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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 12.11.2012
Das kastilische Erbe
Schweikert, Ulrike

Das kastilische Erbe


ausgezeichnet

Ulrike Schweikert verknüpft geschickt die Geschichte der Gegenwart mit den Erlebnissen von Jimena im 15. Jahrhundert. Ihre beiden Protagonistinnen verfügen über übernatürliche Kräfte, aber während Jimena dies mit der Zeit als selbstverständlich hinnimmt und auch gezielt einsetzt, wehrt sich Isaura dagegen, unterdrückt die Stimme, welche sie immer wieder hört, kann sich aber dennoch nicht dem Schicksal der dunklen Königin entziehen, welche sie immer wieder in ihren Träumen sieht. Je länger ihr Aufenthalt in Spanien andauert, umso mehr fasziniert Isaura die Geschichte von La Caminata, zudem stellt die Journalistin im Haus ihrer Großtante einige Ungereimtheiten fest, die sie anfangs sehr verwirren, bald aber schon ihre Neugier wecken.

Den Schwerpunkt ihrer Geschichte legt die Autorin klar auf das Leben von Jimena an der Seite der zukünftigen Königin Isabella I. von Kastilien (1451 – 1504), die auch „die Katholische“ genannt wurde. Diesen Teil erzählt Ulrike Schweikert sehr farbenfroh und bildhaft. Schnell taucht man in das Spanien im 15. Jahrhundert ein, findet sich mitten im Machtgerangel um den Thron von Kastilien und Léon wieder und verfolgt gebannt das aufregende Leben von Jimena und Isabel. Hierbei hat die Autorin sehr geschickt Fiktion mit den historische Fakten rund um das Leben von Isabel verwoben, sodass man einerseits viel über die Kindheit und Jugend von Isabella I. von Kastilien bis zu ihrer Thronbesteigung erfährt, zudem aber immer einen sehr packenden historischen Roman in Händen hält.

Die Geschichte der Gegenwart ist nicht weniger bildhaft und zudem stellenweise sehr mysteriös beschrieben. Zwischendurch wird die Story auch mal richtiggehend emotional, was durch einen entscheidenden Einschnitt in Isauras Leben begründet ist. Allerdings wirkt dies nie überlagernd, ist gut dosiert und glaubhaft in die Story eingearbeitet, wenn auch stellenweise schon sehr rätselhaft, wie auch die seltsame Stimme, welche Isaura immer wieder hört.

Inwieweit die beiden eigentlich so unterschiedlichen Geschichten der beiden temperamentvollen, willensstarken Frauen zusammengehören, lässt die Autorin einem erst im Verlauf ihres Romans wissen. Dies verleiht ihrer zu jeder Zeit sehr unterhaltsamen, interessanten Geschichte zudem eine gewisse Spannung, auch wenn man bereits weiß, wie sich das Leben von Isabel von Kastilien weiter entwickeln wird. Hinzu kommen wunderbare Beschreibungen der Landschaft von Kastilien, welche Ulrike Schweikert immer wieder gekonnt in den Roman mit einbindet.

Fazit: Gelungener Auftakt der Trilogie, welche durch zwei außergewöhnliche Frauen, einem wunderbaren Erzählstil und einer unterhaltsamen historischen wie auch mystischen Geschichte absolut überzeugt.

Bewertung vom 08.11.2012
Das Gesicht des Drachen / Lincoln Rhyme Bd.4
Deaver, Jeffery

Das Gesicht des Drachen / Lincoln Rhyme Bd.4


gut

Die Suche nach dem Geist

Das chinesische Schiff Fuzhou Dragon ist auf dem Weg nach New York. Mit an Bord ein skrupelloser chinesischer Menschenhändler wie auch einige chinesische Bürger, die illegal in die USA einreisen möchten. Das FBI hat den Menschenschmuggler, der nur unter dem Decknahmen der „Geist“ bekannt ist, im Visier und plant, ihn direkt im New Yorker Hafen zu verhaften. Doch bevor dies passieren kann, sprengt der Geist die Fuzhou Dragon vor der Küste in die Luft und flieht. Auch einige chinesischen Immigranten können sich an Land retten. Während das FBI zusammen mit Lincoln Rhyme und Amelia Sachs versuchen, den Schlangenkopf aufzuspüren, macht sich der Geist auf die Suche nach den Überlebenden des Schiffes, bei denen es sich um politische Dissidenten handelt, da diese sein Gesicht kennen. Eine gnadenlose Jagd durch Chinatown beginnt.

Die Ermittlungen dauern nur rund 84 Stunden an und man sollte meinen, vor allem, wenn man weitere Bücher der Rhyme/Sachs-Reihe kennt, dass man hier wieder einen hochspannenden, intelligent angelegten Thriller in Händen halten würde. Intelligent angelegt und hervorragend durchdacht ist die Geschichte auch wieder, allerdings leider nur mäßig spannend. Jeffery Deaver verliert sich in diesem Band um sein kongeniales Ermittlerduo Lincoln Rhyme und Amelia Sachs zu sehr in Details und Erklärungen. Dies nimmt ständig die Spannung aus der Story und stört den Lesefluss.

Menschenschmuggel chinesischer Bürger ist dieses Mal das Thema des Thrillers und Jeffery Deaver hat hervorragend recherchiert. Das merkt man auf jeder Seite. Ausführlich und durchaus auch sehr interessant erzählt, berichtet Jeffery Deaver über die skrupellosen Machenschaften der Menschenhändler, über die Ausbeutung der Immigranten sowie über die politische Situation in China und über die Gründe zur Flucht seiner politischen Dissidenten, den Wenigen, die es nach dem Untergang des Schiffes mit sehr viel Glück an Land geschafft haben.

Auch entwickelt sich die Story wieder äußerst komplex, akribisch werden Spuren verfolgt und ausgewertet, Lincoln Rhyme kann sein Genie wieder voll ausleben, aber irgendwie bleiben Amelia Sachs wie auch Rhyme dieses Mal ungewöhnlich blass. Die Bissigkeit von Rhyme fehlt über weite Strecken des Thrillers und Amelia wirkt sehr verletzlich, begeht Fehler und tritt nicht so selbstbewusst wie sonst auf. Die Gründe hierfür erfährt man jedoch im Verlauf des Buches. Auch der sonst so unterhaltsame Schlagabtausch zwischen Thom und Rhyme, der einen immer mal schmunzeln lässt und die Stimmung ein wenig auflockert, fehlt fast vollständig.

Fazit: „Das Gesicht des Drachen“ gehört eher zu den schwächeren Büchern der Reihe. Zwar ist die Story wieder komplex angelegt, allerdings bleiben die Charaktere etwas blass und eine rechte Spannung mag während der gesamten Story nicht aufkommen.

Bewertung vom 08.11.2012
Weihnacht eines Träumers - und fünf andere Erzählungen
Niederer, Werner

Weihnacht eines Träumers - und fünf andere Erzählungen


ausgezeichnet

Sechs Kurzgeschichten, die zum Träumen einladen.

Ein Schweizer Greenpeace-Aktivist muss erst nach Neufundland reisen, um die Liebe zu erkennen. Ein kleiner Waisenjunge schließt Freundschaft mit einem Hund und trifft auf das Jesuskind, ein Blick in die Zukunft offenbart dem Leser eine neue Sicht auf die Weihnachtsgeschichte und in Arabien begegnet ein Mann der wahren Liebe. Man trifft bei einer weiteren Geschichte auf unerfüllte Liebe und auf Weihnachten mitten in einer Belagerung im 15. Jahrhundert.

Werner Niederer hat mit seinem hochwertig gebundenen Kurzgeschichtenband mit Lesebändchen eine wunderbare Sammlung an gefühlvollen, warmherzigen und tiefsinnigen Geschichten geschaffen. Einnehmend und bildhaft, jederzeit herrlich unterhaltsam, oft zum Nachdenken anregend, philosophisch, interessant, informativ und manchmal auch zum Schmunzeln bringend ist sein Schreibstil zu beschreiben.

Der Autor gibt seinen Lesern mit den so unterschiedlichen Geschichten, die mal in der Vergangenheit, mal in der Zukunft, mal in der Schweiz, in Neufundland oder Arabien spielen, einen interessanten, etwas anderen Blick auf Geschehnisse und manche zeigen auch, dass festgelegte Meinungen Wert sind, nochmals überdacht zu werden. Alle Geschichten handeln mehr oder weniger von der Liebe und der Hoffnung, dies gestaltet sich jedoch niemals kitschig und auch wenn der Autor nach eigener Aussage nicht unbedingt auf die Tränendrüse drücken möchte, rühren einige Geschichten schon sehr. Und alle seine Kurzgeschichten beziehen sich mal direkt, mal eher indirekt auf die Adventszeit oder auf Weihnachten.

Besonders gut gefallen hat mir zudem, dass Werner Niederer einige Geschichten mit seinen eigenen Kommentaren und Meinungen versieht, sodass man zwangsläufig das Gefühl hat, der Autor sitzt einem gegenüber und liest seine Geschichten selbst vor. Und Werner Niederer ist wirklich ein begnadeter Geschichtenerzähler, seine Charaktere sind hervorragend herausgearbeitet und detailreich beschrieben. Auf die Kürze der einzelnen Geschichten bedacht, gelingt es ihm praktisch mit den ersten Sätzen eine dichte Atmosphäre zu schaffen, sodass man problemlos in die Erlebnisse seiner Protagonisten eintauchen kann, man einen Bezug zu ihnen erhält und diese einem fast augenblicklich ans Herz wachsen.

Fazit: Sechs absolut wundervolle Kurzgeschichten voller Gefühl und Tiefgang, die zudem hervorragend unterhalten, einem zum Nachdenken, aber auch zum Schmunzeln bringen und nicht nur während der Adventszeit bestes Lesevergnügen bieten.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.10.2012
Engel und Dämonen / Polizeimajor Johannes Schäfer Bd.4
Haderer, Georg

Engel und Dämonen / Polizeimajor Johannes Schäfer Bd.4


gut

Schäfers Dämonen

Seit mehr als drei Wochen ist Major Johannes Schäfer nun schon spurlos verschwunden. Sein Assistent Bergmann wird zum Leiter der Gruppe ernannt und erhält zusätzlich inoffiziell den Auftrag, nach Schäfer zu suchen. Vorrangig bearbeiten er und sein Team jedoch den Mord an einem Prostituiertenmörder, den Unfall des Bürgermeisters, den Fall eines unter mysteriösen Umständen gestorbenen Kroaten sowie den Tod eines IT-Spezialisten. Somit können sich Bergmann und sein Team über mangelnde Arbeit kaum beschweren und die mehr privaten Nachforschungen nach Schäfer bleiben zwischenzeitlich auf der Strecke. Die Ermittlungen machen Bergmann schon bald auf einen recht seltsamen Geheimbund aufmerksam und es deutet sich an, dass Schäfers Verschwinden hiermit in Verbindung steht. Als dann ein Hinweis von Wanderern eingeht, dass diese einen Mann in den Schweizer Wäldern gesehen haben, deren Beschreibung auf Schäfer passt, lässt Bergmann alles stehen und macht sich auf den Weg ins Nachbarland.

Langsam lässt es Georg Haderer in seinem neuesten Schäfer Krimi angehen. Man verfolgt die Gedanken von Bergmann, der sich verständlicherweise enorme Sorgen um seinen Chef macht, über dessen Verschwinden rätselt und doch anfangs kaum Zeit findet, sich hiermit intensiv zu beschäftigen. Fast unangenehm ist es ihm dann, als er zum Leiter der Gruppe ernannt wird und fortan die Fälle koordiniert, die beileibe nicht wenige sind. Sind doch die Fußstapfen, welche Schäfer hinterlassen hat, extrem groß. Doch bei all den Ermittlungen, im Hinterkopf von Bergmann geistert ständig das rätselhafte Verschwinden von Major Schäfer.

Währenddessen irrt Schäfer durch die Wälder. Seines Gedächtnisses beraubt, kann er sich zwar an seinen Namen erinnern, ist aber der Meinung, gerade erst 21 Jahre alt zu sein. An die Geschehnisse, die ihn in diese abstruse Situation gebracht haben, fehlt ihm jegliche Erinnerung. Mithilfe von Beeren und Pilzen ernährt er sich, macht sich auf den Weg zurück in die Zivilisation und auf die Suche nach seiner Vergangenheit.

Es passiert viel im neuen Schäfer-Krimi, die Morde sind reichlich, hinzukommen ein Jahrhunderthochwasser, welches die ganze Region in Atem hält und zu Ausnahmesituationen führt sowie ein mögliches Bombenattentat, das es zu verhindern gilt. Mittendrin Bergmann, der zusammen mit seinem Team versucht, Licht in das Dunkel der Morde zu bringen und vor allem, hinter die Praktika eines obskuren Geheimbundes zu kommen, dessen Mitglieder in den höchsten Kreisen angesiedelt sind. Dies hört sich sehr vielschichtig an, ist es auch, ohne Frage. Und die Story entwickelt sich zumeist logisch fort, wirkt manchmal etwas surreal und Schäfer, wenn auch nicht mit den aktuellen Ermittlungen befasst, ist ständig präsent.

Aber trotz der vielen Morde, dem Unwetter, den unvorhersehbaren Geschehnissen, eine rechte Spannung mag dieses Mal nicht aufkommen. Zumeist ist man bei den Ermittlungen von Bergmann dabei, folgt seinen Gedankengängen und Sorgen um den möglicherweise suizidgefährdeten Major, schmunzelt über die gekonnten Seitenhiebe auf die Polizei und den Geheimdienst, um dann im nächsten Handlungsstrang den Erlebnissen von Schäfer zu folgen, die anfangs viele Rätsel aufgeben und je länger der Krimi dauert, nicht unbedingt klarer werden. Aber wie sollten sie auch, weiß Schäfer selbst nicht, wie er in diese Lage geraten ist. Dies alles ist jederzeit unterhaltsam und von Georg Haderer wunderbar erzählt, aber leider zumeist nur mäßig spannend.

Fazit: Ein tiefsinniger, nachdenklicher, mit feinem Humor versehener Krimi über Erzengel, einer obskuren Sekte und Schäfers Dämonen, allerdings nicht durchweg als spannend zu beschreiben.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.10.2012
Die Hure Babylon
Schiewe, Ulf

Die Hure Babylon


ausgezeichnet

Ulf Schiewe schildert anhand seines Protagonisten, dem jungen Edelmann Arnaut, diese strapaziöse und gefahrvolle Reise ins Heilige Land. Nachdem seine Geliebte, Vizegräfin Ermengarda von Narbonne, ihr Kind verloren hat, sieht Arnaut dies als Strafe Gottes an und nimmt das Kreuz, um Buße zu tun. Er schließt sich dem fränkischen Heer an und zieht mit diesem Richtung Osten. Doch es dauert nicht lange bis Arnaut feststellt, dass im Namen Gottes barbarische Gräueltaten begangen werden, die ihn an der Sinnhaftigkeit dieses Kreuzzuges und an seinem Glauben zu Gott zweifeln lassen.

Seinen historischen Roman hat der Autor in mehrere Bücher aufgeteilt, die jeweils mit den Erlebnissen von Ermengarda von Narbonne beginnen. So erhält man einen sehr guten Überblick darüber, wie es Abt Bernhard von Clairvaux, der von Papst Eugen III. entsandt wurde, mit seinen flammenden Predigten gelingt, immer wieder Männer für den Kreuzzug anzuwerben, wie andere Glaubensmänner diesem Aufruf gegenüberstehen und vor allem aber auch, wie die Zurückgebliebenen hiermit umgehen. Dieser Erzählstrang erstreckt sich über wenige Seiten und wird aus Sicht von Ermengarda erzählt. Danach wechselt der Autor zu den Erlebnissen von Arnaut und dem Kreuzfahrerheer.

Ulf Schiewe schildert diesen Kreuzzug jedoch nicht ausschließlich aus der Perspektive des jungen Edelmanns, sondern geht zudem auf politische Geschehnisse ein, gerade auch was das Verhalten von Ludwig VII. in Antiochia angeht und welche Rolle Herzogin Eleonore von Aquitanien hier innehat.

Farbenprächtig, bildhaft, prall, voller Emotionen, fesselnd und spannend erzählt Ulf Schiewe die Erlebnisse von Arnaut und seinen Freunden und entführt einen somit problemlos in das 12. Jahrhundert, wobei der Autor äußerst geschickt historische Fakten mit fiktiven Geschehnissen verknüpft. Zudem vermittelt Ulf Schiewe sein fundiertes Wissen zu dem Thema äußerst informativ und unterhaltsam und man erhält so ganz nebenbei noch einige sehr interessante Geschichtsstunden.

Im Roman wird nichts verklärt, sondern Ulf Schiewe geht kritisch mit den Geschehnissen des zweiten Kreuzzuges um und vermittelt einem dadurch einen ungeschönten Blick auf die Sinnlosigkeit der Kreuzzüge und auf die unbegrenzte Macht der Kirche. Man leidet mit den Kreuzfahrern, kann ihre Ängste, ihre Verzweiflung, ihren Hunger, ihren Schmerz, den hilflosen Kampf gegen Dreck, Ungeziefer und Krankheiten jederzeit nachempfinden, wie auch ihre Zweifel an der Richtigkeit dieses Kreuzzuges und ob dies alles tatsächlich Gottes Wille sein soll.

Auch die Charaktere sind bis in die kleinste Nebenrolle perfekt herausgearbeitet, entwickeln sich im Verlauf der Geschichte weiter, überraschen einen immer mal wieder und wirken in ihrem Handeln jederzeit sehr menschlich.

Fazit: Ein farbenprächtiger und hervorragend recherchierter Historienroman, dem es durch seine spannende, abenteuerliche Geschichte problemlos gelingt, einem die gefahrvolle Reise der Kreuzfahrer im 12. Jahrhundert näher zu bringen. Für mich einer der besten Historischen Romane, die ich seit langem gelesen habe.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.10.2012
Der Tote vom Oberhaus
Schmidbauer, Dagmar Isabell

Der Tote vom Oberhaus


ausgezeichnet

Es ist Frühsommer in der Dreiflüssestadt Passau, die Mordkommission hat mit Hauptkommissar Josef Schneidlinger einen neuen Chef und gleich auch wieder einen brisanten Fall. Franziska und Hannes ermitteln unter Hochdruck in alle Richtungen, doch je mehr Spuren sie verfolgen, umso rätselhafter wird der Fall. Selbst als sich mehrere Lebensgefährtinnen von Xaver Mautzenbacher melden und der Fall hierdurch neue Wendungen annimmt, lässt sich kein Motiv feststellen. Dafür wird das Leben des Toten immer rätselhafter und undurchsichtiger, vor allem als die Kommissare ihre Ermittlungen auf dessen Vergangenheit ausweiten.

Als Leser ist man zumeist bei den aktuellen Ermittlungen von Franziska und Hannes dabei, welche sich von Anfang an sehr spannend und fesselnd gestalten, zusätzlich präsentiert die Autorin einem im Verlauf des Krimis jedoch noch weitere Erzählstränge, die scheinbar keinen Bezug zur Geschichte haben und mehr Fragen zum Fall aufwerfen, als hier ein wenig Licht ins Dunkle zu bringen. Hierdurch entwickelt sich die Story sehr vielschichtig, nimmt in ihrem Verlauf immer mal wieder unvorhersehbare Wendungen an und sorgt somit auch für viel Spannungspotential. Das Ganze ist zudem gespickt mit einem guten Schuss Lokalkolorit und bis zum Schluss wirkt der Krimi sehr gut durchdacht, logisch nachvollziehbar und auch der Schluss ist absolut schlüssig und so nicht vorhersehbar.

Neben der reinen Ermittlungsarbeit nimmt sich die Autorin auch wieder Zeit, das Privatleben von Franziska weiter zu erzählen. Im letzten Krimi konnte man ja schon über eine angehende Liebesbeziehung zwischen Franziska und „ihrem“ Künstler Walter Froschhammer lesen, die sich im vorliegenden Buch entsprechend weiterentwickelt. Aber beileibe nicht vorhersehbar, geschweige denn unkompliziert, denn Walter gerät auch bei diesem Fall wieder in den Fokus der Ermittlungen. Dies kompliziert für Franziska natürlich die ganze Sache, zudem ist sie sich über die Gefühle von Walter zu ihr nicht so recht sicher. Was sie aber nicht davon abhält, entsprechend erotische Fantasien zu entwickeln.

Der Schreibstil der Autorin ist wieder sehr einnehmend, flüssig, immer unterhaltsam und sehr fesselnd. Mühelos gelingt es der Autorin, allen Mitwirkenden sofort Konturen zu geben und sie durchweg sehr authentisch und überzeugend agieren zu lassen. Im Vordergrund steht zumeist die junge Kommissarin Franziska Steinbacher, die oft einen frechen Spruch auf Lager hat, sich mit ihren Kollegen prima versteht und ihrem neuen Chef noch etwas skeptisch gegenübersteht. Neben der impulsiven, lebhaften Franziska ist Hannes Hollermann eher der ruhende Pol des Duos, fährt lieber Fahrrad als Auto und geht den Fall mit bedeutend weniger Emotionen an als Franziska, obwohl selbst ihn die weiteren Entwicklungen bald sehr berühren werden.

Fazit: Ein perfekter Krimi: Durchweg eine sehr spannende und vor allem unvorhersehbare, hervorragend durchdachte und komplexe Story, die mit viel Lokalkolorit versehen ist, sowie durch wunderbar beschriebene Charaktere absolut überzeugt und somit beste Krimiunterhaltung bietet.

Bewertung vom 23.10.2012
Der Papstkäufer
Thömmes, Günther

Der Papstkäufer


sehr gut

Das Leben des Johannes Zink

Kaum bekannt ist er, der Augsburger Kaufmann Johannes Zink, der für das Fugger-Imperium in Rom die Fäden zog. Selbst sein Geburtsjahr kann nicht genau festgelegt werden und wird auf das Jahr 1460 bzw. 1461 geschätzt und selbst sein Todesdatum wie auch seine Grabstätte sind nicht bekannt. Wer also war dieser Augsburger Kaufmann, der als Faktor der Familie Fugger mit insgesamt vier Päpsten Geschäfte machte?

Günther Thömmes nimmt sich in seinem historischen Roman dieser Frage an und präsentiert seinen Lesern anfangs einen sehr zielstrebigen, wissbegierigen Mann, der von seinem Vater bereits früh das Geschäft des Kaufmanns lernt. Sein Ehrgeiz und seine Gelehrsamkeit fällt auch bald der Familie Fugger auf und diese stellen ihn als Buchhalter ein. Im Handelshaus lernt er eines Tages auch den jüngsten Bruder Jakob Fugger kennen, zusammen mit ihm wird Zink auf eine Lehrreise nach Venedig und Rom geschickt. Nach einigen Jahren in Augsburg wird Johannes Zink im Jahr 1501 offizieller Faktor des Fugger-Kontors in Rom.

Dem ausschweifenden, lasterhaften Lebensstil, welcher durch den Borgia-Papst Alexander VI. in Rom vorherrscht, passt sich Zink schnell an, ist hierbei aber immer auf seinen Vorteil bedacht. Je erfolgreicher Zink und somit auch die römische Fuggerbank werden, umso skrupelloser, geldgieriger und machthungriger wird der Kaufmann. Der Ablass- und Pfründehandel blüht, Zink nutzt dies geschickt für sich und die Fugger aus und bald schon übernimmt die Kaufmannsfamilie zum ersten Mal die Zahlungsverpflichtungen des Papstes. Auch für die Finanzierung der Schweizer Garde zeichnen sich die Fugger verantwortlich, da sie die Anwerbung Schweizer Hilfstruppen für Papst Julius II. finanziert haben, die am 22.01.1506 offiziell als Schweizergarde gegründet wird. All dies lief immer über den Tisch von Johannes Zink.

Der Autor verknüpft geschickt die wenigen historischen Fakten, die über Johannes Zink bekannt sind mit fiktiven Elementen und beschreibt seinen Protagonisten als einen kaltherzigen Menschen, für den einzig und allein das Geld und nichts anderes zählt. Der Schreibstil ist seinem nüchtern, sachlich agierenden Protagonisten angepasst und Günther Thömmes gelingt es problemlos, einem dessen Leben jederzeit unterhaltsam zu erzählen.

Den Schwerpunkt seines Romans legt der Autor eindeutig auf das Geschäftsleben des Johannes Zink, da dies dessen Lebensmittelpunkt war und ein Privatleben scheinbar kaum stattfand. Somit sucht man bei diesem Roman auch eine Liebesgeschichte erfolglos, doch wer sich für die Geschichte des Vatikans Anfang des 16. Jahrhunderts wie auch für die Familie Fugger interessiert, wird mit diesem Roman bestens unterhalten. Zumal Günther Thömmes das Leben des Kaufmanns Zink wie auch der Familie Fugger hervorragend recherchiert hat.

Fazit: Günther Thömmes ist ein äußerst interessanter wie auch unterhaltsamer Roman über das Leben des Kaufmanns und Fugger-Faktors Johannes Zink gelungen, dem seine Geldgier beim Ablasshandel zum Verhängnis wird.

Bewertung vom 18.10.2012
Foxtrott 4
Schnitt, Jonathan

Foxtrott 4


ausgezeichnet

Ein beeindruckendes Buch

Seit mehr als 10 Jahren Krieg in Afghanistan und deutsche Soldaten sind mitten im Krisengebiet im Bundeswehreinsatz. Hier in Deutschland nimmt man dies kaum noch wahr, die Medien berichten wenig. Berichte über das Leben der Soldaten in der Region Kunduz, im Norden Afghanistans, gibt es kaum, alles wirkt weit weg, wenn man nicht selbst Betroffener ist.

Jonathan Schnitt gibt in seinem Buch nun den deutschen Soldaten in Afghanistan ein Gesicht und eine Stimme, lässt sie in Interviews oft auch selbst zu Wort kommen. Die Soldaten berichten über ihre Ängste, Erwartungen und Erfahrungen, wie sie mit der ständigen Gefahr umgehen, wie der Einsatz ihr Leben verändert hat und auch, wie ihre Familie mit der Situation zurechtkommen.

Sechs Monate hat Jonathan Schnitt als „tief integrierter“ Journalist, wie es im Bundeswehrjargon heißt, einen Einsatz von deutschen Soldaten am Kunduz begleitet und der Autor war immer hautnah dabei, war der gnadenlosen Hitze, der eisigen Kälte, den Anstrengungen von Gewaltmärschen, der Langeweile, den auf Außeneinsätzen gewöhnungsbedürftigen Hygienezuständen und vor allem der ständig herrschenden Gefahr ausgesetzt, genau wie „seine“ Gruppe, die Panzergrenadiere von Foxtrott 4.

Doch bevor der Journalist mit seinem Erfahrungsbericht beginnt, ist ein wenig Theorie vonnöten, da die Bundeswehr zwangsläufig viele Fachbegriffe benutzt, die der Autor auch im Buch verwendet, zudem gibt er einen kurzen Abriss zum Hintergrund für den Einsatz der Bundeswehrsoldaten in Afghanistan. Auch wenn sich das trocken anhört, es gehört einfach dazu und Jonathan Schnitt erklärt dies kurz, knapp, anschaulich und verständlich.

Der Einsatz in Afghanistan beginnt am 02. Juli 2011 und Jonathan Schnitt schildert das Gefühl beim ersten Betreten von afghanischem Boden, berichtet über erste Eindrücke vom Feldlager, über das tägliche Truppenleben bei über 40° und dem ständigen Staub, der sich auf alles legt. Nach einigen Tagen des Einlebens beginnen die Außeneinsätze im Dingo. 10-tägige Einsätze auf dem befestigten Außenposten, der „Kultstätte“ Höhe 432, gehören dazu, die den Soldaten einiges abverlangt, sowie Patrouillen oder auch die Zusammenarbeit mit den afghanischen Sicherheitskräften und der Polizei.

Jonathan Schnitt schreibt ungeschönt und direkt, dabei immer flüssig und er verwendet zwangsläufig auch oft den Bundeswehr-Jargon, was wohl nach sechs Monaten Einsatz verständlich ist. Und obwohl er versucht, möglichst neutral zu berichten, sind es natürlich seine persönlichen Erfahrungen, welche er in diesem Buch verarbeitet.

Bewertung vom 17.10.2012
Höllenqual / Kommissar Lenz Bd.10
Gibert, Matthias P.

Höllenqual / Kommissar Lenz Bd.10


ausgezeichnet

Ausgebremst

Es ist Frühsommer in Kassel und die Documenta 13 öffnet ihre Toren. Derweil kuriert Hauptkommissar Paul Lenz eine Sprunggelenkfraktur aus und lässt sich von seiner Frau Maria verwöhnen. Doch mit der Ruhe ist es schnell vorbei als Lenz‘ Kollege Thilo Hain ihn um Unterstützung an einem Tatort bittet. Eine Edelprostituierte wurde ermordet, ihr Freier überlebt schwerstverletzt. Das Brisante an dem Fall ist, dass der Freier ein äußerst bekannter Politiker Kassels ist und somit schaltet sich auch sofort das BKA ein und übernimmt den Fall. Als kurz darauf der nächste Mord im Rotlichtmilieu geschieht, stellen Hain und Lenz Verbindungen zu einer religiösen Sekte her, die streng nach den Regeln des Alten Testaments lebt.

Temporeich und äußerst spannend beginnt Matthias P. Gibert seinen mittlerweile 10. Fall um den sympathischen Kasseler Hauptkommissar Paul Lenz. Und diese rasante, fesselnde Spannung hält uneingeschränkt bis zur letzten Seite des 369 Seiten umfassenden Krimis an.

Mit viel Lokalkolorit erzählt der Autor seinen Krimi, der im Kasseler Rotlichtmilieu wie auch in den Kreisen einer religiösen, fanatischen Sekte spielt. Doch bei all der Spannung verliert die Story auch nie ihrem Humor und die flapsigen, immer freundschaftlich gemeinten Sticheleien zwischen Lenz und Hain lockern neben der fesselnden Erzählweise die ganze Geschichte immer mal ein wenig auf und machen sie zusätzlich auch durchweg sehr unterhaltsam.

Der Krimi entwickelt sich unvorhersehbar, nimmt immer wieder neue Wendungen an und zusätzlich werden Lenz und Hain dieses Mal auch noch bei ihren Ermittlungen viele Steine in den Weg gelegt, selbst von den eigenen Vorgesetzten. Den 10. Fall von Paul Lenz erzählt Matthias P. Gibert in unterschiedlichen Handlungssträngen und so ist man nicht nur bei den nicht immer legalen Ermittlungen von Hain und Lenz dabei, sondern lernt auch weitere Mitwirkenden kennen, die eine entscheidende Rolle in dem Krimi spielen werden.

Aber auch der private Part kommt bei der ganzen Ermittlungsarbeit nicht zu kurz und so verfolgt man auch ein wenig Maria Lenz Vorbereitungen zur Documenta 13-Eröffnung, ist natürlich auch wieder bei privaten Szenen des Ehepaars dabei und auch bei den weiteren Protagonisten wirft Matthias P. Gibert einen Blick hinter die Fassade, sodass man hier einige ziemlich interessante Charaktere kennenlernt, gerade was die Gemeindemitglieder der religiösen Sekte betrifft. Hier ist man oftmals regelrecht schockiert, wie weltfremd und irrational sie ihre Überzeugungen gegenüber anderen Menschen vertreten. Dies vermittelt der Autor sehr überzeugend.

Fazit: Ein von der ersten Seite an äußerst spannend und temporeich erzählter Krimi, mit einer hervorragend durchdachten, komplexen Story und Charakteren, die authentisch beschrieben sind.

Bewertung vom 15.10.2012
Zwillingsbrut / Pescoli & Alvarez Bd.3
Jackson, Lisa

Zwillingsbrut / Pescoli & Alvarez Bd.3


sehr gut

Die Unwissenden

Im mittlerweile dritten Teil um die Detectives Pescoli und Alvarez aus Grizzly Falls lässt es Lisa Jackson lange sehr ruhig angehen, angepasst an der vorweihnachtlichen Stimmung in dem beschaulichen Städtchen. Ausführlich stellt sie einem alle Beteiligten und deren Leben in Grizzly Falls vor und so erfährt man wieder einiges über das Privatleben von Regan und welche Probleme sie mit ihren beiden Kindern im Teenageralter hat. Und auch den Killer lernt man früh kennen, ohne hierbei jedoch seine Identität zu erfahren. Auch über seine Beweggründe für die Morde, die er geschickt als Unfälle tarnt, lässt die Autorin einem fast bis zum Schluss im Unklaren. Man weiß nur sehr früh, dass er es definitiv auch auf Kacey abgesehen hat, und dass es noch weitere Frauen gibt, die der jungen Ärztin zum Verwechseln ähnlich sehen und diese bei Unfällen sterben sollen. Doch woher kommt diese Ähnlichkeit?

Da die Story in Sachen Spannung nur langsam in Fahrt kommt, hat man lange Zeit nicht unbedingt das Gefühl, hier einen Thriller in Händen zu halten. Doch stört dies kaum. Lisa Jackson versteht es sehr gut, ihren Lesern eine äußerst unterhaltsame wie auch rätselhafte Geschichte zu präsentieren, die neugierig macht auf den Ausgang des Thrillers. Man sitzt praktisch ständig wie auf heißen Kohlen, wartet darauf, dass die Spannung endlich zunimmt, rätselt ununterbrochen über die Ähnlichkeiten der Frauen, über die Beweggründe des Mörders und darüber, wer sein nächstes Opfer sein wird und wie Kacey in den ganzen Fall verstrickt ist. Fast unmerklich zieht die Spannung dann aber an und im zweiten Teil des Thrillers wird die Story dann sehr temporeich und fesselnd.

Während der Schwerpunkt dieses Mal wieder mehr bei Regan Pescoli und ihrem chaotischen Privatleben liegt, bleibt Selena Alvarez eher der Part der Ermittlerin übrig, die bereits sehr früh eine Verbindung zu den rätselhaften Unfällen herstellt, während Regan Pescoli vor privaten Problemen kaum den Kopf für den Fall frei hat. Zudem nerven Pescoli die vorweihnachtlichen Aktionen von Joelle, die das komplette Department weihnachtlich gestaltet und auch vorm Wichteln nicht zurückschreckt. Zwischen Kacey Lambert und dem Ex-Ranger Trace, den die Ärztin durch dessen kleinen Sohn Eli kennenlernt, entwickelt sich im Verlauf der Story natürlich noch eine kleine Liebesgeschichte, die gut in den Thriller mit eingearbeitet ist und gerade zum Ende der Story hin immer mal wieder etwas die Spannung herausnimmt, wofür man nicht gerade undankbar ist.

Ihre Charaktere sind natürlich gewohnt facettenreich beschrieben, auch wenn man einige ihrer Handlungen schon problemlos vorausahnen kann und sie somit für einen berechenbar bleiben. Kacey ist eine junge Ärztin, die in ihrem Beruf aufgeht, frisch geschieden ist und deswegen eigentlich keine Beziehung zu Trace eingehen möchte. Trace selbst ist ehemaliger Berufssoldat, betreibt etwas außerhalb von Grizzly Falls eine kleine Farm und lebt dort mit seinem kleinen Sohn. Auch Trace ist ein gebranntes Kind, ist eigentlich nicht bereit für eine neue Beziehung, aber gegen Gefühle kann man bekanntlich nichts machen und so verliebt er sich fast augenblicklich in die junge Ärztin, die sich sehr fürsorglich um seinen kranken Sohn kümmert. Da auch ihm mit der Zeit die Ähnlichkeit zwischen Kacey und den verunglückten Frauen nicht verborgen bleibt und er indirekt in den Fall involviert ist, unterstützt Trace schon bald Kacey bei ihren privaten Ermittlungen. Der interessanteste Charakter ist jedoch der Mörder. Ganz eindeutig psychisch gestört und hochintelligent, geht er zielstrebig und diszipliniert seinem Vorhaben nach und verfolgt gleichzeitig akribisch die Ermittlungen der Detectives wie auch denen von Kacey und Trace und ist allen natürlich zumeist einen Schritt voraus.