Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
mimitatis_buecherkiste
Wohnort: 
Krefeld

Bewertungen

Insgesamt 623 Bewertungen
Bewertung vom 02.01.2023
Unschuld
Würger, Takis

Unschuld


ausgezeichnet

Seit über zehn Jahren sitzt Mollys Vater bereits im Gefängnis, nun wurde das Datum der Hinrichtung festgesetzt. Molly will beweisen, dass ihr Vater den Mord am damals sechzehnjährigen Casper Rosendale nicht begangen hat und begibt sich dafür in die sprichwörtliche Hölle des Löwen; unter falschem Namen beginnt sie für die Familie des ermordeten Jungen als Hausmädchen zu arbeiten. Sie unterschätzt dabei den unglaublichen Einfluss der Familie Rosendale im gleichnamigen Ort. Das Datum der Hinrichtung rückt näher, die Zeit läuft Molly davon.

„Sie hatte geglaubt, bei den Rosendales eine Antwort finden zu können, aber sie hatte nur weitere Fragen gefunden.“ (Seite 247)

Wieder einmal hat der Autor es geschafft, mich mit seinem Buch so zu begeistern, dass ich gar nicht weiß, wo ich beginnen soll. Anfangs hätte ich nicht gedacht, dass mich die Geschichte so fesseln würde, Molly war zwar ein interessanter Charakter, aber irgendwie fehlte mir was. Als dann aber der ermordete Casper als Ich-Erzähler zu Wort kam und seine Sicht der Ereignisse schilderte, sodass Gegenwart und Vergangenheit sich abwechselten und überschnitten, war es endgültig so, dass ich mich dem Sog der Erzählung nicht mehr entziehen konnte. Ich war so unglaublich gespannt auf die Auflösung, wollte unbedingt wissen, was passiert ist. Erst spät hatte ich einen Verdacht, hoffte und betete aber fast, dass dieser nicht zutrifft. Ich konnte kaum glauben, was da ans Licht kam, perfide, erschütternd, raffiniert und böse, um nur einige Ausdrücke zu nennen, die man verwenden könnte, um zu beschreiben, was damals geschah. Dramatisch trifft es nicht annähernd, unnötig und fatal, so unfassbar traurig und letztendlich auch vermeidbar wäre alles gewesen. Aus Gründen. So aber gab es auf allen Seiten nur Verlierer, das war schon sehr brutal.

Dieses Buch vereint Familiengeschichte, Drama, Krimi, Gesellschaftskritik und ein wenig Lovestory, alles ist vorhanden und vermischt ergab dies für mich eine unwiderstehliche Mischung. Von mir gibt es fünf Sterne mit Sternchen und eine Leseempfehlung. Ich habe damit mein erstes Highlight für dieses Jahr gefunden.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.12.2022
Penelope und die zwölf Mägde
Atwood, Margaret

Penelope und die zwölf Mägde


gut

Um Odysseus, einen der Helden der griechischen Mythologie, drehen sich zahlreiche Sagen und Erzählungen. Sein Einsatz im Trojanischen Krieg und die anschließende Irrfahrt auf der Heimreise zur Odyssee ergaben Stoff für viele Bücher und Filme. Die kanadische Schriftstellerin und Dichterin Margaret Eleanor Atwood widmet sich im vorliegenden Buch allerdings nicht Odysseus, sondern Penelope, seiner blutjungen Braut und Ehefrau, die jahrzehntelang treu ergeben auf ihren Mann gewartet hat, belagert von vielen Freiern, die in Anbetracht der Länge der Abwesenheit des Helden an dessen Tod glaubten.

Bekanntlich tötete Odysseus mit Hilfe einer List die Freier und viele Bedienstete, die abtrünnig geworden sind. Dazu gehörten auch zwölf Mägde, die sich mit den Eindringlingen einließen. Margaret Atwood gibt Penelope eine Stimme, lässt sie aus ihrer Sicht erzählen, wie es war, und erstellt ein Szenario, das so oder so ähnlich passiert sein könnte. Die Grundidee fand ich faszinierend, allerdings konnte die Umsetzung mich nicht überzeugen. Penelope blieb blass, schwach und zurückhaltend, ich sah hier keine starke Frau, die stoisch auf ihren Mann wartet und überlebt, sondern eine ängstliche und unterwürfige Person, die auf Rettung hofft. Das hatte ich so nicht erwartet.

Dennoch hat das Buch mich gut unterhalten, der Humor und manche moderne Entgleisung der Sprache waren erfrischend anders und spannend zu lesen. Bei dieser Gelegenheit konnte ich mein Wissen zur Odyssee ein wenig auffrischen und dies erinnerte mich daran, wie gerne ich griechische Mythologie eigentlich mag. Ein interessanter Ausflug in die Welt der Mythen und Sagen, der mir Spaß gemacht hat.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.12.2022
Die Heimkehr
Grisham, John

Die Heimkehr


ausgezeichnet

John Grisham ist ein meisterlicher Geschichtenerzähler, seine Romane begleiten mich seit Jahrzehnten und selten hat mich eines seiner Bücher enttäuscht. Dennoch war ich erst ein wenig skeptisch, als ich das vorliegende Buch mit drei Kurzgeschichten in den Händen hielt, weil seine Erzählungen bisher doch ziemlich viel Raum eingenommen haben und Kurzgeschichten bekanntlich, nun ja, einfach kurz sind. Meine Befürchtungen wurden jedoch nicht erfüllt, im Gegenteil wurden meine Erwartungen bei weitem übertroffen.

Alle drei Geschichten behandeln verschiedene Themen, wobei sich die erste und die dritte mit menschlichen Abgründen befassen, nämlich Veruntreuung, Reue, Vergebung und Gier. In der ersten Story kommt ein Mann nach Hause und erhofft Vergebung, nachdem er sich vor Jahren klammheimlich aus dem Staub gemacht hat. Dies gestaltet sich schwieriger als erwartet. In der dritten Story glauben die zwei Söhne eines Straftäters, dass sie ein Anrecht auf dessen Vermögen haben und verzetteln sich in ihrer eigenen Gier. Der feine Humor, der sich durch die Erzählungen zieht, hat mich schmunzeln lassen und wie so oft sah ich mich mit der Frage konfrontiert, wie ich entscheiden würde, was oft gar nicht klar war, denn einfach machte es mir der Autor dabei nicht.

Die mittlere und dritte Story indes war anders, hier gab es wenig Leichtigkeit und der Humor hatte einen bitteren Beigeschmack. Ein Mann sitzt seit vierzehn Jahren in der Todeszelle, in wenigen Stunden soll das Urteil vollstreckt werden, da äußert er einen letzten Wunsch. Die Hintergründe der Tat haben mich entsetzt, aber mehr noch das Alter des Todeskandidaten. Die Rechtsprechung in Amerika ist bekanntlich eine andere als hier und man könnte lange darüber diskutieren, was Recht und was Unrecht ist. Diese Geschichte hat mich erschüttert und emotional sehr bewegt. Auch hier habe ich mir die Frage gestellt, ob ich anders entschieden hätte und bin froh, dass ich ein solches Urteil nicht habe fällen müssen.

Alle drei Geschichten würden genug Stoff für ein eigenes Buch ergeben, wieder hat John Grisham es geschafft, mich wunderbar zu unterhalten und hat mir spannende, amüsante, aber auch sehr emotionale Lesestunden beschert. Volle Punktzahl gibt es dafür von mir und natürlich eine Leseempfehlung.

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.12.2022
Das Mädchen, das den Weihnachtsmann umbrachte
Mcdermid, Val

Das Mädchen, das den Weihnachtsmann umbrachte


ausgezeichnet

Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um eine Sammlung mit zwölf Kurzgeschichten, die sich mal mehr, mal weniger um die Weihnachtszeit drehen, aber immer um Mord oder Totschlag, verbunden mit Schuld, Rache und anderen Unannehmlichkeiten. Hierbei sind die Storys mal modern und manchmal altmodisch, nur behaglich geht es dabei nicht zu. Wer Friede, Freude, Eierpunsch erwartet, der greift also lieber zu einem anderen Buch. Es gibt in der ein oder anderen Geschichte ein Wiedersehen mit Figuren aus den Büchern der Autorin, wobei die berühmtesten Charaktere wohl Tony Hill und Carol Jordan sind, die ich aus einer meiner Lieblingsbuchreihen kenne. Es wird ermittelt, gerätselt und aufgedeckt, dabei geht es oft auch ein wenig humorvoll zu, wie zum Beispiel in der titelgebenden Story. Mir hat aus dieser Sammlung lediglich eine Geschichte nicht ganz so gut gefallen, aber welche dies war, verrate ich nicht, denn die Geschmäcker sind verschieden und die meisten lieben Sherlock Holmes ;)

Ein Buch zum lesen, verschenken oder um es mit dem schönen Cover nach vorne ins Regal zu stellen. Mir hat es jedenfalls sehr viel Spaß gemacht und somit empfehle ich es sehr gerne weiter. Volle Punktzahl gibt es dafür von mir.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.12.2022
For the Love of Bags, Revised Edition
Werner, Julia;Semburg, Sandra

For the Love of Bags, Revised Edition


ausgezeichnet

Wenn es etwas gibt, das Frauenherzen höher schlagen lässt, dann sind es Handtaschen, zumindest ist es bei mir so. Obwohl ich meistens nur eine tragen kann, ist es oft so, dass ich nicht immer widerstehen kann, wenn mir ein schönes Exemplar begegnet, sodass ich bereits eine kleine Sammlung besitze. Ich hoffe, es kommen noch viele weitere Exemplare hinzu - mein Mann nicht ;)

Das vorliegende Buch ist laut Beschreibung eine Hommage an die Handtasche und ich finde, schöner könnte diese nicht sein. Auf vielen Fotos befinden sich unzählige Objekte meiner Begierde, die schöner und ausgefallener nicht sein könnten. Dazu gibt es dreisprachige Texte, die voll interessanter Fakten rund um die Handtaschen sind, von denen mir viele unbekannt waren, oder wusstet ihr, dass die Tasche eigentlich eine männliche Erfindung war? Warum, das erfährt ihr im Buch.

Auch wenn ich wahrscheinlich keines der hier abgebildeten Schmuckstücke jemals mein Eigentum nennen werde, ist träumen davon erlaubt und dazu lädt der Bildband ein. Mir jedenfalls hat das blättern, staunen und lesen viel Freude gemacht. Gerne empfehle ich dieses tolle Buch weiter.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.12.2022
Mimik
Fitzek, Sebastian

Mimik


sehr gut

Hannah Herbst ist Mimik-Expertin, genauer gesagt Mimikresonanz-Expertin, sie kann also anhand minimaler Veränderungen im Gesicht eines Menschen unter anderem erkennen, ob dieser die Wahrheit sagt oder nicht. Dabei arbeitet sie eng mit der Polizei zusammen, kommt so den gefährlichsten Verbrechern zu nahe. Nach einer Operation leidet Hannah am Gedächtnisverlust, als sie ein Video auswerten soll, in dem eine Frau die Morde an ihrer Familie gesteht. Lediglich deren kleiner Sohn Paul hat überlebt, dieser ist verschwunden und nur die Täterin weiß, wo er ist. Der Schock sitzt tief bei Hannah, als sie feststellt, dass die Frau im Video sie selbst ist.

Wie immer schafft der Autor bereits früh eine bedrohliche Atmosphäre, in der nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Er legt falsche Fährten, führt mich immer wieder in die Irre, lässt mich etwas glauben, was er kurze Zeit später revidiert. Dieses Katz- und Maus-Spiel gefällt mir im vorliegenden Buch unglaublich gut, ich fliege durch die Seiten, überlege, rate, verdächtige und scheitere doch immer wieder kläglich. Einige Twists überraschen und verblüffen mich, die Wendung, die die Geschichte irgendwann nimmt, habe ich so nicht erwartet. Erneut ändere ich meine Meinung, was den Tathergang betrifft, und zum wiederholten Male liege ich falsch. Die Auflösung überrascht mich, dieses Ende habe ich nicht erwartet. Eigentlich könnte nun alles so schön sein, wenn da nicht noch eine klitzekleine Enthüllung folgen würde, die mich nicht nur nicht überzeugt, sondern die Freude am Buch insgesamt schmälert. Diese Enthüllung ist für mich nicht stimmig, sie rundet die Story nicht ab, sondern zerstört für mich das Gesamtbild. Warum nur hat der Autor das gemacht, frage ich mich insgeheim und finde keine Antwort. Damit hat das Buch leider ganz knapp das Siegertreppchen verpasst, was ich schade finde. Dennoch gibt es vier Sterne von mir, denn unterhalten wurde ich wirklich gut, sodass ich auch gerne eine Leseempfehlung aussprechen möchte.

14 von 15 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.12.2022
Wen die Specht holt
Eckstein, Yvette

Wen die Specht holt


sehr gut

Der Bürgermeister des in der Oberpfalz gelegenen Dorfes Holzwiesenreuth wird ermordet aufgefunden, er wurde auf dem Kirchplatz an einen Baum gehängt, fürchterlich zugerichtet und zur Schau gestellt. Die Kommissare Kranzfelder und Stern nehmen die Ermittlungen auf und finden schnell heraus, dass der Tote nicht gerade beliebt war im Dorf.

Das vorliegende Buch ist ein Debüt der sympathischen Autorin Yvette Eckstein, das mir gut gefallen hat. Es handelt sich um einen sehr zurückhaltenden Kriminalroman, der den Fokus auf die Figuren legt und das Privatleben der Personen oft in den Vordergrund stellt. Mir war die Geschichte manchmal zu sehr auf die Kommissare fokussiert, die Ermittlung, die sich etwas im Kreis drehte, blieb oft auf der Strecke. Ich kann es mir damit erklären, dass die Autorin ihre Figuren erst einmal vorstellen und etablieren möchte, allerdings ging dies ein wenig zu Lasten der Erzählung.

Der Fall selbst war interessant und der Schreibstil angenehm, lediglich der immer wieder eingestreute Dialekt hat meinen Lesefluss ein wenig gebremst, weil ich nicht immer alle Worte verstanden und oft einfach geraten habe. Der in die Geschichte eingebaute Brauch war mir vollkommen unbekannt und ich habe mich gerne, zuletzt im Nachwort, darüber aufklären lassen. Alles in allem ein kurzweiliges Lesevergnügen, für das ich gerne vier Sterne vergebe und eine Leseempfehlung.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.12.2022
Schrei
Fitz, Noah

Schrei


gut

Jemand entführt junge Frauen, macht regelrechte Jagd auf sie und dokumentiert dies mit einer Kamera. Diese Aufnahmen sind professionell und zeigen zudem Szenen aus bekannten Märchen. Leider gibt es kaum Spuren der Tatperson, lediglich Zettel, die im Mund der Opfer hinterlassen werden. Als auf einem Zettel der Name einer der ermittelnden Beamten steht, fühlen die Ermittler sich herausgefordert und intensivieren die Suche. Da wird eine weitere Inszenierung gemeldet, die Zeit drängt.

Anfangs wurde ich förmlich erschlagen von den vielen Metaphern, die sich durch die Seiten zogen. Sei es nun der Stoff, der sich bauscht wie ein Segel, das Zwerchfell, das wie das Leder einer Trommel unter den Fingern eines Schamanen vibrierte, oder ein Hirn, das sich bläht wie ein Ochsenfrosch; die ganzen Umschreibungen und Vergleiche brachten mich immer wieder aus dem Konzept und irritierten mich. Hier wäre weniger mehr gewesen, denn so konzentrierte ich mich oft auf diese teilweise etwas übertriebenen Wortklaubereien, statt auf die Handlung. Abgesehen davon fand ich den Schreibstil sehr angenehm, die Sprache war dabei modern und hipp, falls man das noch so sagt und ich nicht hinterherhinke, was sprachliche Eigentümlichkeiten angeht.

Der Fall war interessant und skurril; ein Serienkiller, der seine Opfer mit Pfeil und Bogen jagt und danach als Märchenfiguren ablichtet, ist nicht gerade alltäglich. Ich hatte die Fotos buchstäblich vor den Augen, hierbei war die bildliche Sprache ausnahmsweise mal sehr förderlich. Der Wechsel der Perspektive war klug gewählt, auch die Überschneidungen mancher Personen, was diverse Merkmale angeht, führten oft dazu, dass ich mich dazu verführt fühlte, mitzuraten, wer denn nun hinter den Taten stecken könnte. Nicht nur einmal war ich mir sicher, die Tatperson erraten zu haben, was sich ein paar Seiten später als ein Trugschluss entpuppte, allerdings muss ich zugeben, dass ich irgendwann auch etwas den Überblick verloren habe über die Verdächtigen, weil es zum Ende hin doch etwas chaotisch wurde. Dabei war es nicht förderlich, dass immer wieder Zeitsprünge erfolgten, die ich nicht nachvollziehen konnte, weil mir so ein wenig die Handlung fehlte.

Zum Ende hin überschlugen sich die Ereignisse, zumindest da kamen die Ermittler wieder mal zusammen. Wem es nichts ausmacht, dass es in einem Buch oftmals sehr unrealistisch zugeht, dem kann ich den vorliegenden Thriller empfehlen; wer es lieber realistisch mag, der sollte erstmal mit einer Leseprobe vorlieb nehmen. Von mir gibt es solide drei Sterne.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.12.2022
Turmgold / Turm-Reihe Bd.2
Grandl, Peter

Turmgold / Turm-Reihe Bd.2


ausgezeichnet

Zehn Jahre sind mittlerweile seit der Geiselnahme im Turm vergangen, da dringen rechtsextreme Terroristen in den Bunker, in dem sich mittlerweile ein jüdischer Kindergarten befindet, ein und nehmen zehn Kinder sowie deren Betreuerinnen als Geiseln. Achim Schuster hat mit seinem Team alle Hände voll zu tun und ahnt dabei nicht, dass unter dem Bunker geheime Räume existieren, deren Inhalt gefährliche Mächte auf den Plan bringt. Gewissen Personen ist weder das Leben der Geiseln, noch das der Entführer wichtig; skrupellos und äußerst brutal versuchen sie, an ihr Ziel zu kommen.

Dies ist die Fortsetzung des grandiosen Thrillers Turmschatten, die zeitlich zehn Jahre nach den Ereignissen im ersten Teil spielt. Ich empfehle vor der Lektüre, unbedingt den ersten Teil zu lesen, um die Zusammenhänge verstehen zu können, da es aufgrund der vielen Hin- und Verweise, Andeutungen und Informationen sonst zu Missverständnissen kommen könnte und außerdem ergeben viele Sachen ohne Vorkenntnisse keinen richtigen Sinn. Dazu kommt, dass der erste Teil ein rasanter und spannender Thriller ist, den ich an dieser Stelle unbedingt empfehlen möchte.

Das Wiedersehen mit den Figuren aus dem Vorgängerband hat mir viel Spaß gemacht, wobei ich anfangs etwas überfordert war durch die vielen Personen, Orte und Geschehnisse, die im letzten Jahrzehnt und früher passiert sind. Die zahlreichen Sprünge zwischen Menschen, Orten, Jahren und sogar Jahrhunderten erforderten meine volle Aufmerksamkeit, die Ruhe und Konzentration zur Bedingung machten. Hierbei ist das Talent des Autors zum Geschichtenerzählen von einem großen Vorteil, denn nie hatte ich das Gefühl, außen vor zu sein oder etwas nicht zu verstehen.

Die akribisch recherchierten geschichtlichen Ereignisse der letzten Jahre wurden dabei wieder so gut in die Story eingebaut, dass es schwer für mich war, Realität und Fiktion auseinanderzuhalten, sodass ein unglaublich intensives Leseerlebnis entstand. Zu jeder seiner Figuren weiß der Autor eine Geschichte zu erzählen, nie belässt er es bei einer einseitigen Betrachtung, sondern zeigt uns beide Seiten der Medaille. Dies nicht etwa deswegen, um zu beschwichtigen oder zu relativieren, sondern um darauf hinzuweisen, dass es neben schwarz und weiß ganz viele Grautöne gibt im Leben.

Erst langsam steigerte sich die Spannung, nahm das Geschehen Fahrt auf; als die Situation zum Ende des ersten Drittels eskalierte, war ich ein Nervenbündel. Bis zuletzt hatte ich mir ein anderes Szenario gewünscht und war entsetzt und den Tränen nahe, als der Albtraum trotzdem passierte. Atemlos verfolgte ich die Geschichte und war gefesselt, regelrecht berauscht. Einige Situationen brachten mich emotional an meine Grenzen, mein Stresslevel war hoch, die Nerven zum zerreißen gespannt. Das grandiose Finale setzte dem Ganzen noch einmal einen drauf. So geht Thriller, Chapeau! Volle Punktzahl und eine Leseempfehlung gibt es dafür von mir.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.12.2022
Tea Time
Noll, Ingrid

Tea Time


gut

Die Freundinnen Nina und Franziska haben Macken. Es sind Macken, die keinen stören, sondern eher schrullig und liebenswert sind. Zusammen mit vier weiteren Frauen gründen sie den Club der Spinnerinnen, treffen sich regelmäßig und tauschen sich aus. Bei einem dieser Treffen kommt Nina ihre Handtasche abhanden, ein unbekannter Mann meldet sich und behauptet, er hätte diese gefunden. Wider besseren Wissens besucht Nina ihn zu Hause, wird bedrängt und wehrt sich. Sofort ist Franziska zur Stelle, um ihrer Freundin zu helfen. Bedauerlicherweise ist die Sache damit nicht ausgestanden, denn so leicht kommen die Frauen natürlich nicht davon.

Ingrid Noll ist eine der erfolgreichsten Krimiautorinnen in Deutschland und das ganz zu recht. Ihre Figuren sind meistens schrullig und oft ein wenig skurril, deswegen aber nicht weniger sympathisch. Aus Alltagssituationen passieren in den Büchern von Ingrid Noll meistens unerwartete Ereignisse, die weitere Unannehmlichkeiten nach sich ziehen, genauso ist es hier. Die Personen bringen sich selbst in Umstände, die man nicht immer nachvollziehen, meistens aber doch ein wenig verstehen kann. Ob Naivität oder einfach Dummheit dafür maßgeblich sind, das kann hierbei jeder selbst entscheiden.

Leider ist im vorliegenden Buch die Ausgangslage zwar recht witzig, oftmals blieb aber trotzdem die Spannung ziemlich auf der Strecke. Eigentlich passiert das halbe Buch über nichts. Das Leben von Nina ist unglaublich langweilig und die Ausführungen darüber kamen mir etwas langatmig vor. Ich bin von der Autorin bessere Geschichten gewöhnt und hätte mir mehr Ausführungen zu den Marotten der Frauen gewünscht. Lediglich die Passagen mit dem unbekannten Mann waren witzig und unterhaltsam, diese haben mir sehr gefallen und führen dazu, dass das Buch mir letztendlich positiv im Gedächtnis bleibt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.