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Bella von www.bellaswonderworld.de
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Karlsruhe
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Ich bin 31 Jahre alt und mein größtes Hobby ist das Lesen. Ich verschlinge alle möglichen Titel querbeet durch die verschiedensten Genres. Meine Leseleidenschaft teile ich mit anderen Lesebegeisterten auf meinem Blog www.bellaswonderworld.de

Bewertungen

Insgesamt 1143 Bewertungen
Bewertung vom 07.01.2020
Doktor Jekyll & Mister Hyde
Stevenson, Robert Louis

Doktor Jekyll & Mister Hyde


sehr gut

Beschreibung

Rechtsanwalt Uttersons Misstrauen wird durch eine Änderung im Testament seines Freundes Doktor Jekyll geweckt, als dieser den kürzlich in sein Leben getretenen Mister Hyde als Erbe einsetzt. Auf einem Spaziergang mit Mister Enfield wird Utterson Zeuge des bösartigen Verhaltens von Mister Hyde, indem er Augenzeuge eines Zusammenstoßes zwischen Mister Hyde und einem kleinen Mädchen wird. In welcher Beziehung steht nun aber sein Freund und Mandant Doktor Jekyll zu diesem mysteriösen Mister Hyde?

Meine Meinung

Diese extravagante Ausgabe von Robert Louis Stevensons Klassiker der Schauerliteratur »Doktor Jekyll & Mister Hyde« kommt in einem schwarzen Leineneinband mit der Abbildung eines Schmetterlings, der in eine gute und eine böse Seite aufgespalten ist, orange gemusterten Vorsatzpapier und mit den düsteren Illustrationen des französischen Künstlers Sébastien Mourrain daher. Der Text von Robert Louis Stevenson wurde für diese Bilderbuch-Ausgabe, die auch für Kinder- und Jugendliche gedacht ist, von dem Übersetzter Nils Aulike in eine gekürzte Fassung überführt, büßt dabei jedoch nichts an seinem schaurigen Gruselpotenzial ein.

Durch das einmalige Zusammenspiel von Robert Louis Stevensons Geschichte und Sébastien Mourrains atmosphärischen Zeichnungen wird man direkt in das London des 19. Jahrhunderts entführt und wird dort Zeuge eines überaus undurchsichtigen Kriminalfalles. Auch wenn man noch nicht die Originalausgabe dieses Klassikers der Weltliteratur gelesen hat, ist man unweigerlich in irgendeiner Form mit »Doktor Jekyll & Mister Hyde« und deren Einfluss in die Popkultur in Berührung gekommen.

Doktor Jekyll gelingt es mit Experimenten an sich selbst, seine freundliche und gute Persönlichkeit von seiner schattenhaften und bösartigen Persönlichkeit zu trennen und existiert seither, je nach Drogeneinnahme, als Doktor Jekyll oder Mister Hyde. Damit spielt der Autor auf unser facettenreiches Wesen an, dass ebenso wenig ohne das Dunkel auskommt wie das Licht ohne Schatten. Doch Vorsicht ist geboten, denn Doktor Jekyll ist mit seinem Experiment der beste Beweis dafür, dass man den Schatten nicht unterschätzen und Überhand gewinnen lassen sollte.

Sébastien Mourrain fängt in seinem, zum größten Teil in Schwarz gehaltenen und skizzenhaften Illustrationen den Kern der Geschichte ein und weist mit gelben Highlights auf Details in seiner Bebilderung hin. Diese ausgesprochen schmuckhafte Ausgabe von Robert Louis Stevensons Klassiker ist eine wahre Augenweide im Regal und eignet sich nicht nur für schaurig-schöne Lesestunden, sondern ist auch besonders gut als Geschenk an Buchliebhaber geeignet.

Fazit

Sébastien Mourrain verhilft Stevensons Klassiker »Doktor Jekyll & Mister Hyde« mit seinen eindrucksvollen Illustrationen den Sprung in die Moderne. Nils Aulike mach durch seine Neuübersetzung und Kürzung die Geschichte auch für Kinder- und Jugendliche zugänglich.

Bewertung vom 07.01.2020
Ich bin Circe
Miller, Madeline

Ich bin Circe


ausgezeichnet

Mit ihrem Roman »Ich bin Circe« schaffte es Madeline Miller auf Platz 1 der New York Times Bestseller Liste und auch hier bei uns im Lande gelang ihr der Sprung auf die Spiegel-Bestseller-Liste. Natürlich hat das die Messlatte ganz schön in die Höhe getrieben, und meine Neugierde auf die moderne Geschichte über die Zauberin Circe, die ihre Ursprünge in der griechischen Mythologie hat, nur noch mehr befeuert.

Das sattschwarze Cover mit einem goldglänzenden Konterfei lässt die Gedanken direkt zu den kunstvoll bemalten Vasen im antiken Griechenland reisen und stimmt einen perfekt in die kommende Geschichte voller Götter, Titanen und Sagen ein.

Bisher habe ich mich noch nicht weit in das Gebiet der griechischen Mythologie hineingetraut und schöpfte mein Wissen über die bekanntesten griechischen Gottheiten Zeus, Athene, Herkules, Hermes, etc. aus popkulturellen Einflüssen in Film und Fernsehen. Zu Beginn der Lektüre hatte ich ein wenig Angst, dass ich im Meer der Namen und Geschichten untergehen würde, doch Madeline Miller führt den Leser ganz wunderbar leichtfüßig und modern in die vielfältige Welt der griechischen Mythologie ein und begrenzt sich auf die nötigste Einbeziehung der komplizierten Verwandschaftsverhältnisse.

Madeline Miller erzählt die Geschichte von Circe in einer gefühlsbetonten Ich-Perspektive und lässt somit eine ganz besondere Nähe zu dieser Halbgottheit mit all ihren Gedanken, Problemen und Wünschen entstehen. Ich konnte mich wunderbar in dieses schüchterne Wesen, von Vater und Mutter sowie von den eigenen Geschwistern gering geschätzt, hineinversetzten. Circe fühlt sich in der Gegenwart ihrer Familie unwohl und stellt unter Beweis, dass sie trotz allen Umständen die Stärke hat, ihren eigenen Wünschen und Vorstellungen zu folgen. Von der Liebe zu einem Sterblichen getrieben entdeckt Circe ihre magischen Kräfte und verwandelt diesen in einen Gott, um für immer mit ihm zusammen sein zu können. Hier wendet sich schließlich das Blatt für ihr eigenes Leben. Circe wird zu einem Leben im Exil auf der Insel Aiaia verurteilt, wo ihr nur die Natur und Tiere zur Seite stehen.

Auf der Insel findet Circe zu sich selbst und ihr Potenzial als mächtige Magierin beginnt zu wachsen und gedeiht prächtig. Das einsames Leben auf Aiaia bestärkt sie zudem darin, die Frau zu sein die sie schon immer sein wollte. Ganz alleine bleibt Circe schließlich doch nicht, denn sie erhält Besuch vom Götterboten Hermes, der sie immer auf dem Laufenden über die Ereignisse in der Welt hält und durch ihn empfängt sie auch den Hilferuf ihrer Schwester Pasiphaë, der Circe eine Reise nach Kreta ermöglicht.

Obwohl die Geschichte zum größten Teil in leisen Tönen stattfindet, gab es auch kribbelnde Momente der Spannung und mir hat es einfach unglaubliche Freude bereitet, Circe auf ihrem Weg zu einer starken und selbstbestimmten Frau zu begleiten.

Wie in einem Film erlebt man die Geschichten über Theseuss und den Minotauros von Kreta, das Meeresungeheuer Scylla, Iason und das goldene Vlies und natürlich die Sagen über die Hexe von Aiaia, die gestrandete Seemänner in Schweine verwandelt und schließlich ein Kind von Odysseus austrägt. Als Circe nun schließlich als Alleinerziehende Mutter mit ihrem Sohn Telegonos die Zeit verbringt, scheint ihr Kosmos auf die Sorgen und Ängste einer (Über)mutter zusammenzuschrumpfen. Aber auch hier beweist Circe ihre wahre Kämpfernatur und legt sich sogar mit mächtigen olympischen Gottheiten an.

»Ich bin Circe« von Madeline Miller ist ein zauberhafter Roman über eine starke Frau, der die von Männern dominierte griechische Mythologie in eine moderne Tunika kleidet.

Fazit

Eine starke Heldin, sagenhafte Erlebnisse und pure Magie – So macht griechische Mythologie Spaß!

Bewertung vom 07.01.2020
Middlemarch
Eliot, George

Middlemarch


sehr gut

Der Klassiker »Middlemarch« von George Eliot stammt aus den 1870er Jahren und trägt den Untertitel »Eine Studie über das Leben in der Provinz«. Zu Ehren des 200. Jahrestag von George Eliots Geburtstag am 22. November hat der dtv Verlag diese hübsche Neuausgabe in der Übersetzung von Rainer Zerbst mit einem Vorwort von Elisabeth Bronfen und einem Nachwort des Übersetzers herausgebracht.

Der Schreibstil legt bereits mit langen und in sich verschachtelten Sätzen ein Zeitzeugnis ab und versetzt den Leser direkt in das 19. Jahrhundert. Damals hatte man noch jede Menge Zeit für Müßiggang (zumindest die finanziell gut situierte Gesellschaft) und so entspinnt sich auch George Eliots Geschichte über die Menschen, ihre Beziehungen zueinander und welche politischen Einflüsse das Leben in Middlemarch prägen in einer Gemütlichkeit, für die man sich gerne die nötige Zeit nimmt. Im Mittelpunkt der Handlung stehen dabei immer wieder Dorothea und Tertius, die mit ihrer aufgeweckten Art im Kontrast zu den restlichen Middlemarchern stehen.

Während sich Dorothea nicht mit der für sie vorgesehenen Partie verheiraten lässt und stattdessen den um einiges älteren Mr. Casaubon heiratet, schlittert Mr. Lydgate ohne die Absicht sich überhaupt jemals verheiraten zu wollen in die süßen Netze von Rosamond Vincy. Die einzelnen Persönlichkeiten zeichnet George Eliot mit feinen Pinselstrichen, versieht diese mit Ecken und Kanten und erweckt damit ein lebhaftes Bild der damaligen Gesellschaft zum Leben.

Gekonnt setzt George Eliot in Szene, wie sehr das Leben der Menschen in Middlemarch von der Entscheidung, mit wem sie sich verheiraten oder in beruflicher Sicht verbünden, geprägt ist. Die bescheidene und wissbegierige Dorothea lässt sich von imponierenden Worten täuschen und gerät so in den engen Käfig einer Ehe, die sie sich vollkommen anders ausgemalt hatte und der junge Arzt Tertius Lydgate stürzt sich in Middlemarch voller Idealismus und naivem Tatendrang in die Arbeit und tritt mit seiner überheblichen und forschen Herangehensweise auf den Schlips alt eingesessener Ärzte.

Die Sorgen und Ängste der Armen und Reichen scheinen zwischen den schicksalshaften Lebenswegen der Protagonisten zu verschwimmen und die Erkenntnis schleicht sich zwischen die Zeilen, dass nicht immer alles was Rang und Namen hat auch das entsprechende Geld mit sich bringt, und nicht alle Menschen mit ihrem Reichtum glücklich werden, sondern diesen sogar opfern müssen um das Leben führen zu können, dass sie sich wünschen.

»Middlemarch« steckt voller Weisheiten und so steckt auch in der Geschichte des Geistlichen Mr. Farebrother und des jungen Tunichtgut Mr. Fred Vincy eine sprichwörtliche Botschaft. Während Mr. Farebrother sein Einkommen durch sein Glück beim Billard und Kartenspiel im Grünen Drachen aufstockt, verschuldet sich Fred Vincy durch ebenjenes Glücksspiel und verspielt dabei fast seine Aussicht auf die Heirat mit seiner Jugendliebe. Hier bringt George Eliot den unabweislichen Vergleich ein, dass während der Eine Glück im Spiel hat, hat der Andere sein Glück in der Liebe findet.

George Eliot bietet mit ihrer Geschichte einen komplexen Einblick in das gesellschaftliche Leben im 19. Jahrhundert und überzeugt mit lebendigen Persönlichkeiten, die trotz ihrer Eigenarten und auch negativen Eigenschaften einem schnell ans Herz wachsen. Das Augenmerk liegt auf einer ausführlichen Beschreibung der Szenerie und sorgt auch beim Lesen für eine entschleunigte Wahrnehmung. Zwischendurch gab es allerdings auch einige Längen, die sich bei mir durch die politischen Abhandlungen bemerkbar machten. Dies mag jedoch auch meiner Unkenntnis und der daraus resultierenden Unwissenheit über Eliots Anspielungen auf die politischen Belange geschuldet sein.

Fazit

Ein lesenswertes Zeitzeugnis über das Leben in der englischen Provinz im 19. Jahrhundert.

Bewertung vom 07.01.2020
Der Wächter der Winde
Plaschka, Oliver

Der Wächter der Winde


sehr gut

Das hübsche Cover zu Oliver Plaschkas neuem Fantasy-Roman »Der Wächter der Winde« ist im Vintagestil gehalten und passt ausgesprochen gut zur Geschichte. Die Optik erinnert zudem stark an Oliver Plaschkas Roman aus dem Jahre 2010, »Die Magier von Montparnasse«. Die Geschichte ist, ganz Plaschka, auf mehrere Perspektiven ausgelegt und von William Shakespeares »Der Sturm« inspiriert.

Die komplexe Fantasygeschichte splittet sich auf mehrere Handlungsstränge auf, die von der Gegenwart über die 1990er, 1930er bis hin in die 1850er Jahre reichen und aus der Perspektive der unterschiedlichen Protagonisten erzählt werden.

In der Gegenwart befindet sich Antonia (Toni) mit ihrem Angestellten Francis im Wagen ihres ehemaligen Kontrahenten und Studienfreundes Alexander, mit dessen Sohn Bastian und der Fahrerin Swaine, als sie in einen Sturm geraten und durch einen Autounfall gemeinsam in die magische Parallelwelt unter dem Winde geschleudert werden. Diese magische Welt wurde, ebenfalls bei einem schweren Autounfall, in den 1990ern von Tonis Ehemann Ross erschaffen, der sich seither mit ihrer gemeinsamen Tochter Mira, dem Geist Ariel und Caliban dort aufhält. Aus den 1930er Jahren wird das Gangster-Paar Rince & Stephanie angespült, die sich durch einen eigenen Coup endlich von Al Capone lösen wollten, doch ihre Fahrt endet auch in einem Unfall mit ihrem Lkw voller Schmugglerware. Aus dem »Wilden Westen« in den 1850er Jahren verschlägt es den jungen Mann Fernando in die Welt unter den Winden, der ein Versprechen halten will und dabei das Herz von Mira gewinnt.

Die Einflüsse von Shakespeares Klassiker »Der Sturm« reichen von Figuren wie Caliban und Ariel, die sogar die gleichen Namen wie ihre Vettern aus dem Klassiker tragen, über Persönlichkeiten, die an die Protagonisten aus dem Original angelehnt sind wie z. B. Ross an den Zauberer Prospero bis hin zu einer modernen Interpretation des Ursprungstückes. So verfangen sich die Gestrandeten in einem Netz aus Vergangenheit, Wünschen, Hoffnungen, Schuld und sind ihren eigenen Intrigen genauso ausgeliefert wie Ross Macht, sie in der Welt unter den Winden festzuhalten.

Oliver Plaschka erweckt mit seinem bildhaften Schreibstil eine faszinierende Fantasy-Welt zum Leben und reichert diese mit einer vielschichtigen Erzählstruktur sowie Bezügen zu Shakespeares »Der Sturm« an. Um diesen Fantasy-Roman genießen zu können ist es jedoch nicht unbedingt notwendig den Klassiker zu kennen. Vielmehr sollte man sich gegenüber der Geschichte mit all ihren Irrungen und Wirrungen, die eine gewisse Tragik und Dramaturgie mit sich bringt, unvoreingenommen auf sich wirken lassen, sodass sich der Zauber von Plaschkas Erzählkunst richtig entfalten kann.

Mir hat der komplexe Aufbau sehr gut gefallen und auch das Oliver Plaschka die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet empfand ich als guten Ansatz, bei dem es jedoch durch die vielfältigen Erzählperspektiven und die entsprechend geringe Seitenanzahl pro Protagonist an Tiefe und Bezug zu den einzelnen Charakteren fehlte. Daher fühlte ich zu den agierenden Persönlichkeiten immer eine Distanz, obwohl ich gerne viel mehr mit ihnen mitgefiebert und mitgelitten hätte. Dennoch ist »Der Wächter der Winde« ein empfehlenswertes Buch für alle Fantasy-Fans, die mystische Geschichten und eine umfangreiche Erzählstruktur zu schätzen wissen.

Fazit

Magisch-Mystische Fantasy, die die Tragik eines Shakespeare Stückes in sich trägt.

Bewertung vom 07.01.2020
Das Land Kant - Joldur und die sieben Schlangen
Gerbershagen, Jochen

Das Land Kant - Joldur und die sieben Schlangen


weniger gut

Beschreibung

Seit langer Zeit ist das Land Kant verflucht und durch diesen Fluch in zwei Welten gespalten, in ein oberirdisches und ein unterirdisches Reich. Die Draufkanter leben an der Oberfläche in Frieden, ganz im Gegensatz zu den Drumkantern, die ihre unterirdische Welt mit den Höhlenwocklern teilen müssen. Die Höhlenwockler ihrerseits legen ihre ganze Kraft in ihr Ziel, die Drumkanter zu versklaven.

Eine Prophezeiung führt den jugen Draufkanter Joldur und die Drumkanterin Ximdi auf einen gefährlichen Weg, um die Zugänge zwischen den beiden Reichen wieder zu öffnen. Währenddessen träumt der Höhlenwockler Krassnack davon, ein Held im vernichtenden Krieg gegen die Drumkanter zu werden.

Meine Meinung

Jochen Gerbershagen hat mit »Das Land Kant – Joldur und die sieben Schlangen« den ersten Band einer geplanten Fantasy Saga erschaffen, die laut Verlag im All-Age-Fantasy Bereich einzuordnen ist. Die äußerst gelungene Aufmachung des Buches mit goldglänzendem Cover, welches eine Schlange ziert und noch durch einen Buchschnitt in Schlangenhautoptik ergänzt wird, sowie Buchtitel und Beschreibung des Buches klingen volltönend und sehr verlockend. Jedoch stellte sich während der Lektüre des Romans eine stetig wachsende Ernüchterung ein.

Das versprochene Land Kant mit »[…]staunenswerten Landschaften sowie wundersamen Tieren, Pflanzen, magischen Geschöpfen« wird zwar grob skizziert und beginnt etwas Farbe zu bekommen, doch der Autor hat es versäumt sein Grundgerüst mit facettenreichen Details und einer unterfütternden bildhaften Beschreibungen zu einer Welt zu verweben, die den Leser in Staunen versetzt.

Als die Hauptprotagonisten Joldur und Ximdi die Bühne betreten habe ich neue Hoffnung geschöpft, dass der schlichte Weltenausbau durch lebhaft gezeichnete Charaktere und einen fesselnden Handlungsablauf aufgewogen wird. Doch auch den Wesen der Draufkanter, Drumkanter und Höhlenwockler fehlt es deutlich an Profil. Die wenigen Merkmale der unterschiedlichen Spezies, wie z. B., dass die Drumkanter 4 Arme haben und von Frauen beherrscht werden und bei den Draufkantern die Männer das sagen haben, werden im Handlungsverlauf eingestreut und nicht näher beleuchtet. Es werden gewisse Traditionen der Völker eingebracht, aber ohne das man deren Hintergründe erläutert bekommt. So hat sich die Geschichte leider auch als enttäuschend dargestellt, denn es fehlt an Struktur und einer feineren Ausarbeitung.

Die leichte Sprache und Erzählweise von Jochen Gerbershagen und der recht oberflächliche Weltenaufbau lassen für mich darauf schließen, dass die Geschichte eher etwas für das Genre der Kinderliteratur, und auf keinen Fall ein All-Age-Roman ist. Dennoch kann man das Potenzial des Autors erkennen und wünscht sich bei der Lektüre, dass dieser etwas tiefer im Brunnen seiner Erzählkunst geschöpft hätte. Zudem war der Handlungsstrang über Krassnack und die Höhlenwockler nicht genügend mit den anderen beiden Handlungssträngen verknüpft, sodass sich mir der Sinn und Zweck dieser Ebene nicht erschlossen hat. Dies mag vielleicht der Tatsache geschuldet sein, dass Jochen Gerbershagen die Geschichte als Saga auslegen möchte und wohl noch weitere Bücher in der Planung sind. Dennoch hätte ich es als handwerklich schöner empfunden, wenn bereits im ersten Band ein roter Faden erkennbar gewesen wäre, an dem sich der Leser grob orientieren kann.

»Das Land Kant – Joldur und die sieben Schlangen« lässt zwar die gute Grundidee zu einer phantasievollen Geschichte erkennen, jedoch habe ich keinen Zugang zu diesem Buch erhalten, da die Geschichte auf mich einen unreifen Eindruck machte und ich das starke Gefühl hatte, dass Jochen Gerbershagen viel mehr dazu hätte aufs Papier bringen können, um einen wirklich gelungenen All-Age-Fantasy Roman aus der Wiege zu helfen.

Fazit

Diese phantastische Geschichte konnte mich nur in ihren Ansätzen überzeugen, ansonsten aber leider nicht für sich gewinnen.

Bewertung vom 07.01.2020
Thron aus Gold und Asche / King of Scars Bd.1
Bardugo, Leigh

Thron aus Gold und Asche / King of Scars Bd.1


ausgezeichnet

Seit der Krähen Dilogie, bestehend aus »Das Lied der Krähen« und »Das Gold der Krähen«, bin ich der wunderbaren Geschichtenerzählerin Leigh Bardugo und ihrer Grischa-Welt verfallen. Ihr neuer Roman »King of Scars« markierte den Beginn einer neuen Dilogie die im Droemer Knaur Verlag unter dem Reihentitel »Thron aus Gold und Asche« (engl. »Nikolai Duology«) erscheint und ihre bisher veröffentlichte Grischa Trilogie mit der Krähen Dilogie vereint. In »King of Scars« begegnet der Leser nämlich Protagonisten aus der Trilogie sowie der Dilogie und dennoch ist das Vorwissen aus den beiden Reihen nicht unbedingt notwendig, um sich auf diese neuen Dilogie einzulassen.

Leigh Bardugo erzählt ihre epische Fantasy-Geschichte gleich aus mehreren Perspektiven und dennoch kristallisiert sich Nikolai Lantsov, seines Zeichen Zar von Ravka, schnell als der dominierende Hauptprotagonist heraus, beziehungsweise stellt sich für mich einfach als eine der spannensten und komplexesten der Persönlichkeiten dar.

Bei mir steht die Lektüre der Grischa Trilogie noch aus, daher kenne ich Nikolai nur von einem kurzen Auftritt im zweiten Teil der Krähen Diloge und lerne ihn erst in diesem Roman wirklich kennen, und ich muss sagen, dass mir die Stärke von ihm sehr imponiert hat. Als Bastard ist sein Anspruch auf den Thron Ravkas umstritten und dennoch lässt er sich in seinem Kampf um das Beste für sein Land nicht im geringsten beeinflussen. Das alles wäre jedoch nicht möglich ohne seine tapferen Berater und vor allen Dinge seine mutige und kämpferische Grischa Offizierin Nasyalensky, die ihm auch im Kampf gegen sein inneres Monster beisteht. Zusammen liefern sich Nilolai und Zoya unterhaltsame Wortduelle und die gegenseitige Stichelei und Neckerei lässt darauf schließen, dass zwischen den Beiden weitaus mehr Gefühle zu brodeln scheinen, als auf den ersten Blick offensichtlich sind.

Doch neben dem akuten Problem mit der dunklen Bestie in Nikolai, ist das oberste Ziel, für den Zaren eine angemessene Braut zu finden, die eine möglichst vorteilhafte Auswirkung auf den Abschluss wichtiger Allianzen ausübt. Denn der Aufbau seines Landes Ravka gestaltet sich als schwierige Herausforderung. Während die Nachbarländer Shu-Han und Fjerda mit Krieg drohen, verursachen die Drogenexperimente mit Jurda-Parem an Grischas für weitere Schwierigkeiten.

Ein großer Teil der Story trägt sich in Rafka zu und vermittelt einen guten Einblick in die aktuelle politische Situation am Hof des Zaren. Mir persönlich haben diese Abschnitte auch am besten gefallen, denn es gibt jede Menge über Strategien und Machtkämpfe zu entdecken. Fans der Krähen Dilogie werden sich über einen weiteren Part, der sich in Fjerda zuträgt freuen. Denn hier nimmt die Entherzerin Nina Zenik eine tragende Rolle im Kampf gegen die Ausbeutung der Grischa ein.

»King of Scars« vereint in sich alles was ein guter und epischer High Fantasy Roman braucht: Machtkämpfe, Intrigen, politische Strategiespiele sowie unglaublich starke Helden und imposante Kämpferinnen. Leigh Bardugo hat es wieder einmal geschafft mein Kopfkino mit ihrem cineastischen Storytelling anzuheizen und mir einen atemberaubenden Lesestoff beschert, den ich nicht mehr aus der Hand legen konnte und fast in einem Zug inhaliert habe. Ein gut positionierter Cliffhanger am Ende schürt die Neugier auf einen Abschlussband, der leider nocht nicht geschrieben ist.

Fazit

Ein absolutes Fantasy-Highlight!

Bewertung vom 07.01.2020
Die vollkommene Lady
Sharp, Margery

Die vollkommene Lady


sehr gut

Beschreibung

Julia Packett ist eine lebensfrohe Dame, die mit ihrem fröhlichen Naturell ihre Mitmenschen bezaubert und die meiste Zeit ihres Lebens einfach in den Tag hineinlebt. Als ihr freies Leben in London von einem finanziellen Engpass bedroht wird, kommt der Hilferuf ihrer Tochter genau zur richtigen Zeit. Julia lässt kurzerhand alle ihre Probleme stehen und liegen und kauft sich ein einfaches Ticket, um zu ihrer Tochter und Schwiegermutter nach Frankreich in die Haute-Savoie zu reisen.

In der idyllischen Landschaft und der Abgeschiedenheit des Anwesens soll sich Julia, die ihre Tochter eigentlich überhaupt nicht kennt, einen jungen Mann in Augenschein nehmen, den ihre Tochter zu ehelichen gedenkt. Für Julia stellt sich die schwierige Herausforderung, ihrer Tochter darzulegen, wie ungeeignet die Ehe mit diesem jungen Mann ist, ohne zu offenbaren, dass sie beide aus dem gleichen Holz geschnitz sind. Als der vornehme Patenonkel Sir William Waring anreist, um sich auch ein Bild des jungen Mannes zu machen wird die Situation noch einmal verschärft.

Meine Meinung

Nachdem letztes Jahr bereits eine Neuübersetzung von Margery Sharps Roman »Die Abenteuer der Cluny Brown« im Eisele Verlag herausgebracht wurde, folgt nun mit »Die vollkommene Lady« ein weiterer Roman der Autorin in einer Neuübersetzung von Wibke Kuhn, die erstmals 1937 erschien.

Obwohl die Erstveröffentlichung der Geschichte schon ein paar Tage zurückliegt hatte ich überhaupt keine Schwierigkeiten mich in Margery Sharps Erzählung zurecht zu finden, was sicherlich auch ein großer Verdienst der Neuübersetzung von Wibke Kuhn zu verdanken ist. Als Erzählstimme hat Sharp sich eine besonders fröhliche und amüsante Hauptprotagonistin auserkoren, die mit ihrer herzlichen und unbeschwerten Art mein Leserherz im Sturm erobert hat. Am schönsten finde ich, dass es sich bei Julia Packett um eine Frau handelt, die keine Probleme damit hat sich ihre eigenen Schwächen einzugestehen und das zu einer Zeit, in der die Gesellschaft viel Wert auf Etikette und ein gutes Benehmen legte.

Der Buchtitel passt insofern wie angegossen, dass Julia, die perfekte Schauspielerin in ihrer Rolle als Dame von Welt, alles daran setzt vor ihrer Tochter und Schwiegermutter als »Die vollkommene Lady« zu erscheinen. Doch die Maskerade steht auf einem brüchigen Fundament und droht mit der Zeit immer stärker ins Wanken zu geraten.

Im Vordergrund der Geschichte steht neben Julias einnehmendem Charakter die Tatsache, dass ihre Tochter Susan sich in einen Mann verliebt hat, der alles andere als für sie geeignet zu sein scheint. Während Susan sich um die Unterstützung und einer zustimmenden Meinung zu ihrer anvisierten Ehe mit dem Müßigänger Bryan sucht, dauert es nicht lange und Julia durchschaut den Charakter des jungen Mannes. Der Unterhaltungswert der Situation nährt sich nun aus der Krux, wie Julia es bewerkstelligen kann, denn jungen Windhund, der so gar nicht zu ihrer enrsthaften Tochter passt und zu ihrem Leidwesen viel zu sehr nach ihrem Naturell schlägt, entlarven kann ohne dass sie die wahre Beschaffenheit ihres eigenen Charakters dabei entblößt.

Margery Sharp hat mit »Die vollkommene Lady« einen Roman vorgelegt der vor allen Dingen durch eine polarisierende Hauptprotagonistin besticht und trotz des unaufgeregten Plots für heitere Lesestunden und Entertainment sorgt. Mit spitzer Zunge porträtiert die Autorin ein Bild der Gesellschaft zu den 30er Jahren und bricht mit ihrer Romanheldin Julia das Bild einer scheinbar perfekten Lady auf. Außerdem vermittelt die Geschichte die Botschaft an junge heiratsfähige Frauen, ihre Partnerwahl gut zu überdenken und nicht bei der ersten blinden Verliebtheit vor den Traualtar zu treten.

Fazit

Ein charmanter sowie zeitloser Klassiker, der in dieser hübschen Neuübersetzung hoffentlich den Weg in viele Leserherzen finden wird.

Bewertung vom 07.01.2020
Melmoth
Perry, Sarah

Melmoth


sehr gut

Melmoth, Melmotte, Melmotka, Melmat – die dunkle Frau, die für alle Ewigkeit dazu verdammt ist, in Einsamkeit auf der Erde zu wandeln und die armen sündigen Seelen derer heimzusuchen, deren Gewissen nicht frei von Schuldgefühlen ist, hat viele Namen. Doch alle Beschreibungen in Legenden, Tagebucheinträgen, Briefen und Geschichten erzählen eine ähnlich düstere Geschichte. Sarah Perry nimmt uns in ihrem neuen Roman »Melmoth« mit auf eine mysteriöse Reise in die tschechische Hauptstadt Prag.

Die Autorin konnte mich bereits mit ihrem unglaublich bildhaften Schreibstil in »Die Schlange von Essex« an die Seiten fesseln und auch in ihrem neusten Werk überzeugt Perry mit einer unglaublich dichten Atmosphäre die eine ganze Palette an Gefühlen hervorruft. Von einem stark beklemmenden Szenario, dass durch teilweise direkte Ansprache des Lesers zusätzlich verstärkt wird, bis hin zu schaurigen Sequenzen wird einiges geboten. Als Beobachter der Geschichte mit einbezogen zu werden ist ein guter Ansatz, jedoch fand ich die Einschübe mit der direkten Ansprache etwas gewöhnungsbedürftig.

Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt, die diverse Lebensgeschichten erzählen und als Schnittpunkt die Begegnung mit der düsteren Zeugin Melmoth gemein haben. Die Hauptprotagonistin ist die zweiundvierzigjährige Engländerin Helen Franklin, deren Vergangenheit sie zu einem selbst auferlegten Exil nach Prag führte, wo sie durch den befreundeten Professor Dr. Karel Pražan an eine Dokumentensammlung über die Erscheinungen der geisterhaften Frau gelangt und durch diese Lektüre immer tiefer in den Sog ihrer eigenen Gedanken über ihre Vergangenheit und ihre eigenen Sünden gezogen wird.

Die Zeichnung von Helen Franklins faszinierendem Charakter ist Perry hervorragend gelungen und sorgt für ein besonders tiefgehendes Leseerlebnis. Häppchenweise rückt man an den Kern von Helens prägender Vergangenheit heran und wird mit einer dramatischen Lebensgeschichte überrascht. Als Katalysator hat Perry die entzückende und etwas schrullig anmutende Vermieterin Albína Horákovás herbeigezaubert, die mit ihrer extrovertierten Art eine frische Brise mitbringt.

Am berührendsten fand ich die Erzählung über die Kindheit von Josef Adelmar Hoffmann, die vor allen Dingen durch den Krieg und die Auswirkungen des Nationalsozialismus geprägt wurde, der seine Fänge bis nach Prag ausstreckte und durch den schamlosen Machtmissbrauch den perfekten Nährboden für einen Sündenpfuhl darbrachte. Diese tiefschürfenden Erlebnisse verfolgten Josef Adelmar Hoffmann bis ins hohe Alter und sorgten für seine ganz persönliche Begegnung mit Melmoth.

Im dritten Abschnitt bekommt der Leser das Tagebuch einer jungen Frau aus den 1930er Jahren zu lesen, die über ein Ereignis aus ihrem Leben berichtet, welches sich in Ägypten zutrug und über das Zeugnis von Namenlos und Hassan berichtet. Zu dieser Erzählung habe ich leider keinen rechten Zugang gefunden und habe diesen Abschnitt fast schon als Störung der Gesamtkomposition empfunden. Trotz diesem kleinen Abschwung zum Ende hat Sarah Perry mit »Melmoth« ein wirklich gelungenes und lesenswertes Werk vorgelegt, dass sich durch seine Dramaturgie auch wunderbar als Filmmaterial eigenen würde.

Fazit

Eine mysteriöse und vielfältige Schauerstory, die für ein cineastisches und absolut fesselndes Leseerlebnis sorgt.

Bewertung vom 07.01.2020
Der große Indienschwindel
Ayroles, Alain

Der große Indienschwindel


ausgezeichnet

Meine Meinung

Vorhang auf für Don Pablos aus Segovia, der bereits, so kann man es dem Vorwort entnehmen, in satirischen Schelmenromanen aus dem 17. Jahrhundert von Francisco de Quevedo von sich Reden machte.

»Der große Indienschwindel« liefert nun die Fortsetzung zu der abenteuerlichen Geschichten des Schelms und Vagabunden, die Francisco de Quevedo in seinem Roman »Leben des Erzgauners Pablos aus Segovia« andeutete, indem er Don Pablos auf eine Reise nach Amerika (damals glaubte man noch, es sei Indien) schickte, diese aber nie schreiben sollte.

Im übergroßen Sonderformat kommt der Comic »Der große Indienschwindel« aus dem Splitter Verlag daher, in welchem sich der französische Autor Alain Ayroles der Herausforderung gestellt und gemeinsam mit dem spanischen Zeichner Juanjo Guarnido ein traumhaft schönes Comic-Meisterwerk zur Welt gebracht hat. Dieses Meisterstück der Erzähl- und Zeichenkunst lädt zum Genießen der farbenprächtigen und detailverliebten Panels ein und liefert ein komisches wie auch abenteuerliches Leseerlebnis vereint mit prächtigem Rätselspaß.

Das goldene Zeitalter, zu der sich die Erzählung zuträgt, ruft einen gewieften Hauptprotagonisten auf den Plan, der sich mit Witz und Charme einen Platz im Leserherz ergaunert und das, obwohl er sich eher wie ein waschechter Antagonist verhält. Don Pablos wächst in Segovia unter ärmlichen Verhältnissen zu einem gerissenen Jungen heran, der von seinem ganovenhaften Vater früh gepredigt bekommt, ohne harte Arbeit sein Geld zu verdienen. Schnell lernt Don Pablos sich mit Taschenspielertricks und Zuhälterei durchzuschlagen und auch sonst geht es oftmals um den Kampf zwischen Arm und Reich.

Ayroles erzählt die Geschichte in mehreren Handlungssträngen, im ersten Strang erleben wir einen kränklichen und verlotterten Don Pablos, der unter Folter dem Stadtkommandanten von Peru namens Cuzco verraten soll, wie er zu den goldenen Schätzen El Dorados gelangt ist. Im zweiten Handlungsstrang begleiten entführt uns Don Pablos durch seine Erzählungen in seine Jugend und auf seine abenteuerliche Reise von Spanien nach Peru, wie er auf seinen Mentor Don Diego trifft und sich mit ihm auf eine wagemutige Expedition in die goldene Stadt begibt. Ein letzter Handlungsstrang katapultiert den Leser in eine Gegenwart, in der die Vergangenheiten zu einem Ende zusammenlaufen, welches die offenen Fragen klärt und das ganze Ausmaß von Do Pablos gigantischem Coup offenbart.

Hut ab vor Ayroles glanzvoller Erzählkunst, die ein wahrhaft cineastisches Erlebnis bereithält, das einen gekonnt in das 17. Jahrhundert entführt, die Magie des Goldrausches zum Leben erweckt und dabei kritische Themen wie die Ausbeutung von Sklaven und dem Missverhältnis zwischen der armen und reichen Bevölkerungsschicht auf den Tisch bringt. Bei dem ganzen Glanz und Gloria lässt es sich dann irgendwie verschmerzen, dass sich die Einbindung von weiblichen Protagonistinnen auf Mütter, Wirtinnen und Bordellbetreiberinnen beschränkt.

Einen nicht zu verachtenden Beitrag für das Gesamtkonzept leistet Juanjo Guarnido mit seinen farbgewaltigen Zeichnungen, die seitenweise in ihrer ganzen Schönheit auch vollkommen ohne Text eine ganz eigene Magie wirken. Die detailverliebten Panels zeigen nicht nur wundervoll ausgearbeitete Persönlichkeiten, von Don Pablos über Banditen, Könige und Indio-Eingeborene, sondern auch malerische Hintergrundkulissen von der grünen Lunge Perus, dem Amazonas, über die südamerikanischen Gebirgszüge der Anden bis hin zu dem hoheitsvollen Gemäuer des spanischen Königs.

Fazit

Ein famoses Comic-Abenteuer über einen liebenswürdigen Halunken, das mit eindrucksvollen Panels und einem wahrhaft genialen Clou zum staunen verleitet.