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liesmal
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Wilhelmshaven

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Insgesamt 439 Bewertungen
Bewertung vom 05.07.2020
Mai
Mácha, Karel Hynek

Mai


ausgezeichnet

Abends der Mai
„Mai“ – von Karel Hynek Mácha, einem tschechischen Dichter der Romantik des 19. Jahrhunderts. Romantisches Liebesepos lautmalerisch übersetzt von Ondřej Cikán. Erschienen im Ketos Verlag. Tschechisch / Deutsch. Illustrationen von Antonín Šilar.



Buchbeschreibung: „Ein Räuberhauptmann wird hingerichtet, weil er die Verführung seiner Geliebten gerächt hat. In eindrucksvollen Bildern verabschiedet er sich von der Erde…“
Wer jetzt glaubt, dass es sich um eine düstere, vielleicht sogar grausame Geschichte handelt, der hat sich geirrt. „Mai“ hält tatsächlich das, was das Cover verspricht, nämlich eine romantische Geschichte – zwar voller Enttäuschungen, Verletztheit, Trauer, aber auch voller Sehnsucht, Hoffnung und Schönheit.



„Es war spät Abend – erster Mai –

Abends der Mai war Liebeszeit.

Das Täubchen ruft zur Lieb herbei,

Der Föhrenhain duftete weit.“

Das sind die ersten Zeilen, und traurig-romantisch geht es weiter. Ich lese von der seufzenden, stillen Rose, von Bäumen, die sich umschlungen halten, von einem Mädchen, das bei rosenrotem Abendlicht weit über den See schaut. Es ist Jarmila, die vergeblich auf ihren geliebten Wilhelm wartet.

Die klangvollen Worte lassen mich die Natur in all ihrer Schönheit mit deutlichen Bildern vor Augen erkennen. Ich lese Teile des Gedichtes immer wieder, mal leise und mal laut – immer langsam, damit ich mich ganz hineinfallen lassen kann, zum Beispiel „in das Moos, das von Liebe flüstert“.

Ich weiß nicht, ob es an den unterschiedlichen Versmaßen liegt, aber wenn ich das Buch zur Seite lege, dann sind manchmal nur einzelne Worte hängen geblieben, aber ich spüre dem Gelesenen nach und habe eine Melodie im Kopf – als wäre es ein Gesang.

Interessant finde ich, dass „Mai“ zur Pflichtlektüre in Tschechiens Schulen gehört. Dass sich Verliebte am Denkmal Máchas treffen und dort den „Mai“ zitieren, stelle ich mir großartig vor.

Ich bin wirklich beeindruckt davon, wie es dem Autor Karel Hynek Mácha und dem großartigen Übersetzer Ondřej Cikán gelungen ist, mit diesem Werk meine Gefühle durcheinanderwirbeln zu lassen. Dafür verdienen beide meine ganze Hochachtung.

Bücher, die im Verlag KETOS erscheinen, verfügen über einen ausführlichen Anhang – so auch dieses. Neben dem Nachwort des Übersetzers gibt es umfangreiche Informationen zum Leben und Wirken Máchas, ganz speziell zu „Mai“ und vieles mehr.

Ich habe mich mit diesem Buch auf ein neues Terrain gewagt und möchte mit meiner Empfehlung von Herzen gern meine Begeisterung weitergeben.

Bewertung vom 04.07.2020
Zwischen den Seiten / Das Buch der gelöschten Wörter Bd.2
Garner, Mary E.

Zwischen den Seiten / Das Buch der gelöschten Wörter Bd.2


ausgezeichnet

Der Prolog lässt zunächst viele Fragezeichen bei mir zurück. Die Menschen, von denen die Rede ist, sind vorher noch nicht aufgetaucht. Es beginnt mit einem freundlichen Gespräch, das allerdings ganz anders endet als erwartet. Erst sehr viel später wird klar, wie diese Szene in die Geschichte passt. Die Verbindung ist nicht leicht zu erkennen, aber dennoch gut gemacht.

Mit der Geschichte geht es nach dem Cliffhanger des ersten Teils spannend weiter. Hope muss feststellen, dass es verrückt ist, wie leicht man auf eine falsche Fährte gelangen oder auch gelenkt werden kann und dann mit seinen Schuldgefühlen klar kommen muss.

Das Eintauchen in die Bücherwelten versorgt mich weiterhin mit guter Unterhaltung. Hope gerät durch Leichtsinnigkeit oder vielleicht auch durch unüberlegtes Handeln so manches Mal in arge Bedrängnis, bekommt allerdings auch neue wichtige Erkenntnisse.

Mary E. Garner ist es auch mit dem zweiten Teil gelungen, mich mit ihrem leichten, aber mitreißenden Schreibstil in das Reich der Fantasy zu entführen und meine Begeisterung nicht zu schmälern, denn wieder bin ich nur so durch die Seiten geflogen. Dabei kamen weder Spannung, tolle Unterhaltung in den Bücherwelten noch der Humor zu kurz. Was den Humor angeht, haben mich zwei Personen zum Schmunzeln und zum Lachen gebracht. Das ist zum einen Oliver Wandler. Von Hope als kleine „Wanderkugel“ bezeichnet, ist er nicht nur liebenswert, witzig und cool, sondern auch äußerst hilfsbereit. Auch der Taxifahrer Ahmed ist ein Typ, der mir richtig gut gefällt, vor allem mit seinem Drang, endlich mal an einer Verfolgungsjagd beteiligt zu sein. Damit hat er erheblich zum Lesevergnügen beigetragen.


Natürlich gibt es auch am Ende dieses Teils einen gemeinen Cliffhanger!
Das Geheimnis „Zwischen den Seiten“ ist gelüftet, ein paar Fragen sind offen geblieben, einige Personen, die vorher schon mal in Erscheinung getreten sind, vermisse ich noch und eine ganz bestimmte Romanfigur habe ich auf meiner Liste der Verdächtigen an oberster Stelle, obwohl ich mir eigentlich nicht vorstellen kann…
Gespannt warte ich auf den letzten Teil. Ob sich meine Fragen alle klären und ob ich mit meiner Vermutung richtig liege oder nicht, bleibt abzuwarten. Bis hierher hat es mir jedenfalls gut gefallen.

Bewertung vom 09.06.2020
Kostbare Tage
Haruf, Kent

Kostbare Tage


ausgezeichnet

Es bleibt nur noch ein Soimmer
Dad Lewis wohnt mit seiner Frau am Rande der kleinen Stadt Holt. Obwohl es ein fiktiver Ort ist – in dem übrigens alle Bücher des Autors Kent Haruf spielen – wirkt er durch die bildhafte Beschreibung sehr realistisch.
Nach einem Arztbesuch weiß Dad Lewis, dass dies sein letzter Sommer sein wird. Er und seine Frau Mary sind seit mehr als fünfzig Jahren zusammen und sie will alles dafür tun, ihm in der letzten Lebensphase so gut wie möglich zur Seite zu stehen. Mary und Dad haben zwei Kinder, die beide außerhalb wohnen. Seine Tochter Lorraine kommt nach Hause, damit sie ihre Eltern in dieser schweren Zeit unterstützen kann. Mit seinem Sohn Frank hat er sich vor vielen Jahren entzweit und lange haben sie nichts mehr voneinander gehört.
Zu den Nachbarn haben die Lewis‘ ein gutes Verhältnis und der Zusammenhalt ist sehr stark, wie an kleinen Episoden zu spüren ist.
Wenn ich versuche, mich in Dads Lage hineinzuversetzen, dann stelle ich mir vor, in vielen Dingen ähnlich handeln zu wollen, wie er es getan hat. Es sind Erlebnisse aus der Vergangenheit, die jetzt wieder wichtig für ihn werden, berufliche Dinge, die er noch geregelt wissen will – und natürlich die Hoffnung darauf, Frank noch einmal zu sehen.
Der Schreibstil ist sehr eindrucksvoll, aufwühlend und herzbewegend. Haruf ist es gelungen, die ganzen Gefühle der Menschen in seine Worte zu legen – wie zum Beispiel Marys Liebe zu ihrem Mann mit diesem Satz: „Sie beugte sich vor, küsste ihn aufs Haar, legte einen Arm um seine Schultern und hielt seine altersfleckige Hand zärtlich an ihre Wange.“ Manchmal dachte ich, ich müsste „ganz vorsichtig“ lesen, um ja nichts zu zerbrechen und um die Gefühle nicht zu zerstören.
Ein großartiges Buch, das ich sehr gern weiterempfehle.

Bewertung vom 02.06.2020
Der Preis der Rache / Lupe Svensson und Otto Hagedorn Bd.1
Berg, Mathias

Der Preis der Rache / Lupe Svensson und Otto Hagedorn Bd.1


ausgezeichnet

Gesucht und gefunden
„Der Preis der Rache“ ist erschienen im KNAUR Verlag und bildet den Auftakt einer Cold-Case-Serie von Mathias Berg.

Im Jahr 2003 trifft die junge forensische Psychologin Lupe Svensson beim LKA Düsseldorf auf den etwa 60-jährigen Ermittler Otto Hagedorn, der auf den ersten Blick ein komischer Kauz zu sein scheint, er wirkt kratzbürstig und unnahbar.

Dadurch bekomme ich den Eindruck, dass er Lupe, die als Praktikantin arbeitet, nur mit nebensächlichen Arbeiten betrauen will. Doch Lupe wird sofort von ihm mit einbezogen in die Ermittlungen in einem brisanten Mordfall. Bei Abrissarbeiten einer alten Tankstelle wird eine Leiche entdeckt, der ein Fuß fehlt. Ist die Tote das vierte Opfer einer Mordserie, die bereits vor 28 Jahren verübt und nie aufgeklärt wurde? Schon 1975 war Otto der zuständige Ermittler und ihm liegt natürlich daran, den Fall endlich geklärt zu den Akten legen zu können.

Mathias Berg ist es gelungen, mich von Anfang an zu packen. Mit dem Prolog sind Gänsehaut und stockender Atem zur Stelle. Überhaupt ist Langeweile in diesem Buch ein Fremdwort.

Mir haben die detaillierten Beschreibungen der Protagonisten sehr gut gefallen. Dadurch habe ich mich in Lupes neuem Kollegenkreis gleich heimisch gefühlt. Mir gefällt die Person Lupe sehr gut – obwohl sie sich so manches Mal etwas ungewöhnlich zeigt, doch dafür gibt es Gründe. Ich finde es toll, dass sie sich auch nicht scheut, sich in Dienstbesprechungen einzubringen und ihre Meinung zu sagen.

Schon bald habe ich das Gefühl, dass Lupe und Otto ein tolles Team werden und sich gesucht und gefunden haben. Das gefällt mir vor allem deswegen, weil ich es liebe, wenn Jung und Alt gut zusammenarbeiten.

Ein locker-leichter Schreibstil lässt mich nur so durch die Seiten fliegen. Dazu trägt nicht nur die fesselnde Spannung bei, sondern auch das Gefühl, der Lösung ganz nah zu sein, um dann doch feststellen zu müssen, auf die falsche Fährte geführt worden zu sein.

Beschreiben kann ich ihn nicht, aber ich liebe den besonderen Humor des Autors, der an vielen Stellen mitschwingt und mich mehr als einmal zum Lachen bringt.

Dieses Buch ist für mich der erste Kriminalroman, der neben Humor und Spannung teilweise so berührend ist, dass er mich wirklich auch zum Heulen gebracht hat.

Mögt Ihr das, was ich zu dem Buch geschrieben habe?

Dann holt Euch das Buch und fangt an zu lesen! Meine Empfehlung habt Ihr!

Bewertung vom 01.06.2020
Wassermann
Brüseke, Franz Josef

Wassermann


ausgezeichnet

„Wassermann“ ist die Geschichte eines Mannes, der es in Deutschland nicht aushält. Zwanzig Jahre war er als Entwicklungshelfer in Afrika, aber auch in Brasilien mit dem Bau von Trinkwasseraufbereitungsanlagen beschäftigt. Dann zwingt ihn ein routinemäßiger Eignungstest zurück nach Deutschland, bei dem er die Psychologin Isabella kennenlernt, die ihm die Aufgabe stellt, hundert Wörter und „eine freie Assoziation“ dazu.
Zunächst scheint Wassermann gar nichts einzufallen, doch bald ist das erste Wort gefunden und das, was er damit verbindet, aufgeschrieben. Danach gibt es kein Halten mehr und Wörter und Gedanken sprudeln nur so hervor. Dieser Test nimmt den ersten Teil der Geschichte ein – und reißt mich einfach mit. Das ist es, was ich an den Büchern des Autors Franz Josef Brüseke so mag: seine „Wortspielereien“, wie ich sie nenne. Doch was mich so begeistert, bedeutet für Wassermann das Ende seiner bisherigen Arbeit.
Er bekommt dafür einen neuen Auftrag, der ihn zunächst nach Brasilien führt. Habe ich im ersten Teil einen Blick in seine „Seelenwelt“ werfen können, so lerne ich jetzt den Menschen „Wassermann“ kennen. Er kommt mir recht unbedarft vor und hat eigentlich gar keine Ahnung von dem, was er als „Beobachter“ des (politischen) Geschehens hier in Brasilien, aber auch in Kolumbien und Venezuela macht. Doch seine Auftraggeber scheinen zufrieden zu sein mit den Ergebnissen seiner Arbeit.
Ich mag Brüsekes Schreibstil, der oft recht trocken rüberkommt, aber auch mit einer guten Prise Humor gewürzt ist. Vielleicht ist er etwas gewöhnungsbedürftig, doch nachdem ich bereits mehrere seiner Bücher gelesen habe, gefällt mir die Art immer besser – vielleicht, weil sie einfach ganz anders ist – ungewöhnlich, aber gut.
Zitate:
„Die Zeit, die er sich nahm, war meine, die ich verlor…“
„Ich bin froh, dass ich mich nie langfristig gebunden hatte. Was man nicht hat, das kann man auch nicht verlieren.“
Das Buch empfehle ich sehr gern weiter, zum einen wegen der Worterklärungen und zum anderen, weil ich weitere Einblicke in die politischen Verhältnisse der betreffenden südamerikanischen Länder bekomme, die mich neugierig machen, mich näher damit zu beschäftigen.

Bewertung vom 29.05.2020
Der blutige Roman
Váchal, Josef

Der blutige Roman


ausgezeichnet

Schaurig-schön
Vor knapp einhundert Jahren hat der Tscheche Josef Váchal das Buch „Der blutige Roman“ verfasst und veröffentlicht. Der Grafiker und Buchdrucker hat selbst den Text gesetzt – damals natürlich noch von Hand – und in einer Auflage von 17 Exemplaren gedruckt. Illustriert wurde das Buch mit zahlreichen Holzschnitten, ebenfalls aus der Hand Váchals.
„Ein gefälschtes Testament, ein Schatz auf Honolulu, ein Werwolf in den Fängen der spanischen Inquisition, und in Prag toben Anarchisten und Gespenster. Das sind nur ein paar der vielen Handlungsstränge dieses auf unzähligen Ebenen spannenden Romans…“, so verspricht es die Buchbeschreibung. Und sie hat nicht zu viel versprochen. Auch macht sie dem als „Schundroman“ angekündigten Buch alle Ehre.
Neben der Hochsprache wird überwiegend in der Volkssprache erzählt. Das war für mich recht gewöhnungsbedürftig und ich habe feststellen müssen, dass dies kein Buch für „nebenbei“ ist. Mit der nötigen Ruhe hatte ich mich in kurzer Zeit daran gewöhnt und bald Gefallen daran gefunden – gerade in Bezug auf die Sprache.
„Was geschieht hier gerade?“ Wird noch wenige Sätze zuvor von Ermordeten geredet, folgt dieser Satz: „Durch die Geäste des Waldes beobachtete die Leichen voll Neugier die Morgensonne.“ - Ein Satz voller Poesie – nur die Leichen sprechen dagegen. Gelacht habe ich über den raffinierten Grafen, der später als Geldfälscher entlarvt wurde, gestaunt über den „gepanschten“ Wein, der so viel Äthanol enthielt, „daß nach seinem Entfachen das Schiff wie ein Strohwisch brannte.“ Und die Jesuiten waren ja wohl mit allen Wassern gewaschen!
Nicht zuletzt durch die Holzschnitte fühlte ich mich in eine andere Zeit versetzt. Besonders gefallen hat mir das Bild von der Flucht mit den Ballonen – bis ich gelesen hatte, woraus sie hergestellt wurden.
Kann man einen „Schundroman“ als Kunst bezeichnen? Ich sage ganz laut „JA“!

Vor allem aber gilt meine Bewunderung Ondrej Cikán, der den Roman ins Deutsche übersetzt, kommentiert und mit einem Nachwort versehen hat – eine großartige Leistung! Ich kann mir vorstellen, dass das eine große Menge an Zeit und Arbeit erfordert hat, und ich spüre die besondere Liebe, die bei einer solchen Aufgabe nicht fehlen darf.
Erschienen ist „Der blutige Roman“ im Verlag Ketos. Das Buch hat einen tollen Einband in passender Farbe ;-). Es liegt gut in der Hand, ist mit zwei Lesebändchen versehen und das Layout ist einfach gelungen.

Komisch: Ich mag keine Krimis oder Thriller, die sehr blutrünstig sind. – Genau das, was ich nicht mag, bietet „Der blutige Roman“, und: Mir gefällt’s!
Gern empfehle ich das Buch weiter.

Bewertung vom 25.05.2020
Der erste Federstrich / Das Buch der gelöschten Wörter Bd.1
Garner, Mary E.

Der erste Federstrich / Das Buch der gelöschten Wörter Bd.1


ausgezeichnet

„Das Buch der gelöschten Wörter“ – Der erste Federstrich“ ist der erste Teil einer Trilogie von Mary E. Garner, erschienen im Lübbe Verlag. Die Autorin empfiehlt das Buch aus dem Genre Fantasy „Für Abende im Baumhaus und für alle, die gewiss sind, dass Bücher mehr sind als gedruckte Wörter“.
Ausgerechnet MRS. GATEWAY’S FINE BOOKS ist der Laden, in dem Hope Turner Schutz vor Regen sucht. Dabei hat sie keine gute Erinnerung an diese Buchhandlung, deren Inhaberin verschroben und genauso verstaubt scheint wie ihre Bücher. Aber genau diese Buchhandlung ist es, die das einzige Portal in die Welt der Bücher ist. Allerdings dürfen und können nur Menschen mit einer besonderen Fähigkeit dieses Portal auch betreten. Das Cover passt ausgezeichnet zu dieser Vorstellung!
Hope führte bisher ein ganz unspektakuläres Leben. Sie ist nach der Trennung von ihrem Freund seit zwei Jahren Single, besucht täglich ihre an Demenz erkrankte Mutter und arbeitet online für eine Partnervermittlungsagentur. Ihr eintöniges Leben ändert sich, als sie Rufus Walker kennenlernt, denn er ist derjenige, der bei Hope ein spezielles Talent entdeckt und sie durch das Portal in eine andere Welt führt: die Welt der Bücher.
Hope liebt die Romane von Jane Austen und darum ist es für sie natürlich wie ein Traum, direkt in der Geschichte „Stolz und Vorurteil“ auf Longbourn, dem Familiengut der Bennetts in der Nähe von London, zu landen. Nach der ersten Verwirrung kommt Hope aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Romanfiguren entwickeln ein Eigenleben! Doch so faszinierend hier alles scheint – es gibt nicht nur Schönes in dieser Welt, denn auch hier lauert das Böse, und zwar in Form gelöschter Wörter. Irgendjemand ist verantwortlich dafür, dass in böser Absicht online geschriebene und später gelöschte Wörter in einem Buch gesammelt werden und drohen, diese Welt zu vernichten. Nur Menschen mit einer besonderen Gabe können helfen, diese Bedrohung aufzuhalten. Zu ihnen gehört auch Hope. Sie erweist sich als großartige Verwandlerin und wird zu einer wertvollen Hilfe.
Mary E. Garner hat es geschafft, mich von der ersten Seite an mit ihrer Geschichte einzufangen. Der Schreibstil ist leicht, fantasie- und humorvoll. Ich habe mich wohl gefühlt in den Bücherwelten. Besonders die beiden Gehilfen von Rufus, Gwen und Lance, haben mir richtig gut gefallen und Romanfiguren wie Bambi und Lassie haben ein Eigenleben entwickelt, das mich begeistert und zum Lachen gebracht hat. Doch auch die Spannung kommt in diesem Buch nicht zu kurz. Zum Beispiel wird zum Portieren immer ein sogenannter Wanderer benötigt, allein schafft Hope es als Verwandlerin nicht. Dabei kann es gefährlich werden, wenn man wie sie zu spontan in ein Buch eintaucht…
Ich bewundere die vielen fantasievollen Ideen, die die Autorin in das Buch hat einfließen lassen. Auch wenn es an manchen Stellen sehr verwirrend wurde, hatte ich nie das Bedürfnis, das Merkwürdige oder Unglaubwürdige zu hinterfragen. Es war mir auch nicht wichtig, zu allem eine logische Erklärung zu finden. All das gehört für mich zu einem Fantasy-Roman dazu.
Fragen und Ängste gab es sehr viele, die allerdings zu einem großen Teil beantwortet wurden, obwohl ich befürchtet hatte, dass sie unbeantwortet mit in den zweiten Teil der Geschichte übergehen würden. Dennoch schließt dieser erste Teil mit einem ganz fiesen Cliffhanger!

Bewertung vom 22.05.2020
Die Weisheit des Regenbogens
Jando

Die Weisheit des Regenbogens


ausgezeichnet

Ein wunderschönes Cover mit einem bunt leuchtenden Regenbogen, der sich im Wasser spiegelt, hat mich eingeladen, das Buch „Die Weisheit des Regenbogens“ von Jando zu lesen, der die Geschichte erzählt von Malin und ihrer besten Freundin, der treuen Hündin Ava, deren Freundschaft allerdings auf eine harte Probe gestellt wird. Malin macht sich Vorwürfe, weil Ava ihr Leben für sie riskiert und sich bei einem Unfall sehr schwer verletzt hat – und Ava ist traurig, weil Malin sich wegen ihres schlechten Gewissens von ihr zurückzieht.

Malins Mutter, alleinerziehend, ist in großer Sorge und fährt mit ihr und mit Ava zur Erholung an die Nordsee. Das erweist sich als glückliche Fügung, denn dadurch lernen sie Bent kennen, den Hundeflüsterer, der auch Malin und Ava helfen will, wieder zueinanderzufinden.

Die Erzählung ist wie ein Märchen, voller Poesie und Herzenswärme. Viele wunderschöne Zitate verleiten mich zum Träumen und lassen dabei meinen Gedanken freien Lauf. Die Geschichte erzählt sehr empfindsam von den Momenten im Leben eines Menschen, die das ganze bisherige Leben auf den Kopf stellen und es unmöglich machen, an Liebe und Freundschaft noch glauben zu können. Doch sie ist auch der Beweis dafür, dass man niemals die Hoffnung aufgeben darf, und dass Trauer, Hoffnung und Liebe ganz eng zusammengehören.

Das Buch ist erschienen im Verlag KoRos Nord. Es hat ein handliches Format und einen festen Einband, dessen Innenseiten illustriert sind mit Muscheln und Seesternen in zarter Farbe. Die Seitenzahlen am unteren Rand sind eingebettet in Wellen. Sehr liebevolle Illustrationen von Antje Arning verleihen dem Buch eine weitere Besonderheit.

Von Jando habe ich bereits „Im Himmel gibt es einen Bahnhof“ gelesen. Darum bin ich nicht überrascht, dass mich auch dieses Buch begeistern konnte.

Von mir eine absolute Leseempfehlung !

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.05.2020
Die Frauen vom Alexanderplatz
Schneefuß, Elke

Die Frauen vom Alexanderplatz


sehr gut

In "Die Frauen vom Alexanderplatz" erzählt die Autorin Elke Schneefuß die Geschichte dreier Frauen, die für ihre Träume und ihre Liebe kämpfen. Erschienen ist das Buch im Verlag Heyne.
Durch das Cover fühle ich mich direkt an den Schauplatz der Geschichte geführt, ins Berlin im Jahr 1918, kurz nach Beendigung des Ersten Weltkrieges. Allerdings bedeutet das Ende des Krieges noch keinen Frieden, denn durch die Novemberrevolution ist das Leben immer noch sehr unruhig und gefährlich. Es herrscht große Armut und für viele Menschen reichen die Mittel kaum zum Überleben.
Eine der drei Frauen ist Vera, die sich in den jungen Soldaten Benno verliebt, den sie in der ehemaligen Schneiderwerkstatt ihres Vaters versteckt hat. Eine weitere Frau ist Fritzi, die einen weiten Weg hinter sich gebracht hat, um hier Benno, den Vater ihres Kindes, zu suchen. Dann ist da noch Hanna, die Tochter eines reichen Fabrikanten. Doch dem Wunsch nach einem Ehemann will sie ihren Eltern nicht nachkommen, denn sie möchte sich ihren Traum vom Medizinstudium erfüllen. Außerdem hat sie ihre große Liebe bereits gefunden, doch davon kann sie ihren Eltern nicht erzählen.
Der Autorin ist es gelungen, mich durch ihre Erzählung mitzunehmen in die Zeit vor etwa hundert Jahren, in eine Stadt, die zum großen Teil in Schutt und Asche liegt. Die Menschen träumen von einem besseren Leben und müssen doch angstvoll zusehen, welche Schrecken immer noch verbreitet werden. Und mittendrin sind es diese drei Frauen, die mutig versuchen, ihren Weg zu finden und für die Rechte der Frauen zu kämpfen – jede auf ihre eigene Weise. Dabei müssen sie allerdings immer wieder mit Schwierigkeiten fertig werden und ständig tauchen neue Probleme auf. Aber die Frauen sind stark!
Mich hat die Geschichte der Frauen berührt und gut unterhalten, auch wenn ich mir das Ende etwas anders gewünscht hätte.

Bewertung vom 11.05.2020
Ideenbuch Insektenhotels
Orlow, Melanie von

Ideenbuch Insektenhotels


ausgezeichnet

Melanie von Orlow bietet mit dem „Ideenbuch Insektenhotels“ 30 Anleitungen zum Selbermachen. Mit den Nisthilfen für Wildbienen & Co. kann jeder aktiv helfen, dem Insektensterben entgegenwirken. Dabei ist nicht einmal ein eigener Garten notwendig, denn auch für den Balkon gibt es Ideen verschiedener Wohnmöglichkeiten für Insekten.
„So klappt es!“ heißt es im ersten Teil des Buches, der Vieles über die Wünsche und Bedürfnisse der verschiedenen Arten enthält. Sehr informativ und lehrreich, dazu übersichtlich angeordnet sind die unterschiedlichen Tipps auf farbigen „Zetteln“.
Weitere Teile befassen sich mit Anleitungen zu verschiedenen Hotels:
Für Einzelgänger wie Bienen und Wespen, aber auch Schmarotzer und Parasiten gibt es viele Ideen, die umgesetzt werden wollen. Mich haben hier gleich das Hotel im Eimer, Schilfhütte und die rustikalen Baumhäuser angelacht und die Finger zum Kribbeln gebracht.
Zu den Großfamilien zählen Hummeln und Hornissen. Hummelburg und Hornissenherberge stehen schon auf meiner Warteliste und wollen so bald wie möglich in meinem Garten zu finden sein.
Auch Nützlingen wie Ohrenkneifer, Schmetterling und Marienkäfer werde ich gern – nach und nach - zu passenden Behausungen verhelfen.
Viele Informationen, wunderschöne Tierfotos und unkomplizierte Schritt-für-Schritt-Anleitungen laden ein, sich auf den Bau verschiedener Insektenhotels einzulassen. Das lässt sich oftmals mit einfachen Mitteln machen, von denen viele in der Natur zu finden sind. Es gibt Material-Checklisten mit genauen Maßangaben der notwendigen Bauteile und auch die Dauer der Bauzeit ist angegeben.
Unter dem Stichwort „Service“ findet man Quellenangaben, mit deren Hilfe aufkommende Fragen beantwortet und das Wissen erweitert werden kann. Auch hier gefällt mir die übersichtliche Gestaltung der umfangreichen Liste.
Von Anfang bis Ende ein tolles Buch, das mein Herz höher schlagen lässt und meine Kreativität in Schwung bringt!