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Island
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Nürnberg

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Insgesamt 541 Bewertungen
Bewertung vom 25.08.2022
Ingeborg Bachmann und Max Frisch - Die Poesie der Liebe / Berühmte Paare - große Geschichten Bd.3
Storks, Bettina

Ingeborg Bachmann und Max Frisch - Die Poesie der Liebe / Berühmte Paare - große Geschichten Bd.3


ausgezeichnet

Bettina Storks gibt uns in "Die Poesie der Liebe" tiefe Einblicke in die Gedankenwelt des Schweizer Dramatikers Max Frisch und der in Österreich geboreren Lyrikerin und Epikerin Ingeborg Bachmann, die zur Gruppe 47 gehörte und zum Zeitpunkt ihres Kennenlernens schon einen recht hohen Bekanntheitsgrad hatte.

Max Frisch und Ingeborg Bachmann begegneten sich 1958 in Paris zum ersten Mal, als Ingeborg Bachmann gerade ihre Affäre mit dem Dichter Paul Celan beendet hatte. Er ist sofort von ihr fasziniert und auch sie findet ihn nicht uninteressant. Allerdings sind sie doch sehr verschieden, Max Frisch, der eigentlich einmal Architektur studiert hat, lebt ein recht bodenständiges Leben, braucht das Gefühl von Sicherheit und geht auch beim Schreiben sehr strukturiert vor. Ingeborg dagegen braucht ihre Freiheit(en), hat immer wieder Schreibblockaden und hadert damit, dass sie die Beziehung und Max Eifersucht manchmal zu sehr einengen. Außerdem pflegt sie, auch bedingt dadurch, dass der Literaturbetrieb damals noch sehr von Männern dominiert war, viele Kontakte zu männlichen Kollegen, Kritikern, Lektoren und Verlegern, was Max Eifersucht weiter anheizt. Man begleitet das Paar im weiteren Verlauf ihrer Beziehung an ihre gemeinsamen Wohnorte, zunächst am Zürichsee, später in einer Stadtvilla in Rom, wohin Max Ingeborg zuliebe zog, da sie sich in Italien am wohlsten fühlte und dort ihrer Meinung nach am kreativsten war.

Auch in das literarische Werk der beiden großen Literaten aus der Zeit ihrer Beziehung bekommt man immer wieder in kurzen Auszügen oder Zusammenfassungen Einblicke und merkt so, wie sehr das Private doch auch ihr Schreiben beeinflusst hat, obwohl beide sich ansonsten bemüht haben, ihre Beziehung fernab der Öffentlichkeit zu führen.

Ich fand diese Einblicke, die jeweils abwechselnd aus der Perspektive von Max Frisch oder Ingeborg Bachmann verfasst waren, sehr interessant und aufschlussreich und habe nun das Gefühl beide viel besser zu kennen und auch ihr Werk noch etwas besser zu verstehen, nachdem ich mit ihrem Leben und ihren Gefühlen vertrauter bin. Auf mich wirkt alles sehr realistisch und von der Autorin sorgfältig recherchiert, auch wenn gewiss ebenfalls eine Dosis Fiktion enthalten ist. Der Schreibstil der Autorin war sehr gut lesbar und zugleich so, dass man sich gut in die beiden Protagonist:innen hineinversetzen und sich die beschriebenen Orte bildlich vorstellen konnte.

Bewertung vom 22.08.2022
Svendborg 1937
Jeschke, Tanja

Svendborg 1937


ausgezeichnet

Im Mittelpunkt von "Svendborg 1937" steht die jüdische Familie Dinkelspiel aus Stuttgart, der Vater ist Kunsthändler, sie haben drei Kinder, die Schwestern Meret und Ricarda, die schon fast erwachsen sind und den Nachzügler Friedrich, der am Down Syndrom leidet.

Sie flüchten vor den Nationalsozialisten aus Deutschland zu einer entfernten Tante, die ein Haus in Svendborg, auf der dänischen Insel Fünen besitzt und sie mehr oder weniger bereitwillig aufnimmt, ihnen aber nicht das Gefühl vermittelt, wirklich willkommen und zuhause zu sein.

Verschiedene Episoden aus dem Alltag der Dinkelspiels im dänischen Exil vermitteln sehr anschaulich, wie sie und insbesondere die beiden jugendlichen Töchter sich in der Fremde und ohne ein richtiges Zuhause fühlen. Bei einem Ausflug zu einer Veranstaltung mit anderen Exilanten nach Kopenhagen, lernen sie Brechts Geliebte Ruth Berlau kennen, die sich Ricarda annimmt und sie in die Welt des Theaters einführt. Und auch Meret fühlt sich von der Wahlfamilie Brechts, die ebenfalls in Svenborg ein Zuhause auf Zeit gefunden hat, angezogen und freundet sich mit dessen anderer Geliebter Margarete Steffin an, wodurch sie sich langsam etwas mehr mit ihrem Aufenthalt im fremden Land arrangiert.

Der Autorin ist es sehr gut gelungen, ihre Leser:innen an der Gefühlswelt aller Beteiligten teilhaben zu lassen, sowohl was die Familie Dinkelspiel angeht als auch die Tante, die sich in ihrem gewohnten Alltag gestört fühlt, obwohl sie sich nach außen hin gerne als großherzige Helferin gibt, aber sie hat nun eben fünf weitere Menschen in ihrem Haus, die auch mal für Unruhe sorgen und ernährt werden wollen. Im Gegensatz dazu versuchen die Dinkelspiels sich möglichst anzupassen und wenig Ansprüche zu stellen, fühlen sich so aber auch nicht zuhause, ihnen fehlt eine wirkliche Aufgabe und sie trauern vergangenen Zeiten hinterher. Das hat leider wenig an Aktualität eingebüßt, auch heute geht es vielen Flüchtlingen sicher nicht anders als der Familie im Roman. Besonders interessant fand ich aber auch die Tatsache, dass Brechts Frauen eine Rolle im Roman spielen, da ich dessen Leben und Werk und besonders seine Zeit im Exil sehr spannend finde. Hier bot der Roman kleinere Einblicke in die Gefühlswelt von Margarete Steffin, die es als eine von zwei Geliebten neben der Ehefrau und zusätzlich mit ihrer Erkrankung oft nicht leicht hatte.

Tanja Jeschke beschreibt alles sehr feinfühlig und zugleich auch anschaulich, wozu ein recht sprachgewaltiger Stil mit vielen sprachlichen Bildern und Vergleichen beiträgt.

Bewertung vom 22.08.2022
Auf See
Enzensberger, Theresia

Auf See


sehr gut

"Auf See" ist der zweite Roman von Theresia Enzensberger. Die auffällige Covergestaltung erinnert stark an Romane der 70er Jahre, allerdings spielt ihre Geschichte nicht in der Vergangenheit, sondern ist eine Dystopie, deren Handlung in der relativ nahen Zukunft geschieht.

Es wird die Geschichte von Yada und Helena erzählt, wobei zunächst unklar bleibt, welche Verbindung zwischen den beiden besteht. Yada lebt mit ihrem Vater in der Seestatt, einer künstlichen Insel vor der deutschen Ostseeküste. Diese Seestatt gründete er gemeinsam mit anderen anfangs enthusiastischen Mitstreiter:innen, um dort ein möglichst autarkes Leben zu führen, während es mit der restlichen Welt abwärts geht. Aber, der Putz bröckelt mittlerweile stark, einige der zu Beginn beteiligten Wissenschaftler:innen haben sich schon wieder von dem Projekt und der Insel verabschiedet und die einfachen Arbeitskräfte werden dort ebenso schlecht oder gar noch schlechter behandelt, wie am europäischen Festland. Yada selbst wird komplett von der Welt außerhalb dieser Insel abgeschirmt.

Helena dagegen lebt in Berlin als Künstlerin, die unbeabsichtigt für eine Art Guru gehalten wird, der in die Zukunft sehen kann. Sie verabscheut diesen Rummel um ihre Person aber und flüchtet immer wieder vor der Aufmerksamkeit und führt so ein recht chaotisches und unstetes Leben.

Der Roman verbindet die Leben der beiden Frauen im Laufe der Geschichte miteinander, was für eine gewisse Spannung sorgt. Etwas zu dürftig für meinen Geschmack bleibt aber die Schilderung des Zusammenlebens in der utopischen Seestatt mit all den damit verbundenen Konsequenzen und auch die von "Helenas Welt" im Berlin und im Europa der nahen Zukunft. Dadurch, dass alles aus der Perspektive der beiden Frauen beschrieben ist, kann man sich aber gut in sie hineinversetzen. Unterbrochen wird die Handlung immer wieder durch kurze Einschübe unter der Überschrift "Archiv", die "echte" utopische Ideen zum Zusammenleben aus den letzten Jahrhunderten vorstellen und kritisch kommentieren, das fand ich recht interessant, da so deutlich wird, dass die Handlung gar nicht so abwegig und aus der Luft gegriffen ist. Auch ansonsten ist der Schreibstil der Autorin sehr ansprechend, wenn auch schon teilweise relativ anspruchsvoll mit einer recht hohen Dichte an Fachbegriffen.

Bewertung vom 22.08.2022
The Moment I Lost You / Lost Moments Bd.1
Weiler, Rebekka

The Moment I Lost You / Lost Moments Bd.1


sehr gut

Mias bester Freund wurde bei einer Party erstochen, vier Jahre später sieht sie plötzlich Nathan wieder, der für die Tat verurteilt wurde. Er wurde vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen. Sie selbst hat den Verlust immer noch nicht voll verarbeitet, vermisst ihren besten Freund und versucht alles mit Hilfe einer Trauergruppe besser zu verkraften. Daher wirft sie diese Begegnung natürlich ganz schön aus der Bahn, zumal es nicht bei diesem einen Aufeinandertreffen bleibt, sondern er wieder fest in ihrer Heimatstadt lebt. Mit der Zeit stellt sie aber, wahrscheinlich, ohne, dass sie das möchte, fest, dass es auch Nathan nicht gut damit geht, nun wieder unter all den Menschen zu leben, die genau wissen, wofür er verurteilt wurde. Dass ausgerechnet Mia mit der Zeit offener ihm gegenüber wird, ist für Nathan kaum vorstellbar und auch Mias Umfeld reagiert natürlich mit wenig Verständnis auf die Annäherung zwischen den beiden.

Das Thema des Buches bietet "härtere" Kost, als es die recht "liebliche" Umschlaggestaltung auf den ersten Blick vermuten lässt, es ist auch etwas ungewöhnlich für einen Young Adult Roman, aber die Umsetzung ist, was Nathan und Mia, die beiden Hauptcharaktere angeht, recht gelungen, man kann sich gut in ihre Gefühlswelt hineinversetzen, auch wenn es schwer vorstellbar ist, dass sich zwei Personen mit einer solchen Geschichte in der Realität wirklich wieder so annähern. Aber vor allem Mias Wechselbad der Gefühle zwischen Zweifeln und der Bereitschaft zu verzeihen und Mitleid wird sehr deutlich. Die weiteren Personen in der Geschichte haben mich mal mehr mal weniger überzeugt. Der Schreibstil der Autorin lässt sich sehr angenehm lesen, sie schreibt anschaulich und gut nachvollziehbar.

Bewertung vom 22.08.2022
Träume / Das Tor zur Welt Bd.1
Georg, Miriam

Träume / Das Tor zur Welt Bd.1


ausgezeichnet

Bei Miriam Georgs neuestem Roman "Das Tor zur Welt - Träume" handelt es sich um den ersten Band eines Zweiteilers, in dessen Mittelpunkt die Hamburger Auswandererstadt steht.

Die beiden Protagonistinnen Ava und Claire wachsen in sehr unterschiedlichen Verhältnissen auf. Ava auf einem Moorhof, wo ihre Eltern sie zurückgelassen haben, als sie nach Amerika gingen, um sie angeblich irgendwann nachzuholen, und Claire als einzige Tochter wohlhabender Eltern, die aus Amerika zurückgekehrt sind, als Claire noch ein Kind war. Ava muss sehr hart arbeiten und die Familie leidet dennoch an Hunger und sieht die Auswanderung nach Amerika auch irgendwann als letzten Ausweg. Claire dagegen sollte eigentlich schon längst verheiratet sein, wenn es nach ihrer Mutter und ihrer Großmutter ginge, hat aber ihren ganz eigenen Kopf und lässt sich nicht gerne etwas vorschreiben. Im Laufe der Geschichte kreuzen sich die Wege der beiden doch sehr unterschiedlichen Frauen.

Mich konnte der Roman fesseln. Perspektivwechsel sorgen dafür, dass die Spannung lange aufrecht erhalten wird und auch am Ende bleibt noch so einiges offen, sodass ich schon sehr gespannt auf die Auflösung im zweiten Teil bin. Zudem fand ich es sehr interessant, mehr über die Auswandererstadt, den Ablauf so einer Auswanderung nach Amerika und die Zustände auf den Schiffen zu erfahren. Was die beiden Hauptpersonen angeht, war besonders Ava mir sehr sympathisch, aber auch die eigentlich recht verwöhnte Claire zeigt im Laufe der Handlung mehr und mehr positive Züge. Der Schreibstil war gut lesbar und so anschaulich, dass man sich gut in die Zeit und den Ort der Handlung hineinversetzen konnte. Sehr gerne würde ich auch den zweiten Teil lesen.

Bewertung vom 17.08.2022
Drei Tage im August
Stern, Anne

Drei Tage im August


sehr gut

"Drei Tage im August“ spielt, wie der Titel schon verrät, an drei Augusttagen. Allerdings nicht in der Gegenwart, sondern im Jahr 1936, also in etwa drei Jahre nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten und drei Jahre vor Beginn des Zweiten Weltkrieges. Handlungsort ist Berlin, wo das Leben sich durch die neuen Machthaber immer mehr ändert. Noch gibt es aber einen jüdischen Buchladen und einen Nachtclub mit einem ägyptischen Besitzer Unter den Linden. Deren Geschäfte laufen jedoch immer schlechter und ihre private wie berufliche Zukunft ist ungewiss, wenngleich im August 1936 die Olympischen Spiele für einen gewissen Aufwind und für ein internationales Publikum in der Stadt sorgten.

Im Mittelpunkt der Erzählung, die aus einzelnen Episoden aus unterschiedlichen Perspektiven besteht, steht eine Chocolaterie Unter den Linden, in der Nähe des berühmten Adlon. Elfie ist die Verkaufsleiterin dieser Chocolaterie Sawade. Sie hatte keine leichte Kindheit bei ihrer mittlerweile verstorbenen Großmutter und weist leicht autistische Züge auf, liebt aber ihre Arbeit im Geschäft und wird von den Menschen in ihrem Umfeld respektiert. Sie sorgt sich einerseits um die Zukunft es Geschäfts, wenn die Kunden immer mehr ausbleiben und Kakaolieferungen rationiert werden, andererseits missfällt ihr, wie die Nationalsozialisten sich Menschen gegenüber verhalten, die ihnen nicht passen, teilweise fehlt ihr aber der Mut aktiv einzugreifen. Eine ältere Französin, die sich regelmäßig aus der Chocolaterie beliefern lässt, erzählt ihr kurz vor ihrem Tod, welche Verbindung, von der niemand weiß, sie zu diesem Geschäft hat.

Unterbrochen werden die Erzählungen aus Sicht der verschiedenen Personen, immer wieder durch kurze Einschübe aus der Perspektive der Linden, die schon viel länger mit dieser Straße vertraut sind als die Menschen, wie sie die Veränderungen der letzten Zeit wahrnehmen. Das hat mir sehr gut gefallen, weil diese Passagen sehr poetisch wirken und noch einmal eine andere, außenstehende Perspektive auf den Wandel bieten.

Insgesamt ist es der Autorin gut gelungen, diese besondere Stimmung in Berlin im August 1936 einzufangen und die Sorgen und Nöte der verschiedenen Personen zu veranschaulichen. Mancher Handlungsstrang endet für mich aber etwas unbefriedigend und es fehlt auch etwas der "Höhepunkt" oder ein wirklich spektakuläres Ereignis oder Geheimnis. So ist es eben hauptsächlich eine Schilderung oder ein Porträt dieser drei Tage im Leben von authentischen Protagonist:innen der damaligen Zeit. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und immer wieder recht poetisch.

Bewertung vom 17.08.2022
Die Rückkehr der Kraniche
Fölck, Romy

Die Rückkehr der Kraniche


ausgezeichnet

Grete (fast 50) und Freya (46) sind Schwestern, die in ihrer Kindheit und Jugend in einem kleinen Örtchen in der Elbmarsch ein sehr enges Verhältnis zueinander hatten. Ihre Mutter Wilhelmine zog sie, nach dem frühen Tod ihres Vaters, unter vielen Entbehrungen allein groß, in der Schule blieben sie aufgrund ihrer ärmlichen Kleidung Außenseiterinnen. Als junge Erwachsene entfremdeten sie sich aber voneinander. Grete wurde früh ungeplant schwanger und musste deshalb ihre Studienpläne aufgeben und blieb ihr Leben lang in ihrem Heimatort, wo sie als Vogelwartin arbeitet und ihre älter werdende Mutter unterstützt, Freya ist mittlerweile in Berlin CEO einer nachhaltigen Modefirma, ihr Wunsch nach einer eigenen Familie ging aber nie in Erfüllung.

Weil es Wilhelmine nun sehr schlecht geht und ihre Beziehung gerade zerbrochen ist, kommt auch Freya zurück in ihr Elternhaus, ebenso wie Gretes 29-jährige Tochter Anne, die noch studiert. Die Frauen der Familie haben aber alle ihre Geheimnisse voreinander und müssen sich erst einmal langsam wieder annähern und sich zudem klar werden, was ihnen wichtig ist im Leben und wie und wo es bei ihnen weitergehen soll.

Der Roman hat mir sehr gut gefallen. Im Mittelpunkt stehen vier starke Frauencharaktere, die alle ihre Ecken und Kanten haben, aber doch auch, jede auf ihre Art, sympathisch sind. Nach und nach erfährt man mehr über das, was sie voreinander verbergen und erlebt mit, wie das Eis zwischen ihnen langsam taut. Der Autorin gelingt es sehr gut, diese Atmosphäre zwischen ihnen einzufangen, sodass man sich gut in alle hineinversetzen kann. Auch ansonsten schreibt sie gut nachvollziehbar und beschreibt auch die Besonderheiten der Elbmarsch, die Einsamkeit und die Natur dort, sehr bildhaft und anschaulich. Ich empfehle den Roman gerne allen, die tiefgründigere Familiengeschichten mögen.

Bewertung vom 17.08.2022
Die versteckte Apotheke
Penner, Sarah

Die versteckte Apotheke


ausgezeichnet

Der Roman "Die versteckte Apotheke" spielt auf zwei Zeitebenen, der Gegenwart und dem 18. Jahrhundert.

Die Amerikanerin Caroline Parcewell wollte eigentlich mit ihrem Mann in London ihren Hochzeitstag feiern, kurz vorher hat sie jedoch erfahren, dass er sie betrügt, und reist daher alleine. Zufällig gerät sie an einen Guide, der eine Art Schatzsuche anbietet, bei der es darum geht, im Schlamm der Themse Gegenstände aus vergangenen Zeiten zu finden. Dabei stößt sie auf ein altes Glasfläschchen mit einer geheimnisvollen Gravur und versucht anschließend, mehr über dessen Herkunft zu erfahren.

Im London des 18. Jahrhunderts hat es sich eine Apothekerin, nachdem sie selbst schwer enttäuscht wurde, zur Aufgabe gemacht, anderen Frauen zu helfen, die unter ihren Ehemännern leiden. Sie mischt, neben ihrer eigentlichen Tätigkeit, in einem geheimen Hinterzimmer ihrer Apotheke giftige Substanzen zusammen, die ihre Auftraggeberinnen ihren Gatten dann verabreichen. Das weckt auch die Neugier des Dienstmädchens einer ihrer letzten Kundinnen, die ebenfalls in die Geheimnisse der Apothekerin eingeweiht werden möchte.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Der Autorin ist es gelungen, die beiden Zeitebenen so miteinander zu verknüpfen, dass die Geschichte am Ende sehr rund wirkt. Zudem steigert dies natürlich auch die Spannung. Immer wieder gibt es auch Parallelen zwischen dem Leben und Denken der Apothekerin im 18. Jahrhundert und dem von Caroline in der Gegenwart. Der Schreibstil der Autorin ist gut lesbar und zugleich anschaulich.

Bewertung vom 10.08.2022
Märchenhochzeit auf Island / MS Kristiana Bd.3
Jänicke, Greta

Märchenhochzeit auf Island / MS Kristiana Bd.3


sehr gut

Die MS Kristiana bricht diesmal mit ihrem Kapitän Adrian zu einer Kreuzfahrt rund um Island auf. Dieser wird auf der Fahrt unter anderem von seiner (Ex-)Frau, der Bordärztin Eva und seiner neuen Freundin Jasmin begleitet, was für einen gewissen Konfliktstoff sorgt. Aber auch weitere, aus den beiden Vorgängerbänden bekannte, aber auch neue, Mitarbeiter:innen und Gäste sind an Bord und gegen Ende der Fahrt ist sogar eine Hochzeit auf Island geplant.

Ich fand es reizvoll, die mir bereits bekannten Charaktere wiederzutreffen und auch das Reiseziel hat mich diesmal sehr angesprochen, da ich selbst schon einmal rund um Island gereist bin, wenn auch mit dem Auto. Der Lokalkolorit kommt für meinen Geschmack aber dann etwas zu kurz, man bekommt gar nicht so viel von Island "zu sehen" beim Lesen, im Mittelpunkt stehen ganz klar die alten und neuen Liebesbeziehungen von Crew und Passagieren. Hier wäre etwas weniger mehr gewesen, ich hätte es besser gefunden, wenn man sich auf einige "alte Bekannte" konzentriert hätte, da es, bedingt durch die hohe Anzahl an verschiedenen Personen, etwas viele Handlungsstränge auf einmal gab, die dann teils recht oberflächlich zum Happy End geführt werden mussten. Auch die im Titel erwähnte Hochzeit spielt nur eine sehr untergeordnete Rolle, da wäre ein anderer Titel wesentlich treffender gewesen.

Sehr gut gefällt mir aber die Covergestaltung des Buches mit dem für Island typischen Papageitaucher und der charakteristischen Landschaft. Auch der Schreibstil dieses Romans ist gut lesbar, sodass er sich für den Strand, den Badesee oder eben das Kreuzfahrtschiff eignet.

Bewertung vom 07.08.2022
Pferdeliebe und Reiterglück - Alles, was du über Pferde und Ponys wissen musst
Waidmann, Angela

Pferdeliebe und Reiterglück - Alles, was du über Pferde und Ponys wissen musst


ausgezeichnet

Dieses Sachbuch für kleine Pferdefreund:innen kommt fest gebunden und im A4-Format daher und bietet so eine Menge Bilder und Informationen über Pferde und den Reitsport. Durch ein Register am Ende kann man auch gezielt nach bestimmten Informationen suchen.

Das Buch untergliedert sich in verschiedene Teilbereiche. Zunächst gibt es grundsätzliche Informationen über das Verhalten von Pferden und den Umgang mit ihnen sowie verschiedene Gangarten beim Reiten. Dann geht es um die Ausrüstung und die Pflege, die artgerechte Haltung, das richtige Futter und Krankheiten. Nach diesen grundsätzlichen Informationen folgen Tipps, wie man selbst zum Reiter / zur Reiterin werden kann. Was eine gute Reitschule ausmacht und welche Ausrüstung Pflicht ist, wie Reitunterricht abläuft und welche Abzeichen mit etwas Erfahrung erworben werden können. Im Anschluss wird beschrieben, welche weiteren Möglichkeiten sich auftun, wenn man ausreichend fest im Sattel sitzt und was mit einem eigenen Pferd oder zumindest einer Reitbeteiligung auf einen zukommt. Im zweiten Teil des Buches dreht sich dann alles um die verschiedenen Pferdetypen und -rassen. Diese werden jeweils ausführlich mit Bildern, ihren Merkmalen und typischen Eigenschaften vorgestellt.

Dieses Buch liefert also eine Menge Bilder und Informationen zum Thema Pferd, sodass Kinder mit dessen Hilfe zu kleinen Pferdeexpert:innen werden können. Durch die Vielfalt an Informationen eignet es sich auch zur Vorbereitung von Referaten für die Schule. Ich würde es etwa ab der 3. Klasse empfehlen, da man schon halbwegs lesen können sollte. Als Vorlesebuch halte ich es für nicht so geeignet, es ist eher die Art Buch, wo die Kinder selbst nachschlagen sollten, was sie interessiert. Der Sprachstil ist aber auf jeden Fall ältergemäß und es gibt eine ausgewogene Mischung aus den notwendigen Fachbegriffen und einer gut verständlichen Beschreibung. Die auf dem dem Cover groß beworbenen"tollen Sticker" halte ich jedoch eher für unnötig, zumal es sich nur um einen kleinen Stickerbogen mit vielleicht zehn Stickern handelt, die wahrscheinlich schnell aufgebraucht sind.