lernte.
Auch das neue Buch ist wieder ein wichtiger Roman, der zeigt, wie Jugendlich in schwierigen und chaotischen Zeiten gegen Ende der Besatzung in Norwegen und in der Nachkriegszeit aufwachsen müssen. Roy Jacobsen ist ein Meister der Details.
Es werden mehrere Jugendliche gezeigt, aber zentral im Mittelpunkt steht Carl. Zu seinen Freunden gehören Olav und Roah und andere. Sie haben es nicht leicht, finden aber ihre Wege um zu überleben.
Das hervorragend gemachte Cover mit den ernst dreinblickenden Kindern gibt Hinweise darauf, wie man sie sich vorstellen kann.
Ganz einfach macht der Autor es seinen Lesern nicht, nahe an die Figuren ran zukommen. Carl wirkt verschlossen und seine inneren Gedanken erfährt man nicht durchgehend. Dabei sind seine emotionalen Bewegungen erahnbar.
Das ist Roy Jacobsens stilistische Besonderheit des Erzählens. Die Beschreibungen der Handlung sind sehr ruhig gehalten, fast gemächlich.
Man kann das Buch dennoch empfehlen, denn es ist sorgfältig gemacht und hat viele ausdrucksstarke Passagen.

Bewertung vom 16.09.2023
Traumland
Soboczynski, Adam

Traumland


sehr gut

Gesellschaftspolitisches Bild Deutschlands

In Traumland erzählt Adam Soboczynski von sich und wie er mit seinen Eltern 1981 aus Polen nach Deutschland gekommen ist.

Er erzählt mit einer große Geste der Lakonie.
Dadurch kann er offen erzählen, bleibt aber zum Teil auch zurückhaltend.
Am Anfang erzählt er von der Heimat. Er geht weit zurück bis vor seine Geburt. Sein Vater war 1970 bereits als 21jähriger Streikender auf der Danziger Leninwerft und später Mitglied der Solidarność. Die Mutter hat deutsche Wurzeln.
Und so zieht die kleine Familie schließlich nach Deutschland. Vom Land der Opfer in ein Land der Täter.
Die Schulzeit in der Provinz nimmt er stoisch, ernüchtert wahr.
Nach dem Studium beginnt zu schreiben und wird arbeitet schließlich bei einer bekannten Zeitung.

Seine eigene Karriere als Journalist und Literaturkritiker spart Adam Soboczynski im Buch aber weitgehend aus. Man erfährt daher von der Literaturbranche keine Intimitäten.
Seine Beobachtungen sind mehr oder weniger exemplarisch und zeigen ein gesellschaftspolitisches Bild Deutschlands in diesen Zeiten.
Beim Erzählen springt der Autor auch mal wieder in die Gegenwart und wertet vieles von heute aus gesehen.

Es ist ein interessantes Erinnerungsbuch.

Bewertung vom 16.09.2023
Meine Männer
Kielland, Victoria

Meine Männer


sehr gut

Der Weg einer radikalen Frau

Meine Männer ist ein Buch einer Norwegischen Autorin: Victoria Kielleand, und es erzählt von einer Serienmörderin.1876 ist sie siebzehn Jahre alt.
Es ist ein Buch, dass nicht nur durch eine ungewöhnliche Protagonistin überrascht sondern auch durch die eigenwillige Stilistik. Es ist eine sehr dichte Sprache voller Intensität.In manchen Sätzen vielleicht zu viel. Da wirkt es übertrieben. Es gibt aber auch viele Abschnitte, die überzeugen. Mich überzeugten viele Passagen über das Leben in den USA. Die Handlung springt relativ viel in den Zeiten.

Wir sind im 19.Jahrhundert. Brynhilds Weg führt sie aus Norwegen in die USA. Hier wird sie zur Bella und später zu Belle. Aber sie bleibt eine rätselhafte, schwer fassbare Figur. Es bleibt das Gefühl großer Einsamkeit!

Belle Gunness gab es wirlich. Victoria Kielland macht aber eine literarische Fantasie aus ihr und zeigt die Getriebenheit einer Frau. Es wird meiner Auffassung nach aber nie zum Thriller. Es ist ein Psychogram, das nicht erklärt und das auch nicht will.

Bewertung vom 15.09.2023
Die Höfe
Carter, A. F.

Die Höfe


ausgezeichnet

Noir vom Feinsten

An diesem Roman mag ich den Erzählstil mit wechselnden Perspektiven.
Die drei sehr unterschiedlichen Hauptfiguren wechseln sich ab mit dem Berichten der Handlung.

Der Anfang mit der Krankenpflegerin Git ist sogar eine Art Lebensbeichte.
Sie ist nicht weit entfernt von dem, was mit dem bösen Wort White Trash bezeichnet wird, doch immerhin ist sie tough.
Sie schuftet sich ab, um sich und ihre Tochter durchzubringen.
Dann verbringt sie eine Nacht mit einem miesen Typen, der am Morgen danach tot aufgefunden wird. Git hat Bedenken, für die Täterin gehalten zu werden.

Zweite Erzählerin ist Delia Mariola, die ermittelnde Kommissarin, die ebenfalls ein Kind hat.
Und dann gibt es noch den zynischen Connor, ein Drogendealer und ein Kumpel des ermordeten. Connor macht sich auf die Suche nach dem verschwundenen Drogengeld des Toten.

Der Handlungsort prägt die Stimmung des Buches mit. Es ist eine wirtschaftlich heruntergekommene Stadt namens Baxter.

Das Buch lässt sich gut und schnell lesen. Durch den Wechsel der Erzähler bleibt der Roman lebendig und einigermaßen temporeich.
A.F.Carter ist stark beim Entwerfen seiner Figuren und das Drama nimmt seinen Lauf.

Bewertung vom 14.09.2023
Als wir an Wunder glaubten
Bürster, Helga

Als wir an Wunder glaubten


sehr gut

Das Buch mit dem Hahn auf dem Cover.
Helga Bürster schreibt ihren Roman „Als wir an Wunder glaubten“, den sie ins Jahr 1949 legt, so, dass es glaubhaftes Bild dieser schweren Zeit zeigt. Wie die Leuten reden und sich verhalten ist sowohl typisch für die Zeit, aber auch für die Gegend, in Nähe von Moorlandschaft.
Sowohl das Dorf als auch die Landschaft lernt man beim Lesen kennen.
Das Personal des Romans ist die Stärke des Buches.
Da ist die 11jährige Betty Abels, dann Edith, ihre Mutter und die Nachbarin Annie.
Schwer mitgenommen kehrt deren Mann Josef aus dem Krieg zurück. Er ist in einem schlechten Zustand.

Man denkt manchmal, dass Buch wäre altmodisch geschrieben, aber das stimmt eigentlich nicht. Es ist gut strukturiert und zeigt glaubhaft eine schwere Zeit. Man spürt, dass Helga Bürster eine erfahrene Autorin ist.
Das Lesen war nicht durchgehend ein Vergnügen, aber beeindruckt hat mich das Buch!

Bewertung vom 12.09.2023
Andy Africa
Buoro, Stephen

Andy Africa


sehr gut

Es ist die Stimme eines 16jährigen aus Nigeria, der den Ton dieses Romans ganz und gar bestimmt.
Andrew, Spitznamme Andy Africa, lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter zusammen, die sich weigert, den Namen seiens Vaters zu verraten.
Andy ist fasziniert von weißen, blonden Mädchen, auch wenn er in echt noch nie eins gesehen hat. Davon abgesehen ist er ein intelligenter Junge.
Dann lernt er mit Eileen tatsächlich ein blondes Mädchen kennen und seine Gefühle fließen über.

Andy Africa (Originaltitel The five sorrowful mysteries of Andy Africa)
ist ein Stück sehr lebendige, zeitgenössische Literatur aus Afrika.

Bewertung vom 12.09.2023
Ein Mädchen mit Prokura / rororo Entdeckungen Bd.1
Brück, Christa Anita

Ein Mädchen mit Prokura / rororo Entdeckungen Bd.1


sehr gut

Ein Angestelltenroman


Ein Mädchen mit Prokura ist der erste Band der Buch-Reihe Entdeckungen.
Das Buch wirft einen Blick auf die schwierige Zeit der Weimarer Republik, als viele unter der Weltwirtschaftskrise leiden. Betrachtet wird die Zeit zwischen 1923 bis 1931.
Im Mittelpunkt steht Thea Iken, eine Frau im Angestelltenmilieu. Sie arbeitet in einer Bank in Berlin.
Ihre Stellung als Frau in dieser Männerwelt ist nicht einfach, doch sie setzt sich durch, wird Prokuristin und genießt das Vertrauen des Direktors.

Überraschenderweise wird das Ganze von einem Kriminalplot begleitet.
Theas Chef, zu dem sie ein besonderes Vertrauensverhältnis hatte, wird ermordet. Thea gerät in Verdacht und es kommt zum Prozess.

Gelegentlich erscheinen einige Szenen im Zusammenhang mit dem Prozess überspitzt, doch es ist ganz spannend gemacht.

Es macht Sinn, alte Romane von nahezu vergessenen Autorinnen neu herauszubringen, solange sie eine Relevanz haben und das ist hier klar der Fall.
Denn das Buch zeigt die Realität der damaligen Zeit, und ist glaubhafter als Bücher, die erst jetzt über die damalige Zeit geschrieben werden.
Es ist damit ein Zeitporträt.

Das Buch wurde übrigens 1934 auch verfilmt. Darauf geht auch das Nachwort von Magda Birkmann ein. Ein gutes Nachwort, dass eine richtige Einordnung des Buches in einen Kontext ermöglicht.