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Pharo72
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Zittau
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Büchersüchtige, introvertierte Leseratte!

Bewertungen

Insgesamt 465 Bewertungen
Bewertung vom 19.06.2012
Blutsommer / Martin Abel Bd.1
Löffler, Rainer

Blutsommer / Martin Abel Bd.1


ausgezeichnet

In Köln hat ein Serienmörder bereits zum fünften Mal zugeschlagen und das mit äußerster Brutalität. Nicht umsonst wird er der „Metzger“ genannt. Ausgesprochen unwillig bittet die Polizei vor Ort um Unterstützung durch einen Profiler, oder besser Fallanalytiker, wie es in Deutschland heißt. Martin Abel ist einer der Besten seines Fachs, aber auch eine äußerst schwierige Person und ein Einzelgänger. Daher ist er auch wenig begeistert, als er die junge Hannah Christ an seine Seite gestellt bekommt, die von ihm lernen soll. Mittels eines Radiointerviews provoziert Abel den Killer und dieser bezieht die Ermittler daraufhin in seine abartigen Pläne mit ein.

Meine Meinung:

Dass es sich bei „Blutsommer“ um einen Debütroman handelt, ist dem Buch wirklich nicht anzumerken. Es startet mit einem Knallerprolog, der den Leser sofort ins Geschehen zieht. Die anschließende Einführung und Charakterisierung der Hauptfiguren ist ein wenig ausführlich geraten, doch spätestens ab der Mitte nimmt das Buch an Fahrt auf und steigert sich zu einem mörderischen Finale, welches es unmöglich macht, vor der Auflösung aufzuhören.

Natürlich ist der geniale Ermittler, welcher im Privatleben gescheitert ist, eine häufig auftreffende Figur im Genre, dennoch schafft es Rainer Löffler, seinem Martin Abel eine besondere Note zu verleihen. Trotz seiner oft ruppigen Art und ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden, zeigt er an anderer Stelle viel Einfühlungsvermögen. Hannah Christ steht von Beginn an ihre Frau, musste sie sich doch schon immer in der von Männern dominierten Welt ihres Berufsstandes durchsetzen. Dass sie romantische Gefühle für Abel entwickelt, konnte ich nicht so ganz nachvollziehen, allerdings wurde dies, wenn man bedenkt, dass es sich hier um einen männlichen Autor handelt, sehr gefühlvoll beschrieben. Als besonders witzige Nebenfigur sticht der forensische Entomologe Professor Schwartz heraus.

Einige Details der Metzgermorde erfordern einen stabilen Magen und erinnern stark an Hannibal Lecter. Durch Rückblenden in die Kindheit des Mörders bekommt der Leser auch hinsichtlich seiner Motivation einen guten Einblick. Obwohl der Name des Täters schon relativ früh bekannt ist, schafft es der Autor auf geniale Weise falsche Fährten zu legen, sodass mehrere Lösungen möglich sind.

Zusammenfassend kann ich das Thriller-Debüt von Rainer Löffler jedem Fan des Genres empfehlen, der etwas härtere Kost vertragen kann, und packende Spannung sucht.

13 von 18 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.06.2012
Schnitt
Raabe, Marc

Schnitt


ausgezeichnet

Erst elf Jahre ist Gabriel Naumann alt, als seine Neugier siegt und er in den Keller geht, dessen Betreten ihm sein Vater stets streng verboten hat. Er wird Zeuge eines grausamen Mordes und entkommt mit seinem kleinen Bruder David nur knapp aus dem brennenden Elternhaus. Seine schlimmen Erlebnisse verdrängt er komplett aus seinem Gedächtnis. Nunmehr 40 Jahre alt, lebt er glücklich mit der erfolgreichen Journalistin Liz Anders, die ein Baby von ihm erwartet. Dann wird Liz von einem Psychopathen entführt und die Erinnerung an jene verhängnisvolle Nacht ist seine einzige Chance, sie zu retten.

Meine Meinung:

Der in Köln lebende Marc Raabe legt hier mit „Schnitt“ seinen ersten Psychothriller vor und ihm gelingt damit ein sensationelles Debüt. Seine Erfahrungen im Bereich der Fernsehproduktion kann er dabei gekonnt einbringen. Überhaupt läuft der ganze Roman sehr bildhaft wie ein wahnsinnig spannender Film vor dem Auge des Lesers ab und es ist unmöglich das Buch wegzulegen, ist man einmal in der Handlung gefangen. Mit Berlin ist auch ein Schauplatz gewählt, der viel Wiedererkennungswert hat.

Relativ kurze Kapitel, die abwechselnd Einblick in die Situation von Gabriel, Daniel oder Liz bieten und oft mit einem Cliffhanger enden, verschaffen dem Roman ein gehöriges Tempo. Besonders gefallen hat mir, dass der Leser anfangs völlig im Dunklen tappt, was genau Gabriel nun eigentlich gesehen und erlebt hat. Diese Frage löst sich erst ganz zum Schluss. Auch bleibt lange ungewiss, inwieweit Gabriel, der ständig mit einer inneren Stimme in Person von Luke Skywalker, seinem Kindheitsheld, Zwiesprache hält, überhaupt zurechnungsfähig ist.

Polizeiarbeit wird im Roman allenfalls als stümperhaft beschrieben, was aber nicht schlimm ist, denn die Hauptfiguren, vor allem Liz, sind taff genug, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Die Grausamkeiten sind teilweise recht anschaulich beschrieben, weshalb der Leser hier nicht gar zu empfindsam sein sollte.

Insgesamt kann ich diesen Psychothriller nur wärmstens empfehlen. Endlich hatte ich mal wieder ein Buch in der Hand, dass mich von der ersten bis zur letzten Seite fesseln konnte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.05.2012
Zorn - Tod und Regen / Hauptkommissar Claudius Zorn Bd.1
Ludwig, Stephan

Zorn - Tod und Regen / Hauptkommissar Claudius Zorn Bd.1


sehr gut

Ein beschauliches Städtchen in Sachsen-Anhalt, welches nicht genauer definiert wird, bekommt es mit einem brutalen Mord zu tun. Außergewöhnlich dabei ist, dass der Täter sein Opfer offenbar mit Schmerzmitteln betäubt hat. Hauptkommissar Claudius Zorn und sein Partner Schröder werden mit den Ermittlungen beauftragt. Bald stellt sich heraus, dass auch der zuständige Staatsanwalt Sauer etwas zu verbergen hat. Ein zweites Opfer lässt nicht lange auf sich warten und die Polizei tappt komplett im Dunkeln. Oder sollte doch ein mysteriöser Selbstmord mit den Morden zu tun haben?

Meine Meinung:

Bei „Zorn – Tod und Regen“ handelt es sich um den Debüt-Roman des Hallenser Autors Stephan Ludwig. Der Verlag ist von dieser neuen Krimi-Reihe um Hauptkommissar Claudius Zorn offenbar so überzeugt, dass bereits die Fortsetzung „Zorn - Vom Lieben und Sterben“ für Oktober 2012 angekündigt und mit einer Leseprobe am Ende des Buches, die es wirklich in sich hat, belegt ist. Ich kann diese Entscheidung gut nachvollziehen, denn bei Zorn und Schröder handelt es sich wirklich um ein außergewöhnliches Ermittlerduo.

Zorn ist dabei ein Antagonist wie er im Buche steht. Selten hat man erlebt, wie jemand so unerträglich faul, stur, überheblich, von sich eingenommen und überhaupt mit der Welt im Unreinen ist. Nicht nur einmal kam mir der Gedanke, dass ich im Ernstfall hoffentlich nicht an so einen Ermittler gerate. Zwar unmerklich, aber er macht dann doch eine Entwicklung durch und könnte in den nächsten Bänden Sympathiepunkte gewinnen.

Das genaue Gegenteil und aus welchen Gründen auch immer Claudius Zorn total ergeben, ist der dicke Schröder. Er ist nicht so ein Schönling wie Zorn, kleidet sich unvorteilhaft, ist dafür aber hart im Nehmen, übermäßig intelligent und hat einen tollen Sinn für Humor. Die beiden so gegensätzlichen Charaktere sorgen dann in ihren Dialogen auch für das eine oder andere Schmunzeln.

Der Kriminalfall selber ist gut durchdacht und sorgt bis kurz vor Schluss für Überraschungen. Was mich allerdings gestört hat und zu einem Punkt Abzug verleitet ist, dass mal wieder die Ermittler nichts zur Aufklärung beitragen. Und das ist bei all der Genialität von Schröder und einer doch sehr offensichtlichen Verbindung schon verwunderlich. Auch muss ich dem Autor die Sache mit der Katze übelnehmen, weil sie schlicht unnötig ist und mir als Katzenliebhaber einen bösen Stich versetzt hat.

Zusammenfassend betrachtet kann ich aber das Buch guten Gewissens weiterempfehlen. Wenn man von den Marotten des Claudius Zorn absieht, bekommt der Leser hier einen in sich stimmigen Krimi, der sich kontinuierlich in der Spannung steigert und nicht zu viel Detailreichtum bei den Morden bietet, präsentiert.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.04.2012
Ich bin der Herr deiner Angst / Albrecht & Friedrichs Bd.1
Rother, Stephan M.

Ich bin der Herr deiner Angst / Albrecht & Friedrichs Bd.1


sehr gut

Die Ermittler Jörg Albrecht und Hannah Friedrichs werden zu einem Tatort im Hamburger Rotlichtviertel beordert. Das Opfer ist ein brutal zugerichteter Kollege, der verdeckt ermittelt hat. Kurz darauf wird die Leiche einer im Mutterschutz befindlichen Kollegin gefunden, die ebenfalls grausame Qualen vor ihrem Tod erlitten hat. Hat es ein Serienmörder auf das PK Königstraße abgesehen? Fieberhaft beginnt die Suche nach der Wahrheit. Unterstützung soll Prof. Dr. Hartmut Möllhaus vom Institut für Rechtspsychologie in Braunschweig bieten. Doch er ist das nächste Opfer. Endlich werden Parallelen zu dem 24 Jahre zurückliegenden „Traumfänger“-Fall deutlich. Doch der Täter befindet sich in Sicherheitsverwahrung und kann unmöglich die aktuellen Morde begangen haben. Um den Fall zu lösen, müssen sich die Ermittler auch ihren eigenen Ängsten stellen.

Meine Meinung:

Nach Ausflügen ins Fantasy-, Mystery- und Kirchen-Thriller-Genre legt Stephan M. Rother nun mit „Ich bin der Herr deiner Angst“ seinen ersten reinen Thriller vor. Das Buch ist mit knapp 600 Seiten nicht gerade dünn, aber es kommt beim Lesen keine Minute Langeweile auf. Durch äußerst brutale Morde, aber auch einem glänzend inszenierten Psychospiel a la Hannibal Lecter vs. Clarice Starling werden verschiedene Geschmacksrichtungen bedient. Wer ein wenig empfindlich ist, könnte sich an der Gewalttätigkeit stören, aber ich habe da relativ wenig Probleme, solange es ein Roman ist.

Hauptkommissar Albrecht entspricht natürlich in vollem Maße dem Klischee des überarbeiteten Ermittlers, der von seiner Frau verlassen wird und reflektiert diese Tatsache für meinen Geschmack etwas zu oft. Von ihm wird in der dritten Person erzählt. Selbst zu Wort kommt dagegen Hannah Friedrichs, was dem Roman durch die verschiedenen Sichtweisen erfrischende Abwechslung beschert. Dabei findet der Autor auch für beide Ermittler eine ganz individuelle Sprache, die die Unterscheidung erleichtert. Etwas sauer ist mir aufgestoßen, dass Albrecht sehr häufig als „Herr und Meister“ bezeichnet wird. Dies deutet auf einen Gotteskomplex, welcher noch nicht mal von ihm selbst ausgeht, der seinen beruflichen Leistungen widerspricht. Beide begehen schwerwiegende Fehler in ihren Handlungen, aber das macht sie auch menschlich.

Der „Traumfänger“ selbst, der sich für einen reinen Wissenschaftler hält, alsbald tief in die Ermittlungen mit einbezogen wird und dies für sein Psychospiel auf geniale Weise auszunutzen weiß, ist natürlich eine perfide, aber auch faszinierende Persönlichkeit. Ich mag solche intelligenten Täter ja und habe mich auf die oft ins philosophische abgleitende Reise gern mitnehmen lassen.

Überhaupt hat der Autor einen sehr schönen, bildhaften Schreibstil sowie einen außerordentlich großen Wortschatz, der das Lesen zu einem Vergnügen macht. Durch geschickt eingebaute Cliffhanger und vage Andeutungen an den Kapitelenden, bleibt die Spannung durchweg auf hohem Niveau.

Wem meine Darstellung Lust auf das Buch gemacht hat, dem würde ich empfehlen, vorab auch noch die Lesung des sehr sympathischen Autors auf Lovelybooks.de anzusehen, denn er verleiht seinen Protagonisten dort eine ganz eigene Stimme und lässt das Geschehen noch unheimlicher wirken.

Mich hat der vorliegende Thriller auf jeden Fall außerordentlich gut unterhalten und ich freue mich bereits auf weitere knifflige Fälle, die das PK Königstraße zu lösen hat.

4 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.04.2012
Eine Tat wie diese
Efaw, Amy

Eine Tat wie diese


sehr gut

Niemand hätte der 15-jährigen Musterschülerin Devon Davenport, die auch noch ein vielversprechendes Fußballtalent ist, so etwas zugetraut. Sie verheimlicht vor ihrer ganzen Umwelt eine Schwangerschaft und entsorgt ihr neu geborenes Baby in ihrer Verzweiflung in der Mülltonne vor ihrem Haus. Wie kam es zu dieser schrecklichen Tat? Erst in der Untersuchungshaft mit Aussicht auf eine lebenslange Haftstrafe wegen Mordes besinnt sich Devon langsam und lässt in Gesprächen mit ihrer Anwältin und einer Psychologin die Mauern bröckeln, die sie um sich errichtet hat. Aufgedeckt wird dabei die Geschichte eines Mädchens, das nur eines wollte, nie so werden wie ihre Mutter.

Meine Meinung:

Amy Efaw, die selbst fünf Kinder hat, nimmt sich mit „Eine Tat wie diese“ eines schwierigen Themas an. Es ist absolut keine Seltenheit, dass Teenager die Mütter werden, zu Kurzschlusshandlungen neigen und im schlimmsten Fall verliert dabei das Kind sein Leben. Wenn man von solchen Taten hört, ist man schlicht nur geschockt und kann keinerlei Verständnis dafür aufbringen. Aber man steckt nicht drin in so einem Mädchen und nur selten erfährt man Näheres über die Hintergründe. Aber genau dies ist in diesem Buch der Fall, weswegen ich es gerade jungen Mädchen zwischen 13 und 17 sehr ans Herz legen möchte.

Sehr feinfühlig begleitet die Autorin die junge Devon vom erschreckenden Tag der Tat, über ihren Aufenthalt im Jugendgefängnis bis zur Gerichtsverhandlung, die darüber entscheiden soll, ob das Mädchen nach Jugend- oder Erwachsenenrecht verurteilt wird. Auch wenn man aufgrund der Erlebnisse von Devon mit ihrer Mutter ein gewisses Verständnis für ihre Tat aufbringen kann, so ist sie doch nicht von der Schuld freizusprechen und sie kommt schlussendlich selbst zu dieser Einsicht, was mir sehr gefallen hat. Sie will die Verantwortung übernehmen und sich nicht aufgrund eventueller Verfahrensfehler durchmogeln. Im Endeffekt zeigt dies, wie sehr Devon in den wenigen Wochen seit der Geburt gereift ist. Eine Entwicklung, die ich ihrer Mutter komplett abspreche. Diese hat bis zum Schluss nichts begriffen und ich kann Devons Wunsch, nie so wie sie werden zu wollen nur zu gut verstehen.

Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd, die Geschichte berührt und lässt wohl niemanden kalt. Dabei ist der Aufbau sehr geschickt gewählt, indem nach und nach immer mehr Puzzleteile an die richtige Stelle fallen und in Form von Flashbacks, die Devon hat, die Wahrheit schließlich ans Licht kommt.

Insgesamt ein emotional sehr betroffen machendes Buch, was noch lange nachwirkt.

Bewertung vom 27.03.2012
Starters / Callie Bd.1
Price, Lissa

Starters / Callie Bd.1


ausgezeichnet

Durch einen Krieg mit biochemischen Waffen sind in einer nicht allzu fernen Zukunft alle Menschen zwischen 20 und 60 gestorben, weil sie am widerstandsfähigsten galten und somit zu spät geimpft wurden. Es gibt nur noch ältere Menschen, Enders genannt, die mittlerweile eine Lebenserwartung von fast 200 Jahren erreichen, und Teenager, die als Starter bezeichnet werden.

Die 16jährige Callie ist ohne Familie und schlägt sich mit ihrem 7jährigen lungenkranken Bruder auf der Straße mehr schlecht als recht durch. Um ihm medizinische Versorgung und ein Heim zu verschaffen, sieht sie nur einen Ausweg, nämlich ihren Körper an greise Menschen zu vermieten, die sich noch einmal jung und schön fühlen wollen. Die geheimnisvolle Firma Prime Destinations bietet diesen Service gegen gute Bezahlung an. Doch bei ihrem dritten und eigentlich letzten Einsatz geht etwas schief. Callie erwacht vorzeitig und erfährt das Unfassbare, sie soll als Mordinstrument missbraucht werden, um einen noch viel grauenvolleren Plan zu vereiteln.

Meine Meinung:

Der Roman „Starters“ von Lissa Price gilt als das höchstgehandelte Debüt der letzten Jahre. Meiner Meinung nach zurecht. Bereits von der ersten Seite an wird ein Tempo angeschlagen, dass den Leser keinen Augenblick zu Atem kommen lässt. Keine ewigen Beschreibungen von Landschaftseindrücken, keine seitenweisen Inneneinblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonistin, kein außerordentlich komplizierter Weltenaufbau. Es geht einfach Schlag auf Schlag und das ist gut so, zumindest für meinen Geschmack.

Da der Roman in der Ich-Form aus Sicht von Callie geschrieben ist, bekommt man ausreichend Einblick in ihre Gedanken und kann ihre Handlungen gut nachvollziehen. Sie ist ein liebenswerter Charakter, der sich aufopfernd um den kleinen Bruder kümmert und dabei kein Risiko scheut. Allein die Grundidee mit der Übernahme von jungen Körpern durch teilweise uralte Menschen ist schon faszinierend, aber auch echt gruselig, wenn man sich näher hineinversetzt. Mit dem Old Man wurde ein vielschichtiger Bösewicht geschaffen, der bestimmt in der Fortsetzung „Enders“ noch zu überraschen weiß, worauf auch schon der Cliffhanger am Ende des Buches hinweist.
Ein paar kleine Logiklöcher weist der Weltenaufbau schon auf, vor allem wenn man bedenkt, dass die Enders durch moderne Medizin bis zu 200 Jahre alt werden können. Unwahrscheinlich ist daher, dass es so viele Teenager ohne Verwandte gibt. Dieses kleine Wermutströpfchen kann ich jedoch aufgrund der rasanten Spannung und der vielen überraschenden Wendungen gern verschmerzen.

Eine kleine Dreiecks-Liebesgeschichte gibt es auch, die aber bisher noch nicht weiter zum Tragen kommt, jedoch das Interesse an der Fortsetzung weiter anheizt. Für mich ist „Starters“ eine der besten Dystopien, die ich bisher zu lesen das Vergnügen hatte und ich freue mich bereits jetzt sehr auf die Fortsetzung, die für das Frühjahr 2013 angekündigt ist.

Bewertung vom 21.03.2012
Flammender Zorn / Die Tribute von Panem Bd.3
Collins, Suzanne

Flammender Zorn / Die Tribute von Panem Bd.3


ausgezeichnet

Nur knapp und schwer verletzt konnte Katniss Everdeen von den Rebellen aus der Arena der letzten Hungerspiele gerettet werden. Sie wird aufgepäppelt und soll fortan werbewirksam als Symbolfigur der Rebellion eingesetzt werden. Katniss willigt nur unter der Bedingung ein, dass ihre Mitstreiter in der Arena straffrei ausgehen, allen voran Peeta Mellark, der zwischenzeitlich vom Kapitol grausam gefoltert wurde, um sie zu brechen. Außerdem ist ihr Zorn nach der vollständigen Vernichtung ihrer Heimat, Distrikt 12, dermaßen groß, dass sie unbedingt persönlich den Pfeil abschießen möchte, der den Tod von Präsident Snow und damit das Ende der jetzigen Regierung besiegelt. Ihr Jugendfreund Gale steht ihr zur Seite und ein gnadenloser Kampf um die Freiheit nimmt seinen Lauf.

Meine Meinung:

Noch vor Start des ersten Kinofilms zu „Die Tribute von Panem“, auf den ich schon unheimlich gespannt bin, habe ich es nun geschafft, den letzten Teil der Trilogie "Flammender Zorn“ zu lesen. Vorab, ich kann die vielen negativen Meinungen, die man nicht umhin kommt zu lesen, nur schwer nachvollziehen.

Gegenüber den ersten beiden Bänden hat der dritte Roman sicher einige Schwächen, aber dennoch hat er mich genauso berührt, gefesselt und im Unterbewusstsein beschäftigt, wie die Vorgängerbände. Das Buch ist für Leser ab 14 Jahren ausgelegt, was eine sinnvolle Empfehlung ist, da Gewalt und Brutalität hier noch mehr zum Tragen kommen als bisher. In den Arenen war das gegenseitige Töten genauso erschütternd, aber am Ende immer noch Teil des Spiels. Jetzt ist es sozusagen ein Krieg auf offener Straße, den keiner verlieren möchte. Es musste noch eine Steigerung geben, sonst wäre es nicht glaubhaft gewesen. Andererseits sollten Eltern sich vielleicht doch erst selbst ein Bild machen und dann schauen, ob sie es ihren Kinder bereits zumuten können.

Sehr gut fand ich, dass es nicht ein reiner Kampf Gut gegen Böse war. Beide Seiten sind mit unfassbaren Methoden und Kalkül in die Schlacht gezogen und haben unschuldige Opfer in Kauf genommen. Der Verlust einiger sehr lieb gewonnener Personen ist unsagbar schmerzhaft, aber führt letzten Endes dazu, dass die Hauptfigur so handelt, wie sie es tut.

Sicher hätte die Liebesgeschichte zwischen Katniss, Peeta und Gale noch ein wenig weiter ausgebaut werden können, aber ich habe dies in der Geschichte nie als Schwerpunkt gesehen und gerade die leisen Töne gefallen mir. Trotz aller Folter und Grauen, die Peeta durchmachen muss, ist seine Liebe nie ganz erloschen. Das Ende mag ein wenig melancholisch machen, ich hatte tatsächlich eine Träne im Augenwinkel, es macht aber auch Hoffnung und regt zum Nachdenken an.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Panem-Trilogie mit zum Besten gehört, was ich in diesem Bereich je gelesen habe. Sie fällt nicht bereits im zweiten Teil schon stark ab, wie ich es gerade bei einigen hochgelobten Serien erleben muss, und bietet bis zur letzten Seite spannende und aufwühlende Lesestunden.

142 von 273 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.02.2012
Weil ich euch liebte
Barclay, Linwood

Weil ich euch liebte


sehr gut

Sheila, die Mutter der achtjährigen Kelly und Ehefrau von Glen Garber reißt bei einem Unfall in volltrunkenem Zustand zwei weitere Menschen aus ihrem Leben. Kurz darauf stirbt eine sehr gute Freundin von ihr unter mysteriösen Umständen. Glen, dem das Verhalten seiner Frau schleierhaft ist, entdeckt weitere Ungereimtheiten und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Nicht nur einer seiner Freunde und Nachbarn scheint ein Geheimnis vor ihm zu verbergen.

Meine Meinung:

Der neue Thriller vom Autor des internationalen Bestsellers „Ohne ein Wort“ ist solides Machwerk. Durchgängig flüssig zu lesen, bietet er viel Freude am Miträtseln. Den größten Teil der Story erfährt man aus Sicht von Glen Garber, der sehr sympathisch rüberkommt, ebenso wie seine kleine Tochter Kelly, die für ihre acht Jahre allerdings schon sehr reif wirkt.

Die Darstellung, welche weiten Kreise eine vergleichsweise kleine Markenrechts-verletzung ziehen kann, war für mich sehr interessant zu lesen. Irgendwie hat jeder der Protagonisten in der Kleinstadt Milford Dreck am Stecken. Dies bietet natürlich jede Menge Verdächtige und man meint den Hintergründen schnell auf der Spur zu sein. Jedoch gelingt es Linwood Barclay bis ganz zum Schluss, immer noch überraschende Wendungen aus dem Hut zu zaubern.

Hier liegt aber auch der Hund begraben, denn am Ende hat man das Gefühl, dass es alles ein wenig viel war, der Autor sich quasi in der Pflicht fühlte, jetzt alles noch mal toppen zu müssen. Auch ist dem Zufall ein wenig zu oft nachgeholfen worden. Dennoch kommt nach der Lektüre keine Enttäuschung auf, denn „Weil ich euch liebte“ bietet durchgehend spannende Unterhaltung.