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Benutzername: 
dorli
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Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 883 Bewertungen
Bewertung vom 02.03.2018
Das Licht scheint in die Finsternis
Franke, Thomas

Das Licht scheint in die Finsternis


ausgezeichnet

Berlin. Jonathan Brendel ist Inhaber einer kleinen Agentur. Finanziell geht es ihm mehr schlecht als recht – da kommt eine unerwartet hohe Erbschaft wie gerufen. Doch seine Mutter hat in ihrem Testament eine Bedingung gestellt: Jonathan kann das Erbe nur gemeinsam mit seinem Bruder Maik antreten. Doch Maik ist seit 15 Jahren spurlos verschwunden…

Ein viele Jahre zurückliegendes Erlebnis hält Krankenschwester Mara immer noch gefangen. Ein schreckliches Unrecht ist damals geschehen und hat ihre Seele in Ketten gelegt. Als ein Schwerverletzter in die Notaufnahme eingeliefert wird, trifft die Erinnerung an die Ereignisse sie mit voller Wucht…

Hauptkommissar Thorsten Boddien ist auf der Jagd nach dem gefürchteten Unterweltboss El Niño. Boddien hat sich einen raffinierten Plan ausgedacht, um den untergetauchten Verbrecher festsetzen zu können…

Ein weiterer Handlungsstrang spielt auf einer anderen Ebene. Man befindet sich in einer Festung mitten in einer Wüste. Die Atmosphäre in der Festung ist trostlos, eine dunkle Bedrohung schwebt über allem. Hier lernt man Sokjan kennen. Sokjan hat sein Gedächtnis verloren. Er versteht nicht, warum er sich an diesem verlassenen Ort befindet und macht sich auf die Suche nach Antworten. Dafür muss er verschlungene, ihn immer wieder verwirrende Wege gehen. Sokjan erlebt während seiner Suche einen Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Hell und Dunkel, zwischen Licht und Finsternis – und muss schließlich eine Entscheidung treffen…

In „Das Licht scheint in die Finsternis“ erzählt Thomas Franke eine spannende Geschichte von einem verlorenen Sohn. Es geht in diesem Buch um Sünde, um Schuld und Vergebung und um die Kraft des Glaubens.

Der Roman hat mich von der ersten Seite an fest im Griff gehabt. Thomas Franke hat einen sehr mitreißenden Schreibstil. Die Beschreibungen sind intensiv, die Schilderungen durchweg bildhaft und die Figuren allesamt ausdrucksstark. Die Geschichte ist nicht nur fesselnd wie ein Krimi, sondern auch äußerst gefühlvoll und tiefgründig. Sowohl die Ereignisse rund um Jonathan und Mara wie auch die Vorkommnisse in der Festung haben mich mit den Akteuren mitfiebern lassen und mich am Ende tief beeindruckt zurückgelassen. Ein großartiges Leseerlebnis.

Bewertung vom 27.02.2018
Das dunkle Netz / Mark Becker Bd.2
Stolzenburg, Silvia

Das dunkle Netz / Mark Becker Bd.2


ausgezeichnet

Stuttgart. Kai Jäger, Mitarbeiter einer Security-Firma, kopiert heimlich brisante Daten aus dem Firmennetzwerk. Es gelingt ihm, mit dem gestohlenen Beweismaterial zu entkommen, er bleibt jedoch nervös und angespannt – zu Recht, wie er schon bald zu spüren bekommen soll. Bevor seine Verfolger ihn schnappen können, gelingt es Kai, seinem ehemaligen Kameraden Mark Becker eine Nachricht auf dessen Mobilbox zu hinterlassen und einen an Mark adressierten Umschlag mit einem USB-Stick in den Briefkasten zu werfen…

Wenige Tage später werden Oberkommissarin Lisa Schäfer und ihre Kollegen zu einem Tatort gerufen. In einem Waldstück wurde eine verkohlte Leiche gefunden – schon nach kurzer Zeit steht fest, dass es sich bei dem Toten um Kai Jäger handelt…

„Das dunkle Netz“ ist der zweite Fall für das Ermittlerduo Mark Becker und Lisa Schäfer, der Thriller ist aber auch ohne Kenntnis des ersten Bandes bestens verständlich.

Silvia Stolzenburg versteht es ausgezeichnet, die Spannung schon nach wenigen Seiten auf ein hohes Level zu katapultieren. Der Thriller wird mitreißend erzählt und besticht vor allen Dingen durch temporeiche Handlung und rasante Action.

Mark, eigentlich Feldjäger bei der Bundeswehr, lässt sich vom Dienst freistellen und wird - sehr zum Unmut von Lisa - als Berater zu den polizeilichen Ermittlungen hinzugezogen. Mark hält nicht viel davon, Anweisungen und Vorschriften zu befolgen, wenn es darum geht, einen kniffligen Fall zu lösen. Er unternimmt riskante Alleingänge und zögert auch nicht, seine Freunde in waghalsige Unternehmungen zu verwickeln. Äußerst gefährlich für Mark und für seine Mitstreiter, für den Leser allerdings sind gerade diese dramatischen Aktionen besonders spannend.

„Das dunkle Netz“ hat mir sehr gut gefallen – ein actionreicher Thriller, der mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat.

Bewertung vom 27.02.2018
Tod im Hopfengarten
Bálly, Alexander

Tod im Hopfengarten


ausgezeichnet

Wolnzach. Eduard Rummetshofer hat von seinem Schwiegersohn ein originelles Geburtstagsgeschenk bekommen – einen Rundflug mit einem Segelflugzeug. Nach anfänglichen Bedenken genießt der Jubilar den Blick auf seine Heimat aus der ungewohnten Perspektive. Das Abenteuer erhält noch eine Zugabe: mangels Aufwind endet der Flug mit einer Außenlandung auf einer Wiese. Damit nicht genug, als Eddi sich an den Rand der Wiese begibt, um dort zu pinkeln, entdeckt er eine bereits skelettierte Leiche…

Die Kripo Ingolstadt rückt an. Da Hauptkommissar Karl Konrad sich gerade mit mehreren Fällen von Kirchendiebstahl herumärgert, übernimmt sein Kollege Lukas Stimpfle die Mordermittlungen. Von Ludwig Wimmer und Anna noch keine Spur. Doch Konrad kennt seine Pappenheimer - um die Hobbydetektive von eigenen Nachforschungen im Mordfall abzulenken, bittet der Hauptkommissar die beiden, ihn bei den Diebstahlermittlungen zu unterstützen…

„Tod im Hopfengarten“ ist bereits der vierte Fall für den Metzgermeister im Ruhestand Ludwig Wimmer und seine clevere, mittlerweile 15-jährige Enkelin Anna, dieser Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Alexander Bálly hat einen angenehm zu lesenden, sehr unterhaltsamen Schreibstil. Der Autor wartet auch in diesem Band wieder mit einer großen Portion Wortwitz und reichlich Situationskomik auf, der Humor ist dabei frisch und natürlich und wirkt zu keiner Zeit aufgesetzt. Schon nach wenigen Seiten ist man mittendrin im Geschehen und kann prima mit den Akteuren mitfiebern und miträtseln.

Wimmer und Anna sind ein lebhaftes Ermittlerduo – die beiden haben mich mit der Art, wie sie die Dinge anpacken, einmal mehr rundum überzeugt. Sie haben ihre besonderen Methoden und nutzen ihre ganz eigenen Quellen für Informationen, um dem Täter auf die Spur zu kommen. Es macht einfach Spaß, die beiden zu begleiten und ihnen bei ihren Ermittlungen über die Schultern zu schauen.

Punkten kann Alexander Bálly auch mit einer großen Portion Lokalkolorit. Dank der detailreichen Beschreibungen konnte ich mir die Schauplätze in und um Wolnzach sehr gut vorstellen. Die Besonderheiten des beschaulichen Landstriches werden hervorgehoben, die lokalen Begebenheiten und auch die Eigenarten der Einheimischen fließen in die Handlung ein. Besonders begeistert haben mich die Dialoge, die zu einem großen Teil in Mundart - bayrisch, schwäbisch und fränkisch - geschrieben sind und dem Regionalkrimi damit nicht nur Authentizität, sondern auch zusätzlichen Schwung verleihen.

Das Lesen und Mitermitteln hat wieder großen Spaß gemacht - „Tod im Hopfengarten“ ist ein humorvoller, gut durchdachter Krimi, der von der ersten bis zur letzten Seite kurzweilige, spannende Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 26.02.2018
Die Kathedrale des Lichts
Laurin, Ruben

Die Kathedrale des Lichts


ausgezeichnet

In seinem historischen Roman „Die Kathedrale des Lichts“ entführt Ruben Laurin den Leser in das 13. Jahrhundert nach Magdeburg und wartet mit einer gut ausbalancierten Mischung aus Historie, Spannung und Romantik auf. Dreh- und Angelpunkt des Geschehens ist die Bauphase des Doms in den Jahren 1227 bis 1236.

Ruben Laurin hat einen angenehm flott zu lesenden Schreibstil. Dank der detailreichen Schilderungen ist man ruckzuck mittendrin im Geschehen und lernt nicht nur das Arbeiten und Leben in einer Bauhütte kennen, sondern nimmt vor allen Dingen sehr intensiv an dem vielfältigen Miteinander und Gegeneinander der ganz unterschiedlichen Akteure teil.

Helena folgt ihrem Vater, dem arbeitswütigen Baumeister Bohnsack, von Maulbronn nach Magdeburg, obwohl sie lieber in der Nähe des Grabes ihrer Mutter geblieben wäre. Die junge Frau bekommt es im Verlauf der Handlung gleich mit mehreren Verehrern zu tun:
Sie lernt den aus Dänemark stammenden Ansgar von Lund kennen, einen Ritter und Frauenheld, der eine Menge Charme versprüht. Außerdem trifft sie auf Moritz, einen jungen Wenden. Moritz musste in seinem Leben schon viel Leid und Unrecht erfahren. Er hat großes Talent und mausert sich zu einen hervorragenden Bildhauer und Steinmetz. Und Helena begegnet Gotthart von Saint Leonard, einem Bildhauer und Edelmann aus Paris, der nichts Gutes im Schilde führt und sich als sadistischer Fiesling entpuppt.
Neben den zahlreichen fiktiven Figuren betreten auch ein paar historische Persönlichkeiten die Bühne. Zu ihnen gehört zum Beispiel Mechthild von Magdeburg. Mechthild wirkt zerbrechlich, verfügt jedoch über eine besondere innere Stärke und ist intelligent und einfühlsam. Sie hat Visionen, die ihr das Misstrauen ihrer Mitmenschen und ständige Anfeindungen einbringen.
Auch alle anderen Akteure werden anschaulich dargestellt. Jeder Einzelne spielt die ihm zugedachte Rolle ausgezeichnet und bereichert mit seinen Eigenarten das Geschehen.

Besonders gut gefallen haben mir die beiden Unterbrechungen in der Handlung, in denen die im Prolog begonnene Legende vom Heiligen Mauritius weitererzählt wird. Der Heilige Mauritius wurde bereits durch Otto den Großen zum Patron des Magdeburger Doms bestimmt. Im Domchor kann man eine Skulptur des Heiligen besichtigen, die ihn als dunkelhäutigen Ritter darstellt – im Roman ein Werk von Moritz.

„Die Kathedrale des Lichts“ hat mir sehr gut gefallen – der spannend erzählte Mix aus Fakten rund um den Bau des Magdeburger Doms und fiktiver Handlung hat mir ein paar kurzweilige Lesestunden beschert.

Bewertung vom 13.02.2018
Black-Angel-Chroniken - Im Zeichen des schwarzen Engels
Orlando, Kristen

Black-Angel-Chroniken - Im Zeichen des schwarzen Engels


ausgezeichnet

Die 17-jährige Reagan Elizabeth Hillis ist anders als andere Jugendliche – Reagan lebt ein Leben zwischen normalem Teenager-Alltag und knallharter Geheimdienstausbildung. Seit ihrem vierten Lebensjahr wird sie auf ihre Zukunft als Black-Angel-Agentin vorbereitet. Die Black Angels sind eine Spezialeinheit, die Leben retten, Geisel befreien oder auch Terrorpläne abwehren. Eine aufregende, interessante Aufgabe, für die Reagan täglich intensiv Kampf- und Selbstverteidigungstechniken trainiert und den Umgang mit den unterschiedlichsten Waffen lernt. Obwohl ihr offiziell an ihrem 18. Geburtstag die Wahl zwischen einem normalen Studium und einer Ausbildung zur Agentin zugestanden wird, sieht die Realität anders aus. Denn auch Reagans Eltern sind Black Angels und es ist Tradition, dass Kinder von Black Angels in die Fußstapfen ihrer Eltern treten.

Kristen Orlando beginnt dieses Jugendbuch mit einem spannenden Prolog, in dem man sich ein Bild davon machen kann, was Reagan erwartet, wenn sie den Weg einschlägt, der ihr seit ihrer Geburt vorbestimmt ist. Ständig von Gefahren umgeben sein. Täglich mit der Angst leben, dass die sorgfältig aufgebaute Tarnung auffliegt. Häufig die Identität wechseln. Immer wieder neue Freunde suchen und diese dann auch noch belügen müssen. Da ist es kein Wunder, dass Reagan Zweifel bekommt, ob dieser Weg das ist, was sie wirklich will. Besonders jetzt, wo sie das Teenager-Dasein in vollen Zügen genießt und zum ersten Mal verliebt ist…

Kristen Orlando hat einen angenehm zu lesenden, sehr fesselnden Schreibstil, so dass ich schnell mittendrin im Geschehen war und schon nach kurzer Zeit das Gefühl hatte, mit allen Akteuren gut vertraut zu sein.

Man kann sehr gut mit Ich-Erzählerin Reagan mitfühlen - es gelingt der Autorin ganz hervorragend, dem Leser Reagans Zwiespalt zwischen Pflichterfüllung und Realisierung ihrer persönlichen Ziele und Wünsche zu vermitteln, so dass man durchweg gespannt mitfiebert, für welchen Weg Reagan sich entscheiden wird.

Darüber hinaus ist dieser Roman auch eine rasante, actionreiche Geschichte, die besonders im zweien Teil des Buches richtig Fahrt aufnimmt und immer dramatischer wird. Hier kann bzw. muss Reagan dann alles zeigen, was sie bisher gelernt hat.

Kristen Orlando lässt diesen Auftaktband ihrer Black-Angel-Reihe ganz anders enden, als ich es erwartet habe, so dass ich jetzt schon gespannt bin, wie es für die Akteure im nächsten Band weitergehen wird.

„Black-Angel-Chroniken - Im Zeichen des schwarzen Engels“ hat mir sehr gut gefallen – eine mitreißende, actionreiche Agentengeschichte, in der auch der typische Highschool-Alltag nicht zu kurz kommt.

Bewertung vom 12.02.2018
Stumme Wut / DCI Matilda Darke Bd.1
Wood, Michael

Stumme Wut / DCI Matilda Darke Bd.1


sehr gut

Sheffield/South Yorkshire. Nach dem Tod ihres Mannes und einem Fall mit einer gescheiterten Lösegeldübergabe hatten schwere Depressionen Matilda Darke monatelang fest im Griff. Jetzt will sie in ihren Job als Leiterin der Mordkommission zurückkehren, doch der Wiedereinstieg verläuft nicht ganz so glatt, wie Matilda es sich vorgestellt hat.

Während ihr Stellvertreter DCI Ben Hales weiterhin die aktuellen Fälle bearbeitet, soll Matilda sich um einen alten Fall kümmern – das Harkness-Massaker. Der nie aufgeklärte Doppelmord an Miranda und Stefan Harkness jährt sich zum zwanzigsten Mal und wird zum Anlass für die Wiederaufnahme des Falls genommen.

Matilda macht sich daran, die alten Akten zu studieren und stolpert dabei über ein Buch des Journalisten Charlie Johnson, der über ein auffälliges Detailwissen über den Harkness-Fall und die dazugehörigen Ermittlungen verfügt.

Besonders unter dem Attentat gelitten hat der damals 11-jährige Jonathan, der sich zur Tatzeit im Haus befand und alles mit ansehen musste. Jonathan - durch das schreckliche Erlebnis für lange Zeit verstummt - hat sich nie zu dem Erlebnis geäußert und ist zu einem Einzelgänger geworden.
Sein älterer Bruder Matthew war an dem Abend des Mordes bei einem Freund und blieb danach für mehrere Tage verschwunden.

Während Matilda Jonathan zu den damaligen Ereignissen befragt und versucht, den unbekannt verzogenen Matthew aufzuspüren, wird in Sheffields Innenstadt ein Toter gefunden. DCI Hales übernimmt diesen Fall, doch schon bald entdeckt Matilda Verbindungen zum Harkness-Fall und mischt sich, sehr zum Unmut des Kollegen, in dessen Ermittlungen ein…

„Stumme Wut“ ist der Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe rund um Detective Chief Inspector Matilda Darke, wiedererstarkte Chefin der Mordkommission Sheffield.

Michael Wood versteht es ausgezeichnet, den Leser in seinen Bann zu ziehen. Schnell ist man mittendrin im Geschehen und erlebt nicht nur die Ermittlungen, sondern auch die persönlichen Probleme sowie das Miteinander und besonders das Gegeneinander der Protagonisten hautnah mit.

Der Kriminalfall ist knifflig und bleibt durch einige unerwartete Ereignisse bis zum Schluss spannend. Geschickt lenkt der Autor den Blick des Lesers dabei in unterschiedliche Richtungen, so dass man prima über Motive, Zusammenhänge und Täter miträtseln und mitgrübeln kann.

Sehr gut gefallen hat mir die Darstellung der Akteure. Sowohl Haupt- wie auch Nebenfiguren bekommen schnell ein Gesicht und handeln entsprechend ihren Eigenheiten. Besonders Matildas langsames Zurückfinden zu alter Stärke wird gelungen präsentiert. Sie scheint zunächst mit der Situation überfordert, hat Schuldgefühle und Panikattacken, flüchtet immer wieder in den Alkohol und kämpft sich dennoch mit Hilfe ihrer guten Freundin Adele nach und nach zurück in die Spur.

„Stumme Wut“ hat mir gut gefallen, mich aber nicht gänzlich überzeugt – ich hadere ein wenig mit der Auflösung, die nicht ganz so einleuchtend und nachvollziehbar ist, wie ich sie mir für einen Krimi wünsche.

Bewertung vom 07.02.2018
Schlüssel 17 / Tom Babylon Bd.1
Raabe, Marc

Schlüssel 17 / Tom Babylon Bd.1


ausgezeichnet

Berlin, September 2017. Ex-Bischöfin und Dompredigerin Brigitte Riss wurde brutal ermordet. Ihre Leiche hat der Täter auf bizarre Weise zur Schau gestellt: Die Pfarrerin hängt in 15 Metern Höhe in der Kuppel des Berliner Doms, eine Augenbinde verdeckt ihre leeren Augenhöhlen, über die ausgestreckten Arme spannt sich das Pfarrgewand zu schwarzen Flügeln. Um den Hals trägt die Tote einen Schlüssel, der in Oberkommissar Tom Babylon umgehend schmerzhafte Erinnerungen wachruft, denn seine Schwester Viola ist vor 19 Jahren mit eben diesem Schlüssel spurlos verschwunden…

Stahnsdorf, Juli 1998. Der 14-jährige Tom trifft sich wie so oft mit seiner Clique auf einer stillgelegten Eisenbahnbrücke über dem Teltowkanal. Nach einem Mutprobe-Sprung von der Brücke ins Wasser entdecken die Jugendlichen am Grund des Kanals eine Leiche. Neben dem Toten liegt ein nummerierter Schlüssel, den Tom an sich nimmt. Die Überlegung, den Schlüssel zu behalten, um sein Geheimnis zu ergründen, spaltet die Gruppe. Sie beschließen daher, eine Nacht darüber zu schlafen, den Toten erst am nächsten Tag der Polizei zu melden und dann gegebenenfalls auch den Schlüssel abzugeben. Dass ihr Zögern weitreichende Folgen haben wird, ahnen die Fünf zu diesem Zeitpunkt nicht…

Neben den aktuellen Ermittlungen und den Rückblenden in die 1990er Jahre gibt es noch einen weiteren Handlungsstrang, in dem man Klara Winter kennenlernt. Klara lebt schon seit vielen Jahren in einer psychiatrischen Privatklinik in Kladow und hat eine tiefe Abneigung gegen die Zahl 17…

„Schlüssel 17“ ist der Auftakt zu einer neuen Thriller-Reihe rund um den LKA-Ermittler Tom Babylon und die Psychologin Sita Johanns, die als externe Gutacherin die polizeilichen Ermittler unterstützt.

Marc Raabe versteht es ausgezeichnet, die Spannung schon nach wenigen Seiten auf ein hohes Level zu katapultieren. Der Thriller wird mitreißend erzählt und entwickelt dabei einen Sog, dem man sich als Leser nicht entziehen kann.

Der Kriminalfall ist knifflig und mit einigen Wendungen und Überraschungen gespickt.
Immer neue Fakten und Ereignisse halten das Geschehen lebendig und haben mir genauso wie die zahlreichen im Handlungsverlauf auftauchenden Fragen viel Platz zum Miträtseln über Zusammenhänge und Hintergründe, mögliche Motive und die Identität des Täters gegeben.

Die Figuren werden interessant und vielschichtig präsentiert. Die beiden Hauptakteure haben Ecken und Kanten und lassen sich von niemandem an die Leine legen. Nicht nur Tom hat während der Ermittlungen mit Dämonen aus der Vergangenheit zu kämpfen, auch Sita trägt Altlasten mit sich herum, die ihr immer noch zu schaffen machen. Die Begeisterung über die angeordnete Zusammenarbeit hält sich sowohl bei Tom wie auch bei Sita zunächst in Grenzen, doch die beiden raufen sich im Verlauf der Handlung zusammen und werden schließlich zu einem guten Team.

„Schlüssel 17“ hat mich durchweg begeistert – ein abwechslungsreicher, gut durchdachter Thriller, der mit einer fesselnden Handlung und ausdrucksstarken Figuren punkten kann und mir ein paar äußerst spannende Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 22.01.2018
Die Salzpiratin
Maly, Beate

Die Salzpiratin


sehr gut

In ihrem historischen Roman „Die Salzpiratin“ entführt Beate Maly den Leser in die 950er Jahre ins Salzkammergut und erzählt von den spannenden Erlebnissen einer jungen Frau, die plötzlich aus dem ihr bekannten Leben gerissen wird und sich in ihrer Not einer Gruppe Gesetzloser anschließt.

Die Autorin hat die wenigen historischen Fakten, die über die Salzpiraten vom Traunsee bekannt sind, mit einer spannenden fiktiven Geschichte verknüpft und lässt diesen Roman damit zu einer interessanten, kurzweiligen Zeitreise werden.

Die 16-jährige Ursel lebt auf dem Gutshof ihres Vaters. Dieser bewirtschaftet nicht nur das große Anwesen auf der Halbinsel unterhalb des Traunsteins, er kassiert auch Zölle von vorbeischippernden Salzhändlern und hält als Gegenleistung die Salzpiraten in Schach.
Ursel selbst lässt sich nicht in eine vorbestimmte Rolle pressen und verbringt ihre Zeit im Gegensatz zu den anderen jungen Frauen in ihrem Umfeld am liebsten mit dem Bogenbau und der Jagd.
Am Abend der alljährlichen Sonnenwendfeier fällt das ganze Dorf einem Attentat des Grafen von Chiemgau zum Opfer – nur Ursel und ihr behinderter Bruder Nikolaus überleben das Massaker. Während Nikolaus in einem Kloster unterkommt, findet Ursel als Mann verkleidet Unterschlupf bei den Salzpiraten…

Beate Maly erzählt sehr unterhaltsam, jede Szene wirkt lebendig und ist fesselnd, so dass ich nicht nur ruckzuck mittendrin im Geschehen war und mir die Handlungsorte und die vorherrschenden Gegebenheiten bestens vorstellen konnte, ich konnte auch durchweg prima mit den Akteuren mitfiebern.

„Die Salzpiratin“ hat mir sehr gut gefallen. Die gut ausbalancierte Mischung aus Abenteuer, Historie und Romantik eingebettet in die malerische Landschaft des Salzkammergutes lässt sich angenehm flott lesen und hat mir ein paar kurzweilige Lesestunden beschert.

Bewertung vom 19.01.2018
Letzte Worte
Siebenthal, Rolf von

Letzte Worte


ausgezeichnet

Bern. Die Ständerätin Eva Bärtschi wird in ihrem Haus erschossen. Alex Vanzetti von der Bundeskriminalpolizei übernimmt die Ermittlungen und wird aufgrund eines Zwischenfalls mit einem Fotografen von seiner Chefin zur informellen Zusammenarbeit mit Zoe Zwygart - Journalistin bei den Berner Nachrichten und immer auf der Jagd nach einer Exklusivstory - verdonnert…

Rätsel gibt den Ermittlern Bärtschis Computer auf. Auf dem PC befinden sich Dateien, die mit einer speziellen Art von Verschlüsselung gesichert sind. Ohne das entsprechende Passwort kein Zugriff auf die Dokumente…

Auch in den Fall involviert ist Zoes Großmutter Lucy Eicher. Lucy hat die ermordete Ständerätin nicht nur sehr gut gekannt, sie hat sie wegen einer Jahrzehnte zurückliegenden Geschichte abgrundtief gehasst…

„Letzte Worte“ ist bereits der zweite Fall für Alex, Zoe und Lucy – für mich war dieser Einsatz in Bern der erste, bei dem ich dem sympathischen Trio über die Schultern geschaut habe. Auch ohne Kenntnis des vorhergehenden Bandes war ich schnell mittendrin im Geschehen und hatte schon nach kurzer Zeit das Gefühl, mit den Akteuren gut vertraut zu sein.

Rolf von Siebenthal versteht es mit seinem angenehm zu lesenden Schreibstil ganz ausgezeichnet, den Leser in seinen Bann zu ziehen. Der Kriminalfall ist von Anfang an spannend und wird im Verlauf der Handlung immer dramatischer.

Der Autor erzählt die Geschichte nicht nur aus Sicht der Ermittler, sondern präsentiert das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven, so dass man einen guten Einblick in die Ansichten und Beweggründe der Akteure bekommt.
So lernt man auch Bernhard Kohler kennen. Im Gegensatz zur Polizei weiß der Leser von Anfang an, dass Kohler der Mörder ist. Schnell wird jedoch klar, dass es sich bei ihm nur um einen Handlanger handelt. Wer wirklich für die Taten verantwortlich ist und geschickt im Hintergrund die Fäden zieht, erfährt man erst am Ende des Krimis – ich hätte von der Identität des Drahtziehers überraschter nicht sein können.

„Letzte Worte“ hat mich durchweg begeistert. Die abwechslungsreiche, gut durchdachte Handlung bietet von der ersten bis zur letzten Seite spannende, kurzweilige Unterhaltung.

Bewertung vom 17.01.2018
Die Eishexe / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.10
Läckberg, Camilla

Die Eishexe / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.10


ausgezeichnet

Fjällbacka. Die 4-jährige Linnea Berg ist vom Hof ihrer Eltern verschwunden. Eine große Suchaktion in den umliegenden Wäldern wird gestartet, doch die Hoffnung, das Mädchen gesund und munter wiederzufinden, erfüllt sich nicht. Genau an der gleichen Stelle, an der vor 30 Jahren die kleine Stella Strand ermordet aufgefunden wurde, wird jetzt die tote Linnea entdeckt…

„Die Eishexe“ ist bereits der zehnte Fall für Hauptkommissar Patrik Hedström und seine Frau, der Schriftstellerin Erica Falck – der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Camilla Läckberg katapultiert den Leser direkt hinein in die Handlung - sofort hat mich die Autorin mit ihrem mitreißenden Erzählstil wieder in ihren Bann gezogen und schon nach kurzer Zeit hatte ich das Gefühl, wieder mit den Akteuren vertraut zu sein. Trotz häufiger Perspektivwechsel, unterschiedlicher Schauplätze und diverser Nebenhandlungen konnte ich dem Geschehen durchweg bestens folgen.

Ich lese gern verzweigte Geschichten und mag es, wenn die Ereignisse umfassend dargestellt werden. Camilla Läckberg wartet nicht nur mit einer Vielzahl an Personen und einer Fülle an Details auf, sie beherrscht es auch ausgezeichnet, aktuelles Geschehen, vergangene Begebenheiten, familiäre Angelegenheiten der Ermittler, den Alltag der Einwohner von Fjällbacka und Flüchtlingspolitik miteinander zu verknüpfen und dem Leser eine vielfältige und reichhaltige Geschichte zu präsentieren. Einzig der historische Part aus dem 17. Jahrhundert um die vermeintliche Hexe Elin Jonsdotter - für sich gesehen durchaus eine interessante Geschichte - hat wenig mit dem eigentlichen Fall und den Ermittlungen zu tun und will nicht so richtig zur Handlung des Krimis passen.

Der aktuelle Fall und der Fall von vor 30 Jahren haben mich gleichermaßen gefangen genommen und ich habe mich gefragt, ob der damalige Täter wieder zugeschlagen hat, ob es einen Nachahmer gibt oder ob die Übereinstimmungen in beiden Mordfällen nur Zufall sind. Die Ermittler rund um Patrik Hedström machen sich daran, Hintergründe aufzudecken und die Wahrheit zwischen aufkommenden Gerüchten und alten Geschichten zu finden. An den Ermittlungsarbeiten beteiligt ist auch Patriks Frau. Erica recherchiert schon länger in dem nie wirklich aufgeklärten Stella-Strand-Fall und die Ermittler erhoffen sich von ihrer Mitarbeit wertvolle Impulse für die gegenwärtige Spurensuche.

„Die Eishexe“ hat mir sehr gut gefallen – ein Krimi, der mit einem abwechslungsreichen Geschehen punkten kann und mir ein paar spannende Lesestunden beschert hat.