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Mikka Liest
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⇢ Ich bin: Ex-Buchhändlerin, Leseratte, seit 2012 Buchbloggerin, vielseitig interessiert und chronisch neugierig. Bevorzugt lese ich das Genre Gegenwartsliteratur, bin aber auch in anderen Genres unterwegs. ⇢ 2020 und 2021: Teil der Jury des Buchpreises "Das Debüt" ⇢ 2022: Offizielle Buchpreisbloggerin des Deutschen Buchpreises

Bewertungen

Insgesamt 735 Bewertungen
Bewertung vom 28.02.2016
Darkmere Summer
Maslin, Helen

Darkmere Summer


sehr gut

"Darkmere Summer" ist ein klassischer Schauerroman für moderne junge Leser: ein alter Fluch, Stimmen im säuselnden Wind, Schritte in einem leeren Flur, das bedrohlich tosende Meer - aber auch Party, Kiffen, Planking und Smartphone. Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen: zum einen folgt sie der jungen Elinor, die im Jahr 1825 als naive 17-jährige Braut den Fuß in Darkmere Castle setzt (und das bitter bereut), zum anderen spiegeln sich deren Erlebnisse auf sonderbare Art wider im Leben von Kate, einem ganz normalen Teenager aus unserer Zeit.

Was mich besonders begeistert hat, war der großartige Schreibstil; mit stimmungsvollen Bildern baut er unterschwellige Spannung und gepflegten Grusel auf. Dabei trifft die Autorin in meinen Augen aber auch die Jugendsprache moderner Teenager sehr gut!

Die Ereignisse haben mich selten wirklich überrascht, aber dennoch übten sie auf mich einen unwiderstehlichen, düsteren Sog aus - ich war gefesselt und musste einfach immer weiterlesen.

Die beiden jungen Frauen, durch deren Augen wir die Geschichte sehen, waren mir schnell sympathisch und ich habe ganz selbstverständlich mit ihnen mitgefühlt.

Elinor gilt als undamenhafter Wildfang, macht sich nichts aus Juwelen oder schönen Kleidern und hat noch kein Interesse an jungen Männern oder gar Ehe - zumindest nicht im echten Leben! Stattdessen vergräbt sie lieber die Nase in einem Liebesroman. Außerdem hat sowieso keiner Augen für sie, da ihre bildhübsche Schwester mit geschicktem Flirten und geziertem Benehmen alle Blicke auf sich zieht.

Kate sehnt sich nach der Akzeptanz und Zuneigung, die sie von ihrer meist betrunkenen Mutter nie bekommen hat. Sie ist intelligent und entschlossen, etwas aus ihrem Leben zu machen, reagiert aber manchmal unnötig misstrauisch oder feindselig, weil sie so daran gewöhnt ist, sich immer behaupten zu müssen.

Beide haben wenig übrig für oberflächlichen Tand, legen Wert auf innere Werte und sind Leseratten - alles Eigenschaften, die mir gut gefallen haben!

Und auch in der Liebe spiegelt sich ihr Leben: Elinor fühlt sich von St. Cloud, dem ersten Herr von Darkmere, angezogen - Kate von Leo, seinem Erben. Beide sind arrogant, verwöhnt, oft grausam und egoistisch, haben aber auch einen gewissen dunklen Charm.

Romantik erweist sich in diesem Buch oft als Trugschluss, und Liebe ist noch keine Garantie für ein Happy End... Dadurch fand ich die Geschichte auch nie kitschig, konnte Kates und Elinors Gefühle aber gut mitfühlen.

Zwei weitere Charaktere, die mich überzeugen konnten, waren Jackson (Gegenwart) und Anna (Vergangenheit).

Anna ist Elinors Schwester und hat eigentlich nur ein Interesse: sie will sich so schnell wie möglich einen reichen Mann angeln, denn sie will ein Stadthaus, Bedienstete, die neueste Mode, eine eigene Kutsche und vieles mehr. Sie hat keinen Sinn für Romantik und kein Interesse an tieferen Werten. Aber ein Schicksalsschlag macht ihr einen Strich durch die Rechnung...

Jackson ist ein Kumpel von Leo, der Kate immer feindselig und ablehnend zu mustern scheint, obwohl er dazu eigentlichen keinen Grund hat. Sie ist der Meinung, er wolle einfach kein Mädchen aus armen Verhältnissen in der Clique, und er scheint sich an Leos unsympathischeren Eigenschaften auch nie zu stören - aber natürlich stellt sich dann doch heraus, dass alles ganz anders ist.

Die anderen Charaktere blieben für mich leider eher blass; ich hatte nicht das Gefühl, sie wirklich kennen zu lernen. Andererseits sind Kate und Elinor so lebendige, starke Charaktere, dass sie die Geschichte alleine tragen können.

Eine kleine Sache, die ich nicht ganz schlüssig fand: Kate bezieht ihre Informationen hauptsächlich aus Elinors Tagebuch und alten Zeitungsausschnitten, weiß aber gegen Ende Dinge, die weder im Tagebuch noch in der Zeitung gestanden haben können...

Bewertung vom 27.02.2016
Schwarzblende
Beck, Zoë

Schwarzblende


weniger gut

Die Themen, die in diesem Buch angeschnitten werden, finde ich an sich hochinteressant und nahe dran am Puls der Zeit: Terror versus Einschränkung der persönlichen Freiheitsrechte durch Anti-Terror-Maßnahmen, gesellschaftlich tolerierter Rassismus und die Radikalisierung frustrierter junger Menschen, die von ihrer Sehnsucht nach Akzeptanz in die Arme fanatischer Extremisten getrieben werden.

Die Umsetzung dieser Themen in einem Thriller klang unglaublich spannend und originell, so dass ich das Buch mit sehr hohen Erwartungen begonnen habe! Leider konnte es mich dann aber nicht vollends überzeugen.

Direkt in den ersten Szenen tat ich mich sehr schwer mit dem Schreibstil, der sich für mich sperrig und ungeschliffen las; besonders störten mich anfangs die vielen Wiederholungen bestimmter Phrasen und Wörter. Im Laufe des Buches bessert sich das in meinen Augen zwar deutlich, aber dennoch hatte ich das Gefühl, dass der Schreibstil mich schlicht nicht abholen konnte. Manchmal hatte er auch Anflüge von Pathos, die mir nicht gefielen.

Auch die Spannung wollte sich für mich nur langsam aufbauen, trotz der an sich packenden Themen und obwohl der Protagonist schnell in eine brisante Lage gerät.

Interessant fand ich die gesellschaftskritischen und politischen Aspekte, besonders die Darstellung der Medien als Instrument der Macht, aber lange schien die Geschichte zu wenig Überraschendes zu bieten zu haben, um aus dem politischen Drama einen Thriller zu machen. Erst in der zweiten Hälfte beschleunigen sich die Ereignisse und es wird klar, dass es hier um mehr geht als "nur" um das Attentat, dass hinter den Kulissen eine dritte Macht an den Strippen zieht - aber wer, und warum?

Da konnte ich endlich in die Geschichte eintauchen - aber leider, leider hat mich die Auflösung dann bitter enttäuscht.

Ich empfand sie als sehr konstruiert, was vielleicht unter anderem daran lag, dass das eigentliche Schlüsselereignis bis kurz vorm Ende wenig in die übergreifende Handlung integriert, sondern plötzlich aus dem Hut gezaubert wird. Natürlich soll das Ende eines Thrillers überraschen, aber meiner Meinung nach sollte man dennoch rückblickend sagen können: Ach, jetzt verstehe ich, wie das alles zusammenhängt!

Außerdem wirkte es auf mich so, als würde der Drahtzieher des Ganzen ein unnötiges Risiko auf sich nehmen, um ein Ziel zu erreichen, dass er viel einfacher hätte erreichen können. (Aber dann wäre der Protagonist nicht darin verwickelt gewesen.) Und für mich noch gravierender: die Auflösung wird nur möglich gemacht durch einen früher im Buch vorkommenden, höchst unwahrscheinlichen Zufall.

Niall, der Protagonist, war mir durchaus sympathisch. Er ist ist ein netter Kerl, der es im Leben nicht immer leicht hatte, sich aber dennoch moralische Prinzipien bewahrt hat. Ihn und seinen Vater verbindet eine problematische Vergangenheit, und er hat das Gefühl, in dessen Schatten zu stehen. Er will vorankommen in einem Beruf, der ihn mit Gewalt, Leid und Tod konfrontiert, hat aber seine Fähigkeit, mitzufühlen, noch nicht verloren und das gefiel mir gut. Allerdings fand ich extrem unglaubwürdig, wie hartnäckig er immer wieder die Augen vor dem Offensichtlichen versperrt - denn eigentlich wird er als intelligent dargestellt!

Viele der anderen Charaktere blieben für mich eher blass: der konservative Onkel, dessen machthungrige Ex-Frau, der berühmte Vater, Nialls Kollegen usw. Deswegen hat mich auch der ein oder andere Todesfall wenig berührt. Vielversprechend fand ich die scheinbar knallharte Beth, die sich im Laufe der Geschichte als heldenhaft selbstlos erweist, aber auch bei ihr hatte ich das Gefühl, immer ein bisschen außen vor zu bleiben.

Einer der für mich interessantesten Charaktere macht dann auf der allerletzten (!!) Seite noch eine Wandlung durch, die ich nicht glaubhaft fand, sondern die auf mich eher gewollt schockierend wirkte.

Bewertung vom 24.02.2016
Sidonia & Sofia
Sander, Rebecca

Sidonia & Sofia


gut

In der ersten Erzählung geht es um eine reale Person: Sidonia, eine ganz außergewöhnliche junge Frau, die im 18. Jahrhundert lebte. Sie war nicht nur Dichterin, sondern sogar kaiserlich gekrönte Poetin - und dennoch schlug ihr in ihrer Zeit viel Ablehnung entgegen, während sie heute fast vergessen ist.

Besonders der Kontrast zwischen Sidonia und ihrer Schwester Martha macht glasklar, wie sehr das, was Sidonia sich vom Leben wünscht, mit dem bricht, was von ihr erwartet wird - Martha, das Musterbild der "guten" Frau, sorgt sich um ihren Haushalt, ihre Kinder, ihren Mann, und erwartet darüber hinaus keine Selbsterfüllung. Sofia dagegen verschafft sich ihre Freiheiten, trotzt sie ihrem Leben entschlossen ab, was die Autorin hier sehr prägnant darstellt.

Sidonias "Stimme" empfand ich als sehr sympathisch und glaubhaft, und mir hat gut gefallen, mit welch scharfem Verstand sie ihre Zeit und die Gesellschaft, in der sie lebt, beobachtet.

Meist sind historische Fakten gut in die Geschichte verwoben, aber es gibt auch immer wieder Szenen, in denen sie wie Fremdkörper störend herausstechen, und dann hatte ich das Gefühl, dass die Erzählung mir nicht ganz den Sprung ermöglicht vom historischen zum literarischen Interesse.

In der zweiten Erzählung geht es um die literarisch begabte, psychisch kranke Sofia, die im aufgeklärten 20. Jahrhundert lebt - aber ihre Eltern gehören einer christlichen Sekte an, die den Frauen wenig mehr Rechte zugesteht, als sie Sidonia im 18. Jahrhundert hatte.

Sofia kommt hier nur posthum durch ihr Tagebuch zu Wort, das geprägt ist von getriebenen, fiebrigen Wahnvorstellungen. Deswegen hatte ich das Gefühl, die wahre Sofia weniger als Person kennenzulernen als als ihre Krankheit und deren Auswirkungen auf die ohnehin gestörte Familienwelt. Das hat mir gefehlt und es mir schwer gemacht, wirklich in ihre Geschichte einzutauchen.

Interessant ist in meinen Augen, wie sie in ihren Wahnvorstellungen ihren tatsächlichen Alltag zu etwas Albtraumhaften macht: die Mutter als Oger.

Cornelia ist die Angepasste, Brave, die jetzt den Nachlass ihres Vaters abwickelt. Dabei denkt sie über ihre Familie nach, während sie als Architektin für einen Kunden ausgerechnet ein Glashaus baut... Wir sehen die Dinge größtenteils durch ihre Augen, wobei ich ihre Stimme oft als etwas emotionslos empfand und selten das Gefühl hatte, wirklich mit ihr mitzufühlen.

Ich finde es schwierig, diese Erzählungen nach meinen üblichen Kriterien zu beurteilen, aber zusammenfassend möchte ich sagen:

Beide Erzählungen sind für mich eher gesammelte Momentaufnahmen aus den Leben der beiden Frauen als Geschichten mit klassischem Spannungsbogen. Obwohl das sicher so beabsichtigt ist, fehlte mir dadurch das Hinfiebern auf Konflikt und Auflösung, und daher konnten mich die Geschichten auch nicht so recht packen, obwohl ich die Themen (Frauenrechte, Geschlechterrollen, literarische Selbstverwirklichung) hochinteressant fand.

Die Charaktere konnten mich nur zum Teil fesseln; besonders fehlte mir in der zweiten Erzählung der "Draht" zu Sofia.

Manchmal gefiel mir der Schreibstil richtig gut. Dann fand ich ihn lebendig - voll dichter Atmosphäre und viel Liebe zum prägnanten Detail - und spürte dahinter eine große Tiefe. Oft ist er meines Erachtens aber auch holprig und abgehackt, gelegentlich sogar etwas steril.

Was mich sehr gestört und immer wieder aus dem Fluss der Geschichte gerissen hat:

Besonders in der ersten Erzählung springen Zeitformen und Erzählperspektive immer wieder hin und her. Ein Absatz kann mit einem auktorialen Erzähler im Präteritum beginnen und in der Ich-Perspektive im Präsens enden. Das kann in meinen Augen gut funktionieren, wenn es gezielt als Stilmittel eingesetzt wird, um dramatische, emotionale oder anderweitig hervorzuhebende Schlüsselszenen besonders zu betonen, aber hier erscheint es mir meist eher willkürlich.

Bewertung vom 22.02.2016
Es muss wohl an dir liegen
McFarlane, Mhairi

Es muss wohl an dir liegen


ausgezeichnet

Eigentlich sage ich ziemlich oft: »Och, Liebesromane? Nö, das ist nicht so mein Genre!« Deswegen war ich letzten Sommer erstmal mäßig begeistert, als Überraschungsgeschenk ausgerechnet "Vielleicht mag ich dich morgen" von Mhairi McFarlane in meinem Briefkasten vorzufinden... Aber einem geschenkten Buch schaut man doch mal in die Seiten, und schnell stellte ich fest: Huch, das gefällt mir ja richtig gut - einfallsreich, witzig, mit tollen Charakteren und einem lockeren und dabei souveränen Schreibstil... Bitte mehr davon!

Deswegen war ich vor ein paar Wochen auch schon deutlich freudiger überrascht, als "Es muss wohl an dir liegen" mit der Morgenpost eintrudelte.

Nach dem Klappentext könnte man vielleicht glauben, es hier mit einem sehr gradlinigen Liebesroman zu tun zu haben, mit viel Kitsch und einem vorhersehbaren Ende. Aber weit gefehlt: dieses Buch hat mich immer wieder positiv überrascht und mit jeder Seite mehr von sich überzeugt. Es geht nicht "nur" um eine gescheiterte Beziehung, es geht vor allem um eine Frau, die dadurch aus ihrem Trott wachgerüttelt wird und feststellt, dass sie in den letzten 10 Jahren immer den einfachsten, bequemsten Weg gewählt hat und sich nie getraut hat, ihre Träume tatsächlich anzupacken. Und so zieht sie los und krempelt ihr Leben von Grund auf um.

Das ist unheimlich witzig, unheimlich rührend, unheimlich originell und hat überraschend viel Tiefgang. Immer wieder geht es um die Dinge, die einen zurückhalten, die Dinge, die einen antreiben. Außerdem ist die Geschichte sehr komplex, mit vielen unerwarteten Wendungen. Liebesroman, Krimi, Superheldinnen und Spionage, Drama, Gegenwartsliteratur, das Ganze ist eine richtige Wundertüte, und das machte es für mich so spannend und unterhaltsam.

Delia ist eine sympathische Heldin, mit der man mitfühlen kann. Es macht einfach Spaß, ihr dabei zuzusehen, wie sie im Laufe des Buches ihre eigenen Stärken entdeckt! Sie hat Grafikdesign studiert, wollte eigentlich immer Comics zeichnen, aber nach dem Studium war sie so fest davon überzeugt, dass alle anderen mehr Talent haben als sie, dass sie diesen Traum aufgegeben hat, ohne es auch nur zu versuchen. Und auch in ihrer Beziehung zu Paul hat sie sich selbst und ihre eigenen Wünsche aufgegeben, um ihr ganzes Leben rund um seine Wünsche herum aufzubauen.

Ich habe oft aufgestöhnt, wenn sie wieder mal einen Rückzieher machte, aber umso befriedigender war dann jeder Schritt in die richtige Richtung. Sie beginnt endlich wieder, an dem Comic weiterzuarbeiten, den sie als junges Mädchen begonnen hat - und das Buch enthält einige Seiten des Comics, was mir sehr gut gefallen hat!

Ich fand auch die anderen Charaktere gut geschrieben, und bei vielen darf man sich wirklich nicht auf den ersten Eindruck verlassen... Anfänglich sympathische Charaktere entpuppen sich als Mogelpackung (und umgekehrt), aber alle sind meines Erachtens lebensecht, knallbunt und dreidimensional.

Auch die Liebesgeschichte fand ich wunderschön und kein bisschen klischeebehaftet. Bis zum Schluss war ich mir nicht sicher, wie es tatsächlich ausgehen würde, aber ich bin mit dem Ende sehr zufrieden!

Dem Humor stand ich erst ein bisschen skeptisch gegenüber. Einer der Charaktere hat einen, wie Delia das ausdrückt, anarchischen Analhumor, den ich überhaupt nicht witzig fand, sondern nur primitiv... Aber gerade dieser Charakter macht dann im Laufe des Buches eine große Entwicklung durch, und ansonsten hat mich das Buch öfter mal zum Lachen oder Schmunzeln gebracht.

Der Schreibstil ist in meinen Augen nie langweilig. Er ist pfiffig, mit originellen Formulierungen und viel Liebe zum augenzwinkernden Detail. Dabei beherrscht die Autorin alle Facetten, von rasanten Szenen bis zu ruhigen Zwischensequenzen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.02.2016
Blut und Feuer / Die Überlebenden Bd.3
Bracken, Alexandra

Blut und Feuer / Die Überlebenden Bd.3


ausgezeichnet

Mit einem weinenden und einem lachenden Auge klappe ich das Buch zu, denn in diesem letzten Band sagen wir Ruby und ihren Freunden Lebwohl. Ich war sehr gespannt darauf, wie die Geschichte enden würde - ich konnte mir einfach keine schlüssige Lösung vorstellen; zu übermächtig erschien mir die Angst der Erwachsenen vor den Kindern, deren Fähigkeiten sie nicht kontrollieren können.

Aber der Autorin ist in meinen Augen ein glaubhaftes Ende gelungen! Es geht nicht ohne Verluste ab, es löst die Probleme nicht über Nacht, aber es schließt die Geschichte auf eine Art und Weise ab, die ich als Leserin zufriedenstellend fand.

Es geht direkt wieder rasant und spannend los - wir sind mitten drin in einer gefährlichen Situation, ein kommender Verrat scheint wie ein Damoklesschwert über den Überlebenden zu hängen... Es gibt für diese traumatisierten Kinder (noch) keinen Frieden, sie können sich auf nichts und niemanden verlassen.

Ich fand die emotionale Entwicklung der Charaktere genauso spannend wie die übergreifende Handlung, denn viele davon haben wir ja in den drei Bänden schon lange begleitet, und mir sind sie sehr ans Herz gewachsen.

Im Mittelpunkt steht natürlich wieder Ruby, die unter posttraumatischem Stress zu leiden scheint. Sie hat Panikattacken, sie ist unglaublich wütend... Aber sie hält sich auch unglaublich tapfer; sie gibt niemals auf und handelt oft mutig und selbstlos.

Allerdings übertreibt sie es manchmal damit, ihre Freunde beschützen zu wollen. Um sie zu schützen, enthält sie ihnen Dinge vor und beraubt sie damit der Chance, informierte Entscheidungen über ihr eigenes Leben zu treffen - was eigentlich ihr gutes Recht wäre. Das fand ich nicht gut, aber ich fand es verständlich. Sie ist einfach von der Angst motiviert, noch einen geliebten Menschen zu verlieren.

Auch über Vida, Chubs, Zu, Liam und Cole könnte ich viel schreiben; sie sind mir alle sehr ans Herz gewachsen, und für mich sind sie lebendige, glaubhafte, liebenswerte Charaktere.

Besonders Liam und Cole verkörpern zwei unterschiedliche Vorstellungen von einer möglichen Zukunft: während Cole eine kriegerische Lösung anstrebt, ist es leicht, Liam für den Schwächeren zu halten - er will keine Gewalt anwenden, aber er hat eine andere Art von Mut, den er für eine friedliche Lösung einsetzt.

Interessant fand ich auch wieder Clancy. Es ist einfach zu vergessen, dass auch er zu den Opfern gehört - er ist das Resultat dessen, was die Erwachsenen ihm angetan haben, aber das entschuldigt nicht alles, was er tut.

Die Liebesgeschichte zwischen Ruby und Liam fand ich einerseits wunderschön, anderseits oft beinahe schmerzhaft, denn so sehr sich die beiden auch lieben, so sehr steht die Vergangenheit zwischen ihnen...

Ich war wieder beeindruckt von den originellen Ideen, die die Autorin in die Geschichte einbringt, und es gibt auch eine unerwartete Wendung, die mich kalt erwischt hat! Auch den Schreibstil fand ich immer noch fantastisch. Er hat oft etwas beinahe Melodisches, Atmosphärisches, mit unverbrauchten Bildern.

"Schwarz ist die Farbe, die keine Farbe ist.
Ich renne, aber es ist mein Schatten. Der mich jagt, verschlingt, verseucht.
Schwarz ist die Farbe der Erinnerung.
Es ist unsere Farbe.
Die einzige, die sie verwenden werden, um unsere Geschichte zu erzählen."

Fazit:
Die Geschichte der Überlebenden kommt zu einem schlüssigen, glaubhaften Ende, das auf kitschige Rosarotmalerei verzichtet. Die Charaktere habe ich wieder geliebt (und/oder gehasst), und der wunderbare Schreibstil hat mich wieder sehr berührt. Die 608 Seiten flogen für mich vorbei wie nichts, spannend und einfallsreich und mit unerwarteten Wendungen - ein würdiges Ende einer originellen Dystopie.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.02.2016
Moorfeuer / Kommissar Waechter Bd.2
Neubauer, Nicole

Moorfeuer / Kommissar Waechter Bd.2


ausgezeichnet

Eine spannende, vielschichtige Geschichte, in der man als Leser zwischendurch ins Grübeln kommt - spielt hier tatsächlich etwas Übernatürliches eine Rolle? Geht der ruhelose Geist eines kleinen Mädchens um, war die Ermordete eine alte Hexe?

Die junge Ermittlerin Elli schüttelt zwar immer wieder fassungslos den Kopf darüber, dass es im 21. Jahrhundert tatsächlich noch Menschen geben soll, die an Hexen, Flüche und Ähnliches glauben, aber in manchen Gegenden ist dieser volkstümliche Aberglaube schlichtweg noch tief verwurzelt.

Spielt da jemand ein perfides Spiel mit der abergläubischen Angst der Menschen? Mehr und mehr erhärtet sich der Verdacht, dass diesem Verbrechen ein lange ungesühntes vorausging...

Mir hat sehr gut gefallen, dass ich als Leserin bis zur Auflösung des Falles komplett im Dunkeln tappte! Vorhersehbar war es für mich keine Spur, und deswegen blieb für mich die Spannung bis zum Schluss auf hohem Niveau erhalten. Ich fand die Grundidee, diese Mischung aus Krimi und Mystizismus, sehr originell, interessant und gut ausgearbeitet. Definitiv kein 08/15-Krimi!

Auch die Charaktere sind keine angestaubten Klischees, keine langweiligen Krimi-Pappfiguren, wie man sie schon tausendmal gelesen hat. Sie sind außergewöhnliche und dennoch glaubhafte Menschen, die alle ihr emotionales Päckchen zu tragen haben, mit einer bunten Mischung aus Ängsten, Marotten, Stärken, Schwächen Problemen...

Ok, zugegeben: ein paar von ihnen haben Beziehungsprobleme, wie das bei Krimi-Kommissaren oft der Fall ist - aber ich vermute mal, das ist deswegen so weitverbreitet, weil sich dieser Beruf tatsächlich nicht gut mit einem erfüllten Familienleben verträgt!

Mir sind die wiederkehrenden Charaktere wie z.B. Hannes, Waechter, Elli und der Hüter des Schweigens auch in diesem zweiten Band wieder schnell ans Herz gewachsen, und ich finde es wunderbar, was für prägnante, unverwechselbare "Stimmen" sie alle haben. Ja, auch der Hüter des Schweigens - der schweigt halt prägnant und unverwechselbar!

Wer den ersten Band nicht gelesen hat, sollte sich in "Moorfeuer" nicht so schnell von der Anzahl der Charaktere entmutigen lassen; meines Erachtens gewinnt man schnell einen Überblick über die wichtigsten davon und kann das Buch auch dann gut lesen, wenn man "Kellerkind" nicht kennt.

Den Schreibstil finde ich einfach hervorragend. Er hat so etwas Frisches, Unverbrauchtes, mit tollen Bildern und Metaphern, und vor allem einem schrägen, kauzigen Humor, der mich immer wieder zum Lachen gebracht hat. Es gibt aber auch Szenen mit düsterer, mystischer Atmosphäre.

Ich kann Buch UND Hörbuch empfehlen, denn letzteres ist wunderbar umgesetzt, mit dem grandiosen Sprecher Richard Barenberg, der die verschiedenen Charaktere sehr passend und gut unterscheidbar spricht.

Fazit:
Eine alte Frau wird auf dem Scheiterhaufen verbrannt, ein kleines Mädchen sieht den Geist eines anderen kleinen Mädchens, und ein Haufen schrulliger Ermittler versucht, zwischen Hexenglauben und moderner Kriminalistik daraus schlau zu werden. Das fand ich witzig und dennoch spannend, originell und einfach gut geschrieben, und ich freue mich jetzt schon auf den dritten Band der Reihe!

Bewertung vom 11.02.2016
Still Missing - Kein Entkommen
Stevens, Chevy

Still Missing - Kein Entkommen


ausgezeichnet

Die Grundidee des Thrillers ist sehr einfach:

Eine junge Frau wird entführt und lebt danach ein Jahr lang auf engstem Raum mit einem Entführer, der sie misshandelt, missbraucht und in jeder Hinsicht kontrolliert. Da sie die Geschichte ihrer Therapeutin erzählt, weiß der Leser allerdings von Anfang an, dass Annie dieser Gefangenschaft irgendwann, irgendwie entkommen wird

Wenn man weiß, wie es ausgeht... Ist das dann nicht langweilig?

Nein. Nein, absolut nicht, denn in meinen Augen ist die Umsetzung als Thriller und als psychologisches Drama sehr gelungen und spannend! Die Autorin gönnt ihrer Heldin und dem Leser keine Atempause - immer, wenn man denkt, jetzt kann es nicht mehr schlimmer kommen... Ja, dann kommt es schlimmer. Aber dabei suhlt sich das Buch nicht in genüsslichen, unnötig grausamen Schilderungen detaillierter Gewalt, sondern erzeugt seinen Schrecken mehr über Annies Emotionen.

Annie kämpft mit allen Mitteln um ihr Überleben, tut schreckliche, erniedrigende Dinge und versucht dennoch, sich und ihr innerstes Wesen nicht aufzugeben. Ich fand sie unglaublich tapfer - und hochintelligent, denn sie versucht, den Täter zu analysieren und sich so zu benehmen, dass es ihre Überlebenschancen verbessert.

Das Buch endet nicht mit Annies Befreiung. In einem Film käme nach dem tränenreichen Happy End direkt der Abspann, aber in "Still Missing" ist die Geschichte damit noch lange nicht vorbei. Nach einem Jahr voller Angst, Schmerz und unvorstellbarem Verlust kann Annie nicht einfach so mit ihrem Leben weitermachen, als wäre nichts passiert, und zunächst ist wenig "happy" an diesem "end". Und das fand ich gut, denn es ist realistisch, und wird dabei bewegend und fesselnd geschildert.

Außerdem muss Annie schnell feststellen, dass mehr hinter ihrer Entführung steckte, als sie bisher geglaubt hatte... Der zweite Teil des Buches hat noch einige Überraschungen zu bieten.

In den ersten Kapiteln war ich mir noch nicht sicher, ob mir der Schreibstil gefällt oder nicht. Er ist sehr einfach, mit eher schlichten Sätzen, was mir normal nicht so liegt. Aber im Laufe des Buches fand ich es immer passender, schließlich erzählt Annie die Geschichte ihrer Therapeutin und macht sich da sicher keine Gedanken darüber, sich gewählt oder originell auszudrücken! Der Stil hat mich dann doch schnell gepackt und in die Geschehnisse hinein gezogen, und für mich klang Annie sehr glaubhaft, als wäre das alles tatsächlich passiert.

Ich habe schnell das Gefühl gehabt, Annie wirklich zu kennen. Ich habe mit ihr gelitten, sie bewundert, ihr die Daumen gedrückt... Ich habe mich unendlich über ihre egoistische Mutter geärgert, die sogar nach der Entführung ganz selbstverständlich davon ausgeht, dass ihre eigenen Probleme viel wichtiger und schwerwiegender sind als Annies Probleme. Ich habe mich selten so oft über einen Charakter geärgert wie über diese Mutter! Ich, ich, ich, ich... Nur sie leidet, nur sie hat es schwer, und natürlich hat gefälligst jeder zu springen, wenn sie mit den Fingern schnippt.

Auch der Entführer ist ein Charakter, den ich nur hassen konnte - obwohl sogar Annie ein wenig Mitleid mit ihm empfindet. Ich fand alle Charaktere gut geschrieben. Ich habe sie geliebt oder gehasst, aber kalt gelassen hat mich eigentlich keiner, und das ist für mich das Wichtigste.

Bewertung vom 08.02.2016
Der Seidenspinner / Cormoran Strike Bd.2
Galbraith, Robert

Der Seidenspinner / Cormoran Strike Bd.2


ausgezeichnet

"Der Seidenspinner" (wie schon sein Vorgänger, "Der Ruf des Kuckucks") hat in meinem Lesezimmer seinen rechtmäßigen Ehrenplatz zwischen den Werken von Stieg Larsson und Justin Cronin eingenommen, im Regal für Bücher, die in meinen Augen die literarische Messlatte höher hängen

Da wäre zum einen der Schreibstil: in eindringlichen, einfallsreichen Bildern lässt er die Schauplätze vor dem Leser auferstehen, mit dichter Atmosphäre und düsterer Sogkraft. Die Geschichte führt die Ermittler Cormoran Strike und Robin Ellacot auf die dekadenten Dinnerpartys der Privilegierten, aber auch in die tristen Wohnzimmer heruntergekommener Sozialbauten.

Besonders die Dialoge sind hervorragend - prägnant, authentisch, mit perfektem Tempo. Jeder Charaktere hat seine unverwechselbare Stimme.

Auch die literarische Stimme von "Robert Galbraith" ist einzigartig und brilliant. Ich habe es als große Freude empfunden, mich von ihr durch die Geschichte führen zu lassen, und war schnell mittendrin in dieser packenden Mischung aus klassischem Krimi und hard-boiled Roman Noir.

Inhaltlich ist das Buch in meinen Augen ein Geniestreich. Die Handlung ist komplex, vielschichtig - und unglaublich clever. Die Grenzen zwischen Literatur und Leben verschwimmen immer wieder, und alleine für Originalität hat "Der Seidenspinner" mindestens 10 von 5 Sternen verdient

Denn im Mittelpunkt der Geschichte steht das Buch im Buch. Ein wenig erfolgreicher Autor, der stolz darauf ist, dass seine Bücher schockieren und empören, verhöhnt und verunglimpft in seinem letzten Werk, "Bombyx Mori", so gut wie alle Menschen, die in seinem Leben eine größere Rolle spielen - und das brutal und schonungslos erniedrigend. Mit jedem Kapitel enthüllt sich mehr und mehr, dass hinter den Kulissen alte Konflikte schwelen, von künstlerischer Rivalität bis hin zu tragischen Todesfällen und Hass bis aufs Blut.

Getragen wird die Geschichte von ihren Helden (und Antihelden):

Cormoran Strike ist ein widersprüchlicher, manchmal schwieriger Charakter. Er hat einen messerscharfen Verstand, aber auch eine hervorragende Intuition. Einerseits weigert er sich, seine Moralvorstellungen zu verkaufen, andererseits benutzt er Menschen, wenn ein Fall es erfordert. Aber ich hatte immer den Eindruck, dass er ganz grundlegend ein ehrlicher Mensch ist, der nicht nur Geld verdienen will, sondern auch ein Stück Gerechtigkeit wiederherstellen. Trotz seiner Schwächen fand ich ihn immer faszinierend und überzeugend.

Robin Ellacot war für mich die Sympathieträgerin des Buches. Ihre große Stärke sind ihr emotionales Gespür und ihr tiefes Mitgefühl, aber auch ihre ausgeprägte Beobachtungsgabe und ihre schnelle Lernfähigkeit. Sie ist die geborene Ermittlerin, und Strike und Robin sind in meinen Augen das perfekte Team, gerade weil sie sehr unterschiedlich sind.

Die Charaktere fand ich ausnahmslos wunderbar geschrieben. Ich hatte schon nach wenigen Kapiteln das Gefühl, sie gut zu kennen, mit all ihren Marotten, Stärken und Schwächen.

Fazit:
"Der Seidenspinner" ist ein hochintelligenter, facettenreicher Krimi, der mich vollends überzeugt hat, mit einem großartigen Schreibstil, lebendigen Charakteren und einer Handlung, die mehr Wendungen und Irrwege hat als ein Spiegellabyrinth. Von mir eine ganz klare Leseempfehlung!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.02.2016
Wrong Time, Wrong Place (eBook, ePUB)
Kernick, Simon

Wrong Time, Wrong Place (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Geschichte:
Zwei befreundete Paare treffen sich zum Wandern in einer abgelegenen Waldgegend. Dort läuft ihnen eine splitternackte, völlig verängstigte junge Frau in die Arme. Da sie eine Sprache spricht, die keiner von ihnen versteht, finden sie nicht heraus, was passiert ist, nehmen die Frau aber mit in ihre Hütte - und damit werden sie zum Ziel der skrupellosen Kriminellen, die hinter ihr her sind.

Originalität (3,5☆):
Die Geschichte ist sehr einfach strukturiert, hat aber dennoch ein paar heftige Überraschungen zu bieten!

Spannung (5☆):
Die Spannung baut sich extrem schnell auf und lässt dann bis zur letzten Seite nicht mehr nach. Das Tempo ist rasant, die Gewalt überraschend brutal und schonungslos.

Charaktere (4☆):
Im Mittelpunkt der Geschichte steht die sympathische junge Ash. Sie ist eine mitfühlende Frau mit starken moralischen Werten, die anderen Menschen hilft, auch wenn es sie selbst in Gefahr bringt, aber sie hat auch einen starken Überlebenswillen. Ich fand sie sehr glaubhaft und lebendig geschrieben. Die anderen Charaktere sind mehr Randgestalten und bleiben daher eher blass - was mich aber nicht gestört hat, denn Ash kann die gute Geschichte auch gut alleine tragen.

Schreibstil (4☆):
Der Schreibstil ist natürlich eher einfach (schließlich sollen Menschen mit Leseschwäche damit gut zurecht kommen), aber dennoch wirkt er nicht unnatürlich simpel und hat einen guten Fluss.

Das Büchlein ist in meinen Augen eine gute Wahl für Leser, die damit anfangen wollen, auch mal Bücher auf englisch zu lesen! Natürlich wird der ungeübte Leser dennoch ein Wörterbuch brauchen.

Bewertung vom 05.02.2016
Happy Families (eBook, ePUB)
Parks, Adele

Happy Families (eBook, ePUB)


weniger gut

Die Geschichte:
Seit die 42-jährige Lisa, Mutter dreier Kinder, für eine jüngere, vollbusigere Frau von ihrem Mann verlassen wurde, vertraut sie niemandem mehr - auch nicht Mark, mit dem sie seit einem Jahr ausgeht. Sie will keinen Neustart in ihrem Leben, aber dann passiert etwas, das ihr Leben auf den Kopf stellt.

Originalität (2☆):
Die Geschichte ist extrem einfach und gradlinig. Der halbwegs geübte Leser weiß nach wenigen Seiten, wie die Sache enden wird, und unerwartete Wendungen oder originelle Ideen hat das Buch nicht zu bieten.

Spannung (1,5☆):
Da die Handlung sehr vorhersehbar ist und keinen wirklichen Überraschungen aufweist, fand ich es leider ziemlich langweilig.

Charaktere (2,5☆):
Ich habe mich schwer getan, mit Lisa mitzufühlen. Sie ist sehr negativ und neigt dazu, immer das Schlechteste zu erwarten. Sie stößt Menschen weg, weil sie glaubt, dass sie sie ohnehin verlassen werden, und fühlt sich dann bestätigt, wenn sie irgendwann aufgeben und sich wegstoßen lassen. Sie hat keine richtigen Ziele im Leben.

Vieles von dem, was sie beschäftigt, ist sicher sehr nah dran am alltäglichen Leben, den Sorgen und Ängsten vieler Frauen, aber sie zeigt wenig Eigeninitiative dabei, sich diesen Sorgen und Ängsten zu stellen.

Ihr Freund Mark ist sehr sympathisch: geduldig, liebevoll, sehr darum bemüht, sich auch mit Lisas Kindern zu verstehen. Die meisten anderen Charaktere bleiben aber blass.

Schreibstil (1☆):
Da das Buch sich ja an Leser mit Leseschwäche richtet, ist der Schreibstil natürlich einfach. Die Sätze sind kurz, ohne schwierige Wörter. In einen Augen übertreibt es die Autorin ein wenig mit der Vereinfachung und viele Dinge werden immer wieder wiederholt.

Humor (2,5☆):
Manchmal musste ich schon schmunzeln, und ich wünschte, die Autorin hätte diesen Humor ein bisschen öfter eingesetzt.

Romantik (2☆):
Mark ist so ziemlich der perfekteste Freund, den Frau sich wünschen kann, aber Lisa stößt ihn permanent weg und behandelt ihn fast wie ein Möbelstück - sie weiß nicht einmal, wann er Geburtstag hat.

Im Ganzen war ich von "Happy Families" sehr enttäuscht und würde ihm 2 von 5 Sternen geben. Obwohl die Sätze so einfach sind, eignet das Buch sich nur bedingt für ungeübte Englischleser, da relativ viele umgangssprachliche Ausdrücke und Wörter vorkommen.