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La Calavera Catrina

Bewertungen

Insgesamt 646 Bewertungen
Bewertung vom 26.02.2023
Wovon wir leben
Birnbacher, Birgit

Wovon wir leben


sehr gut

In "Wovon wir leben" geht es um Julia, ihre Tochter-Vater-Beziehung und ihre Neuordnung des Lebens.
Julia ist gelernte Krankenschwester und leidet unter einer eingeschränkten Lungenfunktion. Wegen eines Behandlungsfehlers verliert sie ihren Job und zieht in ihr Heimatdorf zurück. Dort lernt sie den arbeitsunfähigen Oskar Marin kennen, der eine Art Grundeinkommen gewonnen hat. Seine Freiheit steht im Kontrast zu Julias finanziellen Abhängigkeit und schwierigen Lebenssituation.

Es werden Erwartungen thematisiert, die mit Verpflichtungen und Selbstaufgabe einhergehen. Man hat zu funktionieren und die eigenen Bedürfnisse hinten anzustellen, so die Erwartung, bei der jegliches Feingefühl im sprachlosen, familiären Miteinander fehlt. Dazu bietet die Freiheit des bedingungslosen Gundeinkommens eine spannende Idee und ich finde es toll, dass diese Fragen, die sich dabei stellen, nun auch literarisch verarbeitet werden. Ich wollte unbedingt wissen, wie Julia damit umgeht und wie sich Oskars Sichtweise auf ihre Entscheidung auswirkt.

Die Thematik ist bedrückend. Das sollte man wissen. Es wird keine dörfliche Idylle gezeichnet, sondern ein Ort ohne Perspektive, einer distanzierten und eindimensionalen Gemeinschaft, mit einer ausgeprägten Voreingenommenheit. Die Beziehung zwischen Vater und Tochter ist von einer ebenso tristen Atmosphäre geprägt. Probleme werden unausgesprochen verdrängt. Das Leben wird als Last wahrgenommen. Genau hier beweist Birgit Birnbacher ein gutes Beobachtungsgespür für Komplexität und Tiefe, was den Roman ausmacht. Sprachlich und inhaltlich beachtenswert, findet man auch hier Details, die ihre Botschaft zwischen den Zeilen aussenden. Wen das anspricht, der findet in "Wovon wir leben" eine menschlich interessante Geschichten mit lebendigen Figuren und spannenden Fragen.

Bewertung vom 26.02.2023
Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen
Blum, Isaac

Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen


ausgezeichnet

Der fünfzehnjährige, jüdisch-orthodoxe Hoodie Rosen verliebt sich ausgerechnet in das goijische Mädchen Anne-Marie. Beide trennen Welten. Während die jüdische Gemeinde in der Stadt feindselig gebilligt wird, steht Anne-Marie, als Tochter der Bürgermeisterin, für die verbotene Frucht. Wer jetzt eine romantische Liebesgeschichte erwartet, liegt daneben. Es geht um viel mehr…

Der Schreibstil ist durch die sarkastische Ich-Perspektive von Hoodie sehr locker und direkt, nicht zuletzt wegen der vielen Dialoge, die das Buch lebendiger machen. Besonders die Gespräche mit seiner Schwester Zippy waren klasse. Sie ist eine ebenso sympathische Figur und ein hoffnungsvoller Lichtblick.
Die Handlung nimmt dann eine Wende, mit der ich nicht gerechnet habe, obwohl Hoodie es in seinen ersten Sätzen angedeutet hat. Dadurch wurde das Buch mit zunehmender Seitenzahl immer besser.
Viele jüdische Begrifflichkeiten haben mir den Einstieg ein bisschen erschwert, weil ich über die Wörter gestolpert bin, ohne ihre Bedeutung zu erfahren. Diese findet man in einem Online-Glossar, zum herunterladen. Obwohl die Menge groß ist, hätte ich mich gefreut, diese direkt im Buch nachschlagen zu können.

Es ist insgesamt eine humorvolle und lehrreiche Geschichte, die unangenehme Fragen aufwirft, die in unserer modernen Welt beinahe surreal wirken, und vom Erwachsenwerden in einer jüdischen Gemeinschaft und ernsten Themen wie Antisemitismus erzählt. Es ist ein wunderbarer Appell an Liebe und Akzeptanz - ganz natürlich und ungezwungen. Ich klappte das Buch zu und dachte, das dies wirklich eine stimmiges Ende war und ein Buch, dass man nicht so schnell vergessen wird, weil man einfach davon erzählen möchte.

Bewertung vom 26.02.2023
Fünf Pfoten retten Ferdinand Nuss / Internat Schloss Sommerberg Bd.1
Oswald, Susanne

Fünf Pfoten retten Ferdinand Nuss / Internat Schloss Sommerberg Bd.1


sehr gut

Der erste Band der Reihe entführt in den Schulalltag auf das Internat Schloss Sommerberg, direkt in den Unterricht von Frau Flemming, die gerade Amphibien und Reptilien behandelt. Die Hauptfiguren Finn, Anton, Lili und Dalena gehen zwar in eine Klasse, aber sind noch nicht miteinander befreundet. Anton ist sehr belesen, aber schüchtern, dabei wäre er gern mit Finn befreundet. Finn liebt den Goldendoodle Sponsch von Köchin Lieselotte Sorgenfrei, und er ist mutig und einfallsreich. Außerdem neckt er gern Dalena, die mit Lili befreundet ist. Lili hat ein gutes Herz und findet immer eine Lösungen. Bei einer nächtlichen Rettungs-Mission lernen sich die Kinder besser kennen und erleben einige Abenteuer. Der Anfang einer großen Freundschafts-Bande.

Besonders toll waren die schönen Illustrationen und die Karte, die einen Überblick über das idyllische Dörfchen bietet. Eine Mischung aus "Fünf Freunde" und "Hanni und Nanni“. Ich hoffe, dass es mit den weiteren Büchern noch etwas spannender und vielseitiger wird.

Eine Geschichte über Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Naturschutz, mit ganz unterschiedlichen, sympathischen Charakteren, viel Tierliebe und einer idyllischen Atmosphäre in einem ehrwürdigen Schloss mitten im Grünen.

Bewertung vom 26.02.2023
Northern Spy - Die Jagd
Berry, Flynn

Northern Spy - Die Jagd


weniger gut

Tessa ist Produzentin bei BBC­ in Belfast und lebt mit ihrem sechs Monate alten Sohn Finn in einem abgelegenem Haus. Nordirland ist erneut in einer Phase des Konflikts. „Die meisten Katholiken wollten immer noch ein vereinigtes Irland, die meisten Protestanten wollten Teil des Vereinigten König­reichs bleiben.“ Proteste, Unruhen, Bombenanschläge und Entführungen erschüttern das Land. Als Tessa ihre Schwester Marian in den Nachrichten sieht, wie sie mit zwei Männern bewaffnet eine Tankstelle überfällt, versteht sie die Welt nicht mehr, denn die IRA hat sich dazu bekannt. Aber Marian ist doch niemals ein Mitglied der IRA! Tessa ist verzweifelt und befürchtet, ihre Schwester vielleicht nie wieder zu sehen.

Meine Meinung:
Northern Spy zeigt, wie schockierend es sein kann, wenn man erfährt, dass die eigene Schwester, sich der fanatischen IRA angeschlossen hat und was es heißt, in diesen Zeiten der Aufruhe ein Kind zu haben. Erzählt wird allein aus Tessas Perspektive, deren Gedanken oft nur um ihren Sohn kreisen. Diese persönlichen Ausschweifungen und ihre Figur-Entwicklung ist stark von der Beziehung zu ihrer Schwester und deren Entscheidungen geprägt. Vielleicht ist das der Grund, weshalb es der Geschichte an Spannung fehlt. Einblicke in die Perspektive ihrer Schwester wären deutlich spannender gewesen und hätten für Abwechslung gesorgt. Gründe für den Beitritt in die IRA werden jedoch nachvollziehbar geschildert, aber die Einblicke in die IRA blieben leider oberflächlich. Wie der Buchtitel schon verrät, geht es um Spionage. Mehr werde ich aber nicht verraten. Die Handlung verläuft jedenfalls sehr geradlinig und wenigstens wird es zum Ende etwas spannender, für alle, die drangeblieben sind, aber eine Empfehlung würde ich nicht aussprechen.

Bewertung vom 26.02.2023
Die kleine Rittereule
Denise, Christopher

Die kleine Rittereule


ausgezeichnet

Dieses besondere Bilderbuch, in dem eine kleine Eule die Hauptrolle spielt, erinnert mit seinen kunstvollen Illustrationen und tierischen Helden (mit Vision) an die fantastischen und unvergesslichen Mäusegeschichten von Torben Kuhlmann.

Es geht um Eule, der den Wunsch hat, Ritter zu werden. Als Ritter aus der Burg verschwinden, wird Eule ausgebildet, um den Personalmangel auszugleichen. Er ist ein motivierter und zielstrebiger Schüler, der besonders in der Nachwache brilliert. Als Eule einem hungrigen Drachen begegnet, muss er beweisen, dass er ein mutiger Ritter ist.

Hier stimmt einfach alles. Die umwerfend spannende und originelle Handlung im Mittelalter und die süße Eule als tapferer und schlauer Held. Müssen Ritter immer groß und stark sein? Hier werden Klischees aufgebrochen und es wird mit großen Ideen gespielt. Der wenige Text lenkt die Aufmerksamkeit auf die Bilder. Die Illustrationen sind sehr kunstvoll und aufwendig und fangen die nächtlichen Schichten von Eule auf der Burgmauer atmosphärisch ein.

Eine optimistische und originelle Bilderbuchgeschichte mit einer niedlichen Eule, Rittern, Drachen, Pizza und gemütlichen Lagerfeuern.

Bewertung vom 26.02.2023
Lichte Tage
Winman, Sarah

Lichte Tage


sehr gut

Eine besondere Bedeutung kommt in diesem Roman dem Gemälde Fünfzehn Sonnenblumen zu, dessen Original von Vincent van Gogh in Südfrankreich gemalt wurde. Dora Judd gewinnt das Bild 1950 bei einer Tombola. Schwanger mit ihrem Sohn Ellis und unterdrückt in ihrer Ehe, ist das Bild ihre erste Rebellion gegen den Willen ihres Mannes. Viele Jahre später ist Ellis Judd fünfundvierzig Jahre alt und arbeitet in einer Schlosserei, obwohl er mal davon geträumt hat, Künstler zu werden. Vor fünf Jahren änderte sich alles für Ellis. Seit dem zieht er sich zurück und es fällt ihm schwer, sich um Kontakt zu bemühen. Ein Foto mit drei lachenden Gesichtern steht für alles, was er liebt: seine Frau und seinen besten Freund, den er ebenso liebte. Als er eine Kiste seines Freundes Michael findet, erfährt er durch dessen Notizen alles über die Zeit, als sie sich aus den Augen verloren hatten, weil Michael nach London zog und dessen Gefühle für ihn.

"Lichte Tage" erzählt von schönen und schmerzhaften Erinnerungen und steht für die Sehnsucht und Kraft von Kunst und Liebe. Sarah Winmans Geschichte zeugt von großer Aufmerksamkeit für die kleinen Momente und erzählt unaufgeregt sanft und bedacht von Schicksalsschlägen und der Rückkehr ins Leben. Für alle, die "My Policeman" mochten.

Bewertung vom 26.02.2023
Gärtnern für Ahnungslose
Engwert, Carolin;Mischitz, Véro

Gärtnern für Ahnungslose


ausgezeichnet

„Wichtig ist, dass du schnell und einfach loslegen kannst und Spaß dabei hast.“

Wenn man von etwas keine Ahnung hat, ist ein einfacher Start erstrebenswert, um nicht gleich am Anfang die Motivation zu verlieren, während man sich mühsam durch das Informationsangebot arbeitet. Deswegen finde ich diesen humorvollen Ratgeber so empfehlenswert. Hier wird Ahnungslosigkeit vorausgesetzt. Das durchaus komplexe Thema Gärtnern wird Schritt für Schritt angegangen. Wo fange ich an? Was ist überhaupt möglich? Selbstversorgung? Pflanzenpracht? Wie informiere ich mich am besten? Was gibt es über Bodenqualität zu wissen? Was muss man beim Pflanzenbeschnitt beachten? Welche Gartengeräte muss ich anschaffen? Hier erfährt man einige Antworten auf die wichtigsten Fragen, von denen man vorher vielleicht nicht einmal wusste, dass sie überhaupt relevant sind. So hat man schon einige Stichworte und Anhaltspunkte für die weitere Informationsbeschaffung. Wer Angst vor Fehlern hat, kann beruhigt sein, denn auch hier gibts Tipps und Tricks, um die häufigsten Fehler zu vermeiden. Mal davon abgesehen, Herr Maulwurf sagt es: „Jede Niederlage ist eine Chance zu lernen.“

Hier kann man als Erstlingswerk gar nichts falsch machen. Man bekommt genügend Sicherheit und Gartenfreude vermittelt, was ungemein motiviert. So fällt das Anfangen nicht so schwer und die Erfahrung kommt dann ganz von selbst.

Fazit:
Einfach und humorvoll erklärt, informativ und motivierend. Durch die vielen ansprechenden Illustrationen außerdem sehr anschaulich und man man kann sich das ein oder andere viel leichter merken. Natürlich ist es auch ganz witzig, den eigenen Gartentyp herauszufinden oder die kleinen Details zu entdecken.

Deswegen ist es besonders empfehlenswert für visuelle Lerntypen und überforderte Ahnungslose, die sich einen modernen, lockeren und humorvollen Einstieg wünschen. Besonders, wenn sie sonst eher keine Ratgeber lesen. Ist aber auch für alle geeignet, die sich vorab informieren wollen, ob man einen grünen Daumen braucht.

Bewertung vom 22.02.2023
Die marmornen Träume
Grangé, Jean-Christophe

Die marmornen Träume


ausgezeichnet

Der Suchtfaktor ist bei "Die marmornen Träume" wirklich hoch. Ich habe das Buch in zwei Tagen durchgelesen. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt einen so dicken Wälzer verschlungen habe. Es ist die bildhafte Sprache und der einfache Erzählstil, die es mir leicht gemacht haben. Dazu eine klug konstruierte Handlung mit tadelloser Recherche, vielschichtigen Figuren und meisterlichen Wendungen.

Die Geschichte beginnt 1939, kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs. Frauen hochrangiger Nazis werden von einem Irren grausam ermordet. Der Druck, den Fall zu klären ist groß, die Geheimniskrämerei auch. Ein skurriles Trio, das sich mit Mordermittlungen gar nicht auskennt, ermittelt schließlich in dem Fall: ein pragmatischer Hauptsturmführer, mit einem persönlichen Hass auf Frankreich, eine Baronin mit Alkoholproblem und ein kleiner, erpresserischer Träumer und Wissenschaftler, der die Opfer kannte. Von Anfang bis Ende gelungen - vor allem das Ende war gut!

"Die marmornen Träume" (vom französischen Autor "Der purpurnen Flüsse") brilliert mit einer beklemmenden Mischung aus Realität und Fiktion. Man kann sich beim Lesen gar nicht entscheiden, was einem mehr Schauer über den Rücken jagt: das Angstregime, die skrupellose Brutalität, moralisch verdorbene Menschen oder die wahren Fälle bekannter Berliner Serienmörder, wobei das eine das andere nicht ausschließt. Gut und Böse existieren nicht mehr. Grausame Kost, die es in sich hat und sich einen Stammplatz im Kopfkino sichert. So böse, so gut. Nichts für schwache Nerven.

Für mich schon jetzt der Thriller des Jahres und mein persönliches Spannungs-Highlight. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es auch verfilmt wird.

Bewertung vom 22.02.2023
Macht
Furre, Heidi

Macht


sehr gut

„Der Gedanke, allein auf der Welt zu sein, war beruhigend.“

Liv lebt mit einem Trauma. Sie wurde vor Jahren vergewaltigt und hat nicht mal ihrem Mann davon erzählt. Sie versucht ihren Alltag mit Kind zu meistern. Trotz allem gibt sie sich kämpferisch und realisiert gar nicht, dass sie nur zu überleben versucht, bis es zur Konfrontation kommt.

Das Buch ist in sofern etwas Besonderes, weil es auf eindringliche Weise zeigt, wie sich Frauen fühlen, die vergewaltigt wurden. Man erfährt, wie sehr dieses Trauma den Alltag bestimmt und jedes Gefühl von Selbstbewusstsein im Keim zu ersticken droht. Das führt einen beim Lesen ganz nah ran, an diese Machtlosigkeit, die zwanghaften Kontrollmuster, das falsche Sicherheitsgefühl und die Überlebensstrategien, die ständig ablaufen. Und das alles passiert unsichtbar für die Außenwelt. Mich hat das Buch beeindruckt, gerade, weil es um die Folgen geht und weniger um die Vergewaltigung selbst, und Liv versucht, sich ihre Selbstbestimmung zurückzuerobern. Dabei war mir Liv gar nicht unbedingt sympathisch und auch der Erzählstil war mitunter zäh und distanziert. Aber Heidi Furre lässt ihre Leser:innen an etwas teilhaben, dass sich schwer nachvollziehen lässt, wenn man es nicht selbst erleben musste. Ihre Beobachtungen sind behutsam, fühlen sich authentisch an und eröffnen neue Sichtweisen, weshalb mir das Buch trotzdem gefallen hat.

Fazit: Eine Geschichte die sensibilisiert, emphatischer macht und berührende Einblicke gibt, was sie so relevant und wichtig macht.

Bewertung vom 22.02.2023
Das Sanatorium / Ein Fall für Elin Warner Bd.1
Pearse, Sarah

Das Sanatorium / Ein Fall für Elin Warner Bd.1


weniger gut

Wenn das nicht vielversprechend klingt: ein ehemaliges Tuberkulose-Sanatorium, was zu einem Hotel umgebaut wurde, entsetzliche Morde an einem völlig abgeschiedenen Ort, ohne Aussicht auf Rettung und eine Ermittlerin, die versucht, die Verbrechen (fast) im Alleingang aufzuklären.

Das ist die Handlung:
Die freigestellte Ermittlerin Elin Warner reist mit ihrem Lebensgefährten Will zur Verlobungsfeier ihres Bruders Isaac. Die Geschwisterbeziehung ist angespannt. Elin ist überzeugt, Isaac hat etwas mit dem Tod ihres kleinen Bruders Sam zutun. Dieses Trauma verfolgt sie seit der Kindheit und ist Schuld, dass sie sich einzig und allein über ihren Job definiert, was ihre Partnerschaft belastet. Seit sie freigestellt wurde, hat ihr Selbstbewusstsein deutlich gelitten. Der Thriller beginnt mit einem unheimlichen Mord einige Jahre zuvor und es wird weitere Opfer geben. Als eine Leiche gefunden wird und ihre Schwägerin plötzlich verschwunden ist, beginnt Elin zu ermitteln.

Meine Meinung:
Thematisiert werden u.a. Depressionen, Machtmissbrauch und Panikattacken. Daraus lässt sich schon erahnen, dass es in diesem Buch zwar um schreckliche Verbrechen und ihre Aufklärung geht, aber auch um zwischenmenschliche Beziehungen und Traumata. Letzteres hat meiner Meinung nach zu viel Raum eingenommen. Elin ist wie ein Fähnchen im Wind und ihr überaktiver und gleichzeitig überfordernder Geist scheint nie still zu stehen. Das war einfach des Guten zu viel. Ihre ständigen Selbstzweifel, ihre unbedachte Impulsivität und ihre voreiligen Schlüsse, ließen mich an ihrer Kompetenz als Detective Inspector zweifeln. Anderseits ist der Erzählstil wunderbar lesbar und mitziehend, bildhaft wird die Umgebung beschrieben, sodass eine atmosphärische Stimmung entsteht und es gibt durchaus gruslige Momente. Die Auflösung konnte mich aber leider gar nicht überzeugen. Ich hätte mir mehr Raffinesse und Logik gewünscht, die den Fokus auf den Fall legt und nicht auf das Trauma der Ermittlerin. Bei so einem schaurigen Ort wäre mehr Potenzial drin gewesen, weshalb ich keine Leseempfehlung aussprechen würde.