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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2518 Bewertungen
Bewertung vom 22.03.2023
Willst du tanzen?
Ofner, Agi

Willst du tanzen?


sehr gut

Trau dich, denn gemeinsam macht das Leben noch viel mehr Spaß!

Der lebenslustige Elch Ole freut sich seit Wochen auf das Mittsommerfest, für ihn ist es der perfekte Tag zum Tanzen und so fragt er im Wald die anderen Tiere, ob sie mit ihm tanzen wollen. Aber alle finden eine Ausrede, warum sie nicht tanzen können. Ole wird unsicher, ob er vielleicht auch nicht tanzen kann.

Ole hat sich so sehr auf das Mittsommerfest gefreut und auf den Tanz mit den anderen Tieren. Aber keiner möchte mitmachen. Als Ole völlig allein am Festplatz ankommt, fragt er sich, ob die anderen Tiere recht haben und Elche vielleicht gar nicht tanzen können. Doch dann erfüllt ein Kribbeln Oles Körper, er wippt mit dem Kopf und seine Beine zucken dazu. Ole tanzt und die anderen Tiere beobachten ihn heimlich und finden Ole ganz schön mutig. Und dann springt plötzlich der Funke über und Fuchs, Kaninchen, Luchs und Bär tanzen munter mit. Das ist wirklich ein perfekter Tag zum Tanzen!

Dieses Bilderbuch kommt mit wenig Text aus, der kindgerecht und verständlich ist und zeigt, dass man nicht aus Scheu oder Unsicherheit auf einen großen Spaß verzichten muss. Denn das wäre schade und mit anderen kann man wie hier beim Tanzen große Freude haben. Doch das müssen die Tiere hier auch erst entdecken. Genauso geht es Kindern häufig. Sie möchten mit anderen Kindern spielen, trauen sich aber vielleicht nicht, sie zu fragen.

Aber Ole zeigt, dass man ruhig mal seine eigene Scheu ablegen sollte. Dazu gehört nur ein wenig Mut und wenn man andere überzeugen kann, wächst damit auch das eigene Selbstbewusstsein. Was Ole kann, kann jedes Kind. Tanzt doch auch einmal!

Die schönen Illustrationen kommen in harmonischen Farben daher und zeigen unterschiedliche Tiere, sowie einige Details, die man sich gerne anschaut. Was macht denn das Rotkehlchen in Oles Geweih? Das regt dazu an, sich die Bilder genauer anzusehen.

Ein motivierendes Bilderbuch, das zeigt, wie glücklich gemeinsame Aktivitäten machen können. Man muss sich auch mal trauen!

Bewertung vom 21.03.2023
Mistral
Borrély, Maria

Mistral


sehr gut

Der Roman "Mistral" von Maria Borrély wurde von Amelie Thoma ins Deutsche übersetzt und erscheint im Kanon Verlag Berlin.

In einem kleinen Dorf der Haute-Provence leben die Menschen zu Beginn des 19. Jahrhunderts als einfache Bauern, deren Leben von der täglichen Arbeit bestimmt wird. Dort lebt auch die junge und schöne Marie, die sich um die Wäsche und den Haushalt kümmert, Oliven und Mandeln erntet und gerade zur Frau erblüht. Als sie die Oliven zur Ölmühle bringt, lernt sie den attraktiven Olivier kennen verliebt sich in ihn und wird durch ihre Gefühle überwältigt. Maries geordnetes Leben beginnt zu wanken als Olivier seiner Wege geht. Die Liebe trifft Marie wie eine Naturgewalt, wie der Mistral, der das Leben der Menschen in dem Dorf bestimmt.

Dieser Roman führt in die malerische Landschaft der Haute-Provence mit ihren Lavendel- und Weizenfeldern, mit Öl- und Mandelbäumen und Kräutern und wilden Pflanzen. Eine bezaubernde Gegend, die die Autorin sehr stimmungsvoll beschreibt und so vor dem geistigen Auge des Lesenden abbildet. Gleichzeitig zeigt sie unterschiedliche Phasen des Mistral, der als kalter, starker Fallwind aus den Alpen die Gegend heimsucht. Dieser Wind spiegelt die Gefühle der Protagonistin Marie wieder, die ihre erste Verliebtheit erlebt und fröhlich und glücklich ist, dann aufgeregt und erregt, später enttäuscht wird, zu Tode betrübt ist und an ihrer Sehnsucht zerbricht.

In diesem Roman wird auf wunderbar einfühlsame Weise die Landschaft der Haute-Provence geschildert, die sich unter den Jahreszeiten und dem einfallenden Mistral verändert. So wie sich Marie durch die Liebe verändert, verändert sich auch der Mistral.

Der ausdrucksstarke Erzählstil Maria Borrélys wird in der deutschen Übersetzung von Amelie Thoma spürbar gemacht. Sie schafft es, durch die Landschaftsbeschreibungen und die der Bewohner der Haute-Provence eine bildhafte Szenerie zu zeigen, die teilweise wunderschön und dann auch etwas bedrohlich wirkt. Die einfachen Bauern sind arbeitssam, bescheiden und leben mit und von der Natur. Sie sind abhängig von den Witterungen und man erlebt sie während ihrer harten Arbeit auf dem Feld oder bei der Ernte, Lebenswünsche oder Sehnsüchte erfüllen sich bei ihnen selten. Die Pflichten gehen vor, die Träume vergehen, so wird gesagt.

Maries Gefühle, die anfänglichen Schmetterlinge im Bauch, ihre Glücksgefühle, dann die Traurigkeit und Verzweiflung im Hinblick auf die hoffnungslose Liebe habe ich gespannt verfolgt. Mir war früh klar, wie ihr Schicksal ausgehen würde. Aber während der Lektüre habe ich gehofft, dass ihre Familie, besonders ihre Mutter sie auffangen und ihr über diese Enttäuschung hinweg helfen würden.

Die Sprachweise ist ungewöhnlich, die Sätze wirken teilweise abgehackt, die Namen der Personen werden mit "der" oder "die" angeführt, was mich sehr gestört hat. Dafür wird in der Beschreibung der Landschaft und der Szenerie der Bauernhöfe und Häuser eine fast schon poetische Sprache genutzt, die mich entzückt eingenommen hat.
Sehr interessant ist auch das Nachwort der Übersetzerin Amelie Thoma, die aus dem Leben der Maria Borrély und ihrer literarischen Werke berichtet.

Es war eine wunderschöne Erfahrung, in dieses Buch mit der tragischen Liebesgeschichte eintauchen zu dürfen und dabei die Lebensbedingungen, die Landschaft und den Mistral mitzuerleben. Wer Naturschilderungen mag, wird dieses Buch dafür lieben. Aber es ist auch ein besonderes Leseerlebnis, dass sich zu lesen lohnt.

Bewertung vom 19.03.2023
Quallenplage / Himmel und Holle ermitteln Bd.1
Bergstedt, Susanne

Quallenplage / Himmel und Holle ermitteln Bd.1


sehr gut

Toller Cosy-Crime als Urlaubslektüre mit Ostsee-Flair
Im Dumont Verlag erscheint mit "Quallenplage" von Susanne Bergstedt der Krimiauftakt für das Duo Himmel und Holle.

Telse Himmel lässt ihr Leben als Journalistin in Hamburg hinter sich und zieht in das hübsche Gartenhaus ihrer Freundin Wanda Holle im Ostseeort Schilksee. Wohnen, wo andere Urlaub machen und im Meer baden, hier lässt es sich leben, wenn nicht gerade die Feuerquallenplage herrscht. Und als dann mit einem Schwarm Quallen die Leiche der Grundschullehrerin an den Strand getrieben wird, die Wanda auch noch gut kannte, fangen die Freundinnen an, den Todesfall genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn so wie die Polizei vermutet, glauben Wanda und Telse nicht an einen tragischen Unfall. Sie haben Grund zur Annahme, dass hier jemand nachgeholfen hat. Wie gut, dass Wandas Nachbar Olaf Wuttke als Kommissar die neuesten Fakten kennt und auch recht redselig ist. Wanda und Telse kommen einigen Verdächtigen auf die Spur und sehen sich in der Schule und im Segelclub mal näher um.

In diesen Krimi konnte ich gleich gut eintauchen, der flüssige Erzählstil lässt sich locker lesen, das regionale Flair wird passend in die Handlung einbezogen und die vielseitig angelegten Charaktere lernt man gut kennen. Telse und Wanda sind mir mit ihrer sympathischen, leicht neugierigen Art schnell ans Herz gewachsen und ich wäre bei ihren Ermittlungen und gemütlichen Essen gern die Dritte im Bunde gewesen.

Auch Olaf Wuttke lässt sich gerne zum Essen einladen und so können ihm die Freundinnen immer wieder Infos zum Fall entlocken. Auf verschiedenen Wegen kommen sie an entscheidende Fundstücke, die durchaus für einen Mord sprechen könnten.

Es macht Spaß, an der Seite der Hobby-Ermittlerinnen die Tätersuche zu begleiten. Hochspannende Lektüre darf man hier nicht erwarten, es gibt einige dramatische Vorgänge und mehr braucht es in diesem Cosy-Crime auch gar nicht. Die Handlung lebt vom Flair der Gegend und von den tatkräftigen Ermittlerinnen Himmel und Holle. Ihre Zusammenarbeit ergänzt sich wunderbar und man merkt, wie sie immer mehr zusammen wachsen.

Ich fand die Lektüre sehr kurzweilig, genoss das regionale Flair und habe mich gern mit dem Fall beschäftigt. Gestört hat mich nur die Tatsache, das hier eine ziemlich konstruierte Situation eingebaut wurde, die es sehr offensichtlich machte, wer nun die Tote auf dem Gewissen hat. Deshalb ziehe ich einen Stern ab und vergebe noch vier Sterne und eine Empfehlung für diesen Ostsee-Krimi.


"Quallenplage" empfehle ich allen Cosy-Crime-Liebhaber:innen und Ostseefans. Ich würde mich über weitere Fälle von Himmel und Holle freuen, denn sie passen perfekt als Urlaubslektüre.

Bewertung vom 19.03.2023
Die wilden Schwäne
Andersen, Hans Christian

Die wilden Schwäne


ausgezeichnet

Eine großartige Märchenausgabe mit zauberhaften Illustrationen
Im Wunderhaus Verlag erscheint die Neuauflage des Märchens "Die wilden Schwäne" von Hans Christian Andersen mit Illustrationen von Anton Lomaev.

Elisa verbringt als Königstochter mit ihren elf Brüdern ein schönes und glückliches Leben. Doch das ändert sich, als ihr Vater eine neue Frau heirate. Sie entpuppt sich als böse Stiefmutter, verzauber die Jungen in Schwäne und verbannt die liebreizende Elisa aus dem Schloß. Das Mädchen findet heraus, wie sie ihre Brüder zurück verwandeln kann. Das geschieht dann, wenn sie mit bloßen Händen Brennnesseln pflückt und daraus elf Gewänder herstellt. Während dieser qualvollen Aufgabe darf sie nicht sprechen bis das letzte Hemd gewebt ist.

Dieses dramatische Märchen wurde von Hans Christian Andersen für Erwachsene und Kinder geschrieben. Die Erzählung wurde im Wunderhaus Verlag neu überarbeitet und nur Anfang und Ende stimmen mit dem Originaltext überein. Dadurch wird der Text auch für Kinder ab vier bis sechs Jahren verständlich.

"Weit, weit von hier, dort, wo die Schwalben hinfliegen, wenn es Winter wird, lebte einst ein König. Er hatte elf Söhne und eine Tochter - Elisa ..."

So schön startet das Märchen und erzählt die dramatische Geschichte von der liebenswerten Elisa, die mit ihrer freundlichen Art und dem reinen Herzen den Fluch ihrer Brüder brechen kann. Allerdings darf sie beim Weben der Hemden kein Wort sprechen. Diese schwere Aufgabe nimmt Elisa an, sie ist eine willensstarke Prinzessin, die mit den erlittenen Qualen am Ende die Freiheit ihrer Brüder durchsetzen kann.

Das Märchen beschreibt die Liebe eines reinen Herzens und lässt den geschwisterlichen Zusammenhang über die Boshaftigkeit und die Gefahr siegen. Doch in Andersens Märchen geht es nicht immer gut aus, das sollte man wissen, wenn man sie Kindern vorliest.

Die Illustrationen sind einfach zauberhaft schön gestaltet, sie zeigen die Mimik der Königskinder und der bösen Stiefmutter und bringe viele Details mit, sodaß man sie nur gebannt anschauen kann. Als Ergänzung zu diesem Märchen kann ich mir keine schöneren Bilder vorstellen.


Dieses wunderschön gestaltete Märchenbuch ist ein echter Blickfang und für Märchenfreunde ein großartiges Geschenk.

Bewertung vom 17.03.2023
Hochmut kommt vor dem Farn
Nikolay, Mona

Hochmut kommt vor dem Farn


sehr gut

Unterhaltsamer Krimi im Kleingartenmilieu
"Hochmut kommt vor dem Farn" ist der dritte Band der Schrebergarten-Krimi-Reihe von Mona Nikolay (Eva Siegmund) aus dem Droemer Verlag.

Manne Nowak (Ex-Polizist) ist stocksauer, denn trotz aller Proteste der Laubenpieper soll das ganze Gelände der Gartenkolonie Harmonie in Berlin jetzt platt gemacht werden. Besonders makaber ist der Umstand, dass auf dem Koloniegelände ausgerechnet eine Fabrik für Indoor-Gardening-Systeme entstehen soll. Manne wird also seinen schönen Garten räumen müssen, doch dann weckt ein Todesfall seine und Detektei-Partnerin Caro von Ribbeks Aufmerksamkeit. Die Tote ist ausgerechnet die Senatorin, die sich von politischer Seite für den Neubau eingesetzt hat. Ist vielleicht der Mörder bei den vergrellten Laubenpiepern zu finden? Manne und Caro machen sich auf die Tätersuche!

Auch in ihrem dritten Fall sorgt das ungleiche Detektivpaar Manne und Caro für unterhaltsame Aufklärungsarbeit. Bei einem Mordfall dürfen Caro und Manne die Ermittlungen von Kommissar Carsten Blume begleiten. Und wie gewohnt hat Caro intuitiv den richtigen Riecher und zieht am Ende die entscheidenden Schlüsse. Die umfangreichen Befragungen führen nicht nur zu den Kleingärtnern, deshalb kann man gut mitraten und bekommt immer einige Informationen, die aber dann doch nicht zum Ziel führen. Diese Wendungen machen den eigentlichen Spannungseffekt im Buch aus. Als die Ermittlungen dann von Erfolg gekrönt sind und der Fall abgeschlossen ist, reist Manne mit seiner Frau endlich zur indischen Hochzeit seines Sohns nach London.

Der lockere Erzählstil ist sehr flüssig, die Figuren wirken lebendig und der Krimi liest sich unterhaltsam weg. Für kurzweilige Spannung sorgen mit humorvollen Dialoge der beiden Detektive auch die vielseitigen Ermittlungswege.

Auch der dritte Band der Reihe ist ein angenehmer Krimi zum entspannten Weglesen!

Bewertung vom 16.03.2023
Der Leuchtturm auf den Hummerklippen
Krüss, James

Der Leuchtturm auf den Hummerklippen


sehr gut

Eine fantasievolle Reise mit Geschichten rund um das Meer
Im Atrium Kinderbuch Verlag erscheint eine wunderschön illustrierte Neuauflage von dem bekannten Kinderbuch "Der Leuchtturm auf den Hummerklippen" von James Krüss. Die Illustratorin ist Maja Bohn.

Die Möwe Alexandra ist die Freundin vom Leuchtturmwärter Johann, der auf den Hummerklippen lebt. Beide lieben es, sich Geschichten zu erzählen und das können sie richtig gut. So gut, dass die Wolke das Regnen lässt und der grantige Wassermann sogar seinen gemeinen Plan vergisst.

Eines Tages sieht Alexandra in der Ferne ein kleines Ruderboot, in dem Tante Julie und der Poltergeist Hans auf dem Weg zu den Hummerklippen unterwegs sind. Auf dem langen Weg droht ihnen Gefahr durch den hinterlistigen Wassermann Markus Marre, der gern mal Boote zum Kentern bringt. Aber mit unterhaltsamen Geschichten lässt sich Markus gern ablenken.


In diesem Buch gibt es über zwanzig wundersame, traurige, lehrreiche oder lustige Geschichten, Lieder und Gedichte, die von Alexandra, Johann, Tante Julie, Poltergeist Hans, der Maus Philine und anderen erzählt werden. Mit diesen Geschichten halten sie den Wassermann bei Laune, bis Tante Julie und Poltergeist Hans wohlbehalten am Leuchtturm gelandet sind und danach verbringen sie ihre Zeit miteinander beim Erzählen und Zuhören.

James Krüss hat seine wundersamen Märchen in eine interessante Rahmengeschichte verpackt, die voller Fantasie die norddeutsche Küste mitsamt Klabautermann und Wassermann einbezieht, aber auch Geschichten aus China und Afrika beeinhaltet.

In einer lustigen Geschichte erfahren wir, wie der Poltergeist Hans im Netz nach Helgoland kam.

Sehr rührend finde ich die Geschichte von Ommo und Gesine und beim Aufruhr im Manneken-Panneken-Berg geht es um die Streiche von zwei bösen Buben. In der Geschichten aus China erfahren wir, was die eigensinnigen Wünsche dreier Bürgermeister angerichtet haben.Toll gereimt ist das Lied vom Fischfasching und auch die Geschichte vom Kuchenbäcker Martin ist richtig schön.


Es ist wichtig zu wissen, dass die Geschichten vor dem Hintergrund des 2. Weltkriegs stattfinden. Das beinhaltet die Rahmengeschichte von Tante Julies Flucht vor einem Bombenangriff auf Johanns Insel.

Und auch im Märchen "Krieg auf Pappamannakaska" ist ein Krieg das Thema, es ist jedoch alles kindgerecht aufbereitet, sodass hier keine Ängste geschürt werden. Kinder werden die Hintergründe der Flucht und die Bedeutung Helgolands in Kriegstagen nicht erkennen, aber Erwachsene werden schnell die Verbindung herstellen und den tieferen Sinn durchschauen.

Durch die bunten Bilder wird der Bezug zu den Geschichten wunderbar hergestellt und die Länge eignet sich gut zum Vorlesen.


Ein immer noch gut zu lesender Kinderbuchklassiker, der mit Fantasie, menschlichen Fehlern und Schwächen aufzeigt und für vielseitige und bunte Unterhaltung sorgt.

Bewertung vom 15.03.2023
Alexa, bestell mir nen neuen Mann nen neuen Job ein neues Leben
Hansen, Fanny

Alexa, bestell mir nen neuen Mann nen neuen Job ein neues Leben


weniger gut

Konnte mich leider nicht überzeugen
Alexa steht kurz vor ihrem 40. Geburtstag und stellt fest, dass ihr Leben ziemlich festgefahren ist. Da hat sie sich stets versucht, alles richtig zu machen und nun wollen ihre Kinder nicht mal freiwillig einen Tag mit ihr verbringen. Außerdem steht ihre Festeinstellung als Redakteurin bei einer Frauenzeitschrift auf der Kippe und ihr Ehemann Simon betrügt sie auch noch. Was zuviel is, ist zuviel! Lexie zieht die Reißleine und will endlich mal so richtig auf den Putz hauen und ihre Freundin Karo soll ihr dabei helfen.

"Mal ehrlich... Wie kann es bitte sein, dass wir Frauen mit den Jahren "älter" werden und Männer im Gegenzug "besser"? Zitat Seite 123

Der Roman startet mit reichlich Humor und bissigem Witz und ich ging erwartungsvoll an die Lektüre heran. Der lockere Erzählstil lässt sich gut lesen und man kann Lexie verstehen, die von ihrem Leben mehr erwartet als nur für Familie und Job zu funktionieren. Jetzt mit fast vierzig möchte sie es mal so richtig krachen lassen und Freundin Karo unterstützt sie dabei. Aber will sie wirklich einen Stripper zum Geburtstag? Oder ist es schöner, mit ihrem Mann Simon an die Ostsee zu fahren?


Schnell werden die typischen weiblichen Kritikpunkte aufgeführt, die Frau ändern möchte, aber nicht kann. Orangenhaut, Falten im Gesicht, wenig romantische Gefühle mit ihrem Mann, Lexie fühlt sich alles andere als eine Sexy-Lady. Kennen wir Frauen das nicht auch? Fanny Hansen spricht vielen Frauen aus der Seele und lässt Lexie einfach mal ein paar flippige Dates haben. Das Wunschdenken mancher Frauen!? So weit, war ich noch auf Lexies Seite und habe sie begleitet, wie sie auf ziemlich naive Weise bei ihren Vorhaben von einem Fettnäpfchen ins nächste tappte: Leider war irgendwann mein Interesse an den Katastrophen verbraucht und es war eher Fremdschämen angesagt. Etappenweise habe ich Lexies Dates, Eskapaden und ihre Selbstzweifel weiter verfolgt, konnte die tieferen Hintergründe zwar verstehen, fand sie aber mit den recht flapsigen Dialogen ziemlich ins Lächerliche gezogen und hätte etwas mehr Ernsthaftigkeit vorgezogen. Am meisten hat mich gestört, dass Lexie nie das direkte Gespräch mit ihrem Mann gesucht hat.


Das wahre Leben lässt sich mit einem selbstbewussten Blick in den Spiegel besser aushalten, als mit falschen Vorstellungen, die in Fettnäpfchen enden. Insofern hatte ich andere Ansprüche an die Handlung, die leider nicht erfüllt wurden.

Bewertung vom 13.03.2023
Die Bibliothek der Hoffnung
Thompson, Kate

Die Bibliothek der Hoffnung


ausgezeichnet

Zufluchtsort in schweren Zeiten
London, 1944: Während der kriegerischen Bombenangriffe suchen die Bewohner Londons Zuflucht in Bunkern und auch die stillgelegte U-Bahn-Station Bethnal Green wurde für 5.000 Menschen ein schützender Ort, eine Art gemeinsames Zuhause. Denn es gab hier neben Schlafplätzen ein Theater, einen Kindergarten und sogar eine kleine Bibliothek, in der Clara und Ruby arbeiten und mit Büchern den Menschen etwas Ablenkung vom Kriegsgeschehen schenken.

"Dieser Moment, in dem es klick macht und man weiß, man hat ein Kind zur Leserin oder zum Leser gemacht. Das ist reine Magie." Zitat Donna Byrne Seite 123

Dieser Roman orientiert sich an einer wahren Begebenheit, die Bücherei in der U-Bahn-Station Bethnal Green hat es wirklich gegeben und im März 1943 kam es dort zu einer Massenpanik, bei der viele Menschen starben, als sie in der Station Schutz suchen wollten.

Die Handlung beginnt 2020 in der U-Bahnstation Bethnal Green mit dem Besuch einer älteren Dame und ihren Töchtern. Bei Bauarbeiten wurden versteckte Briefe gefunden, die der Dame ausgehändigt werden und sie beginnt von ihren Erlebnissen im Jahr 1944 zu erzählen.

Bei einem Bombenangriff im 2. Weltkrieg wird die Bethnal-Green-Bibliothek zerstört, der Bibliothekar getötet und die restlichen Bücher werden in den schützenden Untergrund von Bethnal Green verlegt. Dort arbeiten die hilfsbereiten Bibliothekarinnen Clara und Ruby, die sich um Frauen und Kinder kümmern. Aus ihrer Sicht wird der Roman erzählt, der die Ängste der Menschen zeigt und ein authentisch wirkendes Bild dieser Zeit abbildet.

Während oben die Fliegeralarme gellten, die Wohnungen vieler Londoner von Bomben zerstört wurden, ging das Leben von 5000 Menschen im Untergrund von Bethnal Green weiter. Dort schliefen und lebten sie und verbrachten die schwierige Zeit. Beliebter Mittelpunkt und ein Ort der Hoffnung war die Bibliothek, wo Clara und Ruby zur Ablenkung der Kinder Vorleseabende anboten und als Ersatz zu den geschlossenen Schulen das Wissen der Bücher zur Verfügung stellten.

Die Frauen dieser Zeit hatten es nicht einfach, der Krieg war eine Dauerbedrohung, berufliche Selbstbestimmung ein Fremdwort und die Unterdrückung durch die Männer eine zusätzliche Belastung. Die unterschiedlichen Schicksale der Bewohner bringen viele emotionale Lesemomente zum Klingen und zeigen neben den Schwierigkeiten auch die schönen und hoffnungsvollen Momente, die mit der Bibliothek zusammen hängen.

Denn die zahlreichen Bücher sorgen für Unterhaltung, machen den Frauen aber auch Mut und Hoffung auf Unabhängigkeit und dafür stehen auch Clara und Ruby mit ihrer hilfsbereiten Art ein. Sie unterstützen Frauen von gewalttätigen Männern, bringen einem Jungen, der gern gärtnert und nie eine Schule besuchen konnte, das Lesen bei und stehen allen zur Seite, die unter ihren Verlusten und schlimmen Erfahrungen im Krieg leiden. Durch diese vielfältigen Charaktere wird das Leben dieser Zeit beschrieben und man wird von den guten und schlechten Emotionen förmlich mitgerissen.

Auch die Schicksale von Clara und Ruby sind berührend und interessant. Sie werden einfühlsam in die Erzählung eingebunden und man bekommt einen persönlichen Eindruck beider Frauen, die nicht nur ihrer Bibliothek verbunden sind, sondern auch ihre eigenen Päckchen zu tragen haben.

Als Kinderbuch-Bibliothekarinnen stellen Clara und Ruby viele Bücher vor, die heute Klassiker sind und da schlägt jedes Leserherz höher. Dem Engagement der Freundinnen ist es zu verdanken, dass ihre Bibliothek zu einem Lieblingsplatz für viele wohnungslose Menschen wurde.

In diesem Buch geht es nicht nur um Bücher und die Welt, die sich Menschen dadurch eröffnet, es geht um viel mehr. Es wird gezeigt, wie Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft und die Selbstbestimmung von Frauen neuen Mut und Kraft in schlimmen Zeiten möglich machen.

Den interessanten Figuren und dem bildhaften, einnehmenden Schreibstil ist es zu verdanken, dass ich das Buch in kürzester Zeit verschlungen habe.

Ein wunderbar warmherzig erzählter, zeitbeschreibender Roman, der Leid, Hoffnung, Lebensmut und die Magie der Bücher in den Vordergrund rückt und damit einfach berührt.

Bewertung vom 10.03.2023
Willkommen im Hotel Zur Grünen Wiese Bd.1
Bertram, Rüdiger

Willkommen im Hotel Zur Grünen Wiese Bd.1


sehr gut

Heiteres Leseabenteuer mit liebenswerten Insekten

Inmitten einer wunderschönen bunten Wiese steht ein zauberhaftes Hotel, das der Grashüpfer Adlon als Hotelmanager mit Hingabe führt. Zum Personal gehören außerdem die fleißige Ameise Alexa und die etwas mürrische, aber herzensgute Fliege Margot, die als Köchin für das Wohl der Gäste sorgt. Neben einigen Dauergästen kommen auch neue Insekten ins Hotel und das Eintreffen der jungen Bienenprinzessin mit ihrem Hofstaat bringt nicht nur ordentlich Trubel in den Ablauf des Hotels, sie verdreht mit ihrem hübschen Aussehen Adlon den Kopf. Als schliesslich Karl, der Käfer spurlos verschwindet, müssen alle helfen, um ihn zu finden und heil zurückzubringen.

Dieses Buch eignet sich zum Vorlesen oder Selberlesen. Auf fünfzehn Kapitel verteilen sich einzelne, nicht zu lange Geschichten in großer Schrift, die die Abenteuer im Hotel näher beschreiben. Dabei werden Personal und Gäste mit ihren jeweiligen Eigenarten detailliert vorgestellt und das Geschehen im Hotel nimmt seinen Lauf. Das sorgt für humorvolle Unterhaltung und die liebenswerte und individuelle Art der Insekten erheitert nicht nur Kinder. Da wohnt in Zimmer Nr. 11 ein Mistkäfer, der ständig seine stinkende Mistkugel mit ins Zimmer nimmt. Ebenfalls Dauergast ist die Sängerin Madame Spinoza, die das Personal mit ihren Netzen nervt und damit auch die Glühwürmchen fängt, die für die nächtliche Beleuchtung sorgen sollen. Als ein Gast verschwindet, wird schnell klar, dass die Insekten ihn finden müssen und alle ziehen an einem Strang und machen sich auf die Suche. Gemeinsam finden sie dem Vermissten und können ihn mit einem besonderen Trick retten.

Durch die unterschiedlichen Chaktere und die Rettungsaktion wird es zu keiner Zeit langweilig und man begleitet die Tiere mit auf ihr Abenteuer und amüsiert sich über den verliebten Adlon, der plötzlich nur noch Quatsch redet.
Die liebevollen Illustrationen begleiten die Abenteuer der Insekten und so wirken die heiteren Geschichten gleich noch viel lebendiger.

Dieses Kinderbuch ist lustig und sogar interessant, weil es auch etwas über die Lebensweise der Insekten verrät. Ein abenteuerlicher Besuch im Hotel, wo man einige Gefühle und den Zusammenhalt der Insekten miterlebt und humorvoll unterhalten wird.