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urmeli

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Insgesamt 497 Bewertungen
Bewertung vom 08.07.2018
Der englische Liebhaber
de Cesco, Federica

Der englische Liebhaber


sehr gut

Anna Henke und Jeremy Fraser lernen sich kurz nach Ende des 2. Weltkrieges kennen und lieben. Sie arbeitet als Übersetzerin für die britische Armee und trifft dort auf den Offizier Jeremy. Sie merken schnell, dass es zwischen ihnen eine besondere Anziehungskraft gibt, doch auch, mit welchen Hindernissen sie konfrontiert werden. Als Deutsche gilt Anna als "Britenschlampe" und Jeremy ist nicht nur noch verheiratet, wie sich herausstellt ist auch der britische Geheimdienst nicht mit dieser Verbindung einverstanden. Jeremy wird versetzt, die Trennung soll nur von kurzer Dauer sein. Die Briefe, die Anna an ihn sendet, in denen sie von ihrer Schwangerschaft berichtet, werden nicht beantwortet. 26 Jahre gibt es keinen Kontakt, erst als sie versucht, für ihre Tochter Charlotte den Vater wiederzufinden, kommen beide wieder zusammen. Doch auch dieses Glück ist nur von kurzer Dauer.
Der Roman beginnt aus der Sicht Charlottes, die kurz vor dem Tod der Mutter Tagebuchaufzeichnungen und Tonbänder erhält und so das Verhältnis ihrer Eltern nachvollziehen konnte. Sie selbst hat ihren Vater nur kurz kennenlernen können. Die Tagebuchaufzeichnungen wechseln aus der frühen Vergangenheit in die Zeit nach 1945. Die wahre Liebesgeschichte ist anrührend geschrieben, einige Anklänge an die komplizierte Zeit sind herauszulesen, ich hätte mir mehr davon gewünscht. Auch kommt Charlotte kaum zu Wort, die unter dem Manko eines "Bastards" zu leben hatte. Die wirklich interessante Geschichte hätte mehr ergeben können.

Bewertung vom 24.06.2018
Das Jahrhundertversprechen / Jahrhundertsturm Trilogie Bd.3
Dübell, Richard

Das Jahrhundertversprechen / Jahrhundertsturm Trilogie Bd.3


ausgezeichnet

Das Jahrhundert-Versprechen beschäftigt sich mit der Zeit nach dem ersten Weltkrieg bis zum Beginn des NS-Regimes. Eine Zeit, in der Deutschland horrende Zahlungen an die Alliierten zu leisten hatte und die Not immer größer wurde. In der man Schuldige für den Untergang des Heimatlandes suchte und meinte, diesen bei den Politikern, Adeligen und Juden gefunden zu haben. Die Familie von Briest besitzt ein Landgut und arbeitet als Privatdetektive in Berlin. Für verdeckte Einsätze sind sie auf den jungen Max gestoßen, der sein Leben bisher trist in den Straßen Berlins verbrachte. Als er bei einem Übergriff frustrierter Soldaten sich in die Schussbahn einer Kugel wirft um Luisa von Briest zu schützen, wird er wie ein Sohn aufgenommen. Der Roman handelt von gesellschaftlichen, politischen und persönlichen Problemen dieser sehr besonderen Zeit und vermittelt äußerst spannenden Geschichtsunterricht.

Bewertung vom 24.06.2018
Stille Feinde / Isaiah Quintabe Bd.2
Ide, Joe

Stille Feinde / Isaiah Quintabe Bd.2


gut

Der Privatdetektiv Isaiah Quintabe, von allen IQ genannt, findet zufällig auf einem Schrottplatz das Auto, mit dem sein Bruder Marcus vor mehreren Jahren überfahren wurde. Entgegen des polizeilichen Berichtes war es kein Verkehrsunfall mit Fahrerflucht sondern Mord. Doch wer sollte seinem liebenswerten Bruder etwas antun wollen? Neben einigen kleinen Ermittlungsaufträgen erhält er von Marcus ehemaliger Freundin den Auftrag, sich um ihre Halbschwester und deren Freund zu kümmern, die in Las Vegas in Schwierigkeiten steckt. Neben Kredithaien, die die Schulden, die sie durch ihre Spielsucht angehäuft haben eintreiben sind auch noch chinesische Triadenmitglieder hinter den Beiden hinterher.
Mit viel Gewalt und immer wieder wechselnden Handlungen, abgehackte Episoden und viel Jugendsprache ist der Thriller recht verwirrend geschrieben. Ich kann mir die Geschichte gut als Film vorstellen, mit vielen rasanten Umschnitten, als Buch gefällt es mir nicht so gut.

Bewertung vom 29.05.2018
Bülent Rambichler und die fliegende Sau / Bülent Rambichler Bd.1
Bogner, Anja

Bülent Rambichler und die fliegende Sau / Bülent Rambichler Bd.1


ausgezeichnet

Im beschaulichen fränkischen Strunzheim ist die junge Kerstin Rummsler zu Tode gekommen. Man fand sie nackt mit Engelsflügeln auf einem Feld. Bülent Rambichler, als Schreibtischkommissar in Nürnberg mit seiner Arbeit sehr zufrieden, wird von seinem Chef mit den Ermittlungen beauftragt. Er hat sich immer vor der Arbeit vor Ort gedrückt und nun hat er ausgerechnet in sein Heimatdorf zu ermitteln. Dort kennt jeder jeden und auch die Fleischereifachverkäuferin Kerstin, die Geldwurscht-Pflunzn oder Dorfmatratze genannt wird, ist besonders bei der männlichen Bevölkerung bestens bekannt. Sie hatte mit fast jedem bereits nähere Bekanntschaft gemacht. Auch kurz vor ihrem Tod hatte sie Sex - doch mit wem und ist derjenige auch der Täter? Bülent hat sich nicht nur mit den Dorfbewohnern herumzuschlagen sondern auch mit seinen Eltern. Seine Mutter Maria möchte endlich eine Schwiegertochter und hat in Astrid, Bülents Assistentin, bereits eine Kandidatin ausgemacht und sein türkischstämmiger Vater Erkan möchte in den Stadtrat einziehen und sich keinesfalls bei der Bevölkerung unbeliebt machen.
Ein Kriminalroman der weniger aus der Spannung heraus agiert. Die Eigenarten der Dorfbewohner, die Intrigen untereinander und die fränkische Sprache und Lebensart machen diesem Roman zu etwas Besonderem. Sehr humorvoll wird über die Schwächen der Menschen berichtet.

Bewertung vom 22.05.2018
Die Schönheit der Nacht
George, Nina

Die Schönheit der Nacht


ausgezeichnet

Claire fährt, wie jedes Jahr im Sommer, mit ihrem Mann und dem volljährigen Sohn Nicolas in das geerbte Haus ihrer Großmutter an der bretonischen Küste. Dieses Jahr kommt Julie, Nicolas Freundin mit. Julie ist eine junge Frau voller Hemmungen und Ängste, sie singt sehr gerne, doch keiner darf dabei zuhören. Sie hat Angst vor dem Meer und will keinen Fuß hineinsetzen. Vieles an Julie erinnert die Professorin der Verhaltensbiologie an ihre eigene Jugend. An ihre depressive Mutter und wie sie als Kind bereits gelogen hat, damit sie und ihre etwas älteren Geschwister zusammenbleiben konnten. Bei ihrer Großmutter hat sie sich frei gefühlt und die Freiheit im Meer kennengelernt. Sie erinnert sich auch an ihre Träume, wie ihr Leben aussehen sollte und was daraus geworden ist. Keinesfalls wollte sie so früh heiraten und ein Kind bekommen. Mit ihrem Mann Gilles, einem Filmkomponisten, hat sie sich immer weiter auseinandergelebt, beide haben wechselnde Verhältnisse.
Ein sehr emotionaler Roman, der nie rührselig oder kitschig wird. Die Frage nach dem Frausein, wie man sein Leben gestalten möchte und welche Möglichkeiten sich bieten wird sprachlich hervorragend geschildert. Sex und Leidenschaft werden nehmen einen großen Raum ein, werden jedoch nie pornografisch. Bei vielen von Claires Beobachtungen und Erinnerungen denkt man selbst, ja, genauso ist es.

Bewertung vom 22.05.2018
Das Mädchen, das in der Metro las
Féret-Fleury, Christine

Das Mädchen, das in der Metro las


ausgezeichnet

Die junge Juliette führt ein sehr durchschnittliches Leben. In der Provinz aufgewachsen war das oberste Gebot, sicher und in geregelten Bahnen das Leben zu verbringen. Inzwischen lebt sie in Paris in ihrer eigenen Wohnung und fährt jeden Tag mit der Metro zu ihrem Job im Immobilienbüro. Es ist ein langweiliger Job, ganz anders, als sie es sich vorgestellt hat. Ihre einzige Abwechslung ist das Lesen und das Beobachten anderer Fahrgäste, besonders, während diese Lesen. An manchen Tagen steigt sie vor ihrer Haltstelle aus und geht zu Fuß, so auch an diesem besonderen Tag. Sie begegnet einem kleinen Mädchen dass sie drängt, zu ihrem Vater zu gehen. Soliman sitzt in einem chaotischen Zimmer voll mit Büchern und seine Aufgabe besteht darin, diese den richtigen Lesern zu bringen. Doch er verlässt sein Zimmer nicht, er hat Kuriere und so einer wird nun auch Juliette.
Ein wunderschön geschriebener Roman, mit einer besonderen Sprache, über Bücher und Büchernarren, über wundersame Menschen und das Leben, dass man über die Geschichten in den Büchern, über die Träume die man mit ihnen hat, nicht vergessen darf.

Bewertung vom 22.05.2018
Barbarentage
Finnegan, William

Barbarentage


sehr gut

William Finnegan schreibt über sein Leben in einer mitreißenden Art und Weise. Als Sohn von Filmschaffenden lebte er in früher Jugend in Los Angelos und Hawaii und entwickelte eine Leidenschaft für das Surfen als es noch von wenigen betrieben wurde. Es gab eine besondere Surfgemeinschaft, Jungen und Männer, die alle obsessiv damit beschäftigt waren. Aber auch in späteren Jahren, als er als politischer und Kriegsreporter für die New Yorker schrieb fand er immer Zeit für diese Leidenschaft. Ein Großteil des Buches wird vom Surfen beherrscht, meiner Ansicht - da ich diese Leidenschaft nicht teile - leider Zuviel. Die Berichte über die bereisten Länder, die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Begebenheit, die Menschen, die er dort traf, seine berufliche Tätigkeiten in den unterschiedlichsten Länder, in Asien, in Australien, in Südafrika geben ein besonderes Bild im Laufe der letzten 50 Jahre. Der Schreibstil ist außergewöhnlich gut, leicht lesbar und mit einem reichhaltigen Wortschatz versehen.

Bewertung vom 21.04.2018
Kleine Feuer überall
Ng, Celeste

Kleine Feuer überall


ausgezeichnet

Mia Warren und ihre Teenagertochter Pearl sind mal wieder auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Immer, wenn Mia ein künstlerisches Projekt als Fotografin beendet hat, verlassen sie ihre kurzfristige Unterkunft und suchen sich etwas neues. Nun erreichen sie die idyllische Kleinstadt Shaker Heights, ein Ort, an dem alles genormt ist, die Häuser und die Gärten haben sich der gewünschten Ästhetik anzupassen, die Menschen, die dort leben, haben einen großen Ordnungssinn, wissen, was richtig und falsch ist, pflegen Freundschaften und bilden Seilschaften, um sich beruflich zu unterstützen. Eine Wohnung der Familie Richardson wird nun an Mia und Pearl vermietet und zwei sehr unterschiedliche Welten treffen aufeinander. Pearl freundet sich mit den Kinder der Richardsons an, der gleichaltrige Moody ist in Pearl verliebt während Pearl erste sexuelle Erfahrungen mit dem älteren Bruder erlebt. In der so heilen Familie gilt die jüngste Tochter Izzy als das schwarze Schaf. Sie hat ihre eigenen Ansichten und Verhaltensweisen und erlebt bei der unkonventionellen Mia Zuneigung und Verständnis.
Die Menschen des Ortes werden sehr detailliert mit ihren Stärken und Schwächen beschrieben. Die Gewissenskonflikte, was ist richtig, was falsch und das es jede Menge Grautöne gibt, wird auf literarisch sehr ansprechende Art näher gebracht. Man fühlt mit jeder einzelnen Person mit und jede ist in einer Art sympathisch oder von den Handlungen nachvollziehbar.

Bewertung vom 21.04.2018
Revolution im Herzen
Beinert, Nadja;Beinert, Claudia

Revolution im Herzen


ausgezeichnet

Als ihr Vater starb veränderte sich Helena Demuths Welt. Ihr Vater war der einzige, der liebe Worte für sie hatte und ihr das Schachspielen beibrachte. Von allen anderen wurde sie für ihre Ungeschicklichkeit gehänselt und ausgenutzt. Noch als Kind machte sie sich auf den Weg nach Trier um dort ein besseres Leben als Dienstmädchen zu verbringen. Sie hatte Glück und kam in den Haushalt von Jennys Eltern. Mit der nur wenig älteren Jenny verband sie eine Freundschaft und nach der Hochzeit Jennys mit Karl Marx zog sie mit ihnen und deren Kindern von einer Stadt in die andere. In dieser Familie lernte sie lesen und schreiben, in Brüssel und London verständigte sie sich problemlos und war inzwischen mehr ein Familienmitglied als ein Dienstmädchen. Bis sie sich über das gemeinsame Schachspielen hinweg in Karl Marx verliebte und von ihm schwanger wurde.
Aus der Sicht der real existierenden Helena Demuth erleben wir die damalige Zeit, den Klassenunterschied und die Armut, die jedoch auch die Familie Marx kennenlernte. Die Schriften Karl Marx werden angesprochen und auch den Einfluss, den Lenchen ausübte. Im Laufe der Jahre wurde sie immer mutiger und war unverzichtbar für alle. Die Probleme, die Karl Marx in seinen Schriften ansprach sind auch heute wieder aktuell, statt Webstühle sind es nun Computer, die die Arbeit verändern, immer mehr Wochenendarbeit und weite Fahrten zum Arbeitsplatz stören ein harmonisches Familienleben. Und Ausbeutung mit einem Mindestlohn der nicht zum Leben reicht ist bei uns allgegenwärtig.

Bewertung vom 21.04.2018
Riskante Manöver / Mats Holm Bd.1
Bingül, Birand

Riskante Manöver / Mats Holm Bd.1


sehr gut

Mats Holm, als Master of Desaster bekannt, und seine Partnerin Laura May haben sich einen besonders guten Ruf in der PR-Branche erarbeitet. Auch in schwierigen Fällen haben beide immer ein Lösung und eine Abwendung von schlechten Nachrichten erreicht. Der neueste Auftrag kommt von dem Pharmakonzern Wenners. Das Kinderschmerzmittel Validolor ist in die Kritik gekommen, Kinder, die dieses Mittel - angeblich ohne Nebenwirkungen - verschrieben bekommen haben, sind schwer erkrankt. Als die erst sechs Jahre alte Sophie stirbt und die Pharmakritikerin Nina Rosenthal die Medien und Protestler mobilisiert, gerät alles aus den Fugen. Alle Test zu dem Medikament sind ordnungsgemäß erfolgt, so bestätigt es der Konzern. Doch stimmt diese Aussage? Eine Mitarbeiterin verschwindet spurlos die zuvor in Verbindung mit einem Konkurrenzunternehmen gebracht wurde.
Auch wenn Holm und May vermuten, dass ihnen nicht die ganze Wahrheit erzählt wurde, so kümmern sie sich um die Wiederherstellung des guten Rufes der Firma. Pressemitteilungen, Manipulationen, Fake news und echte Journalistenarbeit gehen hier Hand in Hand, Intrigen, Vertuschungen, Erpressung, echte Betroffenheit und kalkulierte Aktionen sind Thema dieses packenden Thrillers. Sehr vielschichtig, sprachlich teilweise mit verschachtelten Sätzen, teilweise im Telegrammstil sehr abwechslungsreich geschrieben. Und immer wieder mit Überraschungen versehen.