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Bellis-Perennis
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Wien

Bewertungen

Insgesamt 901 Bewertungen
Bewertung vom 30.01.2024
Maler Friedrich
Rathgeb, Eberhard

Maler Friedrich


sehr gut

Am 5. September 2024 jährt sich der Geburtstag von Caspar David Friede zum 250. Mal. Grund genug, den Maler und sein Werk ein wenig genauer zu betrachten. Caspar David Friedrich (CDF) komponierte Bilder von magischer Schönheit, aber auch voll düsterer Melancholie. Das machte ihn zu einem der bedeutendsten Landschaftsmaler.

Eberhard Rathgeb begibt sich auf Spurensuche und malt (sic!) ein ganz eigenes Bild des Malers, der als Inbegriff der deutschen Romantik gilt.

Leider verzettelt sich der Autor in ausufernder Weise in mögliche innere Monologe des Malers. Außerdem kommen Zeitgenossen wie Hegel, Fichte, Kant oder Goethe ziemlich prominent zu Wort. Die zahlreichen Zitate aus Briefen an und über CDF unterbrechen mein Lesevergnügen.

Die Lebensgeschichte des CDF (1774-1840) ist für die damalige Zeit recht ungewöhnlich, denn er muss nicht in den väterlichen Betrieb einsteigen, sondern konnte sich der Kunst widmen. Sein Leben ist durch den frühen Tod der Mutter und den seines jüngeren Bruders Christoph, der beim Versuch, den ins Wasser gefallenen Caspar zu retten, selbst ertrunken ist, geprägt. CDF gründet erst sehr spät, nämlich 1818 seine eigene Familie. Schon in jungen Jahren wird der Maler von Depressionen geplagt, die ihn nicht nur einmal an Selbstmord denken lassen. Nach zwei Schlaganfällen kann er kaum noch arbeiten und stirbt am 7. Mai 1840.

CDFs Leben ist geprägt durch die Napoleonischen Kriege und dem Erwachen des deutschen Nationalismus. Die Restauration nach dem Wiener Kongress 1815 und die Repressionen durch die Bespitzelungen lassen die latente vorhandene Depression ausbrechen. Die schlägt sich auch in der Malerei nieder.

Eberhard Rathgeb interpretiert für mein Gefühl zu viel in die Bilder Friedrichs hinein und walzt diese Deutungen noch gewaltig aus. Leider sind die Abbildungen der sechs Bilder drucktechnisch nicht sehr gut gelungen. Da musste ich zum Internet greifen, um Fotos der Gemälde anzusehen.

Fazit:

Dieses Buch ist eher für Kenner des Malers gedacht, denn als Einstieg in das Werk von Caspar David Friedrich ist es vermutlich viel zu detailreich. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Bewertung vom 30.01.2024
Die Nacht des Blutadlers
Voltenauer, Marc

Die Nacht des Blutadlers


ausgezeichnet

Als der suspendierte Schweizer Kriminalbeamte Andreas Auer erfährt, dass er adoptiert worden ist, reist er für vorerst drei Wochen nach Gotland, Schweden, um nach seiner Herkunft zu suchen. Denn seit einiger Zeit leidet er an unerklärlichen Albträumen, die nicht ausschließlich mit seiner beruflichen und privaten Situation zusammenhängen können. In Gotland, auf dem alten Bauernhof seiner Adoptivfamilie stößt er auf einen nach wie vor ungeklärten Mord an einer sechsköpfigen Familie aus dem Jahr 1979.

Doch je mehr er in Erfahrung bringen kann, desto verworrener wird die Geschichte. Seine Albträume nehmen konkretere Formen an. Was verheimlicht Albin Petterson, der Kriminalbeamte, der den Mord damals untersucht hat? Und warum ist seine damalige Kollegin Johanna Melander just seit jenen Tagen verschwunden?

Kann es sein, dass er, Andreas Auer, der einzige Überlebende dieses Massakers ist?

Meine Meinung:

Marc Voltenauer ist hier ein spannender Krimi gelungen. Wir Leser wissen nicht immer, woran wir sind. Manches, das in einem Kapitel klar erscheint, ist wenig später wieder im Nebel verschwunden. Zudem pendeln wir zwischen mehreren Zeitebenen hin und her. Das heißt, hier muss konzentriert gelesen werden.

Die Spannung ist stellenweise kaum auszuhalten: da eine neue Spur, dort eine Sackgasse. Wieder ein Erinnerungsfetzen, oder direkt ein Wechsel in die Vergangenheit.

Die Auszüge aus dem Obduktionsbericht der Opfer, in denen das Blutadler-Ritual beschrieben wird, ist nichts für Zartbesaitete. Man kann darüber hinweglesen. Vom barbarischen Tötungsritual „Blutadler“ habe ich in historischen Romanen aus der Wikingerzeit gelesen. Dabei sind sich Historiker nicht einig, ob es wirklich so stattgefunden hat oder ob es einer der zahlreichen Mythen rund um die Wikinger ist/war. Deshalb war ich neugierig, wie dieses Ritual in die Gegenwart transportiert wird.

Die Nebenhandlung, warum Auer suspendiert ist und die Krankengeschichte seines Lebenspartners Mikaël hätten für meinen Geschmack durchaus kürzer gehalten werden können. Aber das stört nur wenig.

Interessant habe ich auch die Passagen zur estnischen sowie zur schwedischen Geschichte im Zweiten Weltkrieg gefunden, zumal ich 2023 ein paar Tage in Tallin (Estland) war. Wer weiß, wer damals seinen Namen und seine Herkunft verschleiert hat.

Fazit:

Ein spannender Krimi, den ich nicht so schnell vergessen werde und 5 Sterne gebe.

Bewertung vom 29.01.2024
Salvador und das schwarze Herz
Ferrera, Catalina

Salvador und das schwarze Herz


gut

Salvador de la Siera, langjähriger Ermittler bei Interpol, bekommt es an seinem ersten Arbeitstag in seinem neuen Job als Polizist auf Ibiza gleich mit einem ungewöhnlichen Todesfall zu tun. Paolo de Angelo, die Hippie-Legende und einflussreicher Umweltschützer, ist tot. Der Mann ist nur mit einer Badehose bekleidet von einem der zahlreichen Felsen gefallen. Unfall, Selbstmord oder Mord?

Gemeinsam mit der quirligen Inselpolizistin Toni, die neben einem halsbrecherischen Fahrstil die Insel wie ihre Westentasche kennt, beginnt Salvador das Leben des Umweltaktivisten unter die Lupe zu nehmen. Dabei kommen alllerlei Ungereimtheiten ans Tageslicht, denn der Tote, der in Wirklichkeit Paul Engelmann heißt und Deutscher ist, hat sich mit seinen Aktivitäten wenig Freunde gemacht und so manchem Geschäftsmann die Existenz entzogen.

Meine Meinung:

Catalina Ferrera ist das Pseudonym von Eva Siegmund. Die Autorin hat hier einen flotten Urlaubskrimi mit einem höchst unterschiedlichen Ermittlerpaar geschrieben. Salvador hofft, nach seiner Tätigkeit bei Interpol in seiner Heimat, den Kanaren, in ein ruhigeres Fahrwasser einzutauchen. Toni hingegen, ist es leid, sich hauptsächlich mit Diebstählen oder Raufereien zwischen betrunkenen Urlaubern beschäftigen zu müssen. Sie will endlich Teil einer aufregenden Ermittlung sein. Beide haben gescheiterte Ehen hinter sich und ergänzen einander in diesen Fall. Hin und wieder spielt auch Kommissar Zufall mit.

Der Krimi liest sich flott und verströmt Urlaubsflair, spart aber die Schattenseiten des Tourismus nicht aus.

Hochspannung und tiefschürfende Gespräche darf man hier nicht erwarten. Dieser Krimi ist Auftakt einer neuen Reihe, die den Lesern Urlaubsfeeling vermittelt. Die Insel Ibiza und ihre Naturschönheiten sind gut in die Handlung eingeflochten. Zudem erfahren wir einiges über die kulinarischen Angebote der Insel.

Fazit:

Ein netter Urlaubskrimi, der noch ein wenig Luft nach oben hat und von mir 3 Sterne erhält.

Bewertung vom 27.01.2024
Letztes Zuckerl
Dutzler, Herbert

Letztes Zuckerl


ausgezeichnet

Es ist Winter in Altaussee, ein Winter, fast so wie er früher einmal war: mit viel Schnee und Straßenglätte. Gasperlmaier will die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr dazu nützen, um mit Christine Skifahren zu gehen. Doch dann ist alles ein wenig anders. Anstatt Sohn Christoph, der in Altaussee eine Landarztpraxis übernehmen will, kommen nur Schwiegertochter Richelle mit Enkel Theo aus Kanada. Dafür tauchen Tochter Katharina mit Ehefrau Stephanie ungeplant, aber herzlich willkommen auf, denn die beiden werden von sogenannten Incels, also Männern, die Frauen hassen, bedroht. Also, nichts ist mit dem Skifahren.

Als dann Gasperlmaier in das Haus des Zuckerlfabrikanten Grafenfeld gerufen, weil der alte Herr tot am Fuße der steilen Treppe liegt, ist es mit seiner Muße endgültig vorbei. Das Zuckerlpapierl, das unter der Leiche liegt, steckt er gedankenverloren ein.

Geht man beim Tod vom alten Grafenfeld zunächst noch von einem Unfall aus, so ist der Tote, den wenig später ein Hund beim Gassi-Gehen aus dem Schnee ausbuddelt, eindeutig ermordet worden. Das der Hund die Leiche ausgiebig markiert hat, freut die Spurensicherung naturgemäß nicht wirklich.

Damit Franz Gasperlmaier sich auf die Ermittlungen konzentrieren kann, übernimmt Ehefrau Christine die Regie über das „Full House“. Zusätzliche Unterstützung erhält er von Dr. Altmann, dem pensionierten Richter und Nachbarn, der es mit der Assimilierung an Altaussee ein bisschen übertreibt, wenn er im Winter die Krachlederne mit langen Unterhosen trägt. Altmann gibt Ezzes und hilft mit köstlichem Schnaps aus.

Doch ganz so einfach lassen sich Dinge nicht lösen. Hat es Gasperlmaier mit diesem Fall oder mit einem oder mehreren Tätern zu tun? In diesem Fall ist wenig, wie es scheint.

Meine Meinung:

Eigentlich will es der Gasperlmaier seit dem letzten Fall ein wenig ruhiger angehen, spürt er doch die Last seiner sechzig Jahre. Aber, Autor Herbert Dutzler gönnt ihm das nicht, sondern stellt ihn vor neue Herausforderungen wie den Genuss der veganen Küche oder den Bedrohungen auf den diversen Plattformen im Internet. Immerhin kann er sich zwischendurch kurz mit seinem Enkel Theo beim Bobfahren entspannen.

Herbert Dutzler flicht in seinen Altaussee-Krimi immer wieder tagaktuelle Ereignisse ein. Diesmal sind es die Incels, über die sich Gasperlmaier so seine eigenen Gedanken macht. Herzlich lachen musste ich über Olaf, der in Tränen ausbricht, als sich ausgerechnet eine der verhassten Frauen ans Steuer seines aufgetakelten Boliden setzt. Orange mit schwarzen Streifen und Spoiler - willkommen in der Vergangenheit!

Wie immer spielen Land und Leute rund um Altaussee eine wichtige Rolle. Liebevoll beschreibt der Autor die Schrullen der „Mitspieler“. So darf Gasperlmaier auch diesmal in das eine oder andere Fettnäpfchen tappen. Er ist nicht der intellektuelle Ermittler, der Schopenhauer zitiert oder einen vierzig Jahre alten Whisky zelebriert. Er sagt, was er sich denkt, liebt seine Leberkassemmel und das Bier dazu, was ihn bodenständig und liebenswürdig macht. Veränderungen machen ihm in wenig Angst, sodass er die Ambitionen der toughen Frau Dr. Kohlross, die Karriereleiter weiter emporzusteigen mit Argwohn betrachtet.

Das eröffnet nun bei der Leserschaft allerlei Spekulationen, ob der Gasperlmaier noch einen Fall lösen wird dürfen, denn dann wäre das Dutzend voll.

Fazit:

Dieser gelungenen Fortsetzung, in der wenig so ist, wie es scheint, gebe ich gerne 5 Sterne.

Bewertung vom 25.01.2024
Die rissige Brücke über den Bosporus
Dündar, Can

Die rissige Brücke über den Bosporus


ausgezeichnet

Quo vadis Türkei?

Im Jahr 2023 feiert die Türkei ihren 100. Geburtstag als Republik. Can Dündar, ein seit mehreren Jahren in Deutschland im Exil lebender türkischer Journalist zieht Bilanz über diese 100 Jahre, die vor allem von zwei Männern dominiert wird: Mustafa Kemal Pascha Atatürk und Recep Tayyip Erdoğan.

Dündar, der in seiner Heimat Türkei als „Terrorist“ zu 27 Jahren Haft verurteilt worden ist, weil er einige, dem Präsidenten nicht genehme Zeitungsartikel geschrieben hat, erzählt eingangs wie er und zahlreiche andere Exil-Türken die Wahlnacht vom 28. Mai 2023 erlebten, als Recep Tayyip Erdoğan abermals zum Präsidenten gewählt worden ist.

„Unser Land brannte, die Massen feierten, stolz darauf Benzin in das Feuer gegossen zuhaben, das sie selbst versengte. Und wir schauten aus der Ferne zu, verzweifelt, weil wir keinen Eimer Wasser reichen konnten, um das Feuer zu löschen, das auch unsere Liebsten verbrannte.“ (S. 10)
.
Der Autor versucht, in 16 Kapiteln darzustellen, wie sich die Türkei nach dem Ersten Weltkrieg aus dem zerfallenen Osmanischen Reich in einen autokratischen Staat entwickeln konnte. Dazwischen liegen neben den Modernisierungsmaßnahmen von Atatürk zahlreiche Militärputsche.

„Immer wenn die Zivillisten das Land in Sackgasse manövrieren, kommt das Militär und rettet es.“ (S. 89)

Nur, wo steht das Militär heute? Ob es das Land aus der aktuellen Sackgasse holen kann? Und zu welchem Preis?

Can Dündar zeigt auch die Beziehungen zwischen der Türkei und anderen Ländern, insbesondere Deutschlands auf.

Das Bild, das der Autor von der Zukunft der Türkei zeichnet, ist kein optimistisches. Immer wieder glimmt zwar ein Funken Hoffnung auf, denn die Opposition arbeitet unter Einsatz des eigenen Lebens versteckt weiter. Doch mit diesem Präsidenten an der Spitze ist die Kluft innerhalb des Landes breiter als je zuvor.

Fazit:

Ein eindrucksvolles Porträt eines Staates, der 100 Jahre nach seiner Gründung wenig Grund zum Feiern hat. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Bewertung vom 25.01.2024
Tod unter der Steinernen Brücke
Seidl, Leonhard Michael

Tod unter der Steinernen Brücke


gut

Dieser Krimi beginnt in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges. Während die amerikanischen Truppen Stadt für Stadt, Dorf für Dorf übernehmen, werden von einigen NS-Bonzen nach wie vor Durchhalteparolen gepredigt. Wer, wie der Domprediger von Regensburg Dr. Johann Maier, dagegen spricht, wird wegen Wehrkraftzersetzung und Hochverrat hingerichtet. Dennoch gelingt es, Regensburg als offene Stadt den Amerikanern zu übergeben.

Die US-Army macht Jagd auf NS-Verbrecher unter anderem auch auf Ludwig Ruckdeschel. Doch der ehemalige Gauleiter ist untergetaucht. Um seinen aktuellen Aufenthaltsort herauszufinden, wird Polizeikommissär Leo Klemm unter falschem Namen in das Militärgefängnis eingeschleust. Doch seine Mithäftlinge schweigen eisern. Als dann das Gerücht auftaucht, unter dem Gefängnis befänden sich Tausende Ampullen Giftgas, ist guter Rat teuer. Soll Klemm bleiben oder fliehen?

Meine Meinung:

Ich habe schon einige Bücher (Sachbücher, hist. Roman und Krimis) zu diesem Thema gelesen und war daher auf diesen Krimi gespannt. Das Setting verspricht eine spannende Lektüre, doch leider ist die Umsetzung nicht so toll gelungen.

Der Spannungsbogen wirkt eher flach, obwohl die Story brisant ist. Einige der Charaktere sind recht gut gezeichnet, andere weniger. Die Befehlshaber der amerikanischen Truppenteile wirken überfordert.

Fazit:

Hat meine Erwartungen nicht ganz erfüllt, daher nur 3 Sterne.

Bewertung vom 25.01.2024
Ostfriesenhass / Ann Kathrin Klaasen ermittelt Bd.18
Wolf, Klaus-Peter

Ostfriesenhass / Ann Kathrin Klaasen ermittelt Bd.18


sehr gut

Womit haben sich AKK und ihr Team nicht schon herumschlagen müssen! Diesmal, im 18. Fall, ist es eine Gruppe, die glaubt, Aliens wären gelandet, um die Menschheit zu retten. Gleichzeitig treibt ein Serienmörder, der in seinen Opfern Außerirdische zu erkennen glaubt und diese tötet, um die Menschen vor einer solchen Invasion zu retten. Klingt ziemlich verworren und abstrus!

„Denn für die einen waren UFOs Heilsbringer, die die Menschen retten wollten, für die anderen eine aggressive Besatzungsmacht.“ (S. 270)

Und dann gibt es noch einen ungustiösen Perversling, der gebrauchte Unterwäsche inklusiver benützter Slipeinlagen sammelt und Frauen mit Dickpics belästigt.

Meine Meinung:

Nach längerer Abstinenz von Ann Kathrin Klaasen (AKK) und ihrem Team habe ich wieder Lust bekommen, nach Ostfriesland zu reisen und AKK beim Ermitteln zuzusehen. Ich muss feststellen, dass die Truppe einen regelrechten verschleiß an Chefinnen und Chefs hat. Nun ja, mit der geradlinigen Ann Kathrin Klaasen als wichtigste Ermittlerin ist nicht leicht auszukommen, wie auch die aktuelle Polizeidirektorin Elisabeth Schwarz leidvoll erkennen muss. Sie scheint eine Bürokratin zu sein, was naturgemäß bei der eigenwilligen Ermittlertruppe nicht gut ankommt. Was bei einer Dienstbesprechung so richtig aufploppt (S. 341/342):

„Man kann diesen Laden hier überhaupt nicht richtig führen.“
„Führen vielleicht nicht, aber mit einer guten Idee überzeugen kann man hier immer. Haben Sie eine?“
„Diese Spitze geht ja wohl gegen mich.“
„Nein, das gilt für jeden von uns.“

Der Schlagabtausch zwischen Ann Kathrin Klaasen und Elisabeth Schwarz endet mit Ann Kathrins ehrlichen Worten:

„Warum, Frau Klaasen sitzen eigentlich nicht Sie auf meinem Stuhl? Warum haben Sie diesen Posten nicht?“
„Weil ich frei von Zwängen arbeiten möchte. Weil ich mich um diesen ganzen Verwaltungsapparat nicht kümmern will. Weil ich lieber nah an den Menschen, nah am Fall bin. Ich beneide Sie nicht, Frau Schwarz.“

Über das Wiedersehen mit Ann, ihrem Mann Frank Weller und Kollege Rupert habe ich mich sehr gefreut. Es gibt, mit Jessi Jaminski ein neues Gesicht, das ähnlich wie ihr Vorbild AKK Leidenschaft für Ermittlungsarbeit, Instinkt und Logik mitbringt. Eine vielversprechende Kollegin.

Der Handlungsstrang um Sabrina Weller und die UFO-Forscher ist mir persönlich ein wenig zu breit getreten. Ja, ich gestehe, ich habe in meiner Jugend auch Erich von Däniken sowie zahlreiche Bücher über UFO-Sichtungen bzw. Landungen aus den USA und der damaligen UdSSR gelesen.

Klaus-Peter Wolf hat seinen neuen Ostfriesenkrimi packend und mit viel Humor inszeniert und Rupert läuft mit seinen Sprüchen wieder zur Hochform auf. Bin schon gespannt, wie lange Elisabeth Schwarz als Polizeidirektorin in Aurich bleibt.

Einzig mit dem Titel bin ich nicht ganz zufrieden, aber das ist eine andere Geschichte.

Fazit:

Ein ziemlich schräger 18. Fall, der zeigt, wie leicht Menschen manipulierbar sind. Dafür gibt es 4 Sterne.

Bewertung vom 22.01.2024
Bronze und Stahl
Steffens, Sebastian

Bronze und Stahl


sehr gut

Über das kleinasiatische Volk der Hethiter, die sich selbst Hatti nannten, ist nicht allzu viel bekannt. Sie werden in der Bibel an wenigen Stellen genannt und sind während der Regierungszeit von Ramses II. (1303-1213 vor Christus) ernst zunehmende Feinde Ägyptens. Das kriegerische Volk hat Kenntnis von modernen Waffen. Und genau um die Erzeugung dieser modernen Waffen geht es hier in diesem historischen Roman.

Seit dem Fall von Troja ist die Familie der Geschwister Paiawon und Iyalanda versklavt. Der Vater der beiden ist Schmied und daher für den Fürsten nützlich. Auch Paiawon ist bei seinem Vater in die Lehre gegangen und hofft, in der Schmied bleiben zu dürfen.

„...Die Bronze ruhte blasenfrei in der Vertiefung im Stein und erhärtete stabil, ohne porös zu werden, wie es bei einem reinen Kupferguss geschah...“

Sein mit viel Fachkenntnis geschmiedetes Bronzeschwert findet keine Gnade vor den Augen des Fürsten, da er statt eines Bronzeschwertes lieber eines aus Stahl hätte. Als er sich noch an Iyalanda vergreift, eskaliert die Situation. Der Vater wird hingerichtet und die Geschwister sehen, getrennt voneinander, einem ungewissen Schicksal entgegen.

Meine Meinung:

Ein Volk, über das wenige historische belegte Fakten existieren, eignet sich hervorragend für einen spannenden historischen Roman. Zwar ist die Schlacht von Kadesch 1275 v. Chr. In den ägyptischen Chroniken ausführlich beschrieben, aber ob die wirklich objektiv sind?

Die Charaktere sind gut herausgearbeitet. Natürlich gibt es viel „Personal“, das in einem Personenverzeichnis angeführt ist. Auch Kartenausschnitte sowie ein Ortsverzeichnis ergänzen diesen gelungenen Roman.

Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich gut lesen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem historischen Roman, der uns in die Zeit von Ramses II. entführt, 4 Sterne