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Benedikt Bögle

Bewertungen

Insgesamt 406 Bewertungen
Bewertung vom 13.11.2019
Es geschieht aus Liebe
Huber, Kara;Huber, Wolfgang

Es geschieht aus Liebe


gut

Vorbereitungen auf die Weihnachtszeit gibt es zur Genüge. Begleiter durch die Adventszeit ebenso. Einen weiteren haben nun der ehemalige evangelische Ratsvorsitzende Wolfgang Huber und seine Ehefrau Kara Huber veröffentlicht: "Es geschah aus Liebe. Ein Weihnachtsversprechen" ist im Kreuz Verlag erschienen. "Persönliche Erfahrungen verbinden sich mit biblischen Einsichten. Grundsätzliche Klärungen und praktische Anregungen gehören zusammen", schreiben die beiden Autoren in ihrem Vorwort. Das hört sich ziemlich vage an - und vage bleibt auch das ganze Buch. Einzelne Szenen reihen sich aneinander, die teilweise durchaus gelungen sind, einen größeren Zusammenhang aber oft nicht erkennen lassen.

Am Ende der Kapitel steht meist kein klares Fazit - und das tut bisweilen auch durchaus gut. So etwa ein Abschnitt, der den Anschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz bedenkt. Im Ganzen aber bleibt dieses Werk seltsam blass. Zu Beginn der Abschnitte stehen etwa klassische Weihnachtsdarstellungen aus der Kunst. Kurz werden sie reflektiert, oft wird der Faden aber einfach fallengelassen. Hier finden sich durchaus gute Gedanken, denen aber ein wenig mehr Konsistenz gut getan hätte.

Bewertung vom 13.11.2019
Glänzende Propaganda
Ehling, Kay;Ernesti, Jörg

Glänzende Propaganda


ausgezeichnet

Der Vatikan gibt, das dürfte wohl den meisten bekannt sein, eigene Euromünzen heraus; dazu aber gibt jeder Papst während seiner Amtszeit auch Medaillen heraus. Eine bunte Auswahl historischer Medaillen bieten nun Kay Ehling und Jörg Ernesti: "Glänzende Propaganda. Kirchengeschichte auf Papstmedaillen" ist bei Herder erschienen. Medaillen sollten dabei keinesfalls mit Geldmünzen verwechselt werden. Die beiden Historiker klären gleich zu Beginn ihres Bandes auf: "Unter einer Medaille versteht man eine münzähnliche Schau- oder Denkmünze, die im Unterschied zur Münze jedoch nicht als Zahlungs- und Umlaufmittel, sondern als Erinnerungsstück dient." Ein Denkmal für die Hand, sozusagen.

Die beiden Autoren bieten nun eine Auswahl von Medaillen, beginnend mit Papst Martin V., der ab 1417 auf dem Stuhl Petri saß, und endend mit Papst Franziskus. Die Medaillen sind nicht nur groß und farbig abgebildet, sondern werden neben Wiedergabe der Inschriften auch kurz beschrieben. Darauf folgt eine kirchengeschichtliche Einordnung. Diese Kombination macht aus dem vorliegenden Werk ein Geschichtsbuch der ganz besonderen Art. Sicherlich ohne irgendeine Vollständigkeit beanspruchen zu wollen, handelt es sich beinahe schon um kirchenhistorisches Lesebuch - und sei damit nicht nur kunsthistorisch Interessierten, sondern sicherlich auch all jenen empfohlen, die sich mit der Kirchengeschichte beschäftigen.

Bewertung vom 12.11.2019
A bissel was geht immer
Dietl, Helmut;Süskind, Patrick

A bissel was geht immer


ausgezeichnet

Helmut Dietls in München spielende Serien gehören zum Kulturschatz - wenigstens für die Münchner. Einzelne Szenen aus seinen Serien sind bis heute bekannt: So etwa der Ritt der drei "Cowboys" aus den "Münchner Geschichten" nach Sacramento, mit einem kleinen Umweg über das Siegestor. Oder auch die Begegnung des "Monaco Franze" mit einer ihm unbekannten Frau in der Münchner Innenstand und der anschließenden verzweifelten Frage: Woher könnte die Frau kommen? Aus einem Stadtbereich, in dem es "in" ist? Oder doch eher vom Goetheplatz?

Herrliche Serien sind es - die "Münchner Geschichten", "Monaco Franze" und "Kir Royal". Wem die Filme nicht reichen, der kann sich nun auch an die Drehbücher von Helmut Dielt in Zusammenarbeit mit Patrick Süskind beziehungsweise im Fall der "Münchner Geschichten" mit Anita Niemeyer halten. Erschienen sind die drei Bände unter dem Titel "A bisserl was geht immer. Die großen München-Serien in der Originalfassung von Helmut Dietl und Patrick Süskind" beim Penguin Verlag.

Herrlich ist es, die Dialoge mitzulesen. Wer will, kann ja gleichzeitig die Filme sehen. Herrlich ist auch ein kurzer Essay von Süskind, der dem Drehbuch zu "Monaco Franze" vorangestellt ist. Die Frage: "Ist der Stenz ein Matscho?" Die Antwort: Nein, keinesfalls. Nun, was ist er denn? Eine ganz einfache Definition kann auch der berühmte Schriftsteller Süskind nicht bieten. Dafür aber einen herrlichen Text - unbedingt lesenswert!

Bewertung vom 12.11.2019
Von Anfang an Europa
Hellfeld, Matthias von

Von Anfang an Europa


ausgezeichnet

Die europäische Integration ist nicht mehr aufzuhalten. Entfernte Regionen wachsen durch den Einigungsprozess immer weiter zusammen. Die Europäische Union hat uns einen Friedensraum beschert, der noch vor wenigen Jahrzehnten undenkbar erschien. Einen erhellenden Blick auf die Geschichte dieses Kontinents entwirft nun der Historiker und Journalist Matthias von Hellfeld: "Von Anfang an Europa. Die Geschichte unsers Kontinents" ist bei Herder erschienen. Aus der frühen griechischen Geschichte entnimmt der Autor sechs Prinzipen, die er im folgenden historisch darstellt.

Es handelt sich dabei um: "Individuum und Demokratie", "Verfassung und Recht", "Einheit und Vielfalt", "Glaube und religiöse Toleranz", "Krieg und Diplomatie" sowie "Nationalismus und Nation". So zeichnet von Hellfeld eben keine lineare Geschichte, die irgendwann vor Christus beginnt und heute endet, sonder beschreibt jeweils die Geschichte der genannten Prinzipen der europäischen Geschichte. Das zeigt: Dieser Kontinent besteht eben nicht nur aus einzelnen Ländern, die sich politisch verbunden haben. Schon unsere Geschichte ist europäisch - wie könnten wir nur eine "deutsche" oder nur eine "französische" Geschichte des Frankenreiches schreiben? Wie nur eine italienische oder spanische Historie des Christentums? Eben. Ein erhellender Blick und ein Plädoyer gegen den neu erstarkenden, engstirnigen Nationalismus.

Bewertung vom 12.11.2019
Neff, Bernhard

"Legen 5 Soldaten in 2 Stunden 300 Quadratmeter Stolperdraht ..."


ausgezeichnet

Jeder kennt sie: Textaufgaben aus dem Mathebuch. Mal mehr, mal weniger gelungen, versuchen sie, den Stoff in einen lebenswirklichen Kontext einzubetten. Gefragt wird nicht etwa nach einer bloßen Wahrscheinlichkeit, sondern beispielsweise nach den Chancen, bei einem gewissen Kartenspiel zu gewinnen. Das macht Mathematik anschaulicher, vielleicht sogar ein klein wenig interessanter. Eine neue Entwicklung ist das dabei nicht: Schon im Kaiserreich wurden Textaufgaben an die Schüler gestellt. Das zeigt nun der Mathelehrer Bernhard Neff: "Legen 5 Soldaten in 2 Stunden 300 Quadratmeter Stolperdraht... Die lustigsten Matheaufgaben von 1890 bis heute" ist bei Riva erschienen.

Der Autor hat in unzähligen Mathebüchern Textaufgaben gesammelt: Aus dem Kaiserreich wie aus der Weimarer Republik, aus der Zeit der nationalsozialistischen Terrorherrschaft, aus DDR und BRD. Das Buch ist erheiternd, an einigen Stellen bleibt das Lachen aber doch im Halse stecken. Denn die Aufgaben zeigen vor allem, wie bei vermeintlich unverdächtigen Matheaufgaben politische Ideologie zum Einsatz kommt. So etwa hatten Schüler 1941 zu berechnen, wieviele Häuser 27 Flugzeuge zerstören können, die mit jeweils 32 Bomben a 50 kg beladen sind. 1943 mussten Schüler die prozentuale Aufteilung der Weltbevölkerung in Rassen berechnen.

Der Autor nimmt das humorvoll. Vielleicht durchaus zurecht, gerade die Rechenaufgaben aus der BRD-Geschichte sind teilweise einfach peinlich. Gleichzeitig aber regt der Band zum Denken an. Denn er zeigt, wie einfach es ist, schon Schüler in einem vermeintlich unbedarften Gebiet - Mathematik! - mit einer bestimmten Ideologie zu bombardieren.

Bewertung vom 12.11.2019
Dogmatik für das Lehramt
Dirscherl, Erwin; Weißer, Markus

Dogmatik für das Lehramt


ausgezeichnet

Die katholische Dogmatik als Fachdisziplin der Universität fragt nach der Vernunft des christlichen Glaubens. Was eigentlich ist Glaube der Kirche? Wie hat er sich durch die Jahrhunderte hindurch herauskristallisiert? Wie lässt sich dieser Glaube der Kirche begründen und was bedeutet er für das Leben der Menschen? Eine Einführung in die katholische Dogmatik haben nur Professor Erwin Dirscherl, Lehrstuhlinhaber für Dogmatik an der Universität Regensburg, und sein Assistent Dr. Markus Weißer herausgegeben: "Dogmatik für das Lehramt. 12 Kernfragen des Glaubens" ist bei Pustet in Regensburg erschienen.

Der Titel zeigt: Eigentlich handelt es sich um ein Werk für Lehramtsstudenten, die sich auf ihr Examen vorbereiten. Schon im Vorwort wünschen sich die beiden Autoren jedoch, im vorliegenden Band die katholische Dogmatik "auch für die schulische oder pastorale Praxis und Interessierte anderer Fächer und Wissenschaften exemplarisch zu entfalten". Dieser Wunsch dürfte in Erfüllung gegangen sein. Es handelt sich nicht nur um ein Examensrepetitorium für Lehramtsstudenten; auch anderen Studierenden, aber ganz allgemein Interessierten sei dieses Buch empfohlen. Die 12 Kernfragen des Glaubens sind:

- "Gott - wer oder was ist das?"
- "Warum und wie dreifaltig?"
- "Der Mensch - frei gesetzt aus Sternenstaub?"
- "Sünde - glückliche Schuld?"
- "Was bedeutet dieser Jesus für uns?"
- "War das Kreuz denn wirklich nötig?"
- "Was ist eigentlich ein Sakrament?"
- "Wozu brauchen wir die Kirche?"
- "Kann man mit Wasser ein Feuer entfachen?"
- "Brot und Wein als Leib und Blut Christi?"
- "Wer früher stirbt, ist länger tot?"
- "Auferstehung des Leibes?"

Verfasst wurden die Abschnitte von jeweils einem der beiden Autoren, verantwortet von beiden gemeinsam. Die Themen zeigen, dass alle wesentlichen Themen katholischer Dogmatik angesprochen sind: die Gotteslehre, Anthropologie, Hamartiologie, Christologie, Sakramentenlehre, Ekklesiologie und Eschatologie. Klar: Ein Buch wie das vorliegende hat Grenzen - sicherlich hätte auch die Mariologie noch einen Platz verdient, ebenso die weiteren Sakramente neben Taufe und Eucharistie. Eine gewisse Beschränkung ist für die Übersichtlichkeit aber tatsächlich wohltuend.

Die Autoren versuchen mit Erfolg, Dogmatik verständlich herzuleiten. Die Texte sind auch für Nicht-Theologen verständlich geschrieben, der Einstieg zeigt meist in wenigen Sätzen die diskutierte Problemlage auf. Die Dogmengeschichte findet ebenso einen Platz wie der Diskurs mit moderner Philosophie und Theologie. Wer also an katholischer Dogmatik interessiert ist, ohne sich an Handbücher mit mehreren tausend Seiten wagen zu können oder zu wollen, sollte sich dringend an diese Neuerscheinung halten.

Bewertung vom 09.11.2019
Öffentliche Verwaltung im Zeitalter der Digitalisierung
Guckelberger, Annette

Öffentliche Verwaltung im Zeitalter der Digitalisierung


ausgezeichnet

Digitalisierung ist das Schlagwort der Stunde - zweifellos. Das alltägliche Leben ändert sich, sukzessive, ständig. Immer mehr ist durch die Digitalisierung möglich, immer schneller wird die Kommunikation, immer globaler die Welt. Vor der Justiz und Rechtswissenschaft macht das natürlich nicht Halt. Immer mehr wird über digitale Unterstützung im Alltag der Rechtsanwälte und Richter diskutiert. Aber auch die öffentliche Verwaltung ist von diesem Thema betroffen, wie Annette Guckelberger in einem bei Nomos erschienenen Band zeigt: "Öffentliche Verwaltung im Zeitalter der Digitalisierung. Analysen und Strategien zur Verbesserung des E-Governments aus rechtlicher Sicht."

E-Government - das meint: Verstärkung und Verbreitung des Einsatzes von Informations- und Kommuniaktionstechnologien in der Verwaltung, wie Guckelberger schreibt. Die Autorin klopf den Begriff ausführlich ab, fragt sodann aber auch nach aktuellen Themenfeldern: Was bedeutet denn Big Data für die Verwaltung? Wie steht es um Künstliche Intelligenz? Wie werden diese Technologien genutzt, wie kann die Nutzung verbessert werden? Sind vollkommen automatisierte Verwaltungsentscheidungen denkbar? Aktuelle Fragen werden so umfassend behandelt.