Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
La Calavera Catrina

Bewertungen

Insgesamt 646 Bewertungen
Bewertung vom 22.02.2023
Ria Regenbogen und die Wetterlinge / Ria Regenbogen Bd.1
Anderson, Laura Ellen

Ria Regenbogen und die Wetterlinge / Ria Regenbogen Bd.1


ausgezeichnet

"Ria Regenbogen und die Wetterlinge" ist ein farbenfroher Auftakt mit zahlreichen tollen Illustrationen voller fantastischer Ideen, Wortwitz und großartigen Charakteren, bei dem es um magische Wetterkräfte, aber auch um Freundschaft, Selbstvertrauen, die Natur und Liebe geht.

Die zehnjährige Ria überzeugt mit ihrer Tollpatschigkeit, liebevoller Naivität und Begeisterung für Bücher und Abenteuer als liebenswürdige Buchheldin. Ihre Freundschaft mit dem schlauen Minus und der unerschrockenen Nassja ist etwas ganz Besonderes. Minus ist eher vorsichtig und zurückhaltend, während Nassja vor Energie platzt. Beide stehen voll hinter Ria und sind immer für sie da.
Besonderes der explodierende Wolkenkater Nim ist ein Highlight und sorgt immer wieder für einige Lacher und Seufzer. Als fluffiges Transportmittel ist er außerdem ungemein praktisch und erinnert an Jindujun aus Dragon Ball. Ich erkenne auch Bunny alias Sailor Moon in Ria, denn auch Sailor Moon kämpfte für Liebe und Gerechtigkeit. Klassiker, die Laura Ellen Anderson garantiert inspiriert haben, was sich auch in Details ihren Illustrationen widerspiegelt. Das dürfte vielleicht den ein oder anderen Animefan der Neunziger neugierig machen. Mich hat es jedenfalls echt begeistert, weil die Geschichte gelungene Aspekte dieser Hits aufgreift und trotzdem etwas ganz eigenes entwickelt, zeitgemäß und lesefreundlich für Kinder und Erwachsene. Der Epilog verspricht eine spannende Fortsetzung, die bereist im August erscheint. Leseempfehlung!

Bewertung vom 22.02.2023
Die Herzchirurgin
Jordan, Jack

Die Herzchirurgin


gut

Die Handlung ist schnell erklärt: Die frisch getrennte Herzchirurgin Anna Jones wird von gefährlichen Männern erpresst. Sie soll während einer Operation einen Patienten töten, ansonsten wird ihr 8-jähriger Sohn sterben.
Ein undenkbares moralisches Dilemma und diese Entscheidung muss Anna ganz allein treffen. Hat sie überhaupt eine Wahl, wenn sie das Leben ihres entführten Kindes retten will?

In zwei weiteren Handlungssträngen geht es um die Krankenschwester Margot, die bei den falschen Leuten Schulden hat und deshalb ihre Kollegen beklaut und die Ermittlerin Rachel, die tragische Verluste in ihrem Leben verkraften musste. Beide Frauen treffen auf Anna, die sehr kontrolliert, intelligent und herablassend auf andere wirkt.

Die filmische Erzählweise macht es leicht, sich mitreißen zu lassen und den Spannungskurven zu verfallen. Diese Sogwirkung sorgt von Anfang an dafür, dass man das Buch förmlich verschlingt, was auch an dem süffigen Schreibstil liegt. Jack Jordan schreibt so, dass man ganz nah dran ist, an den dramatischen Ereignissen und mit Anna mitfiebert, als sie um das Leben ihres Sohnes bangt. Die überschaubare Anzahl der Figuren macht es zudem leicht, der Story zu folgen. Die Geschichte ist zwar nicht originell, ein paar überraschende Wendungen gibt es schon und trotz allem bleibt es unvorhersehbar. Keine der drei Frauen war mir allerdings wirklich sympathisch. Ich nehme an, das sollten sie auch gar nicht sein. Skrupellosigkeit, Egoismus, Gier und Zwangshandlungen spielen mit der moralischen Frage nach Leben und Tod - eigentlich eine gute Mischung für einen Thriller, aber so richtig begeistern konnte mich die Lektüre nicht, was wohlmöglich an der Gleichgültigkeit zu den Figuren lag. Besonders das Ende fand ich unpassend unheimlich. Mein Fazit wäre, dass man nichts verpasst, wenn man diesen Thriller nicht liest.

Bewertung vom 22.02.2023
Wie man als schlechter Gott ein guter Mensch wird / Loki Bd.1 (3 Audio-CDs)
Stowell, Louie

Wie man als schlechter Gott ein guter Mensch wird / Loki Bd.1 (3 Audio-CDs)


ausgezeichnet

Loki, der nordische Gott der Heimtücke und der Lügen, wurde vom Allvater Odin auf die Erde verbannt, ausgerechnet in der sterblichen Hülle eines Elfjährigen, und er darf seine Kräfte nicht benutzen (woran er sich natürlich nicht hält). Loki muss sich auf der Erde Asgards würdig erweisen und seinen „Tugend-Score“ dringend aufbessern. Zu allem übel begleitet ihn sein verhasster Bruder Thor in die Schule und Hyrrokkin und Heimdall schlüpfen in die Elternrolle, was die Situation noch absurder macht.
Loki entdeckt nicht nur die Vorteile des 21. Jahrhunderts, er begreift, wie man Gut und Böse unterscheidet, und treibt seinen Schabernack in der Schule, sondern lernt schnell, das Menschlichkeit auch an einem Gott nich spurlos vorbeigeht. All seine Eindrücke hält Loki in einem magischen Tagebuch fest, das sich von selbst korrigiert, sobald Loki lügt. Er ist also (ätzenderweise) dazu gezwungen, die Wahrheit zu schreiben und wird probt berichtigt, wenn es es nicht tut.

Das klingt nicht nur nach einer großartiger Idee, es ist auch so lustig, wie es sich anhört. Das Hörbuch ist ein riesiger Spaß und man fiebert mit, denn natürlich verbockt Loki es gewaltig. Er ist herablassend, uneinsichtig, stets eifersüchtig auf Thor und ungesund selbstverliebt. Loki ist gar nicht in der Lage dazu, Gutes zu tun, um sein Punktesystem aufzubessern. Oder doch? Das Ende fand ich sehr stimmig und es hat mich gefreut, dass es eine Fortsetzung geben wird. Aber keine Sorge, der erste Teil ist in sich abgeschlossen, ganz ohne fiesen Cliffhanger.

Ich empfehle das Hörbuch, denn Stefan Kaminski liest sehr unterhaltsam. Nein, er liest nicht, er schauspielert für die Ohren. Die literarische Vorlage ist sehr lebendig gestaltet. Geräusche, informierende Einschübe, lustige Comics. Ich hatte befürchtet, dass alles könnte im Hörbuch verloren gehen, aber im Gegenteil: die Hörfassung gefällt mir sogar besser. Stefan Kaminski verleiht jeder der Figuren eine eigene Stimme. Dabei trifft er perfekt den genervt ironischen Ton von Loki, haucht ihm einen treffsicheren Charakter ein, was das Buch zu einem absolutes Hörvergnügen macht. Es kam sogar vor, dass ich mir einige Stelle mehrmals angehört habe, weil ich die Umsetzung so urkomisch und gelungen fand. Unbedingt anhören, wenn man mal wieder herzlich lachen möchte.

Bewertung vom 22.02.2023
Großvaters Walnuss
Paquette, Ammi-Joan

Großvaters Walnuss


ausgezeichnet

Großvaters Walnuss ist ein liebevoll erzähltes Bilderbuch über den Kreislauf des Lebens, anschaulich dargestellt, durch die Entstehung eines Baumes aus einer Walnuss, als Symbol für Wachstum und Hoffnung.

Alles beginnt damit, dass Emilia auf ihrem Nachtisch eine Walnuss findet. Die dazu passende Geschichte erfährt Emilia von ihrem Großvater, der von seinem Leben erzählt und wie er seinen eigenen Walnussbaum pflanzte, der für ihn ein Stück Heimat bedeutet. Dieses Bilderbuch zeigt, wie im Laufe der Zeit der Großvater älter wird, stirbt und wie Emilia damit umgeht.

Die Gestaltung ist sehr detailliert und liebevoll. Die ganzseitigen Illustrationen von Felicita Sala fügen sich harmonisch in diese Geschichte ein und funktionieren auch ohne Text. Ihre Farben erzeugen die passende Stimmung, die auch den Verlauf der Zeit zeigen. Sie kombiniert kräftige Farben auf dezentem Hintergrund und setzt damit immer wieder farbenfrohe Akzente. Die Bäume und der Wachstumsprozess sind wunderschön in Szene gesetzt. Der bildhafte Schreibstil gibt der Weißheiß des Großvaters eine Stimme und schafft schöne Erinnerung für Emilia, die auch als Erwachsene an diesem Ritual festhält.

"Großvaters Walnuss" greift behutsam den Tod der Großeltern auf. Es geht um das Kommen und Gehen auf unserem Planten, diesen ewigen Kreislauf des Lebens, der eben nicht nur Wachstum bedeutet, sonder auch Leid. Trotzdem deprimiert diese Geschichte nicht, sondern schenkt Hoffnung, zeigt einen Weg auf, mit dem Unausweichlichem umzugehen und eignet sich sehr gut, um dieses Thema mit Kindern zu besprechen.

Bewertung vom 22.02.2023
Witches of Brooklyn: What the Hex?!
Escabasse, Sophie

Witches of Brooklyn: What the Hex?!


ausgezeichnet

Im zweiten Comic-Band von "Witches of Brooklyn" wird Effie dem Hexenzirkel von New York vorgestellt und muss neue Herausforderungen meistern, um als Junghexe und Freundin zu wachsen.

Es ist winterlich kalt in Brooklyn und für Effie beginnt nach den Ferien wieder der Schulalltag inklusive Zauberunterricht bei Francis. Doch leider ist nichts mehr so, wie es war. Ihre Freundin Berrit schenkt ihre ganze Aufmerksamkeit der neuen Mitschülerin aus Frankreich und Effie fühlt sich ausgeschlossen. Trotz Bemühungen, mit der neuen Situation umzugehen, läuft das Ganze schließlich aus dem Ruder. Außerdem ist da noch das Problem der Althexe Sissi, bei dem ihr Effie und ihre Tanten helfen sollen.

Das übersichtliche Layout steht dem ersten Band in nichts nach: angenehme Farbgebung, keine bildüberfrachtenden Sprechblasen und ein ansprechender Zeichenstil, der auch mimisch wieder überzeugt. Die Situationskomik kommt in den witzigen Zeichnungen super rüber. Es gab einige Stellen, wo ich lachen musste. Die Anzahl der Szenen finde ich für die Zielgruppe sehr passend. Dadurch kann man der Handlung wunderbar folgen - man fühlt sich einfach wohl beim Lesen. Dieses angenehme Gefühl stellte sich auch beim zweiten Band ein, den man in einem Rutsch durchlesen kann. Da es auch ein paar Anspielungen auf den ersten Band gibt, würde ich empfehlen, in der Reihenfolge zu lesen, aber man könnte auch mit dem zweiten Band starten. Effies Tanten überzeugen wieder durch ihre einfühlsame und hilfsbereite Art. Sie versuchen ihre Teenager-Nichte zu unterstützen und stehen ihr mit Rat und Tat zur Seite. Besonders die lehrreichen Botschaften zwischen den Zeilen sind gelungen, welche sich, neben vordergründigen Themen wie Freundschaft und Hilfsbereitschaft, dezent hervortun. Dazu ein bisschen Magie und einige überraschende Wendungen, die für angenehme Aufregung sorgen.

Fazit: Auch die Fortsetzung ist ein echter Feel-Good-Comic mit Witz, Magie und liebenswerten Charakteren. Außerdem ist das Buchformat sehr handlich und hochwertig. Ich freue mich jetzt schon auf Band 3 und kann die Fortsetzung allen empfehlen, die den ersten Band schon toll fanden.

Bewertung vom 22.02.2023
Jetzt ist Sense
Rath, Hans

Jetzt ist Sense


sehr gut

Als Zino Angelopoulos stellt sich der Tod der Psychologin Dr. Olivia Bentele vor, dessen ganze Familie quasi im Bestattungsgewerbe tätig ist. Versehentlich hat er an ihre Tür geklopft. Olivia begegnet Zino daraufhin immer wieder zufällig, und muss ihrem Ex-Mann, einer Klientin und ihrer besten Freundin Conny zur Seite stehen. Der Tod gewinnt allmählich Spaß an den Gesprächen mit Olivia. Bis sie sich mit dem Fürst der Unterwelt anlegen…
„Er ist clever, gewieft und hat kaum moralische Skrupel.“ Und tatsächlich, der Gott des Todes ist witzig, charmant und unehrlich, um sich das Vertrauen zu erschleichen. Darf Olivia ihm überhaupt trauen? Und was will der Knochenmann überhaupt von ihr?

Ein leichtfüßiger Roman für Zwischendurch, der es schafft, ein durchaus ernstes Thema amüsant zu behandeln, ohne zu deprimieren. "Jetzt ist Sense" ist ein bisschen absurd (das muss man mögen), klug, voller Situationskomik und gut geschrieben. Vor allem geht es um die Unberechenbarkeit des Lebens, den Umgang mit der eigenen Sterblichkeit, aber auch um Freundschaft und Zusammenhalt komödiantisch verpackt. Wer gern deutsche Komödien guckt und seichte und anregende Lektüre mag, wird "Jetzt ist Sense" mögen.

Bewertung vom 22.02.2023
Der Inselmann
Gieselmann, Dirk

Der Inselmann


ausgezeichnet

Der ruhige und poetische Erzählstil von Dirk Gieselmann trägt einen sanft durch die Lebensgeschichte von Hans Roleder, der zehn Jahre alt ist, als er mit seinen Eltern aus der Stadt auf eine einsame Insel zieht, in die Hütte des ehemaligen Schäfers. Dort ernennt er sich zum Inselkönig, bekommt den Hund, den er sich immer gewünscht hat und fühlt sich erstmals frei. Einzig seinen besten Freund Kalle, den vermisst er. Schließlich ist die Herrschaft des Inselkönigs vorbei und Hans wird von der Sehnsucht getrieben, irgendwann zurückkehren zu können.

In vier Teilen begleitet man den heranwachsenden Hans, einen genügsamen Inseljungen und Sohn, der seine lieblosen Eltern mehr liebt, als sie ihn. Im Wandel der Zeit ist er mal Gebieter der Stille oder Hans, der Gezeichnete. Beschreibungen, die einem im Laufe der Geschichte immer wieder begegnen. Es verändert sich, was er mag und was nicht, was er weiß und was er wahrnimmt. Er ist ein kluger Beobachter seines Lebens, meistens sprachlos, aber nicht teilnahmslos. Obwohl der Text ohne viel wörtliche Rede auskommt, ist er sehr lebendig. Dirk Gieselmann erschafft beinah mühelos beeindruckend stimmungsvolle Bilder, schmucklose Tiefe in einer schonungslosen Einfachheit und stellt kluge Fragen, die nachdenklich machen.

Ich mochte diese ungewöhnliche Geschichte, in der alles harmonisch miteinander verbunden ist. So nah sind sich Leid und Schönheit und das Schicksal von Hans, lässt niemanden unberührt. Eine kurze Geschichte über das einfache Leben, die heilsame Seite der Natur und die Gabe, nie die Hoffnung zu verlieren.

Bewertung vom 22.02.2023
Grüner wird's nicht
Sutcliffe, William

Grüner wird's nicht


gut

„Ich nehme mir vor, morgen nach drüben zu gehen und herauszufinden, ob alles tatsächlich so furchtbar dramatisch ist oder ob Mum und Dad einfach nur hysterisch sind. An sich klingt das Ganze nämlich recht cool.“ vgl. S. 39

Gerade haben für den 13-jährigen Luke und seine große Schwester Rose die Sommerferien begonnen. Am letzten Schultag zieht Rose ins Nachbarhaus auf die andere Straßenseite zu den Klimaaktivisten ins Protestcamp. Dieses Ereignis setzt einige Hebel in Bewegung.

Luke erzählt die Geschichte. Dadurch ist man beim Lesen ganz nah dabei, wie er ein Bewusstsein für den Zustand der Welt entwickelt und neugierig über seinen Horizont blickt. Er entwickeln sich im Laufe der Geschichte weiter und Luke erlebt einen unvergesslichen Sommer, mit wertvollen Erfahrungen und lehrreichen Momenten. Es wird ganz nebenbei lehrreiches über das Organisieren einer friedlichen Demonstration, den Ablauf und wie man auf Klimaschutz aufmerksam macht vermittelt. Das ist gerade für Kinder spannend, die sich für Nachhaltigkeit und den Klimaschutz interessieren. In diesem Roman geht es aber auch um familiäre Beziehungen und das Erwachsenwerden. Hier finden sich einige Klischees und mitunter anstrengende Charaktere. Manchmal hätte ich mir auch gezieltere Erklärungen hinter den Plattitüden gewünscht. Ich glaube nicht, dass es langweilig geworden wäre, denn gerade die Dialoge zwischen Luke und Sky hatten Potenzial. Sky ist die jüngste Klimaaktivistin und fasziniert von Lukes Leben, das so ganz anders ist als ihres. Sie zeigt neue Sichtweisen auf und fasziniert mit ihrer naiven Liebenswürdigkeit und ihrem Durchsetzungsvermögen.

Fazit: Unterhaltsame Lektüre aus familiären und gesellschaftlichen Problemen. Rückt den Klimawandel in den Fokus und vermittelt Enthusiasmus, der ansteckt.

Bewertung vom 01.02.2023
Das Mädchen, das mit Bäumen sprach
Farrant, Natasha

Das Mädchen, das mit Bäumen sprach


ausgezeichnet

„Ein Samen dort trug einen Baum in sich, der wiederum Samen trug, und daraus wurde ich. So kommt es, dass ich die Geschichte kenne. Irgendwie sind wir alle miteinander verbunden.“ vgl. 132

In diesem wunderschönen Kinderbuch erwarten euch sieben märchenhafte Geschichten, die von Verwandlung, Hoffnung, Musik, Entdeckergeist, Freiheit und Wertschätzung erzählen, neue Perspektiven eröffnen und uns etwas über Bäume und die Natur lehren.

Und darum gehts:
Olivia ist ein zurückhaltendes Mädchen, das gern Bücher liest. Am liebsten im Schatten ihrer riesige Eiche, die sie liebt wie eine Freundin. Als ihr Vater für ein Bauprojekt die Eiche fällen will, ist Olivia entsetzt und ihr blieben nur wenige Stunden, um ihn von seinen Vorhaben abzubringen. Daraufhin beginnt eine ganz besondere Reise für Olivia. Während sie trostsuchend an der Eiche lehnt und nach einer Lösung suchend allmählich einschlummert, passiert etwas Magisches: Olivia kann mit Bäumen sprechen. Schließlich spaziert Olivia von Baum zu Baum durch die riesige Gartenlandschaft, den Rufen folgend, und hört sich die parabelhaften Märchen der unterschiedlichsten Bäume an, die von Begegnungen zwischen Mensch und Natur in längst vergangenen Zeiten berichten. So unterstützen die Bäume Olivia dabei, aus neuen Perspektiven heraus auf die Welt und ihr eigenes Handeln zu blicken, ganz im Einklang mit der Natur und ihren Kostbarkeiten. Eine ermutigende und hoffnungsvolle Botschaft, die das Wunder ehrwürdiger Bäume, die schließlich viele hundert Jahre alt werden können, lehrreich in Szene setzt.

Absolut wunderschön sind die zahlreichen Wasserfarben-Illustrationen blühender Apfelbäume, prächtiger Eichen, luftreinigender Platanen, gewöhnlicher Buchsbäume, riesiger Erlen, vielseitiger Linden und einzigartiger Tulpenbäume, die alle auf einer Doppelseite mit botanischen Fakten vorgestellt werden. Es gibt auf wirklich jeder Seite etwas zu entdecken und weil das Buch so liebevoll und detailreich gestaltet ist, möchte man es immer wieder durchzublättern und die Geschichte(n) erneut lesen. Das ist nur ein Aspekt, der mich an dem Buch so begeistert hat. Auch der Schreistil von Natasha Farrant schafft es, dass man ganz in den Erzählungen der Bäume versinkt, während man sich wunderbar in Olivia hineinversetzten kann, die um ihre geliebte Eiche fürchtet, während die Zeit erbarmungslos voranschreitet. Wie können ihr all diese Geschichten helfen, das unheilvolle Schicksal ihrer Eiche abzuwenden? Und was für wunderbare Geschichten haben Bäume zu erzählen? Lest selbst!

Wärmste Empfehlung für alle, die Kinderbücher für die Ewigkeit lieben, die man immer wieder lesen möchte, die inspirieren und verzaubern, weil sie grandios erzählt und gestaltet sind.

Bewertung vom 01.02.2023
Liebewesen
Schmitt, Caroline

Liebewesen


ausgezeichnet

„Die Natur musste doch ein Interesse daran haben, dass so jemand wie ich sich nicht fortpflanzte.“

Dies ist die Geschichte von Lio, einer jungen traumatisierten Frau, die in einer Welt lebt „in der Berührungen nichts Schönes sind“, und trotzdem eine Beziehung eingeht, ungewollt schwanger wird und dabei viel über sich selbst lernt.

Das ist keine romantische Liebesgeschichte, sondern eine schonungslose Darstellung, wie schmerzhaft und anstrengend Liebe sein kann, wenn man sie nicht einmal für sich selbst empfindet und was gewollte Kinderlosigkeit kein Tabuthema sein sollte. Einerseits wünscht sich Lio Nähe, kann diese aber schwer ertragen. Ihr Kaputt-Gefühl erklärt sich auch aus Rückblicken in ihre Kindheit, in der man einen Eindruck von ihrer lieblosen Mutter und ihrem hilflosem Vater bekommt. Die entstehende Beziehung zu Max ist dementsprechend schwierig. Max arbeitet beim Radio, ist kompliziert, depressiv und verletzend, und doch gibt es schöne Momente, die gut tun.

„Ich wollte meinen Körper vor der Außenwelt beschützen. Vor all denen die keine Ahnung hatten, wie schwierig es war, ihn zu lieben. Vor denen, die sich von Äußerlichkeiten blenden ließen.“

Das zeichnet „Liebewesen" aus. Man kann sich mit Lio identifizieren, ihre Probleme nachvollziehen. Sie steht für das Rebellische und das Kaputte in unserer Realität, über das keiner gern sprechen möchte. Caroline Schmitt schreibt einnehmend intensiv und provoziert gekonnt. Die sachlich eingewobenen Entwicklungsphasen des Embryos waren bedrückend, die Reaktionen des Gesundheitspersonals beispielhaft. Ein Roman der aufwühlt und einen nicht unberührt zurücklässt.