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Benutzername: 
Igelmanu
Wohnort: 
Mülheim

Bewertungen

Insgesamt 1031 Bewertungen
Bewertung vom 20.12.2020
Obendrüber, da schneit es
Ruppert, Astrid

Obendrüber, da schneit es


sehr gut

»Gemütlich? Das ist ein Wort, das mir echt nicht einfällt, wenn wir zu Hause sind. Das ist doch purer Stress!«
»Nur für dich. Weil du eigentlich ganz genauso bist wie Mama. Weil du es nicht schaffst, dich einfach mal zwei Tage zurückzulehnen, abzuschalten und dich verwöhnen zu lassen. Mach dich doch mal locker! Dann wird das alles ganz entspannt!«

Ich glaube, die Vorweihnachtszeit ist ungefähr die einzige Zeit im Jahr, in der ich (auch) Romane lese, die randvoll sind mit Liebesgeschichten, Gefühl und Familienkonflikten. Allerdings ist ja auch die Weihnachtszeit an sich voll von diesen Dingen.

Dieses Buch hier erinnert mich von der Art her ein wenig an den Film „Tatsächlich Liebe“. Es gibt eine ganze Reihe von Handlungssträngen, die am Ende alle zusammenlaufen. Fast alle Charaktere sind Bewohner eines größeren Hauses. Es ist fast Weihnachten und alle bereiten sich mehr oder weniger auf das Fest vor.

Da gibt es zum Beispiel eine alte Dame, deren Mann und Tochter bereits verstorben sind und die davon ausgeht, dass es ihr letztes Fest werden wird. Ein alter Herr im Haus ist ebenfalls Witwer, leidet zudem unter chronischen Schmerzen und Einsamkeit und ist passend verbittert.
Dann wäre da das Ehepaar mit zwei erwachsenen Kindern, das in eine Krise gerät, weil die Mutter (bislang zuverlässige Ausrichterin des perfekten Weihnachtsfests) beschließt zu streiken. Auch auf die Kinder aus dem Eingangszitat wartet eine Situation, die sie noch nie erlebt haben.
Ein junges Paar, frisch zusammengezogen, erlebt sein erstes Fest. Mit vielen Erwartungen und auch Enttäuschungen. Zwei Jugendliche mit alleinerziehendem Vater haben zunächst keine Lust auf irgendetwas Weihnachtliches. Eine Chorsängerin ohne Modelfigur ist schwer in den umschwärmten Leiter des Chors verliebt. Eine frisch verlassene junge Mutter mit kleiner Tochter fürchtet sich vor dem ersten Fest ohne Mann und der neue Pfarrer in der Gemeinde ist vor seinem ersten Weihnachtsgottesdient nervös. Und darüber hinaus einsam.

Es passiert also wirklich eine Menge. Das ist ausgesprochen kurzweilig zu lesen und die kurzen Kapitel verlocken zum Dranbleiben. Außerdem (es ist ja schließlich Weihnachten ;-) kann man davon ausgehen, dass man sich auf ein rundes Wohlfühlende freuen darf.

Nicht alle Handlungsstränge haben mich jedoch gleich begeistert. Ich habe eben (auch zu Weihnachten) ein Problem mit dieser speziellen Art aus Liebesromanen, bei der fürchterlich geschmachtet wird und einer in den Augen des anderen versinkt. Die Geschichten der älteren Leute fand ich dafür sehr berührend und einige andere sehr unterhaltsam. Und meine Lieblingscharaktere waren das kleine Mädchen und der junge Pfarrer.

Fazit: Ein bisschen Kitsch muss man aushalten können. Darüber hinaus ist das hier ein Wohlfühlroman mit viel Herz und immer mal wieder einer Gelegenheit zum Schmunzeln.

Bewertung vom 18.12.2020
Die Vanderbeekers retten Weihnachten / Vanderbeekers Bd.1
Glaser, Karina Yan

Die Vanderbeekers retten Weihnachten / Vanderbeekers Bd.1


ausgezeichnet

»Okay, ich sehe da mehrere Probleme. Erstens: Der Beidermann mag uns nicht. Zweitens: Wir haben kein Geld. Drittens: Wir haben den Mann noch nie gesehen und wissen gar nichts über ihn. Viertens: Er will nicht gestört werden. Fünftens: Er mag uns nicht.«

Es ist der 20. Dezember. Statt sich auf die bevorstehenden Feiertage freuen zu können, sind Isa, Jessie, Oliver, Hyacinth und Laney zutiefst geschockt. Eben haben ihre Eltern von ihrem Vermieter Herrn Beidermann erfahren, dass er ihren am 31. Dezember auslaufenden Mietvertrag nicht verlängern wird. Die Kinder lieben ihre Wohnung, die Nachbarn, die ganze Wohngegend. Wegziehen zu müssen ist ein absolut unerträglicher Gedanke, daher wollen die fünf sich nicht einfach geschlagen geben. Der Beidermann hat ihnen gekündigt, weil er sie nicht mag. Logischerweise ist der Plan nun, das zu ändern. Mit einer Charmeoffensive, Geschenken und Überraschungen wollen sie ihn dazu bringen, dass er seine Meinung ändert. Ob sie das in nur so wenigen Tagen schaffen können?

In die Familie Vanderbeekers habe ich mich gleich verliebt. Fünf Kinder zwischen 4 und 12, dazu drei Haustiere – da ist immer Leben in der Bude. Ich fand sie alle sehr authentisch und sympathisch. Die Geschwister sind von ihrem Charakter und ihren Begabungen her völlig verschieden, da sollte jedes Kind seine Identifikationsfigur finden können. Und obwohl sie natürlich ihre Reibereien haben, sind sie doch ein starkes Team. Allein das zu lesen, war sehr schön. Ich konnte auch sehr gut nachvollziehen, weshalb die Kinder so an ihrem Haus und dem ganzen Umfeld hängen. Sie kennen und mögen dort jeden (naja, fast jeden ;-) Nachbarn, haben ihre Freunde, alles scheint perfekt. Gleich vorne im Buch findet sich auch eine Straßenkarte, auf der alle wichtigen Orte der Handlung eingezeichnet sind.

Mit großem Einsatz und noch größerer Kreativität stürzen sich die fünf auf ihre Aufgabe. Das ist so toll beschrieben, dass ich richtig mit ihnen mitgefiebert habe. Letztlich läuft die Lösung jedoch auf die Frage hinaus, warum der Vermieter so ein verbiesterter Mensch ist. Dass er seine Wohnung nie verlässt, man ihn immer nur laut durchs Treppenhaus schimpfen hört und er den Vanderbeekers mit immer neuen Gemeinheiten das Leben schwer macht… das kann doch nicht nur an dem bisschen Kinderlärm liegen.

Die Geschichte ist sehr warmherzig und humorvoll geschrieben. An ein paar Stellen musste ich herzlich lachen, die Auswahl des Weihnachtsbaums beispielsweise ist ein echter Klassiker! Auflösung und Ende ließen mich dann ein wenig an die Scrooge-Geschichte denken. Ich denke, es ist kein fieser Spoiler, wenn man bei einem Weihnachtsbuch verrät, dass es ein gutes Ende nehmen wird. Und es macht dem Leser, ob groß oder klein, deutlich, dass man einen Menschen nicht nur nach dem äußeren Anschein beurteilen sollte. Verständnis und Vergebung sind Werte, die hier deutlich hervortreten und ohne Zweifel nicht nur zur Weihnachtszeit wichtig sind.

Fazit: Sehr schöne Weihnachtsgeschichte, die sicher nicht nur Kindern Spaß machen wird. Ein bisschen Scrooge, warmherzig, humorvoll und einfach schön!

Bewertung vom 16.12.2020
Hinter verzauberten Fenstern
Funke, Cornelia

Hinter verzauberten Fenstern


ausgezeichnet

»Mama griff in die größte Tüte, zog vorsichtig zwei Kalender heraus und legte sie nebeneinander auf den Küchentisch. Der eine sah fast genauso aus wie der, den Julia letztes Jahr bekommen hatte. Mit einem dicken Nikolaus und kleinen Engeln und Tieren und Tannenbäumen und einem Schlitten voller Geschenke. Na ja, eben wunderschön. Eindeutig ein dicker, fetter, herrlicher Schokoladenkalender. Aber der andere…«

Die neunjährige Julia ist wütend, enttäuscht und neidisch. Während der kleine Bruder Olli sich auf vierundzwanzig Türchen voller Schokolade freuen darf, hat sie von ihrer Mama einen Kalender für große Kinder bekommen. Ohne Schoki, ohne Weihnachtsmann und Engelchen vornedrauf, sondern mit der Abbildung eines Hauses. Julia hat noch nie einen so hässlichen Kalender gesehen! Doch dann stellt sie fest, dass er im Dunkeln wunderbar glitzert und funkelt. So richtig unglaublich und geheimnisvoll wird es jedoch, als Julia das erste Türchen öffnet und feststellt, dass die Bewohner des Hauses lebendig sind, sie ihnen zusehen und – das Tollste von allem – sie sogar besuchen kann! Im Königreich der Kalenderhäuser wartet auf sie ein spannendes Abenteuer…

Dieses wundervolle Buch zog vor vielen Jahren mit meinen Kindern ein. Bis heute lese ich die phantastische Geschichte gerne in der Adventszeit und lasse mich davon verzaubern. Es ist wirklich eine wundervolle Welt, die Cornelia Funke da geschaffen hat. Kalenderhäuser, Schokohäuser, skurrile Charaktere wie der Flugmaschinenerfinder Jakobus Jammernich, Elfen, Wichtel, Riesen… es fehlt nichts. Dazu gibt es eine spannende Handlung, in der Julia natürlich eine bedeutende Rolle spielt. Um es perfekt zu machen, ziehen sich farbenfrohe und sehr treffende und gelungene Illustrationen durch das ganze Buch.

Und um noch mal auf die Enttäuschung zu der fehlenden Schokolade zurückzukommen... Julia merkt bei ihrem Abenteuer, dass es viel wichtigere Dinge im Leben gibt. Die ganze Kalenderwelt leidet darunter, dass die meisten Kinder lieber naschen als ihre Phantasie gebrauchen. Und das ohne zu ahnen, was sie dabei versäumen.

Fazit: Macht auch beim zigsten Lesen Spaß. Zum Vorlesen und Selberlesen für Kinder und Kinder im Herzen.

Bewertung vom 11.12.2020
Tödliche Gaben

Tödliche Gaben


gut

»Er kennt sich aus. Er hat zwei Waffen, zwei Pistolen. Oder Revolver, ich weiß nicht. Für den Notfall. Wir teilen durch drei, ich mein, durch zwei natürlich. Manuel kriegt die Hälfte. Das ist gerecht.«

Weihnachten ist nicht immer und überall das Fest der Liebe. Nicht selten tun sich gerade zum Fest Abgründe auf. Mit diesem Buch blickt der Leser in einige dieser Abgründe.

Die elf Kurzkrimis wurden von namhaften Krimi- bzw. Thrillerautoren geschrieben. Ich hatte kürzlich ein ähnliches Buch aus der Reihe gelesen („Tatort Tannenbaum“), das mir sehr gefiel. Diese Geschichtensammlung konnte leider das hohe Niveau nicht halten.

Zugegeben: bei dem anderen Buch lag ein ziemlicher Reiz darin, dass die Protagonisten bekannte Ermittler sind. Das ist hier nur in Ausnahmefällen so, z.B. bei Simon Becketts Dr. Hunter. In den anderen Fällen haben wir es mit ganz normalen Kurzkrimis zu tun, die auch nicht immer einen Bezug zu Weihnachten haben. Das fand ich schon ein wenig enttäuschend, von einem Weihnachtskrimi erwarte ich mehr, als dass er nur im Winter spielt. Zudem konnten mich nur wenige der Geschichten begeistern, die anderen empfand ich als durchschnittlich, unspektakulär, teils verworren oder unlogisch. Was ich nett fand, war die Verteilung der Schauplätze. Da ist man mal in den schottischen Highlands, dann in den USA oder in Finnland.

Wie immer bei einem Buch mit Geschichten habe ich jede einzeln bewertet und daraus einen Schnitt gebildet. Drei Geschichten gefielen mir gut, die bekamen 4 Sterne. Viermal konnte ich 3 Sterne vergeben und in weiteren vier Fällen blieb es bei 2 Sternen. Im Schnitt komme ich daher auf 2,9 Sterne.

Fazit: Hier hatte ich mir mehr erhofft. Nette Sammlung, aber mehr auch nicht.

Bewertung vom 04.12.2020
Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel
Funke, Cornelia

Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel


ausgezeichnet

Hinweis vorab: Ich habe zwei verschiedene Ausgaben von dem Buch, eine mit den Originalillustrationen und eine mit Bildern aus dem Kinofilm der Augsburger Puppenkiste. Der untere Teil der Rezi geht auf die verschiedenen Ausgaben ein.

»Oh, dieser Waldemar ist so ein Widerling! Motorschlitten hat er den Weihnachtsmännern besorgt und aus den Rentieren Salami gemacht. Er hat die anderen Weihnachtsmänner überredet, die Wunschzettel der Kinder zu vergessen und nur noch von den Eltern Bestellungen anzunehmen, gegen Vorauszahlung natürlich. Und Heiligabend wird im Schnellverfahren geliefert.«

Die Weihnachtswelt hat sich verändert, seitdem der böse Waldemar Wichteltod dort die Herrschaft übernommen hat. Alles dreht sich nur noch um Konsum und Geld, Weihnachtsmänner, die nicht mittun wollten, fanden ein schlimmes Ende. Niklas Julebukk, der letzte echte Weihnachtsmann, wurde mit einem lebenslangen Berufsverbot belegt. Sich daran zu halten, kommt für Niklas allerdings nicht in Frage. Heimlich zu arbeiten ist aber nicht einfach. Niklas und seine treuen Helfer, Engel und Kobolde sowie sein Rentier Sternschnuppe bringen weiter wahre Weihnachtsgeschenke, solche, die man nicht mit Geld bezahlen kann. Und geraten dabei immer wieder in Gefahr. Als Niklas kurz vor Weihnachten auf Ben und Charlotte trifft, steckt er mal wieder bis zur Weihnachtsmütze in Schwierigkeiten…

Ich weiß gar nicht, wie oft ich diese zauberhafte Geschichte schon gelesen habe. Das Buch zog vor vielen Jahren mit meinen Kindern ein – und blieb. Auch als ich es jetzt mal wieder las, machte es großen Spaß. Es gibt Bücher, bei denen es völlig egal ist, wenn man sie schon kennt. Und das hier ist eins davon.

Ich liebe all die Ideen über die Weihnachtswelt und hier gibt es sehr viele davon. Allein der verzauberte Wohnwagen, in dem Julebukk reist, mit eingebauter Werkstatt und einer Tür, hinter der sowohl traumhaft schöne Schneelandschaften liegen als auch böse Riesennussknacker hausen. Das unsichtbare Rentier mit der Schwäche für Marzipan, die ständig fluchenden Kobolde – herrlich! Die Engel haben nicht viel mit den Abbildungen gemein, die man gewöhnlich von Engeln kennt. Eigentlich nur die Flügel ;-) Und auch Niklas Julebukk sieht nicht wie der bekannte klassische Weihnachtsmann aus. Trotzdem ist er der echte und das wird er beweisen.

Ben und Charlotte sind eigentlich traurige Kinder und haben wenig Grund, sich auf Weihnachten zu freuen. Wie es in ihren Familien aussieht, wird nicht wenigen Kindern bekannt vorkommen. Zum Glück gibt es Julebukk und ich glaube, bei einem Weihnachtsbuch darf man soviel spoilern und verraten, dass es am Ende ein wunderschönes Fest geben wird.

Viel Spaß machen auch die tollen Illustrationen. Farbenfroh und zugleich witzig und weihnachtlich ziehen sie sich durch das ganze Buch und begleiten die Handlung. Ich fand sie wirklich gelungen!

Dieses Buch ist eine Sonderausgabe mit zahlreichen Filmbildern zu dem Weihnachtsfilm der Augsburger Puppenkiste von 2017. Schon 10 Jahre zuvor hatte das Puppentheater das Stück auf der Bühne aufgeführt, dann folgte die Kinofassung. Wie immer wurden die Figuren der Puppenkiste sehr liebevoll und treffend gestaltet, die Kulissen sind herrlich weihnachtlich. Lediglich der böse Wichteltod sieht nicht so finster aus wie bei den Originalillustrationen. Da die Zielgruppe für das Puppentheater meist sehr jung ist, ist das aber kein Nachteil.

Fazit: Ein Weihnachtsbuchklassiker, den ich gerne alle Jahre wieder zur Hand nehme. Für Leser jeden Alters, die noch gerne träumen und sich verzaubern lassen.

Bewertung vom 29.11.2020
Tatort Tannenbaum

Tatort Tannenbaum


sehr gut

»Ich hatte meinen beiden Töchtern hoch und heilig versprechen müssen, dass dieses Jahr ausnahmsweise einmal nichts, aber auch wirklich nichts unseren familiären Weihnachtsfrieden stören würde.«

Angehörige von Ermittlern müssen an den Feiertagen immer damit rechnen, dass das private Fest nicht so stattfinden kann wie geplant. Auch die Töchter von Alexander Gerlach, Chef der Heidelberger Kripo.
In 12 Kurzgeschichten erzählen namhafte Krimiautoren, was ihre Ermittler so an Weihnachten treiben. Wie begeht zum Beispiel David Hunter das Fest? Wie feiern Tabor Süden, Konstantin Dühnfort, Manuela Sperling oder Ruth Galloway? Ich kenne nicht alle Fälle der im Buch vertretenen Ermittler, denke aber, dass die Geschichten hier neu sind und in keinem anderen Buch auftauchen. (Falls jemand eine Geschichte erkennt, bitte einen Hinweis an mich.)

Die einzelnen Episoden würde ich aber nicht durchgehend als Krimi bezeichnen. Es sind Weihnachtsepisoden rund um bekannte Ermittler, mal gibt es dabei gleichzeitig einen Kriminalfall, mal aber auch nicht. Und der Kriminalfall ist auch nicht unbedingt ein Mord, sondern z.B. eine Vermisstensache oder ein Diebstahl. Vom psychopathischen Weihnachtsmann bis zum gestohlenen Schlitten ist alles möglich. Immer jedoch stehen im Zentrum die Ermittler und ihr ganz persönliches Verhältnis zum Fest der Feste. Vom großen Weihnachtsfan bis zum -hasser ist alles dabei.

Die Geschichten sind daher recht abwechslungsreich, was einerseits schön ist, aber gleichzeitig meist auch bedeutet, dass einem nicht jede davon gleich gut gefällt. Wie immer bei Büchern mit Kurzgeschichten habe ich deshalb jede einzeln bewertet und daraus einen Schnitt errechnet.

Drei Episoden gefielen mir sehr und bekamen von mir 5 Sterne. Fünfmal konnte ich 4 Sterne vergeben und dreimal 3 Sterne. Eine Geschichte konnte mich überhaupt nicht erreichen und kam lediglich auf 2 Sterne. Im Schnitt komme ich so auf 3,8 Sterne, die ich aufrunde.

Fazit: Auch wenn ich zunächst mit zwölf Geschichten = zwölf Morden gerechnet hatte, haben mir diese Weihnachtsepisoden mit bekannten Ermittlern gut gefallen. Mal spannend, mal besinnlich, mal ungewöhnlich und fast immer sehr unterhaltsam.

Bewertung vom 29.11.2020
Die schönsten Weihnachtslieder
Ernst Klusen

Die schönsten Weihnachtslieder


ausgezeichnet

Beim Stöbern in alten Weihnachtsbüchern fiel mir dieses hier in die Hände. Über viele Jahre haben meine Kinder und ich sehr gerne daraus gesungen und gespielt und noch heute macht mir das Blättern darin Freude.

Nicht weniger als 100 Lieder finden sich in diesem Buch, alle aus dem deutschen Sprachraum. Zu den diversen Klassikern reihen sich auch bekannte Kirchenlieder aus der Weihnachtszeit ein. Die Anordnung ist chronologisch, startet mit Liedern zu Sankt Martin, Nikolaus und Advent und endet mit den Heiligen Drei Königen im neuen Jahr. Dazwischen liegt im Grunde die ganze Weihnachtsgeschichte. Wenn man gemeinsam im Buch blättert und musiziert, kann man Kindern so gleichzeitig die biblischen Hintergründe des Festes erklären. Natürlich fehlen auch Winterlieder wie „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ nicht.

Bei so vielen Liedern braucht man ein vernünftiges Inhaltsverzeichnis, auch das ist vorhanden und zwar sowohl thematisch als auch alphabetisch geordnet. Egal, ob man nach einem ganz bestimmten Lied oder nach Liedern zu einem bestimmten Anlass sucht, man wird schnell fündig.

Jedes Lied verfügt über einen Notensatz für ein oder zwei Stimmen, sowie natürlich den Text aller gängiger Strophen. Die Lieder eignen sich gut, um auf Blockflöte gespielt zu werden. Außerdem gibt es jeweils Akkorde für die Gitarrenbegleitung.

Das Liederbuch ist auch ein sehr schönes Bilderbuch, mit zahlreichen bunten und kindgerechten Illustrationen. Gleichzeitig wirkt es sehr festlich. Einer der Gründe, weshalb es einen festen Platz in meinem Regal hat. Und obwohl meine Kinder mittlerweile groß sind, nehme ich das Buch immer noch gerne zur Hand.

Fazit: Alle klassischen Weihnachtslieder in kindgerechter Aufmachung. Toll, um gemeinsam zu singen und zu musizieren.

Bewertung vom 27.11.2020
Ich glaube, ich hatte es schon
Mittermeier, Michael

Ich glaube, ich hatte es schon


sehr gut

Ich sitze im Zug nach Leipzig und schaue aus dem Fenster. Am Tisch gegenüber sitzt ein Mann mit Maske, der seit zehn Minuten telefoniert. Businesskasper mit Schalldämpfer. Endlich hört er auf. Stille. Er verzieht sein Gesicht, holt Luft, es sieht aus, als müsste er gleich niesen, sein Kopf bebt, der ganze Oberkörper, plötzlich reißt er sich die Maske vom Gesicht und – hatschi!
Aus den Nasenflügeln pfeift noch ein leises »Aerosole Mio«.
Ich schaue ihn sehr ernst an, und er sagt nur: »Wenn ich die Maske nicht abgenommen hätte, dann wäre jetzt alles da drin.«

Solche Erlebnisse sind derzeit Realität, das kann man sich nicht ausdenken und viele werden Ähnliches schon erlebt haben. Was manche Mitmenschen sich aktuell leisten, ist eigentlich nur traurig. Zum Glück gibt es großartige Comedians wie Michael Mittermeier, die uns helfen, den wichtigen (Lachen ist gesund!) Humor nicht zu verlieren. Ich meide eigentlich gerade Bücher, die irgendetwas mit Corona zu tun haben, aber für Michi habe ich gerne eine Ausnahme gemacht. Zum Glück! Was habe ich gelacht!

Dabei hat Michael Mittermeier das Buch gewissermaßen als Erste-Hilfe-Maßnahme geschrieben. Schließlich litt er unter akutem Pointenstau und seine Familie weigerte sich, als Witzableiter herzuhalten.
»Noch einen Witz, und du bist tot.«

Daher erzählt er nun über sein Leben seit Corona. Über den Lockdown, über Homeschooling, über Eltern-WhatsApp-Gruppen und über TV-Komaschauen. Natürlich wie immer in seiner unnachahmlichen, dezent überzogenen Art, aber sehr vieles erkennt man wieder. Und so schafft es Mittermeier mühelos, dass man herzlich über die ganze miese Situation lachen kann. Von mir ein großer Dank dafür!

Warum, bei so viel Begeisterung, nur 4 Sterne? Einfach deshalb, weil ich Michi gerne lese, aber noch viel, viel lieber sehe und höre. Ich kenne alle seine Live-Programme, sie sind großartig. Und wenn ich einen Text von ihm lese, dann fehlt mir dabei seine Stimme, seine Mimik und Gestik. Ich stelle mir vor, wie er genau diesen Text auf der Bühne bringt – und das wird dann ein 5 Sterne Auftritt.

Fazit: Mittermeier schafft es, dass man in dieser ganzen miesen und traurigen Situation lachen kann. Das ist herrlich entspannend.

Bewertung vom 22.11.2020
Der Nebelmann
Carrisi, Donato

Der Nebelmann


sehr gut

»Der größte Teil kehrt nach achtundvierzig Stunden zurück. Falls es nicht zu einer fatalen Begegnung gekommen oder ein Unfall passiert ist, stehen die Chancen für einen glücklichen Ausgang bis zu zwei Tage nach dem Verschwinden gut.«
»Und danach, was passiert dann?«
»Dann ruft man für gewöhnlich mich.«

Sonderermittler Vogel kennt seinen Wert. Er ist der Mann für die schwierigen Fälle, er ist erfolgreich und vor allem weiß er, wie man sich selbst verkauft. Bei seinen Ermittlungen setzt er gezielt und unkonventionell die Medien ein, verschafft seinen Fällen und sich selbst große Aufmerksamkeit. Diese öffentliche Aufmerksamkeit scheint auch sinnvoll in Fällen wie seinem aktuellen. In einem kleinen Dorf in den Alpen verschwindet einen Tag vor Heiligabend ein sechzehnjähriges Mädchen spurlos. Pünktlich nach achtundvierzig Stunden ist Vogel vor Ort und beginnt seine Nachforschungen. Wie immer mit enormer medialer Aufmerksamkeit.

Diese Ausgangssituation erfährt der Leser in einem der Rückblicke, die sich durch das ganze Buch ziehen. Im Februar nämlich taucht Vogel mit blutverschmiertem Hemd in dem kleinen Ort auf. Was auch immer in der Zwischenzeit geschehen ist, liegt noch im Dunkeln. Im Gespräch mit einem Psychiater beginnt Vogel dann zu erzählen…

Diesen Thriller habe ich als fesselnd und unterhaltsam empfunden. Ein junges Mädchen, womöglich entführt und ermordet, das Leid der Eltern – das berührt ohnehin. Aber das Buch hat viel mehr Facetten.
Da ist zunächst der Ermittler. Eigentlich sollte er der Gute in einem solchen Szenario sein, mir war er jedoch äußerst unsympathisch, wirkte schlicht kalt, eitel, arrogant und berechnend. Aber nun gut, ich war bereit, das in Kauf zu nehmen, schließlich sollte er ja in erster Linie den Täter und im Idealfall das Mädchen finden. Ein komisches Gefühl blieb.
Dann die Eltern. Trauern natürlich um ihr Kind und tun mir unendlich leid. Aber auch hier nagten Zweifel. Verschwiegen sie nicht irgendetwas?
Der Verdächtige. Schnell hatte ich eine Meinung zu ihm, die aber auch mal ins Wanken geriet.
Die lieben Nachbarn. Sensationslüstern präsentieren sie sich und zeigen überdeutlich, was Scheinheiligkeit und Heuchelei sind.
Und die Presse. Ja, sie ist hilfreich, wenn man ein vermisstes Kind sucht. Die negativen Seiten kommen aber auch mehr als deutlich raus.

Das Buch arbeitet mit diversen Zeitsprüngen und wechselnden Erzählperspektiven. Mir hat das gut gefallen, ich fand den Stil sehr kurzweilig und das Ende gelungen. Natürlich wird man – gerade wenn man schon viele Thriller gelesen hat – von manchen Entwicklungen nicht überrascht, aber mich stört das nicht, wenn es gut gemacht ist. Zudem gefiel mir die ausgeteilte Kritik. Und wenn ein Charakter in der Geschichte sagt: »Es sind die Bösen, die eine Geschichte ausmachen.«, dann muss ich ihm Recht geben. Mir fallen aus dem Stand diverse (Serien-)Mörder ein, aber Namen von Opfern nur wenige.

Fazit: Gute und spannende Unterhaltung mit einem ordentlichen Schuss breit verteilter Kritik.