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Silke Schröder, hallo-buch.de
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Hannover
Über mich: 
Ich liebe Geschichten und schreibe gerne und viele Rezensionen über die gelesene und gehörten Hörbücher und Bücher. Besucht auch mal meine Website hallo-buch.de

Bewertungen

Insgesamt 2009 Bewertungen
Bewertung vom 01.10.2021
Getrieben
Donlea, Charlie

Getrieben


ausgezeichnet

Zwar sind Serienmörder nicht mehr so ganz im Trend, doch mit „Getrieben“ gelingt Charlie Donlea dennoch ein intelligenter und gut inszenierter Thriller. Darin verfolgt er zwei Storylines, zwischen denen 50 Jahre liegen und in deren Zentren jeweils Frauen mit einer besonderen Form des Autismus stehen — und die beide auf ihre ganz eigene Art ein schweres Verbrechen aufklären. Kapitelweise switcht er zwischen den beiden Strängen hin und her und hebt sich dabei immer wieder kleine Überraschungen als Cliffhanger auf. Das ist so gut durchdacht und spannend erzählt, dass „Getrieben“ als beste US-amerikanische Thrillerunterhaltung überzeugt.

Bewertung vom 01.10.2021
Glitterschnitter
Regener, Sven

Glitterschnitter


sehr gut

Sven Regener hat sich als Autor und als Sänger der Band Element of Crime schon lange einen Namen gemacht. Nachdem „Herr Lehmann“ 2001 erschienen ist, schrie die Story geradezu nach Fortsetzung. Mit „Glitterschnitter“ ist nun der sechste Roman aus diesem Kreuzberger Universum herausgekommen. Er spielt während nur weniger Tage im Dezember 1980 und erzählt auf gewohnt humorvoll-lakonische Art aus dem Leben von Regeners Figuren. Es geht um Spitznamen, die abgelegt werden wollen, um Milchkaffee als neues In-Getränk, um Punks und österreichische Exilanten, um Bands, Hausbesetzer und -Besitzer, um den immernoch nächsten dummen Spruch und mittendrin um Frank Lehmann, der - gerade frisch aus Bremen gekommen - seinen Platz in der illustren Wiener Straßen-Szene finden muss. Wer den treffsicheren Erzählstil Sven Regeners mag, wird an „Glitterschnitter“ einmal mehr seine wahre Freude haben. Selbst wenn nicht unbedingt viel Neues zu entdecken ist, macht es doch immer wieder Spaß, in diese untergegangenen Berliner Welt einzutauchen - schon fast so legendär und lange her wie „Babylon Berlin“.

Bewertung vom 01.10.2021
Wer das Feuer entfacht - Keine Tat ist je vergessen
Hawkins, Paula

Wer das Feuer entfacht - Keine Tat ist je vergessen


sehr gut

Nie um eine unerwartete Wendung verlegen, hält uns Paula Hawkins in ihrem neuen Krimi „Wer das Feuer entfacht - Keine Tat ist je vergessen“ auf hochspannende Weise in Atem. Dennoch lässt sie sich viel Zeit, um ihre wichtigsten Personen einzuführen und genau zu zeichnen, legt viel Wert auf deren Emotionen und die dramaturgische Entwicklung ihrer Story, um dann, als alles scheinbar geklärt ist, doch noch mit einer ordentlichen Überraschung zu enden. Die Polizei bleibt dabei ziemlich passiv, denn im Mittelpunkt stehen bei Hawkins die zivilen Protagonisten mit ihren kleinen und großen Geheimnissen. So ist „Wer das Feuer entfacht - Keine Tat ist je vergessen“ ein klassischer whodonit, in dem virtuos mit Recht und Gerechtigkeit gespielt wird. Wieder großarzig gelesen von Britta Steffenhagen.

Bewertung vom 30.09.2021
Hausbruch / Kommissar Danowski Bd.6
Raether, Till

Hausbruch / Kommissar Danowski Bd.6


sehr gut

Das ist das Schöne an den Krimis von Till Raether: Immer sind sie eine Spur zu unkonventionell und immer etwas schräg. So ist es auch in seinem neuesten Werk „Hausbruch“. Darin schickt Raether seinen Kommissar Adam Danowski nach den Ereignissen in „Unter Wasser“ erst einmal auf Therapie. Sehr genau geht der Autor auf den Gemütszustand seines Helden ein und entwickelt hieraus eine skurrile Story, an deren Ende er, soviel sei verraten, den Ausgangspunkt für eine ganz neue Ära Danowski bei der Polizei legt. Mit von der Partie sind natürlich auch wieder seine Freunde, das Ermittler-Pärchen Meta und Finzi. So erfüllt auch „Hausbruch“ von Till Raether locker alle Erwartungen, die man an einen Danowski-Krimi haben kann.

Bewertung vom 30.09.2021
SCHWEIG!
Merchant, Judith

SCHWEIG!


ausgezeichnet

Der neue Psychothriller „Schweig“ von Judith Merchant hat es in sich. Vordergründig geht es um zwei Schwestern, die eine Art Hassliebe verbindet. Esther ist die Wonderwoman, die ihre Familie und auch gleich ihr ganzes Umfeld wie einen perfekt geölten Großbetrieb managt. Und da ist Sue, die nach einer gescheiterten Ehe und einem eigentlich erfolgreichen Berufsleben zurückgezogen in einer Architektenvilla mitten im Wald lebt. In vier Erzählsträngen entwickelt die Autorin aus der Sicht von Esther, Sue, Esthers Ehemann Martin und einem jungen Mädchen eine klaustrophobisch -faszinierende Story, die immer mehr über das komplizierte Verhältnis der beiden Geschwister verrät. Es geht um Macht und Einfluss, um psychologische Gewalt und das scheinbar perfekte Familienideal. Judith Merchand schreibt ihren neuen Psychothriller so herrlich böse, dass „Schweig“ zum echten Hochgenuss für die Fans von fiesen Hintergedanken und familiären Psychospielchen wird.

Bewertung vom 30.09.2021
Die Toten von Thunder Bay / Rebecca-Connolly-Reihe Bd.1
Skelton, Douglas

Die Toten von Thunder Bay / Rebecca-Connolly-Reihe Bd.1


ausgezeichnet

Hoch dramatisch und emotional, so kommen „Die Toten von Thunder Bay“ von Douglas Skelton daher. Halb Thriller, halb Familiengeschichte, so erzählt der Autor diese Geschichte von einer kleinen schottischen Insel, in deren Mittelpunkt die junge Journalistin Rebecca steht. Hartnäckig und klug entlockt sie den Inselbewohnern so manches Geheimnis, erfährt aber auch selbst einiges über die Familie ihres Vaters, die sie nie kennen gelernt hat. Dabei switcht der Autor immer wieder zurück zu den Ereignissen vor 15 Jahren. Mit viel Getöse um die „Thunder Bay“ gelingt Douglas Skelton eine fesselnde Story, die zeigt, dass es auch in Schottland einen großen Unterschied macht, in welche gesellschaftliche Gruppe man hineingeboren wird.

Bewertung vom 30.09.2021
Heaven
Kawakami, Mieko

Heaven


ausgezeichnet

“Heaven” von Mieko Kawakami ist ein einfühlsamer Roman, in dem es um ein sensibles Thema geht: Mobbing ist an Japans Schulen seit langem weit verbreitet. Davon erzählt Kawakami aus Sicht eines 14-jährigen, der sich seiner Mitschüler nicht erwehren kann und dessen Leiden auch von den Lehrer*innen konsequent übersehen wird. Angesiedelt ist Kawakamis Geschichte Angfang der 1990er Jahre, lange vor der Erfindung von Handys, Youtube und Social Media, aber die Mechanismen der Quälerei sind ja bekanntlich immer die gleichen. Ihre beiden Protagonisten gehen dabei sehr unterschiedlich mit ihrer Situation um: Während die 14-jährige Kojima Fantasiewelten wie “Heaven” erfindet, in die sie sich flüchten kann, fragt Kawakamis Ich-Erähler nach dem Sinn der Attacken und rätselt, warum es gerade ihn trifft. Die Autorin geht mit einer großen Offenheit und zum Teil recht krassen Details an das Thema heran, so dass wir manchen heilsamen Schock über so viel sinnlose Brutalität zu verdauen haben. All das macht “Heaven” zu einer neuen großartigen Erzählung von Mieko Kawakami, die mit ihrem ebenso sensiblen wir direkten Stil schon in “Brüste und Eier” einen internationalen Volltreffer gelandet hat. Prima übersetzt von Katja Busson.

Bewertung vom 30.09.2021
Der Nachlass
Winner, Jonas

Der Nachlass


ausgezeichnet

In seinem neuen Horrorthriller „Der Nachlass“ dreht sich bei Jonas Winner alles um die liebe Familie. Darin müssen die Angehörigen der seelig verstorbenen Hedda in einem Wettstreit um das Erbe ihrer Mutter kämpfen. Genüsslich erzählt Winner von einem harmlosen Spiel, das schnell in ein Horrorszenario übergeht. Kapitelweise springt er in den Zeiten hin und her und nimmt dabei auch mal locker das Ableben weiterer Familienmitglieder vorweg. Das schmälert zwar ein wenig die Dynamik und unsere emotionale Anteilnahme am Geschehen, aber zum Glück hat Jonas Winner genügend überraschende Wendungen in petto, um die Spannung bis zur letzten Seite hochzuhalten. So zeigt uns „Der Nachlass“ einmal wieder, dass der wahre Horror oft erst nach dem Tod beginnt.

Bewertung vom 30.09.2021
Tote schweigen nie / Raven & Flyte ermitteln Bd.1
Turner, A. K.

Tote schweigen nie / Raven & Flyte ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Eigentlich war die Reihe um das gepiercte und tätowierte Gothic-Girl Cassie Raven als BBC-Radioproduktion vorgesehen. Nun hat die englische Redakteurin A.K. Turner die Story als Romanfolge konzipiert, deren erster Band „Tote schweigen nie“ (im englischen Original „Body Language“) erst einmal die beiden ungleichen Hauptfiguren einführt: die stets schwarz gekleidete Cassie und die zugeknöpft-korrekte Beamtin der Londoner Polizei Phyllida Flyte. Kapitelweise switcht Turner zwischen den beiden hin und her, so dass wir beide Erzählperspektiven kennenlernen. Das auffällig schön gestaltete Buch spielt im Londoner Szene-Viertel Camden, in dem zwischen hübschen Kanälen und unerschöpflichen Touristenströmen offenbar noch immer Menschen leben, die sich die immensen Londoner Wohnungspreise leisten können. Hier schafft es A. K. Turner, einen modernen und unterhaltsamen Krimi zu inszenieren, dem hoffentlich noch mehr Fälle mit dem ungleichen Frauengespann folgen werden.

Bewertung vom 30.09.2021
Die Anomalie
Le Tellier, Hervé

Die Anomalie


ausgezeichnet

Der Autor Hervé le Tellier geht in seinem fantastischen Roman einer spektakulären hypothetischen Frage nach: Was passiert, wenn durch eine Anomalie eine Doppelung der Wirklichkeit entsteht? Alle betroffenen Dinge und Lebewesen gäbe es nun zweimal in exakt derselben Ausführung — einschließlich der Menschen. Und wie könnte es zu einer solchen Situation kommen? Hervé le Tellier bedient sich bei der Suche nach Antworten physikalischer Theorien ebenso wie philosophischer Ansätze und popkultureller Problemlösungen — in wohl jeder guten Sci-Fi-Serie stand die Crew schließlich schonmal vor genau derselben Situation. Das Ganze würzt er mit aktuellen gesellschaftspolitischen Themen, vergisst aber auch nicht, ganz nahe bei seinen Figuren zu bleiben: Wie gehen die Gedoppelten und ihre Freunde und Angehörigen mit der paradoxen Situation um? So gelingt Hervé le Tellier mit „Die Anomalie“ ein ganz ungewöhnlicher Science Fiction, der viele spannende Informationen und viel Stoff zum Nachdenken bietet. Grandios gelesen von Camill Jammal.