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Sikal
Wohnort: 
Österreich

Bewertungen

Insgesamt 1155 Bewertungen
Bewertung vom 20.03.2021
Prost, auf die Erben
Kalpenstein, Friedrich

Prost, auf die Erben


sehr gut

Die wirksame T-U-F-Methode bringt jeden Täter zu Fall

Als Ludwig Holzinger, ein erfolgreicher Bauunternehmer, in seiner Villa in Brunngries tot in der Badewanne aufgefunden wird, sieht es zunächst wie ein Unfall aus. Doch Hauptkommissar Tischler und sein Kollege Fink schieben die Unfalltheorie schnell beiseite und ermitteln in einem Mordfall. Was natürlich im Ferienort Brunngries Bürgermeister & Co auf den Plan ruft, denn schlechte Publicity kann man wirklich nicht brauchen.

Dass es anscheinend etliche im Umfeld Holzingers gibt, die ihm nicht wohlgesonnen waren, erweitert die Riege der Verdächtigen. Doch reichen diese Gründe aus, um einen Mord zu begehen?

Auch im Privatleben Tischlers wird es sehr anregend und dieses ist noch ausbaufähig. Gelacht habe ich, als der kulinarische Ausflug zu Finks Mutter zuletzt doch noch von einigen Wehwehchen geplagt wurde. Herrlich!

Ich kenne zwar den ersten Band noch nicht, doch ich bin leicht in die Geschichte reingekommen. Zwei bayrische Urgesteine, die mit unterschiedlichen Sichtweisen an die Sache herangehen. Ein Kriminalfall, der Spannung verspricht. Spritzige Dialoge, die Seite um Seite verfliegen lassen. Der Autor Friedrich Kalpenstein konnte mich überzeugen.

Alles in allem fühlte ich mich gut unterhalten und werde die Reihe im Auge behalten. 4 Sterne

Bewertung vom 20.03.2021
Anleitung zum Diätwahnsinn
Ludwig, Bernhard;Tekal, Ronny

Anleitung zum Diätwahnsinn


sehr gut

Die „Lachen-Sie-sich-schlank“-Methode

Psychologe und Erfinder des Seminarkabaretts Prof. Bernhard Ludwig und Dr. Ronny Tekal, Allgemeinmediziner, haben einen Ratgeber über das Thema Abnehmen und Diäten geschrieben. Bereits der Untertitel „Auf dem Weg zur Traumfigur – und wieder zurück!“ zeigt auf, welche Bereiche von den beiden Autoren auf die Schippe genommen werden (wobei hinter dem ganzen Humor das berühmte Körnchen Wahrheit steckt).

Die meisten haben bestimmt schon mit der ein oder anderen Diät Kontakt aufgenommen – und hatten am Ende des Tages mehr Kilos auf den Rippen wie zuvor. Im Buch stößt man immer wieder auf den berühmten Spiegel, den man vorgehalten bekommt und muss wohl auch über sich selbst schmunzeln, wie leichtgläubig man schon den sogenannten Diät-Missionaren folgte.

Das Buch gliedert sich in diese Bereiche:
Grundlagen für Ihren Diätwahnsinn
Psychologische Kriegsführung
Abnehmen nach Anleitung
Weitere Blickwinkel

Wer sich wirklich einem Hardcore-Abnahmeprogramm widmen möchte, ist gut beraten, zuvor dieses Buch zu lesen und die selbst aufgelegten Vorsätze noch mal zu überdenken. Ob Kohlsuppendiät, Eiweiß-Kohlehydrat oder doch der Tabletten-Wahnsinn… Vielleicht wäre es einfach am besten, seinen Körper so zu nehmen wie er eben ist (und vielleicht die abendliche Schokopraline wegzulassen).

Die beiden Autoren schreiben mit einer gehörigen Portion Ironie und Wortwitz über das Thema, das uns neben Corona wohl am meisten beschäftigt. Das Buch liest sich nicht schnell weg, sondern man muss sich Zeit nehmen, um die Anspielungen und versteckten Doppeldeutigkeiten zu verstehen.

Ein humorvoller Anti-Ratgeber, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

Bewertung vom 20.03.2021
Ameisenmonarchie
Pleschko, Romina

Ameisenmonarchie


sehr gut

Ein literarisches Kaleidoskop

Welche Kuriositäten, skurrile Ereignisse oder spannende Gegebenheiten sich in diesem ach so ehrenwerten Haus tummeln, sind von der Autorin wohl nicht so ganz aus der Luft gegriffen. Schauplatz ist ein Mehrparteienhaus in einer Großstadt, in dem die Bewohner sich maximal einen freundlichen Gruß zukommen lassen. Von einem Gespräch oder einem Kaffeekränzchen sind alle weit entfernt. Doch uns wird nun ein Blick hinter die verschlossene Wohnungstür gegönnt – und das höchst amüsant, bissig und auf alle Fälle kurzweilig.

Wir treffen beispielsweise auf den Gynäkologen Herb Senior, der kurz vor dem Ruhestand steht und voll der Pläne für diesen ist und dann erkennen muss, dass das Leben nicht planbar ist. Seiner Frau mischt er bereits längere Zeit Beruhigungsmittel in die Fettaugen ihrer so heiß geliebten Salami während sie im flatternden Morgenmantel schweigend durch die Räume zu schweben scheint – wenn sie nicht gerade tagelang das Schlafzimmer kaum verlässt.

Herb Junior soll die Praxis seines Vaters übernehmen obwohl er mit dem weiblichen Geschlecht nicht allzu viel anfangen kann und eher Männern zugetan ist. Als er den schlecht gelaunten Nationalratsabgeordneten einer nicht wählbaren Partei trifft, scheint es als habe er den Mann fürs Leben gefunden. Doch meistens kommt es anders …

Der Mann namens Klaus wagt sich nicht aus seinem Schneckenhaus, um der Kosmetikverkäuferin aus der Nachbarwohnung seine Gefühle zu offenbaren. Er greift zu einem ungewöhnlichen Mittel, um die Stationen ihres Lebens zu ergründen, nichtsahnend dass er bereits enttarnt wurde.

Mit spitzer Feder, scharfzüngig und pointiert, lässt Romina Pleschko einen Blick hinter die Kulissen zu. Sie zeigt uns einen amüsanten Streifzug durch die einzelnen Schauplätze, und wir dürfen dabei sein, wenn Liebe und Glück, Trauer, Verzweiflung oder auch Ignoranz Einzug halten.

Die Vielfalt der Charaktere macht das Buch zu einem Genuss. Der zum Teil stakkatoähnliche Schreibstil zeigt wie in einem Kaleidoskop einzelne Fragmente, die immer wieder ein anderes Bild ergeben.

Ein Buch, das ich sehr gerne gelesen habe, wenngleich mich das Ende doch sehr überrascht hat. Für mein Empfinden hätte es dieses dramatische Finale nicht gebraucht. Ansonsten ein Lesehighlight in diesem Jahr. 4 Sterne

Bewertung vom 20.03.2021
Debütantenball
Baumgartner, Michaela

Debütantenball


sehr gut

Ein historischer Roman aus dem alten Wien

Wien 1814: Während Napoleon auf Elba verbannt wird und Wien als Hauptstadt des Habsburger-Reiches Schauplatz sämtlicher Adeliger samt Anhang wird, wollen die drei Geschwister aus dem Hause Wohlleben sich ihren gesellschaftlichen Rang erobern. Im Mittelpunkt steht im Moment die nun bald sechszehnjährige Fanny, deren Debüt und somit Einführung in die Gesellschaft kurz bevor steht. Doch der Wildfang Fanny hat ihren eigenen Kopf und lässt sich nicht so einfach in die Rolle der Frau zur damaligen Zeit drängen. Als ihre verzweifelte Mutter den Umgang mit einer bekannten Witwe forciert, ahnt sie nicht, dass Fanny sich bald auf sehr dünnem Eis bewegt.

Doch auch die ältere Sophie hat noch nicht ihren Platz im Leben gefunden. Dass sie nicht nur zur Frau an der Seite des Mannes taugt, hat sie bereits mehrfach kundgetan. Sie möchte einfach die Welt kennenlernen und noch nicht in einer Familie gefangen sein. Da ihr Verlobter aus einer Schlacht nicht mehr zurückkehrte, scheint eine standesgemäße Verbindung sowieso in weite Ferne gerückt.

Georg, der Sohn des Hauses Wohlleben, ist ein schneidiger Offizier, dem die Damenwelt verfallen scheint. Als er der Fürstin Katharina Pawlowna Bagration begegnet, ahnt er nicht welch dramatische Folgen dies für die ganze Familie Wohlleben noch haben wird.

Die Autorin Michaela Baumgartner hat einen lockeren Roman zur Zeit des Wiener Kongresses geschrieben, der sich flüssig lesen lässt. Nicht nur historische Ereignisse und Personen (Metternich, die Fürstin Bagration, usw.) werden eingeflochten. Sie schafft auch, die Atmosphäre des Kaiserreiches, die zahlreichen Intrigen, Standesdünkel, erotische Geplänkel und vieles mehr einzufangen.

Ich habe mich auf jeden Fall gut unterhalten gefühlt und würde auch weitere Bände sehr begrüßen. 4 Sterne

Bewertung vom 14.03.2021
Steirertanz
Rossbacher, Claudia

Steirertanz


sehr gut

Familienbande
Mittlerweile dürfen die beiden Ermittler Sandra Mohr und Sascha Bergmann gemeinsam bereits den elften Fall lösen. Durch sämtliche Regionen der Steiermark zieht sich anscheinend die Spur des Verbrechens. Nun müssen die Ermittler ins Ausseerland, wobei dies natürlich für den Stadtmenschen Bergmann eine Herausforderung darstellt – und das alles gleich zu Jahresbeginn.

Bei einem Brand in einer alten Villa wird eine der beiden Lex-Zwillingsschwestern tot aufgefunden. Schnell wird klar, dass hier jemand nachgeholfen hat und die Tote wird als Luise Lex identifiziert. Doch wer könnte an dem Tod der jungen Frau ein Interesse haben? Lilli und Luise haben eine Trachtenmanufaktur aufgebaut und sind als „Zuagroaste“ den Einheimischen ein Dorn im Auge. Besonders die geschäftstüchtige Luise wird hier nicht sonderlich geschätzt. Dass in unmittelbarer Nachbarschaft der Villa ein luxuriöses Feriendorf gebaut werden soll, gegen das die beiden Schwestern vehement vorgehen, könnte auch ein Motiv darstellen. Oder steckt eine eifersüchtige Ehefrau dahinter oder gar die Zwillingsschwester? Nur wer wäre dazu fähig, einen solch grausamen Mord zu begehen?

Rasch gibt es einige Verdächtige und eine Spur führt zum Steirerball nach Wien, wo sich Bergmann bald wieder heimisch fühlt. Doch wie bringt Sandra ihren Chef in ein ordentliches Outfit, denn in seinen üblichen Klamotten kann er nicht auf diesen exklusiven Ball. Zum Glück haben da Bergmanns Kinder auch noch ein Wörtchen mitzureden und der Steirerball scheint gerettet. Wenn da nicht auch noch die Verdächtigen wären …

Wie bei den Krimis von Claudia Rossbacher üblich, kommt es zu einem spannungsgeladenen Showdown, bei dem sich die Ereignisse überschlagen. Wenngleich ich dieses Mal die Lösung des Rätsels ziemlich schnell erahnen konnte, habe ich gerne weitergelesen und war bis zum Schluss gespannt, wie sich nun alles auflöst. Das letzte Mal wurde ein gemeiner Cliffhanger eingebaut – diese Schreckensnachricht hat sich zum Glück noch einmal zum Guten gewendet. Und wurde uns dieses Mal erspart.

Auch bei diesem Band dürfen wir wieder über die Machosprüche Saschas den Kopf schütteln oder Sandra triumphierend zulächeln, wenn es einen Punkt für sie gibt. Die Dialoge der beiden sind mittlerweile eingespielt und lassen die beiden vertraut wirken.

Was mich wirklich irritiert hat, ist, dass der Krimi in der Zukunft spielt (Jahresanfang 2022) und die Corona-Pandemie eingeflochten ist. Das hätte es für mich jetzt nicht unbedingt gebraucht, hat eher meinen Lesefluss ein wenig gestört.

Nichtsdestotrotz wieder ein Regionalkrimi wie ich ihn mag: Spannend, humorvolle Dialoge und das alles eingepackt in die märchenhafte Winterlandschaft des Ausseerlandes. 4 Sterne

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Bewertung vom 14.03.2021
Dampfer ab Triest
Neuwirth, Günter

Dampfer ab Triest


sehr gut

Lesenswerte Ermittlungen

Inspector Bruno Zabani ist seiner Heimatstadt Triest sehr verbunden. Als Charmeur der alten Schule ist er der Damenwelt nicht abgeneigt und unterhält so gleich mehrere Affären mit verheirateten Damen – nicht unbedingt zur Freude seiner Mutter. Doch als am Hafen ein Toter aufgefunden wird und sich die Meinung manifestiert, dass jemand hinter dem Grafen Urbanau her ist, erhält Bruno den Auftrag, auf den Grafen an Bord des Kreuzfahrtschiffs „Thalia“ ein Auge zu haben. Dabei wäre Bruno viel lieber bei einer seiner Geliebten.

Als Leser darf man der illustren Gesellschaft quer über das Mittelmeer folgen, bei zum Teil amüsanten Tischgesellschaften dabei sein oder auch über mysteriöse Begebenheiten miträtseln. Als es auch noch einen Überfall an Bord gibt und eine unstandesgemäße Verbindung zweier Verliebter aufkommt, findet sich Bruno plötzlich in einem Netzwerk von Lügen und Intrigen. Zum Glück sind ja alle anderen Gäste gerne bereit, Bruno mit Rat und Tat beiseite zu stehen – nicht immer zu seiner Freude.

Im Anschluss an den Roman erfahren wir einiges über die historischen Hintergründe, das Triest der Donaumonarchie, über die österreichisch-ungarische Handelsmarine, die Schifffahrt sowie die „Thalia“ im Besonderen. Ebenso werden einige Persönlichkeiten vorgestellt.

Der Schreibstil Günter Neuwirths ist der Zeit angepasst. Er schafft es, die gesellschaftlichen Belange (Standesdünkel, die Rolle der Frau, …) gut einzubauen.

Die Charaktere sind sehr vielschichtig gezeichnet und man vermutet so manches Mal unter der glänzenden Oberfläche unstete Eigenschaften.

Der Roman liest sich flott, sobald man sich an die zum Teil gestelzte Sprache dieser Zeit gewöhnt hat. Gerne vergebe ich hier 4 Sterne

Bewertung vom 14.03.2021
Alles, was das Herz begehrt / Wunderfrauen-Trilogie Bd.1
Schuster, Stephanie

Alles, was das Herz begehrt / Wunderfrauen-Trilogie Bd.1


gut

Frauengeschichten

Starnberg 1953: Der erste Teil der „Wunderfrauen“ erzählt über das Leben der vier Frauen - Luise Dahlmann, Annabel von Thaler, Helga Knaup und Marie Wagner. Die Köchin Luise träumt davon, sich einen kleinen Krämerladen aufzubauen. Mit viel Enthusiasmus und Arbeit verwirklicht sie ihren Traum, kämpft jedoch lange Zeit mit der ausbleibenden Kundschaft. Mit ihrem Mann Hans verbindet sie nicht die große Liebe sondern eher eine Gemeinschaft, in der man einander respektiert. Das gemeinsame Kind ist den beiden bis dato verwehrt geblieben. Doch Luise kümmert sich auch noch um ihre beiden Brüder, von denen einer behindert ist – zumindest so lange bis Marie auftaucht.

Marie wurde aus Schlesien vertrieben und musste Schreckliches durchmachen. Sie ist durch Zufall bei den beiden Brüdern Martin und Manni hereingeschneit, und Marie entwickelt sich zur Hausfrau und Bäuerin, genießt die Arbeit mit den Tieren und denkt oft mit Wehmut an das Gestüt in Schlesien zurück. Durch ihre künstlerische Ader ist es für sie einfach, für Luises Laden sämtliche Plakate und Schilder zu gestalten. Die Welt scheint in Ordnung bis sie die Vergangenheit einholt und der todgeglaubte Theo auftaucht.

Annabel von Thaler hat in eine wohlhabende Arztfamilie eingeheiratet und begegnet Standesdünkel und Schuldzuweisungen am laufenden Band. Während ihr Mann als Arzt in der eigenen Klinik laufend gebraucht wird, hütet Annabel den gemeinsamen Sohn Friedrich wie ihren Augapfel. Als Friedrich jedoch in einem unbeobachteten Moment plötzlich ausbüxt, scheint eine Katastrophe unausweichlich.

Die junge Helga Knaup stammt aus wohlhabendem Elternhaus und fühlt sich dort ungeliebt, sodass sie sich von der Familie abwendet und selbst durchschlägt. Sie landet als Lernschwester in der Klinik „von Thaler“ und verliebt sich in einen amerikanischen Soldaten. Als der GI weg ist und Helga schwanger, scheint die Welt erneut für sie unterzugehen. Doch wofür hat man Freunde …

Die Schicksale der vier Frauen kreuzen sich im Laufe der Geschichte immer wieder – nicht immer stehen sie einander bei, sondern es passieren auch unschöne Dinge, die zu bewältigen sind.

Erzählt wird die Geschichte aus den unterschiedlichen Perspektiven der Protagonistinnen, was mir sehr gut gefallen hat. Das Leben in den frühen Fünfzigern wird gut eingefangen – die Nachwirkungen des Krieges, Rassismus, Ausgrenzung, die Rolle der Frau. Leider hat die Geschichte wenig Tiefgang und es plätschern die Erzählungen und Erlebnisse so vor sich hin. Trotzdem werde ich auch die weiteren Bände der Trilogie lesen, denn ich möchte schon gerne wissen was den vier Frauen noch so widerfährt im Leben.

Der Schreibstil der Autorin Stephanie Schuster ist flüssig, die Geschichte liest sich schnell und locker. Es ist ein typischer Frauenroman – was ja durchaus eine Berechtigung hat.

Eine ganz nette Geschichte über vier Frauenleben und einen Ausflug der 1950er Jahre. 3 Sterne

Bewertung vom 13.03.2021
Big Ideas. Das Feminismus-Buch
Carroll, Georgie;Duguid, Beverley;Gehred, Kathryn

Big Ideas. Das Feminismus-Buch


ausgezeichnet

Ein wichtiges Buch

Das „Feminismus-Buch“ aus dem DK-Verlag ist ein wichtiges Nachschlagewerk für Frauen. Gerade ist der Weltfrauentag über die Bühne gegangen - im Corona-Jahr etwas verhalten. Doch sämtliche Frauenthemen werden in diesem Buch übersichtlich und aufschlussreich zusammengefasst. Was ist überhaupt Feminismus? Viele Fragen rund um die Frauenbewegung werden in diesem Buch aufgeworfen und aufschlussreich beantwortet. Viele Grafiken, Zitate und Fotos zeigen die Themen übersichtlich.

Die historische Entwicklung vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart wird gut recherchiert dargestellt. Welche Erniedrigungen Frauen durch Kirche und Staat zu ertragen hatten, werden ebenso aufgeworfen, wie beispielsweise die Stellung der Frau in der Familie.

„Eine Frau, die materiell zum Familienunterhalt beiträgt, kann nicht auf dieselbe herabwürdigende, tyrannische Weise behandelt werden wie eine abhängige Frau.“

Interessant fand ich über die Entwicklung der Rechte der Frauen zu lesen, über die Versklavung, das Recht über den eigenen Körper zu bestimmen, aber auch über eine sexuelle Doppelmoral oder die Wahlrechtsbewegung.

Man muss nicht unbedingt Alice Schwarzer sein, aber man sollte zumindest die Rolle der Frau für sich selbst finden. Ein Ungleichgewicht der Geschlechter ist in vielen Dingen auch heute noch immer wieder erkennbar und sind es nur die Gehaltsunterschiede oder die Altersarmut bei Frauen.

Sicherlich wurde bereits einiges für uns Frauen erkämpft, doch es gibt noch viel zu tun. 5 verdiente Sterne für dieses wichtige Buch.

Bewertung vom 13.03.2021
Grado in Flammen
Nagele, Andrea

Grado in Flammen


sehr gut

Trauerphasen und ein Neubeginn

Nachdem es im letzten Band zu einer persönlichen Tragödie Maddalena Degrassis gekommen ist, bei der ihr Verlobter Franjo erschossen wurde, ist die Commissaria arbeitsunfähig und in einer schweren Depression gefangen. Sie hält sich von der Dienststelle und dem Ermitteln fern. Gefangen in ihrer Trauer scheint es, dass ihr der Blick in die Zukunft verwehrt bleibt. Als ihr die Frau eines Kollegen ins Gewissen redet und ihr die Trauerphasen erklärt, scheint sich das Blatt zu wenden.

In Grado ist ein Feuerteufel unterwegs. Bei den Bränden hat es bereits einen Toten gegeben, doch die Polizei scheint immer einen Schritt langsamer als der Täter zu sein. Als Maddalenas Vorgesetzter (und mittlerweile Stiefvater) Comandante Scaramuzza sie um Mithilfe bittet, scheint Maddalena wieder zu ihrer alten Form zu finden. Doch wer hätte ein Interesse, Grado in Angst und Schrecken zu versetzen?

Wieder begegnen wir einigen bekannten Charakteren. Maddalena darf nicht nur Fortschritte in der Trauerbewältigung machen, sondern auch sich über alte und neue Freundschaften erfreuen, während sie ihr Team wieder von neuem zu schätzen weiß. Comandante Scaramuzza ist genauso ungut wie eh und je, dafür hält sich Maddalenas Mutter dieses Mal etwas zurück bei der Sorge um ihre Tochter.

Der Schreibstil Andrea Nageles ist wie immer flüssig und so liest sich der Krimi flott. Der Spannungsbogen wird hoch gehalten, wenngleich dieses Mal die persönliche Geschichte Maddalenas im Vordergrund steht.

Wieder ein spannender Ausflug nach Grado, bei dem auch einiges an Lokalkolorit und Genuss nicht zu kurz kommen. 4 Sterne

Bewertung vom 07.03.2021
Die zitternde Welt
Paar, Tanja

Die zitternde Welt


sehr gut

Eine Familiengeschichte

Ende des 19. Jahrhunderts reist Maria hochschwanger dem Vater ihres ungeborenen Kindes von Österreich nach Anatolien nach. Wilhelm arbeitet dort als Ingenieur am Bau der Bagdadbahn mit und wollte sich erst ein Leben aufbauen, bevor er an Familie denkt. Doch meistens kommt es anders … Und so steht plötzlich Maria vor seiner Tür und lebt mit ihm in einem kleinen Dorf lange Zeit ohne Trauschein, denn in Anatolien fragt niemand danach. Die beiden bekommen drei Kinder, mussten auch den Tod eines Kindes miterleben. Als der Hauslehrer Frederic ins Dorf kommt und Maria Französischstunden nimmt, scheint sich einiges zu ändern. Doch Wilhelm ist klug und lässt seiner Frau die Freiheiten, die sie braucht. Als der Erste Weltkrieg naht und die beiden Söhne Erich und Hans ins wehrpflichtige Alter kommen, scheint nichts mehr so zu werden wie es war und die Türkei scheint kein sicherer Ort mehr zu sein für die Familie.

Zurück in Österreich muss die Familie erleben, dass auch hier der Krieg alles verändert, Lebensträume durch die politischen Wirren zerstört werden und Familien nicht nur die Heimat verlieren sondern auch der Tod allgegenwärtig ist. Die Welt zittert …

Der erste Teil des Buches zeigt den Mut einer Frau, sich auf Augenhöhe ihrem Mann zu stellen. Maria ist definitiv in einer falschen Zeit gelandet, denn durch ihre unkonventionelle Art und ihren Hang zur Freiheit, ist sie Vorreiterin einer Reformbewegung.

Der zweite Teil zeigt den Zerfall der Familie, hier rückt das Leben Erichs in den Mittelpunkt, was mich manches Mal etwas verwirrt hat. Doch Erich ist anders – er lässt sich treiben und sucht nach einem besseren Leben. Traumatisiert durch den Kriegseinsatz, hängt er zu sehr an Opiaten.

Tanja Paar hat einen schnörkellosen, reduzierten Schreibstil, den ich sehr schätze. Sie schafft es besonders im ersten Teil, die Atmosphäre Anatoliens einzufangen. Ein intensives Leseerlebnis. Im zweiten Teil gibt es viele Sprünge und Perspektivenwechsel, die dafür mehr an der Oberfläche bleiben. Erichs Orientierungslosigkeit wird gut eingefangen, hat mich aber ein wenig gestört.

Die Charaktere sind sehr vielschichtig gezeichnet. Maria, die ihre Freiheit und ihre Kinder liebt und sich dann in eine verbitterte Frau verwandelt. Wilhelm, dem seine Arbeit über alles geht, gut für seine Familie sorgt. Die beiden haben eine Zweckgemeinschaft gefunden, schätzen und respektieren sich – ohne große Liebe.

Nach dem Zuklappen des Buches, lässt mich diese Geschichte etwas gespalten zurück. Den ersten Teil finde ich äußerst lesenswert, der zweite Teil konnte mich nicht zur Gänze überzeugen, so gibt es 3,5 Sterne (gerundet 4).