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Benutzername: 
Glüxklaus
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Franken

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Insgesamt 576 Bewertungen
Bewertung vom 03.08.2021
Suche Platz auf Wolke Sieben
Jebens, Franziska

Suche Platz auf Wolke Sieben


gut

Leichte, kurzweilige Urlaubs-Sommerlektüre

„Hier bin ich schwerelos, meine Ordnung ist aufgehoben, und meine Karten werden neu gemischt.“

Marlene ist am Tiefpunkt. Ihr Freund verlässt sie aus heiterem Himmel und dann verliert sie auch noch ihren Job. Bei einem Abend mit ihrer bestenFreundin und reichlich Alkohol kommt Marlene eine ziemlich gute Idee: eine Online-Dating-Agentur mit Mitgliedern, die alle ähnlich „grün ticken“, der Name des Projekts ist Programm „Wolke sieben“. Drei Jahre später hat Marlene ihre Idee sehr erfolgreich in die Tat umgesetzt. Sie selbst springt auch immer wieder als Ghostwritern für ausgewählte Kunden ein. Als der Sänger Basket und sein Manager Bruno Buchenwald eine Zusammenarbeit mit Marlenes Agentur vorschlagen, bringt das Marlenes Leben ziemlich durcheinander. Denn plötzlich regen sich auch in Marlene lange Zeit nach der gescheiterten Beziehung mit ihrem Freund wieder Gefühle.

Franziska Jebens schreibt einfach, unkompliziert und gut verständlich in Ich-Form aus Marlenes Sicht. Es fiel mir nicht schwer, mich rasch in die Geschichte hineinzuversetzen.

Marlene ist eine sensible Frau, die sich selbst und anderen treu bleibt. Sie ist äußerst loyal. Nach der Enttäuschung mit ihrem letzten Freund hat sie der Liebe abgeschworen und versteckt sich hinter ihrer Arbeit, obwohl sie selbst durchaus eine Romantikerin ist. Ein Urlaub in Sardinien lässt Marlene umdenken: „Wieso muss ich erst auf Sardinien durch Wellen tauchen, um zu erkennen, dass es ungesund ist, so viel Zeit hinterm Schreibtisch zu verbringen? Hier draußen spielt das wahre Leben. Hier draußen bin ich frei. Einmal ins Leben eintauchen? Genau! Das werde ich jetzt tun!“

Ob Marlene am Ende nicht nur für ihre Kunden, sondern auch für sich selbst den Richtigen findet? Der Roman startet flott, frisch und spritzig, schwächelt dann aber stellenweise auf dem Weg zum recht vorhersehbaren Ende und bleibt dabei häufig nur an der Oberfläche. Dennoch eine leichte-lockere, kurzweilige Sommerliebeslesekomödie mit schönem Fazit: „Veränderung gehört zum Leben wie die Brandung zum Meer. Sie hat mich wachsen, mich zu mir finden lassen. Und das ist es doch, worum es im Leben letztendlich geht.“ „Suche Platz auf Wolke Sieben“ bringt während des Lesens garantiert ein paar Sonnenstrahlen, sollte das Wetter einmal schlecht sein.

Bewertung vom 03.08.2021
Der Donnerstagsmordclub / Die Mordclub-Serie Bd.1
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub / Die Mordclub-Serie Bd.1


sehr gut

Miss Marple lässt grüßen - solider, nachvollziehbar Krimi mit originellen Figuren

„In Coopers Chase beginnt der Tag früh. Während noch die Füchse ihre nächtlichen Runden beschließen und die Vögel ihren Appell anstimmen, pfeifen schon erste Kessel, und durch vorhangverhängte Fenster scheint schwaches Lampenlicht. Steife Gelenke knarzen den Morgen herbei.“

Coopers Chase ist keine gewöhnliche Seniorenresidenz. Hier leben einige ganz besondere ältere Menschen. Vier davon treffen sich immer donnerstags im Puzzlezimmer, um über alte, ungelöste Kriminalfälle zu sprechen. Dann ereignet sich tatsächlich ein Mordfall in der unmittelbaren Umgebung. Klar, dass der Donnerstagsmordclub da nicht Ruhe geben kann, bis der Täter entlarvt ist. Auch die ermittelnden Polizisten sind von den schnüffelnden Senioren ziemlich beeindruckt…..

Autor Richard Osman schreibt flüssig, klar, mit Humor und angenehm unkompliziert. Er fungiert als allwissender Erzähler, häufig werden aber auch in Ich-Form Passagen aus der Sicht von Joyce, einem Mitglied des „Detektivclubs“ eingeschoben.

Die Figuren, vor allem die Senioren-Hobbyermittler sind originell: Keine Senioren, die einen ruhigen Lebensabend verbringen, sondern scharfsinnige, intelligente Persönlichkeiten mit Ausdauer und Tatkraft. Der Donnerstagsmordclub besteht aus Joyce, einer ehemaligen Krankenschwester, der Ex-Geheimagentin Elizabeth, die nach wie vor noch über die richtigen Kontakte verfügt und sich selbst als „Rasierklinge“ bezeichnet, dem nicht immer verträglichen Ron, der früher in der Gewerkschaft aktiv war und das Kämpferische nicht verloren hat und Ibrahim, einem Psychiater im Ruhestand, der die Menschen ziemlich gut kennt und schon viele gerettet hat. Diese Truppe funktioniert gemeinsam erstaunlich gut, eine wunderbar unterhaltsame Figurenkonstellation. Auch zu anderen Nebenrollen wie zu Polizistin Donna oder zu ihrem Kollegen Chris hatte ich gleich einen „Draht“, sie kommen recht sympathisch und „nahbar“ rüber

„Wer verliert was?“. Das ist oft die große Frage, die es bei Mordfällen zu beantworten gibt. Auch hier. Alter schützt dabei vor Scharfsinn nicht. Faszinierend, mit welcher Energie die vier Senioren-Ermittler durchs Buch wirbeln. Ihr erster Fall präsentiert sich ziemlich komplex und reich an Verwicklungen und Verdächtigen, da ist es gar nicht leicht, immer den Überblick zu behalten. Viele Szenen sind wirklich lustig und voller Humor, aber es treten durchaus auch traurig- tragische Momente zum Nachdenken auf. Stellenweise hat mit der Roman mit der für mich sehr überzeugenden Grundidee und dem nachvollziehbarem und logisch durchdachtem Plot ziemlich gut gefallen. Aber gerade in der Mitte hätte die Handlung und die Aufklärung des Falls auch etwas zügiger voranschreiten können. Für mich ein solider, meist kurzweiliger Krimi mit netten Figuren, aber kein absolutes Highlight.

Bewertung vom 26.07.2021
So wie du mich kennst
Landsteiner, Anika

So wie du mich kennst


sehr gut

Einfühlsam erzählte, intensive Geschichte zweier Schwestern, die nahegeht

„Warum reden wir den ganzen Tag und erzählen uns doch so wenig?“

Während Fotografin Marie nach ihrer Hochzeit mit dem Amerikaner Adam nach Amerika geht, bleibt ihre ältere Schwester Karla in ihrer Heimat Unterfranken wohnen, wo sie als Lokaljournalistin arbeitet. Nun ist Marie tot, sie wurde in New York auf der Straße von einem Auto überfahren und Karla, die stets ganz eng mit ihrer Schwester verbunden war, fährt nach New York, um Maries Appartement auszuräumen. Dabei lernt sie eine ganz andere Seite von Marie kennen.

Anika Landsteiner schreibt klar und gut verständlich in der ersten Person Singular.
Sie schildert die aktuellen Geschehnisse aus der Sicht Karlas und erzählt zudem in Rückblenden aus der Perspektive Maries von deren Leben in New York, ebenfalls in Ich-Form.

Schnell wird deutlich, wie intensiv und eng die Beziehung der beiden Schwestern war. Als Kind formulierte Karla es so: „Ich bin nicht ich ohne dich.“ Heute denkt sie: „Ich vermisste meine Schwester. Es gab keinen Moment, in dem ich es nicht tat, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Zeit das jemals entzerren würde.“
Anfangs charakterisiert Karla ihre Schwester als stur, spontan und großzügig. Wie sie von ihrer Schwester spricht, wie sie sie verteidigt, zeigt deutlich, wie sehr sie sie liebte. Maries Leidenschaft für ihren Job bringt Karla beispielsweise wunderbar auf den Punkt „Sie hatte immer ein Warum für ihre Fotos gehabt.“
Auch Marie empfand tiefe Zuneigung für ihre Schwester Karla, nennt sie furchtlos, verständnisvoll, bedingungslos liebend. Sie „trägt ihr Herz nicht auf der Zunge“ und „geht mit anderen liebevoller um als mit sich selbst“. Weil beide eine so hohe Meinung von der anderen haben, empfindet man das als Leserin zwangsläufig genauso, ich konnte beide Schwestern im Laufe der Geschichte immer besser verstehen. Es wird im Roman nicht nur offensichtlich, wie sich die Schwestern gegenseitig sehen, sondern auch wie sie sich selbst sehen. Nicht immer stimmen dabei die Wahrnehmungen überein. Beide Schwestern entwickeln sich während der Handlung weiter, Karla erfährt Geheimnisse von ihrer Schwester, die ihre Sicht auf sie ändert und lernt dabei auch viel über sich selbst und ihre eigenenBeziehungen. Marie wird durch ihr Leben in Amerika stark geprägt.
Die Charaktere und Persönlichkeit der beiden Figuren werden immer „tiefer“ und umfassender dargestellt, am Ende ergibt sich ein sehr komplexes, dynamisches Bild der Protagonisten. Mich beeindruckt, wie intensiv die Autorin ihre interessanten Figuren ausgestaltet.

„Warum reden wir den ganzen Tag und erzählen uns doch so wenig?“ Maries Tod lässt einige erschütternde Wahrheiten klar werden, die nie erzählt wurden, es aber unbedingt hätten werden sollen. Die Marie, die Karla während ihres Aufenthalts in New York kennenlernt, ist so vertraut und doch so unbekannt.
Als Leserin dabei zu sein, wie sich Karlas Bild von ihrer Schwester Marie verändert, wie es immer klarer und schärfer wird, zu lesen, wie Karla hilflos mit ihrem schrecklichen Verlust umzugehen versucht, zu spüren, wie sehr die Schwestern einander brauchen, das bewegt, berührt, macht traurig. Vor allem Maries erschütternde Geheimnisse gingen mir extrem nahe. Wenn Maries Vater gesteht „Marie war sehr früh überall. Mama und ich, wir wollten sie nie zurückhalten. Aber ich wünschte, ich wäre ein größerer Teil von ihrer Welt gewesen.“, kann das wohl niemanden kalt lassen.
Mir hat die sensibel erzählte Geschichte der beiden Schwestern trotz einiger Längen am Anfang sehr imponiert und ich kann sie jedem, der gerne Familiengeschichten liest, nur empfehlen.

Bewertung vom 23.07.2021
Fritz und Frieda
Böhm, Anna

Fritz und Frieda


ausgezeichnet

Wie Fritz verloren geht und eine neue Freundin findet - wunderbar warmherzige Freundschaftsgeschichte mit tollen Bildern

Frischling Fritz unternimmt mit seiner Familie einen Ausflug in den Wald. Das macht ganz schön hungrig und müde und es gibt dabei so viel zu sehen. Fritz schaut sich in der Umgebung sehr genau um und plötzlich sind Mama und Papa weg. Was soll Fritz da nur tun? Zum Glück taucht die kleine Füchsin Frieda auf. Ob die Fritz helfen kann?

Anna Böhm schreibt direkt, gut verständlich und mit viel Humor im Präsens, was die Handlung unmittelbarer macht. Sie geht mit ihren kindgemäßen Formulierungen sensibel auf ihre kleinen Leser ein.
Bezaubernd dazu Imke Sönnichsens perfekt passende Illustrationen. Die Hauptfiguren sehen so drollig aus, dass man sie sofort ins Herz schließen muss. Die Bilder geben ganz genau die Stimmungen der Figuren und der Geschichte wieder. So werden die Farben dunkler, als Fritz sich plötzlich allein fühlt. Anhand der Bilder lässt sich die Geschichte problemlos erfassen. Der genaue Weg, den Fritz zurücklegt, ist durch die Illustrationen zum Beispiel exakt nachvollziehbar.
Das Buch wendet sich an kleine Zuhörer ab drei Jahren.

Fritz und Frieda verhalten sich wie Kinder sich eben verhalten. Wildschweinchen Fritz ist begeisterungsfähig, wird schnell hungrig und plötzlich spontan müde, er ist wunderbar neugierig und wissbegierig. Fritz kann sich in Situationen so vertiefen, dass er alles andere um sich herum vergisst. Eine Fähigkeit, die vielen Erwachsenen abhanden gekommen ist. Die kleine Füchsin Frieda ist sehr mitfühlend und tut alles, um Fritz abzulenken. Und als sie sich verletzt, greift Fritz ein. Die beiden - obwohl sie sich gerade erst kennengelernt haben - sind sofort ein ideales Team. Sie kümmern sich rührend um einander, wenn es dem anderen nicht gut geht. Das macht eine Freundschaft aus. Die zwei Tierkinder sind ausgesprochen nette, liebenswerte Hauptfiguren.

In „Fritz & Frieda- ein Frischling kommt selten allein“ steckt trotz der überschaubaren Länge sehr viel drin. Die Geschichte zeigt, wie aufregend der Wald ist und wie viel es dort zu entdecken gibt. Sensibel geht das Buch auf die besonderen und typischen Verhaltensweisen und Eigenarten von Kindern ein.
Anna Böhm formuliert so eingängig, dass Kinder stellenweise bestimmt bald mühelos mitsprechen können, so wird Fritzs Weg wiederholt anschaulich erklärt und dargestellt. Die Kinder werden die Stationen der Strecke rasch auswendig kennen. Außerdem beginnen einige Sätze mit „Aber dann“, was mir gut gefallen hat. Denn gerade im Alltag mit Kindern gibt es viele ungeplante „Aber danns“, die zum Leben dazugehören und es spannend und unvorhersehbar machen.
Kinder werden immer wieder in beängstigende Situationen geraten, doch sie wissen sich intuitiv oft besser zu helfen, als Erwachsene das für möglich halten. Es ist oftmals nicht verkehrt, Kindern mehr zuzutrauen, auch wenn es schwer fällt. Kinder kriegen nämlich vieles alleine oder eben mit anderen Kindern zusammen ganz prima hin. Das beweisen Fritz und Frieda ebenso.
Anna Böhm und Imke Sönnichsen haben ein rundum stimmiges, bezauberndes Bilderbuch über einen aufregenden Ausflug und eine tolle neue Freundschaft mit gewitzten, drolligen Hauptfiguren geschrieben, das einfach nur Spaß macht. Absolut gelungen und uneingeschränkt empfehlenswert für alle Natur- und Tierfans, Abenteurer und Leseratten. Dem Zauber des Buchs lässt es sich schwer entziehen.

Bewertung vom 21.07.2021
Freddy Sidebottoms absolut peinliche Welt
Patterson, Rebecca

Freddy Sidebottoms absolut peinliche Welt


sehr gut

Viele Peinlichkeiten und turbulente Zeitreisen - originell, herrlich überdreht und saukomisch

„Ja, sämtliche Fehler meines Lebens geschehen in zwei Minuten! Zuviel Klopapier zusammenknüllen, Klos zum Überlaufen bringen, nicht wissen, wie „Minimum“ ausgesprochen wird.“

Freddy Sidebottom kann einem nur leid tun. Er stolpert von einer Peinlichkeit in die nächste. Seine Mitschüler haben für seine ständigen Missgeschicke sogar schon einen Namen: „Klassische Fredster“. Aber wie schafft man es bloß, weniger peinlich zu werden und nicht in jedes Fettnäpfchen zu treten? Da kommt Opas Erfindung, eine Zeitmaschine in Form eines Babyspielzeugwürfels gerade recht. Dieser Würfel macht es möglich, ein paar Minuten in der Zeit zurückzureisen und dabei mögliche Blamagen zu verhindern. Zunächst scheint der Würfel die Rettung für Freddy. Doch auch so eine Zeitmaschine hat ihre Grenzen….

Autorin Rebecca Patterson schreibt sehr unterhaltsam und direkt in Gegenwart aus Freddys Sicht. Der flapsige, witzige Schreibstil machte meinen Kindern und mir beim Vorlesen sehr viel Spaß und wirkt sehr authentisch.
Die Illustrationen der Autorin passen sehr gut zur Geschichte. Die schwarz-weiß-grauen Bilder sind zwar recht einfach, aber klar, ausdrucksstark und sehr humorvoll.
Das Buch eignet sich für Leser ab sieben, acht Jahren. Die Schrift ist etwas größer gedruckt und die Zeilen haben einen etwas weiteren Zeilenabstand, was die Lesbarkeit für jüngere Leser deutlich erleichtert und so die Motivation erhöht. Eventuell könnte das Erfassen der englischen Namen den Kindern beim Lesen kleinere Probleme bereiten.

Freddy ist ein echter Pechvogel mit wenig Selbstvertrauen. Das erklärt auch, warum er erstmal fast vom Stuhl kippt, als sein Lehrer Mr. Bakhsi einen seiner Aufsätze als „hervorragend“ lobt: „In meinem gesamten zehnjährigen Leben war bislang noch nie irgendwas „hervorragend“ gewesen.“ Freddy ist nicht richtig schüchtern, er geht offen auf andere zu, mit seinen Freunden schwätzt er z.B. sehr gerne während des Unterrichts. Er hasst es aber, vor Leuten zu sprechen. Seine ständigen Peinlichkeiten machen ihm das Leben schwer. Freddy ärgert mit seinen Aktionen andere nicht absichtlich und bewusst, vielmehr zieht er jedes Fettnäpfchen einfach nur magisch an. Mit Freddy litten wir beim Lesen ziemlich mit.
Sehr sympathisch präsentiert sich auch Freddys Opa, der ein bisschen eigen und verrückt rüberkommt, erfindet er doch tatsächlich nur wegen einer vermissten Schubkarre eine hochkomplexe Zeitmaschine.

In „Freddy Sidebottoms absolut peinlicher Welt“ ist immer was los. Anfangs kamen meine Mitleser und ich aus dem Lachen gar nicht mehr heraus. Eine aberwitzige Situation, sei es ein verunglückter Vortrag vor der ganzen Schule, ein unbeabsichtigt entwichenes Lüftchen in der Mathenachhilfe oder ein katastrophaler Essensunfall in der Mensa, folgt slapstickartig auf die nächste und mittendrin steckt immer Freddy. Seine Missgeschicke sind aber auch herrlich schräg, turbulent und extrem lustig. Das rasante Erzähltempo kann dann aber bis zum Schluss nicht mehr ganz durchgehalten werden, gegen Ende haben doch etwas zu viele Unterhosen ihren eigenen Auftritt und die Gags wirken dabei ein wenig abgedroschen.
Freddy begreift, dass die permanente Konzentration auf das eigene Unvermögen zu nichts führt. Wenn er andere beobachtet und genau auf seine Umgebung achtet, erkennt er, dass anderen Leuten durchaus auch Missgeschicke passieren, denn niemand ist unfehlbar. Dieses Wissen hilft Freddy gelassener zu werden! Dadurch lebt es sich für ihn deutlich leichter.
Trotz kleiner Schwächen am Ende eine absolut originelle, unterhaltsame, sehr komische Geschichte voller Einfallsreichtum, die garantiert für gute Laune sorgt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.07.2021
Irgendwo ist immer irgendwer verliebt
McKinlay, Jenn

Irgendwo ist immer irgendwer verliebt


sehr gut

Manchmal muss man weit reisen, um zu erkennen, was doch so naheliegt - leichte, kurzweilige Liebesromanze mit trauriger Vorgeschichte

„Du hast mir erzählt, dass du dich wiederfinden wolltest, aber du musstest gar nicht gehen, um dich zu finden, Chelsea. Du musstest gehen, damit ich dich finden konnte.“

Chelseas Vater möchte wieder heiraten. Und das, obwohl er seine Verlobte Sheri gerade mal zwei Wochen kennt. Chelsea ist entsetzt, sie kann ihre Mutter nicht vergessen, die vor sieben Jahren an Krebs starb. Doch dann wird Chelsea klar, dass ihr Leben seit dem Tod ihrer Mutter eigentlich gar nicht richtig stattfand. Sie beschließt, sich eine Auszeit zu nehmen, um die Liebe wiederzufinden. In Irland, Paris und in der Toskana möchte sie die drei Männer treffen, die sie während ihrer Europareise kurz vor dem Tod ihrer Mutter so glücklich gemacht haben. Ob einer von ihnen immer noch der Richtige für sie ist?

Autorin Jenn McKinlay schreibt flüssig, klar und nachvollziehbar aus Sicht ihrer Protagonistin Chelsea in Ich-Form. Anfangs wirkt Chelsea noch recht distanziert, unnahbar und steif, blieb mir daher noch etwas fremd, aber im Verlauf der Geschichte gelang es mir immer besser, mich in Chelsea und ihre Geschichte hineinzuversetzen.

Chelsea hat ein großes Problem, das ihre Schwester Annabelle auf den Punkt bringt: „Nachdem Mom gestorben ist, hast Du Dich zurückgezogen und nie damit aufgehört. Ich erkenne dich nicht mehr wieder. Du lässt keinen mehr an dich ran.“ Während andere leben, hat Chelsea bloß das Gefühl auf der Stelle zu treten. Chelsea will sich ändern: „Ich möchte die optimistische, fröhliche, abenteuerlustige Frau sein, die ich einmal war. Ich will nicht der emotionslose Zombie sein, zu dem ich geworden bin.“
Drei Männer, der irische Barkeeper Colin, der Pariser Modeschöpfer Jean Claude und Weinbauer Marcellino aus Italien gaben Chelsea auf ihrer Europareise, während der sie so glücklich war, das Gefühl, geliebt zu werden und lieben zu können. Ob die drei ganz unterschiedlichen Männer, Chelsea während ihrer Reise zurück ins Leben bringen? Und dann gibt es da noch ihren Kollegen Jason, den Chelsea eigentlich ziemlich nervtötend findet, der sich aber nun auffällig für sie zu interessieren scheint.

Findet Chelsea ihr Liebesglück? Und wenn ja mit wem und wo?
Chelseas Europatour ist ziemlich spannend, mitreißend und mit einigen Missverständnissen, Enttäuschungen, Unwägbarkeiten, Überraschungen, traurigen und rührenden Momenten, aber auch lehrreichen Erfahrungen gepflastert. Ihr Gesprächspartner hat durchaus recht, wenn er meint „Du bist so beschäftigt damit, eine Version von dir selbst zu finden, die es nicht mehr gibt, dass du verpasst, was vor deiner Nase liegt.“ Ohne Irrungen funktioniert Liebe für Chelsea nicht.
Bei aller Heiter- und Leichtigkeit hat es mich ziemlich mitgenommen zu lesen, wie es ist, mitzuerleben, wenn der Krebs geliebte Menschen immer weniger werden lässt und einem nichts übrigbleibt, als machtlos dabei zuzusehen.
Wie schwer der Verlust eines wichtigen Vertrauten wiegt, das wird in „Irgendwo ist immer irgendwer verliebt“ sehr deutlich und eindrücklich dargestellt. Für Chelsea „sind Liebe und Verlust auf alle Zeiten miteinander verbunden, weshalb“ sie in ihrer „Liebe vorsichtiger“ ist, „aber auch tiefer“ geht.
Am Ende kommt es dann, wie es für mich von Anfang an kommen musste. Ein herzerwärmendes Finale mit Zuckerguss, das perfekt zu dieser leichten Sommerliebesromanze passt. Manchmal nicht ganz realistisch und etwas naiv, aber durchgehend unterhaltsam und optimistisch. Ein bisschen märchenhaft darf eine eine romantische, kurzweilige Liebesgeschichte ruhig sein. Mir hat diese jedenfalls gut gefallen.

Bewertung vom 19.07.2021
Girl A
Dean, Abigail

Girl A


gut

Erschütternde Geschichte, nur phasenweise packend erzählt

Als Alexandra „Lexi“ Gracie erfährt, dass ihre Mutter im Gefängnis gestorben ist und Alexandra ihr Elternhaus vererbt, kommen furchtbare Erinnerungen in der jungen Frau hoch. Denn in diesem Haus wurden Alexandra und ihre Geschwister von ihren Eltern jahrelang vor der Außenwelt versteckt und gefangen gehalten. Mit 15 Jahren gelang Alexandra die Flucht. Doch vor ihrer Vergangenheit kann sie nicht davon rennen, wie sich jetzt zeigt. Sie wird immer „Girl A“ aus dem „Horrorhaus“ bleiben.

Autorin Abigail Dean schreibt flüssig aus Alexandras Sicht in Ich-Form. Sie schildert, was nach dem Tod der Mutter geschieht, erinnert sich aber auch immer wieder in Rückblenden an vergangene Zeiten. Die verschiedenen Leseabschnitte befassen sich mit den einzelnen Kindern der Familie Gracie und sind daher mit den Namen der Geschwister betitelt: 1 Lex (Girl A), 2 Ethan (Boy A), 3 Delilah (Girl B), 4 Gabriel (Boy B), 5 Noah (Boy D) und Evie (Girl C). Der letzte Abschnitt heißt „Wir alle“. Gerade anfangs hatte ich Schwierigkeiten, mich in der Handlung zu orientieren, da die Zeitsprünge für mich oft unvermittelt auftraten.


Die Kinder der Familie Gracie haben allesamt unsagbar Schreckliches miterlebt. Ihr Schicksal erschüttert. Erzählerin und Hauptfigur Alexandra arbeitet nun als Anwältin, wirkt zu Beginn bewundernswert stark, sie scheint den „Absprung“ geschafft zu haben. Nach außen zeigt sie klar, wie sie sich von ihrer Vergangenheit distanziert hat. So hat sie beispielsweise ihr blondes Haar gefärbt, denn „Ich hab keine Lust, Mutter im Spiegel zu sehen.“ erklärt sie ihrem Bruder Ethan. Im Laufe des Romans kommt heraus, wie sehr sie von den Ereignissen betroffen und geprägt ist, sie benötigt immer noch die professionelle Hilfe der Therapeutin Dr. K., um alles ertragen zu können. Auch wenn Alexandra mir unsäglich leid tat, erreichte sie mich nicht richtig, blieb mir über weite Strecken fremd. Wie unterschiedlich und individuell die Figuren auf ihr Schicksal, das Trauma reagieren, wird eindrücklich und deutlich geschildert, dennoch entwickelte ich kaum Bezug zu den verschiedenen Charakteren, fühlte mich mehr wie eine neutrale Beobachterin.

Grundsätzlich hat die Autorin mit dem Aufbau des Buchs für mich alles richtig gemacht. Durch die Rückblenden wird immer klarer, was wirklich geschah. Erschreckendes, Unvorstellbares und Unerwartetes tritt dabei zutage. Ein rätselhaftes Puzzle fügt sich nach und nach zusammen. Dennoch war ich von der erschütternd Story nicht durchgehend gepackt, teilweise empfand ich sie gar als langatmig. Der Funke wollte einfach nicht so recht überspringen. Für mich ist der Roman weniger Thriller als Familientragödie.
Abigail Dean hat etwas zu erzählen, der Stoff ihres Debüts ist mehr als beachtenswert, aber leider nutzt sie ihre erzählerischen Möglichkeiten nicht optimal aus und schaffte es so nicht, mich durchgehend zu fesseln. Lesenswert, aber nicht herausragend.

Bewertung vom 19.07.2021
Evie und die Macht der Tiere
Haig, Matt

Evie und die Macht der Tiere


ausgezeichnet

Von einer besonderen Gabe, vielen Tieren und dem, was alles zusammenhält

Evie ist kein normales Mädchen. Sie hört Tiere denken, was sie ziemlich in die Bredouille bringt. Denn schließlich kann sie ja ihr Wissen nicht einfach ignorieren. Also befreit sie kurzerhand das Schulkaninchen aus seinem viel zu engen Käfig, was natürlich nicht unbemerkt bleibt. Gerade noch kann ihr Vater einen Schulausschluss abwenden. Evie verspricht, sich in Zukunft zurückzuhalten. Doch dann kommt es im Zoo zu einem Zwischenfall in einem Löwengehege und Evie schreitet erneut ein. Evies Rettungsaktion macht einen gefährlichen Gegner auf sie aufmerksam und der hat ganz eigene Pläne mit dem besonderen Mädchen.

Bestseller-Autor Matt Haig schreibt flüssig, mit Humor und für Kinder gut verständlich. Er bringt wichtige Botschaften klar auf den Punkt und kreiert dabei phantasievoll auch eigene Begriffe wie „denk-sagen“.
Sehr treffend sind Emily Gravetts Illustrationen. Sie sind grau und recht blass, aber strukturiert und aussagekräftig. Vor allem die größeren Bilder bestechen durch viele spannende, motivierende Details.
Die Schrift ist normal groß, der Zeilenabstand etwas weiter als Standard. Die Geschichte ist für Leser ab zehn Jahren geeignet, aber auch jüngere Kinder ab sieben Jahre, für die der Textumfang zum Selberlesen noch zu groß ist, werden beim Vorlesen von der Handlung sicherlich angesprochen werden.

Evie ist eine wirklich außergewöhnliche Hauptfigur mit einer herausragenden Gabe. Sie wirkt bescheiden, möchte nicht auffallen. Granny Flora warnt ihre Enkelin: „Es gibt Dinge, die du besser nicht weißt. Und Stimmen, die du besser nicht verstehst. Also bitte, hör auf damit. Es soll dir nicht ergehen wie mir und wie deiner Mutter. Du sollst ein normales Leben führen.“ Evie bemüht sich sehr, sich an den Rat zu halten, doch verfügt sie zudem über ein sehr ausgeprägtes Mitgefühl für andere und besondere Güte. Das lässt sich nicht einfach abschalten…
Auch Granny Flora, die ebenso die „Gabe“ hat und Ramesh, der etwas anders als andere Kinder ist und nicht ganz den Konventionen entspricht, sind originelle Figuren. Und mit Mortimer J. Mortimer gibt es einen klassischen Bösewicht und Gegenspieler wie aus dem Bilderbuch.

Spannend ist das Abenteuer, in das Evie aufgrund ihrer Fähigkeit gerät, zweifelsohne. Aber „Evie und die Macht der Tiere“ ist auch definitiv ein Buch zum Nachdenken, über Zusammenhänge des Lebens, der Menschen und der Tiere. So heißt es: „Alles hängt mit allem zusammen“ erklärt Granny Flora. „Es ist wie ein riesiges Puzzle des Lebens. Jedes Teilstück hängt von den anderen ab und fügt sich in sie ein. Und zusammengehalten wird alles durch eine gewaltige Energie. Wir Menschen haben kein Wort dafür. Aber andere Tiere haben eins. Sie nennen es Dawa. Dawa gleicht einem Fluß, der durch alles hindurchfließt und alles miteinander verbindet.“
Evie lernt, sich auf andere zu konzentrieren, in sie hineinzusehen, sich in sie hineinzuversetzen, sie versucht gar, sie selbst zu werden. Das ist im echten Leben sicher auch eine gute Idee und hilft, einander besser zu verstehen. Und auch wenn es für Evie anfangs noch schwierig ist, in andere hineinzuhören, bringt es Granny Flora auf den Punkt und macht Evie Mut. „Alles scheint unmöglich, bevor man es beherrscht.“
Güte und Mitgefühl sind keine Sackgasse, das begreift Evie schnell und verdeutlich es den Lesern mit ihrer Geschichte sehr eindrücklich.
Nebenher erfährt man interessante Fakten über Tiere, wie dass die Augen eines Elchs im Winter blau sind oder dass Tintenfische drei Herzen haben.
Mitunter mutet die Geschichte natürlich etwas märchenhaft und naiv an, was sicherlich genauso gewollt ist. Sie sensibilisiert für die wichtigen Dinge im Leben, zeigt, dass es immer richtig ist, Verantwortung für andere zu übernehmen und dass wir letztendlich alle im selben Boot sitzen.
Unterm Strich ein wirklich gelungenes Kinderbuch über Tiere, Freundschaft, eigene Stärken, Verantwortung, Rücksichtna

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.07.2021
4 Kinder, 1 Hund und die coolste Oma der Welt
Stohner, Anu;Stohner, Friedbert

4 Kinder, 1 Hund und die coolste Oma der Welt


ausgezeichnet

Teufelstisch, Hexenhut, drei Riesen und ein echter Kriminalfall: eine sehr aufregende und ziemlich witzige Wandertour

Matteo hat furchtbare Angst vor Hexen. Seine Oma Hildi möchte ihn unbedingt von seiner Angst kurieren und plant daher mit ihren vier Enkeln Matteo, Mia, Jana und Lenny am Wochenende eine abenteuerliche Wandertour durch den Wald. Es soll zunächst zum Teufelstisch und dann über den Hexenhut zu den drei Riesen gehen. Und weil die lange Strecke an einem Tag nicht zu schaffen ist, muss die ganze Truppe auch noch im Zelt übernachten. Der Wald alleine ist schon ziemlich unheimlich, doch dann wird es noch nervenaufreibender. Unterwegs entdecken die Abenteurer nämlich immer wieder verdächtige frische Reifenspuren. Irgendwas geht da im Wald ganz und gar nicht mit rechten Dingen zu…

Anu und Friedbert Stohner erzählen lebendig, locker-leicht und kindgemäß im angenehmen Plauderton. Die Geschichte lässt sich meist flüssig vorlesen, mitunter geriet ich beim Vortrag allerdings angesichts bestimmter Ausdrücke wie „Kratzekätzchen“ oder der Aneinanderreihung sehr vieler Nebensätze ins Stocken. Auch wenn die Leser nicht direkt angesprochen werden, hatten meine Mitleser und ich beinahe das Gefühl, selbst mitten in der Handlung zu stecken.
Elli Bruder hat zur Geschichte treffende Illustrationen gestaltet. Vor jedem Kapitel findet sich ein kleines Bild, das thematisch zum Abschnitt passt. Neben der Seitenzahl unten lässt sich anhand eines keinen Motivs erkennen, wo sich die Hauptfiguren gerade befinden: zu Hause, am Parkplatz, in der Nähe von Teufelstisch, Hexenhut oder den Drei Riesen. Immer wieder gibt es auch bunte, größere Bilder zu bestaunen, die Szenen aus der Geschichte unterhaltsam darstellen. Insgesamt wirken die Bilder sehr dynamisch.
Das Buch eignet sich zum Vorlesen für Kinder ab fünf, sechs Jahren und für Selberleser ab acht.

Viel Spaß machen die originellen Figuren: Matteo, der sich selber am meisten über seine Hexenphobie ärgert, aber nichts dagegen tun kann, seine jüngere, etwas zu selbstbewusste Schwester „Kratzekätzchen“ Mia, die keine Gelegenheit auslässt, um Matteo aufzuziehen, Jana mit ihrer außergewöhnlich beeindruckenden Beobachtungs- und Kombinationsgabe, Opa in seinen unvermeidlichen gestreiften Pullovern, der dickköpfige Hund Herr Enquist und natürlich die unerschrockene Oma Hildi, die manchmal ganz schön schusselig, aber trotzdem obercool ist. Dass es zwischen den Geschwistern immer wieder zu Reibereien kommt und sich bestimmte „Unarten“ der Figuren wiederholt zeigen, wird realistisch und authentisch dargestellt. Die Figurenkonstellation ist definitiv gelungen und macht den besonderen Charme der Geschichte aus.

„4 Kinder, 1 Hund und die coolste Oma der Welt“ ist nicht nur spannend und aufregend mit kniffligem Detektivrätsel, es ist vor allem auch wirklich witzig. Hier reiht sich eine herrlich komische Szene an die nächste: auf kollektives Familienhinfallen folgt beispielsweise Omas lustiger Auftritt, bei dem sie sich spontan fliegenden Käse als zweites Frühstück schmecken lässt.
Von der turbulenten, einfallsreichen Geschichte wurden wir durchgehend hervorragend unterhalten. Besonders überrascht und gefallen hat uns das amüsante Ende.
Das Buch empfehlen wir allen Abenteurern, leidenschaftlichen Wanderern, Hexenfreunden oder -feinden, Naturliebhabern und Krimifans. Oma Hildi und Co heben garantiert die Stimmung.