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hundeliebhaber

Bewertungen

Insgesamt 392 Bewertungen
Bewertung vom 20.11.2021
Was bleibt, wenn wir sterben
Brown, Louise

Was bleibt, wenn wir sterben


ausgezeichnet

Nachdem die Journalistin Louise Brown ihre Eltern kurz nacheinander beerdigen muss, beschließt sie eine berufliche Veränderung. Sie wagt den Schritt als Trauerrednerin, setzt sich mit ihrer eigenen Trauer, der Trauer von Angehörigen und den richtigen Worten für die individuelle Beerdigung auseinander. Als Leser:in begleiten wir sie auf ihrem ganz persönlichen Weg durch die Trauer, erfahren von erschütternden, traurigen und auch glücklichen Momenten. Klar wird: Jede:r muss sich früher oder später mit dem Thema Tod auseinandersetzen. Und je früher wir das tun, desto bewusster können wir sowohl mit dem Tod als auch mit dem Leben umgehen.

Neben dem sehr nahbaren und offenen Ton hat mir der stark persönliche Bezug sehr gefallen. Brown wertet nicht, gibt keinen richtigen oder falschen Weg an die Hand, sondern erzählt von ihren Erfahrungen - sowohl in privater als auch in beruflicher Hinsicht. In vielem konnte ich mich mit meiner Trauer wiedererkennen, habe Situationen ähnlich durchlebt und ähnliche Erkenntnisse, Rückschlüsse und Gedanken gefunden.

Für mich eine absolute Empfehlung an alle, die sich mit dem Leben und dem Tod auseinandersetzen möchten - entweder aufgrund eigener Trauerprozesse, Neugier oder der Enttabuisierung des Themas.

Bewertung vom 20.11.2021
Waldeskälte
Krüger, Martin

Waldeskälte


ausgezeichnet

In junges Mädchen verschwindet spurlos in Eigerstal, einem kleinen Bergdorf in den Schweizer Alpen. Leutnant Valeria Ravelli, erfolgreich bei Interpol, wird von einem Freund aus Kindertagen gebeten, zurückzukommen und sich den Ermittlungen anzunehmen. Denn sie war eine von drei Mädchen, die vor 21 Jahren in Eigerstal entführt wurden - und sie ist die einzige, die dies überlebte. Doch Erinnerungen an diese Zeit hat sie bis heute nicht. Klar ist für sie, dass der Täter aus der Dorfgemeinschaft stammen muss, die seit Langem eingeschworen und Fremden gegenüber äußerst misstrauisch ist.

Martin Krüger schafft es, die nebelige, kalte und waldige Atmosphäre, die beklemmenden Gefühle von Valeria und das Misstrauen der Einheimischen darzustellen. Valeria ist zwar taff und bildet ein gutes Ermittlungsmitglied. Allerdings wirkt sie kühl, distanziert und bleibt bis zum Schluss eher unnahbar.
Auch wenn sich die ersten zwei Drittel recht langwierig um die Frage dreht, wer Nora entführt hat, und wo sie stecken könnte, bleiben Spuren rar. Dennoch hat der Autor es geschafft, mich zu fesseln, sodass ich das Buch in zwei Etappen verschlungen habe. Gerade beim Showdown kommen Thriller-Fans auf ihre Kosten.

Bewertung vom 14.11.2021
Everyday Magic
Krutmann, Hannah;Krutmann, Marie

Everyday Magic


ausgezeichnet

Hannah und Marie Krutmann stellen in "Everyday Magic" spirituelle Übungen, Routinen und Praktiken vor, die sich gut in den Alltag integeieren lassen. Dabei beziehen sie sich auf verschiedene Autor*innen, Ansätze und Konzepte, definieren den modernen Hexenbegriff und erzählen von persönlichen Erfahrungen, ihren Wegen zur Spiritualität und wie sie ihren magischen Lebensstil in den Alltag integrieren. Dabei gehen sie unter anderem auf Kristalle, Räucherei, Öle, Astrologie und den Mondzyklus ein. Im Fokus des vermittelten Bildes stehen Selbstliebe, Selbstfürsorge und Feminismus.
Was mir sehr gut gefällt ist der lockere, nahezu fröhliche Schreibstil. So habe ich das Gefühl, hier einem Austausch mit Gleichgesinnten oder Freundinnen zu folgen. Vor allem, da alles so offen und nahbar wirkt. Hannah und Marie sprechen keine Verpflichtungen oder strengen Empfehlungen aus, es gibt kein richtig oder falsch. Sie liefern vielfältige Vorschläge, umfangreiche Erklärungen und zeigen so für jede*n spirituell Interessierte*n oder Praktizierenden einen Ausgangspunkt und Anregungen zur eigenen Umsetzung auf.
Ich werde das Buch auf jeden Fall nochmal lesen und als Nachschlagewerk und Inspirationsquelle nutzen!

Bewertung vom 24.10.2021
Die Zeit der Kirschen
Barreau, Nicolas

Die Zeit der Kirschen


sehr gut

André möchte Aurélie am Valentinstag einen Heiratsantrag machen. Doch die hat dafür gar keinen Sinn, denn ihr kleines Restaurant hat ganz überraschend einen Michelin-Stern bekommen. Aurélies Enttäuschung ist groß, als sie herausfindet, dass es sich dabei um eine Verwechslung handelt und einem namensgleichen Restaurant eines auf den ersten Blick sehr arroganten Sternekochs galt. Aurélie entschließt sich zu einem Kochkurs bei ihm und lehrt André, wie sich Eifersucht anfühlt.

Erst nach der Lektüre habe ich erfahren, dass es sich hier um eine Fortsetzung handelt, was mir beim Lesen und Verstehen allerdings nicht aufgefallen ist. Der Schreibstil ist flüssig und humorvoll, was ich bei Liebesromanen sehr mag. Erzählt wird wechselnd aus Andrés und Aurélies Perspektive, sodass das Innenleben der Figuren beleuchtet und dem Buch einen gewissen Schwung verliehen wird. Außerdem wird hier mittels Schilderungen in der Küche und der Umgebung ein gewisses Paris-Flair übertragen. Leider bleiben die Figuren eher oberflächlich und es wurde stark mit Klischees gespielt, was für mich nicht notwendig gewesen wäre, sicherlich zum Charme gehören soll. Trotzdem überzeugte mich die humorvolle Ebene, die mich oftmals zum Schmunzeln brachte.

Ein etwas kitschiger Liebesroman, den ich in der Art zwischendurch sehr gern lese!

Bewertung vom 24.10.2021
Der Panzer des Hummers
Minor, Caroline Albertine

Der Panzer des Hummers


gut

Caroline Albertine Minor stellt die drei Geschwister Sidsel, Niels und Ea in den Mittelpunkt der Erzählung. Nach dem Tod ihrer Eltern haben die drei sehr unterschiedliche Wege eingeschlagen: Niels schlägt sich als Plakatierer durch, Sidsel ist alleinerziehende Mutter und Kuratorin, und Ea ist schon früh nach San Francisco ausgewandert, wo sie mit ihrem Lebensgefährten und dessen Tochter zusammenlebt. Um Kontakt zu ihrer Mutter aufzunehmen, sucht sie eine Seherin auf. Doch statt ihrer Mutter erscheint ihr ungeliebter Vater, dessen Besuch unangenehme Folgen für Ea birgt.

Meine Erwartung an das Buch war, basierend auf dem Klappentext, ein vielschichtiger Familienroman, in dem die Geschwister den Tod der Eltern und die Beziehungen zueinander verarbeiten, überdenken und sich miteinander entwickeln. Allerdings wurde anhand eines Ausschnitts wengier Tage deskriptiv die Lebensweisen und der Alltag der Geschwister dargestellt. Die wechselnden Erzählperspketiven schlossen Begegnungen mit anderen Menschen, unter anderem der Seherin, ein. Eine tiefe Verbindung entstand hier nicht, denn es gab nur wenige Berührungspunkte und Überscheidungen der Figuren.

Gerade in Kombination mit der spirituellen Ebene, die Abschnitte der toten Charlotte aus dem Jenseits, angeht, bin ich zwiegespalten. Mir haben die Beobachtungen und die Schilderungen von Sidsels, Niels und Eas Alltag gefallen und vor allem der flüssige und tragende Schreibstil der Autorin hat mich zum Weiterlesen animiert. Allerdings fehlte mir der rote Faden, ich habe teilweise die Zusammenhänge zu Figuren nicht durchschaut und wollte meinen Lesefluss nicht stören, indem ich ständig im Personenregister nachschlage.

Ein deskriptiver Roman, der irgendwie anders ist und den ich vor allem wegen des Erzählstils und des Tons der Autorin gern gelesen habe.

Bewertung vom 17.10.2021
Unter dem Sturm / Die Halland-Krimis Bd.1
Carlsson, Christoffer

Unter dem Sturm / Die Halland-Krimis Bd.1


sehr gut

Lovisa, eine junge Frau kommt bei einem Hausbrand im November 1994 ums Leben. Schnell wird ihr Freund Edvard Christensson als Täter verdächtigt und festgenommen. Schließlich gilt er als aufbrausend, wie sein Vater, der bereits durch Straftaten im Dorf bekannt ist. Isak, Edvards siebenjähriger Neffe, ist fassungslos, dass sein geliebter Onkel ein Mörder ist und fürchtet nun, selbst auch das Böse in sich zu tragen und früher oder später wie sein Onkel und sein Großvater im Gefängnis zu enden. Als Isak zehn Jahre später wegen Diebstahls verhört wird, kommen beim Polizisten Vidar Zweifel auf. Wurde damals korrekt ermittelt? Er geht der Frage nach, ob Edvard, der immer auf seiner Unschuld beharrte, tatsächlich unschuldig sein könnte.

Wie in vielen schwedischen Kriminalromanen dominiert auch hier eine düstere, melancholische und gemächliche Atmosphäre. Carlsson schreibt ruhig, lässt die Leser*innen die beklemmende Stimmung im Dorf und die Abgeschiedenheit des Ländlichen spüren - ebenso Isaks Zerrissenheit, seine Zweifel an sich selbst und die Last, die ihm durch Edvards Verhaftung aufgebürdet wurde. Das Erzähltempo ist recht langsam und stimmungsvoll. Dabei wird auf verschiedenen Zeitebenen (1994, 2004 und 2017) wechselnd aus Isaks und Vidars Perspektive erzählt.
Kapitel für Kapitel erfahren die Leser*innen, was damals passiert ist und welche Folgen die damaligen Handlungen für gegenwärtige Entwicklungen haben. Alles steuert auf den großen Showdown hin, der offenbart, weshalb Lovisa tatsächlich ums Leben kam. Einige Passagen empfand ich als etwas langatmig, habe sie aufgrund des angenehmen Schreibstils jedoch trotzdem gern gelesen.

Wer gern düstere schwedische Kriminalromane liest, wird hier gut bedient sein!

Bewertung vom 12.09.2021
Power Hour
Herbert, Adrienne

Power Hour


gut

Adrienne Herbert lebt das Konzept der Power Hour: der ersten Stunde am Morgen, in dem sie zur Ruhe kommt, sich mit dem kommenden Tag, Gedanken, Zielen und Wünschen auseinandersetzt. Diese Morgenstunde unterstützt sie im Erreichen von Zielen, steuern zu mehr Wohlbefinden und Zufriedenheit bei. Allerdings braucht es dazu auch die Kombination aus Bewegung, Schlaf, Ernährung und Mindset.
In den unterteilten Kapitel widmet sie sich all diesen Lebensbereichen. Sie erzählt, wie sie zur Power Hour gekommen ist, welche Erfahrungen sie in der Vergangenheit gemacht hat und welche Menschen, Bücher und Biographien sie inspiriert und motiviert haben.

Alles in allem ließ sich das Buch sehr flüssig lesen und ich mochte den sehr persönlichen und nahbaren Schreibstil. Etwas schade finde ich, dass das Konzept der Power Hour verhältnismäßig wenig Raum bekommen hat und der Rahmen an Tipps und Strategien zur eigenen Umsetzung recht eng gesteckt wurde. Da ich mich schon seit einer Weile mit Selbstoptimierung, Achtsamkeit, Persönlichkeitsentwicklung und ähnlichen Themen auseinandersetze, barg der "theoretische Block" im Vorfeld, der den Großteil des Buches einnimmt, eher wenig Mehrwert für mich.

Ich kann mir jedoch vorstellen, dass das Buch in Kombination mit den zahlreichen Erfolgsgeschichten, Zitaten und persönlichen Beispielen genau das richtige Einstiegsmaterial für einen achtsameren, zielstrebigeren Lebensstil inklusive der Power Hour ist.

Bewertung vom 25.08.2021
Systemfehler
Harlander, Wolf

Systemfehler


ausgezeichnet

Ganz plötzlich fällt in mehreren europäischen Ländern das Internet aus und Wolf Harlander schildert,, welche enormen Auswirkungen und katastrophalen Zustände dies nach sich zieht. Mit Figuren wie Daniel Faber und Nelson Carius wird aus verschiedenen Perspektiven berichtet, wie sich die Lage auf verschiedenen Ebenen zuspitzt - unter anderem privat, beruflich und gesellschaftlich. Nicht nur der flüssige Schreibstil, spannungsreiche Kapitel und der Showdown, der sich schon früh ankündigt, haben mich begeistert. Insbesondere die Stimme und das Erzähltempo von Uve Teschner als Sprecher konnten mich von der ersten Minute an mitreißen.

Spannender Cyber Thriller, dessen Plot gar nicht so unrealistisch und utopisch ist, wie man auf den ersten Blick meinen könnte.

Bewertung vom 15.08.2021
Alles, was du mir versprichst
Welling, Nora

Alles, was du mir versprichst


ausgezeichnet

Als dritter Teil der Everything for you-Reihe steht hier Ramón, der mittlere der Alvarez-Brüder, im Fokus des Geschehens. Als sich herausstellt, dass er keine Kinder zeugen kann, möchte seine Frau Sophia die Scheidung, was Ramón das Herz bricht - insbesondere im Hinblick auf die glücklichen Beziehungen, die seine Brüder auf der Hacienda führen. Amelie, eine Krankenschwester aus Deutschland, und ihr fünfjähriger Bruder Ben sind auf dem Weg zur Hacienda, um dort Zuflucht zu finden. Da ihr Auto den Geist aufgibt, werden sie zufällig von Ramón aufgegabelt, der sie nicht nur mit zur Hacienda nimmt, sondern auch wieder amouröse Gefühle entwickelt.

Nora Wellings Schreibstil hat mich bereits im vorangehenden Band begeistert. Sie beschreibt die Landschaft, die Stimmung und die Atmosphäre auf der Hacienda so greifbar, entwickelt Figuren mit Tiefe und lässt sie nachvollziehbare Entwicklungen durchleben. Amelie, gezeichnet von ihrer Vergangenheit, muss nicht nur ihre Stärke und Fürsorge unter Beweis stellen, sondern auch lernen, anderen zu vertrauen und sich auf die Alvarez-Familie einzulassen. Ramón findet wieder Zugang zu seinen Gefühlen, verarbeitet die Kinderthematik und lässt sich auf seine Gefühle für Amelie ein.

Neben den gefühlvoll, emotional und mitreißend aisgearbeiteten Situationen überzeugten mich vor allem die authentischen Dialoge und das Tempo, indem sich die Beziehungen entwickelten. Außerdem werden gesellschaftlich relevante Themen aufgegriffen und stimmig in das Gesamtgeschehen eingeordnet, was dem Ganzen ebenfalls Echtheit und Tiefe verleiht.
Ein gefühlvoller Liebesroman, der mir schöne Lesestunden beschert hat!

Bewertung vom 03.08.2021
Die Frau im Park
Janek, Ella

Die Frau im Park


ausgezeichnet

Eva muss ihre Schauspielkarriere jäh unterbrechen, als ihre Tochter Alisa nach einem schweren Autounfall im Rollstuhl sitzt, und kümmert sich in den folgenden Jahren hingebungsvoll um sie. Als diese nun überraschend für ihr Studium nach Berlin zieht, muss Eva mit dem Verlust und der neuen Lücke in ihrem Leben zurechkommen. Die Beziehung zu ihrem Ehemann Johannes belastet sie ebenfalls und sie muss sich fragen, was die beiden noch verbindet. Einen gemeinsamen Tagesablauf haben sie schon lange nicht mehr und ein gemeinsames Schlafzimmer auch nicht. Bei einem Spaziergang im Englischen Garten trifft sie den Sportlehrer Ben, der jung und dynamisch ist und eine ganz frische und optimistische Einstellung zum Leben hat.

Ella Janek beschreibt eingehend, welche Gedanken und Gefühle Eva in dieser Situation begleiten und die Leser*innen können ihre persönliche Entwicklung nah mitverfolgen. Auch die anderen Figuren sind detailliert und anschaulich gezeichnet, wobei mir manche sympathischer waren als andere.

Der Schreibstil ist flüssig, die Dialoge sind authentisch und ich schätze, dass sich viele Ehepaare beim Auszug der Kinder fragen, was sie noch zusammenhält und ob sie eine Zukunft haben. Daher war es sehr interessant, Eva auf ihrem Weg zu begleiten und zum Ende hin auch Einsicht in Johannes' Wahrnehmung und Gefühlsleben zu bekommen.

Ein schöner Roman, der mir angenehme und zum Nachdenken anregende Lesestunden beschert hat.