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Benutzername: 
melange
Wohnort: 
Bonn
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 866 Bewertungen
Bewertung vom 17.01.2021
Unter Verdacht - Der vierte Fall für Mark & Felix (eBook, ePUB)
Prescher, Sören

Unter Verdacht - Der vierte Fall für Mark & Felix (eBook, ePUB)


weniger gut

Okay, aber nicht mehr

Zum Inhalt:
Weil sein Partner Dominik verhaftet wurde, wird der sich eigentlich in Elternzeit befindende Mark Richter von seinem Chef gebeten, früher in den Polizeidienst zurückzukehren. Gemeinsam mit dem Hund Felix macht er sich daran, den wahren Täter zu ermitteln, - gegen die Schliche eines Geheimbundes und unter ständiger Beobachtung durch die interne Ermittlung.

Mein Eindruck:
Es ist wohl besser, die Krimis um Mark Richter – hier handelt es sich um den vierten Fall – in der korrekten Reihenfolge zu lesen, da sonst der Zugang zu den Figuren und den teilweise absurd anmutenden Verschwörungstheorien fehlt. Und auch wenn nicht unbedingt Wirklichkeitsnähe in einem fiktiven Roman zu erwarten ist, driftet „Unter Verdacht“ zu sehr in Sphären ab, die bar jeder Vernunft scheinen. Ein Dienststellenleiter, der ausgerechnet den Partner eines des Mordes verdächtigen Polizisten auf genau diesen Fall ansetzt? Ein unsympathischer Firmenchef, der in einem früheren Fall als Verdächtiger von Mark und Dominik durch die Mangel gedreht wurde, verhilft Mark ganz vorbehaltlos zur Teilnahme an einem wichtigen Geschäfts-Treffen?
Gut gefällt der Schreibstil, aber er wird leider nicht genutzt, um den Charakteren echtes Leben einzuhauchen. Keine Person (noch nicht einmal der Hund) ist wirklich sympathisch, viele agieren unangenehm oder sind dumm wie Brot und dass der Mord letztendlich geklärt wird, beruht nicht auf guter Ermittlungsarbeit, sondern auf einem Taschenspielertrick.

Mein Fazit:
Nur ein Snack am Krimi-Buffet

Bewertung vom 16.01.2021
Der Tausch - Zwei Frauen. Zwei Tickets. Und nur ein Ausweg. (eBook, ePUB)
Clark, Julie

Der Tausch - Zwei Frauen. Zwei Tickets. Und nur ein Ausweg. (eBook, ePUB)


sehr gut

Fluchtpläne

Zum Inhalt:
Claire leidet unter ihrem Gatten: Der einflussreiche und beliebte Politiker schlägt und kontrolliert seine Frau. Sie fasst den Plan, ihn zu verlassen und der Zufall spielt ihr in die Hände: Als Claire auf den Flieger nach Puerto Rico wartet, bietet Eva ihr einen Rollentausch an. Die beiden wechseln Pässe und Flugzeug, welches Eva nicht zu besteigen gedenkt. Denn auch sie hütet ein Geheimnis. Als der Flieger abstürzt und alle Insassen sterben zieht sich Claire in Evas Haus zurück, - nicht ahnend, wie lebensgefährlich diese Tat sein könnte.

Mein Eindruck:
Julie Clark erzählt ihre Geschichte für die beiden Haupt-Personen auf unterschiedlichen Zeitebenen: Während Claires Taten in der Gegenwart spielen und höchstens Gedanken an die Vergangenheit einfließen, beginnt Evas Part etwa ein halbes Jahr vor dem Tausch. Ein absolut eingängiger und bildhafter Schreibstil fesselt die Leser/innen an die Story, die durch diese Konstruktion der Zeiten in jedem Teilstück mit den Figuren fiebern. Es gelingt der Autorin dabei, für beide Protagonistinnen Sympathien aufzubauen, obwohl weder Vita noch Verhalten Evas es für die Leserschaft leicht machen. Allerdings stört ein bisschen die geschlechtsspezifische Eindimensionalität: Die Frauenfiguren sind alle zielgerichtet, intelligent, zumeist integer und – wenn sie Schwächen zeigen – ziehen sich selbst und höchstens mit weiblicher Hilfe aus dem Sumpf. Die männlichen Charaktere lügen, betrügen, manipulieren und misshandeln Frauen.
Doch „Der Tausch“ ist spannend, lässt hoffen und bangen und spielt mit den Erwartungen an die Auflösung. Das diese sich gewaschen hat, verschafft der Bewertung der Geschichte einen Extra-Pluspunkt.

Mein Fazit:
Eine gute Story, brillant und gewitzt erzählt, jedoch mit einem Hang zum Männer-Bashing

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.01.2021
Miss Bensons Reise
Joyce, Rachel

Miss Bensons Reise


ausgezeichnet

Ein Goldkäfer im Insekteneinerlei

Zum Inhalt:
Miss Benson beschließt nach einem einschneidenden Erlebnis, dass es an der Zeit ist, endlich in Neukaledonien nach dem Käfer zu forschen, über den ihr Vater am Tage seines Selbstmordes geredet hat. Sie sucht nach einer Begleitung – Miss Benson spricht kein Französisch – und findet Enid Pretty, mysteriöse Sexbombe mit Köfferchen, aber ohne Ausweis. Gemeinsam gehen die Damen auf ein großes Abenteuer, um ihre Berufung zu finden.

Mein Eindruck:
Klappentext und farbenfroher Einband suggerieren, dass Miss Bensons Reise vor allen Dingen humorvolle Begebenheiten beinhaltet; dieser Eindruck stellt sich jedoch schnell als falsch heraus. Zwar gibt es – vor allen Dingen durch die unterschiedlichen Persönlichkeiten, die aufeinanderprallen (und dabei sind nicht nur Miss Benson und Enid gemeint) – durchaus komische Passagen, zumeist bleibt einem jedoch an vielen Stellen das Lachen im Halse stecken. Denn die Ereignisse sind oft dramatisch und teilweise lebensgefährlich. Verzweiflung ist ebenso ein Begleiter wie Todesangst, Scham und Wahnsinn.
Trotzdem ist das Buch Unterhaltung und diese von einem sehr hohen Niveau. Joyce besitzt die Fähigkeit, eine Geschichte zu erzählen, die einen packt, schüttelt und nicht wieder loslässt. Denn seiner Berufung muss man folgen, - ob man will oder nicht. Und manchmal ist diese Berufung, ein sehr kurzweiliges Buch zu lesen, unter Tränen zu lachen und ein Ende gleichzeitig herbeizusehnen und zu fürchten.

Mein Fazit:
Literatur, wie sie sein sollte

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.12.2020
Hinter diesen Türen
Ware, Ruth

Hinter diesen Türen


gut

Die Geister mögen das nicht

Zum Inhalt:

Eine junge Frau schreibt an einen Rechtsanwalt, weil sie zu Unrecht des Mordes an einem Kind beschuldigt wird. Sie wurde als Kindermädchen von einem reichen Architektenpaar für deren vier Töchter engagiert, welches sich in der schottischen Einöde ein Traumhaus mit Smart-Steuerung gebaut hat. Ein wunderbarer Job mit einem exorbitanten Gehalt. Seltsam nur, dass die Vorgängerinnen so schnell das Handtuch geworfen haben. Und dann passieren auch ihr unerklärliche Dinge und die Kinder verhalten sich äußerst merkwürdig und teilen ihr mit „Die Geister mögen das nicht“.

Mein Eindruck:

Ruth Ware hat bis ein paar Seiten vor Schluss eine wunderbar spannende Geschichte entwickelt, die man nicht aus der Hand zu nehmen vermag. Sie baut interessante Wendungen ein, die Angst der Protagonistin ist spürbar, die Leser/innen wünschen sich, dass der angeschriebene Star-Anwalt der Delinquentin zu ihrem Recht verhilft. Doch dann überrascht die Autorin mit einem Schluss, der einen absolut sprachlos vor diesem Ende sitzen lässt. Und dadurch setzt das Gehirn wieder ein und man denkt sich: Warum verhalten sich sämtliche Erwachsenen entweder selten dämlich oder so undurchsichtig wie in einem Daphne du Maurier Thriller? Und ist es wirklich möglich, in einem so ausdifferenziert überwachten Haus die Taten auszuführen, die zu den dauernden Kindermädchen-Wechseln, zur Traumatisierung der Kinder und letztendlich zum Tod des Mädchens geführt haben? Nein, ist es nicht und das führt die ganze, konstruierte Geschichte letztendlich ad Absurdum. Wohlgemerkt, - wäre das Ende nicht so hanebüchen und unbefriedigend, würde man einfach über diese Umstände hinwegsehen, denn Ruth Ware schreibt eindringlich und nimmt einen dadurch gefangen. Aber so bleiben nur 3 von 5 Sternen für eine grandiose Enttäuschung zum Schluss.

Mein Fazit:

Als Tiger gesprungen, um als Bettvorleger zu enden

Bewertung vom 27.12.2020
Böses Blut / Cormoran Strike Bd.5
Galbraith, Robert

Böses Blut / Cormoran Strike Bd.5


ausgezeichnet

Packend

Zum Inhalt:
Cormoran Strike bekommt es mit einem Fall zu tun, der 40 Jahre alt ist. Damals verschwand die Mutter seiner Klientin und er hat ein Jahr Zeit, dieses Verschwinden aufzuklären. Währenddessen läuft die Detektei, die er gemeinsam mit seiner Partnerin Robin betreibt, so gut, dass es eine Warteliste gibt. Einzig sein Verhältnis zu Robin bleibt kompliziert, denn beide fühlen sich zueinander hingezogen, befürchten jedoch, ihre Freundschaft über ein mögliches Verhältnis zu verlieren.

Mein Eindruck:
„Böses Blut“ ist bereits der fünfte Band um Cormoran Strike und seine Detektei und auch wenn es - wegen der Entwicklung der Charaktere und ihrer Beziehung zueinander – geschickter wäre, die Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen, ist dieser Krimi ein eigenständiges Buch mit abgeschlossener Geschichte.
Die Autorin hat schon mit ihrer Saga um einen jungen Zauberer bewiesen, dass sie erzählen kann, - auch die reale Welt mit erwachsenen Charakteren bespielt sie mit ihrer Kunst aus dem Effeff. Und noch etwas gelingt ihr mühelos: Die Zeit der 70er Jahre im Rückblick lebendig werden zu lassen und den Bogen in die heutige Zeit zu spannen. Trotz vieler Buchseiten wird die Geschichte nie langweilig, denn um den Cold Case herum läuft die Detektei mit anderen Fällen und auch das Privatleben der beiden Hauptpersonen entwickelt sich weiter. Dabei verleitet insbesondere eine Sache durch eine gewisse Pikanterie zum schelmischen Grinsen nach Art von Monty Python: Während momentan viele Künstler ihre politische Korrektheit fast wie eine Monstranz vor sich her tragen, ist ausgerechnet die gerade arg zerzauste Rowling in der Lage, einen MeToo-Moment absolut glaubhaft, lebensecht und mit Verve einzubauen, ohne dass es belehrend und künstlich wirkt.
Die Aufklärung des Hauptfalls bietet wie gewohnt gute Detektivarbeit mit alten Bekannten und neuen Gesichtern. Den Täter könnte der gewiefte Leser überführen, sein Motiv ist dafür unüblich und gefällt damit umso mehr.
„Böses Blut“ erhält damit eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Mein Fazit:
Krimiunterhaltung auf ganz hohem Niveau

Bewertung vom 23.12.2020
Mädchengrab
White, Loreth A.

Mädchengrab


ausgezeichnet

Intelligent und spannend

Zum Inhalt:
Nach vielen Jahren wird das Skelett von Jasmine entdeckt. Deren Großmutter engagiert die Ex-Polizistin Angie Pallorino, damit diese offene Fragen zum Tod der jungen Frau klärt. Dabei stößt Angie in ein Wespennest und gerät bald selbst in große Gefahr.

Mein Eindruck:
"Mädchengrab" ist der dritte Band um Angie Pallorino, kann aber ohne Probleme als alleinstehender Thriller gelesen werden. Die Autorin gibt nicht nur Rückblicke auf die Geschichte ihrer Protagonistin, sie bettet diese so geschickt in das neue Buch, dass keine Frage offen bleibt. Zudem hat zwar auch diese Ermittlerin die von vielen Schriftstellern gern genommenen Probleme; Angies Erfinderin rüstet sie jedoch mit genügend Willensstärke und Charakter aus, so dass die Hoffnung auf Überwindung derselben auf fruchtbaren Boden fällt.
Überhaupt die Figuren: Wunderbar beschrieben, mit Tiefe und Background selbst für Nebencharaktere. Dadurch wirken sie lebensecht und man kann sich gut in sie einfühlen. Zwar zitiert White ein wenig oft Filme und es gibt ein paar doch sehr unrealistische und übermenschliche Sequenzen, aber bei einer fiktionalen Geschichte darf das dann auch einmal sein.
White hat ein Händchen für die Beschreibung von Gefühlen und Stimmungen und verwebt in den laufenden Fall eine übergreifende Klammer, - so füttert sie ihre Leserschaft subtil auf das nächste Buch an, ohne mit einem boshaften Cliffhanger zu verärgern.

Mein Fazit:
Man zittert gerne mit

Bewertung vom 13.12.2020
Eine bittere Wahrheit
French, Nicci

Eine bittere Wahrheit


ausgezeichnet

Nicht schuldig! Oder doch?

Zum Inhalt:
Tabitha steckt tief in der Klemme, obwohl sie sich an die Vorgänge zu einem Mord nicht erinnern kann. In ihrem Schuppen wurde die Leiche gefunden, viele Indizien sprechen für sie als Mörderin und dann findet sich ein starkes Motiv. Selbst ihre Anwältin rät ihr dazu, sich schuldig zu bekennen. Doch Tabitha geht nicht den leichten Weg. Sie feuert ihre Anwältin und beschließt, sich selbst zu verteidigen. Dadurch gerät sie in den Besitz der Beweise, auf welchen die Anklage beruht. Doch je mehr sie sich in den Fall einarbeitet, desto unsicherer wird sie: Hat sie die Tat vielleicht doch begangen?


Mein Eindruck:
Dieser Krimi kommt langsam, aber dann gewaltig. Stück für Stück ziehen Nicci French die Spannungsschraube an, bis sie dermaßen fest sitzt, dass nur das Wissen um die Tatumstände die Lesenden erlösen kann.
Obwohl der Krimi in der dritten Person geschrieben ist, orientiert er sich immer an Tabitha, ihren Gefühlen, Gedanken und Handlungen. Durch diese Perspektive ist man ähnlich ahnungslos wie die Protagonistin, hat aber dennoch genug Abstand zu ihr, um einige Vorgänge im Gefängnis oder später vor Gericht als haarsträubend und dumm zu empfinden. Die Aussagen der Zeugen sind für die Personen im und vor dem Buch gleichermaßen überraschend, wie Tabitha fällt man von einer Ungewissheit in die nächste Angst. Erst kurz vor Schluss löst das Autorenpaar dieses enge Band, um den letzten Haken zu schlagen.
Doch neben einer spannenden und unvorhersehbaren Handlung wartet die Story mit einer Entwicklung Tabithas und einigen amüsanten Charakterstudien ihrer Nebenfiguren auf, so dass genügend Platz für augenzwinkernden Humor bleibt.

Mein Fazit:
Man leidet, man zweifelt, man lacht, man weint, - gute Unterhaltung

Bewertung vom 12.12.2020
Als die Nacht begann
Hartung, Alexander

Als die Nacht begann


gut

Sehr übertrieben

Zum Inhalt:
Als kurz nach einer jungen Frau ein Mann erschossen wird, stellt sich dem Berliner Kommissar Jan Tommen und seiner Clique die Frage, ob der Schütze wahllos mordet oder ein Motiv dafür hat, genau diese Menschen umzubringen.

Mein Eindruck:
„Als die Nacht begann“ ist das siebte Buch einer Reihe und es ist klüger, sich an die Reihenfolge zu halten, denn der Autor bietet weder Rückblenden noch Beziehungserklärungen an. So muss man akzeptieren, dass in der Berliner Polizei eher unkonventionell und nicht nur am Rande der Legalität ermittelt wird; dieses mit Kenntnis und Unterstützung des Vorgesetzten und der Staatsanwaltschaft. Tommens Freunde gehören nicht alle zur Polizei, seine Clique besteht dabei aus zwei weiteren Männern und einer Frau, alle superlässig, politisch korrekt (PoC und homosexuell vertreten) und absolute Knaller auf ihrem Gebiet. Auch sonst ist die Geschichte wenig glaubhaft, macht aber dennoch einigen Spaß. Deshalb sieht man gerne über die hanebüchenen Verhaltensweisen und übertriebene Coolness im Umgang miteinander hinweg.
Hartungs Stil ist ähnlich wie sein Thriller: Hart, ungeschönt, schnell. Gut gefällt die Klammer, die Prolog und Epilog bilden, - nicht nur zur Einführung und Abschluss eines Buches, sondern auch inhaltlich aufeinander abgestimmt.


Mein Fazit:
James Bond ist ein Berliner

Bewertung vom 10.12.2020
Drei Frauen im Schnee
Imboden, Blanca

Drei Frauen im Schnee


sehr gut

Herzwärmer

Herzwärmer

Zum Inhalt: Nachdem sie sich Weihnachten wieder einmal über die Familie ärgern durfte, trifft Silvester Sonja noch härter. Als sie erfährt, dass ihr Mann Paul sie betrügt, verlässt sie kurzentschlossen die Familie und reist zu ihrer Freundin Karin, die - kürzlich verwitwet - um den Erhalt ihres Hotels kämpft. Gemeinsam mit Bernadette, einer älteren Dame, hilft sie Karin in der Gaststätte, um Abstand zu gewinnen. Und nicht nur die Arbeit macht Spaß, - Karin hat einen sehr charmanten Schwager, der sich große Mühe gibt, Sonja zu erobern.

Mein Eindruck:
Mit viel Humor, Augenzwinkern und Einfühlungsvermögen beschreibt Imboden die Szenen einer eingefahrenen Ehe, die zwar bequem ist, jedoch das Feuer der Leidenschaft verloren hat. Im Buch benutzt sie dafür den Vergleich eines ausgelatschten Schuhs, der schwer mit dem hochmodischen Pumps konkurrieren kann, wenn sie beide im Schaufenster nebeneinander stehen. Vor allen Dingen diese inneren Kämpfe Sonjas, welches Schuhwerk den Vorzug bekommen soll (schließlich ist der Treter nicht nur ausgelatscht, sondern hing an einem fremden Fuß), ist wunderbar gelungen, obwohl im weiteren Verlauf der Geschichte schon fast zu deutlich wird, für wen Sonja sich entscheiden muss. Zu ihren sympathischen Figuren mixt die Autorin eine schöne Landschaft und eine Winterstimmung, wie sie nur in der Natur erlebt werden kann. Dadurch weckt sie in der Leserschaft eine Sehnsucht nach Ruhe und Geborgenheit, wie man sie nur im Winter in einer lauschigen Ecke finden kann. Am besten, mit einem guten Buch wie diesem in der Hand: Nicht zu anspruchsvoll, aber absolut wärmend für die Seele.

Mein Fazit:
Die perfekte Winter-Kaminfeuer-Kerzenlicht-Tee-Wohlfühllektüre.

Bewertung vom 04.12.2020
The First Lie
Park, A. J.

The First Lie


gut

Der Zweck heiligt nicht jedes Mittel

Zum Inhalt:
Paul ist auf der Erfolgsspur; die Ernennung zum jüngsten Richter aller Zeiten nur noch eine Formsache. Doch als er nach Hause kommt, findet er seine Frau Alice blutüberströmt vor. Sie hat einen Mann getötet, der seinerseits Mord im Sinn hatte - bewaffnet mit einem Klavierdraht. Um seine Karriere nicht zu gefährden, beschließt Paul, die Polizei uninformiert zu lassen und sich selbst um die Leiche zu kümmern. Und das ist die erste Stufe Richtung Untergang.

Mein Eindruck:
A. J. Park beginnt großartig. Die Beschreibung der Tat und der darauffolgenden Umstände jeweils aus der Sicht von Paul, Alice und den ermittelnden Beamten (es gibt einige Morde mit Klaviersaiten) bringt Schwung in die Geschichte, die seelischen Qualen sind wunderbar geschildert. Das Stilmittel der wechselnden Hauptperson erhöht die Spannung, die Leserschaft zweifelt, ob sie die Aufklärung der Tat wünscht oder nicht.
Leider verfällt der Autor dann dem Drang, seinen guten erzählerischen Bogen zu überreizen, die Fallstricke, die er für die Beziehung der ‚Partners in Crime’ auslegt, sind derer nicht nur zu viele, - sie werden irgendwann total unglaubwürdig. Vor allen Dingen die Figur der Alice agiert und denkt teilweise so neben der Spur, dass sie sämtliche Sympathien verspielt. Und auch die Handlungen von Paul werden immer abstruser, - seelische Nöte hin oder her. Das Ende ist dann zwar folgerichtig, kann aber ganz und gar nicht versöhnen und hinterlässt einen schalen Beigeschmack.
Und so bleibt man zwiegespalten: Soll man dem guten Stil und dem bravourösen Beginn huldigen oder soll man über das Ende und die absurde Charakterentwicklung der Protagonisten den Kopf schütteln? Die Antwort kennt der Autor mit einem hoffentlich bald folgenden Band, bei dem die Ermittler gerne eine Rolle spielen dürfen. Sie waren die Figuren, die am verständlichsten agierten.

Mein Fazit:
Vorne hui, hinten pfui