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Benutzername: 
Midnight-Girl
Wohnort: 
NRW

Bewertungen

Insgesamt 853 Bewertungen
Bewertung vom 10.06.2018
Mord in Serie - Kaltblütig
Topf, Markus

Mord in Serie - Kaltblütig


gut

Der Campingurlaub nahe der polnischen Grenze wird einer ganzen Familie zum Verhängnis. Ein Unbekannter dringt in ihren Wohnwagen ein und tötet auf brutale Art und Weise die Eltern und den Sohn. Nur die Tochter entkommt der Bestie und wird völlig verstört aufgegriffen. Trotz lückenhafter Erzählung gelingt es der Polizei schon bald einen Tatverdächtigen zu ermitteln. Doch für Paula Schellenberg, Kriminalpsychologin und ebenfalls mit dem Fall vertraut, passt irgendetwas nicht ganz ins Bild…

Camping hat sicherlich immer seine Sonnen-, aber auch Schattenseiten. Doch ein solches Szenario wie hier beschrieben kommt in den seltensten Fällen in den Vorstellungen bevorstehender Urlaube vor. Dass ein solch erschütterndes Erlebnis, gerade wenn man diesem quasi hautnah beiwohnt und nur knapp entfliehen kann, belastend wirkt, ist absolut verständlich. Als Hörer schwankt man dennoch und kämpft mit widersprüchlichen Gefühlen, denn ähnlich wie Paula glaubt man etwas Grundlegendes übersehen zu haben. Allerdings gründen diese Gedanken eher auf einem Bauchgefühl denn auf konkreter Hinweise, fassen lässt sich dies nämlich nicht.

Während der Einstieg extrem spannend und mitreißend gestaltet ist, nimmt die Handlung im Folgenden einen Verlauf, der von jetzt auf gleich immer offensichtlicher dargelegt wird. Der Spannungsfaktor bleibt mitunter auf der Strecke, eigene Gedankengänge müssen kaum noch angestrengt werden. Zwar bietet der Abschluss durchaus noch einen Knaller, dennoch bleibt der Gesamteindruck eher im Mittelfeld verankert. Was die Sprecherleistung und die Geräuschkulisse angeht gibt es nichts zu meckern, hier bleibt das gewohnt hohe Niveau bestehen.

Von der Grundidee her eigentlich eine fesselnde Geschichte, was die Umsetzung des Inhalts angeht aber eher schwächelnd. Auch wenn mit unglaublichen Enthüllungen aufgewartet wird, ist die Vorhersehbarkeit zu früh vorhanden und vor allem zu hoch.

Bewertung vom 03.06.2018
Ich beobachte dich
Stevens, Chevy

Ich beobachte dich


sehr gut

Buchstäblich in letzter Sekunde, gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter Sophie, entkam Lindsey ihrem gewalttätigen und kontrollsüchtigen Ehemann Andrew. Nachdem dieser ein Jahrzehnt im Gefängnis sicher verwahrt war, kommt er nun auf freien Fuß. Lindsey versucht die aufkommende Panik zu ignorieren, doch schon bald häufen sich die Vorkommnisse, die sie in Alarmbereitschaft versetzen und fast schon paranoid werden lassen. Hinzu kommt, dass Sophie sich über ihre Bitten und Anweisungen hinweg setzt und losen Kontakt zu ihrem Vater pflegt. Doch was geht wirklich vor sich? Hat Andrew sich tatsächlich geändert, wie er mehr als einmal beteuert oder plant er bereits den nächsten Angriff, um seine Familie erneut zu vereinnahmen?

Nicht nur die Thematik generell ist brisant, sondern bereits der Einstieg als solches, denn sofort fühlt man sich unbehaglich, Lindseys seelische Schmerzen sind weithin spürbar, obwohl man noch keine konkrete Vorstellung das Ausmaß betreffend hat oder gar einschätzen kann welche Ereignisse genau ihre Ehe belasten. Dass jedoch etwas mehr als nur im Argen liegt ist auf den ersten Blick offensichtlich, selbst wenn man sich im Vorfeld nicht über den Inhalt informiert hat. Wieder einmal liegt ein Fall von Faszination, an einer eigentlich gänzlich ungeeigneten Stelle, vor. Einerseits steigt das Aggressionspotential von Seite zu Seite und man würde am liebsten eingreifen, andererseits aber will man sich nur im Hintergrund halten und beobachten was weiter geschieht. Natürlich immer in der Hoffnung auf einen positiven Ausgang, wie auch immer dieser aussehen mag.

Denn schnell macht sich Verwirrung breit, nicht nur bei den Protagonisten. Auch der Leser ist schon bald nicht mehr sicher, ob er nun ebenfalls manipuliert wurde oder ob alles eigentlich ganz anders ist. Vieles ist denkbar, noch mehr möglich und überhaupt scheinen einige Grundsätze schon lange nicht mehr zu gelten. Entsprechend schnell fliegt man regelrecht durch die Lektüre, denn man muss jetzt einfach wissen was Sache ist. Wer steht auf welcher Seite, was hat es mit den ominösen Botschaften auf sich, die auf unterschiedlichste Art und Weise in Lindseys Radius auftauchen und wem ist wirklich noch zu trauen? Als Leser nimmt man sämtliche Charaktere ganz genau unter die Lupe, selbst die Hauptprotagonistin gerät durchaus ins Visier, denn es gibt zahlreiche mögliche Erklärungen die Ereignisse betreffend, die Angriffe müssen schließlich nicht unbedingt von außen kommen.

Man wird nicht in jeder Hinsicht konform mit dem Denken und Handeln der Figuren gehen, auch die ein oder andere Passage erscheint etwas langatmig, doch bis es so weit ist, dass auch nur der Hauch einer Auflösung in Sicht kommt, kreiert Chevy Stevens ein ansonsten psychologisch dichtes Werk, das einem gleichzeitig das Blut in den Adern gefrieren und den Adrenalinspiegel hochschnellen lässt. Nicht mal seinem ärgsten Feind wünscht man eine solche Situation, geschweige denn, dass man selbst hineinrutscht.

Bewertung vom 03.06.2018
Hinter den Türen
Lind, Hera

Hinter den Türen


sehr gut

Juliane ist mehr als glücklich in ihrem Leben und mit ihrer Familie. Gemeinsam mit Mann und zwei Kindern bildet sie eine Einheit. Als sie eines Tages über eine Zeitungsanzeige stolpert, ist sie sofort bereit ihr Glück zu teilen und drei Pflegekinder aufzunehmen. Nach zahlreichen bürokratischen Hürden ist es dann endlich so weit, doch plötzlich muss Juliane feststellen, dass sie nicht allem gewachsen ist, vor allem nicht nach der Erkenntnis, dass die Geschwister ein düsteres Geheimnis teilen…

In „Hinter den Türen“ nimmt Hera Lind sich erneut ein persönliches Schicksal vor und entwirft einen Tatsachenroman, basierend auf einer wahren Geschichte. Mit diesem Wissen geht man auch als Hörer an das Geschehen heran und ist erschüttert. Sicherlich wird man nicht sämtliche Denk- und Handlungsweisen von Juliane verstehen oder gar nachvollziehen können, viele ihrer Wünsche und Hoffnungen sind jedoch mehr als verständlich. Warum hier von offiziellen Stellen immer wieder Gegenwind droht ist absolut unbegreiflich.

Überträgt man diesen einen Fall auf das große Ganze sieht man natürlich ,dass diverse Behörden involviert sind und diese vermutlich, bei der Fülle an Notleidenden, nicht jedem in gleichem Maße gerecht werden können. Nichtsdestotrotz schrillen auch beim Otto Normalbürger schon früh die Alarmglocken was das Verhalten der Pflegekinder angeht, da ist dringende Hilfe notwendig. Wenn möglich hätte man am liebsten sofort selbst eingegriffen, auch ohne besondere Befähigung oder Qualifikation.

Hera Lind trägt dieses Werk selbst vor. Obwohl sie in ihrer Darstellung recht distanziert zu bleiben scheint, ist ein hohes Maß an Emotionalität spürbar, was natürlich auch inhaltlich bedingt ist. Ihr zu folgen fällt leicht, Stimmlage und Intonation sind angenehm, so dass sich ein kurzweiliges Hörerlebnis ergibt.

Hin- und hergerissen ist der Hörer ob der zugrunde liegenden Ereignisse. Die Bandbreite sämtlicher Emotionen wird ausgeschöpft, immer in der Hoffnung auf einen positiven Abschluss. Wie genau dieser jedoch aussehen sollte, kann man gar nicht so klar definieren, denn auch hier kommt es zu zwiespältigen Gefühlen. Definitiv ein beeindruckendes und berührendes Werk.

Bewertung vom 27.05.2018
Bärenalarm im Internat / Club der Heldinnen Bd.3
Weger, Nina Rosa

Bärenalarm im Internat / Club der Heldinnen Bd.3


ausgezeichnet

Als ein junger Bär sich an den Bienenstöcken des Internats vergreift, ergreift vor allem Pina sofort Partei für das Jungtier und schmiedet Rettungspläne. Flo und Blanca glauben, sie fühle sich ganz besonders mit ihm verbunden, weil sei ein ähnliches Schicksal teilen. Aber natürlich stehen auch die Freundinnen immer füreinander ein und schleichen sich nachts gemeinsam vom Gelände, um das umtriebige Tier ausfindig zu machen. Dabei sitzt ihnen nicht nur der ein oder andere Erwachsene aus dem Internat im Nacken, sondern auch die Menschen aus dem Dorf. Denn dort haben sich schnell zwei Lager gebildet…

Im dritten „Club der Heldinnen“-Band bekommen die Mädchen es mit einem ganz besonderen Gast zu tun. Gleichzeitig geraten sie zwischen die Fronten und erleben politische Machtspiele hautnah. Als Leser will man häufig einfach nur laut schreien, ob der vorherrschenden Ungerechtigkeit, die vermutlich der Realität nicht ganz unähnlich ist. Doch sollte man sich auch nicht zu sehr hineinsteigern, sonst verpasst man das ganze Lesevergnügen. Leser der eigentlichen Zielgruppe werden die Schwingungen sicher ebenfalls spüren, zumal sie immer wieder konkret thematisiert werden, ihre Interpretation wird aber wohl eine andere sein. Hier zeigt sich, dass es hin und wieder gut ist, unvoreingenommen und unbelastet an Dinge heranzugehen, die Sichtweise ist gleich eine andere.

Nicht vergessen darf man natürlich die Leistungen und Fähigkeiten der Freundinnen, die sie überhaupt erst zusammengeführt haben. Auch wenn diesmal nicht das Internat in der Kritik steht, können sie ihre Fertigkeiten beweisen und möglicherweise ausbauen. Gerne begleitet der Leser Flo, Pina und Blanca auf ihrem Weg, der durchaus steinig und hochemotional ist, doch wie immer gilt: Aufgeben ist keine Option.

Wie bereits die Vorgänger liest auch dieser dritte Band sich flüssig, so dass man schnell eintauchen kann ins Geschehen. Obwohl die angespannte Stimmung auf Grund des sehr ungewissen Ausgangs vieles überlagert, schafft die Autorin es, den drückenden Schleier ab und an zu lüften, um mehr als nur eine Prise Hoffnung einzustreuen. Am Schluss hält sie dann noch eine besondere Überraschung bereit.

Bewertung vom 27.05.2018
Orchis
Stauffer, Verena

Orchis


sehr gut

Anselm ist schon von klein auf in der Botanik zu Hause, besonders angetan haben es ihm Orchideen. Eines Tages begibt er sich euphorisch und beschwingt auf eine Expedition nach Madagaskar, dort soll ein ganz besonderes Exemplar zu finden sein. Während dieser Reise stößt er allerdings nicht nur auf Mitreisende, sondern mitunter auch an seine Grenzen, was jedoch erst nach der Rückkehr deutlich zutage tritt. Nachdem Anselms Eltern keinen anderen Weg mehr sehen, beschließen sie sich professionelle Hilfe zu holen, damit ihr Sohn wieder gesellschaftsfähig wird. Alles scheint gut, doch das 19. Jahrhundert hat seine Tücken, Anselm verliert sich immer wieder in wissenschaftlichen Neuerungen, die ihm den letzten Nerv rauben und ihn schlussendlich auf eine verhängnisvolle Reise nach China führen.

Orchideen sind absolut faszinierende Pflanzen, doch wäre man selbst bereit für eine Sache so weit zu gehen wie es der Hauptprotagonist tut? Vermutlich käme es auf den Anreiz an und doch glaubt man seine Gefühle und Gedanken insofern im Griff zu haben, als dass ein Abdriften in eine Art Manie schon nicht passieren würde. Aber ist es nicht gerade dieses Denken, welches uns sorglos werden und die Anzeichen übersehen lässt? Hat Anselm wohl im Vorfeld geahnt was ihm Widerfahren würde, dass die Realität mitunter täuschen kann? Sicherlich kann man in vielerlei Hinsicht nur Vermutungen anstellen, sich mit diesen Fragen zu beschäftigen ist aber dennoch nicht verkehrt.

Verena Stauffer erschafft mit ihrem Debütroman ein wort- und bildgewaltiges Werk, das bestimmt nicht jeden Leser gleichermaßen anspricht, aber doch so viel in sich trägt. Anmutig erzählt sie von der Verwirrtheit eines Mannes, den seine Leidenschaft auf den schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn führt. Vielleicht kann das eine gar nicht ohne das andere. Während der Lektüre bricht sich eine Begeisterung bahn, die man im Vorfeld nicht unbedingt für möglich gehalten hätte. Je tiefer man jedoch in die Thematik eintaucht, desto mehr wird man in einen ebensolchen Bann gezogen, wie ihn auch Anselm verspüren muss.

Trotz schwermütiger Passagen und schier ausweglosen Situationen schafft es die Autorin die Atmosphäre mit einer gewissen Leichtigkeit zu füllen, wodurch ganz viel Glanz und Poesie im Vordergrund stehen, erinnert man sich an das Gelesene zurück.

Bewertung vom 27.05.2018
Die Rebellinnen / Iron Flowers Bd.1
Banghart, Tracy

Die Rebellinnen / Iron Flowers Bd.1


sehr gut

Serina und Nomi, zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch kompromisslos füreinander einstehen. Als sie jedoch gezwungenermaßen voneinander getrennt werden bricht für beide eine Welt zusammen. Serina glaubt schon dem Tode geweiht zu sein als sie erfährt wohin ihre Strafe sie führt. Auch Nomi hadert mit ihrem Schicksal, das sie an den Thronfolger zu binden scheint. Dabei war sie immer die aufsässigere der Schwestern und sollte einen Ausweg finden. Wird es ein Wiedersehen geben oder sind sie von nun an auf sich allein gestellt?

Verfolgt man die ersten Kapitel, so ist auf den ersten Blick klar, dass Serina voll und ganz angepasst und Nomi eher rebellischer Natur ist. Aus dem Bauch heraus würde man also vermuten, dass ihr Part auch der interessantere sein wird. Doch plötzlich werden sämtliche Gedanken und Theorien über den Haufen geworfen, als es zu einem folgenschweren Ereignis kommt, das alles ändern soll.

Die Schwestern werden getrennt und auch der Leser verfolgt die weiteren Geschehnisse ab diesem Zeitpunkt unabhängig voneinander, auch wenn natürlich einiges darauf hindeutet, dass es Zusammenhänge zwischen einzelnen Situationen gibt. Die Verbindungen können allerdings erst nach und nach gezogen werden. Fürs erste aber sollte man sich natürlich auf die aktuellen Entwicklungen konzentrieren, die jeweils für sich genommen bereits großes Potential für den weiteren Verlauf bieten.

Einiges mag im Vorfeld sicherlich vorhersehbar erscheinen, dennoch gibt es durchaus Überraschungsmomente, wodurch immer wieder Spannung erzeugt und die Neugierde des Lesers geschürt wird. Es ist aber sicherlich von Vorteil, wenn man sich lesetechnisch nicht ausschließlich in diesem Genre bewegt, sonst stellt man möglicherweise Vergleiche an, die zu einer schlussendlich negativeren Meinung führen.

Der erste Band der „Iron Flowers“-Reihe endet mit einem Cliffhanger, der ordentlich Stoff für den Nachfolger bietet, der hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lässt.

Bewertung vom 27.05.2018
Maleficent - Die Dunkle Fee Kinofassung

Maleficent - Die Dunkle Fee Kinofassung


gut

Die Geschichte hinter dem Märchen „Dornröschen“ wird vermutlich gemeinhin bekannt sein. Doch hat man sich tatsächlich einmal mit den Intentionen der dunklen Fee auseinandergesetzt? Was steckt wirklich hinter dem Fluch, mit dem sie die Königstochter belegt?

Der Film „Maleficent“ beschäftigt sich speziell mit dem Charakter der namensgebenden Person. So begleitet man sie von klein auf, in einem Zeitraffer bis zu dem Punkt, an dem bekannte Aspekte zutage treten. Allerdings hat man sein vorgefertigtes Bild zu diesem Zeitpunkt möglicherweise bereits revidiert oder zieht dies zumindest in Erwägung. Denn der Stoff bietet durchaus andere Interpretationen als bisher weithin verbreitet. Ein Fünkchen Zweifel wird sich wahrscheinlich niemals gänzlich auslöschen lassen, dennoch ist man bereit sich auf das Wagnis einzulassen, um vielleicht überrascht zu werden.

Angelina Jolie ist die perfekte Besetzung für die Hauptrolle und auch die anderen Mimen, obwohl sie neben ihr doch ein wenig blass erscheinen, sind gut gewählt. Mittels bildgewaltiger Darstellung wohnt der Zuschauer einem Krieg bei, dessen Ausgang lange Zeit unklar ist, auch wenn viele Entwicklungen und Ereignisse im Vorfeld absehbar sind. Manch ein Spezialeffekt hätte zudem sicherlich ausgereifter ausfallen dürfen, hier scheint von Zeit zu Zeit gespart worden zu sein. Dadurch ergibt sich keine Kontinuität, vielmehr bleiben negative Kritikpunkte haften, wodurch das eigentlich vorhandene Filmvergnügen geschmälert wird.

Im Großen und Ganzen bietet „Maleficent“ gute Unterhaltung, wenn auch nicht alle Aspekte in Gänze zu überzeugen wissen.

Bewertung vom 27.05.2018
Ich bin dann mal Prinzessin - Teil 1
Cabot, Meg

Ich bin dann mal Prinzessin - Teil 1


sehr gut

Seit ihre Mutter bei einem Unfall ums Leben kam, wächst Olivia wohlbehütet bei ihrer Tante und deren Familie auf. Mit ihrem Vater hat sie nur per Brief Kontakt und weiß eigentlich kaum etwas über ihn. Als Annabelle Jenkins, von der sie dachte sie sei ihre Freundin, behauptet, Olivia sei die Tochter des Königs von Genovien, stellt sich dieses Gerücht schnell als die Wahrheit heraus. Durchschnittlichkeit gehört ab sofort der Vergangenheit an, doch noch gibt es einige Hürden zu überwinden, bevor Olivia voll und ganz in ihrem Leben als Prinzessin aufgehen kann.

Prinzessinnen haben es Meg Cabot angetan, somit ist es nicht verwunderlich, dass auch ihre neue Reihe sich mit dieser Thematik befasst. Olivia, 12 Jahre, Halbwaise und ziemlich abgekapselt was neue Medien angeht, erfährt quasi zwischen Tür und Angel von ihrer Herkunft, wodurch ihr bisheriges Leben gehörig ins Wanken gerät. Vor allem ist nicht alles rosarot wie man es bei einer solchen Enthüllung gerne erwartet, auch wenn natürlich einige positive Veränderungen vonstatten gehen.

Als Hörer fiebert man von Anfang an mit, denn sofern man sich im Vorfeld dem Klappentext gewidmet hat, weiß man natürlich welches Geheimnis Olivia in Kürze offenbart werden wird. Und doch gibt es noch einige unvorhergesehene Entwicklungen, die ein solch einschneidendes Ereignis nach sich ziehen kann und wird. Somit bleibt das Geschehen spannend und interessant, denn auch wenn der Hörer gewisse Vorstellungen und häufig eine blühende Fantasie hat, kann man nicht sämtliche Möglichkeiten die Handlung betreffend gedanklich ausschöpfen. Die Autorin beweist zudem erneut, dass sie diverse Elemente wunderbar miteinander verknüpfen kann, so dass zugleich ein gesundes Maß an Humor und Ernsthaftigkeit sowie auch Emotionalität herrscht. Hörer sämtlicher Altersstufen finden schnell einen Zugang zu Olivia und sind bereit bis zum bitteren Ende an ihrer Seite zu kämpfen, auch wenn die königliche Zukunft manches Mal auf der Kippe steht.

Dagmar Bittner hat die Geschichte eingelesen und versprüht einen sonnigen Charme, der schnell ansteckend wirkt. Auch wenn die Hauptfigur hin und wieder naiver interpretiert wird als der reine Text vermuten lässt, ist und bleibt die Erzählung lebendig. Die vorherrschende Atmosphäre wirkt ob der Musikeinlagen, die nicht nur Übergänge einleiten, sondern auch für Ruhephasen sorgen, positiv.

Ein schöner erster Teil, der bereits im Juli fortgesetzt wird, man darf sicherlich gespannt sein wie es mit Olivia und ihrer neuen Aufgabe weiter geht. Wird ihr Leben sich tatsächlich in der Form verändern, die sie selbst sich wünscht und vorstellt?

Bewertung vom 27.05.2018
Keyserlings Geheimnis
Modick, Klaus

Keyserlings Geheimnis


sehr gut

Eduard Graf von Keyserling, der sich ob einer ominösen Krankheit immer sträubte porträtieren zu lassen, wird nun doch die Ehre zuteil von Lovis Corinth gemalt zu werden. Plötzlich allerdings stellt eine Sängerin auf der Durchreise Keyserlings Welt auf den Kopf. Denn die Dame ist Teil seiner Vergangenheit, deren Ereignisse ihn zeitweise noch immer nicht loslassen.

Klaus Modick hat schon mit dem Künstlerroman „Konzert ohne Dichter“ bewiesen, dass er ein großartiger Schriftsteller ist. Nun widmet er sich dem Leben und Wirken des Eduard Graf von Keyserling. Wer jetzt allerdings nur das literarische Werk im Blick hat, sollte sich auf einige Überraschungen gefasst machen.

Ausgelöst durch das Auftauchen eines wahrhaften Schattens der Vergangenheit kommt es zu Erinnerungen, die mal mehr mal weniger tief unter der Oberfläche geschlummert haben. Dabei dringt man ein in die Intimsphäre eines Mannes, der gleichzeitig Unsicherheit wie auch Stärke ausstrahlt. Dieser Widerspruch wird allerdings nicht der einzige sein, mit dem der Hörer sich konfrontiert sieht, und doch ergibt sich ein stimmiges Bild, das man zwar nicht in allen Details, handlungs- wie gedankenmäßig, teilt, aber dennoch mit Neugierde verfolgt.

Detlef Bierstedt gelingt es, die Atmosphäre in sämtlichen Nuancen einzufangen und dem Hörer zu übermitteln. Somit fühlt man sich in eine längst vergangene Zeit versetzt, ohne jedoch ein antiquiertes Gefühl zu bekommen. Gleichzeitig schafft er es, das Geschehen lebendig zu halten, auch wenn der Autor sich ab und an in ausschweifenden Erläuterungen verliert, die für den Fortgang der Handlung nicht immer notwendig sind.

Mit einer Mischung aus humorvollen und ernsthaften Passagen ist Klaus Modick erneut ein Werk gelungen, das verschiedenste Emotionen vereint und so auch bei einem breiten Publikum auf Interesse stößt.

Bewertung vom 27.05.2018
Nur mal schnell das Faultier wecken / Nur mal schnell Bd.2
Krüger, Knut

Nur mal schnell das Faultier wecken / Nur mal schnell Bd.2


sehr gut

Die Freunde Finn, Zoe und Henry glauben zu träumen, als sich während ihres Scrabble-Spiels ein Faultier zu ihnen in die Küche verirrt und durch eher unglückliche Umstände seinen eigenen Namen legt – Fred. Nach dem ersten Schrecken aber freunden die Kinder und das Tier sich an, schließlich befindet sich bereits ein Zwergmammut in ihrer Obhut, mit exotischen Lebewesen kennen sie sich also aus. Fred gewöhnt sich schnell an die neue Umgebung, beginnt sogar einzelne Worte nachzusprechen. Doch das traute Beisammensein wird schon bald gestört, denn ein aufdringlicher Tierforscher ist hinter Fred her…

Nachdem im ersten Band die Geschichte rund um Henry und sein Zwergmammut Norbert erzählt wurde, ist nun Finn als Ich-Erzähler an der Reihe. Doch muss man keinerlei Bedenken haben, sollte der Vorgänger nicht bekannt sein, denn die jeweiligen Geschichten sind in sich abgeschlossen, auf wichtige Ereignisse wird sogar kurz eingegangen, so dass sämtliche Informationen vorliegen, um in aller Ruhe zu verfolgen wie Fred zu Finn kommt und was Kinder und Tiere gemeinsam erleben.

Obwohl es nicht jeden Tag vorkommt, dass sich plötzlich ein Faultier in die Küche schwingt und es zu einem Aufruhr kommt, bleiben die Freunde erstaunlich gelassen. Nach dem ersten kurzen Schrecken wird direkt ein Plan für das weitere Vorgehen ausklamüsert und Fred in die Gemeinschaft integriert. Sicherlich steht noch die Frage im Raum wie Finns Eltern auf das neue Haustier reagieren werden, aber erst einmal muss das Faultier natürlich auf Herz und Nieren untersucht werden. Dabei lernen nicht nur die Kinder einiges über diese außergewöhnliche Spezies, kleine wie große Leser werden die Informationen ebenfalls begierig aufnehmen.

Spannend wird es, als ein ominöser Tierforscher auftaucht, der ganz eigene Ziele verfolgt und diese auch unbedingt, ohne Rücksicht auf Verluste, umzusetzen versucht. Dabei hat er jedoch nicht mit Finn und seinen Freunden gerechnet, die ihm immer wieder in die Quere kommen, schließlich ahnen sie, dass es Fred in den Forscherhänden nicht gut geht.

Mit einer gelungenen Mischung aus Spannung, Humor und Fantasie gelingt Knut Krüger ein Schmankerl zum Vor- und Selberlesen. Nicht nur die eigentliche Zielgruppe wird mit Hilfe der Geschichte dem Alltag ein Weilchen entfliehen. Betrachtet man die bisherigen Veröffentlichungen, dürfte sich der dritte Band rund um Zoe drehen. Man kann ja schon einmal spekulieren, um welches Tier es sich dann handeln wird.