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Elchi130
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Essen

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Insgesamt 423 Bewertungen
Bewertung vom 25.03.2021
Das Flüstern der Bienen
Segovia, Sofía

Das Flüstern der Bienen


ausgezeichnet

Ganz großes Kino

Mexiko vor gut 100 Jahren. Die Großgrundbesitzerfamilie Morales findet auf seinem Grundstück ein ausgesetztes Baby. Das Baby, Simonopio, ist entstellt und von Bienen umgeben. Viele Bewohner des Ortes Linares und der Hacienda der Morales begegnen ihm mit Aberglauben und Misstrauen. Doch die Familie Morales nimmt Simonopio, der stets von Bienen umschwärmt wird, bei sich auf und betrachtet ihn als Ziehsohn. Im Laufe der Jahre bewahrt der Junge die Bewohner durch seine prophetische Gabe immer wieder vor Unheil…

Die Autorin Sofia Segovia entführt uns mit ihrem Roman „Das Flüstern der Bienen“ ins Mexiko der Jahre 1910 – 1930. Das Land wird erst von einem langen Bürgerkrieg und dann auch noch von der Spanischen Grippe erschüttert. Fürchteten die Großgrundbesitzer sich erst vor den kämpfenden Parteien, die ihnen die Ernte oder Frauen stahlen, so bangen sie bald um die Enteignung ihrer Ländereien.

Das Buch ist sprachgewaltig und teilweise poetisch. Die Autorin schreibt tiefgründig und ihre Beobachtungen und Überlegungen haben mitunter durchaus etwas philosophisches. Die Autorin bedient sich unterschiedlicher Erzählelemente, um uns als Leser in ihre Geschichte zu entführen bzw. „versinken zu lassen.“ Zu Beginn des Buches fiel es mir ein wenig schwer, den unterschiedlichen Erzählperspektiven zu folgen. Mir hätte es sehr geholfen, wenn den Kapitelüberschriften zusätzlich Jahreszahlen beigefügt worden wären. Doch nach der anfänglichen Verwirrung, breitet sich eine spannende, detailreiche und fantasievolle Geschichte vor dem Leser aus. Auch der Humor kommt in dem Buch nicht zu kurz. Dieser ist zum Teil subtil, oft sehr schwarz, aber Sofia Segovia trifft damit stets ins Schwarze. Über weite Strecken hinweg ist der Erzählstil warmherzig, doch durchaus auch brutal, wenn es um die Schilderung von Verbrechen geht. Die wichtigsten Figuren sind gut ausgearbeitet und dadurch sehr lebendig.

Den Roman hat die Autorin bereits im Jahr 2015 geschrieben. Umso erstaunlicher sind ihre Schilderungen zum Ausbruch der Spanischen Grippe und was diese für das Leben der Menschen bedeutete. Immer wieder werden der heutigen Leserin Parallelen zur Corona-Pandemie deutlich.

Mich hat die Mischung aus Familiengeschichte, magischer Erzählung um das Findelkind und Sozialstudie der damaligen Zeit sehr gut unterhalten. Ich habe gelacht, war geschockt, habe mich gefreut, hatte Tränen in den Augen, verspürte Wut und viele Emotionen mehr. Genauso sollte ein gutes Buch sein.

Bewertung vom 23.03.2021
Durch die Nacht und alle Zeiten
Völler, Eva

Durch die Nacht und alle Zeiten


ausgezeichnet

Flotter, humorvoller Schreibstil

Loris Eltern sind große Fans historischer Festivals. In historische Kostüme gekleidet, nehmen sie an der Nachstellung berühmter Schlachten und an Traditionen vergangener Zeiten teil. Die 16-jährige Lori und ihre jüngere Schwester Mia kennen es gar nicht anders, fühlen sich jedoch mittlerweile zu alt für diese Spektakel. Beim Blücherfest am oberen Mittelrhein trifft Lori eines nachts auf Thomas. Sie schwankt zwischen Schwärmerei und Sorge um seine geistige Gesundheit.

Eva Völler hat mich von Anfang an durch ihre flotte und humorvolle Erzählweise in den Bann der Geschichte gezogen. Ich bin geradezu durch die Seiten geflogen, da die Erzählung so locker und leicht wirkt, dass es einfach nur Spaß macht, immer weiterzulesen.

Im Mittelpunkt stehen die beiden Figuren Lori und Thomas. Bei den früheren Zeitreiseromanen der Autorin, in deren Mittelpunkt Anna und Sebastiano standen, hat mich die naive, tollpatschige und unbedarfte Art von Anna so manches Mal an den Rand der Verzweiflung getrieben. Auch Lori ist manchmal naiv und ein wenig unbedacht, was wohl ihrem Alter geschuldet ist. Zum Glück gibt es jedoch nur wenige Szenen, in denen Lori diese Eigenschaften zeigt, sodass ich es nicht als so störend empfunden habe. Lori ist sonst eine mutige und selbstständige Teenagerin, die sich den Abenteuern, die auf sie warten, offenen Auges stellt.

Und Thomas – ach, ich liebe Thomas. Er ist eine tolle Romanfigur. Stets der formvollendete Gentleman mit perfekten Manieren. Zudem stellt er sich immer vor Lori, um sie zu beschützen, sowohl sprichwörtlich als auch verbal. Selten bin ich in einem Jugendbuch einem so positiven Helden begegnet.

Das Buch „Durch die Nacht und alle Zeiten“ bietet großen Lesespaß, eine tolle und wie ich finde, spannende Geschichte und zudem eine schöne Liebesromanze. Die Reise durch die Zeiten zeigt auf spielerische und humorvolle Weise manche Unterschiede zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart.

Schade finde ich, dass es sich bei dem Buch um einen Einzelband handelt. Viel lieber wäre es mir, ich könnte Thomas und Lori auf weiteren Abenteuern durch noch mehr Nächte und noch mehr Zeiten begleiten.

Bewertung vom 13.03.2021
Abels Auferstehung / Paul Stainer Bd.2
Ziebula, Thomas

Abels Auferstehung / Paul Stainer Bd.2


ausgezeichnet

Grandios!

Marlene Wagner, eine resolute Journalistin, fährt nach Basel, um sich die Leiche eines ertrunkenen Soldaten anzusehen, der ihr verschollener Bruder sein könnte. Dies ist nicht der Fall. Doch der Soldat trägt ein teures Zigarettenetui bei sich, das aus Leipzig stammt. Zurück in Leipzig begibt sie sich auf die Suche nach dem Besitzer des Etuis, in der Hoffnung, die Identität des Ertrunkenen zu ermitteln. Ungefähr zeitgleich werden Ermittler Paul Stainer und seine Mitarbeiter zur Leiche eines ermordeten Künstlers in ein Hotel gerufen. Auch er ist vor kurzem in Basel gewesen. Denn hier kommen die ehemaligen Kriegsgefangenen an, die aus Frankreich entlassen werden.

„Abels Auferstehung“ ist der zweite Fall um den Kriminalermittler Paul Stainer, der zwischen den beiden Weltkriegen in Leipzig ermittelt. Für mich ist es das erste Buch des Autors Thomas Ziebula und ich bin restlos begeistert.

Der Roman weist eine erzählerische Dichte auf, wie sie nicht oft zu finden ist. Die Geschichte wird mit Hilfe mehrerer Erzählstränge erzählt, die sich immer wieder berühren, auseinanderlaufen, um dann erneut aufeinander zu treffen. Als Leser tauchen wir tief ins Leipzig des Jahres 1920 ein. Wir erleben eine Stadt, die politisch zerrissen ist. Da sind die Deutschnationalen, die dem Kaiserreich nachtrauern, den Verlust des Krieges nicht verwinden können und sich autoritär und mittels Gewalt durch Leben bewegen. Ihre Feinde sind die Sozialisten, die sie als Zerstörer des Reiches sehen und entsprechend verfolgen. Die Sozialisten stehen für Fortschritt. Sie treten für die Rechte der Arbeiter, der Armen und der Frauen ein. Sie führen jedoch einen schweren Kampf, haben jedoch auch Sympathisanten in fast allen Gesellschaftskreisen.

Die Frauen in diesem Buch werden als starke, mutige und fortschrittliche Figuren dargestellt, die sich durch ihr Auftreten jedoch nicht nur Freunde machen. Da ist die Journalistin Marlene Wagner, die für die Leipziger Volkszeitung schreibt. Diese Zeitung wird immer wieder verboten, da sie zu sozialistische Ansichten vertritt. Marlene ist unabhängig, hat wechselnde Männerbekanntschaften und nimmt kein Blatt vor den Mund. Wenn sie einer Spur nachgeht, lässt sie sich nicht stoppen.

Aus Band 1 „Der rote Judas“ kennen die Leser/innen bereits Rosa Sonntag. Sie spielt auch in „Abels Auferstehung“ wieder eine tragende Rolle. Auch sie ist eine weibliche Figur, die für sich und andere einsteht und den Herausforderungen des Lebens mutig ins Auge blickt.

Der Kriminalermittler Paul Stainer ist ein Mann, der zum einen noch die Erlebnisse im Krieg und die anschließende Kriegsgefangenschaft verarbeiten muss und zum anderen um seine ermordete Frau trauert. Zudem arbeitet er in einer Behörde, die ebenso politisch zerrissen ist, wie die restliche Bevölkerung. Nationalistisch gesinnte Kollegen und Vorgesetzte versuchen ihn mit aller Macht loszuwerden. Doch Stainer und seine Kollegen sind ganz mit der Aufklärung des Mordes an einem Künstler beschäftigt, die immer weitere Kreise zu ziehen scheint.

Das Buch hat mich schnell völlig in die damalige Zeit gesogen. Die gesellschaftlichen und politischen Umbrüche der Zeit nach dem ersten Weltkrieg werden eindrücklich geschildert. Immer wieder habe ich es als Leserin bedauert, dass ich weiß, wohin diese spannenden Entwicklungen geführt haben. Denn so, wie der Autor Thomas Ziebula die unterschiedlichen Strömungen und Kräfte schildert, klingt diese Zeit nach einer Chance, Deutschland zu einem gerechteren Ort zu machen, die das deutsche Volk vertan hat.

Mir ist zwar recht schnell klar gewesen, worauf die Geschichte hinausläuft. Das habe ich jedoch nicht als störend, sondern als sehr gelungen empfunden. Mein Lesevergnügen hat das nicht geschmälert.

Das Buch bietet dem Leser eine gelungene Zeitreise in Verbindung mit einem spannenden Kriminalfall.

Bewertung vom 20.02.2021
Der Solist
Seghers, Jan

Der Solist


sehr gut

Enttäuscht, aber auch begeistert

Neuhaus wechselt vom BKA nach Berlin zur Sondereinheit Terrorabwehr. Die erste Ermittlung liegt schon auf dem Tisch, bevor er Berlin überhaupt erreicht hat. Ein homosexueller Jude ist erschossen aufgefunden worden. Neuhaus, der bei Kollegen/Ermittlern/Polizei auch unter dem Namen Solist bekannt ist, weil er nicht im Team arbeitet, macht sich zusammen mit seiner neuen Kollegin Grabowski auf die Suche nach dem Täter.

Jan Seghers gehört für mich schon seit Jahren zu den besten Krimiautoren, die unser Land zu bieten hat. Seit Jahren habe ich sehnsüchtig auf ein neues Buch von ihm gewartet. Doch meine Erwartungen waren nach seiner Marthaler-Serie und hier besonders nach „Die Akte Rosenherz“ und „Menschenfischer“ hoch – wahrscheinlich zu hoch.

Schon auf den ersten Seiten des Buches „Der Solist“ ist mir wieder deutlich geworden, dass ich die Sprache von Jan Seghers wirklich mag. Er formuliert oft einfach wunderschön. Doch es gibt auch Passagen, die in einen sehr protokollartigen Schreibstil verfasst sind. Das liegt daran, dass der Ermittler Neuhaus sich in den Fall von Anis Amri einliest, auf der Grundlage von Dossiers und Protokollen. Trotzdem war mir der Erzählstil an diesen Stellen zu trocken und zäh.

Generell tue ich mich schwer mit Kriminalgeschichten, die im Milieu von Terroristen spielen. Diese Romane sind stets voller Vorurteile gegen bestimmte Bevölkerungsschichten oder -gruppen. Das bereitet mir Unbehagen, da ich diese Pauschalverurteilungen nicht mag. Lieber sind mir Krimis, die im Privatleben von Täter und Opfer liegen und dadurch sehr individuell sind.

Die Stadt Berlin hat der Autor sehr atmosphärisch eingefangen und die Orte teilweise durch tolle Geschichten untermalt. Dieser Spaziergang durch eine wunderschöne und aufregende Stadt, hat mir sehr gefallen.

Das Buch lebt jedoch vor allen Dingen aufgrund der tollen Figuren, die Jan Seghers schafft. Neuhaus und Grabowski sind super und passen wie die Faust aufs Auge zueinander. Ergänzt werden sie schließlich durch den IT-Nerd Naresh. Ich hoffe, dass ich noch weitere Bücher mit den drei Ermittlern lesen werde. Sie lohnen sich auf jeden Fall. Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass die weiteren Fälle beim BKA spielen.

Bewertung vom 09.02.2021
Einspruch!
Brodnig, Ingrid

Einspruch!


ausgezeichnet

Gute Tipps, welche den ungeübten Laien beim Diskutieren jedoch oft überfordern dürften

Ingrid Brodnig beschäftigt sich in ihrem Buch „Einspruch!“ mit Verschwörungsmythen und Fake News. Sie zeigt uns, wie diese funktionieren und wie wir sie entschlüsseln können. Zudem liefert sie uns Werkzeug an die Hand, wie wir mit Menschen, die diesen Mythen oder News anhängen, umgehen und diskutieren können. Und sie zeigt uns auf, welche Fehler wir vermeiden sollten, wenn wir nicht den Kontakt zu diesen Personen verlieren möchten. In dem Buch finden sich zudem Hinweise auf interessante wissenschaftliche Studien und Experimente, die die Aussagen der Autorin bekräftigen. Am Ende des Buches finden wir einen Anhang mit Quellen und Anmerkungen, der auch noch einmal viele spannende Hinweise liefert.

Manches Wissen, das uns die Autorin nahebringt, ist nicht neu. Allerdings ist es gut, dieses Wissen noch einmal aufzufrischen. Z.B. steht auf S. 18 des Buches „Die gefühlte Wahrheit zählt mehr als harte Fakten“. Dazu liefert Ingrid Brodnig Belege. Doch ich denke, dass jeder schnell bei sich selbst Beispiele finden kann.

Zu Beginn des Buches war ich begeistert, weil mir noch einmal vor Augen geführt worden ist, dass wir unsere Welt unterschiedlich wahrnehmen und auch verschiedene Rückschlüsse aus demselben Sachverhalt ziehen können. Doch schnell fühlte ich mich auch überfordert von den ganzen Do und Don´t, die es bei der Kommunikation zu beachten gilt.

Wenn die Gespräche oder Diskussionen mit Menschen, die Verschwörungsmythen oder Fake News anhängen, erfolgreich sein sollen, sind von mir einige Voraussetzungen mitzubringen. Zum einen brauche ich eine gute Menschenkenntnis, um beim flexiblen Diskutieren zu bestehen. Hierzu gilt es, dem anderen die Fakten so zu präsentieren, dass sie zu seinem Weltbild passen und dadurch ein Nachdenken über die Fake Facts anstoßen. Zudem muss ich eine hohe Erfahrung bezüglich Diskussionstaktiken mitbringen, um flexibel auf die Person, mit der ich rede, zu reagieren. So kann ich z.B. Fragen zu seinen Behauptungen stellen, um diese zu widerlegen. Dafür benötige ich auch einiges an Wissen zu Verschwörungsmythen und Fake News und den tatsächlichen Fakten.

Das Buch liefert einen interessanten Einblick in Kommunikationsstile. Zudem habe ich viel darüber gelernt, was Fake News und Verschwörungsmythen bei manchen Menschen auslösen können, wie z.B. das erhebende Gefühl zu einer Elite Wissender mit dem Durchblick zu gehören. Gut ist auch, dass ich mehr Sicherheit darüber erlangt habe, wo ich die Mythen und News überprüfen kann und wie ich an Fakten komme.

Das Thema ist spannend und ich werde dazu bestimmt weitere Bücher lesen. Zudem denke ich, dass ich auch das Buch „Einspruch!“ immer mal wieder zur Hand nehmen werde, um das eine oder andere noch einmal nachzulesen.

Bewertung vom 06.02.2021
Küsst du den Feind? / Matching Night Bd.1
Hasse, Stefanie

Küsst du den Feind? / Matching Night Bd.1


ausgezeichnet

Beim Lesen merkt man den Rausch des Schreibens der Autorin

Cara hat gerade mit ihrem Studium begonnen. Leider hat es mit dem zugesagten Zimmer im letzten Moment nicht geklappt. Doch dann wird ihr ein Zimmer in der Studentinnenverbindung der Ravens in Aussicht gestellt. Nun muss sie nur noch die Aufnahmeprüfungen bestehen…

Als erstes ist mir der mitreißende Schreibstil der Autorin aufgefallen, den ich als unglaublich flott empfunden habe. Das sorgte dafür, dass ich nur so durch die Seiten geflogen bin.

Die Geschichte selbst ist nicht neu. Cara entstammt weder einer prominenten noch einer übermäßig reichen Familie. Sie ist im Großen und Ganzen das Mädchen von nebenan: hübsch, fleißig, gewissenhaft, nett und hilfsbereit. Als sie in die elitäre Welt der Studentenverbindungen der Ravens und Lions stolpert, ist sie fasziniert von dem Glamour, den Berühmtheiten und dem Reichtum. Sie fühlt sich wie Aschenputtel, die es in den Königspalast verschlagen hat. Doch die Autorin erzählt die Geschichte mit einer Freude, die auch mich völlig in diese Welt eintauchen lässt. Und ich mag die meisten Figuren sehr schnell.

Besonders gut hat mir dabei gefallen, dass Stefanie Hasse die Gratwanderung zwischen interessanter Geschichte und zu viel Drama, zu viel Intrige, zu viel Liebestaumel gut hinbekommt. Da ich Mobbingdramen und fiesen Intrigen in Büchern nicht viel abgewinnen kann und diese oft übertrieben gehässig geschildert werden, war es sehr angenehm, einmal davon zu lesen, ohne dass sie den Spaß am Lesen ruinieren. Ich denke, dass liegt an der unaufgeregten Erzählweise der Autorin bei diesen Szenen.

Natürlich gibt es auch ausreichend Lesestoff für unsere romantische Herzen. Da ist der permanent flirtende Tyler. Mit ihm verbindet Cara eine tolle Freundschaft. Oder ist da doch mehr?!? Und da ist ihr Matching Night Partner Josh, mit dem zusammen sie als Paar um die Aufnahme in die Studentenverbindungen Raven und Lion kämpft. Oder ist da doch mehr?!?

Im Nachwort von „Matching Night – Küsst du den Feind?“ schreibt die Autorin, Stefanie Hasse, dass das Schreiben des Buches für sie wie ein Rausch war. Genau das merkt man dem Buch an und für mich war es genauso ein Rausch, dieses Buch zu lesen. Teil 2 liegt schon bereit und ich hoffe, ich kann damit nächste Woche starten.

Bewertung vom 01.02.2021
Don't Love Me Bd.1 (MP3-CD)
Kiefer, Lena

Don't Love Me Bd.1 (MP3-CD)


gut

Ich habe „Don´t love me“ von Lena Kiefer als Hörbuch gehört und möchte vorweg ein paar Sätze zu den Sprechern sagen. Nina Reithmeier liest die Figur der Kenzie so, dass ich Kenzie sofort in Fleisch und Blut vor mir sehe. Sie liest diese Figur nicht, sie lebt sie. Eine hervorragende Wahl für das Hörbuch. Der männliche Sprecher Arne Stephan verleiht Lyall eine Arroganz und stellt ihn allein durch die Betonung so versnobt dar, dass ich Lyall zu Beginn so unsympathisch fand, dass ich mir nicht vorstellen konnte, mich für diese Figur zu erwärmen. Auch die anderen männlichen Figuren liest er gut. Besonders dann, wenn er den Cousin von Lyall liest, finde ich ihn absolut authentisch. Auch diesen Sprecher halte ich für eine gute Wahl für die Serie von Lena Kiefer.

Zu Beginn lernen wir erst einmal die weibliche Hauptfigur Kenzie ausführlich kennen. Sie ist sehr pflichtbewusst und zuverlässig. Zuhause kümmert sie sich, neben der Arbeit im Geschäft ihres Vaters, um ihre drei jüngeren Schwestern und darum, dass der Haushalt läuft. Nur schwer kann sie die Verantwortung ihrem Vater übertragen, um ein Praktikum zu absolvieren, das weit weg von Zuhause ist. Neben ihrem Pflichtbewusstsein und ihrer Zuverlässigkeit zeigt sie im Praktikum schnell, dass sie sehr kreativ, selbstbewusst und intelligent ist. Zusammen mit ihrer Selbstständigkeit und ihrem Drang zur Unabhängigkeit, liefert sie ein wahres Spektrum an guten Eigenschaften.

Ihr gegenüber steht der arrogante, versnobte Lyall. Diese Fassade trägt er deutlich nach außen. Zumal ihm im Ort nur Ablehnung und Verachtung entgegenschlägt. Doch hinter der Fassade ist er ein einfühlsamer, intelligenter, humorvoller junger Mann, der stets gegen seine Vorurteile ankämpft und anderen eine Chance gibt. Er ist hilfsbereit und loyal.

Mit der Zeit haben mir beide gut gefallen und da die Chemie zwischen ihnen stimmte, mochte ich die gemeinsamen Szenen der beiden gerne. Sie sind privat und beruflich ein tolles Team.

Leider werden diese positiven Eindrücke durch negative Klischees gestört, die mir mit der Zeit den Spaß am Hören verleidet haben. Da ist erst einmal der Henderson Clan, der von der Großmutter regiert wird. Hier wird mit harter, rigider Hand regiert. Wer nicht den Vorstellungen entspricht, wird aus der Familie ausgeschlossen. Eigene Lebensziele, Wunschpartner oder ein glückliches, erfülltes Leben sind völlig unwichtig. Ich habe ehrlich gesagt nicht verstanden, warum die Familienmitglieder nicht einfach ihrer eigenen Wege gehen und das herzlose, verbitterte Familienoberhaupt sich selbst überlassen.

Der zweite Punkt, der mich aufgeregt hat, war der Schluss. Schnell wird klar, dass Lyall vor drei Jahren etwas mit einem Mädchen aus dem Ort angefangen hat und die Geschichte nicht gut verlaufen ist. Erst zum Schluss erfahren wir Leser/innen, worum es eigentlich geht und mit uns Kenzie. Niemand aus dem Ort oder dem Umfeld der Hendersons hat Tacheles geredet. Und als Kenzie erfährt, worum es geht, reagiert sie völlig irrational und hysterisch. Das passte zum einen gar nicht zu dem Menschen, den wir bis dahin kennengelernt haben und zum anderen war ihre Reaktion einfach überzogen und unverständlich für mich.

Das Buch hatte Potential, die Autorin hat meiner Ansicht nach jedoch zu tief in die Klischeekiste gegriffen. Das finde ich sehr schade. Trotzdem werde ich die Geschichte von Kenzie und Lyall weiterverfolgen – wahrscheinlich als Hörbuch, da mir die Sprecher gut gefallen haben.

Bewertung vom 29.01.2021
Die treue Freundin
Unger, Lisa

Die treue Freundin


gut

Was passiert mit Menschen, die in jungen Jahren ein schweres Trauma erlitten haben?

Als Zwölfjährige begegneten Rain, ihre Freundin Tess und ihr Freund Hank einem brutalen Entführer. Hank und Rain überlebten. Später stirbt ihr Entführer, Eugene Kreskey, auf die gleiche Weise, wie er Tess ermordet hat. Doch auch Jahrzehnte später versuchen die beiden überlebenden Freunde immer noch, das Trauma zu verarbeiten. Als Steve Markham ermordet wird, reißen die alten Wunden wieder auf. Denn Markham war des Mordes an seiner Frau angeklagt und freigesprochen worden. Der Tod Markhams weist Parallelen zur Tötung ihres Entführers auf. Denn, wie ihr Entführer, wurde auch Steve Markham auf die Art getötet, auf die er selber gemordet hatte.

Den Anfang habe ich als schleppend empfunden. Schon der Prolog konnte mich nicht packen. Die Autorin Lisa Unger wollte im Prolog Spannung erzeugen, in dem wir aus Tätersicht erleben, wie er das Opfer überrumpelt. Dabei gibt sie uns nach meiner Ansicht jedoch zu wenig Informationen, sodass ich den Prolog verwirrend und nicht spannend fand.

Dann lernen wir Rain und ihr Leben in der Gegenwart kennen. Sehr ausführlich, in meinen Augen viel zu ausführlich, dürfen wir an dem Konflikt, in dem Rain sich befindet, teilhaben. Ist sie eine gute Mutter? Ist es richtig, dass sie ihre Arbeit aufgegeben hat, um Hausfrau und Mutter zu sein? Kann sie wieder ihrer Arbeit nachgehen und trotzdem eine gute Mutter sein? Da mich dieser Konflikt einer jungen Mutter nicht interessiert, fand ich diese Passagen, die sich leider durch das gesamte Buch ziehen, ziemlich langweilig. Nebenbei auch nicht sonderlich originell.

Ähnliche Probleme hatte ich mit der Ehe zwischen Rain und Greg. Immer wieder wird betont, wie toll die Ehe ist und was für ein guter Ehemann Greg ist. Dabei kontrolliert und verfolgt Greg sie ständig und Rain hat immer wieder Geheimnisse vor ihm und lügt ihn an. Eine gute Ehe sieht in meinen Augen anders aus.
Leider finde ich, dass sich die Spannung auch zum Ende hin nicht so steigert, dass ich den Schluss für gelungen halte. Denn plötzlich schliddern Rain und Hank in ein Verbrechen hinein, das nicht mit den vorherigen in einem Zusammenhang steht. Das fand ich dann zuviel des Guten.

Neben der Geschichte von Rain in der Gegenwart, erfahren wir mit Hilfe von Briefen und Gedankengängen, was Hank mittlerweile für ein Leben führt. Diese Schilderungen liefern Spannung, weil wir das Innenleben von Hank wahrnehmen. Was hat er damals erlebt? Wie ist es ihm seitdem gegangen? Was für ein Leben führt er zurzeit?

Sehr gelungen fand ich die Szenen, die die Kindheit von Rain, Tess und Hank beleuchtet haben. Ich konnte das Gefühl von Kindheit, Freiheit, die Freude und den Spaß regelrecht spüren. Auch die Darstellung der Ereignisse, die zu den schweren Traumatisierungen von Rain und Hank geführt haben, fand ich sehr spannend. Als besonders positiv möchte ich hervorheben, dass fast alle Gewaltszenen der Fantasie des Lesers überlassen bleiben. Wir müssen uns nicht mit grausamen, blutigen oder übermäßig gewaltsamen Szenen auseinandersetzen. Das fand ich geradezu erholsam im Gegensatz zu anderen Thrillern oder Krimis.

Doch dieses Buch ist weniger ein Thriller oder Krimi, auch wenn es als Thriller vermarktet wird. Allem voran ist es eine popularisierte Sozialstudie, die sich damit auseinandersetzt, was mit Menschen passieren kann, die in jungen Jahren einem schweren Trauma ausgesetzt werden. Wie gehen sie damit um? Wie verarbeiten sie das Ganze? Und was wird aus ihnen? Diese Aspekte des Buches „Die treue Freundin“ fand ich neben den Kindheitserinnerungen am interessantesten.

Dieses Buch ist im Endergebnis für mich Mittelmaß. Es hat zwei spannende Aspekte, jedoch auch sehr viele langweilige Szenen.

Bewertung vom 17.01.2021
Traue nur dir selbst / Number 10 Bd.1
Daugherty, C. J.

Traue nur dir selbst / Number 10 Bd.1


ausgezeichnet

Spannend, rasant und einfach toll!

Gray lebt in der Downing Street 10 seitdem ihre Mutter zur Premierministerin von Großbritannien gewählt wurde. Das bedeutet für die 16-jährige Teenagerin jede Menge Einschränkungen und Verbote. Nachdem sie verbotenerweise auf einer Party war und am nächsten Tag die Titelseiten der Zeitungen des ganzen Landes schmückte, hat sie Hausarrest und immer zwei Bodyguards an ihrer Seite. Doch Gray nutzt jede Gelegenheit, um sich die Langeweile zu vertreiben, die so ein Hausarrest mit sich bringt. Eines Tages belauscht sie dabei zwei Männer, die einen Anschlag auf ihre Mutter, die Premierministerin planen. Leider muss Gray feststellen, dass ihr niemand glauben will…

Beim Buch „Number 10“ ist man wirklich von Anfang an Mitten in der Geschichte. Es gibt keine lange Einführung, kein langes Einlesen. Die Autorin C.J. Daugherty wirft ihre Leser/innen in eine spannende Handlung. Und die Spannung hält sie über das gesamte Buch aufrecht. Als Leser/in befinden wir uns entweder in einer Actionszene, wir erhalten interessante Informationen, die uns bei der Stange halten oder wir finden uns in Intrigen und Streitereien wieder. Ich habe mich mit diesem Buch keine Minute gelangweilt.

Besonders toll ist auch, dass wir auf die eine oder andere Figur aus C.J. Daughertys Night School Serie treffen. Das gibt mir als Leserin sofort das Gefühl, alte Bekannte zu treffen. Ich freue mich sehr, dass die Autorin eine neue Serie schreibt, die zum einen in dem Universum und zum anderen mit einigen Personen aus der Night School spielt. Wobei mir auch ihre beiden Krimis sehr gut gefallen haben.

Beim Lesen konnte ich zum einen Rätseln, wer hinter dem Komplott steckt, was sehr spannend war. Dabei wirkte so ziemlich jede Figur verdächtig und es hat sehr viel Spaß gemacht, sich zu überlegen, wer zu den Guten und wer zu den Bösen gehört. Zum anderen habe ich beim Lesen auch immer wieder überlegt, wer noch alles aus der Night School auftauchen wird und inwiefern die Ereignisse mit den damaligen Ereignissen zusammenhängen könnten.

Wer die Night School liebte, kommt um dieses Buch nicht herum!