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Frankfurt

Bewertungen

Insgesamt 643 Bewertungen
Bewertung vom 05.05.2022
Allein auf dem Meer
Vick, Chris

Allein auf dem Meer


ausgezeichnet

Ausweglose Situation

Bill ist ein britischer 15jähriger Junge, der lieber rechnet und knifflige Aufgaben löst als sich im Freien zu bewegen. Seine Eltern machen ihm den Vorschlag einen Segeltörn mit 6 anderen Jungs vor den Kanaren zu unternehmen mit einem erfahrenen Seemann. Das Boot gerät in einen Sturm und auf dramatische Weise ist Bill am Ende alleine in einem Beiboot mitten auf dem Ozean irgendwo zwischen den Kanaren und Marokko. Nach einigen Tagen fischt er ein Mädchen, Aya, aus dem Wasser, die im selben Sturm Schiffbruch erlitt. Die beiden kämpfen gemeinsam ums Überleben, bauen sich gegenseitig auf, geben sich halten, motivieren einander und helfen einander nicht dem Wahnsinn zu verfallen. Eine schiere Ewigkeit sind die beiden dort in ihrem Boot Tanirt unterwegs. Wochenlang und es passiert dramatisches.
Chris Vick erzählt diese Geschichte eindringlich. Es ist so real, dass ich das Gefühl hatte, es könnte sich so ereignet haben. Dieses Zusammenspiel der beiden Jugendlichen und der rauen See mit sengender Sonne, es war selbst beim Lesen manches Mal nicht auszuhalten. Wirklich spannend geschrieben und die Art der Kommunikation zwischen dem Berbermädchen und dem Engländer wurde gut beschrieben, verstanden sie einander zu Beginn nur kaum. Berührend sind die Passagen in denen Aya Bill die Geschichten aus 1001 Nacht erzählt um ihn gedanklich zu beschäftigen.
„Die Welt in dem Boot und die Welt nach dem Boot gehören nicht in dasselbe Universum.“ Dieses Buch zeigt was eine extreme Situation mit einem Menschen macht und ihn auf brutale Weise aus seinem Leben reißen kann. Es bleibt nichts wie es war.
‚Allein auf dem Meer‘ wurde von Wieland Freund und Andrea Wandel aus dem Englischen hervorragend übertragen.
Dieses Buch ist vom Verlag ab 12 Jahren empfohlen, das passt. Ist es doch wirklich ein sehr aufwühlendes Buch, dass zwar fesselt, aber auch diesen erlebten Horror so echt beschreibt.
Fazit: Ein sehr guter Jugendroman, den ich sehr empfehle. Ist es doch manches Mal schwierig die richtige Lektüre zu finden für Kinder ab 12 Jahren.

Bewertung vom 04.05.2022
Die Molche
Widmann, Volker

Die Molche


sehr gut

Im Stich lassen

Es sind die 60er Jahre im tiefsten Bayern. Die Gesellschaft ist immer noch dabei sich zu finden, taumelte sie doch erst aus einem Weltkrieg heraus und befindet sich nun mitten in einem wirtschaftlichen Boom. Diese Diskrepanz von mentaler Verarbeitung und offensichtlich materiellem Fortschritt klafft weit auseinander. In dieser Gemengelage lebt der 11jährige Max, der mit seiner Familie als Zugezogene hier leben muss. Sein Bruder und er haben fortlaufend großen Ärger mit der Bande um Tschernik und das Unglück geschieht: Max Bruder wird von den angreifenden Steinen der Bande erschlagen. Im Dorf wird es als Unfall gewertet und Max bleibt mit seiner Schuld alleine, denn er machte sich vom Acker aus Selbstschutz.
Der Roman wird aus Max Perspektive erzählt und nur zum Ende betrachten wir die Welt aus den Augen eines Mädchens. Max versucht mit seinem Schmerz und dem einhergehenden Schuldgefühl zu leben und kämpft mit sich. Hat er doch Wenige, denen er sich öffnen kann. Die Eltern waren physisch anwesend, aber mental nicht für ihn erreichbar.
Überhaupt für einen 11jährigen ist Max sprachlich und geistig extrem reflektiert. Natürlich, es ist eine fiktive Geschichte, die uns hier erzählt wird und dadurch Spielraum ermöglich. Ich denke aber auch, dass Kinder der 60er Jahre, sprich kurz nach Kriegsende geboren leider sehr schnell erwachsen werden mussten. Und A propos Erwachsen werden, Max hat sehr frühreife sexuelle Erlebnisse mit Ellie. Diese werden recht deutlich ausgebreitet. Aus meiner Sicht hätte es in diesem Roman nicht sein müssen, gibt aber durchaus Diskussionsraum. Könnte einige abstoßen, bedenke man die expliziten Szenen und das Alter.
Volker Widmann hat mit ‚Die Molche‘ debütiert. Der Schreibstil ist verschachtelt, aber äußerst gut. Vor allem die Naturbeschreibungen und wie er das Leben in und mit der Natur beschreibt macht Volker Widmann grandios. Auch hat der Roman die große Stärke, das Leid und Freud nah beieinander liegen und keine einseitige Sicht auf die Dinge transportiert wird. Hoch reflektiert, wenig Handlung, aber es arbeitet in einem.
Diesen Roman lohnt es sprachlich zu lesen und vor allem die titelgebenden Seiten wie Max die Molche trifft, sind äußerst gut gelungen.
Fazit: Nicht für jede:n Leser:in. Komplex und doch in vielerlei Hinsicht ist das Leben einfach und undurchdringlich zugleich.

Bewertung vom 04.05.2022
Gipfelrausch
Laage, Philipp;Reisedepeschen

Gipfelrausch


ausgezeichnet

Hoch hinaus!

Was haben Österreich, Kirgistan, Peru, Japan, Tansania gemeinsam? Sie alle einen, dass sie unglaubliche Berge haben! Und die Besteigung der höchsten Gipfel der Welt löste bei vielen schon sehr viel Faszination und Motivation aus sich hier emporzuschlagen. Ich gehöre in der Tat nicht zu dieser Brut, aber allen die solch ambitionierte Ziele verfolgen, soll es gegönnt sein. Und nun hat Philipp Lange mit ‚Gipfelrausch‘ im Reisedepeschen Verlag uns ein Buch beschert, dass uns diese Faszination sehr nahebringt.
Philipp Lange reflektiert sein Klettern auf die höchsten Gipfel der Erde gekonnt und nimmt uns mit auf seine persönliche Entwicklungsreise. Auch die schwierigen Momente und Gedanken werden geteilt. Gegliedert ist das Buch in 10 Kapitel. Wie alles in der Kindheit in den Alpen begann, er sich durch die Welt gewandert hat, seine Ziele größer wurden um dann wieder in den Alpen abzuschließen.
Da ich keine Kletterin oder ausgeprägte Tourenwanderin bin, fand ich besonders den Einblick in die doch so fremde Welt interessant. Wie er sich seinen Herausforderungen stellt, seine Wahrnehmung der Natur und der lokalen Bevölkerung. Wie er sich als Teil eines ganzen Unterfangens sieht. Auch die Beschreibungen der Abläufe und wie so was überhaupt von statten geht, fand ich spannend.
Dies ist daher ein Buch für ausgeprägte Kletter- und Wanderfans, die mit dem Gedanken spielen selbst mal den Kilimandscharo oder den Fuji zu besteigen. Aber auch, und vielleicht für diese Leser:innen noch viel mehr, für Leser:innen, denen diese Welt bisher sehr fremd ist und sich mal gedanklich auf solche Aufstiege machen möchten, aber eben von der Couch aus. Und für die ganz unbewanderten unter uns gibt es hinten im Buch ein gutes Glossar.
Das Buch selbst ist wie alle Bücher aus dem großartigen Reisedepeschen Verlag wunderbar gestaltet. Jedem Kapitel geht ein Foto vom besagten Gipfel voran und ganz vorne ist eine Weltkarte enthalten. Es liegt wunderbar in der Hand und hat ein Lesebändchen (was ja leider immer seltener wird).
Fazit: Lesend die höchsten Gipfel erklimmen ohne selbst aktiv zu werden – nur mit den Augen und dem Kopf! ;0)

Bewertung vom 26.04.2022
Zusammen sind wir wundervoll
Kirschner, Marina

Zusammen sind wir wundervoll


ausgezeichnet

Liebe geht durch den Magen

Ach ja, diesmal keine verwinkelte und tiefgreifende Literatur, aber ein wenig Herz darf es ab und an mal sein. Am laufenden Band geht so etwas bei mir auch nicht, aber gut eingeschoben, geht das schon! Aber Achtung, hier darf man weder Hunger noch Appetit haben, denn das Buch strotz nur so vor Köstlichkeiten. Eine perfekte Lektüre für Kochende und Backende mit Herz! Wer die Küche eher meidet, wird kein Spaß an der Lektüre haben.
Und der besondere Clou, die Rezepte die vor kommen im Buch sind auch abgedruckt. Süß und salzig, bunt gemischt aus gutem Grund! Mir haben es die Apfel-Zimt Cookies angetan und werden demnächst gebacken! Aber, während ich das Buch las, hat es mich um die Osterzeit schon sehr inspiriert mal wieder in der Küche etwas mehr zu wirbeln. Es gibt nichts besseres als Kuchenduft im Haus!
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Anna, die das Café und die Konditorei Sonnigsüß von ihrer Großmutter vererbt bekam (noch zu deren Lebzeiten). Anna liebt das Backen und das Verwöhnen der Gäste, aber es ist auch durch die lange Tradition mit einem Gewissen Druck verbunden. Gegenüber gibt es seit neustem das Las Vegans – geführt von Marco und seinem Kompanion. Sprich ein inhaltlicher Konflikt, aber durchmischt mit persönlicher Anziehung… aber da sind noch einige andere interessante Charaktere wie die 12jäjrige Mira, die täglich im Café vorbeikommt und der ältere Herr Havel, der gern mit Mira spricht. Auch die Stadt Salzburg, in der diese Geschichte spielt, bekommt seine Aufmerksamkeit! Spürbar und eindeutig.
Marina Kirschner hat mit ‚ Zusammen sind wir wundervoll‘ ein Buch wie eine kuschelige Decke geschrieben, die einen Wärme ins Herz schickt, aber auch deutlich macht, dass nicht immer alles einfach im Leben ist.

Bewertung vom 11.04.2022
Sea Change - Eindrücke einer bedrohten Schönheit
Foster, Craig;Frylinck, Ross

Sea Change - Eindrücke einer bedrohten Schönheit


ausgezeichnet

Man kommt aus dem Staunen nicht mehr raus!

In dieses Buch muss man im wahrsten Sinne des Wortes abtauchen! ‚Sea Change – Eindrücke bedrohter Schönheit‘ ist im Grunde die buchliche Ausgabe und Erweiterung der Netflix-Docu „Mein Lehrer, der Krake“. Es erzählt die Geschichte weiter und darüber hinaus weit mehr!
Ein dicker Wälzer ist dieses Buch, sieht eher aus wie eines dieser Coffeetable books, dass man selten aufschlägt, aber weit gefehlt. Ist es ein Bildband? Nein, nicht nur! Die Bilder die hier abgedruckt sind, beeindrucken ungemein und bilden natürlich die Attraktion dieses Werks. Immer wieder kann man sich diese Unterwasserwelt anschauen. Super sind auch die detaillierten Beschreibungen wie die Bilder entstanden sind. Denn alle Bilder sind auf Tauchgängen von Craig Foster und Ross Frylinck entstanden. Uns hat das gefallen.
Dieses Buch ist im übrigen nicht nur für Erwachsene geeignet, ganz im Gegenteil. Ab dem Grundschulalter können Kinder auch diesem vielfältigen Buch viel abgewinnen! Ist es doch genau das Alter wo man gerne Tiere ergründet und einen Forscherdrang entwickelt.
Was wiederum eher Erwachsene und Ältere anspricht ist der Test zwischen den prächtigen und beeindruckenden Bildern den uns Craig Foster erzählt. Es ist seine Geschichte, die seiner ausgebrannten Zeit, der Depression, seiner Projekte und wie er damit mal erfolgreicher und mal weniger erfolgreich ist. Sehr lesenswert, auch wenn das dicke hochwertig produzierte Buch schwer in der Hand liegt.
Fazit: Ein Buch, dass es zu verschenken lohnt. Hier werden Lesemuffel glücklich, denn die Bilder stehen eindeutig im Vordergrund!

Bewertung vom 10.04.2022
Manchmal muss man Pferde stehlen
Michaelis, Antonia

Manchmal muss man Pferde stehlen


ausgezeichnet

So viel mehr als „nur ein Pferdebuch“

Wir lesen alles was die Autorin Antonia Michaelis vorlegt, denn sie hat ein unvergleichlich gutes Gefühl dramatische Geschehnisse in kindgerechte Worte zu packen. Wie auch hier wieder bewiesen mit ‚Manchmal muss man Pferde stehlen‘.
Es geht um zwei Kinder, die unterschiedlicher nicht sein könnten und sich doch so nahe sind: Anna und Tariq. Sie beiden gehen zusammen zur Schule und sind durch verschiedene Ereignisse traumatisiert. Anna verlor ihre Mutter und verstummte. Tariq flog aus Afghanistan mit seinem älteren Bruder von dem er nun getrennt in einem Heim lebt. Er wird auch leider durch seine Ohnmacht gewalttätig. Tariq will nun zu seinem Bruder und Anna und die Pferde Wackelpo und Apfelmütze helfen hier!
Wer anhand des Covers glaubt es ist ein klassisches Pferdebuch, tut dem Buch unrecht. Denn es steckt so viel mehr drin als Liebe zum Tier. Hier wird gelitten und Traumata erklärt und eine zarte Freundschaft entspinnt sich. Aus meiner Sicht ein schönes Kinderbuch, das nicht trivial ist, schön geschrieben und uns die Welt ein wenig menschlicher macht.
Der Verlag gibt das Lesealter mit 10 Jahren an. Das passt zum Selbstlesen sehr gut, denn es ist mit 284 Seiten recht umfangreich, auch wenn es teilweise schön illustriert ist von Simona M. Ceccarelli, schon ein umfangreicheres Buch mit Inhalt der auch verdaut werden will.

Bewertung vom 10.04.2022
Blutzeilen
Franz, Franziska

Blutzeilen


sehr gut

Wer schreibt den besseren Krimi?

Es gibt da diesen großen Beststeller-Autor, Mike Mikkels. Sein Erfolg ist bombastisch und er hat viele Neider…Nach einer Lesung in der Alten Oper verschwindet er. Wo ist er abgeblieben? Seine Frau Mirjam ist zunächst hin und her gerissen wo er steckt, bis sie Briefe seines Entführers zugesteckt bekommt und die Polizei nicht einschalten darf. Was nun? Es gibt diverse Personen, die als Täter in Frage kommen, aber aufs Glatteis sollte man sich von der Autorin Franziska Franz nicht führen lassen. Es bleibt lange spannend, auch wenn ich zugeben muss, dass ich so meinen Verdacht hatte, der sich auch bestätigte. Das aber erst recht spät im Buch.
Ich fand auch das Ermittler-Duo unterhaltsam frisch: Scharf und Burschel. Sehr glaubhafte Ermittlerarbeit. Übrigens erschreckend detailliert als man dann doch die Leiche findet. (Kein Spoiler, denn das ist nach den ersten Zeilen des Prologs klar!) Das von Beginn an klar ist, dass der Entführte sterben muss, ist für den Spannungsbogen kein Abbruch. Im Gegenteil, ich wollte beim Lesen eher wissen wann es denn nun soweit ist!
Insgesamt eine witziger „Insider“-Krimi in der Buchbranche, kommen doch alle vom Autor, über Lektor, Agent und Verleger vor! Alles nur Männer, aber nun gut…. Zu recht steht vorne auf dem Cover Frankfurt-Krimi, auf jeden Fall ein Krimi für Lokalpatrioten, die sich in Frankfurt und Umgebung auskennen, aber kein Muss.
Leider gibt es Punktabzug fürs Lektorat, da sich hier schon (1. Auflage 2022) einige Satzbaufehler eingeschlichen haben. Das war dann doch recht auffällig, aber die Hoffnung bleibt, dass es in der nächsten Auflage verbessert wird.

Bewertung vom 09.04.2022
Luis und Lena - Die Scherze des Schreckens / Luis und Lena Bd.3
Winkler, Thomas

Luis und Lena - Die Scherze des Schreckens / Luis und Lena Bd.3


ausgezeichnet

Scherzkeks…ähh…Scherzbold!

Luis und Lena gehen bereits zu unserem Glück in die dritte Runde, denn wir lieben dieses sehr besondere Duo. Lena ist frech, forsch und eine Macherin und Luis, ist der Nerd, der lieber eine Versuchsreihe anlegen würde als ohne Wissen eine Aktion zu starten. Nun also „Die Scherze des Schreckens“.
In ihrem Ort werden die Scherze, die dort verübt werden immer mehr und unerträglicher. Klar, die Wildscheine (Luis und Lenas Gang) werden verdächtigt und natürlich besonders Scherzo in den eigenen Reihen. Dass es sich hier nicht um Menschengemachte Späße handelt, sondern um Scherzbolde, dass findet natürlich Lena heraus und die Mission wird klar: die Scherzbolde müssen weg und das bevor das Sommerfest stattfindet.
Wieder einmal schafft es Thomas Winkler eine kreativ witzige Geschichte zu erzählen. Was er besonders gut kann, ist die kindlichen Charaktere mit all ihren Stärken und Schwächen darzustellen und allen einen legitimen Platz in unserer aller Mitte zu geben. Alle haben ihren großen Auftritt in dem ein oder anderen Band. Jeder ist wertvoll und alle haben einen an der Klatsche – bestens!
Geeignet ist die Reihe für Grundschüler:innen, egal ob noch kuschelig vorgelesen mit Erwachsenen oder Geschwistern oder für sehr gut geübte Leser:innen auch schon alleine. Aber Textmenge ist ordentlich und Bilder eher Mangelware. Macht aus unserer Sicht nichts, denn es ist ja als Kopfkino geschrieben! Wobei, die vorhandenen Illustrationen sind comicartig super gut von Daniel Stieglitz!
Ich habe meinen Kinderbuchexperten und meine Leseratte im Grundschulalter gefragt welcher der drei Bände bisher am besten war und die Antwort kam prompt und eindeutig: alle sind gleich gut! Das ist mal ein Qualitätsurteil, wo doch sonst bei Reihen IMMER ein Favorit das Rennen macht….oder wird es vielleicht Band 4 auf den wir inständig hoffen? Bitte lieber Thomas Winkler, schreib hier UNBEDINGT weiter!

Bewertung vom 06.04.2022
Die Sommerschwestern Bd.1
Peetz, Monika

Die Sommerschwestern Bd.1


gut

Familie ist und bleibt Familie!

Die „Sommerschwestern“ ist der neue Roman der Bestseller-Autorin Monika Peetz von den Dienstagsfrauen. Daher liegt die Erwartungslatte recht hoch. Der Roman beginnt fast belanglos über die vier Schwestern, alle sind sehr unterschiedlich mit ihren eigenen Gedanken und Problemen. Die Jüngsten sind Zwillinge: Amelie und Helen. Eine eher mit dem Kopf in den Wolken und die andere anpackend. Dann ist da Yella, Mutter zweier Kinder, die sich nie richtig von ihrer Mutter angenommen gefühlt hat wie sie ist. Die „Lieblingstochter“ ist die Älteste: Doro – Kostümbildnerin und erfolgreich. Alle Vier werden von ihrer speziellen Mutter Henriette Thalberg in den Ferienort ihrer Kindheit eingeladen werden. Es ist der holländische Küstenort: Bergen. Alle haben gute Erinnerungen an diesen Ort und kommen aber mit gemischten Gefühlen., denn das ist der Ort an dem die Schwestern harmonierten, aber auch der Ort an dem der Vater starb. Nach 20 Jahren wieder in Bergen und die Mutter hat ein Geheimnis zu lüften.
Meine persönliche Meinung ist, dass die Geschichte mehr Potential hatte als der Roman enthält. Es beginnt recht langsam und nimmt aus meiner Sicht erst zum Ende hin fahrt auf. Klar, als Leser:in kennt man dann die Figuren, aber trotzdem wäre mehr Schwung zu Beginn nett gewesen. Gelungen ist das einzelne Heranzoomen an die Charaktere mit dem immer vorhandenen holistischen Blick auf die Familienkonstellation.
Ein Roman den man als Zwischensnack einlegen kann, wenn was Leichtes gesucht wird oder wenn man Ferien an der rauen Nordseeküste Hollands macht, dann lohnt es sich diese Urlaubslektüre einzupacken, hat die Autorin das windige Gefühl doch gut in Worte gepackt.

Bewertung vom 03.04.2022
Schallplattensommer
Bronsky, Alina

Schallplattensommer


ausgezeichnet

Alles im Umbruch

Wieso heißt ein Mädchen Maserati? Aber lasst euch gesagt sein, dass ist noch das kleinste Problem der Jugendlichen, um die es in diesem Roman geht. Sie ist vom Leben leider mit wenig Glück gesegnet. Denn sie betreibt mit ihrer Großmutter ein Restaurant, dass ohne Maserati nicht laufen würde, da die Großmutter leider psychisch krank ist. Dadurch hat auch die Schule keine Chance wo doch aus Maserati was werden könnte. Und wo ist die Mutter? Ach, das ist auch so eine Geschichte für sich.
Und dann kommt der Sommer und zwei Jungs treten in ihr Leben, denn in die Villa am Dorfrand ziehen Theo und Casper ein. Eigentlich hat Maserati schon genug Probleme und braucht weder die Liebe noch viele Fragen von zwei reichen Schnöseljungen. Aber dann kommt doch einiges ins Wanken, denn da ist unter anderem dieses alte Schallplattencover, dass aussieht als ob sie selbst abgebildet wäre….
Ein schöner Jugendroman den Alina Bronsky hier geschrieben hat. Einfühlsam und doch so ehrlich, aber sanfter als bei ihren anderen Romanen. Der bissige Humor und die starken Charaktere sind zum Glück vorhanden. Eine gute Mischung aus Themen, die hier parallel zur Sprache kommen. Wieso wird sie von der Gesellschaft mit dem familiären Ballast allein gelassen? Aber zugleich auch was es mit einem macht, wenn eine neue Person in das eigene Leben tritt? Und auch wie das echte Leben sollte man nicht zwangsläufig mit einem rosaroten Happy End rechnen, etwas Hoffnung genüg schon.
Fazit: Überzeugend gut wie alle Romane aus der Feder von Alina Bronsky. Ein Jugendroman, den man aber auch noch im fortgeschrittenen Alter viel abgewinnen kann!