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Benutzername: 
Lunamonique
Wohnort: 
Bremen

Bewertungen

Insgesamt 413 Bewertungen
Bewertung vom 01.05.2017
Der (überhaupt gar nicht) allmächtige Todd
Galveston, Louise

Der (überhaupt gar nicht) allmächtige Todd


ausgezeichnet

„Der (überhaupt gar nicht) allmächtige Todd“ ist das Werk von Kinderbuchautorin Louise Galveston. Das Chaos in seinem Zimmer hat für Todd ungeahnte Folgen.

Todds Mutter ist entsetzt, als sie die Unordnung im Zimmer ihres Sohnes bemerkt. Todd wird zum Aufräumen verdonnert. Gar nicht so einfach, den Anfang zu finden. Todd entschließt sich, erst einmal Dinge unterm Bett wegzuräumen. Dann kann er andere Sachen dort verschwinden lassen. Todd entdeckt eine alte, stinkende Baseballsocke, von der seltsame Blitze ausgehen. Entzündet sich die Socke gerade selbst?

Im Prolog wird der Humor der Geschichte deutlich. Großvater Lewis und seine Zuhörer entpuppen sich als Miniaturmenschen mit einer besonderen Vorliebe für Zehennagelbrötchen. Lewis ist es auch, der seinen Erschaffer Todd für allmächtig hält. Er und seine Frau Persephone erzählen die Geschichte. Die Idee, eine Zivilisation auf einer alten, ungewaschenen Socke entstehen zu lassen, ist sehr originell. Nur die besonderen Vorlieben der Miniaturmenschen, besonders ihre Essgewohnheiten, sind abschreckend. Autorin Louise Galveston baut auf einem alltäglichen Szenario, dem Kinderzimmerchaos, eine abenteuerliche Geschichte auf. Dank des mitreißenden Erzählstils wirken die Ereignisse sehr real. Das Kinderbuch nimmt sich auch eines aktuellen Themas an. Todd und sein bester Freund Duddy werden gemobbt. Es scheint keinen Ausweg vor den Fieslingen Max und Co zu geben. Beide versuchen nicht aufzufallen, um keinen Ärger auf sich zu ziehen. Die Taktik geht leider nicht auf. Mit einem Schulprojekt verbessern sich plötzlich Todds Chancen. Wird endlich sein größter Wunsch in Erfüllung gehen und er zu den coolen Schülern gehören? Es geht um Freundschaft, Zusammenhalt, Verantwortungsbewusstsein. Todd gerät in eine Zwickmühle und muss die richtigen Entscheidungen treffen. Die Charaktere sind wie aus dem Leben gegriffen. Nachbarstochter Lucy fungiert als Todds Gewissen. Sie ist klug und einfallsreich und wird leicht von den anderen falsch eingeschätzt. Duddy wächst mit seiner verständnisvollen Art und seinem Lieblingshobby ans Herz. Todd fühlt sich von den Ereignissen überfordert und muss erst noch lernen, worauf es wirklich ankommt. Persephone mit ihrer direkten Art und ihrem unbändigen Willen zählt bald mit dem hoffnungsvollen, unerschüttlichen Lewis zu den Lieblingsfiguren. Auch Nebenakteure wie Todds Schwester Daisy und eine Pudeldame tragen auf ihre ganze eigene Weise zum Unterhaltungswert der Geschichte bei. Todd steht etwas zu lange auf der Leitung. Spannend ist, wie am Ende die Lösung des Problems aussieht. Der Showdown hat Witz und ist gelungen.

Die Coverszene wirkt gruselig. Das liegt auch ajn den düsteren Grauvariationen. Sehr kreativ und humorvoll ist der Titel. „Der (überhaupt gar nicht) allmächtige Todd“ ist für Kinder ab 10 Jahren gedacht. Es besteht die Gefahr, dass die Jungen und Mädchen nach dem Lesen der Geschichte nicht mehr aufräumen wollen. Vielleicht kann man sie auf Band 2 der Kinderbuchreihe vertrösten.

Bewertung vom 29.04.2017
Im Grab schaust du nach oben / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.9
Maurer, Jörg

Im Grab schaust du nach oben / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.9


gut

„Im Grab schaust du nach oben“ ist Band 9 der Kommissar Jennerwein-Krimi-Reihe von Jörg Maurer. Für seine Alpenkrimis wurde Jörg Maurer 2013 mit dem Radio-Bremen-Krimipreis ausgezeichnet.

Zeit für die Beerdigung von Freund Hansi bleibt kaum. Kriminalhauptkommissar Hubertus Jennerwein und Polizeipsychologin Maria Schmalfuß sind wegen dem G7-Gipfel auf Schloss Elmau im Sondereinsatz. Jennerwein mischt sich inkognito im Camp unter die Gipfelgegner und gerät plötzlich in Gefahr.

Kopf- oder Blattschuss? Der Einstieg in die Geschichte ist trotz der „harten Fakten“ unterhaltsam. Wer ist das Opfer? Wer der Täter? Die beiden Fragen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Handlungswechsel. Mit Hansis Beerdigungswünschen und skurrilen Ereignissen wird eine Schippe Humor draufgelegt. Traditionen spielen eine große Rolle. Klar, dass trotz minutiöser Vorbereitung nicht alles glatt geht. Eine Ehrung hat ungeahnte Folgen. Der G7-Gipfel wird für verbrecherische Zwecke genutzt. Wie kann der Täter trotz hoher Sicherheitsvorkehrungen seinen Plan durchsetzen? Es gibt nicht nur einen Fall, der beschäftigt. Die Handlungsstränge und Geschehnisse verwirren. Lange lässt sich kein Zusammenhang erkennen. Skurril ist, dass sich trotz hoher Polizei-Präsenz die Bösen scheinbar frei bewegen können. Wer plant was? Eskalationen sind vorprogrammiert. Jennerwein trügt sein Gespür nicht. Es ist so Einiges im Busch. Von den Ausmaßen ahnt selbst er nichts. Erzählstil, Sprache und Dialekt haben Unterhaltungswert. Es entsteht der Eindruck, dass eine Auflösung zu früh verraten wird. Spannung kommt über weite Strecken nur in kleinen Portionen auf. Ein bisschen zu schräg wird es mit einer Verbrecherorganisation und einer ganz neuen Taktik. Der Autor verliert sich in Abschweifungen. Ab dem zweiten Buchdrittel wirkt die Geschichte zeitweise langatmig. Die Seitenhiebe gegen Geheimdienste und Mafia werden auf die Spitze getrieben. Etwas mehr Gradlinigkeit hätte dem Plot gut getan. Im letzten Buchdrittel entsteht der Eindruck, dass Episoden aneinandergereiht sind. Der Showdown zum Schluss ist nicht so gelungen wie erwartet. Bei der Auflösung wurde zu sehr auf die dunkle verborgene Seite gesetzt. Sie ist nicht sehr glaubwürdig und zufriedenstellend.

Cover und Titel weisen auf den unterhaltsamen Humor des Alpenkrimis hin. Farben und Kulisse erregen Aufmerksamkeit. Mehr Rätselhaftes und der Fokus auf Spannung und packende Szenen hätten der Geschichte wesentlich mehr Intensität verliehen. „Im Grab schaust du nach oben“ eignet sich gut als kurzweilige Reiselektüre. Ein Lesespaß ist es allemal.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.04.2017
Der Freund der Toten
Kidd, Jess

Der Freund der Toten


ausgezeichnet

„Der Freund der Toten“ ist der Debüt-Roman von Autorin Jess Kidd. Ein rätselhafter Vermisstenfall beschäftigt noch Jahre später.

Mahony ist in einem Waisenhaus aufgewachsen. Nach dem Tod von Nonne Veronica erhält er einen Brief, der damals mit im Babykorb gelegen hatte. „Für das Kind, wenn es erwachsen ist.“ Mahony reist ins Dorf Mulderigg, wo seine Mutter gelebt hat, um herauszufinden, was mit ihr geschehen ist.

Der Prolog führt zurück ins Jahr 1950 und geht sehr nah. Ereignisse erschüttern. Eine Mutterliebe berührt. Autorin Jess Kidd weiß mit ihren ungewöhnlichen Beschreibungen Emotionen zu transportieren. Handlungswechsel, 26 Jahre später hat Gelegenheitsdieb und Charmeur Mahony nur eines im Sinn, das Rätsel um seine Mutter zu lösen. In der alten Schauspielerin Mrs Cauly findet Mahony eine Verbündete. Bald werden den Beiden Hindernisse in den Weg gelegt. Bis auf wenige Ausnahmen ist niemand ist mehr an der Wahrheit interessiert. Mahony und seine Freunde lassen sich nicht von den Recherchen abbringen. Dosierte Rückblicke geben Aufschluss über Vorkommisse in der Vergangenheit. Immer mehr Raum nimmt das Übernatürliche ein. Wirkt es anfangs ungewohnt und überraschend, passt es von Buchseite zu Buchseite mehr zur Story. Einige humorvolle, aber auch traurige Szenen sind dem Übernatürlichen zu verdanken. Der Roman hat einen ganz eigenen Stil. Nicht nur die beiden Hauptfiguren Mahony und Mrs Cauly reißen mit. Bald kommt auch den Toten eine besondere Stellung zu. Durch Sprache und Erzählstil entwickelt sich eine besondere Atmosphäre. Es fällt leicht, mit Mahony mitzufiebern. Geheimnisse treten zu Tage. Das Schicksal eines kleinen Mädchens berührt. Verwicklungen werden erst im Laufe der Geschichte deutlich. Ein ganz neues Motiv für den Hass der Dorfgemeinschaft auf Mahonys Mutter tritt zu Tage. Wer ist der Täter? Die Frage beschäftigt bis zum Schluss. Das Verwirrspiel ist gelungen. Es gibt gleich mehrere Verdächtige. Mit jedem Puzzleteil steigt die Spannung. Selbst die Natur nimmt Einfluss. Zum Schluss nimmt das Grauen zu. Der Showdown ist perfekt inszeniert. Gänsehaut pur! Ein passender Ausklang folgt. Es fällt schwer zu akzeptieren, dass der Roman hier zu Ende ist.

Cover und Titel sind Understatement pur. So eine fesselnde Geschichte war nicht zu erwarten. Der Titel ist wenig kreativ. Der dschungelartige Hintergrund macht neugierig. „Der Freund der Toten“ könnte auch als Thriller durchgehen. Charaktere und Story sind originell. Das Buch entwickelt sich schnell zum Pageturner. Ein brillantes Debüt, das noch lange nachhallt.

Bewertung vom 12.04.2017
Die Zeit, in der wir träumten
Jaeger, Meredith

Die Zeit, in der wir träumten


gut

In „Die Zeit, von der wir träumten“ von Autorin Meredith Jaeger erregt ein Rätsel aus der Vergangenheit das Interesse einer Journalistin. Was bringt ihre Recherche ans Licht?

Die 30jährige ehemalige leitende Redakteurin von „Pulse of The City“ Sarah Havensworth arbeitet an ihrer Abschlussarbeit zum Master of Fine Arts. Mit ihrem Roman ist sie mehr als unzufrieden. Durch Zufall stößt Sarah auf das Schicksal zweier verschwundener Näherinnen im Jahr 1876. Das Rätsel um die beiden jungen Frauen nimmt sie sofort gefangen. Nicht jedem ist ihre Recherche recht.

Durch ihren Ehemann Hunter ist Sarah Havensworth in noble Kreise aufgestiegen. Die Familie ist sehr auf Prestige und einen guten Ruf bedacht. Welches hässliche Geheimnis aus ihrer Vergangenheit verheimlicht Sarah Traummann Hunter? Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Mit Sarahs Recherche und einem Artikel über den alten ungelösten Fall der vermissten Näherinnen teilt sich der Roman in zwei Zeiten, heute und 1876, und zwei Handlungssträngen auf. Der Leser erfährt mehr von den Schneiderinnen Hanna und Margaret und ihrem Leben damals. Beide kommen aus ärmlichen Verhältnissen und leiden unter der Gewalttätigkeit eines Familienmitglieds. Mit dem Abbruch einer Geschichte im fesselnden Moment, um mit der anderen fortzufahren, kommt Spannung auf. Bald erweckt die Vergangenheit mehr Interesse als die Geschichte um Sarah. In beiden Handlungssträngen geht es um die große Liebe und um Menschen aus verschiedenen Gesellschaftsschichten, die zueinander finden. Wer hat eine Zukunft? Welche Hindernisse stellen sich den Liebenden in den Weg? Es geht kitschig, aber auch mitreißend zu. Hanna und Margaret sind als Charaktere interessant, weil sie gegen Widrigkeiten zu kämpfen haben und überall Gefahren auf sie lauern. Es geht ums Überleben, Arbeit, Sicherheit und um den Traum von einer besseren Zukunft. Es fällt leicht, mit den beiden mitzufiebern. Hätte Sarah kein Geheimnis, wäre sie eine eher blasse Hauptfigur. Mit unvorhergesehenen Ereignissen nehmen in beiden Handlungssträngen Tempo und Unterhaltungswert zu. Was ist damals geschehen? Was verbirgt Sarah? Spekulationen werden lange angeheizt. Die Auflösungen kommen zu schnell. Das Ende beider Geschichten lässt sich größtenteils erahnen. Dem letzten Buchdrittel fehlt es an Raffinesse.

Das Cover hat etwas Romantisches und Melancholisches. Gut gewählt sind Farben und Details. Der Titel zieht die Blicke aufs Buch. „Die Zeit, in der wir träumten“ ist eine Mischung aus Liebes- und Historienroman mit einer Prise Krimi. Auch wenn das Ende teils etwas enttäuscht, reißt der Roman mit. Den kitschigen Einfluss muss man mögen.

Bewertung vom 09.04.2017
Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte
Basener, Anna

Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte


sehr gut

Von Autorin Anna Basener stammt unter anderem der Ratgeber „Heftromane schreiben und veröffentlichen“. In ihrem Roman „Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte“ sorgt nicht nur eine Ruhrpottikone für Turbulenzen.

Ommas alte Freundin aus Bordellzeiten Mitzi ist tot. Sie wird von allen schmerzlich vermisst. Mit der spontanen Idee von Omma, zu ihr nach Berlin-Kreuzberg zu ziehen, hat Bianca nicht gerechnet. WG-Mitglied Louise macht Probleme. Ist Omma eine Alternative?

Die Geschichte beginnt mit dem „Vorspiel“. Die Kapitelüberschrift lässt Amüsantes erahnen. Omma ist ein Unikat und lässt nächtliche Ruhezeiten nur gelten, wenn es ihr in den Kram passt. Dank ihrer bewegten Vergangenheit als Wirtschafterin in einem Bordell, weiß Omma mit den Widrigkeiten des Lebens umzugehen. Wer glaubt, dass sich die Geschichte hauptsächlich um die resolute alte Dame dreht, täuscht sich. Der Rest der Familie hat ebenfalls Marotten und Eigenarten. Wie ist Mitzi gestorben? Ungereimtheiten machen Bianca misstrauisch. Mitzis Leben und ihr Schicksal werden zum roten Faden des Romans. Alle Charaktere haben sowohl Unterhaltsames als auch Interessantes, aber Mitzi sorgt für Spannung. Geht alles mit rechten Dingen zu oder wurde etwas ausgeheckt? Die Frage beschäftigt über viele Seiten. Bianca hat gegen eine Wand aus Schweigen anzukämpfen. Im Laufe der Story ähnelt sie ihrer Omma immer mehr. Sehr gelungen ist eine kuriose nächtliche Szene, in die Bianca mit hineingezogen wird. Humor und skurrile Begebenheiten machen den Unterhaltungswert des Buches aus. Die spezielle Sprache der Familie hat einen großen Anteil am Lesespaß. Der besondere Slang hebt die Eigenarten der Charaktere hervor. Süß ist Papas Spitznamen für Bianca. Chaos ist bei der Familie vorprogrammiert. Zusammenhalt spielt trotz aller Herausforderungen eine wichtige Rolle. Liebe, Sex, Freundschaft, es wird nichts ausgelassen, was Freude bereitet. Eine Überraschung darf nicht fehlen. Zum Schluss nimmt die Geschichte noch mal Fahrt auf. Das Ende lässt sich erahnen. Der Ausklang ist gelungen. Omma und Co bleiben im Gedächtnis.

Auf den ersten Blick wirkt das Cover etwas seltsam, bis klar wird was für Vorlieben Omma hat. Der Titel weckt die Neugierde. Er passt perfekt zur Geschichte und gibt einen Hinweis auf die Art des Humors. „Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte“ spricht jeden Lesebegeisterten an, der urige Typen mag. Gute Unterhaltung zum Abschalten.

Bewertung vom 03.04.2017
Die Grausamen
Katzenbach, John

Die Grausamen


ausgezeichnet

„Die Grausamen“ ist das neueste Werk von Autor John Katzenbach. Ein zwanzig Jahre alter Vermisstenfall gibt erneut Rätsel auf.

Assistant Deputy Chief Gabriel Dickinson befindet sich nach einem Unglück und der Trennung von seiner Frau in freiem Fall. Sein Alkoholproblem bleibt auch seinem Chef nicht verborgen. Er bekommt eine letzte Chance und wird ins Resort „Cold Cases“ versetzt. Zusammen mit seiner neuen Partnerin Marta Rodriguez-Johnson nimmt er sich alter, ungelöster Fälle an. Nach einer Durststrecke im Papierwust entdeckt Marta eine Spur.

Der Prolog spielt im Jahr 1996. Die 13jährige Tessa kommt von einem Besuch bei ihrer Freundin nicht nach Hause. Die Verzweiflung der Eltern ist greifbar. Alle Suchmaßnahmen verlaufen im Sande. Was ist passiert? Das Undurchsichtige und Rätselhafte zieht sich durch die Geschichte. Handlungswechsel, Gabe hat alles verloren, was ihm wichtig war. Selbst für seinen Job kann er nicht mehr die notwendige Energie aufwenden. Auch Marta hat mit einem Vorfall zu kämpfen, der ihr den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Beide müssen sich beweisen. Es lässt sich erahnen, dass sich das Team Gabe und Marta sehr gut zusammenrauft. Sie sind als Charaktere mit ihren Schwächen und Eigenarten sehr interessant und ergänzen sich. Die anfängliche Lustlosigkeit verwandelt sich bald in Ermittlungsfieber. Eine überraschende Wende ist effektvoll inszeniert. Wie Gabe und Marta bleibt auch der Leser geschockt zurück. Das Netz aus Lügen scheint undurchdringlich. Wer ist der Gegner? Die Gefahr für Gabe und Marta nimmt zu. Marta muss ihr Trauma überwinden und Gabe einer Versuchung widerstehen. Jedes kleinste Anzeichen von Schwäche kann den Tod bedeuten. Autor John Katzenbach setzt auf die psychologische Schiene. Welche Abgründe stecken hinter den Taten? Spekulationen kommen auf. Alleingänge sorgen zusätzlich für Spannung. Die Paukenschläge kommen zum Schluss. Wer glaubt, der Auflösung schon früh näher gekommen zu sein, irrt sich. Die letzten Seiten haben mehr als eine Überraschung parat. Der Thriller ist klasse inszeniert. Autor John Katzenbach lässt dem Leser Atempausen, um ihm dann eine packende Szene vor den Bug zu knallen. Man weiß nie, was demnächst passiert.

Das Spinnennetz mit den scheinbaren Wassertropfen setzt den Inhalt passend undurchsichtig in Szene. Der Titel wirkt aussagekräftig und kann doch auf falsche Fährten führen. Anziehungskraft hat zusätzlich der Autorenname. Für Thriller-Fans ist „Die Grausamen“ ein Muss. Die Intensität der Story ist dem ungewöhnlichen Ermittlerteam zu verdanken.

Bewertung vom 01.04.2017
Ein fauler Gott
Lohse, Stephan

Ein fauler Gott


gut

„Ein fauler Gott“ ist der Debütroman von Stephan Lohse. Der Roman behandelt die Themen „Verlust und Trauer“ auf ungewöhnliche Weise.

Bens Bruder Jonas stirbt mit 8 Jahren nach einem Wettschwimmen im Schwimmbad und 11tägigen Krankenhausaufenthalt. Es konnte keine eindeutige Diagnose gestellt werden. Sein Tod kam für die Familie überraschend. Mutter Ruth und Ben haben schwer mit dem Verlust zu kämpfen.

Bens Blick auf die Welt und sein Innerstes ist verstörend. Seine Gefühlslagen wechseln zwischen Wut und Traurigkeit. Der 11jährige Ben fühlt sich wegen des Wettschwimmens schuldig an Jonas‘ Tod und Ruth, weil sie ihre Kinder mit der Nachbarin allein hat ins Schwimmbad gehen lassen. Beide gehen mit Verlust und Trauer unterschiedlich um und entfernen sich voneinander. Dabei hat Ben den Trost so nötig. Autor Stephan Lohse erzählt auf ganz eigene Art vom Schicksal der Familie. Die Sprache ist offen und schonungslos. Weder Sohn noch Mutter ahnen, wie es dem anderen wirklich geht. Das führt zu einer Abwärtsspirale, mit der so nicht zu rechnen war. Ruth versucht sich zusammenzureißen, kann aber kleine Ausbrüche nicht verhindern. Bens Rettungsanker sind die Freunde, aber auch hier läuft nicht alles reibungslos. Es fällt oft schwer, den Themenwechseln zu folgen. Viele Passagen wirken zu kurz. Es hätte dem Roman gut getan, an so manchem Ort oder in Szenen länger zu verweilen. Handlungswechsel ermöglichen Einblicke in Bens und Ruths Leben nach Jonas Tod. Besonders auf Seiten von Ben gibt es einige originelle Beschreibungen. Unterhaltsam sind seine Fahrstunden mit Herrn Gäbler. Ein Vorfall mit Freund Chrisse beim Angeln sorgt für Spannung. Die Geschichte bietet viel Abwechslung. Was nicht vergeht ist die Schwermut. Es bleibt düster. Ruth verlässt immer mehr der Lebenswille. Eine ungewöhnliche Wende scheint alles wieder ins Lot zu bringen. Der Paukenschlag folgt. Sehr gut gelungen ist das Ende. Zwar entspricht das letzte Buchdrittel nicht den Erwartungen, aber Schluss und Ausklang trösten.

Der Titel hat Anziehungskraft und wird im Inhalt anders interpretiert als gedacht. Was hat es mit der Rakete auf sich? Trotz Schlichtheit animiert das Cover zum Zugreifen. „Ein fauler Gott“ ist keine leichte Kost. Der Roman erfordert Zeit und Konzentration und hinterlässt Eindruck. Es ist kein Buch, das aufbaut und nicht für jemanden zu empfehlen, der kürzlich einen schmerzhaften Verlust erlitten hat.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.03.2017
Das Geheimnis der Ozeane / Alea Aquarius Bd.3
Stewner, Tanya

Das Geheimnis der Ozeane / Alea Aquarius Bd.3


sehr gut

„Alea Aquarius – Das Geheimnis der Ozeane“ ist Band 3 der Alea Aquarius-Reihe von Autorin Tanya Stewner. Sind Alea und Lennox vielleicht doch nicht die einzigen Meermenschen auf der Welt?

Die Alpha Cru macht sich auf die Suche nach Aleas Vater Keblarr. Eine erfolgversprechende Spur führt nach Island. Alea hofft auch, ihre Zwillingsschwester Anthea dort zu finden. Alea wünscht sich nichts sehnlicher, als das Meervolk wieder aufleben zu lassen. Könnten Meermenschen vielleicht auch irgendwann wieder die Ozeane bevölkern?

Die Alea Aquarius-Reihe befasst sich mit dem Thema „Umweltverschmutzung“. Müllteppiche und Müllstrudel machen nicht nur Alea und ihren Freunden Angst. Kinder ab 10 Jahren werden durch abenteuerliche Geschichten rund um das Meermädchen Alea auf unterhaltsame Weise auf die unsäglichen Bedrohungen für Mensch und Natur aufmerksam gemacht. Es liegt an jedem Einzelnen etwas zu ändern. Zu verhindern, dass Mikroplastik aus Kosmetik und Co in Flüsse und Meere gelangt. Das ist eine besondere Art der Aufklärung, die viel bewegen kann. Im Vordergrund stehen jedoch die Alpha Cru und ihre Erlebnisse. Wird Alea ihren Vater und vielleicht sogar ihre Schwester finden? Auf ihrem Weg trifft sie auf die unterschiedlichsten magischen Wesen, für die die Meermenschen immer schon von großer Bedeutung waren. Ob Seh-Saffier oder Wasserkobold, mit den phantasievollen Gestalten kommt viel Atmosphäre auf. Aleas und Lennox‘ besondere Talente spielen für aufregende bis spannende Szenen eine große Rolle. Jeder der Alpha Cru-Mitglieder hat seine Eigenarten und Besonderheiten. Zusammenhalt wird bei ihnen groß geschrieben. Missverständnisse zwischen Freunden und in der Liebe, das Realitätsnahe überzeugt. Gleich im ersten Buchdrittel etwas zu gewollt eingesetzt ist die Musik. Später wird sie auf eine andere magische Weise zu einem wichtigen Teil der Geschichte. Island als mystischer Handlungsort ist sehr passend gewählt. Undurchsichtige Charaktere und das Rätselhafte reißen mit. Etwas zu durchschaubar ist Aleas Gegner. Offen bleibt, was genau er plant. Alea übersieht zu viele Alarmsignale. Ein Geständnis kommt zu prompt. Der ausschlaggebende Grund für die Handlungen ist nicht nachvollziehbar. Auf den letzten Buchseiten gewinnt die Geschichte an Intensität. Die zeitweisen Schwächen sind schnell verziehen.

Claudia Carls Coverillustration verzaubert. Alea und Lennox in einer packenden Szene eingefangen machen neugierig auf die Geschichte. Der Titel hat Anziehungskraft. Die Farben unterstreichen das Magische und Abenteuerliche. Sehr gelungen! „Alea Aquarius – Das Geheimnis der Ozeane“ hat dank origineller Ideen und Charaktere einen hohen Unterhaltungswert. Der Ausklang von Band 3 weckt die Neugierde auf den Folgeband.

Bewertung vom 19.03.2017
Drachenalarm auf meinem Teller / Drachenalarm Bd.1
Nicoll, Tom

Drachenalarm auf meinem Teller / Drachenalarm Bd.1


ausgezeichnet

„Drachenalarm auf meinem Teller“ ist Band 1 der Drachenalarm-Kinderbuchreihe von Autor Tom Nicoll. Inzwischen sind Band 2 „Drachenalarm in meinem Rucksack“ und Band 3 „Drachenalarm in meinem Klo“ erschienen.

Min Song liefert mit ihrem Papa, Inhaber des „Panda Pavillon“, Essen aus. Eine Lieferung geht an Mitschüler Eric und seine Familie. Erics Papa ist Trainer der örtlichen Fußballmannschaft, und es gibt ordentlich was zu feiern. Zwar ist der Torerfolg nur ein Eigentor der gegnerischen Mannschaft und sie haben das Spiel 10:1 verloren, aber was soll’s. Nach der Schlemmerei macht Eric eine seltsame Entdeckung.

Der Titel führt ein bisschen in die Irre. Wie Eric tatsächlich auf den Mini-Drachen Ping Lang stößt ist sehr originell, und dann hält er ihn noch nicht einmal für echt. Die Überraschung kommt auf dem Fuße und ist auch in eine mitreißende Szene verpackt. Autor Tom Nicoll überzeugt mit einem humorvollen Erzählstil und einer außergewöhnlichen Hauptfigur. Auf Drachen fahren Jungen wie Mädchen gleichermaßen ab. Sie haben etwas Mystisches und Rätselhaftes. So ein Mini-Drache wirkt zudem noch zuckersüß. Eigentlich sollte er an einem ganz anderen Ort landen. Sein Reiseutensil ist mehr als ungewöhnlich. Bald offenbart Ping Schwächen, die ihn noch liebenswerter machen. Der Drachenwinzling bringt Erics Leben ordentlich durcheinander. Er hält sich nicht an jede Absprache und taucht auch mal im ungünstigsten Augenblick auf. Obwohl es Drachengeschichten zu Hauf gibt, diese ist anders. Einfach noch peppiger und witziger. Ungewöhnlich sind auch die Namen. Erics Dad heißt Monty Chip, die Familienkatze Pusskin. Toby als nerviger, verwöhnter Nachbarsjunge, der alles bekommt, was er sich wünscht, ist der perfekte Gegenpol zu Eric und seinen Freunden. Die Geschichte hat einen hohen Unterhaltungswert. Mit Ping als Geheimnis, das keinesfalls auffliegen darf, kommt Spannung auf. Einzig allein die Kapitelüberschriften sind zu einfach gestrickt und nicht kreativ genug. Das lässt sich locker verschmerzen. Sarah Horns Illustrationen unterstreichen den Witz und Charme der turbulenten Geschichte. Hin und wieder spricht Eric den Leser persönlich an, was nicht übertrieben sondern in den Momenten passend wirkt. Für Abwechslung sorgen kuriose Listen. Mit den Minidrachen-Infos kommt ein bisschen „Gremlins – Kleine Monster“ – Flair auf. Herrlich unterhaltsam sind auch die Drachenrezepte am Ende des Buches. Ein rundum gelungenes Drachen-Debüt!

Ping ist für jeden Schabernack zu haben. Das Cover versprüht gute Laune. Der Begriff „Drachenalarm“ hat große Anziehungskraft und ist sehr klug für die Kinderbuchreihe gewählt. Der Inhalt übertrumpft sogar noch das Cover. Ein Lesespaß für Kinder ab 8 Jahren und die ganze Familie.