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Kuehn, S.

Bewertungen

Insgesamt 797 Bewertungen
Bewertung vom 13.12.2022
Unsre verschwundenen Herzen
Ng, Celeste

Unsre verschwundenen Herzen


sehr gut

Warum aus Bird Noah wird
"Unsre verschwundenen Herzen" von Celeste Ng ist eine Dystopie, die einen betroffen macht. Betroffen aus vielen Gründen, einer davon ist, dass es sich über weite Strecken gar nicht so dystopisch anfühlt.
Die Handlung spielt in einem fiktiven Amerika, könnte genauso aber auch überall sonst angesiedelt sein, auch in unserem Land. Hier gibt es nach einem einschneidenden Ereignis für die Bevölkerung große Einschränkungen. Darauf aufbauend wird ein Feindbild geschaffen und der Feind ist hier asiatisch.
Mitten in dieser Welt wächst Bird auf. Bird lebt bei seinem Vater, der sich gut um ihn kümmert, seit seine Mutter verschwunden ist. Birds Vater ist Amerikaner, seine Mutter auch, aber asiatischer Abstammung. Und auch an Bird gehen die Auswirkungen dieses neuen Systems nicht spurlos vorbei.
Da der erste Teil ganz aus Birds, teils noch kindlicher Perspektive, geschrieben ist, trifft einen die Wucht dieser Ungerechtigkeit noch stärker.
Im zweiten Teil des Buches ändert sich der Erzähler und auch der Erzählstil und man bekommt einen tieferen Einblick in das Geschehen.
Am erschreckendsten fand ich wirklich die Vorstellbarkeit des Ganzen, dieses nur ein wenig Abweichen von der Realität. Die Autorin schafft es hier mit sehr leisen und teils poetischen Worten einen unterschwelligen Schrecken zu verbreiten.
Der Roman ist für mich nicht perfekt, zu vieles bleibt mir offen und ungeklärt, aber er geht unter die Haut, berührt und rüttelt auf und ist es definitiv wert, gelesen zu werden.

Bewertung vom 06.12.2022
Die Sehnsucht nach Licht
Naumann, Kati

Die Sehnsucht nach Licht


sehr gut

Unter Tage
"Die Sehnsucht nach Licht" von Kati Naumann ist eine große Familiensaga und eine Geschichte des Bergbaus im Erzgebirge.
Luisa arbeitet in einem Besucherbergwerk im Schlematal und stammt aus einer Familie, deren Männer und teils auch die Frauen unter Tage gearbeitet haben. Mit Alma und Johann Steiner beginnt diese Familiengeschichte und Luisa taucht tief in diese Geschichte ein, als sie sich auf die Suche nach dem vor Jahrzehnten verschollenen Großonkel begibt.
Es ist eine Geschichte von den ersten Anwendungen des abgebauten Urans über die Geschichte des Bergbaus unter der "Wismut" in der DDR bis hin zu der Suche in der ehemaligen Sowjetunion.
Jede Zeit hatte ihre Härten und Freuden, aber die Familie hat immer im Berg geschuftet und zusammengehalten. Das ist hier sehr schön geschildert und beschrieben, über 5 Generationen hinweg.
Die Autorin hat viele Nachforschungen betrieben, um einige Details und Sachverhalte authentisch darlegen zu können, grade das bietet der Geschichte einen sehr spannenden Ansatz. Vieles macht betroffen, anderes ist erheiternd, aber alles macht Mut.
Manchmal war es mir ein wenig zuviel Aufzählung, aber immer hat es mich interessiert, wie es weitergeht. Die Geschichte wird hier getragen von den Menschen, über die hier erzählt wird, über Generationen hinweg.

Bewertung vom 21.11.2022
Auf See
Enzensberger, Theresia

Auf See


gut

Verschenktes Potential
"Auf See" von Theresia Enzensberger habe ich als Hörbuch gehört und gleichzeitig auch noch immer streckenweise gelesen. Die Autorin hat das Buch sehr monoton umgesetzt und vorgetragen, die Stimme passte zum Buch, machte es aber sehr schwer, an der Handlung dranzubleiben. Ich würde eher lesen als hören empfehlen hier.
Yada wächst auf einer schwimmenden Stadt in der Ostsee auf, behütet von ihrem Vater, der diese entworfen und aufgebaut hat. Die Welt ringsum verschwindet in Chaos und Krankheiten und Hungernöten, aber auch auf ihrer Enklave ist nicht alles so, wie es ihr erklärt wird.
Helena lebt in der Stadt, Beton, viel Elend, aber trotzdem auch noch Zusammenhalt und Menschlichkeit. Beide erzählen hier aus ihrem Leben, die so verschieden wirken und es irgendwie dann doch nicht sind.
Es ist eine Dystopie, die einem erschreckend nahe und vertraut vorkommt, teilweise geht es unter die Haut, ist eindringlich. Zu vielem hätte ich gerne mehr gewusst, anderes wurde mir zu breit angelegt.
Leider mochte ich die Protagonistinnen beide nicht und das hat sich auch nicht gebessert im Laufe des Buches. Ich konnte somit viele Handlungen nicht nachvollziehen, sie blieben mir unerklärlich.

Bewertung vom 21.11.2022
Rebel Plants
Jarolim, Valerie

Rebel Plants


ausgezeichnet

Geballtes Wissen über Pflanzen
"Rebel Plant" von Valerie Jarolim ist ein Sachbuch, dass für mich so spannend und interessant ist, wie ich es schon länger nicht mehr hatte.
Hier stehen Pflanzen im Mittelpunkt und spielen die Hauptrolle und das machen sie sehr souverän und gut. Hier wird die komplexe Welt der Pflanzen beschrieben, ihre Vielfalt, ihre Bedrohung durch den Menschen und was wir für sie tun können und vor allem auch, was sie schon alles für uns tun.
Ich habe sehr viele Bücher über Pflanzen gelesen und doch schafft es die Autorin hier öfter mal, mich noch mit einem Fakt zu überraschen.
Hier wird auf die Pflanzen, ihre Überlebens-und auch Fortpflanzungsstrategien, ihre Verteidigung und Ernährung, ihre Anpassung eingegangen. Dann kommt auch der Klimawandel nicht zu kurz, unserer eigener Anteil mit der Landwirtschaft, Technik, Konsum, Ernährung und wie sich alles im großen Ganzen auswirkt.
Gedacht wird hier aber auch weiter, so wie die Pflanzen sich anpassen und weiterentwickeln, müssen wir noch viel mehr an den Ursachen der Misere arbeiten. Hierzu gibt es viele Denkanstöße und Anregungen zum selber-und mitmachen.
Ganz große Klasse auch das Buch an sich, stabil und fest gebunden liegt es gut in der Hand und regt zum immer mal wieder nachlesen an. Der Text ist gut strukturiert und mit vielen Bildern und Grafiken unterbrochen, liest sich hervoragend.

Bewertung vom 21.11.2022
Das letzte Eis
Steinbach, Anne;Reisedepeschen

Das letzte Eis


ausgezeichnet

Großartiges Werk über das Schwinden des Eises
"Das letzte Eis" von Anne Steinbach ist ein Buch, dass unwahrscheinlich wichtig und aktuell ist. Dargestellt wird hier, wie der Klimawandel sich auf das Leben der Menschen überall auf der Welt auswirkt.
Hier geht es vorrangig um das weitere Voranschreiten des Schmelzen der Gletscher und dadurch bedingt den weiteren Anstieg des Meeresspiegels.
Speziell geht es hier zu den Yupik in Alaska und den Urner in den Schweizer Alpen, um sie zu beobachten, zu befragen und ihre Erfahrungen zu teilen. Dabei sind wunderbar spannende Reportagen und fotografische Dokumente entstanden.
Was dieses Buch von anderen "Klimabüchern" positiv abhebt, ist dieses Nahe, diese Persönlichkeit. Die Geschichten bekommen ein Gesicht, haben eine konkrete Vergangenheit, ein Leben, dass sich täglich verändert, eine Zukunft, die vielleicht so nicht mehr Bestand hat.
Wir begleiten die Menschen hier in ihrem Alltag. lernen sie ein Stück weit kennen und sehen, wie sich ihre Welt schon verändert hat und noch verändern wird. Wir sehen aber auch Menschen, die Hoffnung haben, nicht aufgeben, sich neue Perspektiven schaffen. Der Alltag dieser Menschen hat sich verändert, sie verändern sich mit. Erschreckend ist hier die Geschwindigkeit, wie alles voranschreitet.
Das alles ist wunderbar informativ aufgearbeitet und mit wirklich großartigen Naturaufnahmen und weiteren Bildern ergänzt. Am liebsten würde ich das Buch jedem Einzelnen empfehlen, denn hier sind es Bilder und Menschen, wo man wirklich den Wandel begreift.

Bewertung vom 19.11.2022
Was ist die Natur?
Bölsche, Wilhelm

Was ist die Natur?


sehr gut

Mensch und Natur, damals wie heute
"Was ist die Natur?" von Wilhelm Bölsche ist eine Neuauflage des Werkes von 1906. Hierbei handelt es sich um eine Schmuckausgabe mit einem wirklich wunderschönen Cover.
Der ursprüngliche Text blieb unverändert, wurde aber sinnvoll ergänzt durch ein Vorwort und eine Biografie des Autors.
Mich erstaunt hier die Zeitlosigkeit des Textes über weite Bereiche, vieles was hier geschrieben wurde, könnte aktuell genauso verfasst werden. Im Mittelpunkt steht hier der Mensch und die Natur, beides für sich und in der Wechselbeziehung zueinander. Jetzt, mehr als einhundert Jahre später hat der Mensch immer noch ein etwas schwieriges Verhältnis zu der Natur, von der er abhängt, die das Wichtigste in jedem Leben sein sollte.
Hier werden einige sehr wichtige philosophische Betrachtungen angeführt und Denkanstöße gegeben, die ich noch lange beschäftigen werden.
Zum Lesen sollte man hier Zeit und Geduld mitbringen, dieses Werk möchte erarbeitet werden, manche Sätze las ich doppelt und dreifach, um sie mir zu erschließen. Trotzdem oder grade deshalb hat sich die Lektüre für mich gelohnt und einen tiefen Eindruck hinterlassen.

Bewertung vom 19.11.2022
Das letzte Grab / Carla Winter Bd.1
Erler, Lukas

Das letzte Grab / Carla Winter Bd.1


sehr gut

Rasant und spannend
"Das letzte Grab" von Lukas Erler ist ein Krimi, den ich als Hörbuch gehört habe. Mit diesem Buch beginnt eine neue, vielversprechende Reihe mit der Rechtsanwältin Carla Winter im Mittelpunkt.
Die Geschehnisse beginnen hier direkt mit Carla Winter. Sie hat eine heiße Nacht mit einem ihr Unbekannten, wird weggerufen, angeblich wegen eines tödlichen Autounfalls ihres Ex-Mannes und als sie aufgewühlt wieder nach Hause kommt, passiert ihr etwas noch Schlimmeres. Aus ihrem Kleiderschrank fällt ihr die Leiche des jungen Lovers entgegen. Der Albtraum ihres Lebens beginnt.
Hier wird ganz geschickt mit verschiedenen Ebenen gespielt und ein Fall aufgebaut, der auf den ersten Blick mit seinen vielen Facetten gar nicht fassbar ist. Das ganze Gefüge, die Reichweite kommen erst nach und nach zum Vorschein, das ist sehr geschickt gemacht.
Die Ermittlungen führen Carla in Richtung Kunst und Raubkunsthandel und es gibt Spuren in die Türkei. Auch dabei dürfen wir sie begleiten und werden von dieser Kultur gefangen genommen, alles wird sehr lebendig dargestellt. Manche Dinge waren nicht so ganz eindeutig nachvollziehbar und auch leicht unglaubwürdig, wurden aber der Spannung wegen eingestreut. Ich wurde gut unterhalten und das zentrale Thema verdient auch ganz sicher mehr Aufmerksamkeit.

Bewertung vom 19.11.2022
Das Zuhause
Coccia, Emanuele

Das Zuhause


gut

Anstrengende Lektüre
"Das Zuhause" von Emanuele Coccia ist eine Philosophie eines scheinbar vertrauten Ortes. Dabei spielt das Zuhause für das menschliche Glück eine entscheidende Rolle. Meisterhaft verknüpft der Autor das Leben zwischen vier Wänden mit der ökologisch drängenden Frage, wie der Mensch die Welt zu seinem Zuhause macht.
Dieses Buch liest man nicht einfach so am Stück weg, es ist zwar nicht dick, aber die Sprache ist schon recht anspruchsvoll zu verstehen. Die kurzen Kapitel laden hier aber grade dazu ein, zu pausieren und über das Gelesene nachzudenken.
Er nimmt hier das Zuhause auseinander, zerteilt es in verschiedene Räume und setzt es auch wieder zusammen, Dabei entstehen bei ihm unterschiedliche Assoziationen, denen ich nicht immer zu folgen vermag, er schweift im erzählen auch gerne ab und wechselt das Thema.
Er hat Erfahrungen mit dem Umzug und dem jeweils neuen Zuhause, wobei ich mir grade hier noch andre Blickwinkel gewünscht hätte, vielleicht vermehrt auf verschiedene Kulturen bezogen. Er bringt aber seine eigenen Erfahrungen mit dem Wohnen und auch der Philosophie mit ein und regt dazu an, selber einiges anders und neu zu sehen und zu bedenken.
Ich persönlich hätte mir hier gerne eine andere Betrachtung der Sichten gewünscht und für mich blieb bei diesem Buch das wundervolle Cover das Beste.

Bewertung vom 14.11.2022
Das Gesetz der Natur
Winter, Solomonica de

Das Gesetz der Natur


sehr gut

Ausgestoßen
"Das Gesetz der Natur" von Solomonica de Winter ist eine Dystopie, von der ich mir einiges versprochen habe.
Wir lernen hier Gaia kennen, die letzte Mutantin und erfahren auch so nach und nach, warum die Welt so geworden ist und was diese Gesetze bedeuten.
Gaia wurde geprägt von einem gütigen Lehrer und einem hinterhältigem Kämpfer und sie hat gelernt, beides. Sie kann lesen und sie weiß zu töten.
Diese Welt rollt sich hier sehr interessant aus, ich hätte dennoch sehr gerne mehr erfahren, mehr über die Verhältnisse und auch mehr über die Personen. Sehr oft bleibt unklar, aus welchem Grund so gehandelt wird.
Die Sprache der Autorin ist wunderschön, fast wie Poesie, sie malt Bilder mit ihren Worten, teils niederdrückende und brutale Bilder und dann zeigt sie auch sehr schöne Natur.
Die Welt ist kaputt und die Menschheit schuld und dezimiert und doch haben viele nichts dazu gelernt. Gaia wird von einer Geächteten zu einer Heldin, zu einer Verfolgten und sie scheint jede dieser Rollen anzunehmen, weil ihr Leben einen Sinn hat, einen Zweck.
Teils war mir das Buch zu langatmig, viele Seiten und doch blieben mir viele Fragen offen, aber ich würde diese Geschichte gerne weiterlesen.

Bewertung vom 13.11.2022
Zirkus der Wunder
Macneal, Elizabeth

Zirkus der Wunder


sehr gut

Eine andere Zirkuswelt
"Der Zirkus der Wunder" von Elizabeth Macneal schickt uns nach Südengland ins Jahr 1866.
Nell ist ein Mädchen mit sehr vielen Muttermalen, der so lange eingeredet wurde, wie ein Monster auszusehen, bis sie sich selber so sieht.
Jasper hat zusammen mit seinem Bruder Toby einen Wanderzirkus. den "Zirkus der Wunder". Und auch zwischen diesen beiden Brüdern ist das Verhältnis nicht so, wie man es sich wünschte.
Nell wird verkauft, von ihrem eigenen Vater und zieht mit dem Zirkus weiter. Dort wird sie bald zur Hauptattraktion und ihr Selbstvertrauen wächst trotz der Zurschaustellungen. Sie freundet sich auch mit Toby an, doch Jasper ist von Ehrgeiz fast zerfressen und so baut sich hier langsam eine Tragödie auf.
Diese Geschichte wird langsam und mit viel Zeit erzählt, ich mag sowas gerne.Die Protagonisten werden gut vorgestellt, man lernt sie besser kennen und doch bleiben sie teils nicht fassbar. Es ist nicht einmal so, dass meine Sympathien immer bei Nell waren.
Die Zirkuswelt ist hier ganz toll und anfassbar beschrieben, man kann ihn beim lesen fast hören und riechen, hier gelingt es, eine wundervolle Atmosphäre zu schaffen.
Die Geschichte wird abwechselnd von den drei Protagonisten erzählt, wodurch man einen guten Einblick in ihre Welt und ihr Denken erhält.
Die Autorin hat hier Parallelen gezogen zu Personen, die so lebten und Teile ihrer Biografie mit verwendet. Mir hat dieses Buch einen guten Einblick in dieses Thema verschafft.
Sm interessantesten waren hier aber die Entwicklung der Beziehungen zwischen den Dreien, die sehr schmerzlich mitzuerleben war und an manchen Stellen noch vertiefter hätte dargestellt werden können.
Es gibt im Leben, wie in diesem Buch auf diesem Gebiet keine Gewinner und Verlierer.