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Benutzername: 
Ingrid von buchsichten.de
Wohnort: 
Erkelenz

Bewertungen

Insgesamt 326 Bewertungen
Bewertung vom 20.06.2014
Tanz auf Glas
Hancock, Ka

Tanz auf Glas


ausgezeichnet

„Tanz auf Glas“ ist der sehr gefühlvoll geschriebene Debütroman der US-amerikanerin Ka Hancock. Die Übersetzung des Originaltitels ins Deutsche „Tanz auf gebrochenem Glas“ gibt noch besser wieder als das, was auch der deutsche Titel bereits auszudrücken versucht. Für beide Protagonisten droht das Leben sozusagen unter ihren Füßen wegzubrechen und sie in den Abgrund zu ziehen bis zur Selbstaufgabe. Dementsprechend hat sich das Pärchen auf dem Cover eng aneinandergeschmiegt, seine Hände halten seine Partnerin umschlungen, in der Hoffnung gemeinsam allen Schicksalsschlägen trotzen zu können.

Die angehende Lehrerin Lucy hat noch während ihres Studiums auf einer Party Mickey kennengelernt. Sie hat schon früh ihre Eltern verloren, ihre zwei älteren Schwestern sind ihr Halt im Leben. Mickey gehören zusammen mit einem Geschäftspartner mehrere Clubs und selbst betätigt er sich gerne als Comedian zur Unterhaltung seiner Gäste. Lucy gelingt es bei ihrem ersten Aufeinandertreffen in seinen Augen einen Blick auf den Mensch hinter dem Künstler und Manager zu werfen und auch Mickey ist von Beginn an fasziniert von ihrer Persönlichkeit. Doch bereits bei ihrer zweiten Begegnung, die in der Cafeteria eines Krankenhauses stattfindet, erzählt Mickey ihr von seiner manisch-depressiven Erkrankung. Bereits seine Mutter hat daran gelitten. Seine Offenbarung macht er zu einem Zeitpunkt, an dem eine von Lucys Schwestern aufgrund einer Krebserkrankung operiert wird. Auch diese Krankheit scheint in der Familie zu liegen, denn Lucys Mutter ist daran gestorben. Die beiden geben sich gegenseitig Halt und Stärke und heiraten trotz aller Bedenken zwei Jahre später. Das Schicksal hat noch einiges für die Liebenden vorbereitet.

Von Beginn an macht die Autorin dem Leser klar, dass das Buch keinen heiteren Hintergrund aufweist. Bereits auf den ersten Seiten informiert sie über die aktuelle Situation von Mickey und Lucy und blättert so nach und nach die schicksalhaften vergangenen Jahre auf. Obwohl beide mit ihrem Schicksal hadern und dies auch schon Mal von Mickey unwirsch zur Kenntnis gegeben wird, fangen sie die Sympathie des Lesers ein. Mit dem Paar geht der Leser dann in eine hoffnungsvolle Zukunft, die jedoch auf der breiten Linie nicht immer einen guten Ausgang findet. Der Roman wird aus der Sicht von Mickey und Lucy erzählt. Mickeys Erzählung ist kursiv gedruckt und steht grundsätzlich am Anfang eines jeden Kapitels. Der Leser sollte also nicht ans Ende des Buchs schauen, welche Schrift dort überwiegt, um daraus nicht vorschnell seine Schlüsse zu ziehen. Durch die gewählte Erzählform erfährt der Leser vieles über die inneren Auseinandersetzungen der Protagonisten, nicht nur mit Krankheit, sondern auch im Verständnis untereinander und innerhalb der Familie.

Der Roman „Tanz auf Glas“ berührt den Leser tief und er sollte sich darauf einstellen, dass diese Geschichte nicht so endet wie er es sich sicher wünschen würde. Die Intention der Autorin, mit dem Schreiben dieses Buches beim Leser große Gefühle auszulösen, wurde von ihr erfolgreich umgesetzt.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.06.2014
Siebenschön / Emilia Capelli und Mai Zhou Bd.1
Winter, Judith

Siebenschön / Emilia Capelli und Mai Zhou Bd.1


ausgezeichnet

Mit „Siebenschön“ hat Judith Winter einen spannenden, wohldurchdachten Debütthriller geschrieben. Die Blutspritzer auf dem Cover geben dem Leser bereits einen Hinweis darauf, dass die Autorin in ihrer Szenenbeschreibung nicht zimperlich vorgeht. Das Wort für Schmetterling im Altgriechischen ist Psyche, so dass die Titelseite bereits als eine Anspielung darauf gesehen werden kann, dass das Buch auf eine gewisse Weise in die Gefühlswelt einer handelnden Person, sei es Ermittler, Opfer oder Mörder führen wird. Und schön ist er, dieser Schmetterling auf dem Cover, der damit in Bezug steht zum Titel, der sich aus der Nummerierung der Opfer herleitet.
Emilia Capelli ist Hauptkommissarin in der Abteilung für Kapitaldelikte in Frankfurt. Ihr Partner hat Vaterschaftsurlaub genommen. Sie kann es kaum glauben, ist doch ihre eigene Beziehung gerade erst in die Brüche gegangen. Doch aufgrund dessen erhält sie eine neue Partnerin, wobei sie eigentlich damit gerechnet hat, dass einer ihrer Bekannten diese Position einnehmen wird. Doch dann wird ihr Mai Zhou zugewiesen, die gerade erst von einer mehrmonatigen Fortbildung beim FBI in Quantico/USA zurück ist. Direkt an deren ersten Tag werden die beiden konfrontiert mit dem Mord an einer jungen Frau, die in einer nicht eingeschalteten Tiefkühltruhe in einer verlassenen Lagerhalle gefunden wird. Der Fund ist nur möglich, weil der Täter der Grafikerin Christina Höffgen einen Brief mit entsprechenden Hinweisen geschrieben hat, den diese beim Heimkommen auf ihrem Wohnzimmertisch bei der Tagespost vorfand. Doch dies ist nicht der einzige Mord. Schon bald ergibt sich aus den Tatorten, der Totdesart und den Hinweisen bei den Leichen die Ahnung auf ein bestimmtes Schema. Doch wenn Emilia und Mai nicht die richtigen Schlüsse ziehen, wird es bald wieder einen neuen Mord geben …
Judith Winter stellt in diesem Thriller ein eher ungewöhnliches Ermittlerduo vor. Emilia Capelli, 28 Jahre, wird gerne von ihrer aus Italien abstammenden Familie mit kleinen Hilfsdiensten beauftragt, was ihr gar nicht recht ist, da sie sich stark in ihrem Beruf engagiert. Mit Frauen arbeitet sie grundsätzlich nicht gerne zusammen. Ihr Eigensinn ist im Team bekannt, doch sie ist beliebt, auch weil ihre eigene Vorgehensweise oftmals zum Erfolg führt. Ihre neue Partnerin Mai Zhou wurde von ihrem aus Hongkong stammenden Vater zur Zurückhaltung und Höflichkeit erzogen. Mit diesen Charaktereigenschaften steht sie sich in ihrer Eigenschaft als Ermittlerin manches Mal selbst im Weg. Auch Emilia vermutet am Anfang, dass sie aufgrund ihrer Abstammung etwas anderes äußert als das, was sie denkt. Beide Frauen verbinden ihr scharfer Verstand und eine hohe Motivation für ihre Arbeit. Sie müssen eine gemeinsame Linie finden um die ihnen anvertrauten Fälle zu lösen. Im Laufe der Ermittlungen lernen sie die jeweilige Arbeitsweise der Partnerin besser kennen. Doch zum gegenseitigen Vertrauen ist es noch ein langer Weg.
Der Thriller startet gleich zu Beginn mit einem Mord. Doch noch kann der Leser diesen nicht in das Schema einordnen nach dem der Täter vorgeht. Für Emilia und Mai deutet die erste Nachricht, die Christina Höffgen erhält, darauf hin, dass die Tote bereits das siebte Opfer ist. Der Leser muss sich ebenso wie die Ermittlerinnen fragen, und wie viele es noch geben wird bis der Täter gefasst ist. Bald schon wird klar, dass alle Ermordeten mit einem Mann bekannt waren. Personen aus seinem Umfeld werden befragt. Für mich als Leser stand dabei immer die Frage im Raum, ob ich gerade dem Mörder begegne. So ist der Thriller von Beginn an spannend. Der Spannungsbogen bleibt aufgrund des klugen Aufbaus der Konstruktion hoch. Emilia scheint eine Lösung vor Augen zu haben, kann sie aber noch nicht fassen und trotz Mitdenkens kommt auch der Leser der Aufklärung nicht näher. Die Szenenbeschreibungen beim Auffinden der Leichen sind gut vorstellbar, aber blutig.

Bewertung vom 17.06.2014
Die Illusion des Getrenntseins
Van Booy, Simon

Die Illusion des Getrenntseins


ausgezeichnet

Für das Buch „Die Illusion des Getrenntseins“ titelgebend ist eine fiktive Fotoausstellung in New York, in der Bilder von amerikanischen Soldaten gezeigt wurden, die man auf europäischen Schlachtfeldern im 2. Weltkrieg gefunden hat. Eines dieser Bilder spielt eine verbindende Rolle in diesem Roman. Denn der amerikanische Autor Simon van Booy bildet in den einzelnen Kapiteln zunächst lose Erzählfäden über unterschiedliche Charaktere, die sich zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten aufhalten und die sich erst im Laufe des Romans zu einer Einheit zusammenfinden. Der Titel des Buchs wird zur Untermalung der Handlungen, denn wenn es auch den einzelnen Personen des Romans selbst kaum bewusst ist, so wird dem Leser doch am Ende klar, dass alle Fadenenden miteinander durch familiäre Zugehörigkeit, situative Gegebenheiten oder blanken Zufall miteinander verbunden sind. Hinter der Idee des Buchs steht eine wahre Geschichte.
Der inzwischen ungefähr 70jährige Martin ist Hausmeister in einem Seniorenheim in Los Angeles. Seine Herkunft ist dubios. Laut seinen Eltern wurde er ihnen von einem Unbekannten auf den Arm gegeben, ohne weitere Auskünfte zu seiner Abstammung. Anschließend verschwand der Fremde. Aufgewachsen ist er in Paris bis seine Eltern mit den Kindern nach Amerika auswanderten. Aktuell soll Martin ein kleines Fest zum Empfang des neuen Mitbewohners Hugo, der vor kurzem aus England eingetroffen ist, im Heim vorbereiten. Gerade als Hugo den Festsaal betrifft, bricht er zusammen. Ein eben jenem Hugo gewidmetes Kapitel beendet schließlich das Buch und führt damit auch wieder an den Anfang des Romans zurück.
Simon von Booy erzählt in einem allwissenden Erzählstil, lediglich Hugo lässt er in Ich-Form zu Wort kommen. Meistens gibt der Autor die Handlungen der Personen in ihrem direkten Umfeld wieder und informiert darüber, was letztlich wichtig ist um die Zusammenhänge für den Leser erkennbar zu machen. Gelegentlich fängt er die flüchtigen Gedanken seiner Charaktere ein, hier und da wendet er sich sogar direkt an den Leser. Einige Sätze sind von poetischer Feinheit und scheinen abzulenken von den bitteren Tatsachen der Realität. Inmitten der Weltgeschichte leben die Figuren des Autors ein herausragendes Leben. Entgegen allgemeiner Vorstellungen engagieren sie sich für Freiheit, Gerechtigkeit oder mehr Menschlichkeit, auch wenn es dazu in einigen Fällen erst nach einer aufgedrängten, ausgeführten Pflicht kommt. Das Cover spiegelt ein gutes Beispiel hierzu wieder. Es zeigt einen amerikanischen Fallschirmjäger, der neben dem Eiffelturm landet. Auch wenn es zu dieser Szene im Buch nicht kommt, verbirgt sich hierin einer der Fäden aus denen sich die Geschichte zusammensetzt. Und immer wieder taucht die Angst dieser mutigen Menschen auf, über die der Autor schreibt, vor dem was getan werden soll oder sogar getan werden muss.
Das Buch lässt sich leicht lesen, erfordert jedoch die Aufmerksamkeit des Lesers um den Zusammenhang der Schicksale der einzelnen Personen über vier verschiedene Länder beziehungsweise Bundesstaaten hinweg in Verbindung zu bringen. Ein besonderer Lesegenuss, den ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 19.01.2014
Es wird keine Helden geben
Seidl, Anna

Es wird keine Helden geben


ausgezeichnet

In großgeschriebenen Buchstaben auf weißem Grund steht auf dem Cover des Buchs von Anna Seidl der Titel „Es wird keine Helden geben“ und füllt die Seite damit aus. Der Beginn der kurzen Aussage zunächst in roter Schrift wie die Ankündigung von Gefahr wird unterbrochen von einem schwarz für das Wort „Helden“, das hier für das im Dunkeln lauernde Unbekannte aber auch als Trauerfarbe stehen könnte. Das letzte Wort erscheint in hellerem rot, beinahe schon rosa und nimmt dadurch der Gefahr etwas die Schärfe, geht im Gegenteil dazu über in Liebe. Das Cover macht neugierig darauf, worum es in diesem Buch geht. Der Text auf der Rückseite, oben und unten, mit einem skizzierten Schussloch verziert, gibt eine kurze Inhaltsbeschreibung.
Miriam, die Protagonistin des Buchs, die hier in der Ich-Form erzählt, wird von ihrem Freund per SMS geweckt, da sie verschlafen hat. So kommt sie an diesem Tag zwar rechtzeitig zur Schule, doch mit dem Klingeln der ersten Pausenglocke ändert sich ihr Leben vollständig. Mit ihrer Freundin Joanne kommt sie gerade aus dem Klassenzimmer, als sie einen Schuss hören. Aus ihrem Versteck heraus sehen sie, wie einer ihrer Mitschüler von einem anderen erschossen wird. Eine Weile nachdem der Gewalttäter gegangen ist, schaut Miriam vorsichtig auf den Flur und sieht dort ihren Freund schwer verletzt auf dem Boden liegen. Doch ihre Angst vor dem Mörder ist zu groß, sie traut sich nicht, ihm zu Hilfe zu eilen. Der Amoklauf, aber vor allem diese Szene wollen ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen. Und nicht nur bei ihr ist das so, sondern auch bei ihren Freundinnen und den übrigen Schülern. Jeder reagiert auf seine eigene Weise ganz unterschiedlich auf dieses Ereignis.
Die Autorin hat die vorliegende Erzählung im Alter von 16 Jahren geschrieben. Obwohl der Amoklauf nur ihrer Fantasie entspringt, bringt sie das Schulleben wie auch die Freundschaftsbeziehungen aus ihrer Erfahrung her sehr real rüber. In meist kurzen Sätzen lässt sie eine für den Leser bizarre Szenerie entstehen, in denen sich niemand wohlfühlt, sondern eher beim Lesen den Atem anhält. Die Gedanken gehen der Protagonistin wirr durch den Kopf und jeder kann nachvollziehen, dass es für diesen Moment kein Entkommen aus der Situation gibt. Man fühlt mit und würde am liebsten selbst eingreifen und weiß doch nicht wie. Doch Miriam beschäftigen nicht nur Überlegungen, wie es zu diesem Amoklauf kommen konnte, ob sie und/oder ihre Freunde sogar eine gewisse Schuld durch ihr Verhalten dem Amokläufer gegenüber tragen, sondern auch die Beziehung zu ihren Eltern ist ein Thema dieses Buchs. Fragen über Fragen tauchen in ihrem Kopf auf. Und aus der „normalen“ Schülerin, wird in der Folgezeit eine junge Frau, die sich mit Freundschaft, Hass, Liebe und Vertrauen beschäftigt. Der Schreibstil ist von schonungsloser Offenheit. Die Schilderungen bleiben im Gedächtnis haften. Das Buch lässt den Leser nachdenklich zurück, eine unbedingte Leseempfehlung.

In meist kurzen Sätzen lässt die Autorin eine für den Leser bizarre Szenerie entstehen, in denen sich niemand wohlfühlt, sondern eher beim Lesen den Atem anhält. Die Gedanken gehen der Protagonistin wirr durch den Kopf und jeder kann nachvollziehen, dass es für diesen Moment kein Entkommen aus der Situation gibt. Man fühlt mit und würde am liebsten selbst eingreifen und weiß doch nicht wie. Doch Miriam beschäftigen nicht nur Überlegungen, wie es zu diesem Amoklauf kommen konnte, ob sie und/oder ihre Freunde sogar eine gewisse Schuld durch ihr Verhalten dem Amokläufer gegenüber tragen, sondern auch die Beziehung zu ihren Eltern ist ein Thema dieses Buchs.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.10.2012
Der Architekt
Winner, Jonas

Der Architekt


gut

„Der Architekt“ von Jonas Winner ist als Taschenbuch im Knaur Verlag erschienen. Es umfasst 380 Seitenmit Vorbemerkung und 92 Kapiteln in zwei Teilen. Das Cover wirkt interessant durch das schwarz-weiße Streifenmuster an den Wänden links und rechts. Mittig ist Schwärze zu sehen, die scheinbar darauf wartet etwas von außen hineinzuziehen beziehungsweise etwas nach außen freizugeben. Effektvoll wurde der Titel in roter glänzender Schrift in die Mitte der Schwärze gesetzt.
Ein Anwalt erhält von einem jungen ungestümen Mann ein Manuskript mit dem Titel „Der Architekt“ ausgehändigt mit der Bemerkung er solle dies unbedingt lesen, er käme morgen wieder. Dann blendet die Geschichte ab und nimmt Mia in den Fokus, ein junges Mädchen, das noch bei ihrer Mutter lebt und nun mit ihrer Freundin Dunja und deren Freund sich auf eine Autofahrt begibt, die in einer Tiefgarage endet. Von dort gelangt man in einen Wohntrakt, in dem sich maskierte Menschen aufhalten. Dieser Wohnkomplex ist wie ein Labyrinth für Mia und nach längerem Aufenthalt will sie diesem entfliehen. Der Haupterzählstrang jedoch handelt von Ben, einem Drehbuchautor, der per Internet auf einen aktuellen Gerichtsprozess aufmerksam wird bei dessen Verhandlung es darum geht, ob der Architekt Götz seine Frau und seine beiden Töchter erschlagen hat. Er beschließt darüber ein Buch zu schreiben und nimmt Kontakt mit Götz auf. Ben beschäftigt sich so sehr mit dessen Aussagen und denen der Angehörigen sowie der Wirkweise seines Buchs in der Öffentlichkeit, dass er glaubt, nicht mehr zwischen schwarz und weiß unterscheiden zu können.
Die Idee zum Buch sowie dessen Aufbau finde ich interessant, die Umsetzung holpert meiner Meinung nach in einigen Situationen. Sehr viele Dialoge durchziehen das Geschehen, dennoch werden Personen und Handlungsorte ausreichend beschrieben. Was die Geschichte diffus macht sind die seltsamen Handlungsweisen der Charaktere, von denen keiner ein Sympathieträger ist. Anhand eines Beispiels führt der Autor aus, welchen Einfluss Architektur auf den Menschen ausüben kann, jedoch ergeht er sich in der Fortsetzung der Aufklärung der Verbrechen nur in Andeutungen und am Ort des Geschehens fehlt mir eine plausible Begründung für die Handlungsweise vollständig. Die Personen verhalten sich teilweise rätselhaft und unterschwellig ist etwas Psychotisches vorhanden, das der Leser aber nicht zu greifen vermag. Stattdessen neigt er selbst zum Phantasieren, um nicht vorhandene Ausführungen weiterzuspinnen. Damit ist der ein oder andere Leser jedoch überfordert. Daher erfolgt von mir nur eine eingeschränkte Leseempfehlung.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.07.2012
Das Herz einer Löwin
Scholes, Katherine

Das Herz einer Löwin


sehr gut

Das Buch „Das Herz einer Löwin“ von Katherine Scholes ist als Knaur Taschenbuch erschienen und umfasst 343 Seiten mit 19 Kapiteln, die durchnummeriert sind, Bemerkungen der Autorin zu den Charakteren und dem Handlungsort des Romans und einer Danksagung. Die Covergestaltung entführt den Leser in die Weite Afrikas. Die Vorderseite des Buchs zeigt ein das Bild einer jungen Frau im Vordergrund, die hockend über die Savanne in die Ferne blickt. Die Farbe der Savanne in warmem Rostrot geht in ein orangegelb des Himmels über, der oberhalb der Sonne türkisgrün scheint.
Das kleine Mädchen Angel zieht mit ihrer Mutter Laura und zwei Kamelen, einem Muttertier und ihrem Kind durch die Savanne Tansanias und zum Bruder der verstorbenen Afrikanerin Walaita zu gelangen und diesem ein paar Gegenstände aus dem Besitz der Schwester zu überbringen. Laura wird in einem unbedachten Augenblick von einer Schlange gebissen und stirbt daran. Vorher instruiert sie ihre Tochter, sich an den Onkel in England zu wenden, der sich um sie kümmern wird. Angel ist sehr tapfer und begräbt ihre Mutter unter einem Hügel von Steinen. Die Szene wird von einer Löwin mit drei Jungtieren beobachtet, der Angel sich anschließt da sie entgegen der Anweisung ihrer Mutter in Tansania bleiben möchte. Die beiden Kamele jedoch suchen sich einen Weg zu einer Forschungsstation, die von dem Arzt Daniel Oldeani und seinem Helfer betrieben wird. Dort trifft auch Emma Lindberg ein, eine Ärztin, die in Australien in der Forschung arbeitet und hier den Sterbeort ihrer Mutter aufsucht. In den Satteltaschen der Kamele finden Daniel und Emma Gegenstände die auf einen Unfall schließen lassen. Die beiden machen sich auf die Suche …
Der Schreibstil der Autorin ist einfach und flüssig zu lesen. Katherine Scholes bringt durch ihre Beschreibung der Tiere und ihrer Lebenswelt sowie einiger Verhaltensweisen der Einheimischen dem Leser das Land Tansania näher. In ihrem Stil spiegelt sich wieder wie viel ihr dieses Land bedeutet. Obwohl dem Leser einiges eher mystisch vorkommt z.B. dass die Löwin und ihre Jungen Angel ohne diese anzugreifen begleiten, so beruht dieses doch auf Fakten, wie dem Nachwort zu entnehmen ist. Die Charaktere sind detailliert beschrieben und der Leser kann sich gut in deren Gefühlswelt hineinversetzen. Jede der Figuren trägt sein je eigenes Schicksal, was der ganzen Geschichte einen melancholischen Touch versetzt. Angel und Emma scheinen durch ihre Bürde fast über sich hinauszuwachsen. Der Roman ist durchaus lesenswert und für alle Romantiker, die sich gerne in ein fernes Land träumen, bestens geeignet.