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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 16.01.2013
Rachekind
Clark, Janet

Rachekind


ausgezeichnet

Ein Mann sieht seinen eigenen Tod, sieht wie er irgendwo im Wald verscharrt wird, wie sein Mörder sich auf den Weg zurück in die gemeinsame Wohnung in Aachen macht, in der seine kleine Tochter allein schläft. Schnell ist klar, dass Steve Warrington im Prolog seinen eigenen Tod schildert. Zwar etwas gruselig und übersinnlich angelegt, aber sehr spannend erzählt und eigentlich auch so ziemlich das Einzige, was man in diesem Thriller von Janet Clark mit Sicherheit weiß.

Denn die Autorin versteht es absolut perfekt, einen ununterbrochen auf falsche Fährten zu führen, Misstrauen bei Personen zu wecken, welche man eben noch glaubte, einschätzen zu können. Es geht einem während des Lesens somit genau so, wie es Hannah geht. Von einem Tag auf den anderen verändert sich ihr Leben komplett. Hannahs große Liebe Steve ist spurlos verschwunden, was sie nach und nach über ihn erfährt, erschreckt und verunsichert sie eigentlich nur und auch Freunde und Bekannte, denen sie bisher vertraut hatte, verhalten sich plötzlich äußerst verdächtig und verheimlichen Hannah wichtige Informationen. Hinzu kommen noch merkwürdige Erscheinungen, die Hannah für Halluzinationen hält und sie an ihrem Verstand zweifeln lassen.

Neben den überraschenden Wendungen, welche der Psychothriller ständig nimmt, ist auch die Spannung extrem hoch und die Story sehr komplex angelegt. Äußerst fesselnd, einnehmend und temporeich kann man den Schreibstil von Janet Clark beschreiben, zudem versteht es die Autorin auch noch hervorragend, alle Charaktere facettenreich zu beschreiben, sodass sie schnell Konturen annehmen. Und dennoch kann man sich wirklich bei keinem Mitwirkenden sicher sein, was nun deren wahren Absichten sind.

Warmherzig und gefühlvoll zeichnet Janet Clark auch ihre Protagonistin Hannah. Problemlos kann man sich die Zerrissenheit, Verzweiflung und die Unsicherheit von Hannah vorstellen sowie ihre Ängste um ihre kleine Tochter Lilou nachvollziehen. Doch Hannah lässt sich nicht unterkriegen, nachdem der erste Schock verwunden ist, wird ihre Neugier geweckt. Stur verfolgt sie einzelne Spuren, deckt immer mehr Details über die Vergangenheit von Steve auf und selbst, als ganz offensichtlich jemand nach ihrem und Lilous Leben trachtet, kämpft sie weiter. Doch dabei ist Hannah bei weitem keine Überfrau, sondern einfach nur eine verzweifelte junge Mutter, die unbedingt wissen will, was mit ihrer großen Liebe Steve passiert ist und dabei auch gelegentlich mal über ihren Schatten springen muss.

Fazit: Ein perfekter Thriller, bei dem wirklich alles stimmt: Eine abwechslungsreiche, komplexe, extrem spannende und unvorhersehbare Story sowie bis in die kleinste Nebenrolle hervorragend gezeichnete Charaktere.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.01.2013
Kommissar Pascha Bd.1
Turhan, Su

Kommissar Pascha Bd.1


sehr gut

Döner Delüks ... der erste Fall für Kommissar Pascha

Die Handlung baut sich kontinuierlich auf, anfangs machen sich die Kommissare mit dem Umfeld des Toten aus dem Eisbach vertraut, bald kommen zwei weitere Leichen hinzu, die ganz offensichtlich ebenfalls in den Fall verstrickt waren und die Spuren weisen immer öfter in Richtung Großunternehmer Güzeloglus, der eine Dönerkette betreibt und zu seiner lebenslustige Tochter Gül. Neben der Ermittlungsarbeit des Sonderdezernats lernt man in einem weiteren Handlungsstrang „der Deutsche“ kennen, welcher beauftragt wurde, Gül zu überprüfen. Denn die junge Frau soll in Kürze einen reichen Türken heiraten, doch sie muss in jedem Fall unschuldig in die Ehe gehen. Ihr Lebenswandel deutet allerdings daraufhin, dass Gül es mit der Jungfräulichkeit nicht so ernst zu nehmen scheint.

Su Turhan verbindet in seinem Krimidebüt wunderbar die türkische Mentalität mit der bayerischen Lebensart. So lernt man einen äußerst gastfreundlichen, hilfsbereiten Zeki Demirbilek kennen, der seinen Schweinebraten liebt und gerne mal ein Weißbier trinkt, gleichzeitig aber auch seine türkische Seite pflegt und regelmäßig die Moschee besucht, Kahve und Cay für sein Leben gern trinkt und auf bayerisch wie auch auf türkisch flucht. Sein Protagonist ist zwar ein Macho, aber ein wirklich liebenswerter. Respektvoll geht er mit seinen Kolleginnen um, kümmert sich fast wie ein Vater um sie, kommandiert aber auch ganz gerne, ist für seine Streitlust gefürchtet und perfekt darin, Arbeit zu delegieren. Der geschiedene 40-jährige liebt seine Tochter und sein Sohn abgöttisch, lässt sich gerade von seiner zweiten Frau scheiden und dies auf sehr freundschaftliche Art und Weise und kann seine Jugendliebe und erste Frau Selma, die mit dem gemeinsamen Sohn Ayden in Istanbul lebt, nicht vergessen.

Neben der hervorragenden Charakterzeichnung von Zeki sind Su Turhan aber auch die weiteren Mitwirkenden sehr gut gelungen. Jale wie auch Isabel sind zwei junge, engagierte Kommissarinnen, die jede auf ihre Art das Team bereichern, Fehler machen und Ecken und Kanten haben. Und auch der vierte im Bunde, Kommissar Pius Leipold, ist sehr facettenreich gezeichnet und vertritt hier klar den typisch bayerischen Part im Team.

Durch den kontinuierlichen Aufbau der Story baut sich die Spannung auch nach und nach immer mehr auf. Die Geschichte wird von Su Turhan jederzeit sehr unterhaltsam, flüssig und fesselnd erzählt. Sein Hauptaugenmerk liegt zwar auf der reinen Krimihandlung, aber auch das Privatleben seines Protagonisten kommt nicht zu kurz und somit ist die Story jederzeit sehr abwechslungsreich. Zudem weist die Krimihandlung auch einige sehr interessanten Wendungen auf, das Motiv für die Morde ist lange Zeit nicht ersichtlich und auch den Täter präsentiert der Autor einen nicht zu früh. Die Auflösung ist logisch und absolut nachvollziehbar.

Fazit: Ein gelungenes Krimidebüt mit einem äußerst sympathischen Kommissar und einer komplex angelegten Story, welche von Su Turhan fesselnd erzählt wird. Ich freu mich schon auf den 2. Fall von Kommissar Pascha.

Bewertung vom 06.01.2013
Gute Nacht, Peggy Sue
Gerritsen, Tess

Gute Nacht, Peggy Sue


weniger gut

Ein Frühwerk der Autorin

Durch Zufall übernimmt die Gerichtsmedizinerin M.J. Novak die Obduktion der Leiche einer jungen Frau. Allerdings ist beim besten Willen keine Todesursache feststellbar. Als kurze Zeit später wieder eine Tote in der Gerichtsmedizin landet, deren Todesursache ebenfalls nicht feststellbar ist, wird die junge Gerichtsmedizinerin misstrauisch und beginnt zu recherchieren. Hierbei lernt sie auch den Pharmaunternehmer Adam Quantrell kennen, in dessen Labors gerade eine neue Wunderdroge getestet wird. Die Zusammensetzung dieser Droge hat verdächtig viele Übereinstimmungen mit den Substanzen, die sich im Blut der toten Frauen befinden.

Auch in diesem Frühwerk lässt die Autorin Tess Gerritsen ihr Fachwissen als Ärztin mit einfließen. Dies gestaltet sich durchweg wieder sehr informativ, ohne dabei belehrend zu sein. Aber irgendwie war sich Tess Gerritsen bei diesem Roman nicht ganz sicher, ob sie nun eine Liebesgeschichte oder aber einen Thriller schreiben sollte. Die Story wirkt einfach unausgegoren und stellenweise auch ziemlich konstruiert.

Anfangs ist die Story durchaus fesselnd und unterhaltsam. M.J. wird stutzig als sie bei beiden Frauen keine Todesursache feststellen kann, nutzt ihre guten Kontakte zur Polizei und man rätselt mit der Protagonistin, warum die Frauen sterben mussten. Doch dann betritt Adam Quantrell immer mehr die Thrillerbühne und schon entwickelt sich der Thriller zu einem Liebesroman, die Spannung stellt sich fast komplett ein und irgendwann nervt auch das ständige Gefühlsauf und –ab.

M.J. ist in den Slums ihrer Stadt aufgewachsen und hat sich selbst hier herausgezogen, ihre Wurzeln hat die sture, hartnäckige Gerichtsmedizinerin jedoch nie vergessen. Und genau diese stehen ihr jetzt bei ihren Gefühlen zum charismatischen, überaus gutaussehenden und äußerst sympathischen Adam Quantrell im Weg. Der Pharmaunternehmer ist von klein auf Reichtum gewöhnt, hat einen Butler sowie weiteres entsprechendes Personal und verkehrt natürlich in den entsprechenden Kreisen. Somit treffen bei den Beiden zwei Welten aufeinander, doch während Adam hiermit überhaupt kein Problem hat, ist es für M.J. ein umso größeres.

Die Charaktere sind durchaus facettenreich beschrieben, allerdings auch schnell in Gut und Böse einteilbar und gerade Adam wirkt einfach zu perfekt, hat kaum Ecken und Kanten und wird so sympathisch beschrieben, dass er einem ja fast schon wieder unsympathisch wird.

Fazit: Ein Frühwerk der Autorin, was man dem Thriller auch anmerkt und nicht zu vergleichen ist mit der Rizzolie/Isles-Reihe.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.12.2012
Sündenfall
Lipska, Anya

Sündenfall


gut

Schatten der Vergangenheit

Anya Lipska beginnt ihren Krimi, indem sie ihren Lesern erst einmal einen kurzen Einblick in das Leben ihres Protagonisten Janusz Kiszka gibt. Der Mittvierziger lebt seit mehr als 20 Jahren in London, neben seiner Arbeit als Privatdetektiv geht er auch gern einmal etwas illegalen Geschäften nach. In der polnischen Gemeinde Londons ist Kiszka fest verankert und so gehört auch die mehr oder weniger regelmäßige Beichte bei seinem Priester und Vertrauten dazu. Dieser ist es auch, der Kiszka mit dem Vermisstenfall der jungen Polin betraut und dieser Auftrag weckt schon bald Erinnerungen an seine Vergangenheit in Polen, die Kiszka am liebsten für immer vergessen würde.

Den zweiten Handlungsstrang hat die junge Polizistin Natalie Kershaw inne. Kershaw ist eine aufgeweckte, sture, selbstbewusste junge Frau, die es gut versteht, sich in der rauen Männerwelt der Londoner Polizei zu behaupten, sich eher auf ihre Intuition verlässt und so auch fest davon überzeugt ist, dass die tote Frau aus der Themse einem Mord zum Opfer gefallen ist. Unermüdlich beginnt sie mit ihren Ermittlungen, die Kershaw schon bald zu dem verschlossenen Privatdetektiv führen.

Man erhält im Verlauf des Krimis nicht nur einen guten Einblick in das Leben der polnischen Gemeinde in London, sondern Anya Lipska geht zudem auch auf die jüngere politische Geschichte des Landes ein und so ist die Solidarnocs-Bewegung, jene Gewerkschaft, die verantwortlich für den Umbruch in Polen war und das Land vom Kommunismus in die Demokratie geführt hatte, ein Hauptthema des Buches. Und auch die Vergangenheit ihres Protagonisten ist eng mit den damaligen Geschehnissen verbunden und so lässt die Autorin immer wieder entsprechende Informationen mit in die Geschichte einfließen, was sich durchaus interessant und informativ gestaltet.

Obwohl die Story vielschichtig angelegt ist, im Verlauf mit einigen wirklich unvorhergesehenen Wendungen aufwarten kann und mit einer schlüssigen Auflösung überzeugt, bleibt die Spannung ein wenig auf der Strecke. Abwechselnd verfolgt man mal Kiszkas, dann wieder Kershaws Ermittlungen bei dem verzwickten Fall, aber erst im letzten Drittel zieht dann auch die Spannung merklich an und beide Erzählstränge verknüpfen sich immer mehr zu einem einzelnen. Während jedoch der Handlungsstrang rund um die Polizistin Natalie Kershaw meist unterhaltsam, fesselnd und flüssig erzählt wird, stockt der Erzählfluss bei Janusz Kiszka oft. Die Autorin lässt hier sehr viele polnische Begriffe mit einfließen. Manchmal werden sie erklärt, manchmal sind sie selbsterklärend, öfter aber auch schwer nachzuvollziehen, was ich irgendwann als ziemlich störend empfand.

Die Charaktere von Kershaw und Kiszka hat die Autorin durchaus detailreich angelegt und gerade bei Janusz täuscht ganz deutlich der erste Eindruck, dennoch konnte ich mir weder von der jungen Polizistin noch vom polnischen Privatdetektiv ein rechtes Bild machen und sie blieben Beide für mich ein wenig blass, obwohl sie durchaus nachvollziehbar agieren, Ecken und Kanten haben und wahrlich nicht unfehlbar sind, aber irgendwie wollte hier einfach der Funke nicht überspringen.

Fazit: Die Autorin behandelt in ihrem Krimi ein sehr interessantes und auch brisantes Thema, allerdings fehlt es der komplexen Handlung etwas an Spannung und die vielen polnischen Begriffe stören mit der Zeit.

Bewertung vom 24.11.2012
Blutiger Sand / Katharina Kafka Bd.3
Kneifl, Edith

Blutiger Sand / Katharina Kafka Bd.3


gut

Ein Roadtrip in die Vergangenheit

Die Wiener Historikerin Katharina Kafka ist zusammen mit ihrem Freund, dem Transvestiten Orlando, auf den Weg nach Las Vegas. Nach gut 20 Jahren ist einer der Mörder von Katharinas Eltern, die damals eine Rundreise durch die USA unternommen hatten und in Amarillo brutal ermordet wurden, in Las Vegas gefasst worden. Nach einem ersten Kontakt mit dem zuständigen FBI-Beamten Simon Hunter begeben sich Katharina und Orlando auf Spurensuche und fahren die Orte ab, an welchen der Serientäter Dick Carson noch weitere Menschen ermordet hatte. Während die beiden Wiener das Death Valley und Indianerreservate besuchen, geht die Mordserie weiter.

Während Katharina durch ihre Flugangst noch ziemlich gerädert in Las Vegas ankommt, hat Orlando natürlich nichts Besseres zu tun, als die Romni erst einmal ins nächste Casino zu schleppen, sich die Stadt mit den riesigen Shopping-Malls anzusehen und in einen wahren Spiel- und Kaufrausch zu verfallen. Sehr zum Ärgernis von Katharina. Doch nachdem sie am nächsten Tag Simon Hunter kennengelernt haben und dieser ihnen einiges über den Mord an Katharinas Eltern erzählt hat, geht es für die Beiden auf zu einer Reise quer durch die USA, immer der Route 66 entlang auf den Spuren des Serienmörders. Hierbei sehen und erleben sie einiges, sind beeindruckt von der Landschaft, besuchen Indianerreservate und auch eine Panne auf dem Highway gehört dazu.

Edith Kneifl beginnt ihren Krimi gewohnt unterhaltsam, allein schon die frechen Kabbeleien zwischen Katharina und Orlando bringen einem ständig zum Schmunzeln. Spannung baut sich anfangs eher wenig auf, man begleitet Katharina und Orlando erst einmal quer durch Las Vegas. Als dann der Roadtrip beginnt, nimmt schnell auch die Spannung zu, allerdings verliert sich Edith Kneifl auf weiten Strecken anschließend einfach in zu vielen Informationen über das Land und deren Einwohner. Dies ist zwar jederzeit interessant, nimmt aber die Spannung komplett aus dem Krimi. Erst zum Ende hin zieht diese wieder an und die Auflösung, welche Edith Kneifl ihren Lesern in dem 3. Band rund um Katharina und Orlando präsentiert, ist durchaus nachvollziehbar.

Ein großes Plus sind die Charakterzeichnungen von Edith Kneifl. Zwar bedient sie sich bei Orlando ziemlich vielen Klischees, aber gerade dieses hyperaktive, lebhafte, emotionsgeladene Verhalten von Orlando ist immer wieder witzig zu lesen und natürlich ist er auch immer entsprechend aufgetakelt mit High Heels und Minirock. Den Sissi-Look hat Orlando endlich abgelegt, worüber Katharina mehr als froh ist und nun ist er der festen Überzeugung, eher Romy Schneider ähnlich zu sehen. Katharina erträgt Orlandos Launen meist mit stoischer Ruhe und konzentriert sich mehr auf den Mordfall ihrer Eltern, wobei bei ihr auch die Liebe nicht zu kurz kommt. Auch die weiteren Figuren des Krimis sind wieder sehr facettenreich und lebendig beschrieben und manch einer bleibt in seinem Verhalten auch äußerst rätselhaft.

Fazit: Ein unterhaltsamer, interessanter, zumeist aber spannungsarmer Krimi, welcher seine Leser auf eine Reise entlang der Route 66 entführt und wieder einmal mit ausgereiften, lebendigen Charakteren überzeugt.

Bewertung vom 22.11.2012
Der Kater, meine Nachbarn und ich
Ernestam, Maria

Der Kater, meine Nachbarn und ich


sehr gut

Die lieben Nachbarn

Endlich! Für Sara geht ein Traum in Erfüllung, als sie zusammen mit ihrem Partner Björn aufs Land zieht: Ein Haus mit großem Garten mitten in Südschweden. Keine Nachbarn mehr, die sich über zu laute Musik beschweren und auch ihrer Katze Mischka wird das Landleben sicher prima gefallen. Tja, wenn da nicht der Nachbarskater Alexander wäre, der den Garten von Sara und Björn als sein Revier betrachtet. Aber auch die neuen Nachbarn nebenan scheinen gar nicht so freundlich und hilfsbereit zu sein wie anfangs gedacht. Somit sind auch in der vermeintlichen Idylle Probleme vorprogrammiert.

Es könnte alles so perfekt sein: Ein schönes, neu renoviertes Haus, ein Garten, in dem sich die begeisterte Hobbygärtnerin Sara austoben kann und die Stadt ist auch nicht zu weit weg, sodass Björn problemlos jeden Tag zur Arbeit pendeln kann. Aber wenn alles so perfekt wäre, hätte Maria Ernestam ja keine Geschichte zu erzählen.

Die Autorin lässt es trotz der Kürze des Romans recht langsam angehen und so lernt man erst einmal Sara und Björn und ihr neues Umfeld kennen. Doch schon bald tauchen die lieben Nachbarn Agnetha und Lars auf der Bildfläche auf und schnell merkt man, dass gerade Agnetha nicht so ganz ohne ist. Zuhause hat eindeutig die resolute, herrschsüchtige Agnetha die Hosen an und Lars katzbuckelt brav. Allerdings überspielt die Physiotherapeutin dies geschickt mit Freundlichkeit und nur Sara fällt anfangs auf, dass diese meist nur gespielt ist.

Aber neben der etwas eigenwilligen Nachbarin haben Sara und Björn mit der Zeit noch ein ganz anderes Problem. Denn der Kater der Nachbarn beansprucht ihren Garten als sein Revier, Mischka muss deswegen einige schmerzvolle Kämpfe überstehen und mutiert von einem selbstbewussten Freigänger zu einer unzufriedenen, launischen Hauskatze.

Leichtfüßig, locker, einnehmend, eher ruhig und jederzeit flüssig erzählt die Autorin die Geschichte und somit fühlt man sich bis zum Schluss jederzeit prima unterhalten. Mit viel Feingefühl beschreibt die Autorin auch ihre Protagonisten, ihre Charaktere sind detailreich angelegt und nehmen sehr schnell Konturen an und sie überraschen zudem einen beim Lesen auch öfter einmal in ihren Handlungen.

Fazit: Ein kurzweiliger, leichtfüßiger Roman über die lieben Nachbarn, der sehr unterhaltsam erzählt wird und mit einem wirklich überraschenden Ende aufwarten kann. Zudem sind die Charaktere prima herausgearbeitet und auch Katzenfans kommen bei diesem Roman nicht zu kurz.

Bewertung vom 19.11.2012
Graveminder
Marr, Melissa

Graveminder


gut

Die Totenwächterin

Claysville ist eine kleine, idyllische Stadt irgendwo in den USA, doch alles andere als normal. Die Einwohner werden bis zu ihrem 80. Lebensjahr nicht krank und sterben nur durch Unfälle oder Mord. Für die Toten sorgt die Graveminder, die bei Beerdigungen magische Worte spricht und anschließend über die Toten wacht. Doch nun wurde ein junges Mädchen grausam ermordet, erhielt nicht das vorgeschriebene Bestattungsritual und ist nun wieder erwacht. Rebekkahs Großmutter war die letzte Graveminder, mit ihrem Tod fällt nun das Amt an ihre Enkelin und zusammen mit Byron, der als Undertaker für ihren Schutz zuständig ist, macht sie sich auf die Suche nach der Untoten, die mittlerweile eine tödliche Spur in dem beschaulichen Städtchen hinterlässt.

Melissa Marrs Fantasyroman wird zwar als Erwachsenenroman bezeichnet, durch die kurzen Kapitel, dem unkomplizierten Satzaufbau und der geradlinigen Story kann „Graveminder“ aber auch problemlos als Jugendbuch durchgehen. Die Stimmung des Buches ist zumeist recht düster, beklemmend und durchweg temporeich erzählt, da sie nur wenige Tage umspannt. Zum Großteil auch recht spannend erzählt die Autorin die abenteuerliche Geschichte von Rebekkah und Byron, deren Leben sich von einem Tag auf den andern grundlegend ändert, sie sich plötzlich einer Situation gegenübersehen, die sich als äußerst gefährlich darstellt und sie in eine geheimnisvolle Welt führen wird.

Rebekkah wie auch Byron – beide Mitte Zwanzig und attraktiv - sind ziemlich rastlose Charaktere, nie hielten sie es bisher lange an einem Ort aus. Nun kehren sie im Abstand von einigen Monaten nach Claysville zurück. Byron, um das Bestattungsunternehmen seinen Vaters zu übernehmen und Rebekkah eigentlich nur, um ihre geliebte Grandma zu beerdigen, danach plante sie die sofortige Abreise. Doch es kommt alles anders. Als Teenager war Byron mit Bek’s Schwester Ella befreundet, doch schon damals fühlten Byron und Rebekkah sich zueinander hingezogen. Rebekkah plagen bis heute Schuldgefühle deswegen und so gestaltet sich die Beziehung zwischen den Beiden auch äußerst kompliziert. Zwar fühlen sie sich nach wie vor sehr zueinander hingezogen, doch gerade Rebekkah traut ihren Gefühlen nicht, entzieht sich immer wieder Byron und kann doch nicht so recht von ihm lassen. Die Autorin vermittelt dieses Wechselbad der Gefühle von Rebekkah sehr anschaulich und auch den wahren Grund für ihre Schuldgefühle erfährt man nach und nach, doch dieses ständige Hin und Her nervte mit der Zeit auch ein wenig.

Die Story an sich gestaltet sich durchaus interessant, ist ein wenig morbid, wirkt gut durchdacht, ist logisch umgesetzt, rätselhaft angelegt und beantwortet viele Fragen auch erst zum Schluss, dennoch ist der Ausgang der Geschichte schnell abzusehen. Wobei Melissa Marr jedoch einige sehr interessante und so noch nicht unbedingt gelesene Aspekte in ihren Fantasyroman mit einfließen lässt, die einen dann doch ein ums andere Mal überraschen, die an dem eigentlichen Ausgang der Geschichte an sich jedoch kaum Einfluss haben.

Melissa Marr beschreibt ihre beiden Protagonisten detailreich, wodurch man schnell eine Vorstellung von der sympathischen, eigensinnigen und selbstbewussten Rebekkah wie auch von dem ebenfalls sympathischen, geradlinigen, treuen Byron erhält. Allerdings sind sie auch etwas eindimensional angelegt. Weder Byron noch Rebekkah überraschen einen in ihren Handlungen, bleiben jederzeit durchschaubar und so weiß man eigentlich immer, wie sie auf bestimmte Ereignisse reagieren werden. Dank dem flüssigen, einnehmenden und fesselnden Schreibstil gelingt es Melissa Marr jedoch problemlos, einen an ihren Fantasyroman zu binden und sorgt so dafür, dass man sich bis zum Schluss gut unterhalten fühlt.

Bewertung vom 14.11.2012
Einsteins Gehirn
Schmidt, Peter

Einsteins Gehirn


sehr gut

Den vorliegenden Roman von Peter Schmidt kann man nur bedingt als Kriminalroman bezeichnen. Zwar wird hier ein lang zurückliegender Fall gelöst, woran Albert nicht unbeteiligt ist und der Autor lässt auch immer wieder Hinweise hierzu einfließen, die man bei sehr genauem Lesen auch erkennt, aber in erster Linie verfolgt man die abenteuerliche Reise eines Universalgenies, der auf der Suche nach seiner Herkunft ist. Wer sich hierauf einlässt, wird mit einem äußerst unterhaltsamen wie auch sehr tiefsinnigen Roman belohnt.

Peter Schmidt erzählt die Geschichte aus Sicht von Albert und somit ist sein Schreibstil zuweilen herrlich respektlos, geradlinig, voller Wortwitz und oft sehr tiefschürfend. Der Roman ist gespickt mit Zitaten, sowie wissenschaftlichen und philosophischen Gedankengängen, seien es hierbei Alberts persönliche Überlegungen oder aber mit anderen Beteiligten geführte Unterhaltungen oder Debatten. Allerdings wirkt dies nie ermüdend oder gar langweilig, sondern dem Autor ist es sehr gut gelungen, das schier unglaubliche Wissen, über welches sein Universalgenie verfügt, unterhaltsam und überzeugend in den Roman mit einfließen zu lassen.

Auch wie Albert selbst seine wahrlich äußerst bizarre Familie und deren Macken beschreibt, ist einfach köstlich zu lesen und bringt einen regelmäßig zum Schmunzeln. Zumeist kommt Albert einem wie ein erwachsener Mann vor, der nüchtern die Dinge des Lebens betrachtet, über den Sinn des Lebens philosophiert, über Umweltkatastrophen, Quantenphysik, Kriege oder der Demokratie mit Prominenten debattiert. Dann ist Albert aber auch wieder der pubertierende Junge, der erste Erfahrungen mit der eigenen Sexualität macht, wobei er hier mit der Zeit jedoch abgeklärter und selbstsicherer wird. Sein Auftreten ist als sehr selbstbewusst zu beschreiben und so wirkt es auch jederzeit überzeugend, dass ein 14-jähriger zumeist allein quer über den Erdball reist und hierbei pragmatisch und zielbewusst für ihn wichtige Fragen klärt und ganz nebenbei auch noch seine Schwester sucht, die sich mit einem Schlagersänger eingelassen hat, der ihr Vater sein könnte.

Atmosphärisch dicht und fesselnd erzählt Peter Schmidt diesen Roadtrip von Albert, der ihn auch nach New York und Rom führt. Hier verhindert das Genie den Selbstmord eines Hollywoodstars, diskutiert mit dem Dalai Lama, wird ins Weiße Haus eingeladen oder geht mit Papst Benedikt eine Pizza in Rom essen. Die Geschichte des Genies Albert ist schon ein wenig abwegig und ausgefallen, aber gerade diese Besonderheit macht auch das Buch aus. Die Geschichte ist in ihrem Fortgang nur schwer einschätzbar, anfangs lässt sich kaum der roter Faden finden, aber gerade diese Ungewissheit, wohin die Geschichte einen führen wird, macht diese gewisse Spannung des Romans aus. Nicht nur, dass man zumeist mit einem Schmunzeln die Erlebnisse des jungen Genies verfolgt und hierbei immer wieder über seinen Intellekt erstaunt ist, auch zum Ausgang der Geschichte bekommt man kein rechtes Gefühl und lässt sich somit jederzeit gerne überraschen, welche Abenteuer der Autor sich für Albert noch hat einfallen lassen.

Fazit: Ein Roadtrip der ganz besonderen Art mit einem Protagonisten, der durch seinen Intellekt besticht, dabei aber nie arrogant wirkt und der großen Frage nach dem Aufenthaltsort von Einsteins Gehirn nachgeht.