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Furbaby_Mom

Bewertungen

Insgesamt 469 Bewertungen
Bewertung vom 16.09.2020
Kein Weg zurück / Elbendunkel Bd.1
Fischer, Rena

Kein Weg zurück / Elbendunkel Bd.1


sehr gut

Wir schreiben das Jahr 2044. Die Welt ist eine andere geworden, seitdem einige Staaten, darunter die USA, geflüchteten Elben Asyl gewährt haben. Viele Menschen fürchten sich vor ihnen und ihrer angeblich verlorenen Magie, andere verachten sie, aber alle sind sich einig darüber, dass die Elben streng kontrolliert werden müssen. Die Auflagen reichen von implantierten Chips zur Überwachung des Gemütszustands und Tötung durch Giftimplantaten bis hin zur staatlich organisierten Zwangserziehung. Upperclass-Mädchen Luz tangiert all dies relativ wenig, sie hat wenig mit Elben zu tun – abgesehen davon, dass ihr Vater Jago Chef der Elbensicherheitsbehörde ist. Aufgeregt fiebert Luz ihrem ersten Date mit Niall entgegen, das sie mitten in den gefährlichsten Bezirk San Franciscos führt: das Elben-Ghetto. Dort soll ein Poetry Slam stattfinden & Niall möchte unbedingt, dass Luz den Vortrag des Regimekritikers Darel anhört. Plötzlich kommt es jedoch zu einer Razzia; die Location wird ausgerechnet vom Gefolge Jagos gestürmt, der nicht ahnt, dass seine eigene Tochter sich unter die "Aschefresser" gemischt hatte. Als Luz ohne sein Wissen festgenommen wird, ahnt sie nicht, dass ihr noch weitaus Schlimmeres bevorsteht als eine Standpauke. Tatsächlich gerät ihre Welt derart ins Wanken, dass sie fortan sogar um ihr Leben fürchten muss. Mit einem Mal steht sie selbst auf der Abschussliste ihres Vaters.
Ich war begeistert vom Setting des Romans – die häufig in Nebelschwaden gehüllte City by the Bay bildet in meinen Augen den perfekten Rahmen für eine gesellschaftskritische Dystopie! Gerne hätte ich noch mehr vom einzigartigen Flair dieser Stadt gelesen.
Die Handlung wird abwechselnd aus der Perspektive der Hauptfiguren erzählt. Zum Glück hatte ich vorab den Hinweis auf das Personen- & Sachregister im Anhang entdeckt! Die Autorin hat hier wirklich an alles gedacht – von Familienzweigen über politische Gruppierungen & Gesetzestexte bis hin zur Aussprache der ungewöhnlichen Namen.
Das Werk ist geprägt von düsteren, futuristischen Elementen. Der Konflikt zwischen Menschen & Elben (sowie zwischen den Elben untereinander) wird extrem fesselnd beschrieben. Hin & wieder erinnerten mich die schrecklichen Gesetzesauflagen und Bestrafungen an die Behandlung der Juden während der NS-Zeit.
Luz tat mir richtig leid – es ist unglaublich, welche Schicksalsschläge innerhalb kürzester Zeit auf das Mädchen einprasseln. Alles in ihr sträubt sich (zu Recht!) dagegen, auf Darels Hilfe angewiesen zu sein. Immer wieder wird deutlich, dass sie ihm nicht vertrauen kann. Niall hingegen ist der klassische nette Junge, doch auch er hat Geheimnisse vor Luz. Vor lauter Action kommt es hier allerdings nicht zum Hin und Her einer klassischen Dreiecksgeschichte. Überhaupt ist der romantische Aspekt eher unterschwellig vorhanden; Drama, Verrat, Intrigen, dunkle Absichten - kurzum: der Kampf von Gut gegen Böse - ist der eigentliche Schwerpunkt. Meine Lieblingsfiguren waren nicht die 3 Hauptfiguren, zu denen ich trotz allen Mitfieberns keine richtige Nähe aufbauen konnte, sondern Luz‘ beste Freundin Kelly (die immer einen flotten Spruch auf den Lippen hat, wenn sie nicht gerade singt) & der charismatische Dunkelelbe Adrasel, den ich weitaus interessanter als Darel fand.
Der Schreibstil ist energiegeladen & rasant. Man kommt kaum zum Durchatmen, ständig folgt eine unerwartete Wendung auf die nächste; all meine Theorien konnte ich regelmäßig über den Haufen werfen und von Neuem losrätseln. Ein großes Lob vergebe ich für die authentischen Dialoge; sie passten zu den Figuren wie die Faust aufs Auge & kamen ganz ohne übertriebenen Jugendslang aus.
Fazit: Eine fantasievolle, komplexe, kritische Story mit nicht perfekten, facettenreichen Hauptfiguren.

Bewertung vom 11.09.2020
Wolfes of Wall Street - Ian (eBook, ePUB)
Layne, Lauren

Wolfes of Wall Street - Ian (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Folgebände sind direkt auf meine Wunschliste gewandert!
Mit "Wolfes of Wallstreet: Ian" ist der Autorin Lauren Layne ein wundervoller Auftakt zur gleichnamigen Reihe gelungen! Die Story entführt uns ins Herz von Manhattan, mitten hinein in den Financial District, wo täglich Deals in Millionenhöhe abgewickelt werden. Ian Bradley und seine Kollegen Matt & Kennedy, die im Privatleben seine besten Freunde sind, zählen trotz ihres jungen Alters schon zur Elite der Finanzwelt. Aus heiterem Himmel findet ausgerechnet er sich nun im Visier der Börsenaufsichtsbehörde wieder. Schnell wird klar, dass irgendjemand Ian schaden will, es regelrecht auf ihn abgesehen hat. Die Frage ist nur, wer? Dass die gegen seinen Charme resistente Ermittlerin Lara McKenzie ihn um den Verstand bringt, erschwert die Situation erheblich…
Von Anfang an habe ich mich mit den Figuren wohlgefühlt; man muss sie einfach ins Herz schließen - nicht nur Lara und Ian, die mir gleichermaßen sympathisch waren, auch die liebenswerten Nebencharaktere, die dem Werk genau die richtige Würze verpassen. Speziell Kate, die toughe Assistentin von Ian, Matt & Kennedy, ist meine Heldin; ihr Pokerface ist legendär, ihr trockener Humor zum Schreien komisch und die Loyalität, mit der sie 'ihre Jungs' unterstützt, einfach nur bewundernswert. Kate ist ein Paradebeispiel dafür, dass sich (- entgegen stereotypischen Vorurteilen -) auch Frauen in dieser Branche erfolgreich etablieren können. Überhaupt strotzt der Roman vor starken weiblichen Charakteren, wie Ians bester Freundin Sabrina, der heiß umkämpften Star-Anwältin Vanessa und natürlich der SEC-Agentin Lara McKenzie, die von einer Karriere beim FBI träumt. Zum großen Durchbruch, einem Empfehlungsschreiben ihres Chefs, fehlt ihr nicht mehr viel – die Ermittlungen gegen Ian sind quasi das Ticket zu ihrem Traumjob.
Besonders lobenswert finde ich die Tatsache, dass Lara sich gegen den einfachen Weg entschieden hat – ihre Eltern sind beide Agenten beim FBI und gewiss hätte sie von ein wenig Vitamin B profitieren können. Doch dafür hat die zielstrebige, aufrichtige junge Frau viel zu hohe Erwartungen an sich selbst – sie will es aus eigener Kraft schaffen. Dumm nur, dass ihre Suche nach Beweisen für Ians angeblichen Insiderhandel von wenig Erfolg gekrönt ist. Ian verkörpert alles, was Lara auf die Palme bringt; in ihren Augen sind diese aalglatten Wall-Street-Typen alle gleich: rücksichtslos, manipulativ und fest davon überzeugt, ihnen gehöre die Welt. Dass dieser Schönling ihr ungewohnt unter die Haut geht und sie verunsichert, fuchst Lara gewaltig. Obendrein übt ihr Boss verstärkt Druck auf sie aus – und Ian entpuppt sich als immer interessanter…
Erzählt wird abwechselnd aus Sicht der beiden Hauptfiguren, wobei es der Autorin wunderbar gelingt, die Charaktere in ihrem Handeln authentisch wirken zu lassen und gleichzeitig ihre liebenswerten Eigenheiten hervorzuheben. Auch die Dialoge sind durch und durch glaubwürdig. Man wird nicht mit Fachbegriffen aus der Finanzwelt überschüttet, dennoch wird deutlich, dass Lauren Layne sich in dieser Branche gut auskennt. Locker, amüsant, gewagt sexy & voller Humor entwickelt sich die Story und ehe man es sich versieht, ist man total gefesselt.
Ich finde es großartig, dass in diesem Werk die Figuren tatsächlich ihrem Alter entsprechend miteinander kommunizieren und keine genretypischen Klischees aufgewärmt werden. Lara und Ian fallen nicht sofort übereinander her, sondern man spürt richtig, wie die gegenseitige Anziehungskraft erst nach und nach zwischen ihnen hochkocht, bis sie einander nicht mehr widerstehen können. Dank der Ermittlungen der Börsenaufsichtsbehörde kommt auch die Spannung nicht zu kurz.
Süße Szenen, freche Wortgefechte, prickelnde Momente voller Erotik…dieser Roman hat einfach alles.
Fazit: Ein Muss für alle Fans von sexy Office-Romance-Geschichten!

Bewertung vom 10.09.2020
Hate Notes
Keeland, Vi;Ward, Penelope

Hate Notes


ausgezeichnet

Bereits jetzt eines meiner Lesehighlights des Jahres 2020!
Dieses Buch ist einfach einzigartig, ich bin restlos begeistert!
Von den Autorinnen Keeland & Ward hatte ich bereits die Rush Serie ("Rebel Soul" & "Rebel Heart") gelesen & wusste, dass ihr wundervoller Schreibstil mich auch dieses Mal gewiss nicht enttäuschen würde. Die Rush-Dilogie hatte mir ganz gut gefallen (auf einer Skala von 1 bis 5: solide 4 Sterne) – aber "Hate Notes" ist eine ganz andere Liga. WOW!! Hier wären eher 10 funkelnde Sterne angebracht.
Für Charlotte kommt es knüppeldicke: Verlobter weg, Job weg. Durch Zufall ergattert sie eine Anstellung bei der ebenso erfolgreichen wie liebenswerten Iris, für die sie fortan als Assistenz arbeiten wird. Allerdings ist diese Position in verschiedene Verantwortungsbereiche aufgeteilt & Charlotte ist somit zeitgleich zur persönlichen Assistentin von Reed Eastwood – Iris‘ Enkel – geworden, mit dem sie erst kürzlich eine äußerst peinliche Auseinandersetzung gehabt hat...als sie noch dachte, sie würden sich nie wieder begegnen. Auch Reed reagiert gereizt auf die neue Angestellte und zeigt sich alles andere als kooperativ. Einzig Iris ahnt, dass Charlotte & Reed füreinander geschaffen sein könnten. Doch Reed hat gute Gründe, sich niemals mehr auf eine Beziehung einlassen zu wollen…
Mr. Eastwood ist ein Hottie par excellence: attraktiv, gebildet, loyal & unter der harten Schale, die nach außen hin durchaus unterkühlt & arrogant wirken kann, schlägt ein Herz aus Gold. Sein trockener Humor ist der Knüller! Wie gerne hätte ich ihm so manche traurige Erfahrung erspart. Mitten in Reeds durchgetakteten Arbeitsalltag platzt der liebenswerte, lebenshungrige Wirbelwind namens Charlotte Darling & ich wage zu behaupten, dass kein Mann von Verstand sich ihrem Charme entziehen könnte. Von allen Büchern, die ich je in meinem Leben gelesen habe (& das waren einige), ist Charlotte mit Abstand die sympathischste weibliche Hauptfigur, die mir jemals begegnet ist. Sie ist schlagfertig & kess, ambitioniert, gleichermaßen verträumt wie realistisch, warmherzig…wahrhaftig ein Darling, ein richtiger Schatz! Ich wäre gerne mehr wie sie & habe diesbezüglich einige Denkanstöße vom Roman erhalten. Auch die Nebenfiguren Iris und Max haben mich komplett für sich eingenommen und passen in diese Geschichte wie die Kirsche aufs Sahnehäubchen.
Erzählt wird abwechselnd aus der Perspektive der beiden Hauptprotagonisten. Vor allem die erste Hälfte des Romans strotzt vor frechen, witzig-spritzigen Kommentaren & einer angenehm lockeren Erzählweise. Ab Mitte der Handlung haben mich die Tiefgründigkeit aufgrund des überraschenden Turning Points und die Erkenntnis, dass all die kleinen, vorab unauffällig eingestreuten Details sich zu einem vollständigen Puzzle zusammensetzen, wuchtartig überrollt. War ich bis dahin von der Geschichte fasziniert, hatte sie mich nun vollends in ihren Bann gezogen. Dass die ursprüngliche Leichtigkeit trotz ernster Elemente erhalten blieb, hat mich ungemein beeindruckt. Was für ein lebensbejahendes Werk! Die Autorinnen werden nicht ohne Grund als Erfolgsduo bezeichnet; sie verstehen es, Bilder & Emotionen in ihren Lesern hervorzurufen, die noch lange nach Beendigung der Lektüre nachwirken. Die Dialoge sind ein Traum! Man spürt förmlich in jedem Wortgefecht, wie sehr die Funken zwischen Charlotte & Reed sprühen und dass sich alles zu einem gewaltigen Feuerwerk der Gefühle aufbaut. Es knistert gewaltig! Dabei wird auf jeglichen Kitsch verzichtet, alle Gespräche wirken absolut authentisch & glaubwürdig. Ich habe noch nie zuvor so viele berührende Zitate in einem einzigen Roman entdeckt & hatte mehr als einmal Tränen in den Augen. Hier hat einfach alles gepasst. Fazit: Überraschend tiefgründig & emotional, herrlich witzig & lebensnah, voller Schmunzelmomente & Augenblicke, in denen man die Protagonisten am liebsten in den Arm nehmen möchte… Ich liebe dieses Buch!

Bewertung vom 01.09.2020
Der Weg in die Freiheit / Riviera-Saga Bd.2
Kröhn, Julia

Der Weg in die Freiheit / Riviera-Saga Bd.2


gut

Nahtloser Übergang von Band 1.
Ich habe den 2. Band der Riviera-Saga von J. Kröhn direkt im Anschluss an Band 1 gelesen. Es empfiehlt sich, zunächst den Vorgänger zu lesen, um sich ein volles Bild von den Charakteren machen zu können.
Im Hinblick auf die Handlung kann man auch ohne Vorkenntnisse problemlos in die Geschichte einsteigen, da zu Beginn eine recht umfangreiche Zusammenfassung der wichtigsten Informationen erfolgt. Das habe ich dieser Form noch bei keinem historischen Band einer Reihe so erlebt & habe es als sehr angenehm empfunden (vor allem, weil der Roman somit ohne zahlreiche Wiederholungen auskommt).
Handlungszeitraum: 1938-1945.
Der Zweite Weltkrieg bricht aus. Salome nutzt ihre Position als Reiseleiterin, um Juden aus Deutschland ins vermeintlich sichere Ausland zu schmuggeln. Die Freundschaft zu ihrer Freundin Ornella zerbricht beinahe gänzlich, da beide Frauen in denselben Mann verliebt sind. Während Félix‘ Herz für Salome schlägt, nutzt Ornella einen günstigen Moment aus, um ihn zur Heirat zu nötigen. Doch anstatt sich in die Familie zu integrieren, wird Félix im Widerstand aktiv & begibt sich auf gefährliche Missionen. Mittendrin im Chaos begegnet er Salome wieder & beide können ihre Gefühle füreinander nicht länger ignorieren. Aber das Schicksal scheint gegen ihr gemeinsames Glück zu sein.
Ornellas Verhalten hat mich furchtbar aufgeregt – sie stellt sich bewusst zwischen die Liebenden, um ihren Willen zu bekommen & ist anschließend wütend, d. sie Félix‘ Liebe nicht erzwingen kann. Vor allem zu Beginn ist ihre devote, krampfhaft um Aufmerksamkeit heischende Art ihm gegenüber kaum zu ertragen. Auch Félix, so edle Motive er für sein Handeln haben mag, ist für mich eher ein unsympathischer Charakter. Einzig Salome erscheint mir mittlerweile reifer. Schade um die einst so innige, von gegenseitigem Vertrauen geprägte Freundschaft zwischen den Frauen; ihre Entzweiung hat die Autorin äußerst realistisch geschildert. In meinen Augen war es dieser Mann nicht wert.
Ebenfalls erschreckend authentisch beschrieben sind die Verbrechen & die Angst, unter der die Verfolgten zu jener Zeit leiden mussten. Tausende werden deportiert & ermordet. Familien werden auseinandergerissen in ihrem verzweifelten Kampf ums Überleben. Es ist ein Buch gegen das Vergessen, damit sich die Vergangenheit nicht wiederholt. Zudem wird am Beispiel von mutigen Aktivisten in der französischen Résistance gezeigt, dass man manchmal das eigene Glück opfern muss, um das Leben anderer zu retten. Dass die Autorin bei dieser Buchreihe eine intensive Recherche betrieben hat, steht außer Frage.
Erneut habe ich nur lobende Worte für den wunderbar angenehmen Erzählstil. Einziges Manko: In einigen Dialogen ist mir dieses Mal die leicht gestelzte, etwas unrealistisch geschwollene Wortwahl aufgefallen, speziell bei Félix - wie geschrieben für einen Roman, aber wer würde im realen Leben so reden? Die Distanz zu den Figuren, die ich zuvor verspürt hatte, störte mich dieses Mal kaum, da ich bereits daran gewöhnt war & einfach nur noch wissen wollte, wie die Geschichte ausgeht. Zum Abschluss gab es sogar ein, zwei positive Überraschungen.
Man darf keinen seichten Sommerroman erwarten; vielmehr handelt es sich um ein tiefgründiges Werk, in dem menschliches Leid & nicht perfekte Charaktere zu Zeiten des Krieges porträtiert werden. Abschließend blieb bei mir nach dem Lesen ein recht nüchternes Gefühl zurück, was allerdings nicht am Thema Holocaust lag, sondern daran, d. mich die Geschichte als Ganzes schlichtweg nicht mitreißen konnte. Viele inhaltliche Aspekte waren interessant, aber nach wie vor gab es langatmige Passagen & die Hauptfiguren waren unterm Strich keine Protagonisten, deren Schicksal mir sonderlich nahegegangen wäre. Mir ist bewusst, d. man nicht jeden Charakter mögen muss, um von einem Roman begeistert zu sein, doch hier haben mich maximal die Nebenfiguren & das tragische Schicksal der jüdischen Bevölkerung berührt.
Fazit: Solider histori

Bewertung vom 01.09.2020
Der Traum vom Meer / Riviera-Saga Bd.1
Kröhn, Julia

Der Traum vom Meer / Riviera-Saga Bd.1


gut

Dieser historische Roman, der die Jahre 1922-1936 umspannt, bildet den Auftakt zur Riviera-Reihe von Autorin J. Kröhn & hat mich mit derart gemischten Gefühlen zurückgelassen, d. die erhoffte (in einen geschichtlichen Kontext verpackte) sommerliche Leichtigkeit beinahe gänzlich ausgeblieben ist.
Die junge Salome lebt zusammen mit ihrem verträumten Vater, der ein Reisebüro in Frankfurt leitet. Bald nimmt sich Untermieterin Paola der kleinen Familie an & fädelt einen Urlaub in ihrem Heimatland Italien ein. Kurzum wird beschlossen, d. man sich den boomenden Tourismus im Süden zunutze machen & expandieren sollte. Unterstützt wird Familie Sommer dabei vom Hotelier Renzo Barbera, dessen unscheinbare, pummelige Tochter Ornella zu Salomes bester Freundin wird. Aber bald wirft der Krieg seine Schatten voraus & auch die innige Freundschaft der Mädchen ist in Gefahr, als Félix, Sohn eines französischen Unternehmers, in ihr Leben tritt. Ornella ist ihm regelrecht verfallen, doch der zynische junge Mann straft sie regelmäßig mit Demütigung & Ignoranz, während Salome schon eher sein Interesse erweckt.
Schreibstil & Impressionen zur Szenerie verdienen 5 Sterne; Handlung, Figuren & Gesamteindruck schaffen es hingegen auf 3 Sterne. Ich lese des Öfteren historische Romane, hatte mir also keine Happy-Sunshine-Story erwartet. Stattdessen gab es jedoch Realität, Tiefsinn & persönliche Dramen im Überfluss. Die erhoffte Sommerlektüre mit historischen Elementen entwickelte sich ab Mitte der Handlung in Richtung Schicksalsroman mit eher ernüchterndem Unterton. Diese Tendenz fand ich insbesondere schade, da gerade jene Kapitel, in denen wir Salome als junges Mädchen erleben, mit herrlich witzigen Elementen gespickt sind. Mit fortschreitender Handlung stellt sich allerdings eine gewisse Schwermut ein; die Dreiecksgeschichte zwischen Salome, Ornella & Félix habe ich als viel zu ausgedehnt empfunden, was dem Roman eine zusätzliche Langatmigkeit verlieh & zum Querlesen verleitet.
Gepunktet hat die Autorin mit ihrem sagenhaft schönen, poetisch anmutenden Schreibstil, welcher nur so strotzt vor atmosphärischen, detailreichen Beschreibungen. Es wird deutlich, d. dem Werk eine hervorragende Recherche zugrunde liegt; meisterhaft sind alltägliche Gegebenheiten der damaligen Zeit in die Geschichte eingeflochten worden, was sich auch im Sprachgebrauch widerspiegelt.
Von den Figuren ist mir leider keine wirklich ans Herz gewachsen, auch wenn sie überaus facettenreich gestaltet sind. Ihr Verhalten und ihre Entwicklung erscheinen realistisch, da es schließlich auch im echten Leben keinen Menschen gibt, der nur gut oder nur böse ist. Das beste Beispiel hierfür ist Paola. Die lebenslustige, kluge, ausgefuchste junge Italienerin macht das Beste aus dem Hier & Jetzt, verliert aber zeitgleich nicht ihren Masterplan aus den Augen: endlich finanziell abgesichert zu sein. Für mich ist sie, trotz ihrer Funktion als Nebenfigur, die schillerndste Persönlichkeit des Werkes und ganz klar meine Favoritin unter den Charakteren. Ich mag ihren trockenen Humor, ihr freches Wesen und ihrem Optimismus. Gewiss, auch ihr z.T. berechnendes Verhalten ist mir nicht entgangen, doch ich habe ihre Motive durch & durch nachvollziehen können. Bei Salome & Ornella verhält es sich anders; je älter sie werden, umso weniger konnte ich mich mit ihnen identifizieren und es entstand eine gewisse Distanz, wodurch sich das Mitfiebern bezüglich ihres Schicksals in Grenzen hielt. Meines Erachtens hat sich die Autorin zu sehr darauf konzentriert, welche Figur welches Konzept verkörpern soll. Für eine literarische Analyse o. eine Charakterstudie wäre der Roman ideal geeignet, zum Liebgewinnen der Protagonisten eher nicht.
Fazit: Kein Sommerroman zum Träumen. Für meinen Geschmack zu zäh, schwermütig & nicht so beschwingt, wie man es aufgrund des Covers & des Klappentextes vermuten könnte. Ich habe keine Bindung zu den Figuren aufbauen können, was leider auch der wundervolle Schreibstil nicht ausgleichen

Bewertung vom 10.08.2020
Mit dir gegen jede Gefahr / Dangerous Hearts Bd.2 (eBook, ePUB)
Gold, Romina

Mit dir gegen jede Gefahr / Dangerous Hearts Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Spannungsgeladene Love Story inmitten atemberaubender Natur.
Bei “Dangerous Hearts – Mit dir gegen jede Gefahr“ handelt es sich um den 2. Band der Romantic-Suspense-Reihe von Romina Gold (erschienen im Juli 2020 bei beHEARTBEAT). Für mich war es das 1. Werk der Autorin und hat mir so gut gefallen, dass ich mir nicht nur den Vorgängerband, sondern gewiss auch die Folgewerke zu Gemüte führen werde.
Romantik & Action – passt das überhaupt zusammen? Nach dieser Lektüre kann ich sagen: ja, definitiv! Tatsächlich bietet die Geschichte um Nikki & Jared sowohl prickelnde Herzklopf-Momente als auch nervenaufreibende Spannung.
Erzählt wird in der 3. Person, abwechselnd aus Sicht der beiden Hauptfiguren. Ein wichtiges Kriterium für mich ist stets, dass mir die Charaktere sympathisch sind, dass ich mich mit ihnen identifizieren und ihre Gedanken nachvollziehen kann. Bereits nach wenigen Seiten war klar, dass die von der Autorin geschaffenen Figuren diese Anforderung erfüllen! Sowohl Nikki als auch Jared wollen die Vergangenheit hinter sich lassen und haben sich in die Abgeschiedenheit Montanas geflüchtet. Beide haben noch am enttäuschenden Ende ihrer letzten Beziehung zu knabbern, folglich steht ihnen der Sinn nicht nach etwas Neuem. Doch schon bei ihrer ersten Begegnung funkt es gewaltig zwischen ihnen.
Nikki ist schlagfertig, aufrichtig & voller Lebensfreude; sie liebt die Natur und sprudelt förmlich vor positiver Energie. Von ganzem Herzen wünscht sie sich eine eigene Familie oder zumindest einen Mann, auf den sie sich verlassen kann. Bisher haben sich nämlich alle Prinzen als Frösche entpuppt und Nikki musste auf die harte Tour lernen, dass Sex nicht automatisch zu Liebe führt. Von ihrem Ex in Judson Creek war sie eiskalt ausgenutzt und hintergangen worden; sie ist es leid, von allen Menschen nur als hübsches, naives Püppchen wahrgenommen zu werden. Damit soll nun Schluss sein!
Jared ist ein absoluter Hottie mit einem Herzen aus Gold – charismatisch, tiefgründig und überhaupt beinahe zu gut, um wahr zu sein. Vergeblich hatte er gegen die Drogensucht seines Bruders Sam angekämpft und gibt sich die Schuld daran, dass er dessen Suizid nicht verhindern konnte. Auch seine Partnerin Luanne hat er verloren – an einen anderen Mann. Nie hätte Jared es für möglich gehalten, dass ihm ausgerechnet in den dichten Wäldern des Nordens die Frau seiner Träume begegnen könnte. Ebenso wenig konnte er ahnen, dass sein Leben mehr als einmal in Gefahr sein würde – denn im Glacier Nationalpark, wo er fortan als Ranger arbeitet, treiben Wilderer ihr Unwesen. Bald schon weiß Jared nicht mehr, wem er trauen kann…
Besonders fasziniert haben mich die bildgewaltigen Beschreibungen der Naturkulisse – das saftige Grün der Wälder, malerische glasklare Seen, in denen sich die majestätischen Gipfel der Rockies spiegeln, schroffe Felswände, rauschende Wasserfälle…all das fängt die Autorin mühelos ein. Der lockere, temporeiche Schreibstil ist geprägt von authentischen Dialogen. Fazit: Mitreißend & voller überraschender Wendungen!

Bewertung vom 06.08.2020
Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück
Villard, Sophie

Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück


ausgezeichnet

Wunderbare Hommage an eine faszinierende Persönlichkeit!
Der Name Guggenheim ist den meisten von uns gewiss ein Begriff, ebenso dessen Assoziation mit der Kunstwelt. Aber wer war Peggy Guggenheim wirklich, was machte ihre Persönlichkeit aus? Ich muss gestehen, dass ich bisher nahezu nichts über jene Kunstsammlerin, Mäzenin und Autodidaktin wusste, die ausgefallene Sonnenbrillen sammelte und als Rebellin ihrer Zeit galt. Tatsächlich verdanken viele Menschen dieser außergewöhnlichen Frau ihr Leben, da sie es war, die ihnen während des Zweiten Weltkrieges eine Flucht aus Europa ermöglicht hatte.
Zu Beginn der Handlung, im Dezember 1937, steht Peggy kurz vor einem neuen Lebensabschnitt. Dank einer Erbschaft ist die Amerikanerin jüdischer Abstammung finanziell abgesichert, als sie sich entschließt, ihre Wahlheimat Paris zu verlassen, um sich in London den Traum einer eigenen Galerie zu erfüllen. Zur Eröffnung wird sie Werke von Jean Cocteau ausstellen, die alles andere als jene traditionelle Kunst sind, an welche die Londoner gewöhnt sind – ein Skandal! Die Aufmerksamkeit der Presse ist Peggy somit gewiss, doch der finanzielle Erfolg der Galerie Guggenheim Jeune bleibt aus - auch als sie später Wassily Kadinsky seine erste Ausstellung in England ermöglicht oder den unkonventionellen Schritt wagt, Bilder von Kindern auszustellen. In Folge dessen beschließt die ambitionierte junge Frau, ein eigenes Museum für moderne Kunst zu gründen; sie möchte Kunst einer breiteren Masse der Bevölkerung zugänglich machen, nicht nur der gehobenen Gesellschaftsschicht. Doch dann bricht der Zweite Weltkrieg aus, der nicht nur Peggys Museumspläne im Keim zu ersticken droht, sondern für viele Künstler, deren Werke von den Nationalsozialisten als 'Entartete Kunst' eingestuft werden, zur tödlichen Gefahr wird…
Bereits nach wenigen Zeilen hatte mich der einladende, geradezu poetisch schöne Schreibstil der Autorin vollkommen gefesselt, mit dem sie ein verführerisches Bild der Künstlerszene im Paris der 1930er Jahre zeichnet. Auch der starke Kontrast zum weniger charmanten, hektischen London unterstreicht Peggys Bindung an das reizvolle Paris, dem sie sich so verbunden fühlt. Die Schauplätze des Romans, von denen Sophie Villard viele zu Recherchezwecken eigens bereist hat, werden so bildhaft und atmosphärisch beschrieben, dass man mühelos in Peggys (Kunst-)Welt und die dramatischen Ereignisse der Handlung eintauchen kann. Man spürt in jeder Zeile, dass die Autorin für die Thematik brennt; umso schöner ist es, dass es ihr gelungen ist, Peggy Guggenheim ein würdiges literarisches Denkmal zu setzen.
Im Laufe der Geschichte begegnen wir zahlreichen namenhaften Künstlern – z.B. Peggys guten Freunden James Joyce, Marcel Duchamp & seiner politisch interessierten Partnerin Mary Reynolds. Peggy ist hingerissen vom tiefgründigen irischen Schriftsteller Samuel Beckett, der sich allerdings letztlich für eine andere Frau entscheidet. Auch ihr Techtelmechtel mit dem (verheirateten) Maler Yves Tanguy steht unter keinem guten Stern. Wird sie mit Max Ernst, diesem "eigenartigen deutschen Künstler" mit den eisblauen Augen, endlich ihr Glück finden? Als dieser in Frankreich interniert wird, sieht es vorerst nicht danach aus.
Im Grunde möchte Peggy sich voll und ganz auf ihre Karriere konzentrieren, sich einen eigenen Namen in der Kunstwelt machen. Dennoch zieht es sie immer wieder zu den Männern und sie verliert ein ums andere Mal ihr Herz. Der Autorin gelingt es mühelos, sowohl Peggys unerschrockenes Wesen als auch ihre verletzliche Seite aufzuzeigen in einem Werk, das gespickt ist mit interessanten Hintergrundinformationen zum Leben dieser schillernden Persönlichkeit und der Guggenheim-Familie. Im Nachwort gibt zudem ein umfangreiches Verzeichnis Aufschluss über die weitere Entwicklung der im Buch vorkommenden realen Personen.
Fazit: Dieser anspruchsvolle Roman, der in 3 Abschnitte unterteilt ist und den Bogen vom Paris des Jahres 1937 bis in die USA des Jahres 1942 s

Bewertung vom 05.08.2020
Alles, was das Herz begehrt / Wunderfrauen-Trilogie Bd.1
Schuster, Stephanie

Alles, was das Herz begehrt / Wunderfrauen-Trilogie Bd.1


sehr gut

Stimmungsvolle Zeitreise in die 50er Jahre.
1953, Starnberg in Oberbayern. Hier führt das Schicksal vier Frauen zusammen‚ die unterschiedlicher nicht sein könnten…und dennoch Freundinnen fürs Leben werden.
Endlich wieder glücklich sein – auch Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs ist dieser Gedanke für viele Menschen lediglich ein frommer Wunsch. Die Hoffnung auf einen Neuanfang hingegen ist allgegenwärtig.
Nach dem Tod ihrer Schwiegermutter eröffnen sich der jungen Luise Dahlmann ungeahnte Möglichkeiten: endlich kann sie ihren Traum von einem eigenen kleinen Lebensmittelgeschäft wahr machen. Auch ihre Nachbarin, die wohlhabende Annabel von Thaler, sehnt sich nach einer Aufgabe – der Haushalt wird von den Angestellten geführt, ihr Mann, der hochverehrte Herr Doktor, lebt hauptsächlich für seinen Beruf und verbringt den Großteil des Tages in der Seeklinik. In den wenigen gemeinsamen Stunden möchte er entspannen und hat maximal ein müdes Lächeln für den gemeinsamen Sohn übrig, dessen Erziehung Annabels Lebensinhalt ist. Helga, aus gutem Hause, mit einem wundervollen Sinn für Humor und einem schlagfertigen Mundwerk gesegnet, hat gerade ihr Abitur in den Sand gesetzt. Es kracht gewaltig im Hause Knaup, zumal Helga nicht der Sinn steht nach einer arrangierten Vernunftehe und den sterbenslangweiligen Kostümen, in denen ihre Mutter sie so gerne sehen würde. Lieber nimmt sie ihre Zukunft selbst in die Hand, ohne finanzielle Sicherheit. Bei null anfangen muss auch Marie, die alles verloren hat: von ihrem Zuhause in Schlesien ist sie vertrieben worden, ihre Familie ist tot, ihre erste große Liebe ebenfalls. Noch immer hat sie Albträume von jenem traumatischen Erlebnis auf ihrer Flucht, über das sie nicht sprechen kann. Wider Erwarten findet sie eine Unterkunft und eine Anstellung bei Luise Bruder Martin, der sich hingebungsvoll um die Tiere seines Hofes sowie um Manni, den jüngsten Dahlmann-Spross, kümmert.
Mit viel Liebe fürs Detail hat Stephanie Schuster einen gut recherchierten, emotional fesselnden historischen Roman erschaffen, der uns in die Welt der 50er Jahre eintauchen lässt. Jedes Kapitel wird abwechselnd aus der Perspektive einer der Frauen erzählt; hin und wieder können wir somit ein und dieselbe Begebenheit aus der Wahrnehmung der anderen Beteiligten erleben, was den Leseeindruck der jeweiligen Szene noch intensiver macht. Auch Auszüge aus Luises Notizen (mit Gedankenspielen, Rezepten und lustigen Anekdoten aus dem Laden) tragen dazu bei, dass man sich wunderbar in die sympathische Protagonistin hineinversetzen kann. Der angenehme, leicht verständliche Schreibstil ist geprägt von atmosphärischen Beschreibungen, einer authentischen, zeitgemäßen Wortwahl in den Dialogen (z.T. in bayerischer Mundart) und gekonnt eingeflochtenen, wahren historischen Ereignissen. Ein weiteres Highlight für mich waren das liebevoll gestaltete Innencover sowie die im Anhang enthaltene exklusive Leseprobe zum Folgeband.
Jede der Frauen hat mir auf gewisse Weise imponiert, sei es Annabels hingebungsvolle Erziehung von Friedrich, Luises Tatendrang, Maries Liebenswürdigkeit oder Helgas Selbstbewusstsein. Von allen Damen hat Letztere sich zu meiner Lieblingsfigur gemausert. Ich bewundere sie dafür, dass sie ihre Freiheit und Unabhängigkeit mehr schätzt als den Reichtum, der ihr im Hause der Eltern bzw. an der Seite eines Heiratskandidaten gewiss gewesen wäre. Auch in unbequemen Situationen ist sie nicht auf den Mund gefallen und vertritt ihre Meinung sehr direkt. Helga verkörpert für mich pure Lebensfreude – sie ist spontan und optimistisch, liebt die Musik und das Tanzen und bleibt sich selbst treu.
Fazit: Ein rundum gelungener Auftakt zur Wunderfrauen-Trilogie! Bis zur Veröffentlichung der Folgewerke werde ich gewiss noch oft die Musik von Johnnie Ray anhören, die ich dank dieser stimmungsvollen Lektüre für mich entdeckt habe.

Bewertung vom 12.07.2020
Der erste Federstrich / Das Buch der gelöschten Wörter Bd.1
Garner, Mary E.

Der erste Federstrich / Das Buch der gelöschten Wörter Bd.1


ausgezeichnet

Wundervoller Fantasy-Roman, der süchtig macht!
Mary E. Garner hat mit diesem sensationellen Roman ein Fantasy-Werk der Extraklasse erschaffen, das sich durchaus mit den international bekannten Größen des Genres à la Harry Potter & Co. messen kann! Wow!! Ich bin wirklich restlos begeistert!
Von einem Tag auf den anderen ändert sich Hope Turners Leben elementar: der liebenswerten, buchvernarrten Londonerin öffnet sich ein magisches Portal in die Welt der Bücher – alles was sie über ihre eigene Welt zu wissen glaubte wird aus den Angeln gehoben. Fortan ist es ihr möglich, sämtliche Romanfiguren und -skizzen persönlich zu treffen und durch deren Handlungswelten zu flanieren – was allerdings nicht bedeutet, automatisch in die jeweiligen Handlungen einzutauchen. Ob Alice (ja, die Alice aus dem Wunderland) oder Anna Karenina, Bambi oder sogar Lassie: nichts ist unmöglich. Doch Hope wird eine große Verantwortung aufgebürdet: ohne ihre Hilfe ist die Welt der Romanfiguren – ebenso wie Hopes reale 'Echtwelt' – in großer Gefahr, denn eine zerstörerische Macht nutzt alle gelöschten Wörter, um Unheil zu verbreiten.
Als bekennende Janeite schlug mein Herz natürlich höher, kaum dass Hopes erste Wahl zum 'Portieren' auf Jane Austens "Stolz und Vorurteil" fiel – ein Ausflug nach Pemberley, das würde mir auch gefallen! Die beeindruckend kreative Story-Welt ist grandios entworfen worden – so detailliert & phantasievoll, voller bildlicher, atmosphärischer Beschreibungen der Szenerie; hier stimmte für mich einfach alles. Ich habe das Buch regelrecht durchgesuchtet und habe es nicht mehr aus der Hand legen können!
Hope Turner gibt eine exzellente weibliche Hauptfigur ab: sie ist unheimlich liebenswert und in ihrem Handeln & Denken absolut nachvollziehbar. Ihr Blick auf das Leben ist realistisch, aber nicht verbittert, obwohl sie im Grunde einsam ist. Man kommt nicht umhin, mit ihr mitzufiebern und gespannt an ihren Erlebnissen & Empfindungen Anteil zu nehmen. Speziell die Beziehung zwischen ihr & ihrer an Demenz erkrankten Mutter ist liebevoll skizziert worden. Überhaupt ist Hope eine herzensgute, mutige Person, die mir nicht nur aufgrund ihrer Tierliebe äußerst sympathisch ist. Die weiteren Charaktere stehen ihr in puncto Tiefgründigkeit & Facettenreichtum in nichts nach – allein über Gwen & Lance könnte ich ins Schwärmen geraten und habe mich königlich über ihre frechen Dialoge amüsiert. Und dann sind da noch der mysteriöse, verschlossene Rufus und der charmante, attraktive Kenan, die unterschiedlicher nicht sein könnten und Hope, wenn auch aus verschiedenen Gründen, gelegentlich in den Wahnsinn treiben. Eigentlich sollte Rufus - in seiner Rolle als Hopes 'Wanderer' - ihre Vertrauensperson sein – doch sein undurchschaubares Verhalten bildet einen krassen Kontrast zu ihrer offenen Art & verunsichert Hope oftmals. Kenan dagegen scheint beinahe zu gut (& zu schön), um wahr zu sein…
Der angenehme Schreibstil ist ein Traum! Fesselnd, humorvoll, originell & locker, ohne je oberflächlich zu wirken. Ich habe es geliebt, gemeinsam mit Hope durch die Buchwelten zu ziehen; was für eine herrliche "Firlefanzerei"! Viel zu schnell waren die knapp über 400 Seiten ausgelesen & ich fiebere auf das Glühendste dem Folgeband entgegen. (Was für ein gemeiner Cliffhanger!)
Im Anhang des Romans findet sich ein Glossar, das Aufschluss über die Fantasy-Begriffe der Buchwelt gibt – allerdings muss niemand Sorge haben, ohne diese Erklärungen der Handlung nicht folgen zu können; alles ist überaus verständlich & unkompliziert beschrieben.
Fazit: Ein Must-Read für alle Fantasy-Fans & definitiv eines meiner Lesehighlights des Jahres 2020! Bitte mehr davon, liebe Mary E. Garner!

Bewertung vom 07.06.2020
Strandkorbliebe / Liebe auf Norderney Bd.2
Römer, Lotte

Strandkorbliebe / Liebe auf Norderney Bd.2


gut

Kann es eine zweite Chance für die erste Liebe geben?

Als Teenager waren Antje und Michael unzertrennlich gewesen in der kurzen Zeit, die er mit seinen Eltern auf Norderney verbracht hatte, wo Antje und ihre Familie eine Ferienhaussiedlung betrieben. Die Jugendlichen wollten sich auf jeden Fall wiedersehen und waren überzeugt davon, dass ihre Liebe die große räumliche Distanz überstehen würde. Leider erlebten beide eine bittere Enttäuschung, die auch jetzt – nach 15 Jahren – immer noch genauso wehtut wie damals. Sie haben einander nie vergessen können. Michaels Eltern wollen nun ausgerechnet auf Norderney ihr Hochzeitsjubiläum feiern – und prompt steht Antje unverhofft ihrer ersten große Liebe gegenüber…dem Mann, der sie einst so verletzt hatte, dass sie sich nach ihm nie wieder zu einer ernsthaften Beziehung hatte durchringen können. Zu ihrer Überraschung verlangt er bald darauf Antworten von ihr – dabei sollte doch Michael derjenige sein, der sich bei ihr entschuldigt! Die Wahrheit verblüfft letztlich beide. Doch hat ihre Liebe noch eine Chance?

Lotte Römers Roman, dessen Cover bereits zum Träumen einlädt, eignet sich nicht nur aufgrund des lockeren Schreibstils hervorragend als entspannende Lektüre zwischendurch. Trotz allerlei Geheimnissen und Missverständnissen in der Handlung, die abwechselnd aus der Perspektive beider Hauptfiguren erzählt wird, bleibt der Gesamteindruck unkompliziert. Es gibt einige nette Beschreibungen von Norderney und Bayern, die sich angenehm lesen, aber gerne noch etwas ausführlicher hätten ausfallen können; immerhin handelt es sich dabei um solch reizvolle Regionen.

Sowohl Anje als auch Michael sind Charaktere, in die man sich leicht hineinversetzen kann. Für mich blieben sie ein wenig blass – schon sympathisch, allerdings eben auch nicht wirklich facettenreich. Michis Eltern, die Hubers, waren zunächst zwar nicht meine Lieblinge, wirkten dafür aber am authentischsten. Als Hundeliebhaber hat mich die niedliche Fellnase "Hund" natürlich begeistert! Die enge Freundschaft zwischen Antje und Nina ist greifbar gestaltet worden; auch Antjes Unmut hinsichtlich ihrer Schwester Katja, die ein sorgloses Leben als Weltenbummlerin führt, während Antje sich auf der Insel der Übernahme des elterlichen Betriebs hatte widmen müssen, wirkt äußerst realistisch.

Die Dialoge sind recht umgangssprachlich gehalten; lediglich ein paar Wortwiederholungen gab es, die ich jedoch nicht als dramatisch störend empfunden habe. Die Handlung war schon ziemlich vorhersehbar, wobei ich hinzufügen muss, dass ich von Romanen dieses Genres ja auch das obligatorische Happy End erwarte - nur vom Weg dorthin hatte ich mir etwas mehr erhofft.

Fazit: Eine nette Geschichte für zwischendurch.