Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
wampy
Wohnort: 
Issum

Bewertungen

Insgesamt 501 Bewertungen
Bewertung vom 23.08.2020
Alter Hund, neue Tricks / Sean Duffy Bd.8
McKinty, Adrian

Alter Hund, neue Tricks / Sean Duffy Bd.8


ausgezeichnet

Intelligente und spannende Unterhaltung

Buchmeinung zu Adrian McKinty – Alter Hund, neue Tricks

„Alter Hund, neue Tricks“ ist ein Kriminalroman von Adrian McKinty, der 2020 bei Suhrkamp in der Übersetzung von Peter Torberg erschienen ist. Der Titel der amerikanischen Originalausgabe lautet „Hang On St Christopher“.

Zum Autor:
Adrian McKinty, geboren 1968 in Belfast, zählt zu den wichtigsten nordirischen Krimiautoren. Nach einem Philosophiestudium an der Oxford University verschlug es ihn nach New York und Denver, wo er verschiedenste Jobs annahm, vom Barkeeper bis zum Rugbycoach. Nach einigen Jahren in Melbourne, Australien, lebt der preisgekrönte Autor und Journalist mit seiner Familie heute wieder in New York.
Peter Torberg, geboren 1958 in Dortmund, studierte in Münster und Milwaukee (Wisconsin). Seit 1990 arbeitet er hauptberuflich als Übersetzer. 2015 wurde er Lehrbeauftragter an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

Klappentext:
Belfast, 1992. Der ehemalige Detective Inspector Sean Duffy hat sich unlängst mit seiner Familie nach Schottland abgesetzt. In Belfast ist er nur noch tageweise. Doch als ein Landschaftsmaler ermordet wird, muss Duffy ein paar Extratage dranhängen. Alles sieht nach Autodiebstahl mit tödlichem Finale aus: Jemand hatte es auf den Jaguar des Opfers abgesehen, wurde überrascht, eine Waffe ist losgegangen. Doch ein Blick auf die Werke des Malers wirft die Frage auf, wie er damit genug Geld für einen Luxuswagen hatte verdienen können. Und wieso hat er regelmäßig eine Telefonnummer in der Republik Irland angerufen? Eine Nummer, die zu IRA-Funktionären im Exil führt. Duffy lässt sich nicht mit einfachen Lösungen abspeisen und gräbt tiefer. Bis er selbst von allen Seiten unter Beschuss gerät …

Meine Meinung:
Ich mag die Figur Sean Duffy ungemein. Die Mischung aus eher elitären Vorlieben im Musik- und Kunstbereich in Verbindung zu seiner eher rustikalen Ermittlungsweise hat etwas. So kommt er auch mit Leuten alter Schule gut zurecht und sieht in der neuen Generation Polizisten eher etwas Negatives. Dann gibt es seine Familie in Schottland, die er sehr liebt, die aber auch für Ruhe und Beschaulichkeit steht. Ab und zu fehlt ihm die Extraration Adrenalin, die ihm nur in gefährlichen Situationen zukommt. Nun zu Beginn der 90-er Jahre haben sich einige IRA-Funktionäre hinter die Grenze zurückgezogen und üben dort ihr Wirken fast ungestört aus. Den britischen Ermittlern begegnet immer wieder eine Mauer des Schweigens. Es ist bewundernswert, wie die alten Hasen damit umgehen und trotzdem zu Fortschritten kommen. Auch wenn es meist Laufarbeit ist, die geschildert wird, bleibt es durchgehend spannend. Im weiteren Verlauf wird es lebhafter und Duffy muss seine Kämpferqualitäten zeigen. Bei der Auflösung kommt auch eine politische Komponente ins Spiel und die Idee „Patt ist gut, damit können wir schon eine Zeitlang gut leben“ passt zu diesem Buch. Sean Duffy tut, was er tun muss und der Schutz der Familie hat nun oberste Priorität.
Der Schreibstil ist meist umschreibend, wird aber bei Bedarf auch sehr direkt. Die Figuren sind wunderbar komplex mit vielen Grautönen, vielleicht mit Ausnahme der Jungpolizisten. Selbst der Hardliner auf Seiten der IRA hat einige Gemeinsamkeiten mit Sean Duffy.

Fazit:
Dieses Buch lebt von vielen Gegensätzen, einen Plot mit Überraschungen und komplexen Figuren mit vielen Grautönen. Deshalb vergebe ich gerne die Höchstnote fünf von fünf Sternen (100 von 100 Punkten). Dazu gibt es eine Leseempfehlung für die Freunde intelligenter Kriminalromane.

Bewertung vom 22.08.2020
Lady Arrington und die tödliche Melodie / Mary Arrington Bd.2 (eBook, ePUB)
Gardener, Charlotte

Lady Arrington und die tödliche Melodie / Mary Arrington Bd.2 (eBook, ePUB)


weniger gut

Fällt nach ansprechendem Beginn stark ab

Buchmeinung zu Charlotte Gardener – Lady Arrington und die tödliche Melodie

„Lady Arrington und die tödliche Melodie“ ist ein Kriminalroman von Charlotte Gardener, der 2020 bei beThrilled erschienen ist.

Zum Autor:
Nachdem Charlotte Gardener mehr als dreißig Jahre lang in London am Theater gearbeitet hat, ist sie nun an den Ort ihrer Kindheit. In Brighton hat sie auch endlich die Ruhe gefunden, um ihr Hobby zum Beruf zu machen: Das Schreiben von Kriminalromanen. Und wenn sie nicht gerade in einem kleinen Café an einem Roman tüftelt, unternimmt sie mit ihrem Hund Scofield lange Spaziergänge am Strand.

Klappentext:
Mary Elizabeth Arrington freut sich, auf die Queen Anne zurückzukehren! Doch schon beim Eröffnungskonzert wird ihre Freude getrübt. Der Pianist ruiniert den Abend, indem er den Auftritt der Operndiva Anastasia Botticelli mit einem vollkommen falschen Lied übertönt. Noch in derselben Nacht wird der Musiker tot aufgefunden - erdolcht an seinem Klavier! Erneut steckt Krimi-Autorin Mary mitten in einem echten Mordfall - und gerät diesmal selbst ins Visier des Mörders. Zum Glück kann sie sich diesmal nicht nur auf die tatkräftige Hilfe ihres Zimmermädchens Sandra und ihres Lektors Mr. Bayle verlassen - sondern auch auf die des attraktiven Kapitäns.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich in weiten Teilen sehr enttäuscht, zumal der Auftakt durchaus vielversprechend war. Lady Arrington ist eine sympathische Dame in den besten Jahren, die ihr von einer Schreibblockade bedrohtes Autorendasein mit einer Kreuzfahrt bekämpfen will. Leider ist sie die mit Abstand interessanteste Figur. Viele Figuren sind klischeebeladen und arg eindimensional, seien es der Kritiker, die Operndiva, einige Besatzungsmitglieder, die Gouvernante mit ihrem Mündel und insbesondere der Schiffsarzt. Insbesondere die Glaubwürdigkeit und die Logik leiden sehr darunter. Geradezu passend dazu ist die Auflösung, die dem ganzen die Krone aufsetzt. Dabei ist der Schreibstil durchaus angenehm und mit einigen humorvollen Elementen durchsetzt.

Fazit:
Mir hat das Buch mit zunehmender Dauer immer weniger gefallen und deshalb vergebe ich nur zwei von fünf Sternen (40 von 100 Punkten). Eine Leseempfehlung kann ich nicht aussprechen.

Bewertung vom 22.08.2020
Eine Liebe zwischen den Fronten
Peter, Maria W.

Eine Liebe zwischen den Fronten


sehr gut

Die blassen Hauptfiguren verhindern die Höchstwertung

Buchmeinung zu Maria W. Peter – Eine Liebe zwischen den Fronten

„Eine Liebe zwischen den Fronten“ ist ein historischer Roman von Maria W. Peter, der 2020 bei Lübbe erschienen ist.

Zum Autor:
Maria W. Peter studierte Sprachen, Literatur und Geschichte an der Universität des Saarlandes und der Université de Metz. Nach einem Fulbright-Stipendium an der School of Journalism in Columbia/Missouri begann sie, historische Romane und Theaterstücke zu schreiben. Mehrfach wurde sie mit Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Literaturpreis Homer für ihren Roman Die Festung am Rhein.

Klappentext:
Berlin, 1870: Die Französin Madeleine und der junge deutsche Arzt Paul feiern gerade ihre Verlobung, als eine schreckliche Nachricht ihre Pläne durchkreuzt: Zwischen Preußen und dem Französischen Kaiserreich ist der Krieg ausgebrochen. Überstürzt brechen Madeleine und ihr Vater in ihre Heimatstadt Metz auf. Paul muss als preußischer Militärarzt zurück zu seinem Regiment nach Coblenz. Von nun an Feinde zu sein und auf unterschiedlichen Seiten zu stehen, ist für Paul und Madeleine unerträglich. Kann ihre Liebe den Krieg überstehen?

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich in weiten Teilen begeistert und mir viel Freude beim Lesen bereitet. Zudem habe ich viel Neues über den deutsch-französischen Krieg von 1870/71 erfahren. Man spürt jederzeit die Begeisterung der Autorin für die Menschen, die durch diesen Krieg viel Leid erfahren mussten. Mit Clement Tellier, dem Bruder Madeleines, hat Frau Peter eine Figur erschaffen, die mich begeistert hat mit all ihren Facetten und Unwägbarkeiten. Leider fallen die beiden Hauptfiguren Madeleine und Paul dagegen deutlich ab. Diesen beiden Figuren fehlen fast jede Grautöne, sie haben einfach nur positive Eigenschaften. Ihre Liebesgeschichte bildet das Bindeglied des Romans. Ihre Liebe schafft es letztendlich auch, den übersteigerten Nationalismus auf beiden Seiten zu überwinden. Auf dem Weg dahin muss vor allem Madeleine eine Reihe gefährlicher Begegnungen überstehen. Ein paar Kapitel sind den algerischen Menschen gewidmet, die auf Seiten der Franzosen in den Krieg gezwungen wurden.
Die Gräuel des Krieges werden deutlich, auch wenn fast vollständig auf die Beschreibung bluttriefender Szenen verzichtet wird. Gerade auch die Zivilbevölkerung erfuhr großes Leid durch die Belagerung ganzer Städte und der Einquartierung der Soldaten. Auf beiden Seiten gab es Einzelpersonen und auch Gruppen, die ohne Rücksicht auf das eigene Wohl versuchten zu helfen. All dies findet seinen Niederschlag in diesem Buch.
In einem umfangreichen Nachwort bezieht die Autorin Stellung zu ihren Gedanken zu dieser Zeit. Ein Glossar, eine Danksagung mit Quellenangaben, ein Personenverzeichnis und Stöber- und Reisetipps zur Region und seiner Geschichte runden das Werk ab.

Fazit:
Ein sehr gelungener Beitrag zur deutsch-französischen Geschichten, der allerdings durch die blassen Hauptfiguren getrübt wird. Von mir gibt es deshalb nur vier von fünf Sternen (85 von 100 Punkten), aber trotzdem eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 20.08.2020
Alles Geld der Welt
Loibelsberger, Gerhard

Alles Geld der Welt


sehr gut

Ein Sittengemälde aus dem Wien zur Zeit der Weltausstellung von 1873

Buchmeinung zu Gerhard Loibelsberger – Alles Geld der Welt

„Alles Geld der Welt“ ist ein historischer Roman von Gerhard Loibelsberger, der 2020 im Gmeiner Verlag erschienen ist.

Zum Autor:
Gerhard Loibelsberger, geboren 1957 in Wien, startete 2009 mit den »Naschmarkt-Morden« eine Serie historischer Kriminalromane rund um den schwergewichtigen Inspector Joseph Maria Nechyba. 2010 wurden »Die Naschmarkt-Morde« für den Leo-Perutz-Preis nominiert. Darüber hinaus wurden die Werke des Autors bereits mit dem silbernen sowie goldenen HOMER Literaturpreis ausgezeichnet.

Klappentext:
Wien 1873. Der Aufstieg und Fall des Wiener Bankhauses Strauch - eine Geschichte über Börsenspekulanten, Bauherren und Immobilienhaie. Und über die kleinen Leute, die davon träumen, rasant reich zu werden. Im Dreivierteltakt des Wiener Walzers dreht sich alles immer schneller und schneller und die Menschen stürzen sich in finanzielle und erotische Abenteuer.
Willkommen inmitten des Booms der Wiener Gründerzeit und dessen abruptem Ende, dem Börsenkrach am 9. Mai 1873.

Meine Meinung:
Dieses Buch ist weniger ein Kriminalroman als ein Sittengemälde der damaligen Zeit. Im Mittelpunkt stehen die Geschehnisse um das fiktive Bankhaus Strauch und dessen Eigentümer Heinrich von Strauch. Er ist ein Lebemann und den schönen Dingen des Lebens mehr zugetan als den öden Finanzgeschäften, die ihn nur noch langweilen. Er benennt einen Geschäftsführer, der ehrgeizig ist und dem es auch nach dem schnellen Geld dürstet. Die anstehende Weltausstellung führt zu einem Bauboom und der Gründung unzähliger Baufirmen, denen aber oft die finanziellen Grundlagen fehlen. Immer mehr Leute wollen an dem Börsenboom teilhaben und gehen dabei hohe Risiken ein. Der Schein ist es, der vorerst zählt. Eine Reihe bekannter Wiener Figuren haben einen Auftritt im Buch und sorgen für weltmännisches Flair. Die Sprache ist mit Wiener Dialekt durchsetzt und dem damaligen Stil nachempfunden. Es gelingt dem Autor vielen seiner Figuren Leben einzuhauchen. Gefühle spielen auch eine große Rolle und ab und zu findet ein spitzbübischer Humor ins Buch. Ein Verzeichnis der auftretenden historischen Figur, ein Glossar der Wiener Ausdrücke und eine umfangreiche Quellenliste runden das Buch ab.

Fazit:
Der Roman ist unterhaltsam und hat mich in die damaligen Geschehnisse eintauchen lassen. Die ausgewählten Figuren machen deutlich, wie es zu dem Börsenkrach kommen konnte und welche Auswirkungen er für die Menschen hatte. Gerne vergebe ich vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 18.08.2020
Sturmwand / Nicolas Guerlain Bd.5 (eBook, ePUB)
Cors, Benjamin

Sturmwand / Nicolas Guerlain Bd.5 (eBook, ePUB)


gut

Die Hauptfigur wirkt arg ramponiert

Buchmeinung zu Benjamin Cors – Sturmwand

„Sturmwand“ ist ein Kriminalroman von Benjamin Cors, der 2020 bei dtv Verlagsgesellschaft erschienen ist. Dies ist der fünfte Fall für den Personenschützer Nicolas Guerlain.

Zum Autor:
Benjamin Cors ist politischer Fernsehjournalist und hat viele Jahre für die ARD Tagesschau, die ARD Tagesthemen und den Weltspiegel berichtet. Heute arbeitet er für den SWR. Er ist Deutsch-Franzose und hat die Sommer seiner Kindheit in der Normandie verbracht.

Klappentext:
Windumtost und abgelegen vor der rauen Küste der Normandie: Chausey, einst ein Versteck für Schmuggler und Piraten, ist Schauplatz einer rätselhaften Mordserie. Sie beginnt mit dem Fund einer Flaschenpost, die die Wellen an den Strand spülen. Der Inhalt: Eine Liste mit fünf Namen. Der Mann, der die Flaschenpost entdeckt, steht auch darauf - und stirbt qualvoll bei der Rückfahrt zum Festland. Nicolas Guerlain, Personenschützer der französischen Regierung, versucht verzweifelt, die anderen Personen auf der Liste ausfindig zu machen und gerät dabei in tödliche Gefahr: Denn er selbst steht ebenfalls auf der Liste des Mörders. Es wird der persönlichste und schwierigste Fall für den toughen Franzosen. Und das ausgerechnet, während die Beziehung zu seiner großen Liebe Julie zu zerbrechen droht.

Meine Meinung:
Nicolas Guerlain wirkt mehr als angeschlagen und trotzdem schickt ihn der Autor in einen schwierigen Fall oder eigentlich sind es zwei Fälle. Einerseits ein erfolgreicher Farbbeutelanschlag auf den Präsidenten und dann der Mord auf der Insel. Nicolas hütet mehrere Geheimnisse und muss sich dann auch noch mit seinem Vater, den Geheimdienstler, herumschlagen. In beiden Fällen scheinen die Täter besser informiert zu sein als die Ermittler. Nicolas gerät an seine Grenzen und muss diverse Rückschläge einstecken. Er findet aber auch unerwartete Unterstützung, verliert dafür aber das Vertrauen seiner Kollegen. Die Figuren sind bis auf die Hauptfigur wenig detailliert charakterisiert, die Spannung ist aber durchgängig gegeben. Die Stärke des Romans liegt in der atmosphärisch dichten Beschreibung der Küste, ihrer Bewohner und des stürmischen Wetters. Der Hauptfigur wurde nach meinem Empfingen zuviel zugemutet – sie wirkte arg ramponiert. Der Mörder war ein ebenbürtiger Gegner, auch wenn mich seine Motive nicht wirklich überzeugen konnten. Am Ende kommt es zu einem spektakulären Showdown.

Fazit:
Obwohl der Roman mit Atmosphäre und Spannung punktet bleiben die Schwächen der Figurenzeichnung und einiger Handlungspassagen für mich dominant. Die ramponierte Hauptfigur verhindert eine bessere Bewertung als drei von fünf Sternen (65 von 100 Punkten).

Bewertung vom 15.07.2020
Affinität (eBook, ePUB)
Glagla, Wolfgang

Affinität (eBook, ePUB)


gut

Es fehlt an Spannung

Buchmeinung zu Wolfgang Glagla – Affinität

„Affinität“ ist ein Kriminalroman von Wolfgang Glagla, der 2020 bei epubli erschienen ist. Dies ist bereits der zehnte Band in der Serie um den Hannoveraner Kommissar Richard Tackert.

Zum Autor:
Wolfgang Glagla, Jahrgang 1955, lebt in Hannover.
Schon seit dem sechszehnten Lebensjahr begleitet der Wunsch nach Kreativität sein Leben. Musik, das Fotografieren, bildende Kunst, und natürlich das Schreiben sind zu einem festen Bestandteil geworden.

Klappentext:
An einem Grabstein wir die Leiche eines Mannes gefunden, der es zu gewissen Erfolgen in der Pferdezucht gebracht hat. Schon zu Beginn der Ermittlungen wird deutlich, dass scheinbar niemand aus der Familie Interesse an einer Aufklärung zeigt. Im Verlauf der Untersuchungen entsteht ein Bild, das immer tiefer in eine offensichtlich zerklüftete Familie eindringt. Aber noch zweifelt der Hauptkommissar Richard Tackert. Noch geraten zu viele Personen in den Fokus und noch bleibt ungeklärt, ob nicht ein Teil der Hannoverschen Stadtgeschichte zu dieser Tat führte

Meine Meinung:
Die Hauptfigur Richard Tackert bleibt ein Sympathieträger der besonderen Art, denn er ist einfach ziemlich normal. Er pflegt das eigene Denken und das Familienleben und er sorgt für ein gutes Betriebsklima bei der Mordkommission. Er lässt seinen Mitarbeitern Freiräume und bei Fehlern gibt es er Hinweise und fährt nicht gleich aus der Haut. Dies spiegelt sich auch in dem ruhigen Erzählstil der Kriminalgeschichte wieder. Im Gegensatz dazu steht die Vielzahl ernster Themen, die im Buch angesprochen werden und doch meist nur angerissen werden können, z. B, Familienkonflikte und sexuelle Belästigung von Minderjährigen. Der Fall gestaltet sich schwieriger als erwartet und die Ermittlungen kommen nicht so recht voran, bis eine zufällige Beobachtung zur Lösung führt. Zwischendurch dienen private Ereignisse zur Regeneration der Hauptfigur, an der die stockenden Ermittlungen nicht spurlos vorüber ziehen. Das Buch ist angenehm zu lesen, weckt einige Emotionen und bietet Stoff zum Nachdenken. Dabei kommt die Spannung aber leider deutlich zu kurz.

Fazit:
Ein ruhiger, angenehm zu lesender Kriminalroman mit einer überaus sympathischen Hauptfigur, dem leider deutlich die Spannung fehlt. Von mir gibt es drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten) und eine Leseempfehlung für die Freunde ruhiger Kriminalromane, die einer völlig normalen Hauptfigur folgen mögen.

Bewertung vom 13.07.2020
Der Knochengarten / Tony Hill & Carol Jordan Bd.11
Mcdermid, Val;McDermid, Val

Der Knochengarten / Tony Hill & Carol Jordan Bd.11


weniger gut

Ohne die beiden Hauptfiguren geht esw nicht

Buchmeinung zu Val McDermid – Der Knochengarten

„Der Knochengarten“ ist ein Kriminalroman von Val McDermid, der 2020 bei Knaur in der Übersetzung von Ute Brammertz erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet „How the Dead speak“ und ist 2019 erschienen. Dies ist der elfte Fall in der Serie um Tony Hill und Carol Jordan.

Zum Autor:
Val McDermid wurde 1955 in der Hafenstadt Kirkcaldy im schottischen Fife geboren. Sie stammt aus einer Bergarbeiterfamilie und ging als erste aus ihrer Familie auf eine Universität, und das gleich in Oxford. Nach dem Studium der Englischen Literatur arbeitete sie zunächst als Dozentin, dann lange als Journalistin bei namhaften britischen Zeitungen. Heute ist sie eine der erfolgreichsten britischen Autorinnen von Thrillern und Kriminalromanen. Ihre Bücher erscheinen weltweit in mehr als vierzig Sprachen. 2010 erhielt sie für ihr Lebenswerk den Diamond Dagger der britischen Crime Writers’ Association, die höchste Auszeichnung für britische Kriminalliteratur. Weltweit haben sich ihre Romane bisher elf Millionen Mal verkauft.

Klappentext:
Auf dem Gelände eines ehemaligen katholischen Waisenhauses für Mädchen wird ein grausiger Fund gemacht: Bauarbeiten fördern insgesamt vierzig Skelette zutage, die offenbar über Jahrzehnte unter dem Rasen und dem Nutzgarten vergraben wurden – zu einer Zeit, als Nonnen dort ungestört ihr unerbittliches Regime ausüben konnten. Handelt es sich bei den Toten um Mädchen aus dem Waisenhaus?
Das Major Incident Team aus Yorkshire würde zu gern auf die Erfahrung und untrüglichen Instinkte von Carol Jordan und Profiler Tony Hill zurückgreifen, doch Carol hat gekündigt, und Tony verbüßt eine vierjährige Haftstrafe … Keine guten Voraussetzungen, um die grauenhaften Verbrechen aufzuklären. Was wurde all den jungen Menschen angetan?

Meine Meinung:
Tony Hill ist inhaftiert und Carol Jordan hat das Ermittlungsteam verlassen, um ihre posttraumatische Belastungsstörung zu verarbeiten. Trotzdem sind eine Reihe der Kapitel diesen beiden Figuren gewidmet. Tonys Leben im Gefängnis ist micht einfach, aber er möchte ein Buch schreiben. Jedes Kapitel beginnt mit einem Auszug aus diesem Werk. Das Major Incident Team steht unter neuer Führung und es holpert ein wenig. Nun rücken einige Mitglieder verstärkt in den Fokus der Autorin, allen voran Paula McIntyre, die eine Verhörspezialistin ist. Spannung kommt nur bedingt auf und das Team beißt sich die Zähne an den Nonnen und der katholischen Kirche aus. Dann gibt es Kontakt zu Carol und auch zu Tony. Tony, der überhaupt nicht in den Fall eingearbeitet ist, gibt den entscheidenden Hinweis zur Lenkung des Teams. Und genau hier liegt das Grundproblem dieses Werks. Es gibt einen neuen Fall für die Titelhelden, aber diese sind nicht mehr im Team. So vertreibt man sich die Zeit mit Geschichten um Tonys Mutter, begleitet Carol auf dem Weg zu ihrer Wiederherstellung und verzweifelt mit dem Team an ihrem neuen Chef, der wie ein Elefant im Porzellanladenladen auftritt. So kommt kaum Spannung und Tempo auf. In dieser Figurenkonstellation funktioniert die Geschichte einfach nicht.

Fazit:
Ein Roman mit zwei Hauptfiguren, die außen vorbleiben müssen, reißt mich nicht mit. Deshalb vergebe ich nur zwei von fünf Sternen (40 von 100 Punkten) und spreche keine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 13.07.2020
Düstere Provence / Commissaire Leclerc Bd.5 (eBook, ePUB)
Lagrange, Pierre

Düstere Provence / Commissaire Leclerc Bd.5 (eBook, ePUB)


sehr gut

Pläne, die nicht alle gelingen

Buchmeinung zu Pierre Lagrange – Düstere Provence

„Düstere Provence“ ist ein Kriminalroman von Pierre Lagrange, der 2020 bei Fischer E-Books erschienen ist. Dies ist der fünfte Fall in der Serie um den pensionierten Kommissar Albin Leclerc.

Zum Autor:
Pierre Lagrange ist das Pseudonym eines bekannten deutschen Autors, der bereits mehrere Krimis und Thriller veröffentlicht hat. In der Gegend von Avignon führte seine Mutter ein kleines Hotel auf einem alten Landgut, das berühmt für seine provenzalische Küche war.

Klappentext:
Eine Mordserie erschüttert die Provence. Drei Männer sind bereits tot: ein Bankier, ein Priester und ein Restaurant-Besitzer. Sie alle haben vor 25 Jahren gegen Louis Rey ausgesagt. Jetzt kommt der ehemalige Gangsterboss aus dem Gefängnis. Und er rächt sich. Als Albin Leclerc die Ermittlungen aufnimmt, glaubt er noch, dass seine privaten Probleme seine einzigen wären. Doch schon bald wird es ernst für den Commissaire. Denn er ist der vierte Mann, den der Gangster beseitigen will.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich von Anfang an gefangen genommen. Zwar ist es stellenweise mit intensiver Gewaltdarstellung, aber andererseits lockern ruhige Szenen vor allem um den Mops Tyson die Geschichte immer wieder auf. Der Autor hat einen prägnanten Schreibstil, der einerseits recht einfühlsam wirkt, andererseits aber auch viele Informationen bereitstellt. Jedes Kapitel wird aus der Sicht eines Beteiligten erzählt und die Perspektive wechselt häufig. Dabei bleibt der Erzählfluss gewahrt und die Spannung wird bis zum großen Showdown erhöht. Einzig die Figur des Albin Leclerc ist mit vielen Grautönen durchsetzt, während die übrigen Figuren einfacher gehalten sind. Durch Gespräche mit seinem Mops Tyson gibt Albin viele seiner Gedanken preis. Albin wirkt freundlich und sympathisch, kann aber auch anders. Seine beiden ehemaligen Assistenten wirken ohne die Führung des Kommissars manchmal etwas planlos. Der Rachefeldzug von Louis Rey, der nach 25 Jahren Haft entlassen wurde, wirkt auch auf die Witwe eines Mafia-Bosses bedrohlich. Albin kennt beide seit langer Zeit und ihre Begegnungen sind etwas Besonderes. Albin, Louis und die Witwe versuchen ihr eigenes Spiel zu spielen und die anderen Mitspieler über den Tisch zu ziehen. Dabei pflegen sie lange Zeit einen ruhigen Umgang miteinander, obwohl Hass und Rache eine wesentliche Rolle spielen. Es finden sich Gelegenheiten für Nebenhandlungen und Passagen mit viel provenzalischem Flair. Interessant fand ich auch die Beziehung von Albin zu seinem Wirt, der für die Rechtspopulisten kandidiert und trotzdem ein Mensch bleibt. Die Schlusspointe hat mir sehr gefallen.

Fazit:
Der Krimi steht und fällt mit der zentralen Figur des pensionierten Kommissars Albin Leclerc. Einerseits ist er sympathisch aber andererseits finde ich ihn manchmal zu dominant. Deshalb bewerte ich das Buch mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 01.07.2020
Brennende Angst / Ein Fall für Engel und Sander Bd.6 (eBook, ePUB)
Lautenschläger, Angela

Brennende Angst / Ein Fall für Engel und Sander Bd.6 (eBook, ePUB)


gut

Angenehmer Schreibstil, aber zu wenig Krimihandlung

Buchmeinung zu Angela Lautenschläger – Brennende Angst

„Brennende Angst“ ist ein Kriminalroman von Angela Lautenschläger, der 2020 im dotbooks Verlag erschienen ist. Dies ist der sechste Fall für das Ermittlergespann Friedelinde Engel und Nicolas Sander.

Zum Autor:
Angela Lautenschläger arbeitet seit Jahren als Nachlasspflegerin und erlebt in ihrem Berufsalltag mehr spannende Fälle, als sie in Büchern verarbeiten kann. Ihre Freizeit widmet sie voll und ganz dem Krimilesen, dem Schreiben und dem Reisen. Sie lebt mit ihrem Mann und drei Katzen in Hamburg.

Klappentext:
Welche Abgründe verbergen sich hinter der Maske der Gerechtigkeit? Nach einem aufreibenden Fall wollen sich Nachlasspflegerin Friedelinde Engel und Kommissar Nicolas Sander eine wohlverdiente Auszeit an der Ostsee gönnen … Doch dann findet Friedelinde am Strand von St. Peter Ording eine Tasche voller Geldscheine – die Spur führt geradewegs zurück nach Hamburg. Gibt es einen Zusammenhang mit dem Skandal, der gerade die ganze Stadt erschüttert? Der Justizsenator, den Sander und Friedelinde persönlich kennen, soll sich mit schmutzigem Geld die Hände reingewaschen haben. Sander glaubt nicht an seine Schuld – aber welchen Preis wird die Wahrheit haben?

Meine Meinung:
Bei diesem Buch haben mir vor allem die Dialoge mit der Beteiligung von Friedelinde, Nicolas oder Gernot gefallen. Gerade Nicolas und sein Assistent Gernot harmonieren fast schon wie ein altes Ehepaar. Friedelinde bekommt zwei Nachlassfälle, von denen sie einer besonders interessiert. Lange Zeit bleibt es vorwiegend bei privaten Themen und einem Vermisstenfall. Die Exfrau von Nicolas bittet ihn um die Scheidung, weil sie jemand anderes heiraten will. Eigentlich eine einfache Sache, aber nicht so hier. Auch wenn dies amüsant aufbereitet ist dauert es einfach zu lange bis der Kriminalfall ins Rollen kommt. Natürlich leistet auch Friedelinde einen Beitrag zur Aufklärung und mehrere Pumpaktionen der freiwilligen Feuerwehr bilden den Actionhöhepunkt in diesem Fall. Zudem hat sich mir der Titel in keiner Weise erschlossen.

Fazit:
Für mich war es zwar eine unterhaltsame Geschichte, aber der Anteil der Krimihandlung war mir zu klein. Deshalb vergebe ich auch nur drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).